Sonne, Mond und Blitz

 

 

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Kapitel 10: Ein Liebeskranker Hippogreif

 


Severus Snape stand in seinem Labor und kontrollierte den Zutatenschrank. Nach den sieben Höllentagen begann er sich langsam zu erholen. Er hatte nicht nur sein ganzes Leben von vorne betrachtet, nein es zudem auch noch aus der Perspektive der jeweils anderen gezeigt bekommen. Die angekündigten 17 Tage der Verarbeitung schienen ihm kurz bemessen. Was würde sich dann mit dieser Initiation ändern, die Solaris an ihm vornehmen wollte... 



Es klopfte, dann traten Solaris und Hermione ein. "Sie haben mich rufen lassen, Professor Snape..." sagten beide nahezu einstimmig. 

"Kommt rein, ich brauche Eure Hilfe" antwortete er und schloss die Tür hinter ihnen. "Es ist nahezu Frühling, Hagrids neuer Hippogriff leidet gewaltig an Liebeskummer, er schreit die ganze Nacht durch. Ein Weibchen dazutun wollen wir wirklich nicht, also muss man ihn wohl runterdämpfen. Ich habe schon einige Tränke ausprobiert, doch keiner will richtig greifen; wenn wir unsere Stärken zusammentun, finden wir vielleicht eine Lösung. Granger, du könntest alle Informationen über diese Tiere aus der Bibliothek zusammensuchen und -em- Sie, Solaris könnten den Hippogreiff mal begutachten, vielleicht haben Sie eine Ahnung, was ihm gut täte. Ich möchte weiter am Tränkearchiv arbeiten, ich habe noch einige Möglichkeiten offen... Wir könnten heute Abend nach dem Essen unsere Ergebnisse zusammentragen, es eilt wirklich! –vielleicht um 8 Uhr?" 

Die beiden nickten und verließen eilig den Raum. 

"Was ist in Snape gefahren, der hat doch noch nie um Hilfe gebeten" fragte Hermione, "der war wohl zu lang auf der Krankenstation!" Solaris grinste, zuckte mit den Schultern und trennte sich von ihr. 

Snape straffte die Schultern und machte sich auf den Weg zur Nachuntersuchung bei Madame Pomfrey. Sie hat mich gesiezt... Er versuchte seine Gefühle zu sortieren. Er hatte den Eindruck, dass zwischen Ihnen eine ganze Menge geschehen war, er vermeinte ihren Duft in der Nase zu haben und ihr Haar, ihre Rücken, ihre Hände zu spüren. Vielleicht war das nur Einbildung, Wunschtraum. Als er aus seinem Albtraum aufgewacht war, war sie da an seiner Seite. Doch genauso schnell war sie auch wieder fort. Vielleicht konnte er Poppy befragen. 

Madame Pomfrey erwartete ihn schon und vergewisserte sich, dass er wieder zu Kräften gekommen war. Er versuchte es mit Ironie: "Während ich die Zeit verpennt habe, wird wohl die ganze Krankenstation voller Besucher gewesen sein... hoffentlich hattest Du nicht zuviel Arbeit..." 

Die Schwester sah ihn erstaunt an und sagte: "Wenn du wissen willst, ob jemand da war: Minerva ist ab und zu vorbeigekommen, Albus täglich mindestens zweimal und diese Solaris war eigentlich so gut wie nie weg. Daran müsstest du dich doch erinnern, so wie ihr zwei Händchen gehalten habt!" Snape wurde knallrot und inspizierte seine Schuhe, dann flüsterte er "danke!" und verschwand hastig. 

Harry Potter kam in die Bibliothek; hier musste Hermione doch sein. Er fand sie umzingelt von einem Berg Bücher über magische Kreaturen, einige engbeschriebene Zettel vor ihr. -Nein, sie würde ihm bei der Hausaufgabe wohl nicht helfen können. "Hat Hagrid wieder ein Problem?" 

"Einen liebeskranken Hippogreiff, wir suchen ein Heilmittel!" 

"So etwas könnte ich auch brauchen..." 

"Hat dich Cho mal wieder in ihren Bann gezogen..." 

"Sie ist einfach genial..." 

"Wenn sie so genial ist, warum bittest du sie nicht dir bei den Hausaufgaben zu helfen..." 

"Uuh, touché. Suchst du mit Hagrid das Heilmittel? Vielleicht könnte Snape helfen..." 

"Der hat mich ja um Hilfe gebeten." 

