Geheimnisse

 

 

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Kapitel 4: Die Gebrauchsanweisung


... Unser Fleisch und Gebein und unsere Seelen frieren hier.

Marci Helms Kinsley


Sirius saß an diesem Abend wieder an dem Schreibtisch und starrte die Rolle mit der Nummer 2 an. Während er die Rolle in den Händen hielt dachte er an den Tag zurück. Was war geschehen? Er hatte Harry beim Quidditsch-Spiel beobachtet und bei einigen gewagten Flugmanövern gelacht. Harry war, wie sein Vater, ein Naturtalent was das Fliegen anging. Sirius lächelte leicht als er daran zurückdachte wie er zusammen mit James den Flugunterricht unsicher gemacht hatte. Das kleine Nummernblättchen schimmerte im Kerzenlicht und riß den Mann aus seinen Gedanken und Erinnerungen. Die Sache im Kerker hatte er nicht vergessen und irgendwie war er neugierig auf diese eigentlich dritte Rolle geworden. Die Rolle 0 mit dem schönen Spruch hing nun eingerahmt über dem Schreibtisch. Den Rahmen hatte er in einer der vielen Abstellkammern in Hogwarts gefunden und dank Dobby dem Haushelfen war er auch in Ecken gekommen, in die selbst er mit seinem dünnen Körperbau nicht gepaßt hätte. Vorsichtig zerbrach er das Papiersiegel und begann im Kerzenschein zu lesen. Das lange schwarze Haar löste sich aus dem Pferdeschwanz, mit dem es zu bändigen versuchte, und hing bald wie ein dünner Vorhang vor seinen Augen. Sirius Black bemerkte es nicht, er las gespannt was da nun stand.

Kapitel 1 Die Gebrauchsanweisung

Hallo
Also du hast nun gelesen worum es geht, um wen es geht, jetzt kommt sicher die Frage, was genau sind deine Aufragen und wie sollst du sie meistern?

Zuerst einmal gilt vollkommene Verschwiegenheit! Niemand darf erfahren was du machst. Allein Dumbledore und Pomfrey werden von deiner Arbeit erfahren.


Sirius sah kurz auf, Pomfrey? Was hatte Pomfrey damit zu tun?

Wie du sicherlich bemerkt hast ist Snape kein leichter Mensch. Er ist sehr schwer zu versehen und noch viel schwerer kann man seine Verhaltensweisen in der Schule verstehen. Mag er auf andere verbittert, ungerecht und gemein wirken, so ist es doch nur ein Schutzmechanismus. Damit er das nicht verliert, was wir ihm beigebracht haben. Tief in seinem Inneren ist er nämlich ganz anders. Wußtest du, dass er keine Freunde hatte?

"Aber was ist Lucius Malfoy?" fragte Black laut.

Keine wirklichen Freunde, niemanden, mit dem er offen reden konnte. Bis Dumbledore und ich kamen. Wohl eher ich und nicht Dumbledore. Egal. Also nimm nicht immer alles ernst was er sagt. Wenn du ihn besser kennen gelernt hast, wirst du auch seine Eigenarten zu schätzen wissen. Immerhin war nicht mehr viel da als ich ihn kennen gelernt habe. Dass er jetzt so ist wie heute, ist die Arbeit von vielen Monaten.

"Da habt ihr aber in die falsche Richtung gearbeitet", murmelte Black.

Wer ist der Mann - Severus Snape - genau, den du beschützen sollst?
Nun, wie bereits im ersten Brief erwähnt, ist nichts so wie es scheint. Aber die Geschichte von Snape will ich hier nicht erzählen, die soll er dir selber sagen, oder vielleicht Dumbledore. Eher geht es um die Person Snape.
Auch wenn Snape nichts nach außen zeigen kann so kann er auch trauern, wütend sein, Angst haben und, ja, sogar ab und zu Freude zeigen.


"Wer es glaubt?!" zischte Sirius.

Trauer, wie sieht das bei Snape aus? Er wird sehr leise und sehr still. Zieht sich zurück und versucht damit selber fertig zu werden. Was nie und nimmer bei diesem Menschen klappen kann! Er braucht jemanden zum Reden!

Wütend, das gleiche wie bei Trauer, er wird leise. Selten brüllt er oder versucht gewalttätig zu werden.


"Da hat mir Harry aber anderes erzählt!" lachte Sirius. Sein Patenkind hatte ihm erzählt wie Snape ausgerastet war als er erfahren hatte, dass Sirius wieder entkommen war. Es war in Harry´s dritten Schuljahr gewesen. Snape muß sich aufgeführt haben wie ein Verrückter. Die Erklärung folgte in den nächsten Zeilen.

Ok, er kann schon auch brüllen, aber das wirklich selten. Wenn ihm etwas absolut aus den Händen gleitet, wenn er nicht mehr sieht wohin das ganze führen soll. Es ängstigt ihn aber mehr als dass er wütend deswegen ist.

Angst und Verzweiflung, ja dieser Mann kann auch sehr große Angst haben. Die ihn bis zum Äußersten treiben kann. Er kann sich vor lauter Angst selbst aufgeben oder ihn in den Selbstmord treiben.


Sirius klappte die Kinnlade runter. Selbstmord? Severus Snape und Selbstmord? Dieser vor Selbstsicherheit strotzende Lehrer kann so viel Angst und Verzweiflung empfinden, dass er Selbstmord begehen will? Wie das? Was war damals geschehen? Und sofort verfluchte er innerlich Hagrid, dass er nichts über die genaue Vergangenheit von Severus Snape aufgezeichnet hatte.

Und zu guter Letzt Freude. Wobei er das auch selten bei mir gezeigt hat. Er hat mich dann meist ganz vorsichtig offen und aufrichtig angelächelt.

