Kapitel 9
... "Ich denke, du wirst Feuer und Flamme sein für das was wir geplant haben", flötete Ted. Seine Kumpanen nickten zustimmend. "Als erstes haben wir einen guten Tisch im `Bellissima´ für euch reserviert, dieses absolut phantastische italienische Restaurant in Farsgrove. Das Essen dort ist erste Sahne und die Weinkarte ist nicht zu überbieten. Das Dinner wird euch schön einstimmen und dann kann es weitergehen ins `In the Mood´..."
"Was, wie es sich anhört, wohl ein relativ formaler Swing-Tanzclub ist", erklärte Jai. "DA kannst du zeigen, wie gut du dein Tanzbein schwingen kannst..."
"Ohne von Jugendlichen belagert zu sein. `In the Mood´ ist ein hervorragender Club und ich denke, Miß Granger wird die Königin des Abends sein", grinste Kyan.
Eine leichte Röte schlich sich in Snapes Gesicht. "Es hört sich hinreißend an, aber ich bin doch immer noch recht skeptisch was eure Wahl für mein Date angeht..."
Carson schlang einen Arm um Snapes Schulter und drückte ihn. "Es gibt nichts worüber du dir Sorgen machen müßtest. Sei einfach du selbst und alles wird gut gehen."
"Er selbst sein?" flüsterte Ron Harry zu. "In dieser Show ist er eindeutig nicht `er selbst´!"
Hermine starrte auf den Bildschirm und sah ein wenig benommen aus.
"Zeit anzufangen, Severus. Bist du bereit?" erkundigte sich Jai. Snape nickte und die sechs Männer packten ihre Hände in die Mitte des Kreises, den sie gebildet hatten: "Let´s do it!"
***
Die nächsten paar Minuten des Films zeigten, wie Snape sich in seinen Wohnräumen auf sein `Date´ vorbereitete. Die Einstellung zoomte auf Snape der unter der Dusche stand und sich `Ina gada Davita´ singend die Haare wusch.
Glücklicherweise war das Bild verschwommen, aber dennoch brachen einige der männlichen Schüler in ein unkontrollierbares Kichern aus. (Eine bemerkenswerte Ausnahme war Draco Malfoy, der den Bildschirm voller Faszination anstarrte. Dies bemerkend stieß Ted Carson ihn an und formte mit dem Mund Worte, die verdächtig nach "Kein Coors für mich!" aussahen.)
"Wer hätte gedacht, daß er ein Fan der Eisernen Schmetterlinge ist?" flüsterte Justin Finch - Fletchley zu Ernie McMillan herüber. "Das läßt ihn schon beinahe in meiner Achtung steigen. Wie gesagt, Beinahe!"
"Guck dir nur mal diesen Bizeps an", machte Parvati Lavender aufmerksam. "Wer hätte schon gedacht, das diese Roben einen solchen `fabtaculären´ Körper verbergen?!"
Rons Gelächter verdoppelte sich bei dem eben gehörten.
Und dann war Snape aus der Dusche herausgetreten, einen Bademantel übergeworfen und schmierte sich etwas von Kyans `Weich wie Seide´-Zeug in sein Haar, ehe er es trocken föhnte.
"Großartig, er hat hinten angefangen, ganz so wie ich es ihm gezeigt habe", wisperte Kyan zu Carson und trank einen Schluck seines Kürbissaftes.
"Na, dann laßt uns mal schauen, wie er sich vor dem Kleiderschrank anstellt", erwiderte Carson. "Ich habe ihm alles raus gelegt, also sollte er eigentlich keine Schwierigkeiten haben."
Snape marschierte in sein Schlafzimmer und sah auf die Kleidungsstücke, die ordentlich auf einem Bügel aufgehängt an einem Bettpfosten baumelten. Ein doppelreihiges Abendjackett in klassischem Schwarz mit weißem Hemd und einer Krawatte warteten auf ihn. Snape fing an seinen Bademantel auszuziehen und die Kamera schwenkte von ihm fort und ziellos durch den Raum.
Zweierlei Sorten von Geräuschen waren in der Großen Halle zu vernehmen. - enttäuschte Seufzer von den Damen und erleichterte "Uff´s!" von den Herren der Schöpfung. Snape war äußerst froh darüber, daß die Notwendigkeit das Dunkle Mal vor der Öffentlichkeit zu verbergen über die Fab 5 gesiegt hatte, die dafür gewesen waren, daß er sich vollständig vor der Kamera hatte ausziehen sollen.