"Du spinnst, der und bitten..." 

"Glaub, was du willst, er hat eben eher ein Auge für wirkliche Qualität..." 

"Uuäah, schick ihm doch gleich einen Blumenstrauß zur Genesung, wenn du so auf ihn abfährst..." 

"Was bist du gemein, seit er krank war hat er sich ganz schön verändert, er ist so still geworden. Als Neville gestern eine Waage zerlegt hat, hat er ihn nur zur Seite genommen und ihm eine neue gegeben ohne Meckern. Das ist total neu. Die Krankheit muss ihn ziemlich mitgenommen haben..." 

"Is schon ok. Dann will ich dich gar nicht mehr lange aufhalten, ciao" 

Snapes Schwung mit dem Umhang imitierend verließ Harry die Bibliothek. 



Hagrid hüpfte vor Aufregung um Solaris herum. Sie lachte. Der Mann war chaotisch aber sympathisch. Sie gingen miteinander zum Gehege des Hippogreiff. 

"Walter ist wirklich ein ganz süßes Tier, ich hätte ihm wirklich gern noch ein Weibchen besorgt, doch Dumbledore hat definitiv nein gesagt." 

Das Gehege sah ziemlich ramponiert aus rundherum tiefe Furchen in der Erde, ein Wunder, dass der Zaun noch hielt. Solaris war sprachlos. Das war wirklich ein großes Tier, dieser "Walter"... Sie konzentrierte sich, blickte dem Hippogreiff tief in die Augen und wartete. Er schlug mit dem Schwanz um sich. "Ganz ruhig, Bursche, ich will nur dein Bestes" murmelte sie und begann erneut ihn zu fixieren. Er versuchte mit dem Schnabel nach ihr zu schnappen. Sie ließ sich nicht stören, hob ihre Hände nach vorne, öffnete die Handflächen und blieb so minutenlang stehen. Ein Trank, der dies Tier beruhigen sollte musste ganz schön mächtig sein... sie spürte seine Unruhe und nahm sie in sich auf. Als hätte sie einen Zauberstab in der Hand, machte sie eine schwungvolle Handbewegung und pustete einmal vor sich hin. Der Hippogreiff schaute verdutzt, dann kam er näher und schmiegte sich an ihre Hand. "ich versteh dich gut" flüsterte Solaris, "mir geht's genauso". Eine Zeit lang blieb sie bei Walter stehen, dann strich sie ihm über den Kopf und rief: "wir sehen uns später noch mal, bleib schön brav..." 

Hagrid blickte sie erstaunt an. Sie konnte wirklich gut mit Tieren umgehen. Wie machte sie das nur: Zaubern ohne Zauberstab... 

"Wenn Sie das jemandem weitererzählen, teste ich mal wie wild so ein Hippogreiff werden kann... ich zaubere immer mit Zauberstab, dass das klar ist." 

Whow und Gedanken lesen kann sie auch noch, wie interessant, sinnierte Hagrid. 

"Kann ich Sie noch auf einen Tee einladen?" 

"Oh gerne, wenn Sie mir noch ein wenig von Walter erzählen..." 

Sie gingen in die Hütte. Nach zwei Stunden hatte Solaris "ein-wenig-von-Walter-erzählen" unterbrochen und kehrte nach Hogwarts zurück. Wär' doch gelacht, wenn sich da nichts finden ließe... 



Hermione war pünktlich zum Abendessen im Speisesaal aufgetaucht und hatte Solaris zugezwinkert, sie hatte also auch schon eine Idee. Gut so. Danach spazierten beide mit Büchern beladen in die Kerker herunter. 

"Ist dir auch schon aufgefallen, dass Snape sich verändert hat" fragte Hermione. 

"Ja, heute hat ihn irgendein Unglücksrabe von oben bis unten mit einer Säure überschüttet, das muss ziemlich gebrannt haben, doch er hat keine Mine verzogen und den Schüler nach dem Putzen einfach rausgeschickt..." 

"Neville hat er auch in Ruhe gelassen..." 

"Die letzten Tage haben ihn heftig mitgenommen, innere Wandlungen machen ziemlich verletzlich..." 

"Klingt als würdest du näheres wissen? ..." 

"Nö, hab' nur was gehört... " Solaris schwieg, fast hätte sie sich verplappert. Es war besser für beide, wenn da keine Gerüchte in Umlauf kämen. Sie befürchtete sonst einen Rückfall, den man nicht so leicht beheben konnte... 