Also beobachte ihn und lerne ihn so zu verstehen.


So ging es noch weiter, bestimmte Verhaltensweisen wurden aufgeschlüsselt und der beste Umgang mit ihnen erklärt. Doch diese Zeilen wollten nicht so recht zu Sirius durchdringen. Er hing immer noch an dem Wort Selbstmord fest. Selbst die Jahre in Askaban hatten ihn nie so weit gebracht, dass er sich das Leben nehmen wollte. Natürlich, andere hatten es im Zaubergefängnis gemacht, einige so gar recht rabiat, in dem sie einfach ihren Kopf gegen die Steinwand geschlagen hatten. Doch er war immer stark genug geblieben, um nicht diesen letzten Schritt zu gehen.

Nachdenklich sah er wieder auf die Rollen. Was er da hielt war mehr als nur Hagrids Vermächtnis, es war eine Gebrauchsanweisung.
Eine Gebrauchsanweisung wie man einen Menschen am Leben erhält, wie man seinen Geist zusammen schweißt, dass er nicht unter der Belastung zusammenbricht. Wie man anhand von Kleinigkeiten Dinge erfährt, die normale Menschen nicht sehen können. Und Sirius Black war erst bei der zweiten Rolle angekommen! Was mochte wohl in den anderen Rollen stehen? Wie viel Zeit hatte der Halbriese in diese Rollen gesteckt und warum? Warum hat er sich niemandem sonst offen anvertraut! Soweit er es beurteilen konnte, waren Harry, Ron und Hermine die besten Freunde von Hagrid gewesen. Warum hatte er nicht mit ihnen darüber gesprochen. Schlagartig kam ihm die Antwort in den Sinn: Harry mochte Snape nicht und umgekehrt. Eigentlich, wenn er genau nachdachte, mochte ihn so richtig niemand in der Schule, außer die Schüler von Slytherin. Wobei Sirius den dunklen Verdacht hegte, dass es mehr um die Bevorzugung ging, die Snape diesen Schülern angedeihen ließ. Dumbledore vertraute ihm, doch hier war es Snape, der immer eine gewisse Distanziertheit von dem Schulleiter einhielt.

Sirius lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Wen konnte er Freund nennen? Lupin, Harry, Hermine und die Weasley-Familie mochten ihn alle. Mit Lupin konnte er ernst reden und Harry sprach in letzter Zeit viel über Hagrid. Er hatte Freunde, und auch Freunde mit denen er reden konnte. Snape hatte niemanden. Sirius wußte genau wie es sich anfühlte von allen verlassen zu sein, das war damals in Askaban der einzige Knackpunkt, den er nie hatte hochkommen lassen. Er wußte um seine Unschuld und er wusste, wenn er seine alten Freunde überzeugen konnte, dass sie wieder zu ihm halten würden. Es waren grausame Jahre für Sirius Black gewesen, aber er hatte noch Hoffnung. Jetzt machten die Worte von Hagrid für ihn Sinn und er führte seinen Gedankengang weiter. Was hätte er gemacht, wenn er diese Hoffnung nicht gehabt hätte? Und die Antwort gefiel Sirius überhaupt nicht. Er begann auf- und abzulaufen, ihm kam Hogwarts nicht mehr wie die ersehnte Freiheit vor. Urplötzlich hatte er das Gefühl ihm würde gleich die Decke auf den Kopf fallen. Er mußte RAUS! Einfach nur Raus! Die Nacht war noch jung!
Da kam ihm der rettende Gedankengang. Vorsichtig schlich er aus seinem Zimmer und rannte genauso vorsichtig über den Rasen auf den Verbotenen Wald zu. Dort verwandelte er sich in den großen schwarzen struppigen Hund, seine Animagus-Form, und jagte durch den Wald. Er rannte und rannte, als ob er das ganze Gelesene aus sich heraus rennen wollte. Sprang über gestürzte Bäume, hechtete durch kleinere Bäche und jagte über kleine Lichtungen. Die Tiere des Waldes sahen diesem seltsamen Hund nach und wunderten sich warum er es so eilig hatte. Sirius stoppte erst als er am anderen Ende des Verbotenen Waldes ankam. Der Wald lichtete sich hier und ging langsam in ein von Muggeln bewirtschaftetes Gebiet über. Für die Muggel war das große weitläufige Gelände der Privatbesitz einer Grafschaft, Zutritt verboten, und diverse Banne und Flüche sorgten auch dafür, dass sich niemand zu sehr für den Wald und die Ländereien von Hogwarts interessierte. Sirius verwandelte sich zurück und lehnte sich schwer atmend gegen einen Baumstamm. Verdammt er hätte nie weiter lesen sollen, hätte nie diese Aufgabe übernehmen sollen! Er wollte nicht für dieses Leben verantwortlich sein! Wollte nicht die Schuld tragen, wenn Snape ging.
Er schrie in die Nacht: "ICH WILL NICHT!"
Snape haßte ihn aufgrund ihrer gemeinsamen Schulzeit, und ja, Sirius mochte ihn auch nicht. Er hatte dem Slytherin einige gemeine Streiche damals gespielt und einer wäre sogar beinahe tödlich geendet.
"Verdammt! Verdammt! Sirius, du und deine Neugier! Verflucht sollst du sein!" fluchte er lauthals in den nun totenstillen Wald.

Während er sich weiter verfluchte bemerkte er nicht die Gestalt, die in einiger Entfernung stand und den Magier ruhig beobachtete. Die Gestalt beschloß, dass es in diesem Zustand nicht gut war mit dem Magier zu reden und wandte sich zum Gehen um. Die Zeit würde kommen und dann würde er mit ihm reden.

Kapitel 3

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