Die Austauschschülerin

 

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Kapitel 20: Der Paragraph



Stella stand auf, wickelte sich ihre Decke um den Körper, schlich leise zu dem breiten Fenstersims und ließ sich darauf nieder. Sie lehnte mit dem Rücken an der Seitenwand und streckte ihre Beine auf dem kalten Stein aus. Sie konnte immer noch nicht so ganz glauben, was geschehen war. 'Ich habe wirklich mit Severus geschlafen!' Immer wieder und wieder rief sie sich die erlebten Dinge in den Kopf und sehnte sich wieder in seine Arme zurück. Ihr Blick schweifte über Hogwarts Ländereien, die unter dem Vollmond gut zu erkennen waren. Sie fragte sich, wie es jetzt weitergehen würde. Stella wusste, dass sie es vorerst geheim halten mussten. Aber war es überhaupt noch geheim? Neben Lavender, von der sie wusste, dass sie nie etwas sagen würde, wussten es ja nun auch noch Ron und Harry! 'Sagen die beiden irgendwas?', fragte sie sich ständig. Sie hoffte inbrünstig, dass sie schweigen würden! Stella schreckte hoch, als sie im Zimmer ein Geräusch vernahm. Anscheinend war Lavender aufgewacht. Sie beobachtete, wie ihre Freundin gähnend aufstand und zur Toilette ging. Minuten später kehrte sie zurück und sah geradewegs zu Stella hin.

"Stella! Was machst du hier?" Anscheinend war Lavender nun vollkommen wach geworden und lief zu ihr, setzte sich ihr gegenüber hin und schlüpfte unter das andere Ende von Stellas Decke. "Wieso bist du nicht bei Snape? Sie grinste. "Ich hatte heute Nacht eigentlich nicht mehr mit dir gerechnet!"
"Ich, ich war bei ihm! Oh, Lavender, es war so wunderschön!" Stella sah, wie das Gesicht ihrer Freundin einen verzückten Ausdruck annahm und sie laut seufzend sagte: "Oh, wie wundervoll! Ihr habt es getan! Ich kann's ja kaum glauben! Das wurde aber auch endlich mal Zeit! War es gut?"
Manchmal hasste Stella Lavenders direkte Art, musste dann aber grinsen.

Inzwischen hatte sich Lavender ausgemalt, wie Snape denn wohl so als Liebhaber wäre und je länger sie darüber nachdachte, umso weniger schlimm fand sie es. Nicht, dass sie mit Stella hätte tauschen wollen, aber sie dachte daran jetzt nicht mehr mit der Gänsehaut, die der Gedanke ihr am Anfang verursacht hatte.

Stella seufzte ebenfalls und schaute verklärt nach draußen. "Ich kann es nicht erklären, es war wie ein Traum, nur dass er Wirklichkeit geworden ist! Wenn du mir das am Anfang gesagt hättest, dass ich irgendwann mal mit ihm ...! Ich hätte das nie geglaubt!"
"Ich sag's ja", erwiderte Lavender trocken, "was sich liebt, das neckt sich!"
"Aber es gab einen kleinen Zwischenfall!", sagte Stella leise. "Zwischenfall?"
Dann erzählte Stella ihr von Harry und Ron und dass die beiden jetzt auch alles wussten. "Meinst du, sie halten dicht?"

Lavender nickte. "Die werden nichts sagen, glaube es mir! Sie werden es zwar niemals verstehen, aber sie werden nichts sagen! Weil sie viel zu große Angst haben, dass Snape herausfinden würde, dass sie dir aufgelauert haben! Mit der Strafe wäre nicht zu spaßen!"

Irgendwann krochen die Beiden dann doch wieder in ihre Betten und sogar Stella schlief irgendwann, sehr glücklich, ein.

***



Albus Dumbledore überlegte ständig hin und her, was denn nun zu tun sei. Er hatte mit so etwas keinerlei Erfahrung. Er beschloss, erst einmal abzuwarten und zu beobachten. Er überlegte, was er denn nun mit Peeves tun sollte. Wenn er ihn wieder aus dem Zauber befreien würde, würde er sofort lossausen und im ganzen Schloss rumschreien was er gesehen hatte. Also verfrachtete er den leblosen Geist in seinen Schrank. Darüber würde er sich später Gedanken machen.

