Nur durch dein Blut

 

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite



Kapitel 5: Das zweite Buch der Ronkowa




Die nächsten zwei Wochen erschien Hermine regelmäßig abends im Klassenzimmer. Inzwischen hatten diese Lesungen fast den Schrecken für sie verloren. Snape war immer viel zu sehr in Gedanken, als dass er sie quälen würde.
Sie war für ihn nur das Sprachrohr für das Buch, das er mit seinen eigenen Augen doch nicht zu lesen vermochte.
Eifrig machte er sich Notizen, hatte inzwischen drei Bücher vollgeschrieben und einige Tränke nachgebraut und etliche Versuchsreihen aufgebaut.
Hermines Gedanken waren beim Lesen eigene Wege gegangen. Selten war sie ob der späten Stunden in der Lage, den Ausführungen der Ronkowa zu folgen.
Mit unglaublicher Erleichterung hatte sie irgendwann das Buch zugeschlagen, nachdem sie die letzte Seite zuende gelesen hatte.
"Kann ich dann gehen, Professor?" Sie hatte sich artig neben ihm aufgestellt und sah ihn treuherzig an. Wenn sie jetzt Absolution bekam, dann konnte sie endlich wieder zu ihrem gewohnten Tagesablauf zurückkehren.
Snape blickte irritiert von seinem Kessel auf. Er rührte die Substanz zweimal um und baute sich dann vor Hermine auf.
"Nein, Sie können jetzt noch nicht gehen und ob Sie morgen wiederkommen müssen hängt ganz von Ihnen ab!"
Hermine starrte ihn an.
"Wieso, äh, was meinen Sie, ich habe doch meinen Teil erfüllt."
"Das Werk der Ronkowa besteht aber aus ZWEI Büchern, wie Sie sich vielleicht erinnern!"
Hermine schnappte nach Luft. "Sie erwarten nicht ernsthaft, dass ich weitere drei Wochen jeden Abend hier die Märchentante spiele?"
Scheppernd schmiss Snape den Rührlöffel auf den Arbeitstisch und kam wieder wie ein Racheengel auf Hermine zu. Statt des von ihr erwarteten Crescendos säuselte er nur böse: "Ich kann Sie immer noch der Schule verweisen lassen, Miss Granger!"
"Das ist unfair!", wütete Hermine. "Sie erpressen mich!"
"Richtig! Gut erkannt!" Snape grinste fies. "Aber seien Sie getröstet. Ich fürchte, dass Sie das zweite Buch sowieso nicht öffnen können, wenn ich die Ronkowa richtig verstanden habe."
Hermines Temperament ging schon wieder mit ihr durch. "Wieso sollte ich das dämliche Buch nicht öffnen können. Ich weiß nicht was Sie wieder meinen gelesen bzw. gehört zu haben, aber ich wüsste nicht warum ich........."

