Die Schwarze Rose

 

 

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Kapitel 15: Die Todesbotin

 


Ein paar Stunden später

Erzählt von Severus Snape

Leise betrat ich das Lehrerzimmer. Es war niemand anwesend, nur ein grosses Feuer prasselte im Kamin. Ich stellte einen der Sessel ganz nah ans Feuer und setzte mich, in der Hoffnung, dass die Hitze des Feuers die Kälte, die mich umfing, vertreiben würde. Langsam zog ich meine Beine an die Brust, legte die Arme darum und starrte in die Flammen. 
Solche Abende wie heute hasste ich. Ich hasste mein Dasein, meine ganze Existenz. Dass einer Kreatur wie mir überhaupt erlaubt wurde, zu leben war schon fragwürdig. ‚Warum? Warum musste ich immer wieder so etwas tun? Wie hatte ich in diesen Strudel geraten können, der mich immer tiefer in die Dunkelheit riss?' dachte ich verzweifelt. 
Es würde niemals einen Ausweg aus dieser verdammten Situation geben. Resigniert liess ich meinen Kopf auf die Knie sinken. 
Ich weiss nicht, wie lange ich dort sass, aber auf einmal hörte ich die leise Stimme Lupins. 
"Sev? Darf ich mich zu Dir setzen?" 
Ich nickte leicht, blickte aber nicht auf. 

Erzählt von Remus Lupin

"Hier Sev," sagte ich und reichte ihm ein Glas Whisky. 
Jetzt hob er den Kopf, mied aber meinen Blick. Mit leicht zitternden Händen nahm er das Glas und hob es an die Lippen. Er leerte es in einem Zug. Ich schenkte ihm nach. 
Als ich ihm das Glas wieder zurückgab, streiften meine Finger seine Hand. Sie war ganz kalt. 
Ich sah mich suchend um. Hinten auf einem Stuhl lagen fein säuberlich gestapelte Decken. Sie gehörten McGonagall. Sie wollte sie am nächsten Tag in 'Verwandlung' benutzen. 
Rasch ging ich hinüber, holte mir eine dieser Wolldecken und legte sie sorgsam um Sev's Schultern. 
Ich machte mir Sorgen. So hatte ich ihn noch nie erlebt. 
Sev starrte ins Feuer, die Knie immer noch an die Brust gezogen und das Whiskyglas in der zitternden Hand. Lange Zeit sass er so da, als ob er mich nicht bemerken würde. Ab und zu nippte er an seinem Glas und wenn es drohte leer zu werden, schenkte ich wieder nach. 
Vielleicht eine Stunde verbrachten wir schweigend nebeneinander. Ich wollte ihn nicht allein lassen, auch wenn er nicht sprach. Er sollte nur das Gefühl haben, nicht allein zu sein. 
Ich blickte ihn einige Male von der Seite an und fragte mich immer wieder, was ihn so sehr hatte aus der Fassung bringen können. 
Auf einmal hob er seinen Kopf und sah mich gequält an. 
"Remus," flüsterte er. "Denkst Du, dass es einen Gott gibt?" 
"Ja Sev, das tue ich," erwiderte ich sanft. 
"Weshalb lässt er dann Kreaturen wie mich am Leben, während er Andere, die ein gesegnetes, rechtschaffenes Leben führen, auslöscht?" 
Severus bewegte sich da auf sehr dünnem Eis. Was sollte ich ihm antworten? 
Ich atmete tief durch und sagte: "Nun, ich denke, dass Jeder von uns eine Lebensaufgabe hat, die er hier auf Erden erfüllen muss, egal was es auch sein mag." 
Sev blickte mich an und seine Augen flackerten unruhig, dann wandte er sich ab und starrte ins Feuer. Eine zeitlang blieben wir Beide wieder stumm. Die Flammen loderten hell und das verbrennende Holz knackte zwischendurch. Ab und zu stoben Funken, wenn das Feuer einen Harztropfen erfasste. 
Mit leiser Stimme begann Sev plötzlich zu erzählen: 