Als er am Morgen zum Frühstück ging, saß Severus bereits an seinem Platz. Er schien richtig gutgelaunt zu sein, was bei Snape äußerst selten vorkam.
"Guten Morgen Severus!"
Dieser sah zum Direktor auf und erwiderte: "Einen wunderschönen Morgen, Direktor!"

'Da hat sich Severus wohl gleich ein wenig zu seinem Vorteil gewandelt!', dachte der Direktor und ließ sich an seinem Platz nieder. Er bestrich sich sein Brot mit Honigbutter und ließ seine Augen unablässig durch die große Halle schweifen. Da endlich betrat Stella Maris zusammen mit Lavender Brown die Halle. Er sah, wie Miss Maris sofort zum Lehrertisch schaute und Snape fixierte. Ein kleines Lächeln huschte ihr über das Gesicht. Sofort wandte sich Dumbledore zu Snape, da er dessen Reaktion sehen wollte. 'Das ist ja unglaublich! Severus lächelt?', dachte er, noch verwunderter als gerade schon.

***



Severus konnte nicht wiederstehen. Er musste einfach zurücklächeln. Zwar kein breites Lächeln aber dennoch schenkte er ihr ein kleines. Er war extra früher zum Frühstück gekommen, damit er Stella beobachten konnte, wenn sie die Halle betrat. Solche Gefühle hatte er noch nie in seinem Leben gehabt. Er fühlte sich aufgewühlt und glücklich. 'Bin das wirklich ich, der so fühlt?' Er hatte die restliche Nacht noch wachgelegen und viel über das Geschehene nachgedacht. Er war sich nicht sicher, ob es richtig war, was passiert war. Aber er wusste, dass es irgendwann hätte geschehen müssen. Er bereute es auf keinen Fall. Stella war eine erwachsene Frau und sie hatte sich ihm aus freien Stücken hingegeben, wie er es auch getan hatte. Während des Frühstücks schenkten sie sich immer wieder Blicke.

Stella seufzte und Ron und Harry stießen sich immer wieder gegenseitig in die Rippen, weil sie nicht fassen konnten, was da gerade mit Snape passierte.
"Könnt ihr bitte mal aufhören, euch so kindisch zu benehmen?", zischte sie den beiden leise zu. Durch ihr dämliches Verhalten würden sie noch alles kaputtmachen!

"Entschuldigung, Stella!", murmelte Ron, musste aber immer noch grinsen. Er hatte gerade gesehen, dass Snape Stella angelächelt hatte und das war doch zu ulkig.

Stella hingegen traten Tränen in die Augen. Es ärgerte sie zutiefst, dass die beiden davon wussten. Sie hatte genug von Rons Gekicher. Sie drehte sich zu Lavender hin, die ihrerseits die Jungen böse anschaute.

"Wie alt seit ihr?", fragte sie die beiden. Zwölf oder dreizehn? Mit Sicherheit nicht siebzehn! Ihr benehmt euch echt wie Pubertierende! Komm Stella, wir gehen!"

Die beiden standen auf und würdigten den beiden Hauskameraden keinen Blick mehr. Vielmehr sah Stella noch einmal zu Snape, der in diesem Moment aber leider in ein Gespräch mit Remus Lupin vertieft war. Sie ließ den Kopf hängen. Sie hatten heute keine Zaubertränke, das würde heißen, dass sie ihn heute nicht mehr zu Gesicht bekommen würde!

Langsam verließ sie mit Lavender die Große Halle. Irgendwie schien es ihr, dass sie gerade aus ihrem schönen Traum erwacht war und mit voller Wucht wieder mit der Gegenwart konfrontiert wurde.

***



Albus Dumbledore beobachtete beide mit Adleraugen. Sie hatten sich immer wieder Blicke zugeworfen, dann hatte Miss Maris anscheinend eine Auseinandersetzung mit Harry Potter und Ron Weasley. Gerade verließ sie ziemlich aufgebracht die Halle. 'Wissen die Jungen etwa etwas?' Als er nun zu Snape sah, schien dieser in ein Gespräch mit Lupin vertieft, er hatte anscheinend nichts von der Streiterei mitbekommen.

Dumbledore hatte beschlossen, erst einmal noch zu schweigen. Zudem wollte er erst einmal die Schulstatuten studieren, was darin zu diesem Thema stand. Seufzend stand er auf und begab sich in sein Büro.