Wütend drückte Snape Hermine das Buch vor die Brust und unterbrach damit ihren Protest. "Dann öffnen Sie es doch, Misssss Granger!"
Hermine starrte ihn an, sie verstand seinen Spott und seine Wut nicht, aber sie hatte aufgegeben seinen komischen und ständig wechselnden Launen folgen zu wollen.
Unschlüssig drehte sie das Buch in ihren Händen.
"Mit der Hingabe Ihrer Lippen!" Snape schnarrte spöttelnd den letzten Satz.
Zögernd hob Hermine das Buch an ihren Mund und küsste es mit spitzen Lippen.
Nichts passierte!
"Ich habe nichts anderes erwartet!" Snape war blass vor Verachtung.
Hermine nahm erneut das Buch, schloss die Augen und atmete tief durch. Dann küsste sie nochmals den Einband. Augenblicklich erglomm das bekannte rote Leuchten und das Buch ließ sich öffnen.
Snapes Unterkiefer sackte herab und eine Sekunde sah er sie ungläubig an. "Victor Krum ist ein Idiot!", entfuhr es ihm. Hermine blickte irritiert auf.
"Und Ron Weasley ist ein vollkommener Schwachkopf!"
Hermines Gesicht war ein einziges Fragezeichen.
"Haben Sie die letzten Sätze nicht verstanden, Miss Granger?"
Hermines große Augen ersetzten eine Antwort.
Snape zitierte aus seinen Aufzeichnungen: "UND NUR WER TREU ZU SICH SELBER STEHT UND AUF DEN AUSERWÄHLTEN WARTEN KANN; DER IST WÜRDIG MEIN WERK ZU VOLLENDEN. DRUM HALTE DICH FERN VON DER SCHLANGE BIS DEINE STUNDE GEKOMMEN IST DIE MACHT ZU VOLLENDEN! ALLEN ANDEREN IST DER AUSBLICK IN DIE ZUKUNFT FORTAN VERWEHRT!"
Snape ließ seine Worte auf Hermine wirken. In ihrem Kopf setzte sich ihre Denkmaschinerie träge in Bewegung. War sie sonst so blitzgescheit und von rasanter Auffassungsgabe, so langsam und schwerfällig war sie nun, sein eben Gesagtes zu verstehen.
Sie hatte die Zeilen auch gelesen, vorgelesen und überlesen.
Doch schlagartig wurde ihr klar, was gemeint war und dunkle Röte überkam ihr Gesicht.
Snape hatte geglaubt, sie sei keine Jungfrau mehr. Zugegeben, Victor hatte sie sehr bedrängt, aber da war sie noch so jung gewesen, und Ron, na ja Ron war eben Ron und den hätte sie schon selber bedrängen müssen. Mehr als ein paar Küsschen waren bei ihren Tete a Tetes nicht passiert. Und andere Jungs hatten sie nie interessiert. Die waren zu kindisch gewesen, sprachen nur über Quidditch und andere Mädchen.
Wie dem auch sei, nur eine Jungfrau konnte das zweite Buch öffnen, und sie hatte soeben bewiesen dass sie zumindest auf einem Gebiet noch total unerfahren war. Es ärgerte Hermine kolossal, Snape dieses Eingeständnis gemacht zu haben.
"Es gibt genug Dinge die man tun kann, ohne dass es zu physiologischen Veränderungen führt, Professor!" Ihre Augen gifteten ihn an. Was dachte er von ihr? Dass sie die dumme Unschuld vom Lande war? Etliche Jungs hatten bei ihr angeklopft, was konnte sie dafür, dass keiner dabei war, der ihr intellektuell das Wasser reichen konnte.
Snape blinzelte amüsiert.
"Oh vielleicht kann ich ja von Ihnen noch etwas lernen."
Hermine wurde feuerrot.
"Können wir jetzt hier weitermachen, SIR?"
Ihr war diese Thematik sehr unangenehm und zu privat, als dass sie sie mit Snape diskutieren wollte.
"Es ist ein gutes Zeichen wenn man in ihrem Alter noch rot werden kann!"
Snape ließ nicht locker.
"Trotzdem bin ich überrascht, dass Sie den Vorzügen des Herrn Krum so standhaft nicht erlegen sind. Sie waren damals Gesprächsthema Nummer 1 im Kollegium. Und den Feuermelder Weasley.... nun gut, das kann ich gut verstehen."
"Bei allem gebührenden Respekt, Professor, ES GEHT SIE NICHTS AN!"
Hermine war inzwischen stinkwütend. Er hatte einen sehr, sehr wunden Punkt bei ihr berührt.
Ihr Sexualleben ging niemanden etwas an, selbst mit ihrer besten Freundin hatte sie nicht über das Thema gesprochen, und wollte es auch nicht.
Snape schwieg nun, doch er betrachtete sie mit einem offensichtlich zu Schau gestellten spöttischen Vergnügen.
"Darf ich dann bitten, dass Sie mir weiter vorlesen, FRÄULEIN Granger!"
Snape wirkte als müsse er an sich halten um nicht laut aufzulachen. Hermine kochte innerlich.
Wieso musste man eigentlich erst mit einem oder besser mehreren Männern im Bett gewesen sein, um als Erwachsene zu gelten? Sie war nicht prüde und auch nicht altmodisch aber irgendwie war es in ihrer Vorstellung immer so gewesen, dass sie aus Liebe mit einem Mann schlafen wollte und nicht aus sexueller Neugier oder weil sie dem Gruppenzwang erlegen war.
Es fiel ihr schwer sich auf die Seiten zu konzentrieren, sie verlas sich oft. Bereits nach einigen Minuten ließ Snape sie entnervt stoppen.
"Ich glaube wir werden besser morgen fortfahren, Miss Granger. Anscheinend fehlt Ihnen die nötige Konzentration."
Hermine hatte wütend das Buch zugeschlagen und schritt zügig zur Tür.
"Miss Granger?"
Hermine wirbelte herum, im Geiste wieder gegen eine erneute verbale Attacke gerüstet.
Snape stand am Kessel, ihr halb den Rücken zukehrend.
"Es ist in Ordnung!" Seine Stimme war leise, fast sanft. Hermine runzelte die Stirn und sah ihn fragend an.
"Ich möchte nicht dass bei Ihnen der Eindruck entsteht, Jungfräulichkeit sei ein Makel."
Er drehte sich komplett zu ihr um. Hermine war wieder rot geworden, hielt seinem Blick aber stand.
"Sie haben selber heute festgestellt, dass es auch Vorteile haben kann! ----- Bei seltenen Gelegenheiten!" Und seine Augenbraue zuckte mehrfach bis er ihr letztendlich doch gestattete sich zusammen mit einem Mundwinkel amüsiert zu heben.
Das Krachen der von Hermine zugeworfenen Kerkertür übertönte sein leises Lachen.



 

Kapitel 4

Kapitel 6

   

Review

Zurück