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Kapitel 21



Snape sah Dumbledore an. „Nun?“

Der ältere Zauberer lächelte sein gütiges Lächeln.

Severus schnaubte. Diese Maske hatte er satt, sehr satt. Alles in allem war der Direktor nicht sehr viel gütiger als beispielsweise - er selbst. Er setzte seine finsterste Miene auf. Es war alles nur eine Frage von Masken, oder? Aber hier ging es eigentlich um wichtigere Dinge, und er hatte gedacht, sie könnten die Höflichkeiten beiseite lassen.

Snape war nach längerer Überlegung per Flohpulvernetzwerk nach Hogwarts gereist. Mit Sabina. Das machte am meisten Sinn. Er hoffte mal, dass das wirklich seine professionelle Meinung war und nicht nur die gewisser relativ ungeübter Körperteile von ihm. Aber eigentlich war ihm das ziemlich egal.

Es machte Sinn. Irgendwie.

Er wollte mit Dumbledore sprechen.

Sabina wollte ihre Fähigkeiten benutzen.

Er wollte diese Fähigkeiten testen.

Dumbledore war in Hogwarts. Wie die meisten besten Zauberer der Welt, gut Europas, gut, der Insel. Aber jedenfalls diejenigen, die er am besten kannte.

Also war er nach einem Abstecher in die Behörde, um sich und seine Angestellte abzumelden (und den einen oder anderen kleinen Schutzzauber zu legen, nicht dass er glaubte, dass es nötig war, Malfoy würde sich jetzt eher versteckt halten, und mit dieser Muggelbehörde hatte er nichts zu tun, wenn Snape und Sabina nicht da waren, hoffte er jedenfalls mal) mit Sabina in den Kamin in seinem Schlafzimmer getreten und in Hogwarts wieder ausgestiegen. Sie hatte es erstaunlich gut vertragen.

Ein wenig schwindelig war sie vielleicht gewesen, und das hatte sich durch alles, was sie dann weiter erlebt hatte, noch verstärkt. Jetzt ruhte sie sich irgendwo aus.

Er musste zumindest innerlich grinsen. Nach außen zeigte sich das nicht, dafür saß seine Maske zu fest.

Sie hatte gestaunt wie ein kleines Kind. Mit offenem Mund, begierig, alles zu sehen. Nicht unähnlich eigentlich den Erstklässlern, wenn sie das erste Mal in die Große Halle kamen.

Sie hatte all die sonderbaren Dinge und Fragen, die ihr gestellt wurden, als selbstverständlich hingenommen. Erfreut, dass es diese Dinge gab. Teller, die sich von selbst mit Essen füllten. Geister, die durch das Essen und die Menschen durchflogen. Plötzlich die Richtung ändernde Treppen. Sprechende Gemälde. Ihre Augen waren immer größer geworden und ihr Gesicht immer roter. Es war ganz nett gewesen, das zu beobachten. Peinliche Gefühlsanwandlungen, ja, aber so lange es nicht seine waren, ganz amüsant.

Sein Gesicht verdunkelte sich. Dann war sie der Reihe nach von Minerva, Albus, Binns und Trelawney befragt worden. Untersucht, ohne es zu merken. Und nun wartete er auf das Ergebnis. Wie beim Arzt.

Nur dass er nicht der Patient war.

Albus sah den größeren und jüngeren Zauberer vor sich von unten herauf durch seine Brille an. „Nun was?“, fragte er und hielt Severus einen Teller mit Süßigkeiten entgegen. Der sah ihn mit seinem verächtlichsten Gesicht an und griff dann zu. Doch, er hatte Hunger. Die letzte Zeit war anstrengend gewesen. Geistig und körperlich.

