Die Medaillons der Gründer

 

 

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Kapitel 3 - Der gut angezogene Mann

 


Snape erwachte in, wie er vermutete, den frühen Morgenstunden. Obwohl er sich nicht wirklich daran erinnerte, war er sich sicher, dass er geträumt hatte Harry in seinem eigenen Kessel zu kochen. Er erlaubte einem kleinen Lächeln um seine Lippen zu spielen bevor er sich umdrehte und versuchte weiter zu schlafen. Er wurde allerdings abrupt in die Wirklichkeit zurückgerufen, als er flüsternde Stimmen von ausserhalb der Krankenflügeltüren hörte. Sie mussten es gewesen sein, die ihn zum ersten Mal geweckt hatten, dachte er und sass auf um sich in der privaten Sektion neben seinem Bett umzusehen.

Die Tür flog auf und mehrere Leute eilten in den Raum, unter ihnen McGonagall und Dumbledore, noch immer in ihren Nachtgewändern. Snape entwirrte sich von den Leintüchern und stand auf, wobei er einen steril aussehenden, weissen Morgenmantel von einem Stuhl neben dem Bett nahm.

Er eilte um die Trennwand und blieb stocksteif stehen. Albus Dumbledore und ein Mann, den er als Mitglied des Ordens erkannte, stützten eine grossgewachsene Frau mit taillenlangem, bronzefarbenem Haar. Er vermutete, dass sie vielleicht als hübsch zu bezeichnen wäre, wäre nicht die Hälfte ihres Gesichtes schwarz verbrannt. Obwohl er über die Jahre schon Zeuge schlimmer Dinge geworden war, die einem menschlichen Körper angetan werden konnten, so zog sich doch jedes Mal sein Magen zusammen, wenn er wieder erstmals damit konfrontiert wurde.

"Was ist passiert?" fragte er und bewegte sich vorwärts um den Männern zu helfen, die verletzte Frau auf eines der nahen Betten zu legen.

"Lange Geschichte", sagte der Mann vom Orden mit Müdigkeit und Anspannung in seinem Gesicht.

McGonagall drehte sich zu der Tür im hinteren Teil des Flügels. "Ich hole Poppy", sagte sie mit zitternder Stimme und eilte davon.

Dumbledore sah einen Moment zu Snape hoch und begegnete kurz seinem Blick bevor er wieder auf die Frau vor ihm blickte. "Ich glaube, dass wir reden sollten, Severus", sagte er, seine Augen voller Sorge.

Bevor Snape jedoch antworten konnte, knallte der Haupteingang des Krankenflügels erneut auf und zwei weitere Männer kamen herein. Diese Männer kannte er. Hildebrand und Boyle. Zwei weitere Mitglieder des Ordens und Angestellte des Ministeriums. Die Frau, die die beiden zwischen sich stützten, liess die erste Frau aussehen wie ein Bild der Gesundheit. Snape konnte nicht wirklich menschliche Gesichtszüge in dem verbrannten Gesicht erkennen und es waren bloss die offensichtlichen Ansätze von Brüsten unter dem T-Shirt, die ihn sie als weiblich erkennen liessen. Er fragte sich, ob sie überhaupt am Leben war.

Madame Pomfrey huschte von ihren Quartieren her den Raum hinunter, nah gefolgt von McGonagall, und blieb abrupt stehen, als sie die beiden Frauen sah. "Oh nein", flüsterte sie heiser. Sie fasste sich schnell wieder und zeigte auf ein nahes Bett. "Dort", befahl sie Hildebrand und Boyle und drehte sich eilig zu dem Medizinschrank hinter ihr. "Nun alle raus!"

Alle gehorchten, inklusive Snape. Zu beschäftigt, um das verfrühte Weggehen ihres ersten Patienten in ihrer Fürsorge zu bemerken, beeilte sich Madame Pomfrey, um sich um ihre am schlimmsten verbrannte Patientin zu kümmern.