***



Stella sah Severus erst wieder im Flur. Zwischen einem Stundenwechsel begegneten sie sich kurz. Sie ließ ihre Klassenkameraden vorlaufen und verlangsamte ihren Schritt. Severus griff nach ihrem Arm und zog sie in ein Zimmer, vor dem sie standen. Zärtlich streichelte er ihr über die Wange. "Du fehlst mir, seit du von mir weg bist!", murmelte er leise.
"Du mir auch!", antwortete Stella ebenso leise und sie stellte sich auf die Zehenspitzen um ihn zu küssen.
"Das dürfen wir nicht tun!", sagte Severus zärtlich. "Sonst komme ich ja gar nicht mehr dazu, zum Unterrichten!"
"Sehen wir uns heute Abend?", fragte Stella vorsichtig.
"Ja! Kannst du um zwanzig Uhr bei mir sein?"
Sie nickte stumm. Beide verließen wieder den Raum und ihre Wege trennten sich.

***



Der Schuldirektor studierte angespannt die Schulstatuten und war nicht sonderlich erfreut, was er da zu lesen bekam.

§ CCXVI

Sollte es zwischen Lehrkörper und Student zu einer engeren Verbindung kommen, so muss eine der Personen die Anstalt verlassen, oder sie müssen sich bis auf weiteres voneinander fern halten. Sollten die betreffenden Personen sich nicht an den Paragraph halten, so muss ein Entliebungs-Zauber über beide Personen verhängt werden.

Dumbledore seufzte laut auf. Das konnte doch alles nicht wahr sein! Insgeheim freute er sich für Severus. Er kannte ihn nun schon lange und er fand, dass er es auch einmal verdient hatte glücklich zu sein. Auch wenn er es nicht sonderlich gerne sah, dass es ausgerechnet eine Schülerin war, die sein Herz erwärmt hatte.

'Wie lange geht das schon so mit den Beiden?' Er bekam keine Antwort. 'Ich muss mit Severus reden!' Er schrieb ein Pergament mit einer Nachricht an ihn und rief eine Hauselfe, die die Nachricht an Snape überbringen sollte.

***



Severus unterrichtete gerade eine vierte Klasse Ravenclaw und Hufflepuff als es an der Tür Klopfte. "Herein!", sagte er mit seiner energischen Stimme und die Elfe huschte in den Raum.
"Sir, ich habe eine Nachricht für Sie, Professor Snääpe, Sir! Von Professor Dumbledore, Sir!" Sie reichte ihm verschüchtert das Pergament.
"Du kannst gehen!", sagte er kalt zu der Elfe und sah verwundert auf das Pergament. 'Warum schickt mir Dumbledore in den Unterricht eine Nachricht? Was ist denn so dringend?' Er sah auf und merkte, dass alle aufgehört hatten in ihren Kesseln zu rühren und interessiert zu ihm hinstarrten.

"Los!", fauchte er in üblicher Manier. "Weiterrühren!" Severus lief zu seinem Pult und setzte sich. Irgendwie hatte er das Gefühl, dass diese Nachricht nichts Gutes bedeutete. Er entfaltete das Pergament und begann zu lesen.

Lieber Severus,

bitte kommen Sie nach dem Unterricht unverzüglich in mein Büro. Wir haben miteinander zu reden!

Albus Dumbledore


'Weiß er irgend etwas?', fragte sich Snape bange und dachte kurz nach, wie er die Sache mit ihm und Stella herausbekommen hatte. Ihm schien es, dass die Stunde überhaupt kein Ende nahm. Zaubertränke interessierten ihn im Moment so wenig wie Wahrsagen und er jagte die Schüler zehn Minuten vor Ende aus dem Raum. Er musste nachdenken, was er Dumbledore sagen wollte. 'Soll ich ihn anlügen?' Das konnte er einfach nicht. Er hatte dem alten Zauberer so viel zu verdanken und er wusste, dass Dumbledore eine Lüge enttarnen würde. Wenn er wollte, konnte er von ihm verlangen, das Wahrheitsserum zu trinken. Dann würde er sowieso alles erfahren und wäre dann noch enttäuschter von Severus. Er seufzte und machte sich auf den Weg zu Dumbledores Büro.

***



"Herein!", rief der Direktor und sah erwartungsvoll zur Tür. "Ah, Severus! Danke, dass Sie so schnell kommen konnten! Setzen wir uns doch vor den Kamin!"

Severus nickte ihm stumm zu und ließ sich in einem der Sessel nieder.
"Tee, Severus!"
"Gerne", antwortete dieser leise. Er fühlte sich ziemlich unwohl in seiner Haut. Severus war kein Mensch, der gerne um den heißen Brei redete, also fragte er direkt: "Was gibt es denn so wichtiges, Sir?"

