Die Medaillons der Gründer

 

 

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Kapitel 2 - Bälger, frühere und heutige

 

Snape war dabei, Neville Longbottom in seinem eigenen Kessel zu kochen. Er folgte einem Rezept in einem offenen Buch neben ihm und fügte glücklich und unter gelegentlichem Rühren ein wenig gealterten Brandy dem Behälter hinzu. Als Snape aber hochsah, sehr zu seinem Unwillen, sah er, dass Neville nicht nur nicht gekocht war, sondern auch noch fragte was er mit seinem Rest Wolfsbanntrank machen solle. Snape hörte gedämpfte Stimmen hinter sich und sagte sich plötzlich, dass er vielleicht keine Schüler kochen sollte.

Mit einem Ruck öffnete er die Augen und sass aufrecht im Bett.

Eine starke Hand drückte ihn zurück und er versuchte sich zur Wehr zu setzen. Eine strenge aber freundliche Stimme, immer noch gedämpft, sagte ihm, dass er sich in Sicherheit befände und sich entspannen sollte. Snape, seine Atmung schnell und abgehackt, versuchte sich auf das Gesicht über ihm zu konzentrieren.

Albus Dumbledores Gesicht gewann schliesslich an Kontur und Severus fühlte die Anspannung und Angst sofort seinen Körper verlassen. Er liess sich zurück auf das Bett fallen und seufzte. „Direktor“, flüsterte er. „Ich bin so froh, Sie zu sehen.“

Dumbledore lächelte ihn freundlich an und nickte. „Das kann ich mir vorstellen, Severus. Du hast ganz schön was mitgemacht.“

Als wenn er sich plötzlich an etwas erinnern würde, brachte Severus seine linke Hand in einer raschen Bewegung in sein Sichtfeld. Sie war leer. „Wo...“

Dumbledore legte eine versichernde Hand auf Severus’ Schulter und lächelte ermutigend. „Zurück in seiner Schachtel. Kein Grund zur Sorge.“

Snape versuchte sich hinzusetzen, seine Augen suchten das Gesicht des Direktors. „Aber ich... ich habe es rausgelassen. Ich...“

Dumbledore nickt freundlich und drückte ihn wieder zurück nach unten. „Ich weiss, Severus. Und es ist gut, dass du das gemacht hast. Ich möchte gar nicht darüber nachdenken was passiert wäre, hätte Voldemort den Befreiungszauber selber durchführen können. Wir sind alle in deiner Schuld. Wieder einmal. Deine Tage als Spion, allerdings, scheinen vorüber zu sein.“

Snape versuchte seine Gedanken zu ordnen und sah plötzlich in seiner Umgebung herum. Er war zurück in Hogwarts. Wie war er hierher gekommen?

Als würde er seine Gedanken lesen, sah ihn Dumbledore über seine halbmondförmigen Brillengläser hinweg an. „Mehrere Mitglieder des Ordens, die bei der Weltmeisterschaft waren, sahen ein komisches, grünes Licht aus dem Wald scheinen und gingen, um es zu untersuchen. Sie fanden dich gerade bevor die Todesser sich neu gruppieren konnten und zurückkamen. Sie haben sich allem Anschein nach einen ganz schönen Kampf um dich geliefert. Ich wage zu behaupten, dass Voldemort zum jetzigen Zeitpunkt einige Todesser weniger hat.“

Snape runzelte die Stirn. Mitglieder des Ordens hatten sich mit Todessern angelegt um ihn zu retten? Aber wer...? Snape legte seinen Kopf zurück auf das Kissen und stöhnte, gerade als Harry Potters Kopf um die Trennwand herum erschien. Natürlich. Wer sonst?

„Ist er in Ordnung, Professor?“ fragte er Dumbledore.

Dumbledore sah zurück zu Harry und lächelte ihn warm an. Er drehte sich wieder zu Severus zurück, während er mit einem Glitzern in den Augen antwortete: „Er wird in Ordnung kommen. Es sieht so aus, als verdankt er dir sein Leben, Harry.“ Seine letzten Worte wurden gesprochen, während er Snape direkt in die Augen schaute. Snape verengte seine Augen als Antwort, nicht nur wegen der Tatsache, dass er sein Leben Harry Potter verdankte, sondern auch, weil der Direktor so viel Spass zu haben schien ihm dies zu sagen.

