Kapitel 14
Nach ihrer handverzerrenden Tagebuchsitzung hatte Hermine geduscht. Während sie sich abtrocknete und mit Bodylotion eincremte - dafür gab es natürlich Zaubersprüche, aber sie machte es gern auf die Muggel-Art und -Weise, wenn sie Zeit dafür hatte, denn es fühlte sich einfach besser an - dachte sie sehnsüchtig an das Frühstück. Frühstück mit Severus, um exakt zu sein. Der Vielsafttrank beanspruchte nicht viel mehr Aufmerksamkeit, als ein paar Mal am späten Vormittag umgerührt zu werden, danach könnten sie zum Lake District apparieren und einen Spaziergang machen. Natürlich mussten sie den Trank nicht wirklich brauen, schließlich war er von Anfang an nichts weiter als ein Vorwand gewesen, aber keiner von ihnen hatte vorgeschlagen, das Projekt abzubrechen, denn es war irgendwie nett den Anschein zu erwecken, dass ihr Aufenthalt auf Snape Manor eine Notwendigkeit war. Das Wetter war noch immer wunderbar, daher hatten sie sich gestern auf den Spaziergang geeinigt. Was für ein schöner Ausblick auf einen perfekten Tag, dachte Hermine. Und von ihrer Arbeit weg zu sein, hatte einen sehr gesunden Effekt auf sie.
Sie zauberte ihr Haar trocken und zähmte es in einen Zopf - die Auswahl des Haarstiles würde warten müssen, bis sie sich angezogen hatte und daher in der Lage war, zu entscheiden, was am besten zu der von ihr gewählten Kleidung passte. Vielleicht, dachte sie, hatte das Schreiben im Tagebuch doch einen förderlichen Effekt gehabt. Sie fühlte sich jetzt jedenfalls weniger lächerlich, wenn sie darüber nachdachte Kleidungsstücke auszuwählen. Sie mochten vielleicht nicht das wichtigste im Leben sein, aber sie hatten die Macht dich besser oder schlimmer fühlen zu lassen, das war sicher. Heute fühlte sie sich definitiv danach, ein Kleid zu tragen, überlegte sie, als sie in ihr Schlafzimmer hinaustrat. Auf ihrer Unterlippe kauend, ging sie durch ihre Garderobe und entschied schlussendlich, dass sie wohl ihre Verwandlungskünste anwenden musste. Einer der Nebenverdienste des Hexendaseins, dachte sie innerlich lächelnd, war, dass man eigentlich keine große Kleiderauswahl benötigte. Dennoch half es, wenn man das Grundobjekt schon bei der Hand hatte. Zum Beispiel ein Buch in eine Hose zu verwandeln, war möglich, aber neben der Schwierigkeit - nicht für sie, aber für viele andere Zauberer stellte dies bereits ein großes Problem dar - sank die Stabilität des Zaubers in Proportion zu der Verschiedenartigkeit zwischen dem Objektes und dem, in das man es verwandeln wollte. Dann musste man sich mit Stabilisierungszaubern herumschlagen... Nein, es war viel besser, ein schon existentes Kleid in ein anderes zu verwandeln, das nur eine andere Form und ein anderes Muster hatte. In diesem Fall würde der Zauber für Monate anhalten.
Nachdem sie verschiedene Schnitte und Muster ausprobiert hatte, entschied sie sich schließlich für eine einfaches, ärmelloses blassblaues Leinenkleid mit einem quadratischen Ausschnitt - vor dem Spiegel stehend, arrangierte sie es ein wenig tiefer, sodass ihre Brüste gerade ein wenig sichtbar waren. Es lag bis zur Hüfte eng an ihrem Körper an und entfaltete sich dann zu einem ausladenden, schwingenden Rock, der fünf Zentimeter über ihren Knöcheln endete. Sie vollendete ihr Erscheinungsbild mit den hellgrauen Ballerinas und verwandelte schließlich einen ziemlich unbestimmbaren Blazer in eine passende Jacke. Ihr Haar wand sich gehorsam in den Knoten, den sie begonnen hatte zu mögen, und sie war fertig. Es war kurz nach Acht Uhr - hoffentlich hatte Severus noch nicht gefrühstückt. Bei dem Gedanken an ihn, begann Hermines Herz wild zu klopfen.
"Es ist okay", murmelte sie zu sich selbst, "du wirst ihn in einigen Minuten sehen, also hör mit dem blöden Klopfen auf."
Sie öffnete die Tür zum Wohnzimmer und fand Severus unbeweglich am Fenster stehend vor, den Rücken ihr zugewandt, er starrte aus dem Fenster in den Garten. Lächelnd schlich sie auf Zehenspitzen zu ihm hinüber und legte, nah an ihm stehend, die Hand auf seine Schulter.