Er kaute an einem Plätzchen, das glücklicherweise schmeckte wie es aussah. Nach Stroh. Er trank einen Schluck Tee. Dann richtete er seinen schwarzen Blick wieder auf den Direktor. „Nun, da ich den gesellschaftlichen Anstandsregeln genüge getan habe, jedenfalls für meine Verhältnisse, können wir jetzt zur Sache kommen?“

Dumbledore kicherte. „Du wirst dich nie ändern, Severus, oder?“

Severus sah ihn nur düster an. Er sah keinen Anlass, Albus darauf hinzuweisen, dass er sich sehr wohl schon mehrmals in seinem Leben geändert hatte. Vom Anhänger Voldemorts zu einem Spion gegen ihn. Albus wusste das so gut wie er.

Dumbledore wurde ernst. „Dieses Treffen, das deine - Bekannte.“ Snape schnaubte an dieser Stelle. Es war ihm klar gewesen, dass Albus es nicht lassen konnte, seine Nase in Angelegenheiten zu stecken, die ihn nichts angingen, um so mehr, als Snape nicht mehr Lehrer hier war, aber er hätte es nicht so deutlich erwartet, nicht von Albus.

Gut, bei dem Essen vorhin hatten alle geguckt und so getan als würden sie es nicht tun. Der saure alte Professor Snape, mit einer jungen Frau, die ungezwungener mit ihm umging als jemals jemand. Er machte ein düsteres Gesicht in der Erinnerung. So wie er Sabina kennengelernt hatte, musste er noch froh sein, dass sie ihn nicht vor allen Leuten in den Hintern gekniffen hatte, das würde ihrem Sinn für Humor entsprechen.

Aber sie war durch die Neuartigkeit ihrer Erlebnisse doch wohl angemessen eingeschüchtert gewesen. Dafür war Snape nicht wenig dankbar. Es war so schon schlimm genug gewesen. Minerva hatte ihn angestrahlt wie eine gütige Mutter, ekelhaft. Trelawney hatte gesagt, sie habe es schon immer gewusst, dass er eines Tages Sehergaben zu schätzen wissen würde, und dann hatte sie nur auf ihre idiotische Weise gelächelt.

Es war grässlich gewesen. Er hatte sein fiesestes Gesicht aufgesetzt, was Sabina aber nicht daran gehindert hatte, sich prächtig zu amüsieren. Seine Gesichter konnten sie anscheinend nicht mehr erschrecken. Sie hatte ihn nur angelacht, beinahe ausgelacht, als er ihr sagte, sie solle sich nicht so lächerlich benehmen, die Geister gäbe es hier schon länger, und seien nichts Besonderes. Dann hatte sie sich abgewandt um sich mit Professor Binns und Minerva über was auch immer zu unterhalten. Gut zu unterhalten, während er mit steinernem Gesicht sein Essen runterwürgte. Es hätte gerade noch gefehlt, dass sie ihn angefasst hätte. Der alte ungeliebte Professor, der von einer jungen Muggelin in der Großen Halle in den Hintern gekniffen wurde - das wäre ein Ereignis, von dem Hogwarts länger sprechen würde als von der Rückkehr Voldemorts. Was ihn nach diesen überflüssigen Umwegen wieder zum eigentlichen Thema brachte. Verdammt. Diese Frau lenkte ihn sogar ab, wenn sie nicht da war. Es war wirklich abstoßend.

Dumbledore hatte ihn erwartungsvoll angesehen, während Snape mit seinen Gedanken auf Abwege geraten war. Als Snape nur noch mal schnaubte, fuhr er mit seinem Satz fort.

„Das ist eine große Sache, Severus. Unsere anderen Späher haben berichtet, dass sie versuchen werden, Voldemort wieder an die Macht zu bringen. Und diesmal könnten sie es wirklich schaffen.“

Severus ließ es sich nicht anmerken, das hätte er nie getan. Aber es schmerzte zu hören, wie sehr er versagt hatte. Er hatte es nicht gemerkt. Sabina hatte es bemerkt, in Unterlagen, die er für langweilig und nichtssagend gehalten hatte. Es war purer Zufall gewesen, dass er wenigstens das entdeckt hatte, was er jetzt wusste. Zufall und Sabina. Verdammtes Weib!