Dumbledore atmete noch einmal tief durch und sah Snape scharf an. "Nun, mir sind da gewisse 'Dinge' über Sie und Miss Maris zu Ohren gekommen!"

Severus schloss einen Moment die Augen. 'Ich habe es geahnt!' "Und das wäre?" fragte er.
Dumbledore erhob sich, öffnete seinen Schrank und holte den, immer noch, erstarrten Peeves heraus. Er sprach einen kurzen Zauber und Peeves begann sich wieder zu rühren. Er erhob seine jauchzende Stimme. "Ah, da ist er ja, der Übeltäter!", rief Peeves erfreut. "Werfen Sie ihn jetzt raus?", fragte er erfreut.

"Nichts dergleichen, Peeves, aber ich möchte, dass du Professor Snape erzählst, was du gesehen hast!"
"Aber gerne!", jauchzte der Geist und schwebte zu Severus hin, der ihm einen kalten, angewiderten Blick schenkte.

"Ich habe dich gesehen! Wie du dich an ihr vergriffen hast. Wie du sie geküsst hast!"

Severus war inzwischen wütend aufgesprungen und schrie nun empört: "Ich habe mich nicht an ihr vergriffen!" Er war unendlich wütend. Aufgebracht drehte er sich zu Dumbledore. "Wie kann es sein, dass Sie einem Geist mehr glauben, als mir!"

"Ich habe nicht behauptet, dass ich ihm glaube, Severus! Ich wollte nur, dass Sie hören, was er zu sagen hat!"

Peeves schwebte langsam zur Tür, dies war die Gelegenheit für ihn. Er wollte so schnell wie möglich durch das Schloss flitzen und herauspoltern was er wusste. Doch bevor er irgend etwas sagen konnte, hob Dumbledore seinen Zauberstab und verhängte über den Geist einen "Stummzauber". Er konnte zwar seinen Mund öffnen, nur kamen dort jetzt keine Töne mehr raus. Entsetzt griff er an seine, nicht vorhandene, Kehle und starrte den Direktor flehend an.

"Wenn du dich die nächsten Monate anständig benimmst, erlöse ich dich wieder von dem Bann! Jetzt geh!"
Peeves riss immer wieder seinen Mund auf, und Dumbledore war sich sicher, dass es sich grausig anhören würde, wenn er nun seine Sprache wieder hätte.

Dann waren er und Severus wieder alleine.

"Dann sagen Sie mir doch die Wahrheit, Severus! Was ist daran wahr?"

Severus seufzte und wusste, dass er nur die Wahrheit sagen konnte und begann ihm alles zu erzählen. Er war fast erleichtert, dass er sich endlich mal jemanden mitteilen konnte.

Dumbledore hatte sich alles ruhig angehört und dachte eine Weile nach, nachdem Snape geendet hatte. "Nun, Severus! Ich verstehe Ihre Gefühle, aber leider gibt es da einen Paragraphen, der sich mit dieser Thematik beschäftigt." Es tat Dumbledore in der Seele weh, dass er so handeln musste, aber es war seine Pflicht.

"Einen Paragraphen?"

"Ja!" Dumbledore reichte ihm das Pergament, auf dem das Gesetz verzeichnet war und er las es entsetzt.

Ein schreckliches Gefühl durchströmte ihn. Musste er nun von Hogwarts weg? Der Direktor schien seine Gedanken zu lesen und sagte: "Ich möchte nicht, dass Sie weggehen, Severus, aber ich möchte, dass Sie sich an den 'Mittelteil' halten, da ich nicht den Wunsch habe, einen Entliebungs-Zauber über sie beide zu legen!
Severus!" Er beugte sich vor und legte dem jüngeren Mann eine Hand aufs Knie, "ich gönne Ihnen dieses Glück von ganzem Herzen, aber ich bitte Sie inbrünstig, noch so lange zu warten, bis Miss Maris mit der Schule fertig ist! Reden Sie mit ihr!"

Severus nickte schwach. Es kam ihm vor, als ob er gerade mit einem Holzhammer geschlagen worden war. "Wie mache ich ihr das nur klar?" Er stand auf und verließ so schnell er konnte das Büro. Er musste alleine sein! Schweren Herzens begab er sich in seine Gemächer und wollte überlegen, was zu tun war.

Kapitel 19

Kapitel 21

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