Mondschein-Sonate

 

 

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Kapitel 8: Lamentoso / Misterioso



Albus Dumbledore sagte eine ganze Weile gar nichts. Er saß nur da und blickte sie mit seinen hellen Augen an, die sonst immer lustig hinter den halbmondförmigen Brillengläsern funkelten. Heute waren sie stumpf und glanzlos und erfüllt von einem Kummer, der Mirela zwang, ihren Blick abzuwenden. Sie war hierher gekommen, weil sie glaubte, er könne alles, wirklich alles zum Guten wenden. Doch ihr gegenüber saß ein Mann, der plötzlich uralt wirkte und ebenso hilflos wie sie selbst.

Mirela musste wegsehen. Ihr Blick wanderte unruhig durch das Büro des Schulleiters und fiel auf Fawkes´ Vogelstange. Der Phoenix saß darauf, und neben ihm, eng an ihn gedrückt, hockte - Poe! Fawkes hatte schützend seinen Flügel um den Raben gelegt. Offenbar waren die beiden Freunde. So wie Dumbledore und Snape. Dumbledore hatte Snape unter seine Fittiche genommen, wie der mächtige Phoenix den kleinen Unglücksraben. Doch auch Albus Dumbledore konnte nicht jedes Unheil abwenden. Mirela stand auf und ging zu den beiden Vögeln hinüber. Es war so tröstlich, ihren kleinen Freund Poe wiederzusehen. Sie streckte die Hand nach ihm aus und versuchte, unter Tränen zu lächeln: "Hallo, Poe..." Doch der Rabe hackte so heftig mit dem Schnabel nach ihrer Hand, dass sie sie gerade noch zurückziehen konnte, um nicht ernsthaft verletzt zu werden. Hastig kehrte sie auf ihren Platz zurück.

"Warum gerade Severus?", murmelte Dumbledore heiser, "warum mussten Sie gerade ihn verletzen? Ich habe Sie an unserer Schule aufgenommen, obwohl ich um die Gefahren wusste, die von einer Halb-Veela ausgehen können. Ich habe Sie damals gebeten, rücksichtsvoll zu sein und niemandem wehzutun. Vielleicht war es zuviel verlangt. Aber warum ausgerechnet Severus? Niemanden hätte es so tief getroffen wie ihn. Es ist, als wenn Sie in ein Krankenhaus gehen, zu jemandem, der bereits schwer verletzt ist, und ihn zusammenschlagen."

Mirela schaffte es nicht, Dumbledore anzuschauen. Ihr Gesicht brannte vor Scham. Sie wagte es nicht, um Verzeihung zu bitten, denn sie wusste, sie hatte keine verdient. Alles, was sie sagte, war: "Sie müssen mich hassen."

Dumbledore schob eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen. Nein, kein Hass, keine Wut lag in den Augen des alten Mannes. Nur unendliche Trauer und Sorge. Und so etwas wie eine übergroße Erschöpfung. "Nein, ich hasse Sie nicht", sagte er, "ich möchte Ihnen etwas erzählen: Vor vielen Jahren - nun, Ihnen würden es viele erscheinen, für mich ist es wie ein Augenblick - saß jemand da auf dem Stuhl mir gegenüber. Da, wo Sie jetzt sitzen, mein Mädchen. Ein Junge, nicht sehr viel älter als Sie. Er kam zu mir, weil er eine große Dummheit gemacht hatte, einen schlimmen und folgenschweren Fehler. Er hatte Tränen in den Augen und konnte mir nicht ins Gesicht sehen vor lauter Scham. Es tat ihm so leid, was er getan hatte, und er konnte es nicht einfach wieder gutmachen. Nicht einmal ich konnte das. Glauben Sie, dass ich ihn gehasst habe?"
Mirela schüttelte zaghaft den Kopf.
"Nein, ich habe ihn nicht gehasst", bestätigte Dumbledore, "er hat sich schon selbst genug dafür gehasst. Eigentlich hat er nie wieder damit aufgehört, so sehr ich auch versucht habe, ihm zu helfen. Ich besaß nicht die Allmacht, auf die er gehofft hatte. Er musste feststellen, dass auch ich nur ein Mensch bin. Aber vielleicht war ein Mensch genau das, was er brauchte. Er wurde mein Freund. Ich konnte nicht alles Geschehene wieder gutmachen. Aber ich konnte ihm helfen, ein Zuhause zu finden und sich, Stück für Stück, so etwas wie ein teilweise 'normales' Leben aufzubauen, wenn schon kein glückliches."
Mirela schluckte schwer. "Und ich habe das alles kaputt gemacht, nicht wahr?" flüsterte sie. Dumbledore nickte stumm.

