Kapitel 24
Nur mit großer Mühe schafften es Albus und Poppy, die schlafende Jenny ruhig zu halten.
Mit enormen Kräften bewegte sie sich unruhig im Krankenbett hin und her. Immer wieder konnten sie einige Wortfetzen verstehen, die Jeniffer wimmernd von sich gab.
„Poppy, wie konnten Ihnen nur so ein Fehler unterlaufen?“, rief Dumbledore, der die vor ihm liegende Hexe immer wieder an den Schultern nach unten drückte.
„Professor Dumbledore, es tut mir ja so leid...! Ich habe einfach in diesem Augenblick nicht darüber nachgedacht...“ Tränen liefen der Krankenschwester über die Wangen, denn nachdem sie Jeniffer den Schlaftrank gegeben hatte, dauerte es zwar keine Minute, bis ihre Patientin eingeschlafen war, doch schon nach kurzer Zeit wurde Jenny immer unruhiger...
Poppy tat in diesem Fall das einzig Richtige, sie verständigte umgehend Dumbledore.
Nachdem sie ihm erklärt hatte, was vorgefallen war, schlug Albus die Hände vor dem Gesicht zusammen und fragte sie, ob sie denn verrückt geworden sei. Da Poppy mit dieser Aussage noch wenig anfangen konnte, erklärte der Schulleiter ihr in kurzen Worten genauer, was er meinte.
Poppy hatte mit ihrer Idee, Jenny den Drachen-Schlaftrank zu geben, Verheerendes ausgelöst! Da Drachenschuppen in unterschiedlicher Konzentration in fast jedem Zaubertrank steckten und eine wichtige Substanz darstellten, waren sie auch in dem Zaubertrank, den Jenny regelmäßig einnahm, um ihr Unterbewusstsein gegen Voldemort abzuschirmen. Nur dadurch konnte der dunkle Lord nicht in ihre Träume vordringen. Und genau dieses war nun wieder möglich, da der Drachen-Schlaftrank nicht nur den Insomnia-Trank wirkungslos machte, sondern auch den Schutztrank neutralisierte...
„Na, es ist nicht mehr zu ändern...!“, rief Dumbledore und versuchte so Poppy ein wenig zu beruhigen, denn alleine hätte er Jenny nicht halten können.
„Was können wir nun tun?“, wimmerte die noch immer recht aufgelöst wirkende Krankenschwester.
„Ich hoffe, dass sie bald aufwachen wird...“, erwiderte Dumbledore, der sichtlich unter den Anstrengungen zu schwitzen anfing.
Es dauerte circa weitere 15 Minuten, bis Jeniffer plötzlich ruhiger zu werden schien. Ihr Körper bewegte sich nicht mehr so ruckartig und auch die enorme Kraft, die in ihr zu stecken schien, wurde weniger und weniger...
Erschöpft setzte sich Albus auf die Bettkante und wischte sich mit dem langen Ärmel seines Umhangs über die glänzende Stirn. Poppy blieb stehen und blickte weiterhin verzweifelt und traurig auf Jenny nieder.
„Nun machen Sie sich mal keine Gedanken Poppy! Es ist eben passiert...“, sagte Dumbledore sanft. Wieder liefen Poppy Tränen über die Wangen.
Doch bevor Poppy antworten konnte, wurde ihr Blick auf Jenny gezogen, die aufzuwachen schien... „Professor Dumbledore, sie wacht auf...!“
„Albus...? Ich... was ist passiert?“ Sehr schwach und kaum hörbar wisperte Jenny vor sich hin, während sie langsam ihre Augen öffnete.
„Es ist alles in Ordnung Jeniffer... Du hast nur einen falschen Trank verabreicht bekommen, der gleichzeitig die Wirkung deines Schutztrankes aufgehoben hat.Ich denke, du hast deshalb so unruhig geschlafen...“ Zärtlich nahm Albus ihre Hand.
„Ich ... habe Durst ... mein Mund ist ganz trocken ...“, kam es leise über ihre Lippen. Verwirrt versuchte sie wieder die Orientierung zu finden und blickte sich zaghaft um.
„Ich hole etwas...!“ Fast kam es Albus so vor als wäre Poppy froh, endlich wieder eine Aufgabe zu haben. Im Stechschritt rannte sie los.