---------------------------------------------- Rückblende: ------------------------------------------------ 
Die schwarze Rose schickte mich zu Syrena McKenzie. Syrena war eine ehemalige Todesserin, die sich aber nach Voldemorts Rückkehr, nicht mehr den Todessern angeschlossen hatte. Sie lebte oben in den Highlands zusammen mit ihrem Mann und ihrer dreijährigen Tochter. 
Ich tauschte also meine Lehrerrobe mit der Kleidung der Todesser. Streifte die schwarzen Handschuhe über und setzte die Todesser Maske auf. Ich konzentrierte mich und disapparierte. 
Kurz darauf fand ich mich im Wald hinter Syrenas Hütte wieder. Sie lebte armselig hier oben. Armselig und einsam, aber sie hatte dieses Leben gewählt um ein für alle Mal Abstand von ihrem früheren Dasein zu gewinnen. 
Einige Zeit beobachtete ich das Haus. Ich wusste, dass ihr Mann Jäger war und sich mitten in der Nacht aufmachte, um sich auf die Lauer zu legen. 
Kurz nach Mitternacht verliess dieser das Haus. Ich wartete noch etwa eine halbe Stunde und als er nicht zurückkam, schlich ich mich hin. 
Die Beiden Todesser, die in sicherer Entfernung alles beobachteten, dachten wohl, ich hätte sie nicht bemerkt. Also vertraute mir Voldemort doch noch nicht ganz. Es würde also kein Pardon geben. Ich musste Syrena ausschalten. Die Beiden würden es Voldemort brühwarm erzählen, wenn ich sie laufen lassen würde. 
Als ich das Haus erreicht hatte, presste ich mich an den rauen Stein der Aussenwand. Es war eine karge Hütte mit Strohdach, aber ihnen schien dies zu genügen. Leise schlich ich mich ans Fenster und spähte vorsichtig hinein. 
Drinnen brannte ein warmes Feuer und eine einzelne Kerze. Niemand war im Raum. Leise liess ich mich durchs offene Fenster gleiten und drückte mich in den Schatten einer Ecke. 
Aus einem der angrenzenden Zimmern hörte ich Syrena, wie sie ihrem Töchterchen, ein Schlaflied sang. 
Wieder verfluchte ich mich für das, was ich hier tat. 
Ich zog meinen Zauberstab und wartete. 
Nach einigen Minuten verliess Syrena das Kinderzimmer, zog sachte die Türe hinter sich zu und wandte sich um. 
Sie sah immer noch wunderschön aus. Dunkelbraune, seidige, lange Haare, die zu einem Zopf geflochten waren. Sie trug eine dunkelrote Robe, die ihre bronzene Haut und die hellbraunen Augen herrlich betonten. 
Ich trat einen Schritt vor und Syrena bemerkte mich. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, aber er dauerte nur kurz. 
"Severus," flüsterte sie gefasst. "Ich wusste, dass der dunkle Lord früher oder später jemanden schicken würde, um mich zu erledigen. Aber dass er gerade Dich dafür ausgesucht hat.... daran hätte ich nie im Traum gedacht." 
Langsam löste ich meine Todessermaske und streifte die Kapuze ab. 
"Ja, Syrena. Ich war ebenfalls überrascht, dass er mich ausgesucht hat." sagte ich leise und bedauernd. 
Syrena und ich waren früher ein Team gewesen. Meistens hatte der Lord uns Beide zusammen losgeschickt und nun... Nun würde ich es sein, der sie töten musste. 
"Severus, zögere nicht. Ich habe den Tod verdient. Und glaube mir, ich bin dankbar dafür, dass er in deiner Gestalt zu mir kommt. Lieber du, als einer der anderen." 
"Syrena, ich.... es tut mir leid. Sie stehen draussen und beobachten das Haus. Ich muss es tun, auch wenn ich es nicht möchte." flüsterte ich gequält. 
"Ist in Ordnung Severus, tu es einfach, aber lass mich Dich noch ein letztes Mal umarmen." Ihre hellbraunen Augen glitzerten im Schein des Feuers und ich trat hinzu. Ich wusste, dass es töricht war, aber ich tat es trotzdem. 
Ein letztes mal umarmten wir uns fest. Ein paar Minuten standen wir so da, dann lösten wir uns voneinander und sie hielt einen Zauberstab auf mich gerichtet. 
"Wenn Du dachtest, Severus. Dass ich mich so einfach umbringen lasse. Dann haben Du und der dunkle Lord euch aber gewaltig geschnitten." 
Einige Minuten vergingen und wir stand in mitten dieser Hütte, die Zauberstäbe aufeinander gerichtet. Wir starrten uns in die Augen. Keiner bewegte sich, als plötzlich ein Geräusch aus dem hinteren Teil der Hütte kam. Syrena wurde abgelenkt und ich sprach den Todesfluch. 
Der grüne Lichtblitz raste auf sie zu und erwischte sie seitlich. Mit einem langen Schrei fiel sie zu Boden. Hinter ihr mitten in der Tür stand ihre kleine Tochter und starrte mit weit aufgerissenen Augen und offenem Mund zuerst auf mich und dann auf ihre tote Mutter. 
Den Schrei werde ich nie vergessen, den das kleine Mädchen ausstiess. Sie warf sich auf den noch warmen Körper ihrer Mutter und blickte dann wieder zu mir hoch. Der Hass der langsam in ihren jungen Augen aufstieg, raubte mir fast den Verstand. Ich richtete meinen Zauberstab auf sie und löschte ihr Gedächtnis aus. Das Mädchen verlor das Bewusstsein und fiel über ihre Mutter. Mechanisch griff ich nach meiner Maske, streifte die Kapuze wieder über und verliess das Haus. 
Bei den Bäumen drehte ich mich nochmals um, richtete meinen Zauberstab gen Himmel und flüsterte "Morsmordre". Augenblicklich erschien das dunkle Mal über der Hütte. 
---------------------------------------------- Ende der Rückblende ------------------------------------ 

