Im siebten Schuljahr begannen sich die Dinge zu verändern. Da es mein unmittelbares Umfeld betraf, hatte ich die ersten Anzeichen übersehen, und dann war es zu spät etwas zu ändern. Das Unheil sollte seinen Lauf nehmen.
Es war der Samstag am ersten Hogsmeade-Wochenende im September. Snape hatte mit einer ‚Sonderschicht' verhindert, dass ich bereits am Vormittag ins Dorf konnte. Ich war bereits für den Ausflug angezogen gewesen und stand in der Halle, um auf Tom zu warten. Gerade als er aus dem Ravenclaw-Turm kam, erwischte mich Snape und zitierte mich in sein Labor. Ich warf Tom noch eine Kusshand zu und folgte Snape in die Kerker.
Nun stand ich vor einem Tisch, auf dem sich Berge von Kräutern und Pulvern türmten, und mischte Zaubertees. Da Snape mir keine Gelegenheit gegeben hatte, mich umzuziehen, stand ich in Pumps, kurzem Rock und engem Oberteil in den kühlen Räumen und versuchte, ein Frösteln zu unterdrücken. Meine Schuluniform und der Umhang wären bedeutend wärmer gewesen, aber ich hatte nicht geplant, den warmen Tag in diesem Eisschrank zu verbringen.
Mit einem Mal spürte ich, wie sich meine Nackenhaare aufrichteten, mein untrügliches Warnzeichen dafür, dass mich Snape beobachtete. Dennoch irgendetwas war heute anders. Ich drehte mich um und sah, wie er seinen Blick ertappt abwendete. -
Er hatte auf meine Beine gestarrt! Ich konnte es nicht fassen! Den Drang ihn zur Rede zu stellen, konnte ich nur schwer unterdrücken, aber ich wollte nicht den ganzen Tag in dieser Gruft zu bringen, also schluckte ich meine Bemerkung runter und wandte mich wieder den Tees zu.
Ich schwor mir, an Hogsmeade-Wochenenden nach Möglichkeit nie wieder einen kurzen Rock zu tragen, wenn die Gefahr bestand, dass mich Snape abfangen könnte. Allerdings, ich gefiel Tom in kurzen Röcken und so rückte ich ihm zuliebe von dem Vorsatz ab.
Es war mir zwar unangenehm, dass Snape auf meine Beine gestarrt hatte, dennoch beunruhigte es mich nicht weiter.
An diesem besagten Wochenende traf ich mich mit Tom in der Filiale von Flourish & Blotts in Hogsmeade. Er hatte in den Sommerferien eine Obsession zu Büchern mit Titeln wie ‚ZAG - Die hundert besten Tipps für den erfolgreichen Schulabschluss' entwickelt. Ich hatte zwar ebenfalls ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich an die Abschlussprüfungen dachte, trotzdem wollte ich mein sauer verdientes Geld nicht für solche sinnlosen Ratgeber aus dem Fenster werfen.
Tom schien da anderer Meinung zu sein. "Janet, ich will nicht als Verkäufer in irgendeinem Laden in der Winkelgasse landen. Wenn ich wirklich Karriere machen will, dann muss ich unter den Besten meines Jahrgangs sein. Und die Stelle bei Dr. Steathman im Institut für Magizoologie bekomme ich nur mit einer Eins vor dem Komma."
"Tom, was soll das?" Mich beschlich ein ungutes Gefühl, so kannte ich ihn gar nicht. "Wenn Dein Abschluss dafür nicht reicht, dann gibt es andere Möglichkeiten, wie du Karriere machen kannst."
"Das verstehst du nicht", ereiferte er sich. "Ich will nicht in irgendeinem Büro versauern." "Außerdem", fügte er hinzu, als er meinen Gesichtsausdruck sah, "brauchst du dann kein Geld zu verdienen. du kannst dich um das Haus und die Kinder kümmern."
"Welches Haus und welche Kinder?", fragte ich ihn ein wenig alarmiert, denn über diese Themen hatten wir nie gesprochen.
