Kleine Wunder

 

 

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Kapitel 3: Hogwarts




Dumbledore war begeistert als ihm Snape den kleinen Hund präsentierte. Der alte Mann strahlte über das ganze Gesicht und knuddelte den Welpen.
"Ein perfektes Geschenk", lachte der Direktor.
"Aber Severus, Weihnachten ist erst in zwei Tagen. Wohin willst du den Hund so lange bringen?" Albus hielt den Hund hoch und betrachtete ihn.
"Ich dachte in meine Räume. Aber ich...." Snape stockte und warf einen nervösen Blick aus dem Fenster.
Dumbledore bemerkte die Unsicherheit und überlegte ob Severus das Licht in Hagrids Hütte bemerkt hatte. Der Wildhüter war beim Essen nicht erschienen. Albus haderte mich sich ob er dies Severus erzählten sollte.
"Severus?"
Keine Reaktion.
‚Ach diese verfluchte Taubheit', dachte Albus resignierend. "SEVERUS!" Er stampfte fest auf den Boden. Wenn das die Jahre so weiter ging würde er bald Plattfüße bekommen. So oft verlangte er "Gehört" zu werden.
Lautlos fragte Albus: Oder vielleicht jetzt?
So schlecht?
fragte sein Gegenüber lautlos zurück.
Betrübt nickte Albus und hielt den Welpen nun sicher in seinen Armen. Severus runzelte die Stirn und der alte Mann konnte förmlich sehen wie es in dem Jungen arbeitete. Eigene Entscheidungen waren immer noch nicht die Stärken von Severus Snape, gerade wenn es um Freunde ging. Wenn es um die Schule und die Schüler ging, da hatte Snape schnell gelernt, ja, da konnte er sogar recht erfolgreich seine Meinung verteidigen. Vor Albus' Augen verschwamm das Bild und fast glaubte er, wieder den Spion, den Todesser vor sich zu sehen, der sich vor allem fürchtete, was nicht ganz klar definiert war. Und erst recht wenn es um Gefühle ging. Doch helfen konnte Albus bei dieser Entscheidungsfindung nicht, da musste Snape allein durch. Es war ein Teil seiner Entwicklung, die sein Eigentum durchmachen musste.
Ich bin mir nicht sicher, meinte Snape lautlos.
Wie viele stille Gespräche hatten sie so schon geführt?
Ich kann dir nicht helfen Severus, das weißt du, es ist deine Entscheidung und ich werde dir nicht dabei helfen, es ist dein Geschenk an Hagrid. Entweder du wartest noch bis Weihnachten oder du gibst es ihm jetzt, antwortete Albus und kraulte den Hund hinter den Ohren.
Unbewusst begann Snape auf- und abzulaufen. Das war eine knifflige Frage.
Hagrid war sein Freund, einer der wenigen die er hatte, und wenn er ehrlich zu sich war, sein Einziger.
Nach einer Weile verabschiedete er sich höflich und nahm Albus den kleinen Hund ab. Dieser streichelte noch einmal das weiche Fell und meinte zum Abschluß lautlos: Du wirst schon die richtige Entscheidung treffen!
Snape hoffte, dass dem so war.

Zurück in seinen Räumen entfachte er zuerst ein warmes Feuer im Kamin und breitete dann eine alte Decke vor dem Feuer aus. Der kleine Welpe "tötete" zuerst standesgemäß die Decke bevor er sich darauf niederließ, um glückliche Hundeträume zu träumen. Nachdenklich saß Severus auf dem Sessel nahe dem Feuer und betrachtete das kleine Wesen zu seinen Füßen. Er dachte daran wie Hagrid ihm so oft das Leben gerettet hatte und wie er ihn in besseren Nächten einfach nur ins Schloss begleitet hatte. Müde von seinem Ausflug in die Muggelwelt schlief er im Sessel ein und merkte dabei nicht wie der junge Hund auf seinem Schoß sprang und in seinen Armen sicheren und warmen Schutz suchte. Am nächsten Morgen staunte Snape nicht schlecht als er den kleinen Hund in den Armen hatte. Lächelnd strich er ihm über den Kopf und versprach so bald es ging wiederzukommen. Bevor er das Zimmer verließ schwang er noch schnell seinen Zauberstab und zwei Schälchen erschienen aus dem Nichts, eines mit Wasser gefüllt und eines mit Hundefutter. Der Tag würde zwar wieder lang werden, aber er hoffte, dass der junge Hund sein Zimmer nicht in seine Bestandteile zerlegen würde.

Betrübt stellte er fest, dass Hagrid nicht zum Frühstück erschien und diese kleine Trauer blieb den ganzen Tag über. Er hatte für die Schüler neue Zutaten für seltene Tränke erhalten und musste diese neu einsortieren. Die Arbeit, die ihm sonst Ruhe und Frieden gab, schien gar nicht enden zu wollen. Daneben gab es noch die Hausaufgaben der sechsten und siebten Klasse zu korrigieren und noch zwei Tränke für Pomfrey abzugeben. Für den restlichen Abend vergrub sich Severus in seinen Räumen, die der Hund wie durch ein Wunder nicht in seine Einzelteile zerlegt hatte. Sein Entschluß reifte und er war nun bereit ihn durchzuführen. Warm eingehüllt in einen schwarzen dicken langen Umgang, den Hund sicher darunter, schlich Severus aus dem Schloß. Trotz seiner Taubheit hatten seine Fähigkeiten, sich lautlos zu bewegen, nicht gelitten. Der Weg durch den Schnee war dafür umso anstrengender und sein elegantes Schleichen litt sehr darunter. Immer wieder sackte er ein und mußte sich den weg mit Zauberstab und purer Kraft freikämpfen. Zu allem Überfluss schneite es auch noch und ein eiskalter Wind wehte vom See her. Severus spürte, dass der Hund vor Aufregung zitterte, denn kalt war es unter dem Umhang zum Glück nicht.
Unsicher und doch langsam durchnäßt stand er schließlich vor der Hütte des Wildhüters. Der Kälte kroch in seine Schuhe und das Haar war naß vor Schnee und gefror langsam auf seinem Kopf. Sein vorher so fest gefasster Entschluss litt nun und verlor immer mehr an Festigkeit. War es überhaupt eine gute Idee gewesen? War es richtig gewesen ein Lebewesen zu holen? Wie lange er da gestanden hatte wußte Severus später nicht mehr. Der Hund war unter dem warmen Umhang eingeschlafen, seine Füße waren vor Kälte taub, wie sein Gesicht und eine Hand, die nicht den Hund hielt und stattdessen den Türklopfer umfasste.