"Guten Morgen", sagte sie, "was für eine schöne Überraschung dich hier zu finden."
Er drehte sich nicht zu ihr um und sie fühlte, wie sein Körper sich versteifte. "Nimm deine Hände von mir", knurrte er.
Verwirrt gehorchte sie und machte einen Schritt rückwärts. "Severus, was-"
Jetzt drehte er sich um und der Ausdruck auf seinem Gesicht genügte um sie noch einen weiteren Schritt zurücktreten zu lassen.
"Lies!", befahl er.
Obwohl er nur diese einzige Silbe von sich gegeben hatte, konnte sie die kaum zurückgehaltene Wut in seiner Stimme erkennen. Noch immer sprachlos über seine plötzliche Veränderung von Stimmung und Verhalten nahm sie die Pergamentrolle, die er ihr entgegenhielt. Seine Hand zitterte. Sie runzelte die Stirn aus Neugier, aber auch, weil sie selbst langsam ärgerlich über sein Verhalten wurde, entrollte das Pergament und begann zu lesen.
Meine liebste Hermine,
Afrika mag schön sein, aber es hat einfach keine Chance im Vergleich zu dir. Ich habe über dich und unsere Beziehung nachgedacht, fast jeden Tag seit ich ausgezogen bin, um die Welt zu sehen. Ich erinnere mich an unsere Küsse - Hermine rollte die Augen - und wie sehr ich dich will und dich liebe. Deine Brillanz und dein Freundlichkeit. Ich weiß auch, dass du mehr für mich fühlst, als bloße Freundschaft. Mir ist klar, dass es ein bisschen ungeschickt ist, einen Antrag per Brief zu machen, aber es gibt Dinge, die selbst den Mut eines Gryffindors übersteigen. Außerdem habe ich gemerkt, dass ich einfach nicht länger warten kann. Vater hat mir erzählt, dass du dir drei Wochen vom Ministerium freigenommen hast, ohne eine Adresse zu hinterlassen, also habe ich gedacht, dass ich dir lieber schreiben werde und den Brief Pig übergebe, der dich sowieso finden wird. Ja, du liest richtig: Ich mache dir einen Antrag, ich will dich heiraten. Ich weiß, dass ist es, was wir beide wollen, also warum warten?
Ich bin im Moment im Fuchsbau, also kannst du einfach herapparieren - wenn du gut zielst, könntest du direkt in meinen Armen landen. Du wirst es sicherlich nicht bereuen.
Mom ist ganz außer sich vor Freude, seit ich es ihr gesagt habe, also müssen wir nur noch einen Termin für die Zeremonie finden.
Bitte komm bald, ich kann es nicht erwarten, dich nach so langer Zeit endlich wiederzusehen.
Dein Ron
Unter normalen Umständen hätte sie einfach nur über dieses lächerliche Schreiben gelacht und Harry und Ginny besucht, um ihre Heiterkeit mit ihnen zu teilen und eine Strategie zu entwerfen, um dem jüngste männlichen Weasley einen Korb zu geben ohne ihn allzu sehr zu verletzen. Doch dies waren keine normalen Umstände. Vor ihr stand der Mann, in den sie verliebt war, kochend vor Zorn und - hoffentlich - Eifersucht. Sie musste vorsichtig vorgehen.
"Severus", sagte sie behutsam, "du wirst doch dieses bisschen sentimentalen Blödsinns nicht für wichtig nehmen, oder?"
"Für was ich es halte oder nicht halte", antwortete er mit einer Stimme, so eiskalt, dass es sie erzittern ließ, "hat absolut keine Bedeutung. Was ich jedoch höchst interessant finde, ist dass Sie die Frechheit besitzen, vorzugeben, Sie empfänden keinerlei romantischen Gefühle irgendwem gegenüber. Dass Sie es gewagt haben, mein... Interesse an Ihnen anzunehmen, obwohl Sie bereits anderweitig gebunden waren."
"Severus, ich-"
"Miss Granger, "unterbrach er sie, "vergeben Sie mir, dass ich jetzt nicht in der richtigen Stimmung bin, Ihrem geistlosen Protest zuzuhören. Ich entschuldige mich dafür, einen Brief gelesen zu haben, der nicht dazu bestimmt war, von mir gelesen zu werden, aber ich denke, es trug dazu bei die Situation zu klären. Es ist definitiv nicht mein Stil, aber ich muss darauf bestehen, dass Sie dieses Haus verlassen. Unverzüglich. Ich werde in zehn Minuten zurück sein und wäre in der Tat sehr dankbar, wenn Sie sich bis dahin bereits entfernt hätten. Auf Wiedersehen, Miss Granger."