Eine Weile saßen sie schweigend da, dann ergriff der Schulleiter wieder das Wort. "Es ist auch meine Schuld", sagte er leise und traurig.
"Ihre? Nein!" rief Mirela aus, "es ist doch nicht Ihre Schuld!"
Dumbledore rieb sich die Augen, als habe er Kopfschmerzen. "Ich habe ihn gedrängt, jemandem zu vertrauen", sagte er mit müder Stimme, "Ihnen zu vertrauen! Es war ein Fehler. Ich hätte ihm glauben sollen. Aber nein, ich musste ihm die Idee ausreden, dass ihm hier in Hogwarts irgendjemand schaden wolle. Ich musste ihn drängen, seinen eigenen Instinkten zu misstrauen, die ihn geschützt hätten. Ich dachte, ich tue ihm einen Gefallen, wenn ich den harten Panzer aufbreche, den er um sich errichtet hat. Aber ich habe ihn nur wehrlos und verletzlich gemacht, wie eine Schnecke, deren Haus man zertritt. Warum war ich nur so überheblich überzeugt von der 'Güte' der Welt, die ich ihm zeigen wollte? Die ihn mit offenen Armen empfangen sollte? Ich habe ihn in die Arme derer getrieben, die ihn vernichten wollten."

Mirela verbarg das Gesicht in den Händen und fing erneut an zu weinen. "Ich hab ihn nach Askaban gebracht!", schluchzte sie, "tun Sie doch was, Professor Dumbledore! Holen Sie ihn da raus, bitte!"
Der Schulleiter seufzte leise: "Ich werde sehen, was ich tun kann. Aber ich mache mir nicht viel Hoffnung. Ich habe einmal für Severus gebürgt, aber so einfach wird es diesmal nicht mehr gehen. Ich werde mit dem Ministerium Kontakt aufnehmen. Warten Sie bitte solange draußen."

Die Minuten vor der Tür des Büros erschienen Mirela wie eine Ewigkeit. Sie knabberte ihre langen, sorgfältig gepflegten Fingernägel ab, während sie voller Furcht und Hoffnung wartete. Endlich rief Dumbledore sie hinein. Mirela wurde ein Stück kleiner, als sie sah, wie grau und ausdruckslos sein Gesicht war. "Sie sagen, sie hätten keinen Severus Snape in Askaban oder im Ministerium", berichtete er.
Mirelas Miene hellte sich auf. "Aber das ist doch gut!" rief sie aus.
Doch Dumbledore schüttelte bedrückt den Kopf. "Nein", sagte er leise, "das ist kein gutes Zeichen. Ich kenne genug solche Fälle. Die Menschen, von deren Verbleib niemand etwas weiß, die kehren nie wieder." Das Mädchen blickte ihn ungläubig an. "Ja", sagte er traurig, "Menschen 'verschwinden' einfach. Das kommt leider vor, in unserem System. Das Ministerium hat längst verlernt, was Menschenrechte bedeuten."
Mirela wollte es nicht wahrhaben. Das konnte, das durfte einfach nicht sein. "Aber was sollten sie denn davon haben, jemanden verschwinden zu lassen?" zweifelte sie.
Dumbledore seufzte tief auf und erklärte es ihr: "Sie tun das in Fällen, wo sie sich nicht ganz legal verhalten haben. Wenn Sie jemanden so schwer misshandelt haben, dass sein Anblick einen Aufruhr auslösen könnte. Oder wenn ihnen ein Gefangener unter den Händen weggestorben ist. Oder wenn sie jemanden ohne weitere Verfügung dem Kuss der Dementoren ausgesetzt haben. Niemand weiß genau, wo die seelenlosen Opfer landen. Sie sind einfach weg. Und die meisten Leute ziehen es auch vor, nichts darüber zu wissen."
Mirela war totenbleich geworden während dieser Worte. Jede einzelne dieser Möglichkeiten war so schrecklich! Und irgendetwas davon hatten sie mit Severus gemacht... Sie sprang auf und rannte heulend aus dem Büro des Schulleiters.

