Kapitel 21: Verhängnis
Severus saß an seinem Schreibtisch und schlug verzweifelt die Hände vors Gesicht. 'Was soll ich nur tun?' Immer wieder ging die Frage durch den Kopf.
Sollte er Dumbledore anlügen? Ihm war klar, dass der Direktor ebenfalls gespalten war, was ihn und Stella anging. Er hatte ja auch zu Severus gesagt, dass er ihm seine Liebe gönnt, aber dass es einfach nicht sein dürfte. Zumindest so lange, wie Stella noch seine Schülerin war.
Eigentlich wollte er Dumbledore nicht anlügen, doch seine Sehnsucht nach ihr was so groß, dass er es kaum ohne Stella aushielt! Wie sollte er es schaffen, sie ständig zu sehen, und sie nicht berühren zu können? Er hatte schon so lange darauf warten müssen!
Er seufzte, lehnte sich zurück und schloss seine Augen. Er hatte noch einen Moment Zeit, darüber nachzudenken und den wollte er nutzen.
***
Stella saß auf ihrem Bett und las den Brief, den sie gerade von einer Eule gebracht bekommen hatte.
Liebe Stella,
wie geht es Dir? Du hast schon so lange nichts mehr von Dir hören lassen! Bald ist ja Weihnachten. Kommst Du nach Hause?
Bitte melde dich!
Deine Eltern
Stella schämte sich fast ein wenig. Es stimmte wirklich. Sie hatte ihren Eltern nicht sehr oft geschrieben. Über Weihnachten hatte sie noch gar nicht nachgedacht. Eigentlich hatte sie nicht sonderlich Lust nach Hause zu fahren. Sie wollte hier bleiben, sie wollte mit Severus die Zeit verbringen! Und wann ginge das am Besten? In den Weihnachtsferien!
Sie wollte erst mit Severus darüber reden, und dann ihren Eltern zurückschreiben.
Nervös blickte sie immer wieder auf die Uhr und hoffte, dass die Stunden doch endlich rumgehen würden. Sie wollte endlich wieder in seine Arme sinken, sie wollte wieder in seine unergründlichen Augen blicken.
Kurz bevor sie sich auf den Weg zu ihm machte, ging sie noch in ihr Bad, sie hatte eine kleine Überraschung für ihn.
***
Severus hatte die Zeit damit verbracht, sich Gedanken zu machen, wie er handeln sollte. Er wusste es einfach nicht, und beschloss, erst einmal abzuwarten, wie es war, wenn er Stella am Abend wiedersehen würde.
Die Zeit verging und schon klopfte es an seiner Tür.
Severus atmete tief durch und öffnete sie.
***
Stella strahlte ihn an. Ihr Herz raste und die Schmetterlinge in ihrem Bauch schlugen Purzelbäume. Severus zog sie rasch in sein Zimmer hinein und verschloss die Tür mit einem Extra-Zauber. Sie sahen sich einfach nur stumm an.
Eigentlich wollte Severus gleich mit ihr über die Sache mit dem Paragraphen sprechen. Doch jetzt, wie sie so vor ihm stand und ihn erwartungsvoll anblickte, konnte er es nicht!
Er hatte nur den einen Wunsch, sie wieder, wie in der vorhergegangen Nacht zu lieben!
Stella lehnte an der schweren Tür und konnte nicht aufhören ihm in die Augen zu schauen. Unter seinem Blick verschwand alles andere um sie herum und sie wollte nur noch in seinen Armen liegen.
Immer noch wortlos trat Severus auf sie zu, zögerte einen Moment und riss sie dann stürmisch in seine Arme. Stella war einen Moment irritiert, doch dann ließ sie sich von ihm mitreißen und erwiderte leidenschaftlich seinen Kuss.
Er nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und begann ihr ganzes Gesicht mit zärtlichen Küssen zu übersähen. Wieder und wieder trafen sich ihre Lippen, verschlangen sich ihre Zungen ineinander und konnten sich kaum von einander lösen.
Heftig atmend sahen sie sich wieder in die Augen und Severus zog sie in sein Schlafzimmer. Stellas ganzer Körper bebte und sie stoppte ihn, als er sie auf das Bett ziehen wollte. Immer noch hatten sie noch kein Wort miteinander gesprochen.
Sie drückte ihn fest auf das Bett und trat einen Meter zurück. Sie sah die glühende Leidenschaft in seinen Augen. Doch sie wollte sich Zeit lassen! Unendlich Zeit!
Doch irgendwann konnten beide ihre Leidenschaft nicht mehr zügeln und sie fielen übereinander her, als ob es das erste - und letzte Mal wäre, das sie zusammen wären.
In dieser Nacht sollten sie sich noch öfters intensiv lieben und für beide war es das schönste, was sie je erlebt hatten.
***
Stella räkelte sich müde, aber glücklich und öffnete die Augen. Wo war Severus?