Er schritt an ihr vorbei und aus dem Raum. Hermine starrte die sich schließende Tür an und versuchte dabei verzweifelt, sich selbst davon zu überzeugen, dass das hier nur ein schlechter Traum war, dass sie einfach nur in ihr Schlafzimmer zurückkehren und dann wieder in den Salon treten musste und dass er da sein würde, lächelnd, seine Arme öffnend, sie auffangend, sie haltend... Sie fühlte, wie sich ihr Hals zusammenzog und wusste, dass sie jetzt gleich gehen musste. Ohne zu packen, ohne Krummbein, einfach nur gehen. Sie könnten ihr ihre Sachen nachsenden. Es war sowieso egal. Sie musste nur raus hier, bevor sie erstickte.
***
Harry und Ginny teilten gerade ein reichlich spätes Frühstück, um den Kalorienverlust von letzter Nacht auszugleichen, als Rons Kopf im Kamin erschien. Der stolze Inhaber, des strahlendsten Lächelns seit Gilderoy Lockharts Zeiten sah sehr selbstzufrieden aus.
"Ron!", rief Ginny. "Seit wann haben sie Kamine in Afrika? Oder woher rufst du an?"
"Ihr werdet es nicht glauben, aber ich bin im Fuchsbau. Kann ich für einen Moment rüberkommen? Ich muss etwas wichtiges mit euch besprechen."
"Sicher", antwortete Harry, "und nebenbei gesagt - Hi. Komm gleich rüber, wenn du möchtest. Es ist noch Frühstück übrig. Ginny hat Heidelbeerpfannkuchen gebacken. Sie sind großartig."
"Heidel- plant mich mit ein", sagte Ron, die Augen glänzend vor Begeisterung. "Ich versuche mich mit allem, was ich bekommen kann vollzustopfen, nach dem Müll, den ich fünf Monate lang essen musste."
Ginny stand auf und ging in die Küche, um noch ein paar Pfannkuchen zuzubereiten, sie musste darüber lächeln, dass einige Dinge sich niemals änderten, darunter die übernatürliche Fähigkeit ihres Bruders jede Menge Essen zu jeder Zeit zu verdrücken - schließlich hatte sie Grund zu dem Verdacht, dass ihre Mutter ihn bereits mit einem Frühstück von wahrhaft weasleyischem Ausmaß versorgt hatte. Als sie wenig später ins Esszimmer zurückkehrte saß Ron bereits am Tisch mit Harry, von dessen Teller er schamlos Bissen luftigen, gelben Omelettes stahl, die mit sehr saftigen Heidelbeeren gespickt waren.
"Ron, also ehrlich", sagte sie und versuchte streng zu klingen, "mit den Fingern! Erzähl' mir nicht du wärst hungrig, Mom war sicherlich bereits bei Einbruch der Dämmerung wach, um Frühstück für den verlorenen Sohn zu machen!"
Ron grinste, leckte sich sorgfältig seine Finger ab, erhob sich von seinem Stuhl und umarmte seine Schwester, nachdem sie das Tablett, das sie trug, auf dem Tisch abgestellt hatte. "Es ist so gut, dich zu sehen, Gin", sagte er, während er sie freigab und auf Armeslänge Abstand hielt. "Das Eheleben scheint dir zu bekommen."
"Es hat seine Momente", meinte Ginny lässig und lächelte Harry kurz zu. "Mach schon, setz dich hin und lang zu. Die hier sind noch heiß."
Nachdem er dem Hungertod knapp entronnen war, indem er rasend schnell zwei Pfannkuchen eliminierte, lehnte sich Ron zurück und tätschelte seinen Bauch. "Du bist ein fantastischer Koch, Gin. Direkt nach Mom und das ist ein großes Kompliment. Wie läuft Quidditch, Harry?"
Ginny rollte die Augen und bereitete sich auf eine sehr langweilige halbe Stunde vor.
"Wir haben Indien plattgemacht. Du hättest ihre Gesichter sehen sollen. Dieses Mal haben wir es langsam angehen lassen - ich habe den Schnatz absichtlich dreimal entkommen lassen, weil ihre Abwehr schwach und unsere Jäger in bester Form waren. Also haben wir sie mehr als eine Stunde lang köcheln lassen, bis wir achtzehn Tore geschossen hatten und sie nur zwei. Dann hab ich den Schnatz gefangen. Großartig, wirklich glorreich."