"Na, das, in das wir einziehen werden, und die vier Kinder, die wir haben werden", erwiderte Tom. Er sagte das mit einer Überzeugung, die mir zeigte, dass er seine Entscheidung bereits gefällt hatte. Er würde Karriere machen und ich zu Hause bleiben, um mich um die Kinderschar zu kümmern.
Den Zweifel an unserer Verlobung, der in meinem Hinterkopf entstand, beruhigte ich mit dem Wissen, dass ich Tom liebte und er mich. Die Zeit würde alles in die richtigen Bahnen lenken. Wie naiv ich doch war!
Toms Gedanken wanderten wieder zu seinem aktuellen Lieblingsthema: die Abschlussprüfung. In den folgenden Minuten ließ er sich darüber aus, worauf man achten müsse, um eine erfolgreiche Klausur zu schreiben. Bei Toms nächster Bemerkung hätten in mir sämtliche Alarmsirenen ertönen müssen, nur - es ging nicht einmal eine Warnlampe an.
"Ich habe gehört, dass Sean Mulligan, der zwei Jahre über uns war, die Lösungen für seine Abschlusstests gekauft hat."
"Tom! Mach' bloß keinen Mist", warnte ich. "Wenn so was rauskäme, könntest du von der Schule fliegen."
"Werde ich schon nicht", lächelte er und küsste mich. "Ich muss dir ja noch den Verlobungsring kaufen." Damit zog er mich in den Juwelierladen auf der anderen Straßenseite.
Der Aufruhr, den am Abend der Verlobungsring an meinem Finger entfachte, ließ mich den letzten Teil dieses Gesprächs vergessen.
Die Zeit bis zu den schriftlichen Prüfungen vor den Osterferien ging ohne größere Vorkommnisse vorbei. Selbst Tom schien seine Prüfungsangst verloren zu haben.
Die ZAG-Prüfungen bestanden aus mindestens vier schriftlichen Klausuren. In einigen Fächern, wie ‚Zaubertränke' oder ‚Pflege magischer Tiere', bedeutete dies, dass man neben der schriftlichen auch praktische Prüfungen ablegte. Dazu kamen dann vor den Sommerferien noch mindestens vier mündliche bzw. praktische Examen sowie mündliche Prüfungen in den Fächern, in denen die Note der Klausur stark von der im Unterricht gezeigten Leistung abwich.
Mein Pensum bestand aus sieben schriftlichen Prüfungen sowie drei weiteren praktischen Examen in diesen Fächern, darunter auch ‚Zaubertränke'. Snape gab sich die größte Mühe, mich aus dem Konzept zu bringen, musste allerdings bald einsehen, dass ich ihm keine Angriffsfläche bot. Entsprechend gereizt entließ er mich aus der Prüfung.
Tom hatte bloß in vier Fächern die Prüfungen abgelegt, diese aber so gewählt, dass sie sehr gut auf die Tätigkeit im Institut für Magiezoologie passten. Und so war Tom zuversichtlich nicht nur in allen Fächern mit der maximalen Punktzahl abzuschneiden, sondern auch gleich nach seinem Abschluss bei Dr. Steathman Karriere zu machen. Ein Studium, wie es in der Muggelwelt üblich gewesen wäre, gab es nicht.
Die Osterferien verbrachte ich mit Tom bei seiner Mutter. Mrs Mitchell war überglücklich ihren Sohn endlich wieder zu Hause zu haben. Sie bemutterte ihn Tag und Nacht, sie las ihm jeden Wunsch von den Augen ab und so gab es in den zwei Ferienwochen nur Toms Leibspeisen zu essen. Außerdem war sie der Meinung, ich müsse alle diese Gerichte zubereiten können, ansonsten könnte Tom in unserer Ehe verhungern. Deshalb meinte sie: "Kind, du lernst es am schnellsten, wenn du mir beim Zubereiten hilfst", und schob mich in die Küche. Tom machte keine Anstalten, sie daran zu hindern.