Die Gruppe bewegte sich aus dem Krankenzimmer und in den Korridor. Die drei Männer, die Dumbledore und McGonagall begleitet hatten, entschuldigten sich sehr rasch, offensichtlich erschöpft und willens, schnell nach Hause zu kommen. Dumbledore liess sie mit einem Ausdruck ehrlicher Dankbarkeit gehen.

Einmal alleine mit McGonagall und Snape, drehte sich Dumbledore mit ernstem Gesicht zu ihnen um. "Ich nehme an, dass es Zeit für uns alle ist, ein kleines Gespräch zu führen, meine Freunde. Kann ich euch Tee in meinen Räumen anbieten?"

Snape und McGonagall sahen sich erst an, bevor sie, mit fassbarer Neugier, zustimmend nickten. Sie folgten ihm vom Krankenflügel weg, den Korridor hinunter. Snape blickte mit offensichtlicher Sorge noch einmal zurück, bevor sie um die letzten Ecken bogen.

***



Einige Stunden später sass Snape mit einem Brandy in seiner Hand in seinen privaten Räumen und wunderte sich, wo er anfangen sollte, die soeben erzählten Informationen zu verarbeiten. Ein gedämpftes, gelbes Licht begann in den Raum zu filtern und die Schatten in die Ecken zurückzudrängen. Er seufzte und wünschte sich, dass Dumbledore all diese Jahre zuvor seinen Wunsch respektiert hätte, seine privaten Räume im Kerker zu haben. Dunkelheit hatte immerhin diese gewisse Ruhe, die es einem erlaubte nachzudenken und zu grübeln. Dumbledores Glaube an das psychologische Wohlergehen, das die Sonne hervorrief, war in seinen Augen komplett unbegründet.

Er sah hinunter auf den Brandy und seufzte. Egal was Dumbledore ihm heute erzählt hatte, er konnte es nicht über sich bringen zu glauben, dass der Geist von Salazar Slytherin im Moment in ihm wohnte. Es gab einfach keine Zeichen von ihm dort innen. Nach dem Direktor allerdings war seine Inaktivität ein gutes Zeichen und er hatte sich beeilt Snape zu beruhigen, dass Salazar wahrscheinlich ohnehin zu schwach wäre, um eine wirkliche Gefahr für ihn darzustellen.

Snape trank den Brandy aus und stand langsam vom Stuhl auf. Er trug noch immer die Spitalrobe, die er sich vorher geschnappt hatte, und er begann ihres medizinischen Geruchs überdrüssig zu werden. Er brauchte eine Dusche, nicht nur um sich zu säubern, sondern auch um seine Gedanken klar zu bekommen.

Er trat in das Badezimmer und zog die steife Spitalrobe aus. Er besah sich nie sein Ebenbild im Spiegel, ausser wenn es absolut unausweichlich war. Und selbst dann hatte er eine unglaubliche Fähigkeit sich anzuschauen, ohne sich wirklich zu sehen. Rasieren konnte eine relativ einfache Sache sein wenn man nur die Rasiercreme ansah, anstatt das Gesicht darunter.

Unter das warme Wasser zu treten brachte ein unerwartetes Stöhnen über Snapes Lippen und er schloss seine Augen, als er sein Gesicht unter das warme Wasser hielt. Wie üblich stellte er sich vor, dass das Wasser all seine Sünden und Sorgen davon wusch. Seine Gedanken wurden klarer und er fand sich plötzlich fähig, über den Abend nachzudenken.

Natürlich hatte er schon immer gewusst, dass seine Familie entfernt von Salazar Slytherin abstammte. Sehr entfernt. Viele der älteren Familien waren das, um genau zu sein. Er war sich ziemlich sicher, dass Arthur Weasley seinen Ahnenreihe bis auf beide, Slytherin und Gryffindor, zurückverfolgen konnte. Das, an und für sich, bedeutete nicht viel. Die Auswirkungen, ein Nachfahre von Slytherin zu sein, waren für Snape im Moment von weitaus persönlicherer Natur.