Sie plapperten weiter und weiter und Ginny fühlte sich langsam etwas schläfrig, als Harry plötzlich sagte: "Aber hey, du bist hergekommen, um uns etwas wichtiges zu sagen. Was ist es?"
Ron grinste. "Ich dachte schon, du würdest niemals fragen. Ich werde heiraten."
Ginny schrak aus ihrer Betäubung auf: "Heiraten? Ron, das ist wundervoll! Wo hast du sie getroffen? Woher kommt sie?"
"Nicht was du denkst, nein", antwortete Ron und schüttelte den Kopf. "Oder denkst du ich will jeden Tag chinesisch oder indisch essen?"
"Äh, Ron", meinte Ginny, "glaubst du nicht es gehört mehr zu einer Ehe als das Essen? Ich meine, es ist natürlich wichtig, aber ich denke mal, es ist nicht der Hauptgrund, warum du dein Leben mit jemandem verbringen möchtest."
"Sicher nicht. Aber sie ist britisch, keine Ausländerin."
"Großartig", stimmte Harry ein, "dann haben wir keine Probleme uns mit ihr zu unterhalten. Wer ist sie. Kennen wir sie?"
"'Türlich kennt ihr sie. Es ist Hermine."
Diese Ankündigung wurde nicht, wie er erwartet hatte, von Beifall und Schulterklopfen begrüßt. Im Gegenteil: Harry und Ginny starrten ihn fassungslos an, wie ein paar Kaninchen eine Klapperschlange.
"Hey", protestierte er, "wo bleibt die Freude? Wo sind die Ausrufe von ‚Gut gemacht Ron, wurde aber auch Zeit!'? Oder hab ich unabsichtlich Petrificus Totalus gesagt?"
Ginny schaute Harry an und Harry schaute Ginny an und beiden fehlten die Worte. Ginny war die erste, die sich erholte. "Ron", sagte sie, "wie hast du... Ich meine, schau. Du bist gestern aus Afrika zurückgekommen, oder? Wann hast du also die Zeit gehabt, mit Hermine zu sprechen? Abgesehen von der Tatsache, dass sie sich einige Zeit von der Arbeit freigenommen hat?"
"Mit ihr gesprochen?", sagte Ron mit einem Ausdruck maßlosen Erstaunens auf seinem Gesicht. "Ich habe nicht mit ihr gesprochen. Ich habe ihr einen Brief geschrieben und Pig mit ihm losgeschickt. Vater hat mir gesagt, dass sie auf Urlaub ist, aber Pig wird sie sowieso finden."
"Du...", Harry räusperte sich. "Lass mich das richtig stellen. Du bist nach Hause gekommen, hast erkannt, dass du Hermine heiraten möchtest und hast ihr einen Brief geschrieben, der was genau besagt?"
"Nun", meinte Ron und machte eine wegwischende Geste mit der rechten Hand, als ob er die Luft von unnötigen Fragen reinigen wollte, "ich habe ihr erzählt, dass ich sie heiraten will und dass Mom außer sich vor Freude sei. Oh, und dass ich sie liebe, selbstverständlich", fügte er hastig hinzu.
Harry sah, wie sich die charakteristischen roten Flecken rapide über das Gesicht und den Hals seiner Frau ausbreiteten. "Gin, Liebling", sagte er scharf, "ich denke wir brauchen noch etwas Kaffee. Wärst du so lieb?"
Seine Worte wurden von einem kleinen Wink begleitet. Ginny verstand, aber zögerte. Sollte sie es wirklich ihm überlassen, sich mit ihrem Bruder auseinander zu setzen? Andererseits, dachte sie, war es vielleicht besser, sich ein bisschen zu beruhigen und sich in der Küche zu sammeln. Vielleicht konnte sie es so vermeiden, den eingebildeten Bastard zu töten, der bedauerlicher Weise ihr Bruder war. Sie nickte kurz, blinzelte dabei Harry zu und verschwand in der Küche.
Ron, der gänzlich ahnungslos darüber war, was vor sich ging, fragte: "Was ist los mit euch? Seid ihr nicht glücklich für uns?"
Harry, der während des Krieges gelernt hatte, seine impulsive Natur ziemlich gut im Zaum zu halten, war sich nicht mehr ganz so sicher, ob er sein Temperament kontrollieren konnte. Daher atmete er einige Male tief durch und zählte bis zehn, bevor er sprach: "Ron. Hör zu. Ich und zweifellos auch Ginny würden uns über alles freuen, wenn du und Hermine heiraten würdet. Aber sie hat noch gar nicht zugestimmt, oder? Warum prahlst du also mit einer unmittelbar anstehenden Heirat, wenn du noch nicht einmal weißt, ob die besagte Dame deinen Antrag akzeptiert hat?"