***



Mirela lehnte sich atemlos an einen Baumstamm. Sie war bis nach draußen gerannt. Ihr war danach, immer weiter zu rennen, für den Rest ihres Lebens, um nur nicht denken zu müssen. Doch schon nach diesen paar Minuten konnte sie nicht mehr. Sie keuchte und wartete darauf, dass das Seitenstechen nachließ. Ein kühler Nachtwind wehte, und Mirela zog den Umhang fester um sich. Sie staunte, dass die Kühle sie überhaupt noch kümmerte. Aber vielleicht taten so banale Gedanken ihr gut? Sie versuchte es gleich mit dem nächsten: Wieviel Uhr mochte es sein? Schon nach 22 Uhr? Severus hätte sie sicher schon ins Bett geschickt - Mist, kein guter Versuch! Stöhnend legte Mirela den Kopf in den Nacken. Hinter ihrer Stirn pochte es schmerzhaft. Kurz kniff sie die Augen zu. Als sie sie wieder öffnete, blickten sie hinauf in den Nachthimmel. Der Vollmond stand als milchigweiße Scheibe über ihr. Bei anderer Gelegenheit hätte sie ihn schön gefunden. Schön wie die Mondschein-Sonate... Oh shit! Es hatte keinen Zweck. Severus war überall. Überall, nur nicht wirklich hier, wo er sein sollte... Schaudernd dachte Mirela an die Worte, die ihre Mutter ihr gesagt hatte, als sie klein war und um eine tote Katze trauerte: "Die Toten sind nicht fort. Sie sind nur überall. Du kannst sie fühlen, sie sind dir ganz nah." Wenn sie Severus nun überall fühlte, bedeutete das dann, dass er... ? Vielleicht sollte sie es ihm sogar wünschen: dass er tot war und seine Seele frei. Wenn sie wirklich hier war, konnte sie doch kein Dementor verschlungen haben, oder? Mirela schüttelte sich. Nein, sie konnte sich nicht wünschen, dass er tot war. Er war doch noch so jung, selbst für einen Muggel wäre er noch jung gewesen, und als Zauberer hätte er viel älter werden können. Mirela fing an zu rechnen, wie viele Jahre seines Lebens sie ihm geraubt hatte. "Halt", befahl sie sich selbst, "hör auf damit! Das ist ja krank!" Aber was sollte sie tun, außer wahnsinnig werden? Mit dieser Schuld konnte sie doch nicht weiterleben... Eine andere Möglichkeit fiel ihr ein...

Sie betrachtete eine dunkle Wolke, die vor dem Mond entlang zog und begann, die Mondschein-Sonate vor sich hin zu summen. Sie sah Severus vor sich. So deutlich! Sie hörte seine Stimme: "Ja, stellen Sie sich vor: Der Mondschein hat noch anderes zu bieten als Werwölfe! Selbst jemandem wie mir." Mirelas Blick wanderte hinüber zum Waldrand. Schwarz ragte der Verbotene Wald hinter Hagrids Hütte auf, wie eine Grenze, hinter der es keine Welt mehr gab. Sie glaubte, von fern ein dumpfes Heulen zu hören. Ein Wolf? Ein... Werwolf? Sie schaute wieder hinauf in das silbrige Licht des Vollmonds. Zu hell! Jeder würde sie hier sehen. Jeder würde ihre Schuld sehen. Weg, nur weg, ins Dunkle! In den Wald, wo Monster hausten. Monster wie sie. Mit langsamen, aber festen Schritten ging sie darauf zu.