Dumbledore hatte beide, ihn und McGonagall in seinen Räume gebracht, um ihnen die Situation zu erklären, und hatte vorgeschlagen, dass sie sich auf einen etwas längeren Aufenthalt vorbereiteten. Sobald sie es sich bequem gemacht hatten, hatte er geduldig erzählt, dass Snape Slytherins Geist nicht ins Nichts freigelassen hatte, sondern dass er ihn in Wahrheit in sich selber entlassen hatte.

Obwohl für einen Moment geschockt, hatte sich Snape schnell gefasst. Er war, trotz allem, einigermassen vertraut mit der Geschichte der Medaillons der Gründer. Die Geister darin konnten nur in den letzten verbleibenden direkten "Erben" jedes Gründers entlassen werden. Klar, dass dies im Fall von Slytherin der Dunkle Lord war und nicht er.

Wie üblich hatte Dumbledore geduldig zugehört und gelächelt. Nein, hatte er erklärt, dieser Teil der Geschichte war nicht genau richtig. Die Geister konnten in einen Nachfahren entlassen werden. Irgendeinen Nachfahren. Je entfernter jedoch, desto schwächer würde wohl der Geist des Gründers sein.

Nun, dies zumindest war eine gute Nachricht gewesen, da Snape wusste, dass seine Verbindung zu Slytherin wirklich sehr lose war. Zu erfahren, dass die beiden Frauen, die vorhin in die Krankenstation gebracht worden waren, die Nachfahren von Ravenclaw und Hufflepuff gewesen waren, war dann keine grosse Überraschung für ihn gewesen. Der Zustand, in dem sie sich befanden, war jedoch eine ziemliche Überraschung gewesen.

Dumbledore hatte ihnen traurig erklärt, dass er, sobald er realisiert hatte was Snape mit sich zurückgebracht hatte, Suchtrupps nach den Nachfahren von Hufflepuff und Ravenclaw losgeschickt hatte. Leider war er unfähig gewesen sie rechtzeitig zu finden und die Todesser hatten sie zuerst aufgetrieben. Während beide, Slytherin und Gryffindor, viele Nachkommen in der Zaubererwelt hatten, waren die Hufflepuff- und Ravenclaw-linien beide über die Jahrhunderte zu fast nichts verschwunden. Die beiden Frauen, die im Moment im Krankenflügel lagen, waren alles, was von den beiden Linien übrig war.

Noch immer im Glauben, dass Salazars Geist irgendwo in England herumschwirrte, hatte Voldemort augenscheinlich gedacht, dass es ein zu grosses Risiko war, zu riskieren dass irgend einer der anderen Gründer frei war um womöglich seinen Wiederaufstieg zu vereiteln, und so hatte er befohlen, dass die Nachfahren von Hufflepuff und Ravenclaw eliminiert werden sollten. Da es nicht sehr realistisch war alle Nachfahren von Gryffindor aus dem Weg zu räumen, hatte sich Voldemort wohl damit abgefunden, dass er mit ihm von Mann zu Mann kämpfen musste.

Besser einer als drei.

Dumbledores Männer waren an beiden Orten ein kleines bisschen zu spät angekommen um die Angriffe der Todesser auf die Frauen zu verhindern. Er sagte Snape und McGonagall, während die Nachfahrin von Ravenclaw sich möglicherweise erholen würde, er bezweifelte dass dies auch für die andere so sein würde. Der Geist, gefangen im Medaillon von Hufflepuff, würde demnach für alle Ewigkeit gefangen sein.

Die Beiden hatten Dumbledores Zimmer müde und still verlassen. Nach einem gezwungenen Austausch von "Gute Nacht" hatten sie sich beide in ihre Räume zurückgezogen, um über die Ereignisse des Abends nachzudenken.