Albus hatte also immer noch Spione im engsten Kreis. Hatte er das nicht gerade gesagt? Snape verachtete sich selbst dafür, dass er beinahe so etwas wie Neid empfand. Nein, er gehörte nicht mehr zu den Menschen, die Voldemort in seine Nähe ließ. Seit der letzten Begegnung, der Begegnung mit Harry Potter. Da hatte er sich entscheiden müssen, sein wahres Gesicht zeigen. Danach hatte der Schwarze Lord noch auf die Knöpfe gedrückt, die Severus sich vor Schmerzen winden ließen und ihn schier in den Wahnsinn trieben. Manchmal. Bis er das Land verlassen hatte. Aber er ließ ihn nicht mehr zu sich.

Anscheinend gab es andere.

Gut so.

Snape hatte Albus die ganze Zeit ruhig angesehen.

Glaubte er.

Albus sah ihn sorgenvoll an. „Severus.“

Snape machte eine ungeduldige Handbewegung. „Weiter im Text.“

Ein Schimmer seiner wahren Gefühle zeigte sich auf Dumbledores Gesicht. „Wie du willst“, sagte er leise. „Wir müssen alle Kräfte auffahren. In zwei Wochen. Und ich meine, alle.“

In Snapes Gesicht zuckte ein Muskel. „Ja.“ Er las in Albus‘ Gesicht so etwas wie Mitleid, und wenn Snape eine Gefühlsbekundung sich gegenüber nicht ertragen konnte, dann war es Mitleid. Hass, Zorn, Wut, Verachtung, Furcht, das alles war er gewohnt. Mitleid war das letzte.

„Was ist mit - ihr?“

Dumbledores Gesicht hellte sich ein wenig auf. „Deine Bekannte?“

Snape war ein Mann von großer Geduld, aber es gab Momente in seinem Leben, da war er nahe dran, den Direktor zu erwürgen. Er machte es ihm wirklich nicht einfach, seinen dunklen Trieben zu widerstehen.

Manchmal glaubte er sogar, es machte Albus Spaß, ihn zu reizen. So wie jetzt, als der Schatten eines völlig unangebrachten Lächelns über sein Gesicht huschte. Severus zog seine Brauen noch mehr zusammen, was seinem Blick eine erstaunliche Finsternis verlieh. Dumbledore lachte. „Entschuldige Severus, aber du bist wirklich zu komisch.“

Severus knurrte tief in der Kehle. Bewahrte aber seinen distanzierten Gesichtsausdruck.

Der Direktor beruhigte sich wieder. „Entschuldige, das war nicht angebracht.“

Severus starrte ihn an. „Wenn du damit fertig bist, dich auf meine Kosten zu amüsieren, wie du es so liebst, würdest du dann vielleicht weitermachen? Wenn der große Tag in zwei Wochen sein soll, wovon meine Bekannte“ - soviel seidenweiche Verachtung in zwei Wörtern unterzubringen, brachte nur Snape fertig, Sabina hätte ihn umgebracht, wenn sie es gehört hätte - „dich anscheinend überzeugt hat, sollten wir keine Zeit mit albernem Getändel verbringen.“

Albus sah ihn auf eine Weise an, die Snape nur zu bewusst machte, was er getan hatte, bevor er nach Hogwarts gekommen war. Er wäre rot geworden, wenn er nicht diesen Blässezauber auf seinem Gesicht gehabt hätte. Doch doch, das hätte man durchaus als Getändel bezeichnen können.