„Was hast du geträumt Jenny?“, fragte Albus nach einem Moment.
Sie zögerte...
„Ich war in meinem Kinderzimmer... bei meinen Pflegeeltern... Es war eine Reise in meine Vergangenheit Albus. Ich habe aus dem Fenster geguckt und sie im Garten gesehen. Es war genau wie früher... als ich noch bei ihnen gelebt habe.“ Die Worte kamen nur schleppend.
„Und.... ist dir Voldemort erschienen?“ Albus fasste gezielt nach.
Sie stockte.
„Nein...“, sagte sie nach einer Weile. „Es war einfach nur ein Traum Albus...“
Einen Augenblick kam es ihr so vor, als würde Dumbledore ihr nicht glauben. Das entnahm sie zumindest seinem Blick! Doch dann entspannten sich die Gesichtszüge des alten Mannes wieder.
„Dann bin ich ja froh. Es hätte leicht sein können, dass Voldemort genau diesen Moment erwartet hat. Den Moment, in dem wir einen Fehler machen und er sich Zugang zu dir verschaffen kann...“ Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er sie an. „Du hattest enormes Glück...“
Mit schnellen Schritten und ziemlich schnaubend kam Poppy zurück. In ihrer Hand hielt sie ein Glas Wasser.
„Hier...bitte Mrs. Moore” Mit diesen Worten reichte sie Jenny vorsichtig das Glas.
„Danke...“, brachte sie leise hervor und nahm einen großen Schluck Wasser.
„Was trägst du da an deiner Hand? Hat Poppy dir nicht allen Schmuck abgenommen?“ Albus deutete auf ihren kleinen Finger. Ein leises Klicken hatte sich nämlich bemerkbar gemacht, als Jeniffer das Wasserglas in ihre Hand nahm. Als sie selbst hinsah, erkannte sie den kleinen Silberring. Es war der Ring, den sie in ihrem Traum aus ihrem damaligen Schmuckkästchen genommen hatte! Sie trug ihn immer noch...
„Oh, das muss Poppy wohl vergessen haben...“, brachte sie sogleich hervor und schon wieder erkannte Albus, wie die Frau im weißen Kittel mit den Tränen kämpfen musste.
„Naja, scheint heute einfach nicht Ihr Tag zu sein Poppy! Oder?“ Freundlich lächelte Albus ihr zu und Poppy verstand, dass er ihr nicht böse war.
„Nein, wahrscheinlich nicht...“, wimmerte sie leise. Albus stand auf und legte lachend den Arm um sie, während sie alle zu schmunzeln anfingen.
Doch in Wirklichkeit war Jenny froh, dass niemand ihr Herz schlagen hören konnte. Vor Schreck hatte sie beinahe das Gefühl, es würde ihr gleich aus der Brust springen und eine Polka vor ihr tanzen. Sie hatte keine Ahnung, wie nah sie und Voldemort sich mittlerweile kamen. Und sie war froh, dass sie Albus nichts davon erzählt hatte!
Sie wusste nun, was sie zu tun hatte. Und niemand würde sie davon abbringen...
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Severus Snape hingegen ahnte nichts von den Dingen, die sich zeitgleich im Krankenflügel Hogwarts abspielten. Er sollte erst später an diesem Tag von Albus davon erfahren.
Er war auf dem Weg zu Draco Malfoy...
Mit hastigen Schritten ging er die Stufen in den Kerker hinunter, wo die Slytherins ihren Gemeinschaftsraum hatten. Es war kühl und feucht in den Gängen, doch daran war Severus gewöhnt. Nach wenigen Minuten kam er an einem großen Gemälde an, das den Eintritt zu den Räumlichkeiten der Slytherins schützte. Auf dem Bild war ein grimmiger Reiter zu sehen, der ohne weiteres Snapes Bruder hätte sein können, denn die Ähnlichkeit war verblüffend. Das Schwert hielt er in der einen und die Zügel seines Pferdes in der anderen Hand.
„Oh Professor Snape! Welch seltener Gast...“, knurrte der dunkle Reiter, als er den Hauslehrer der Slytherins auf sich zukommen sah.