Snape seufzte nun und schüttelte das Wasser von seinem Gesicht, während er den Hahn abdrehte ohne darüber nachzudenken. Er trocknete sich langsam ab und ließ seine Gedanken wandern, dann band er das Tuch um seine Taille. Er ging in sein Schlafzimmer und bereitete sich darauf vor, sich für den bevorstehenden Tag anzuziehen. ‚So', dachte er, als er vor seinen grossen Kleiderschrank trat, ‚Salazar Slytherin spuckt also in meinem Kopf herum. Zumindest scheint es so als wäre er zu schwach um irgendwelchen Schaden anzurichten. Ich bin mir sicher, dass Dumbledore bald einen Weg finden wird um ihn wieder zurück in sein Medaillon zu bringen.'

Eine klare, tiefe Männerstimme sprach plötzlich direkt hinter Snapes linkem Ohr, nah genug, dass er sicher war, er sollte den Atem des anderen Mannes auf seinem Gesicht fühlen. "Zähl nicht darauf, mein Junge."

Snape liess die Robe fallen, die er soeben aus dem Kleiderschrank gezogen hatte, und wirbelte herum um den Mann anzusehen, der mit ihm gesprochen hatte. Nur war da niemand.

Obwohl er zugeben würde, dass er einen Mangel an gewissen sozialen Fähigkeiten hatte, wusste er sehr gut, dass er kein Mangel an Intelligenz hatte. Er wusste sofort, wem die Stimme gehörte.

Slytherin.

Snape beruhigte seine Atmung und drehte sich zurück zum Kleiderschrank. ‚Ich muss mich schnell anziehen und zu Dumbledore kommen', dachte er.

"Das wird dir nicht helfen, mein lieber Severus. Ich versichere dir, der alte, müde Idiot ist kein Gegner für Salazar Slytherin!"

Snape wirbelte erneut herum, sein Herz wild hämmernd. ‚In Ordnung', dachte er, ‚keine Zeit zu verlieren. Ich muss jetzt gehen.' Er bückte sich um die heruntergefallene Robe mit einer zitternden Hand aufzuheben, aber hielt abrupt inne, seine Hand inmitten der Luft vor ihm.

Ohne einen Befehl, schien die Hand plötzlich ein eigenes Leben zu bekommen und kam langsam hoch vor sein Gesicht. Gemächlich drehte sie sich vor ihm als ob sie unter Inspektion stünde. Snape zuckte innerlich mit den Schultern um sie zum Anhalten zu bewegen. Ohne Erfolg. "Hmm", schnurrte die Stimme. "Gute Hände. Stark. Die kann ich definitiv gebrauchen." Die Stimme war allerdings nicht mehr länger nur in seinem Kopf. Obwohl es seine eigene Stimme gewesen war, die er gehört hatte, wusste er, dass die Worte nicht von ihm waren. Er hatte die Kontrolle über seinen Körper verloren. An Salazar Slytherin.

Snape drehte sich erneut um, ohne seinen Körper dazu aufgefordert zu haben, und ging entschlossen zurück zum Badezimmer. "Lass uns mal sehen, was wir hier haben", sagte Salazar. Innerlich schrie Snape seinem Körper zu ihm zu gehorchen und anzuhalten, aber er hätte genauso gut einen Wirbelsturm anschreien können, so viel Erfolg hatte er.

"Aber, aber, mein Junge. Tu dir nicht selber weh", sagte Salazar, nun in kompletter Kontrolle über Snapes Stimme. "Ich verspreche, dass ich das hier nicht verletzen werde. Ich brauche es auch." Während er sprach, fuhr Salazar mit der Hand über Snapes Brust, nun offensichtlich seine eigene.

Sobald er vor dem Spiegel im Badszimmer angekommen war, hielt Salazar an und sah lange auf Snapes Spiegelbild. "Ja, ich sehe", sagte er tief in Gedanken. "Offensichtlich etwas woran wir arbeiten müssen." Er fuhr mit seiner Hand durch das dicke, schwarze Haar und nickte. "Ich verstehe wirklich nicht, warum du denkst, dass du zu grotesk bist um angesehen zu werden, Severus."