Albus sah ihn ungerührt an. „Frau Selpent hat nicht nur mich überzeugt, Severus. Und es war nicht nur ihre Mitteilung, die mich überzeugt hat. Und ja, manchmal mag ich es, mich auf deine Kosten zu amüsieren. Aber ich hoffe immer, dass du es auch mal tust.“

„Das ist nicht nötig“, sagte Snape kalt. „Können wir weitermachen? Was ist mit Frau Selpents Fähigkeiten?“

Albus sah ihn noch einen Moment an, als wolle er jetzt - ausgerechnet jetzt, dachte Snape, wir haben Voldemorts Rückkehr vor uns und dieser Narr möchte jetzt Querelen bereden, die 20 Jahre früher begonnen haben - grundlegende Dinge klären, sagte dann aber bloß: „Ihre Fähigkeiten sind erstaunlich, Severus. Darüber waren sich alle einig. Große Sehergabe, Sybil war begeistert von ihr.“

Snape richtete die Augen gen Himmel. Das hatte er sich von seinem Leben erträumt. Eine Frau nach Hogwarts zu bringen, von der die alberne Sybil Trelawney begeistert war. Eine Frau, die auf der gleichen Ebene begabt war wie die. Eine Art, die Snape lächerlich und unwissenschaftlich fand. Weissagungen. Das Schicksal war wirklich sehr komisch.

Auch wenn er sie natürlich in keinster Weise als mit ihm irgendwie verbunden hierher gebracht hatte. Trotzdem.

Albus waren die Vorurteile Snapes gegen jeden Zauber, der nicht angerührt werden konnte, nur zu bekannt. Er lächelte bloß.

„Mit einem Zauberstab war sie erstaunlich.“ Das hätte Snape aus eigener Erfahrung bestätigen können.

„Nicht genügend abstraktes Denkvermögen für Arithmantie, leider.“ Das hatte sich Snape schon gedacht. Irgendwie. Was bedeutete, dass sie auch nicht sonderlich geeignet war, um Zaubertränke zu brauen.

„Erstaunliche Leistung in der Beeinflussung von Gegenständen ohne Zauberstab.“ Snape erinnerte sich an fliegende Gegenstände. Oh ja.

„Gedanken lesen - auch hier sehr hohes Potential.“ Und nicht nur Potential, dachte Snape.

„Sogar“, fuhr Dumbledore fort, „ein Talent für Transfiguration.“ Snape war wie vom Donner gerührt. Ja, die Tigerin, er konnte es sich vorstellen. Aber besser nicht jetzt. Es lenkte zu sehr ab. „Wirklich?“, sagte er in neutralem Ton. Er hatte Albus nie gesagt, dass er auch Animagus war. Die einzige offizielle hier an der Schule war immer Minerva gewesen. Und natürlich - Remus. Aber das war ja etwas anderes. Die Schule hatte eine lange Tradition in unerlaubten Animagi, eigentlich erstaunlich für eine gesetzestreue Einrichtung. Snape erlaubte seinem einen Mundwinkel, sich ein kleines bisschen zu kräuseln.

„Ja“, sagte Albus und sah ihn an. Er weiß es, dachte Snape. Er weiß, dass ich auch einer bin. Aber es ist in Ordnung, weil es der Sache dient. Alles für die Sache. Verdammt. Hatte ihn Sabina jetzt schon angesteckt mit dieser albernen Seherei?

„Aber am besten ist sie in allem, was mit der Sehergabe oft verbunden ist. Sehen, beeinflussen. Gedanken lesen. Dinge bewegen. Sogar - Lebewesen bewegen. Menschen. Aber natürlich alles nicht ausgebildet. Ja“, sagte Albus und sah traurig aus. „So viele ungenützte Gaben.“

Snape schnaubte. „Und bis zum großen Tag kriegen wir sie natürlich nicht hin.“

Dumbledore sah ihn an. „Ein so umfassendes Training in zwei Wochen abzuhalten, ist unmöglich, Severus. Das solltest sogar du hinnehmen. Du weißt, dass die Ausbildung hier an der Schule 7 Jahre dauert. Und das hat Gründe.“

„Also ist sie raus aus der Sache.“ Er war erleichtert. Eine Sache weniger, um die er sich Sorgen machen musste. Er würde sie hier lassen, eingeschlossen in Hogwarts, sicher aus dem Weg, aus der Gefahrenzone und er konnte beruhigt das tun, was er immer getan hatte.

Gegen Voldemort kämpfen.

Einsam sein.

Dem Tod entgegensehen.

Phantastisch.


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