Für einen Moment schien es, als ob die Botschaft durchgedrungen wäre. Aber dann schüttelte Ron den Kopf und sagte: "Warum sollte sie nicht annehmen? Sie ist Single, bücherversessen, nicht gerade ein Hingucker, warum sollte sie mich nicht wollen?"
Jetzt war es an Harrys Reihe rot vor Wut zu werden. "Willst du damit andeuten, du... du dämlicher, eingebildeter Blödmann", fragte er durch zusammengepresste Zähne, "dass du Hermine, die, falls du es vergessen hast, deine beste Freundin ist, einen Antrag aus Mitleid machst?"
Ron rutschte ein bisschen auf seinem Stuhl hin und her, denn diese Unterhaltung begann sich in eine völlig andere Richtung zu entwickeln, als er erwartet hatte, was ihm unbehaglich war, und sagte: "N-nein, nicht aus Mitleid. Aber es ist die logische Lösung, oder? Sie ist allein, ich bin ledig, also warum sollten wir nicht-"
"Ron!", unterbrach ihn Harry in einem Ton, der Snape hätte vor Neid erblassen lassen. "Ron, ich werde dir eine einzige Frage stellen und ich will eine ehrliche Antwort. Liebst du Hermine?"
"Na ja", sagte Ron, der ein bisschen beunruhigt war durch den mörderischen Ausdruck auf Harrys Gesicht, "das hängt davon ab wie du es defin-"
"Keine billiges rumphilosophieren, Ron. Liebst du sie?"
"Ich denke mal… Nun, das ist schwierig…"
Mit einer einzigen, fließenden Bewegung war Harry aus seinem Stuhl aufgefahren, stand neben Ron und zog ihn am Oberarm aus seinem Stuhl. "Hör mir zu", sagte er, "tu mir einen Gefallen. Geh nach Hause, oder wo immer du hinwillst, denk über meine Frage nach und komm nicht wieder, bis du mir mit einem einfachen Ja oder Nein antworten hast. Verstanden?"
"Harry, was-"
"Ich sagte geh. Jetzt. Oder ich werde dich durch dieses Fenster fluchen."
"Okay, okay, ich verschwinde", murmelte Ron. "Da ihr ja alle verrückt geworden seid..."
Er disapparierte mit einem Plopp. Harry blieb heftig atmend auf der selben Stelle stehen und versuchte sich zu beruhigen.
"Hier ist der Kaffee", kündigte Ginny an, die gerade aus der Küche kam, "Und nun lasst uns - wo ist Ron?"
"Gegangen", antwortete ihr noch immer wütender Ehemann. "Und er sollte besser nicht allzu schnell wiederkommen."
***
Als Cassandra Snape von ihrem Morgenspaziergang zurückkehrte, fand sie ein Haus vor, das leer war, bis auf zwei Katzen, die sehr damit beschäftigt waren, einander das Fell zu säubern.
"Hach, Liebende!", meinte sie schnippisch und machte sich auf die Suche nach ihrem Sohn. Er war nirgends zu sehen. Sie klopfte an Hermines Tür, bekam jedoch keine Antwort. "Oh bin ich dumm!", rief sie plötzlich und schlug sich an die Stirn. "Sie sind zum Lake Distrikt gegangen! Mein Erinnerungsvermögen lässt in der Tat nach."
Also entschied sie sich einen Blick auf Madam Malkins kürzlich erschienene Herbstkollektion zu werfen und stieg in die Küche hinab, um Piggy mitzuteilen, dass sie kein Mittagessen zubereiten musste. Als sie die Eingangshalle durchquerte, erregte ein Stück Pergament, das gegen einen der Spiegel geklebt war, ihre Aufmerksamkeit.
"Die Kinder wissen, dass ich alt werde", murmelte sie, "sber wie nett von ihnen, mich daran zu erinnern, wohin sie gegangen sind."
Noch immer lächelnd griff sie sich das Pergament. Dann machte ihr Lächeln Platz für einen Ausdruck des reinen Grauens, als sie las:
Mutter,
Ich bin nach Hogwarts abgereist, wo ich beabsichtige den Rest der Ferien zu verbringen. Miss Granger ist nach Canterbury zurückgekehrt. Ich glaube es sind noch einige ihrer Besitztümer hier und ich wäre höchst dankbar, wenn du dich dieser Angelegenheit widmen könntest. Ich wünsche nicht, dass du irgendwelche Fragen stellst, oder versuchst mit mir oder Miss Granger Kontakt aufzunehmen.
S.
Review
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