Es war Hagrid, der ihn bemerkt hatte, die dunkle Gestalt, die halb eingeschneit vor seinem Haus stand. Langsam öffnete der Halbriese die Tür und sah den Zaubertranklehrer an. Dieser rührte sich nicht, schien wie erstarrt in seinem eigenen Denken zu sein. Seufzend schob er den jungen Mann in seine warme Hütte. Bei allen galoppierenden Gorgonen, wie lange stand er denn schon vor seiner Tür?
Wie eine Puppe ließ sich Snape von Hagrid vor den Kamin führen, dort klopfte er ihm den Schnee aus dem Mantel und den Haaren. Prüfend legte eine Hand auf das Gesicht von Snape, er war eiskalt, dann nahm er die Hand, die aus dem Mantel guckte und prüfte auch sie. Eiskalt und schon fast blau gefroren. Kopfschüttelnd hängte Hagrid einen Kessel mit Wasser über dem Feuer auf und begann Snape aus dem Mantel zu schälen. Dabei jaulte etwas ganz kurz auf und als er den Mantel ganz in der Hand hatte, sah Hagrid einen kleinen Hund der sicher in einer Armkuhle lag. Verblüfft sah er Snape an. Dieser schien allmählich aus seiner Starre zu erwachen und hob langsam den Kopf. Wortlos und etwas unbeholfen hielt er Hagrid den Hund hin.
Dieser nahm ihn vorsichtig in seine großen Hände und betrachtete ihn glückselig.
"Für mich?" fragte er zitternd.
Snape nickte, er wagte nicht zu sprechen.
Hagrid setzte den Hund vorsichtig auf einem Sessel ab und umarmte Snape fest.
Obwohl er fast keine Luft mehr bekam nahm Severus es hin. Der Halbriese schluchzte nun und klopfte ab und an dem jungen Mann auf die Schulter.
Schließlich siegte die Vernunft und Hagrid setzte Severus ab und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Snape interpretiert es falsch und duckte sich. War das falsch?
Nein, nein es war nicht falsch! erwiderte Hagrid und nahm beide Hände von Snape in die seinen. Danke!
Dieser lächelte nun auch scheu.
Bei Merlin, Junge, du bist ja halb erfroren, sagte Hagrid lautlos und schob den Lehrer auf den letzten freien Sessel vor dem Kamin.
Er zog ihm die Schuhe und die nassen Socken aus, holte ein warmes Fell und wickelte die kalten Füße darin ein. Ohne zu protestieren ließ der Zauberer dies mit sich geschehen. Hagrid hatte ihm schon so oft geholfen. Endlich, nach endlosen Minuten, saß er warm und mit einer Tasse Tee da und betrachtete wie Hagrid glücklich den kleinen Hund streichelte.
Stumm und still saßen sie am Feuer. Wie sehr hatte Severus diese stillen Stunden vermisst. Hier mußte er nichts verstecken, hier mußte er nichts fürchten, hier war er ganz er selbst, er war in Sicherheit bei einem Freund. ruhig sah er ins Feuer und ließ diese Stimmung voll und ganz auf sich einwirken. Die Sorgen und Ängste fielen von ihm ab und auch die Schuld, die er so sehr gefühlt hatte.
Eine Erschütterung lief durch den Raum, Hagrid war aufgestanden und durch seine Hütte gegangen. Er holte ein grob eingewickeltes Geschenk hervor und drückte es dem jungen Mann in die Hände.
Was ist das? frage dieser.
Mach es auf! forderte Hagrid ihn auf.
Zögernd öffnete es Snape und fand einen selbst gestickten Schal in Slytherin-Grün.
Damit du mir nicht noch mal so erfroren ankommst! sagte Hagrid lachend.
Snape strich über den weichen Schal und meinte: Danke Hagrid!
Frohe Weihnachten!
verkündete der Wildhüter nur.

Man sah Severus Snape und Hagrid weder zu Weihnachten noch zum traditionellen Weihnachtsessen. Dumbledore meinte nur, dass für Snape diese Zeit schon immer schwer war und Hagrid momentan wohl noch zu sehr trauerte.
Dass beide Männer in lautlose Gespräche verwickelt waren, lachten, aßen und tranken, vermutete außer Dumbledore niemand. Für Snape war es mit eines der schönsten Weihnachtsfeste und er trug den grünen Schal oft und gern. Hagrid hingegen hatte seit diesem Tag einen Saurüden als Hund. Er taufte ihn auf den Namen Fang und wie Snape es versprochen hatte hing der Hund sehr an Hagrid und Hagrid an ihm.

 
 

Kapitel 2

 

 

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