Mein Interesse an Hausarbeit war noch nie sonderlich groß gewesen, daran änderte auch die Tatsache nichts, dass ich jetzt das meiste zaubernd erledigen konnte. Ich ertappte mich bei dem Gedanken, dass ich liebend gerne jeden Vormittag, den ich in Mrs Mitchells Küche verbringen musste, gegen ein volles Wochenende in Snapes Labor eingetauscht hätte. Dies stand jedoch nicht zur Wahl und nach vierzehn Tagen war dieser Spuk ohnehin vorbei.
Nachdem die Schule wieder begonnen hatte, fieberte jeder im Abschlussjahrgang dem Zeitpunkt entgegen, an dem die Termine für die mündlichen Prüfungen ausgehängt wurden. Der Tag kam und mit ihm die Gewissheit, dass weder Tom noch mir irgendwelche Blackouts passiert waren.
Die mündlichen Prüfungen lagen in den letzten vierzehn Tagen vor den Sommerferien. Ich hatte das Pech, dass meine fünf Examen, an den ersten drei Tagen angesetzt waren. Tom hatte mehr Glück, er hatte zwischen den einzelnen vier Fächern jeweils zwei Tage frei. Allerdings bedeutete das auch, dass er erst am Donnerstag der zweiten Woche seine letzte mündliche Prüfung hatte.
Es war ein unheimlich befreiendes Gefühl, als ich am Morgen nach meiner letzten Prüfung zum Frühstück in die große Halle kam. Ich hatte das Gefühl zu schweben und musste ständig der Versuchung widerstehen, laut durch den Raum zu brüllen: "Ich hab's geschafft!"
Was mir an den drei vergangenen Tagen an Appetit gefehlt hatte, holte ich nun nach. Ich war gerade dabei mir meine siebte Scheibe Toast zu nehmen, als das morgendliche Schauspiel der Postauslieferung begann. Hunderte von Eulen schwebten durch die Halle und ließen ihre Briefe, Päckchen und Zeitungen beim jeweiligen Adressaten fallen. Ich widmete mich wieder meinem Frühstück, als unvermittelt ein Brief auf meinem Teller landete.
Zuerst glaubte ich Granny hätte mir geschrieben, um mir zur bestandenen Prüfung zu gratulieren, doch da sie die Briefe nur mit der Muggelpost schickte, musste das Schreiben von jemand anderem sein.
Ich öffnete den Umschlag. Darin befand sich ein Stück Pergament, auf dem in ungelenken Buchstaben stand: "Dein Freund sollte vorsichtiger sein." - Nichts weiter, keine Unterschrift, kein weiterer Hinweis. - Ich zerknüllte das Pergament und aß weiter.
Am nächsten Morgen dasselbe Spiel. Diesmal lautete die Botschaft: "Manche fliegen für so was von der Schule." - Wieder keine Unterschrift.
Ich ertappte mich dabei, wie ich verstohlen meine Mitschüler musterte und mich fragte, wer es von ihnen lustig fand, mir solche Briefe zu schreiben. Im meinem Hinterkopf meldete sich dabei eine Stimme, die flüsterte: "Vielleicht hat Tom doch …" - Ich wollte diesen Gedanken nicht weiter denken.
Der unbekannte Briefeschreiber bedachte mich von nun an jeden Tag mit so einer versteckten Drohung. War ich nicht beim Frühstück, fand mich die Posteule entweder beim Mittagessen oder spätestens abends, denn ich konnte schlecht alle Mahlzeiten ausfallen lassen. Meine Besorgnis, Tom hätte etwas Verbotenes getan, wuchs von Tag zu Tag. Ich wagte es jedoch nicht, ihn vor der letzten Prüfung zur Rede zu stellen.
Am Donnerstag wartete ich dann vor dem Raum, in dem Tom in ‚Zaubertränke' geprüft wurde. Es war kurz vor Mittag. Endlich kam er aus dem Raum, er strahlte: "Janet, ich hab's geschafft. Snape musste mir sogar eine ‚Zwei' geben!" Er zog mich in seine Arme und küsste mich. "Jetzt kann ich bei Steathman anfangen."
"Tom, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig!", flüsterte ich ihm zu.