Sev hatte den Kopf wieder auf die Knie sinken lassen. Sachte nahm ich ihm das leere Glas aus den Händen und stellte es auf den Salontisch.
Ich schloss kurz die Augen. Sein Bericht hatte mich schockiert. Er führte ein kaltes, grausames Leben. Unvorstellbar. Ich an seiner Stelle..... Nein. Ich bewunderte ihn, dass er dies alles aushielt. Warum nur, hatte er sich bereiterklärt, wieder für Dumbledore zu spionieren. Warum bloss, ist er auf sein Geheiss zu den Todessern zurückgekehrt. Nun würde es für ihn nie mehr ein Leben ohne Voldemort geben. Er wird ihn nie gehen lassen... 

Erzählt von Severus Snape

Nach einiger Zeit hatte ich mich soweit gefangen, dass ich mich nicht mehr fürchtete, hinunter in den Kerker zu gehen. 
Langsam erhob ich mich. Meine Beine waren eingeschlafen und nun fühlte ich dieses seltsame Kribbeln darin. 
Ohne Lupin zu beachten, der mich merkwürdig ansah, ging ich hinüber zum Stapel Decken und warf meine Wolldecke achtlos daneben. McGonagall würde zwar vor sich hinfluchen, aber wenn es weiter nichts war, störte es mich wenig. 
Mir war ein wenig schwindlig, aber das kam vom Whisky. Das Abendessen hatte ich verpasst und soviel Alkohol auf leeren Magen verträgt sich nicht so gut. 
"Gute Nacht," hörte ich Lupin hinter mir herrufen, aber ich beachtete ihn nicht. Ich war nur müde und wollte mich noch ein paar Stunden hinlegen, bevor der Unterricht wieder begann. 
Mühsam stieg ich die Treppen hinunter in Richtung Kerker. Es wurde merklich kühler. In diesem Teil des Schlosses schien die Wärme sich nie halten zu können. Dies passte zu mir, zu meinem Leben, auch wenn ich mir oftmals wünschte, dass etwas Wärme in meinem Leben Einzug halten würde. 
Ich zog meinen Zauberstab und murmelte die Worte, die die verschiedenen Schutzzauber, die auf der Tür zu meinen Privaträumen lagen, aufhoben. 
Quietschend öffnete sich die Tür, die in mein Büro führte. Ich musste morgen unbedingt mit Filch sprechen, er sollte diese Tür wieder mal ein wenig überholen. 
Schwer fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Kurz lehnte ich mich an die Wand neben der Tür und atmete tief durch, da fiel mein Blick auf den Schreibtisch. Dort lag ein Brief, der vorher noch nicht dort gewesen war. Rasch blickte ich mich um. Alles andere schien noch genauso wie vorher zu sein. Aber wie kam dieser Brief hier herein? 
Misstrauisch griff ich nach dem Umschlag und öffnete ihn. 
Augenblicklich erkannte ich Lucius' schwungvolle Handschrift: 
Severus, 
Der Tag der Abrechnung kommt früher als Du denkst, ich behalte Dich im Auge... 
L. Malfoy 
Mit zitternden Händen liess ich das Pergament sinken. Wie ich dieses Leben hasste und es gab kein Entkommen. Mein Blick fiel auf das Tintenfass, das unschuldig auf dem Tisch stand. Rasende Wut und Machtlosigkeit stiegen in mir auf. Ich ergriff das Tintenfass und schleuderte es an die Wand, wo es zerschellte. Die Tinte bildete einen riesigen, hässlichen Flecken und lief langsam der Wand entlang hinunter.
Ich ging hinüber ins Schlafzimmer und liess mich auf das Bett sinken. Müde schloss ich die Augen und genoss die Stille. Doch sie sollte nicht lange andauern. Ein Geräusch liess mich kurz darauf wieder hochfahren. Augenblicklich schien mein Blut zu gefrieren.
Lucius Malfoy trat aus dem Schatten hinter der Tür und stand nun mitten in meinem Schlafzimmer. Er hielt seinen Zauberstab auf mich gerichtet. Ein grausames Lächeln umspielte seinen Mund. Ich griff blitzschnell nach meinem Zauberstab, aber er war weg.
"Severus," sagte er amüsiert. "Hätte nicht gedacht, dass ich Dich so einfach in die Finger kriege."


 

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