Kapitel 25
Nachdem Albus gegangen war, hatte Poppy nur schnell Jennys Bettzeug gewechselt und sie dann alleine gelassen. Es war ihr immer noch sehr unangenehm, dass ihr ein so folgenschwerer Fehler unterlaufen war. Sie erkundigte sich beim Verlassen des Raumes noch einmal freundlich, ob Jenny etwas benötige und verschwand kurz nachdem sie verneint hatte leise.
Den Blick an die Decke gerichtet lag Jeniffer in ihrem frisch bezogenen Bett. Ihre Gedanken drehten sich nur um ihren Entschluss. Sie musste sich Voldemort stellen. Sie war sich nun ganz sicher, es würde keinen anderen Ausweg geben. Er würde sie so lange suchen, bis er sie finden würde und sie wollte kein Leben in permanenter Angst führen. Die Konfrontation schien auf lange Sicht unausweichlich und sie hatte sich entschieden, ihr Leben nicht weiter in Angst zu verbringen. Einer von ihnen würde sterben, dessen war sie sich bewusst.
Voldemort wollte sie auslöschen, um seine Macht zu verteidigen. Deshalb jagte er Jeniffer, seine Nichte, denn ihre Macht war mindestens genauso stark wie seine. Schon vor Ewigkeiten hatte der dunkle Lord erfahren, dass seine Halbschwester Thea ein Kind zur Welt gebracht hatte. Ein kleines Mädchen, das Thea kurze Zeit später zu Pflege-Eltern gab, da sie noch zu jung für die Verantwortung war. Was er allerdings erst später erkannte, war die enorme Stärke, die das Kind hatte. Es war mindestens so mächtig wie er selber. Deshalb jagte er sie. Und Jeniffer wusste seit langem, dass Voldemort sie töten wollte, um seine alleinige Macht zu bestätigen.
Doch sie wollte leben und sich auf ihre Zukunft freuen.
All das konnte Jeniffer nicht, bis Voldemort endlich aufhören würde, ihr Leben zu bedrohen.
Aber wie sollte sie nun vorgehen?
Ihr war klar, dass sie im Moment nicht den Hauch einer Chance gegen ihn hätte. Dafür war sie viel zu geschwächt. Die Verbrennungen und die Strapazen der letzten Stunden hatten ihre Kräfte stark beeinträchtigt und es würde mindestens noch eine Woche dauern, bis sie wieder völlig genesen sein würde.
Jeniffer entschied sich, nichts Unüberlegtes zu tun. Wenn sie wirklich eine reelle Chance bei einem Kampf gegen den dunklen Lord haben wollte, dann musste sie im Vollbesitz ihrer Kräfte sein.
Mit einem erschöpften Atemzug drehte sie sich auf die Seite.
Es schien also wirklich keinen anderen Weg zu geben. Sie musste sich die Zeit geben, die ihr Körper verlangte und das wollte sie auch. Sie wollte eine reelle Chance! Eine Chance, endlich ein "normales" Leben führen zu können. Ein Leben mit Severus...
Jenny überlegte noch einige Minuten, merkte aber doch, dass sich die Erschöpfung langsam wieder über ihren Körper und ihre Seele ausbreitete.
Der einzig positive Nebeneffekt, den Poppys Drachen-Trank-Experiment scheinbar hatte, war die Neutralisierung des Insomnia-Tranks. Jeniffer hatte ihren normalen Schlafrhythmus zurück und auch der Schutz-Trank war wieder aktiv.
Am Ende war ihr klar, dass sie warten musste, bis es ihr besser ging. Doch dann würde es kein zurück für sie mehr geben. Die würde sich Voldemort stellen. Es würde nicht mehr lange dauern...
***
Die Tage schlichen förmlich für Jeniffer dahin. Zwar besuchten Severus und Remus sie regelmäßig, was sie jedes Mal riesig freute, doch die ganze Zeit ruhig in einem Bett zu liegen, war noch nie ihre Stärke gewesen.
Auch Albus blieb es nicht verborgen, dass Severus häufiger als normal bei Jenny zu sein schien. Ebenso entging ihm nicht, dass Severus gänzlich seine unfreundliche Art gegenüber Jenny abgelegt hatte...
Im Augenblick wollte er jedoch weder Severus noch Jeniffer darauf ansprechen.
Snape brachte es fertig, Poppy nochmals zum Weinen zu bringen, nachdem er von ihrem Fehler erfahren hatte. Mit wütend funkelnden Augen raunzte er sie an, ob sie wirklich noch die Richtige für den Job als Krankenschwester wäre, oder ob sie nicht besser die Pflege der Flubber-Würmer übernehmen solle...