Als die Kamera wieder bei Snape anlangte, knöpfte dieser gerade sein Smokinghemd zu und machte sich dann daran, die Krawatte zu binden. Er griff in seine Kommode und holte eine hübsche silberne Nadel mit einem Smaragd heraus, die er in der Mitte des Schlipses befestigte. Als nächstes befestigte er den Kummerbund und zog sich das Jackett über. Die Kamera bewegte sich zurück, um Snape in all seiner festlichen Pracht ins Bild zu bekommen.
"Ich wünschte, ich könnte ein bißchen von DEM DA abbekommen", seufzte Carson, "er sieht auf eine altmodische Art und Weise einfach unglaublich erotisch aus."
Kyan lachte leise auf: "Nun, DU hast die Sachen ausgesucht. Ich muß sagen, ich bin überrascht, daß du so etwas förmliches ausgewählt hast. Ich meine, da war ja nicht viel, was man hätte schlimmer machen können."
"Na ja, manchmal muß man das Flippige halt außen vor lassen, besonders wenn es um größere Sachen geht, und Sevvie in diesem Anzug ist SICHERLICH eine größere Sache!" Ein lautes Schmatzen war zu hören, als Carson einen Kuß in Richtung Bildschirm sandte.
Vollständig angezogen kehrte Severus zum Wohnzimmer zurück und verließ, nachdem er ein kleines Päckchen vom Couchtisch genommen hatte, seine Räumlichkeiten...
Hermine stand an dem Tor zu den Ländereien und zitterte leicht in der Kälte. Sie trug ein samtenes, fellbesetztes Cape über ihrer Abendgarderobe, aber dennoch drang der Frost zu ihr durch. Ihr Kopf wandte sich von einer Seite zur anderen, wie sie dort so ängstlich auf die Ankunft ihrer Verabredung wartete.
Sie machte einen Satz nach vorne, als sich eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie drehte sich herum um zu sehen, zu wem sie gehörte und sah, dass ihr Zaubertranklehrer vor ihr stand. Ihre Wangen röteten sich, entweder vor peinlicher Berührtheit oder Nervosität.
"Das ist für dich", sagte er ruhig und hielt ihr ein kleines Paket entgegen.
Hermine schluckte und nahm das Geschenk an. "Danke!" Sie öffnete es und fand ein kleines Blumengebinde zum ans Kleid heften - eine rote Rose umgeben von weißem Schleierkraut.
"Ich helfe dir es festzumachen, wenn wir angekommen sind", erklärte ihr Severus. "Es ist viel zu eisig hier draußen, als daß du jetzt deinen Mantel ablegen solltest."
Hermine nickte, noch immer ihren Begleiter mit gerötetem Gesicht anstarrend.
"Sollen wir gehen?" Er bot Hermine seinen Arm an, die ihn nach einigem Zögern ergriff und ihm folgte. Er führte sie zum Auto und, nachdem er ihr die hintere Tür geöffnet hatte und sah, daß sie es sicher und bequem hatte, umrundete er das Heck und stieg auf der anderen Seite ein.
Nur ein paar Minuten der Fahrt nach Farsgrove wurden gezeigt. Das vorherrschende Bild der Fahrt beschränkte sich auf Snape, der eine Geschichte zum Besten gab, oder aber eine Frage stellte und Hermine, die entweder zurück starrte oder eintönige Antworten gab.
"Komm schon, Hermine, normalerweise bist du doch nicht um Worte verlegen, was ist denn heute los mit dir?" Wieder sah sie zu ihm auf und sagte nichts.
Er versuchte es noch einmal: "Nun, vielleicht interessiert dich das Thema ja gerade nicht. Dann muß ich mich wohl mehr ins Zeug legen. Hast du zufällig die jüngste Ausgabe von Argules´ 'Heilung und Selbstheilung' gelesen? Da gab es einen Artikel über die vielfältigen Wirkungen von schmerzlindernden Zaubertränken, das dich, schätze ich, sehr interessieren dürfte."