In diesem Augenblick kam Snape aus dem Klassenzimmer. Als er uns sah, machte er eine Bewegung - so schien es mir - als wollte er uns auseinander reißen, doch er drehte sich wortlos um und verschwand in Richtung Kerker.
"Was war das?", fragte ich Tom.
"Was?"
"Na, Snape."
"Keine Ahnung. Ist mir auch egal. Los komm, wir gehen an den See."
Auf dem Weg dorthin wurde Tom immer aufgekratzter, er redete wie ein Wasserfall. Darüber wie die mündliche Prüfung bei Snape gelaufen war und was er von seinem ersten Gehalt kaufen würde. Am Ufer setzten wir uns auf einem Baustamm, der leicht über das Wasser ragte.
"Tom …", begann ich.
"Später", meinte er und versuchte, mich zu küssen. Ich kannte die Anzeichen, so verhielt er sich, wenn er ein unangenehmes Gespräch vermeiden wollte. Meine Befürchtungen schienen plötzlich greifbar zu werden.
Ich hatte in den vergangenen Tage lange genug gezögert und so stellte ich Tom eine direkte Frage: "Tom, hast du bei den Prüfungen Mist gebaut?"
"Nein", antwortete er und blickte auf die Wasserfläche unter uns.
"Sag mir die Wahrheit!", drängte ich ihn. Und einer Eingebung folgend sagte ich es ihm auf den Kopf zu: "Du hast die Lösungen für die Klausuren gekauft."
"Das traust du mir zu?" Tom wirkte beleidigt.
Ich ließ mich nicht beirren: "Hast du? Und schau mich bitte an, wenn du mir antwortest."
Er zögerte kurz, dann: "Ich hab sie aber nicht benutzt."
Ich brauchte einige Sekunden, um diese Antwort zu verarbeiten. Dann sagte ich leise, dafür jedoch umso wütender: "Du Idiot, damit riskierst du, dass man dich ohne Abschluss von der Schule wirft!"
"Es weiß doch niemand. Außerdem habe ich die Bögen bereits vernichtet." Tom schien die Tragweite seines Handelns nicht begreifen zu wollen.
Ich überlegte, ob ich ihm von den Briefen erzählen sollte. Ich entschied mich dagegen, stattdessen wies ich ihn daraufhin: "Derjenige, von dem du die Aufgaben hast, weiß davon."
"Mal- Er wird nichts sagen."
Ich schwieg. Was hätte ich noch sagen können? Es war passiert und keine Bemerkung hätte das Geschehene verändern können. Wenn der unbekannte Briefeschreiber Beweise für Toms Verfehlungen hatte, würde er sie ohnehin bald auf den Tisch legen müssen. Waren es leere Drohungen, wäre es sinnlos Tom zu beunruhigen.
Traditionell bildete der große Ball am Abend des letzten Schultages den offiziellen Abschluss für jeden Hogwarts-Absolventen. Aber als ich an diesem Morgen zum Frühstück ging, war meine Freude über mein bestandenes Examen und den Ball am Abend ziemlich gedämpft, um nicht zu sagen, überhaupt nicht vorhanden. Mir war klar, dass der Drohbriefeschreiber heute zum entscheidenden Schlag ausholen musste.
Ich hatte erst ein Bissen Toast gegessen, als die Morgenpost kam. Ein Waldkauz ließ einen Brief, der aus einem gesiegelten Pergament bestand, vor mir auf den Tisch fallen.
Meine Hände zitterten, als ich das Wachssiegel erbrach, das Papier auseinander faltete und zu lesen begann:
"Miss Smith,
Sie dürften mittlerweile von Ihrem Freund erfahren haben, dass es sich nicht bloß um leere Anschuldigungen handelt. Ich habe Beweise, die zur Aberkennung seines Schulabschlusses und zu seinem Schulverweis führen. Damit wäre seine berufliche Karriere beendet. Wenn er Glück hat, findet er eine Stelle als Verkäufer in der Winkelgasse.
Ich biete Ihnen jedoch die Möglichkeit, Ihren Verlobten frei zu kaufen.