Sie fühlte, wie sie eine unsichtbare Schwelle überschritt, als sie den Wald erreichte. Sie betrat ein Reich, aus dem es kein Zurück mehr gab. So sollte es sein. Zuerst erschien ihr die Finsternis des Waldes undurchdringlich. Doch als sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, sah sie, dass bläuliches Mondlicht bis hier hereindrang. Ihre Füße versanken in den dichten Schwaden des Bodennebels. Die Baumstämme schimmerten geisterhaft. Es war sehr still, nur ab und zu knackte ein Ast, oder ein Baumstamm knarrte und ächzte. Es klang schaurig. Aber das Schrecklichste war das Heulen, das in einigen Abständen aus den Tiefen des Waldes herüberdrang. Es klang zum Weglaufen, doch Mirela hielt darauf zu. Beim Voranschreiten ging sie in Gedanken durch, was sie in "Pflege magischer Geschöpfe" und "Verteidigung gegen die dunklen Künste" über den Verbotenen Wald gelernt hatte. Die Einhörner interessierten sie heute weniger. Diese unschuldigen Wesen würden sich ohnehin entsetzt zurückziehen, sobald sie sie witterten. Der Werwolf, wenn es einer war, erschien ihr eher als das Richtige. Einen Moment lang überlegte sie, ob es Professor Lupin sein konnte. Aber das war äußerst unwahrscheinlich, da er Hogwarts vor längerer Zeit verlassen hatte. Es gab mehr Werwölfe auf der Welt als ihn. Es wäre nur eine schöne Ironie des Schicksals gewesen, wenn sie, die Mörderin eines Lehrers, nun von einem Lehrer gefressen würde.
Sie überlegte, ob sie es überhaupt bis zu dem Werwolf schaffen würde. Was wäre, wenn ihm ein anderes Wesen zuvorkäme? Auch recht. Vielleicht begegnete sie einem Letifold. Das waren diese grässlichen Dinger, die aussahen wie eine Decke oder ein Umhang und sich auf einen legten, um einen zu ersticken. Oder sie würde einem angriffslustigen Graphorn begegnen, das sie freundlicherweise auf seine langen, spitzen Hörner spießte. Was hatte sie über diese Tiere gelernt? "Ihre Haut ist zäher als Drachenhaut. Alle Flüche prallen von ihr ab." Dumbledores Worte kamen ihr in den Sinn: Dass er Severus seinen schützenden Panzer genommen habe. Wäre er doch ein Graphorn, an dem alle Verführungskünste einer Veela abprallten! Und alle Flüche der Auroren... Flüche? Vielleicht lief ja ein barmherziger Todesser hier irgendwo herum, der es ihr mit einem kurzen "Avada Kedavra" unverdient leicht machte. Oder sie fand die Senke, in der die Riesenspinne Aragog mit ihrer Familie lebte. Das würde passen, im Spinnennetz zu enden, so wie sie den armen Severus eingewickelt hatte. "Kommt alle her!", rief Mirela und ärgerte sich, dass ihre Stimme so piepsig klang, "hier ist eine unwiderstehliche Veela, lasst euch bitte anlocken!" Aber vielleicht verging denen ja der Appetit, weil sie ein größeres Monster war als sie alle zusammen.