Gegen ihren Willen erhellte sich Hermines Gesicht als sie zustimmend nickte: "Meinen Sie den Artikel, den Cloverleigh verfaßt hat? Ich habe ihn am vergangenen Wochenende gelesen. Ich fand es wirklich faszinierend, wie der Autor so viele verschiedenen Kombination diverser Kräuter gefunden hat, die ein so breites Band an Wirkungen ergeben haben, wenn man sie nur zusammen gebraucht, statt sich auf lediglich eines zu beschränken. Was halten Sie von ihrer Theorie über das Heilen emotionaler Wunden?"
Und so war das Eis gebrochen. Als das Auto das Restaurant erreicht hatte, waren Lehrer und Schülerin in eine eifrige, wohlwollende Unterhaltung über die Wissenschaft vertieft.
"Warte, laß mich." Severus half Hermine aus dem Wagen und griff dann nach dem kleinen Sträußchen. Hermine ließ das Cape von ihren Schultern gleiten um ein bezauberndes, schwarzes Kleid zu enthüllen, das einen weiten Ausschnitt hatte. Die Seide umspielte ihre Kurven und ließ wenig Raum für Phantasien - und ebenso wenig für Severus, um den kleinen Blumenstrauß zu befestigen. Behutsam faßte er unter den Träger der linken Schulter, um das Bouquet dort, knapp über ihrer Brust zu befestigen. Hermines Wangen liefen rot an, als ihr Lehrer sie so erstaunlich sanft und doch vollkommen Gentlemanlike berührte.
Vorsichtig legte Severus seine Hand auf ihren schmalen Rücken und schob sie vorwärts. "Wir sollten uns beeilen, ehe du dir noch eine Erkältung holst."
Die Kamera folgte ihnen, als sie das Restaurant betraten. Hermine bot einen reizenden Anblick in ihrem engen, schwarzen Kleid, ihre Beine sahen alles andere als kindlich aus, in den schwarzen, hochhackigen Pumps, die sie trug. Auch ihr Haar war weit davon entfernt buschig zu sein, so wie es ihr in losen Locken über den Rücken fiel, nur ein kleines bißchen freie Haut dort lassend, wohin ihr Haar nicht mehr reichte und der tiefe Rückenausschnitt sie noch nicht wieder bedeckte.
Severus und Hermine hielten inne um ihre Umgebung in sich aufzunehmen. Der Raum war spärlich mit Kerzen beleuchtet, die entweder auf den Tischen standen oder aber in Wandhaltern steckten. Elektrisches Licht war nicht in Gebrauch. Die Örtlichkeiten waren klein, lediglich zwölf Tisch beherbergend und der Oberkellner geleitete sie zu dem exklusivsten, abgelegensten Tisch. Er stand in einem kleinen Erker, an drei Seiten umgeben von Fenstern, die hinaus in den kaum beleuchteten Garten zeigten, komplett mit Seerosenteich und Fontäne. Sehnsüchtig und verträumt blickte Hermine hinaus, bis Severus ihr einen Stuhl zurechtrückte und ihr andeutete, sie solle sich doch setzen. Seine Hand streifte ihren Rücken, als er ihr den Stuhl heran schob und sie erzitterte.
"Du siehst übrigens sehr hübsch aus", merkte Severus an, als er sich ihr gegenüber setzte und dann, ehe sie Zeit hatte richtig rot zu werden, kehrte er zu ihrem früheren Gesprächsthema über die modernen Möglichkeiten mechanischer Theorien bei der Tränkeherstellung.
Sie hatten offenbar bestellt, ohne von der Kamera gefilmt worden zu sein, denn kurz darauf trafen der Wein und das Essen ein. Der Kellner goß einen winzigen Schluck tiefroten Weines in Severus Glas um seine Zustimmung zu erhalten. Kennerhaft schwenkte dieser den Wein im Glas umher, hob ihn dann an die Nase und sog das Aroma tief ein. Er nickte dem Ober zu, der dann das Glas vollständig füllte und auch seiner Begleiterin einschenkte.
"Auf Wissen und Verständnis und das wir in beidem über uns hinaus wachsen." Severus hielt sein Glas zu Hermine herüber.
"Auf Wissen und Verständnis", wiederholte sie und stieß zaghaft mit ihm an, ehe sie einen großzügigen Schluck des Weines trank.