Innerlich fühlte Snape heisse Wut durch sein Bewusstsein fahren, das Gefühl geschändet zu werden war fast mehr als er ertragen konnte. ‚Hau ab!', fühlte er in seinem eigenen Kopf schreien.

Im Spiegel sah Snape sein Spiegelbild freudlos zurücklachen. "Ich befürchte, dass ich das nicht tun kann, mein lieber Severus. Ich glaube dass dieser Körper überfällig ist für ein neues Management", antwortete sein eigenes Gesicht.

Snape begann Slytherins Präsenz in seinem Körper mit allem Hass, den er aufbringen konnte, zu verfluchen, aber fand sich plötzlich seiner Stimme beraubt, als ob ein unsichtbarer Knebel in seinen ebenfalls unsichtbaren Mund gestopft worden war. "Ich habe im Moment nicht wirklich Lust dir zuzuhören, mein Junge", sagte Salazar geschmeidig. "Du musst etwas Respekt lernen, wenn du eine Stimme in dieser Beziehung hier haben willst. In der Zwischenzeit; wir brauchen wirklich einen besseren Spiegel als diesen hier."

Slytherin ging zurück in das Schlafzimmer und, ohne einen Zauberstab zu gebrauchen, verwandelte eine Tasse in einen Ganzkörperspiegel.

Snape sah erstaunt zu. Er hatte Geschichten gehört, dass die Gründer Magie ohne Zauberstab gebraucht hatten, aber er hatte nie gedacht, dass diese Geschichten wahr wären. Sich der Tatsache unterwerfend, dass er im Moment keine Kontrolle über seinen Körper hatte, entschied sich Snape in seinem Standardweg zu operieren, sich zurückzuziehen, zuzusehen und zu warten. Salazar war, trotz allem, relativ unfamiliär mit dieser Welt und seinem Körper. Irgendwann würde Snape eine Möglichkeit sehen um die Kontrolle zurück zu bekommen, wenn er nur lange genug wartete.

Als Slytherin sich selber im grossen Spiegel betrachtete, begann er wieder zu lachen, dieses Mal aber ziemlich laut. "Ah, mein lieber Severus. Ich bin so stolz. Du bist ein wahrer Slytherin, nicht? Wartest im Gras wie eine Schlange. Es tut mir aber leid dich enttäuschen zu müssen. Ich habe nicht vor unachtsam zu werden und dir eine Gelegenheit zu geben. Siehst du, ich weiss alles was du denkst. Ich weiss genau wie du dich benimmst und wie ich in deiner Welt umzugehen habe. Findest du es nicht merkwürdig, dass ein Mann, der vor tausend Jahren gelebt hat, sagen würde, dass die Körper ‚neuem Management' bedürfe? Ich glaube, dass du im letzten Semester einen deiner Schüler etwas Ähnliches sagen hörtest und es sogar zurückhaltend amüsant fandest. Erinnerst du dich?"

Snape fühlte seine Hoffnungen schwinden. Wenn nicht einmal seine Gedanken noch privat waren, dann war er wahrhaftig ein Gefangener von Salazar Slytherin. In jedem Aspekt.

Salazar drehte sich und besah sich seinen Rücken im Spiegel. "Oh du brauchst nicht von dir als mein Gefangener zu denken, mein lieber Junge. Sieh dich als mein Gast an." Er drehte sich zurück, um den Spiegel wieder gerade anzusehen. Er hob seine Arme und drehte sich zur Seite. "Ja, das ist sehr gut. Grösser als ich es vorher war. Das ist wirklich sehr ansehnlich. Schlank und gut proportioniert." Er trat näher zum Spiegel und zog die Lippen zurück um seine Zähne anzusehen. "Oh, das ist ein Problem", sagte er, als er die gelben unebenen Zähne sah. "Du überrascht mich, Severus. So ein einfacher Fluch um die zu richten."