Mein Angebot lautet: Sie stehen mir die nächsten sieben Tage freudig und willig zur Verfügung, damit ich mich in einem außergewöhnlich erotischen Abenteuer vergnügen kann.
Kommen Sie morgen früh zu dieser Adresse: 2 Blackthorne Lane, Hogsmeade.
Sollten Sie in Erwägung ziehen, jemandem von diesem Schreiben zu erzählen, so möchte ich Sie darauf hinweisen, dass ich in diesem Fall mein Angebot zurückziehe und mich direkt an das Ministerium wenden werde.
Sofern Sie mit diesem Arrangement einverstanden sind, nicken Sie mir beim Frühstück kurz zu.
Severus Snape
PS: Seien Sie versichert, dass ich Sie mit dem nötigen Respekt behandeln werde."
Mein Verstand setzte aus. Ich starrte auf den Brief. Mein erster Gedanke war: "Snape! Er ist der Erpresser". Als mir die Tragweite seines Angebots klar wurde, war mein Gesicht so weiß wie meine Bluse.
"Ist dir nicht gut?" Mary beugte sich besorgt zu mir. "Schlechte Nachrichten?"
"Wie?" Ich blickte sie etwas verwirrt an.
Wie sollte ich ihr mein Verhalten erklären? Die Wahrheit konnte ich ihr nicht sagen, nicht bevor ich mich entschieden hatte. Mary schaute mich immer noch an.
Ich schüttelte den Kopf. "Nichts wirklich Schlimmes. - Granny ist die Treppe runtergestürzt. - Sie liegt mit Prellungen und blauen Flecken im Bett. - Der Arzt war schon bei ihr."
"Tom wird traurig sein, wenn du morgen nicht mit ihm nach Hause fährst." Mary strich mir tröstend über die Hand.
Soweit hatte ich gar nicht gedacht.
"Ich muss noch etwas an meinem Ballkleid für heute Abend ändern. Entschuldige bitte. Sag Deiner Granny, ich wünsche ihr gute Besserung. Wir sehen uns." Mary küsste mich auf die Wange, nahm sich noch ein Toast und verließ die Halle.
Ich fixierte meinen Teebecher, als ich versuchte, die Konsequenzen meiner Entscheidungsmöglichkeiten abzuschätzen. Snape war kein Mensch, der bluffte. Wenn er behauptete, Beweise zu haben, dann hatte er sie. Wenn er drohte, sie zu benutzen, dann war ich mir sicher, dass er genau das tun würde. Blieb für mich also nur die Frage zu beantworten: "Ist mir meine Beziehung zu Tom ein solches Opfer wert? - Ist Tom ein solches Opfer wert?"
Auch wenn es in der letzten Zeit kleinere Unstimmigkeiten zwischen uns gegeben hatte, lautete meine Antwort darauf: "Ja!"
Wer liebt ist manchmal blind, und ich war mit Blindheit geschlagen.
Ich hob meinen Kopf und blickte zum Lehrertisch. Ich sah, dass Snape mich beobachtete. Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, senkte ich kurz den Kopf. Er hatte verstanden.
In dem Augenblick, als er sich vom Lehrertisch erhob, ließ ich den Brief erschrocken fallen. Das Pergament hatte Feuer gefangen und verglühte nun zu schwarzer Asche.
Tom hatte es den Rest des Tages ziemlich schwer mit mir. Da ich ihm nicht sagen konnte, was mich bedrückte, musste ich ihm ziemlich launenhaft vorkommen. Meine Ausrede, die ich gegenüber Mary verwendet hatte, behielt ich bei. So konnte Tom mir nicht - ohne vollkommen herzlos zu erscheinen - zusetzen, ich solle gleich mit ihm nach Hause fahren.
Der Ball, auf den ich mich die letzten Wochen so gefreut hatte, war nun zu einem störenden Ereignis geworden, denn anstatt mich von den Gedanken über den Verlauf der nächsten sieben Tage abzuhalten, machten mir die fröhliche Musik und das Lachen meiner ehemaligen Mitschüler noch deutlicher bewusst, dass meine Entscheidung falsch war.