Verschlafen setzte sie sich auf und erblickte ihn, bereits vollständig angekleidet, in seinem Sessel.
Er schenkte ihr ein zärtliches Lächeln, doch gleich darauf wurde sein Blick wieder ernst.
„Guten Morgen!“, sagte Stella leise und strahlte ihn glücklich an.
„Guten Morgen!“, antwortete er und stand auf, um sich zu ihr auf das Bett zu setzen.
Bevor Severus irgend etwas sagen konnte, zog Stella ihn nah an sich und küsste ihn. Er erwidere den Kuss kurz, drückte sie dann jedoch von sich weg.
„Was ist denn?“, fragte sie verwundert.
„Wir müssen reden!“, flüsterte er und sah sie besorgt an. Stella setzte sich auf und die Decke rutschte ihr herunter, über die Brust. Severus hob seine Hand und zog die Decke wieder zurück, als ob er es nicht ertragen konnte, sie nackt zu sehen.
„Severus, was ist los?“, fragte sie ihn nun schon leicht panisch. Irgend etwas in seinem Blick ließ eine ängstliche Übelkeit in ihr aufsteigen.
„Wir, wir dürfen uns nicht mehr sehen! Eigentlich -", er hob seine Hand und ließ sie über ihre Wange streicheln, "- hätte das letzte Nacht schon gar nicht mehr geschehen dürfen!“ Er seufzte laut auf.
„Aber warum denn?“, fragte sie flehend.
„Dumbledore! Er, er weiß alles! Wir wurden beobachtet!“
„Was? W-Wer?“, rief Stella entsetzt. Hatten Harry und Ron doch geplaudert?
„Peeves, der unnütze Hausgeist hat uns gesehen! Das Erstbeste, was er getan hat, war zu Dumbledore zu stürzen und uns zu verraten!“
„Oh, nein!“, wimmerte Stella und Severus nahm sie in seine Arme. Ihr Kopf lag auf seiner Schulter und Tränen rannen über ihre Wangen. „Und nun?“, fragte sie matt.
"Es gibt da einen Paragraphen. Wir dürfen uns nicht mehr sehen! Oder besser gesagt wir dürfen unsere Beziehung für einige Monate nicht mehr weiterführen! Ansonsten kann ein Entliebungs-Zauber über uns gelegt werden. Dieser Paragraph ist unser Verhängnis!“, fügte er noch bitter hinzu.
„Entliebungs-Zauber?“ Stella klammerte sich schluchzend an Severus. „Wie sollen wir das denn aushalten? Uns sehen aber nicht lieben?“
„Ich weiß es auch nicht!“, murmelte er und dachte: 'Im Moment geht mir diese Vorstellung, sie zu sehen und nicht berühren zu dürfen, über meine Kräfte!' Er sagte es nicht, da er es nicht noch schwerer machen wollte.
Er seufzte und drückte sie von sich weg um ihr in die Augen zu sehen. „Stella, meine Liebe, wir müssen es irgendwie versuchen, verstehst du? Und wenn wir es wollen, dann schaffen wir es auch!“
„Ich, ich muss das erst einmal irgendwie verdauen“, sagte sie unendlich traurig.
Severus küsste ihr zärtlich eine Träne vom Auge und stand auf. „Wir sehen uns beim Frühstück!“
Er sprach einen kurzen Zauberspruch und Stella hatte wieder ihre Kleidung an. Die Realität überfuhr sie nun mit solch einer entsetzlichen Grausamkeit, dass sie gar nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Wie betäubt stand sie auf.
Zum Glück war Samstag und sie hatten keinen Unterricht. Ohne Severus anzublicken lief sie an ihm vorbei, zur Tür.
„Würdest du sie bitte öffnen?“, flehte sie ihn weinerlich an. Doch er tat nichts, sondern lief rasch zu ihr und umklammerte ihre Schultern.
„Lass mich eines sagen“, flüsterte er ihr ins Ohr, „die letzten zwei Nächte waren die schönsten meines ganzen Lebens - und Stella …..!“, er drehte sie um, so dass sie ihm in die Augen blicken musste. Er schluckte einen Moment. „Ich liebe dich!“
Dann öffnete er die Tür und schob sie, ohne eine Antwort zu erwarten, nach draußen, auf den Flur.
Zitternd lehnte sie sich gegen die Wand und flüsterte: „Ich dich auch, Severus!“
***
Trotz seines Geständnisses fühlte sich Stella ausgelaugt und leer. Als ob jemand ihr ein Stück ihrer Seele entrissen hatte. Langsam schleppte sie sich zum Gryffindor-Turm.
Als sie oben in ihrem Zimmer ankam, hatte Stella einen Entschluss gefasst.
Sie griff nach ihrem Schreibzeug und begann einen langen Brief zu schreiben.
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