Kapitel 20: Die Neue
Es war doch ziemlich beängstigend für Alina, daß plötzlich so viele Leute da waren. Sie war an Menschenmengen noch immer nicht gewöhnt. Der Direktor hielt seine Eröffnungsrede und dann bat er Minerva doch zu beginnen. Alina fühlte sich wie auf dem Präsentierteller, sie war viel größer als die Elfjährigen und sie spürte einige musternde Blicke auf sich ruhen. Am Slytherintisch saß ein hübscher blonder Junge, der sie unentwegt anstarrte, so als könnte er die Antworten seiner Fragen dann finden, wenn er sie nur lang genug anstarrte. Ihr war das äußerst unangenehm. Allerdings, das aufmunternde Lächeln des Professors half. Die anderen Schüler waren alle bereits eingeteilt, bliebt nur noch sie über. Der Direktor stand erneut auf.
"Heute haben wir noch ein neues Mitglied an unserer Schule zu begrüßen. Alina Allicent, sie ist eine besondere Schülerin und eine Zierde für jedes Haus, ich hoffe ihr werdet sie mit der gleichen Offenheit und Freundlichkeit begrüßen, wie unsere Erstklässler. Sie wird den vierten Jahrgang besuchen. Alina, wenn du dir jetzt bitte den Hut aufsetzten würdest."
"Selbstverständlich Sir." Ohne auch nur im geringsten Furcht zu zeigen, setzte sie sich auf den Stuhl vor dem Tisch der Professor und ließ sich den Hut auf ihren Kopf setzen.
Der Hut war ein sehr intelligenter Hut, hoffte sie zumindest.
"Bitte ich möchte in das Haus von Snape", flüsterte sie.
"Nach Slytherin?! Du weißt doch wer da hin gegangen ist?"
"Ja."
"Trotzdem willst du nach Slytherin, obwohl der Mann der dir das alles angetan hat, dort war?"
"Ja, mein Freund war auch in Slytherin, also kann es nicht schlecht sein."
Ihr war als würde der Hut grinsen.
"Na gut. SLYTHERIN!"
Severus klatschte begeistert und auch die anderen Lehrer klatschten, als würden sie sich wirklich freuen. Draco musterte die Lehrerschaft verwundert. Vor allem, wieso grinste diese dämliche McGonagall so? Diese Neue war doch eine Slytherin und die mochte doch sonst keine Slytherin. Überhaupt, wieso kam diese Neue erst jetzt zur Schule, was hatte sie vorher gemacht? Draco machte sich so seine Gedanken und automatisch befahl er Crabbe zur Seite zu rücken, damit sich die Neue setzen konnte. Er würde schon herauskriegen, was es mit ihr auf sich hatte. Er hoffte nur, daß sie intelligent war, hier waren schon genug Verlierer unterwegs.
Alina setzte sich neben dem blonden Jungen hin und war wieder nervös. Der Junge erinnerte sie an wen, er erinnerte sie an Malfoy?! Sie hatte gehofft, nie wieder an diesen Mann zu denken. Autsch. Der Junge musterte sie herablassend, das war definitiv ein Malfoy! In der Tat, sie hatte Recht, eine Katastrophe, sie war mit Lucius Malfoy's Sohn in der gleichen Klasse.
"Sag redest du immer so viel? Wer sind deine Eltern überhaupt, waren sie auch in Slytherin?"
"Nun, ich bin die erste Allicent, die in Slytherin ist, falls du das wissen willst. Väterlicherseits waren alle Ravenclaws nur meine Mutter, geborene Montroe, war eine Slytherin."
"Na wenigstens etwas, du bist wenigstens reinblütig."
Alina musterte Draco böse, was dachte sich dieser Junge bloß? Sowas arrogantes!
"Und ansonsten?"
"Hey, verhören kannst du wen anderen, Blondschopf. Falls du es wissen willst, meine Mutter war mehr, als nur eine Slytherin, du kannst ja deinen Vater fragen, der wird dir sicher gerne die Geschichte von Alicia Allicent erzählen, für gewisse Kreise ist sicher interessant."
"Ach? Warum sollte sie das?"
"Nun, weil mein hirnverbrannter Vater ein Auror gewesen ist und zu dämlich war zu sehen, daß seine eigene Frau nicht besonders viel von seiner Arbeit gehalten hat. Was ich sogar nachvollziehen kann, das Ministerium ist Scheiße."
"Alles Vollidioten. Was ist jetzt mit deiner Mutter, sie war doch nicht etwa?"
"Genau, verstehst du jetzt die Ironie, ein Auror ist mit einer Todesserin verheiratet."
"Und ist er draufgekommen?"
"Ich glaub fünf Minuten vor seinen Tod, oder so."
"Echt krass und wo ist deine Mum jetzt, man hat sie doch nicht erwischt?"
"Doch, sie ist aber selbst schuld. Ja, meine Mutter ist in Azkaban."