Snape wartete schon eine Ewigkeit auf sie. Wie sollte er ihr begegnen? Tatsächlich so tun, als wüsste er von nichts? Am besten er würde sich dem Hippogreiff gleich anschließen und sich durch einen guten Trank ruhigstellen lassen... liebeskrank. Sie hatte sich unmerklich in sein Herz geschlichen... Ach, Quatsch, niemand liebte ihn. Sie hatte sich raffiniert an ihn herangemacht, erst mit der Liebeswurz geködert, dann k.o.-geschlagen mit seiner Vergangenheit. Sie war eine wirklich starke Hexe. Er musste sich wappnen, wenn er nicht in ihre Falle gehen wollte... 



Stunden später hatten die drei eine Lösung gefunden und machten sich ans Brauen. Den Speisegewohnheiten eines Hippogreiffs nach sollte der Trank intensiv süß schmecken, das sollte auch die bitteren Zutaten zudecken, frische Baldrianblätter und eine Kombination aus Amaranth und viel Majoran sollten den empfindlichen Magen beruhigen, eine homöopatische Dosis von Mors subita würde dem Ganzen die Krone aufsetzen. Jeder Mensch würde tot umfallen, aber was waren schon Menschen gegen einen robusten Hippogreiff. 

Hermione notierte die Zutaten in einer sinnvollen Reihenfolge, zeigte sie nochmal Snape und nachdem er zustimmend genickt hatte, diktierte sie die Schritte Solaris, die sich an die Zubereitung machte, Snape erhitzte den Kessel und rührte konzentriert eine Gabe nach der anderen herein. Es war still im Labor und dämmrig. Snape drückte Hermione den Löffel in die Hand zum Weiterrühren und holte ein paar Lampen für mehr Helligkeit. Mit zitternden Fingern beobachtete er aus einiger Entfernung die beiden Frauen, die leise miteinander sprachen. Sein Magen zog sich zusammen... So schön konnte die Arbeit des Tränkemeisters sein... "Leave the dark night.." kam ihm in den Sinn, wo hatte er das her? Er nahm die Lampen, zündete sie an und trug sie nach vorne an den Arbeitsplatz. Sanft nahm er Hermione den Löffel wieder ab, prüfte die Konsistenz der Flüssigkeit und stellte das Feuer ab. 

"Jetzt muss es nur noch auskühlen, dann können wir es abfüllen und dem Tier geben" 

"Am besten für jeden Tag eine gesonderte Ampulle, damit Hagrid die richtige Dosis erwischt..." 

"Wollt ihr mitkommen?" 

"Klar, wer wird den die Cocktailstunde bei Walter verpassen wollen..." 

"Bei wem?" 

"Walter, der Hippogreiff heißt Walter..." 

Sie brachen in albernes Gelächter aus. Snape war entspannt. Mochte doch sein was wollte, diesen Abend würde er einfach genießen.... 

Walter heulte ihnen auf Kilometer entgegen. Snape seufzte. Hagrid im Schlepptau gingen sie zum Gehege. Der reichte seinem Haustier den Cocktail und wartete. Zwei Minuten später war es eingeschlafen. Zufrieden blickten die vier auf ihr Werk, dann kehrte Snape mit Hermione und Solaris Richtung Schule zurück. Es war spät geworden. Ein erstaunlicher Tag ging zuende. Er hakte sich bei ihnen unter und genoss das Mondlicht. "...Superseverus begleitet von seinen goldigen Grazien geht zur Stadthalle um vom Bürgermeister für seine Verdienste geehrt zu werden..." Snape grinste, so einen Schmarrn hatte er sich seit seiner Kindheit nicht mehr ausgedacht... 

Solaris hatte ihn von der Seite aus beobachtet: Er scheint glücklich, fast albern, das ist ein gutes Zeichen... wie liebenswert er doch so ist... Sie verstärkte den Druck ihres Armes... Severus rette mich, sonst muss ich auch an den Hippogreiffcocktail... 

Doch es war nicht Snape der die Verbindung auflöste, sondern Harry, der Hermione entgegenstürmte. "Na, hat's geklappt?" Einen Augenblick lang fand er es komisch die drei Arm in Arm zu sehen, doch über den Erzählungen Hermiones begann er das schon wieder zu vergessen. 

Still verdrückte sich Snape. Wie peinlich, ausgerechnet dieser Potter... 


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