Hinter Dumbledore sah Snape Harry eine kleine abwinkende Geste mit der Hand machen und mit einem schiefen und befangenen Lächeln „Nah“ murmelnd. Snape hatte plötzlich das Bedürfnis ihn zu erwürgen.

Als ob er vorhätte, ihm seine Schuld noch weiter einzureiben, langte Harry fröhlich in seine Robe und zog Snapes Zauberstab heraus. Er lächelte und beobachtete mit Erwartung den Gesichtsausdruck des anderen Mannes. „Ich habe ihn in der Nähe von dem Ort entdeckt, wo wir Sie gefunden haben, Professor.“

Snape sass abrupt auf und riss den Zauberstab aus Harrys Hand. Seine Lippen bewegten sich, als ob er etwas sagen wollte, aber keine Wörter schienen gewillt, herauszukommen.

Harry nickte und sagte: „Bitte, gern geschehen.“

Snape liess sich langsam wieder zurück auf das Bett fallen, seinen Zauberstab noch immer in der Hand, und sah von Harry weg. „Was ist aus Malfoy geworden?“ fragte er Dumbledore.

Wie zur Antwort sah Dumbledore mit erhobenen Augenbrauen über seine Schulter zu Harry.

Harrys Lächeln verschwand. „Er ist entkommen. Apparierte in dem Moment, als er uns gesehen hat.“ Er sah auf seine Füsse und murmelte: „Es tut mir leid, Professor.“

Für einen Moment war Severus nicht sicher, wen von ihnen beiden er ansprach aber er antwortete trotzdem. „Ausser wenn Sie auf einmal Kräfte entwickelt haben, von denen Ihre Lehrer vorher nichts gewusst haben und einen Weg gefunden haben Ihr persönliches Bannfeld zu kreieren, Potter, sehe ich keinen Weg, wie Sie ihn hätten stoppen können, trotz Ihres legendären Gryffindormutes.“

Harry sah überrascht auf. Obwohl die meisten Snapes Bemerkung bloss als eine einfache Beleidigung angesehen hätten, kannte Harry seinen Zaubertränkemeister offensichtlich gut genug, um es als die Aufmunterung zu erkennen, die es sein sollte. Harry nickte und sein Lächeln kehrte zurück auf sein Gesicht.

Snape seufzte innerlich und fragte sich, was ihn geritten hatte den Balg vom Haken zu lassen. Er wusste natürlich, dass Potter Malfoy nicht hätte stoppen können, aber er hätte es zumindest noch ein bisschen länger geniessen können ihn noch etwas zappeln zu lassen. Er musste langsam weich werden aufs Alter hin.

Dumbledore stand plötzlich auf und sah auf Snape herunter, das Glitzern noch immer in seinen Augen. „Nun, sobald du dich besser fühlst, Severus, möchte ich dich gerne für eine vollständige Besprechung in meinem Büro sehen.“

Snape nickte knapp als der Direktor sich von ihm abwandte. Als er an Harry vorbeiging, sagte Dumbledore wohlwollend: „Du auch, bitte.“

Harry nickte enthusiastisch, noch immer lächelnd. Das Lächeln erstarb allerdings ein wenig als er Snapes mörderischen Blick sah. Er schluckte einmal, entschuldigte sich und verliess den Krankenflügel nach Dumbledore.

Sobald er wieder alleine war seufzte Snape tief und legte seinen Kopf zurück auf das Kissen. Er wusste, dass es nicht lange dauern konnte bis Poppy Pomfrey kommen würde um nach ihrem Patienten zu sehen und er versuchte die wenigen ruhigen Minuten, die er hatte, dazu zu nutzen, seine Gedanken zu ordnen.

Nun dann. In Ordnung, dachte er. Am besten sich bloss um die kalten, harten Fakten kümmern. Emotionen draussen lassen. So, er hatte also den Geist Salazar Slytherins im Wald neben dem Quidditchstadion losgelassen, wo er nun frei war durch die Gegend zu streifen. So schnell und leicht gesagt, hörte es sich nicht einmal so schlimm an, überlegte er. Andere hatten sicherlich schon Schlimmeres verbrochen. Sicherlich.