"Langsam, Hermine", lachte Severus auf. "Die Nacht ist noch lang und wir haben mehr als genug Zeit unser Menü so richtig zu genießen."
Die Kamera war auf Severus gerichtet und so kam es, daß es sich anhörte, als hätte Hermine sich verschluckt, doch eigentlich konnte dieser Laut auch von irgendwoher aus dem Raum herüber gehallt sein. Sollte Severus es bemerkt haben, so ließ er es sich zumindest nicht anmerken, sondern kehrte zurück zu ihrer Unterhaltung und damit zu einer weiteren bahnbrechenden Theorie.
***
Das war köstlich, ich kann gar nicht glauben, so viel gegessen zu haben!" stöhnte Hermine als sie ihre Gabel niederlegte. "So lecker das Essen in der Schule auch ist, bei der Pasta können sie hier doch noch was dazu lernen."
Severus lachte: "Wir können ja die Küchenel... - äh, das Küchenpersonal nach dem Rezept fragen."
Für eine Weile lachten sie einfach zusammen, dann wurde Severus´ Gesicht wieder etwas ernster.
"Ich weiß, ich habe dir das nie während des Unterrichtes gesagt und ich werde es vermutlich auch abstreiten, sollte mich je jemand danach fragen, aber es ist wirklich eine große Freude, zumindest einen Schüler im Unterricht zu haben, der es wirklich und ehrlich liebt zu lernen. Ein Schüler, der die hohe Kunst des Zaubertränkebrauens so sehr schätzt..."
Hermines Finger umklammerten die Serviette in ihrer Hand und sie sah Severus erwartungsvoll an.
Severus fuhr fort: "Ohne eine Schülerin wie dich, wüßte ich nicht, wie ich das so lange durchgehalten hätte zu unterrichten." Er hob sein Glas. "Auf Neville Longbottom!"
Hermine wiederholte: "Auf... Neville Longbottom?"
"Auf Neville Longbottom?" wiederholte auch der arme Neville, der in seinem Sitz zusammensackte.
"... und dsas er auch weiterhin genug Glück besitzt, nicht die einzige wirklich gute Schülerin in die Luft zu jagen."
Severus´ Augen trafen die von Hermine. Für einen langen Augenblick waren beide absolut still, ehe sie gemeinsam in ein herzhaftes Lachen ausbrachen.
Bald schon wurden sie vom Kellner unterbrochen, der eine weitere Leckerei auf seinem Tablett trug.
"Nachtisch auch? Ich weiß gar nicht, wo der noch hin soll", staunte Hermine.
"Ich bin mir sicher, daß du dafür noch irgendwo ein Plätzchen frei haben wirst und denk nicht mal daran zu behaupten du seist zu dick um dir ein Dessert leisten zu können, denn es gibt kaum etwas, was weiter von der Wahrheit entfernt wäre." Severus machte ein gespielt mißmutiges Gesicht. "Und mal ganz abgesehen davon, es gibt Schokoladenmousse."
"Schokoladenmousse! Mein Lieblingsdessert! Nun, dann...." Die Becher wurden vor ihnen hin gestellt und Hermine widmete sich ihrem mit unvermindertem Appetit. Vielleicht ein wenig zu viel davon.
Severus langte über den Tisch. "Halt mal still", wies er sie an. Hermine versteifte sich, als ihr Lehrer ihr sanft etwas Schokoladenmousse von der Nase wischte und damit bewirkte, daß ihr Atem nun um einiges schneller ging. Er blickte einen Moment lang auf seinen Finger, ehe er ihn in den Mund nahm und die Schokolade langsam ableckte.
Hermines Augen weiteten sich vor Schock aber Severus lächelte nur und sagte: "Wir können doch nicht etwas von diesem großartigen Nachtisch verschwenden, oder?" Dann machte er übergangslos mit der vorangegangenen Unterhaltung weiter.
Die Kamera schwenkte zurück auf Hermine, die scheinbar einer Ohnmacht nahe war - allerdings einer eher positiven.
"Du hast ihn deine Nase anfassen lassen?" Ron verzog sein Gesicht.
Harry schüttelte sich vor Widerwillen. "Also auf den Anblick hätte ich nun wirklich verzichten können."
Hermine starrte auf ihre Schuhe hinunter.
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