"Sorry, eh."
"Nicht weiter tragisch, und du, ich meine, dich muß ich nicht fragen, jeder kennt deinen Vater."
Draco nickte nur trocken. Er hatte schon nach diesem kurzen Gespräch erkannt, daß sie zumindest nicht so dämlich war, wie seine Schoßhündchen, Crabbe und Goyle. Natürlich ärgerte es ihn maßlos, daß das Trimagische Turnier erst ab 18 war, allerdings die Neue schien das nicht im mindesten zu stören oder zu überraschen.
"Was hast du erwartet, es hat Monate gedauert die anderen Schulen zu überzeugen, auch nur einen Versuch zu machen. Die Anforderungen werden echt nicht leicht sein und mich interessiert das sowieso nicht. Was soll ich mit so einem idiotischen Pokal und dann all die Leute, die Fragen stellen werden. Nein danke, ich brauch keine Aufmerksamkeit vom Ministerium, die können bleiben wo der Pfeffer wächst."
"Aber all das Gold und die Ehre interessiert dich das nicht?"
"Gold? Ach so, nein ich hab irgendwo meine Schlüssel. Glaub, es müßte noch mehr als genug oben sein. So viel kann er nicht geplündert haben. Selbst wenn, ich habe noch sechs andere."
"Sechs?! Das ist eine Menge!"
"Zwölf."
"Wow!"
"Nichts ungewöhnlich, das Malfoyermögen beläuft sich, glaub ich, auf zweiundzwanzig, wenn ich mich nicht irre."
"Weiß nicht, hab Vater nicht danach gefragt und das Gold gehört alles dir?"
"Klar, Vater ist tot und Mutter braucht keines. Was sollte sie in Azkaban damit auch anfangen."
"Du magst deine Mutter nicht besonders, wie."
"Hmm, Familienangelegenheit. Denke nicht, dass dich was angeht."
Der Junge musterte sie kurz und wandte sich dann wieder Crabbe und Goyle zu um über die Unfähigkeit des Ministeriums zu lästern. Alina reichte es nur zu zuhören und ihre Augen offen zu halten. Der Junge war bei weitem noch nicht an die Größe seines Vaters herangekommen, trotzdem, auf die leichte Schulter nehmen wollte sie ihn nicht.
Sie schlief, wie alle anderen, im Mädchensaal der Slytherins, irgendwie ungewohnt mit so vielem Mädchen in einem Raum, vor allem nervtötend. Wie konnten die nur so viel über Unsinn reden?
Sie freute sich schon auf den nächsten Tag, ihr erstes Fach. Zaubertränke, mit den Gryffindors. Sie freute sich schon auf den Professor. Die anderen waren eher gespannt, was er wohl mit Potter anstellen würde. Sie wußte nicht so recht was sie meinten. In ihren Augen war schließlich der Professor der gerechteste und netteste Mensch, den sie kannte.
***
Sie saß in der ersten Bank, Malfoy hatte sie kurz böse angeblickt und sich dann neben sie gesetzt. Das war sein Tisch, sie hatte da nichts verloren. Hoffentlich war sie wenigstens gut. Er konnte keine Nieten brauchen.
Der Professor schritt herein und wirklich seine ersten Worte waren: "Na Potter einen angenehmen Sommer verbracht, mal sehen ob sich in Ihrem Gehirn noch etwas über Zaubertränke finden läßt."
Der Angesprochene blickte den Professor wütend an, sagte aber nichts. Er war an die Tiraden, des Lehrers gewöhnt. Natürlich kostete er gleich am ersten Tag Gryffindor fünf Punkte, weil er die Antworten auf die gestellten Fragen nicht wußte. Der Professor schob noch ein böses Kommentar nach, dann wandte er sich wieder der Klasse zu.
"Nun Miss Allicent, ich bin erfreut zu sehen, daß es Sie in mein Haus verschlagen hat, vielleicht können Sie Potters Unwissenheit beseitigen und ihm die Antworten nennen."
Alina versuchte die Fragen so verständlich wie möglich zu beantworten, trotzdem hatte sie das Gefühl, daß sie kaum jemand verstanden hatte.
"Hervorragend, sagen Sie mir, wer hat Sie unterrichtet?", fragte er mit bösem Grinsen.
"Ein Meister seines Faches, wie Sie wissen, Sir."
"15 Punkte für Slytherin, Miss Allicent. Tja Ihre Ferien sind um und wenn ich mich recht entsinne, habe ich Ihnen eine Aufgabe gegeben, die ich nun gerne hätte."