Es war eine Entscheidung gewesen, getroffen in Eile und Panik. Er hatte gewusst, dass er sterben würde und dass Malfoy Slytherins Geist zurück zu Voldemort bringen würde. Besser ihn in das Unbekannte zu entlassen, anstatt ihn den Platz mit Voldemort in dessen Körper teilen zu lassen, nicht? Er seufzte. Nun, zumindest Dumbledore schien seine Begründungen zu teilen. Er hatte gesagt, dass er dankbar war für seine Entscheidung, richtig?

Snape schüttelte seinen Kopf. Unentschlossenheit und Zweifel waren normalerweise keine Qualitäten, die man mit dem Zaubertränkemeister von Hogwarts in Verbindung bringen konnte und er begann sich Sorgen zu machen, warum er sich selber hinterfragte. Du denkst im Kreise, Severus, ermahnte er sich. Nicht hilfreich.

Er hatte allerdings keine Zweifel gehabt, als er zum ersten Mal realisiert hatte was Voldemort in seinem Besitz hatte. Wie, fragte er sich nicht zum ersten Mal, war der Dunkle Lord in den Besitz eines Medaillons der Gründer gekommen. Zauberer hatten für fast tausend Jahre danach gesucht und nie auch nur einen Hinweis auf deren Verstecke gefunden. Einige hatten sogar angefangen zu zweifeln, dass die Medaillons überhaupt wirklich existierten. Er selber hatte immer geglaubt, dass sie nur eine Sage waren. Die Idee, dass die vier Gründer von Hogwarts Abdrücke ihrer Seelen in vier Medaillons abgelegt hatten, erschien nur so... absonderlich.
Wofür denn? Wenn sie gewollt hatten, dass ihre Geister zur Verfügung standen, um Jahre später Ratschläge zu geben, warum nicht Portraits hinterlassen? Die waren auf jeden Fall nie zurückhaltend, ihre Meinung preiszugeben.

Snape seufzte und rollte sich wieder auf die andere Seite, seine Gedanken in Aufruhr. Er realisierte mit Überraschung, dass er eigentlich überhaupt nie ein Portrait eines Gründers gesehen hatte. Wenn man in Betracht zog wie wichtig und mächtig sie gewesen waren, dann erschien ihm das doch wirklich sehr komisch.

Er war gerade dabei, über die anderen drei Medaillons und ihren Aufenthaltsort nachzudenken, als, wie erwartet Madame Pomfrey hereinkam und zu Severus herübereilte. „Nun, ich bin froh zu sehen, dass sie dich endlich ruhen lassen, Severus. Ganz schön schlimme Verletzungen, diese da. Ich wage zu sagen, dass du einige Tage hier sein wirst.“ Sie schnappte den Zauberstab unzeremionell aus seiner Hand und legte ihn auf den Tisch neben dem Bett. Dann beschäftigte sie sich damit, seine Bettdecke höher zu ziehen und die Wunde auf seinem Gesicht zu untersuchen, während sie unablässig dahinplapperte, Patienten inmitten einer Autobahn behandeln zu müssen.

Viele Jahre Erfahrung im Krankenflügel hatten ihn gelehrt, dass irgend eine sarkastische Bemerkung ihm einen Extratag im Krankenflügel und noch mehr übelschmeckende (und wahrscheinlich unnötige) Medizin einbrachten. Während sie herumhantierte, fragte sich Snape abwesend, was er wohl zu tun hätte um Potter die Rettung seines Lebens heimzuzahlen. Der Gedanke, dass er dem Gör sein Leben verdankte war unerträglich für ihn. Es stank nach James Potter, ein Gedanke, der Snapes Magen sich umdrehen liess.

Snape fühlte sich auf einmal sehr schläfrig und bekam es nur entfernt mit, dass Madame Pomfreys Stimme in einer Frage geendet hatte. „Pardon?“ sagte er.

Madame Pomfrey lächelte warm und faltete ihre Hände vor sich. „Ich habe bloss gefragt, was du nun von Mister Potter hältst, Severus. Ich habe gehört, dass er dein Leben gerettet hat.“

Snape schnaubte und gähnte, während seine Augen langsam zufielen. „Du möchtest nicht wissen, was ich fühle. Er könnte mein Leben tausend Mal retten und ich würde noch immer denken, dass Godric Gryffindor ein arrogantes Balg ist.“

Snape war eingeschlafen, noch bevor er Poppys verwirrten Gesichtsausdruck bemerken konnte.

 

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