Severus berichtete Jenn bei einem seiner Besuche von Draco und der Strafe, die er verhängt hatte. Jeniffer war überrascht über das harte Strafmaß, das Severus gegen sein eigenes Haus verhängt hatte. Allerdings war es nicht wirklich etwas, an dem sie sich sonderlich störte und so ließ sie es fast unkommentiert.
Sirius ließ sich hingegen nicht ein einziges Mal im Krankenflügel blicken. Zu tief saß immer noch sein Groll gegen Snape und dem, was er über ihn und Jenny herausgefunden hatte. Er distanzierte sich bewusst von allen anderen und verbrachte viel Zeit alleine für sich. Doch aufgegeben hatte er noch lange nicht...
Nach einer guten Woche ging es Jenny dann endlich so gut, dass sie die Krankenstation verlassen konnte. Ihre Wunden waren alle komplett verheilt und Narben waren wegen der wunderbaren Wirkung der Zaubertränke und magischen Heilungsmethoden nicht zurück geblieben.
Nachdem sie sich frisch gemacht und ihre Sachen zusammen gepackt hatte, stand Severus in der Tür.
"Na, bist du fertig?", fragte er sie liebevoll und nahm ihr die kleine Tasche ab, die sie in ihrer rechten Hand hielt.
"Oh ja, ich möchte jetzt endlich raus hier...!", erwiderte sie mit geweiteten Augen.
"Dann komm...! Ich bring dir die Sachen in deine Räume..."
Langsam gingen sie zusammen durch die Gänge Hogwarts. Liebend gerne hätte Jenn dabei Severus' Hand ergriffen, doch sie wusste, dass sie das so offen nicht tun konnte.
Als sie an Jeniffers Tür angekommen waren, begegneten sie Remus, der gerade aus seinem Zimmer kam.
"Na ihr, wie geht es euch? Hat Poppy dir endlich gestattet, die Krankenstation zu verlassen?"
Er war auf Severus und Jeniffer zugetreten und lächelte freundlich.
"Ich hätte es keine weitere Stunde dort ausgehalten, Moony!", antwortete Jenn mit einem absichtlich gequälten Lächeln auf den Lippen.
"Ich glaube, ich habe noch nie einen Zauberer gesehen, der sich so darüber gefreut hat, die Krankenstation zu verlassen..." Severus deutete mit der Hand auf sie, während er zu Remus sprach.
"Und wie geht es dir so Moony?" Jenny strich freundschaftlich über seinen Oberarm.
"Ach... eigentlich ganz gut. Ich wollte gerade zu Albus und ihn fragen, ob er mit mir etwas Zauberschach spielen möchte..."
"Zu Albus? Was ist mit deinem Lieblingsgegner?" Irritiert blickte Jenn ihn an.
"Sirius? Der redet nicht mehr mit mir seit..." Er stockte. "Seit er das mit euch herausgefunden hat... Oder besser: Seit er spitz bekommen hat, dass ich es wusste..."
"Oh Remus, dass tut mir leid....! Ich hatte keine Ahnung, dass ihr wegen Severus und mir gestritten habt! Ich werde nachher noch mit ihm reden..." Jeniffer wirkte betroffen und selbst Severus' Gesichtsausdruck verriet, dass es ihm leid tat, dass Remus wegen ihm und Jenny Streit mit seinem besten Freund hatte.
"Das ist schon in Ordnung Mäuschen... Sirius ist dieses Mal nicht im Recht, so wie er es gerne hätte..." Freundlich blinzelte er ihr zu. "Aber du solltest vielleicht trotzdem mal mit ihm sprechen... Überstürz nur dabei nichts, genieß erst mal deine zurück gewonnene Freiheit außerhalb des Krankenflügels..."
"Ja, das werde ich tun... Ich werde mich aber gleich morgen mit Sirius aussprechen!"
"Mach das...!" Er blickte auf seine Armbanduhr. "Oh, jetzt muss ich aber los, sonst spielt nachher nicht mal Albus mehr mit mir!" Ein Grinsen voller Selbstironie huschte über sein Gesicht.
"Bis dann Remus!", sagte Severus und schüttelte dem Werwolf kurz die Hand.
"Bis dann Moony!", fügte Jenny hinzu und gab ihm einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.
"Danke... und euch viel Spaß!"
Jenn und Sev blickten ihm kurz nach, schlossen dann die Zimmertür auf und traten ein.
Und noch bevor die Tür wieder ins Schloss gefallen war, hatte Severus Jenny an sich heran gezogen und fing an, sie leidenschaftlich zu küssen...
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