Einige Zeit später, während des Brauens des Tranks dieser Stunde, starrte Draco seine Nachbarin erstaunt an. Die hatte ja doch was auf dem Kasten und der Professor schien sie zu mögen, das war gut. Alina währenddessen war ziemlich verwirrt, warum war der Professor so grausam? Dieser Longbottom, er hatte nur Angst, sah das Severus nicht? Er mußte es doch sehen. Der Junge hat nur einen kleinen Fehler gemacht. Den konnte man leicht korrigieren. Warum sagte er dem Jungen nicht, was er falsch gemacht hatte und was er tun mußte, damit es funktionierte. Sie selbst war lange vor der Zeit fertig, das war ein sehr leichter Trank gewesen. Sie spürte, dass Draco sie immer wieder anstarrte.
"Was ist?!"
"Du bist schon fertig?"
"Klar, das war wirklich leicht, versteh nicht warum wir so leichte Tränke machen."
"Leicht, du bist wohl ziemlich gut in Zaubertränke, wie?"
"Na ja, weiß nicht, es ist mein Lieblingsfach."
"Das hat man bemerkt."
Die Stunde endete, alsbald, aber Alina fiel auf, daß alle anderen Schulbücher hatten, für so ziemlich jedes Fach und sie hatte nachher Verwandlungen. Sie beschloß nach der Stunde den Professor zu fragen.
Gesagt getan, die anderen Schüler waren froh, daß der Unterricht zu Ende war und verschwanden so schnell sie konnten, und die Slytherins wollten jemandem einen Streich spielen.
"Severus?"
"Was ist denn Alina ist was nicht in Ordnung?"
"Na ja, die anderen haben alle Schulbücher..."
"Sicher, wie sollten sie sonst etwas brauen, wie hast du denn den Trank gemacht?"
"Aus dem Kopf heraus, der war wirklich leicht."
"Du hast keine Schulbücher?"
"Nein woher auch?"
"Verdammt, ich hab' vergessen mit dir in die Winkelgasse zu gehen, mein Fehler. Warte einen Moment."
Er rauschte aus der Klasse und ließ eine verwirrte Alina zurück, was war die Winkelgasse? Wieso hatte der Professor vergessen dahin zu gehen? Einen Augenblick später kehrte der Professor zurück. Mit einem sehr ramponierten Buch. "Das ist für Verwandlungen, ich weiß es ist nicht mehr hübsch, aber es wird reichen."
"Ist das deines gewesen?"
"Klar, deswegen sieht's auch so aus. Ich gestehe, ich mochte Verwandlungen nicht besonders."
Alina schlug das Buch auf, auf der Seite standen erstaunliche Dinge. "Ähh wieso steht da, dieser verfluchte Hund von Potter, der ist doch noch ein Junge?!"
"Damit ist James Potter gemeint, der Vater von Harry, du wirst eine Menge solcher Sachen finden, stoß dich nicht all zu sehr daran, wenns geht."
"Bestimmt, danke für das Buch Severus."
"Keine Ursache, für die anderen finden wir auch noch eine Lösung, ich werde sie einfach bei Flourish und Blotts bestellen, in einer Woche spätestens hast du dann alles. Was sonst noch fehlt, nimmst du dir einfach aus meinen Büro, du weißt ja wie es aufgeht."
"Danke Severus."
"Hey ich muß doch auf meine Tochter achten, wenn sie obendrein in mein Haus gekommen ist."
"Ja, ich bin auch froh. Nur dieser Malfoyjunge....."
"Draco ist harmlos, er hat im Grunde keine Ahnung."
"Hab ich bemerkt, trotzdem."
"Nun Vorsicht ist immer ein guter Ratgeber und nun ab mit dir zum Mittagessen." Er lächelte sie gutmütig an.
Die Verwandlungsstunde war wirklich spaßig. Sie hing im Stoff in keinster Weise hintennach, eher im Gegenteil und das Buch selbst war jeden Blick wert. Severus hatte ihr sein persönliches Schulbuch gegeben, natürlich hatte McGonagall das Buch erkannt, es war nicht selten nach einem Schüler, der eben in diesem Buch, als verfluchter Hund betitelt worden ist, geworfen worden. Doch sie sagte nichts, es war schön zu wissen, daß es Alina gut ging.
Draco fiel sehr wohl auf, daß die anderen Professoren sehr freundlich zu Alina waren und sie schienen sich über etwas zu freuen. Nur über was? War auch nicht weiter wichtig und dass McGonagall endlich einmal Punkte vergab, war wenigstens etwas. Die Neue schien nicht so schlecht zu sein, etwas zu schleimig vielleicht.
Im Großen und Ganzen fühlte sich Alina in ihrem Leben recht wohl, wenn da nur eine Sache nicht wäre und diese Sache sollte am Freitagnachmittag ihren Anfang nehmen. Der Unterricht in Verteidigung gegen die dunklen Künste.
(A/N: Ich lass hier Harry Potter so ziemlich weg, weil er ja ohnehin im Buch GoF ausführlich drankommt, falls ich irgendwelche Sachen etwas anders schreibe, als im Buch, liegts daran, daß ich's vergessen habe. Es ist schon eine kleine Weile, daß ich den Band gelesen habe.)
Zurück