„Guten Abend McCleaver! Es ist mir auch keine große Freude hier zu sein... Ich suche Draco Malfoy! Ist er hier?“, fragte Snape, der sich direkt vor das Gemälde gestellt hatte.
„Ja, er ist da... Kam vor circa einer guten Stunde umringt von den beiden Schwachköpfen Crabbe und Goyle! Hat er was ausgefressen?“ McCleaver wusste, dass Snape eigentlich nur den Gemeinschaftsraum aufsuchte, wenn einer der Schüler etwas angestellt hatte.
„Ganz genau! Und jetzt werde ich ihm seine Strafe dafür geben...“, erwiderte Snape.
„Dann möchte ich jetzt nicht in seiner Haut stecken! Nichts desto trotz möchte ich Sie um das Passwort bitten, bevor ich Sie einlasse...! Sie wissen ja, die Sicherheit...“ Ein dunkles Schmunzeln spielte um die Mundwinkel von McCleaver.
„Sicher McCleaver...! Diablo!“ Nachdem Severus das Passwort ausgesprochen hatte, schwenkte das Bild nach einem Kopfnicken des Reiters knarrend zur Seite.
Kurz darauf trat der Kopf der Slytherins ein. Augenblicklich wurde es still im Aufenthaltsraum... Die Augen der Schüler waren in wenigen Sekunden auf den großen, dunkel gekleideten Mann gerichtet, der immer noch regungslos am Eingang des Raumes stand und mit bedrohlichem Blick über sie hinweg schaute. Jedem von ihnen war klar, dass er jemanden suchte. Plötzlich setzte er seinen Weg gezielt fort. Er hatte sein Ziel gefunden. Malfoy saß keine 5 Meter von ihm entfernt.
„Mr. Malfoy, stehen Sie auf!“ Draco tat sofort, was Snape ihm aufgetragen hatte.
„Was ist los Professor Snape?“, fragte er unschuldig.
„Wenn Sie meinen, mit Ihrer Unschuldslamm-Art würden Sie durchkommen, dann haben Sie sich getäuscht. Sie wissen genau weswegen ich hier bin...und mit jeder Sekunde, in der Sie sich dumm stellen, wird Ihre Strafe sich automatisch erhöhen...“ Snapes Stimme war nicht viel mehr als ein dunkles, angsteinflößendes Flüstern, doch sehr gut zu verstehen.
„Professor Snape, ... ich...“, brachte Draco beinahe stotternd hervor.
„Halten Sie den Mund, Malfoy! Ich werde gar nicht mit Ihnen darüber diskutieren, was Sie getan haben... Das können Sie gleich Ihrem Haus sehr gut selbst erklären...“ Er machte eine Pause. „Ich werde Ihnen nur Ihre Strafe verkünden...“ Zorn lag in Snapes Augen und der blonde Junge vor ihm, als auch die um ihn sitzende Schüler bekamen es allmählich mit der Angst zu tun.
„500 Punkte Abzug für Slytherin!“, sagte er laut und deutlich, die Augen starr auf Malfoy gerichtet. Ein Raunen ging durch den Raum.
„WAS? Professor Snape, dass ist nicht fair... So viele Punkte erreichen wir nicht mal über ein normales Schuljahr...“ Aufgebracht sah Malfoy zu seinem gegenüber auf.
Mit zwei großen Schritten hatte Snape ihn erreicht und packte den Schüler am Kragen seines Umhangs.
„Mr. Malfoy, es ist mir egal ob Sie es fair finden oder nicht! Was Sie getan haben ist das Widerlichste, was ich je bei einem Schüler erlebt habe, also erzählen Sie mir nichts von Fairness!“
Mit weit aufgerissenen, ängstlichen Augen blickte Malfoy Snape an. Dann ließ der Lehrer für Zaubertränke ihn los und richtete sich wieder auf. Langsam drehte er sich um, ging hinüber zur Tür und war verschwunden.
Es dauerte einige Sekunden, bis sich die Slytherins wieder rühren konnten. Zu geschockt waren sie alle von den Dingen, die sich gerade vor ihren Augen abgespielt hatten.
Dann richteten sich immer mehr böse funkelnde Augen auf Draco...
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