Das Heulen des Werwolfs klang nun nicht mehr so fern. Einmal leuchtete ein Paar roter Augen neben Mirela im Gebüsch auf, aber das konnte er nicht sein, sie hörte ihn aus einer anderen Richtung. Als sie weiterging, glaubte sie den Atem irgendeines Wesens in ihrem Nacken zu spüren, aber sie sah nichts Lebendes außer sich selbst. Neben ihr knackte etwas. Es klang nicht wie das Brechen von Ästen. Eher wie Knochen, die von kräftigen Kiefern zermalmt wurden. Etwas schmatzte. Aber das konnte auch der Sumpf sein. Vielleicht sollte sie den suchen und einfach versinken. Doch stattdessen ging sie wie ein aufgezogenes Spielzeug immer weiter auf das Wolfsgeheul zu. Aus der Nähe hörte es sich anders an. Da waren leise Untertöne wie Knurren und Hecheln. Unwillkürlich bekam sie Angst. Aber das würde sie nicht daran hindern, ihr Ziel bis zum bitteren Ende zu verfolgen. Darin war sie ja gut: einen einmal gefassten Plan bis zu seinem schrecklichen Endergebnis durchzuziehen!
Sie stolperte weiter - und dann sah sie ihn! Der Anblick war schrecklicher als alles, was sie sich bei dem schaurigen Geheul schon ausgemalt hatte. Der Werwolf war ein riesenhaftes Vieh. Sein klobiger Schädel saß in einer unglaublichen Höhe und schwang bedrohlich hin und her. Röchelnd saugte das Wesen die Luft ein. Nahm es schon ihre Witterung auf? Es warf den struppigen Kopf in den Nacken und heulte erneut den Mond an. Ein Jagdruf? Danach hörte sie von dem Werwolf nur noch ein Hecheln. Es klang widerwärtig gierig. Das Monster schlug seine langen Krallen in einen Baumstamm und riss breite Streifen Rinde ab, was ein grässliches Kratzgeräusch verursachte. Es war keine schöne Vorstellung, dass diese Krallen ihr gleich das Fleisch von den Knochen zerren würden. Doch Mirelas Todeswunsch war stärker als ihr Fluchtinstinkt. Sie blieb stehen und wartete ab. Plötzlich schoss etwas auf sie zu. Es war nicht der Werwolf. Der stand immer noch in einiger Entfernung und heulte ein weiteres Mal den Mond an. Sie starrte erschrocken auf den schwarzen Schatten, der unerwartet auf sie zu flog. Er sah aus wie ein großer schwarzer Umhang. Ein Letifold! Schon hatte er sich über sie gebreitet und drückte sie zu Boden. Es war erstaunlich, mit welchem Gewicht etwas, das aussah wie ein bloßes Stück Stoff, auf einem lasten konnte. Aber sicher, es sollte sie ja auch ersticken. Das war es dann also. Sie hatte ihr Ziel erreicht. Um sie herum war es schwarz geworden. Sie wartete darauf, dass ihren Lungen der Luftvorrat ausging.

***



Der Tod durch einen Letifold war eine langsamere Angelegenheit, als Mirela gedacht hatte. Sein Gewicht lastete unangenehm auf ihr, aber sie bekam immer noch etwas Luft. 'Nun mach schon, bring´s hinter dich!', dachte ein letztes Restchen wacher Verstand in Mirelas Kopf. Der übrige Teil ihres Gehirns befasste sich mit Panik. Sie hörte immer noch den Werwolf, wenn auch gedämpft durch den Stoff. Sein Heulen klang so noch dumpfer. Und es klang näher als vorher. Würde er mit dem Letifold um die Beute kämpfen? Das Gewicht des Letifolds drückte schmerzhaft auf einen ihrer Wirbel. Seltsamerweise war der Letifold warm. Sie hätte vermutet, dass die Dinger eisig waren. Sie schwitzte unter dem dicken Stoff, und ihr wurde flau im Magen. Ihr Kreislauf begann verrückt zu spielen. Aber sie konnte immer noch atmen, wenn auch das auf ihr lastende Gewicht und der Stoff es erschwerten. Sie hörte schlurfende Schritte und das Scharren von Krallen auf dem Boden. Der Werwolf! Er musste ganz in der Nähe sein. Im gleichen Moment verstärkte der Letifold seinen Druck auf sie. Jetzt schnürte er ihr wirklich die Luft ab, und ihre Rippen knacksten unangenehm. Sie spürte, wie sie in die Bewusstlosigkeit hinüberglitt. Mit dem letzten Rest ihrer Wahrnehmunsgfähigkeit registrierte sie, dass der Werwolf sich schnaufend entfernte. Er ließ sie allein mit dem Letifold, und der hatte sein Werk nun beinahe vollbracht.

Plötzlich strömte ein Schwall Luft in ihre Lungen. Sie fühlte sich auf einmal ganz leicht, und ihr war angenehm kühl. War das der Himmel? Was hatte eine wie sie hier zu suchen? Aber es konnte nicht der Himmel sein, denn der Letifold war noch da. Sie sah ihn über sich in der Luft hängen. Warum hatte er von ihr abgelassen? Na klasse, und nun sah sie auch noch einen Geist! Sie sollte wohl erst alle Attraktionen des Verbotenen Waldes kennenlernen, bevor sie sterben durfte. "Ja, hier bin ich", sagte sie mit schwacher Stimme zu dem Geist, "ich konnte mir denken, dass du mich verfolgen würdest. Es tut mir leid, Severus..." Dann wurde ihr schwarz vor den Augen und sie spürte nichts mehr.

Kapitel 7

Kapitel 9

 

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