Snape fühlte sich innerlich den Atem anhalten und er versuchte seinen Geist von allen Gedanken zu befreien. JA! Lass Salazar die in Ordnung bringen! Lass ihn sie in Ordnung bringen!

Mit einem Wink seines Armes und einem gemurmelten Fluch richteten sich Snapes Zähne gerade und strahlten weiss hinter seinen Lippen. Snape konnte das Gefühl von plötzlichem Triumph nicht zurückhalten. Das würde sicherlich nicht unbemerkt an den anderen Lehrern vorbeigehen, und es würde ganz bestimmt nicht unbemerkt an Dumbledore vorbeigehen. Sie alle wussten, dass er niemals etwas so leeres, so eitles, so... Lockhart tun würde.

Ein weiteres Glucksen von Salazar brachte seine Gedanken jedoch zum Schweigen. "Mach dir darüber keine Sorgen, Severus. Ich weiss nicht, ob du es bemerkt hast, aber niemand, noch nicht einmal Dumbledore, sieht dich so genau an."

Snape fühlte eine weitere Welle der Enttäuschung über ihn hereinbrechen und er gab sich wieder einmal damit zufrieden, momentan nur zuzusehen und zu warten.

Salazar fuhr mit einer Hand noch einmal durch sein Haar und zog eine Grimasse. "Hast du irgend eine Abneigung gegen Shampoo, mein Junge?" fragte er das Spiegelbild und schwenkte seine Hand noch einmal. Ein weiterer gemurmelter Fluch brachte Snapes' Haar dazu, auf der Seite nach hinten gezogen zu werden, weg von seinem Gesicht während es seidig im Morgenlicht glänzte. Slytherin drehte seinen Kopf, um seine Arbeit zu begutachten, und schien sehr zufrieden mit dem Resultat.

Aus einem Grund, den Snape nicht kannte, schämte er sich plötzlich für das Spiegelbild vor sich. Salazar schnaufte erzürnt und drehte seinen Kopf zurück um sich gerade in seine eigenen Augen zu sehen. "Lass den Mann nicht bestimmen wie du dich über deine eigene Erscheinung zu fühlen hast, Junge", sagte er wütend. "Neidisch war er! Kein Zweifel darüber. Ein hübscher Sohn zeigte ihm den hässlichen brutalen Kerl, der er war. Wir werden uns nicht mehr hinter diesem fettigen Vorhang der Scham verstecken, mein Junge. Oh nein!"

Salazar drehte sich vom Spiegel weg und Snapes Sicht von sich selber verschwand. Er fühlte eine plötzliche und tiefe Verwirrung. Hatte Salazar seinen Vater angesprochen? Gefühle, schon lange zurückgedrängt, drohten wieder an die Oberfläche zu kommen und er wurde ärgerlich wegen ihrer Präsenz. Mit Mühe drängte er sie wieder zurück und brütete leise über seine Umstände.

Salazar war in der Zwischenzeit selbstsicher zum Kleiderschrank zurückgegangen und nahm sich eines von Snapes schwarzen Outfits. "Nun, das ist besser. Sehr schön. Klare Linien. Ehrvoll. Nicht unähnlich dem, was ich selber getragen habe. Sehr guter Geschmack, mein Sohn. Wirklich sehr gut."

Snape fühlte eine kleine Flamme von Stolz aufflackern, bevor er dies wütend verdrängte. Das kleine Lächeln auf Salazars Gesicht zeigte ihm allerdings, dass es nicht unbemerkt geblieben war.

Sobald er angezogen war, ging er mit hocherhobenem Kopf zurück zum Spiegel. Er stemmte seine Arme in seine Hüften und liess die wogenden Roben dramatisch um ihn fallen. "Oh ja. Sehen wir nicht gut aus", schnurrte er. "Wer würde uns schon nicht wollen?"

Als Salazar aus dem Raum schwebte, fühlte Snape nichts ausser demütigender Scham über sich hereinbrechen.

 

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