Draco wunderte sich, wo war er? Quidditch, genau er hatte gewonnen, er hatte den Schnatz vor Potter gefangen, aber wo war er jetzt? Es war dunkel, er war im Nichts, kein Anfang und kein Ende, ein merkwürdiger Platz, aber dann sah er eine Person auf sich zu kommen. Drackam.
"Hallo Drache", begrüßte ihn der Malfoy-Vorfahr.
"Hallo. Äh, träume ich schon wieder?"
"Etwas in der Art, aber sorg' dich nicht, so haben wir endlich Zeit füreinander. Komm Drache ich will dir meine Geschichte erzählen!"
"Deine Geschichte?!"
"Ja sicher, ich halte mein Wort, ein Malfoy hält immer sein Wort."
"So tut er das, dann ist mein Vater ganz sicher keiner. Der hielt nie was er versprach."
Drackam sah ihn nur sehr merkwürdig an.
"Das mit deinem Vater tut mir echt leid. Dachte, er hätte es schon geschafft, dass aber das alte Arschloch genauso, wie mein Vater ist, damit hab' ich nicht gerechnet."
"Wovon redest du?"
Drackam lächelte. "Von der Wahrheit, mein Junge, der Wahrheit. Ist nicht unbedingt eine schöne Geschichte, ist eigentlich meine Schuld, dass alle Malfoys so wurden, wie sie es sind. Nur dein Vater war anders. Er war schon immer anders. Er ist ein mächtiger Zauberer, es tut mir wirklich leid..."
"WAS DENN, WAS WEIßT DU!"
"Na ja, ich bin schuld dran, verstehst du, es ist meine Schuld, dass sein Vater so war und ihm das angetan hat. Verstehst du? Meine. Ich wollte ihm ja helfen, aber er hat nicht an mich geglaubt."
Draco starrte ihn an. "Deine Schuld, was hast du getan, Drackam, du bist ein Geist, du bist seid ewigen Zeiten TOD!"
"JAA, und willst du wissen warum? Ha, willst du wissen, wie es ist, die Ewigkeit zu sehen? Es ist meine Schuld, meine Blindheit. Ich wollte Rache, Rache für den Mord an meiner Frau, besser gesagt, an der, die es hätte werden sollen."
Fünf sechs dunkle Gestalten in Umhängen, ein zerfetzter Leichnam und ein älterer Herr mit grausamen Zügen. Er trat den Leichnam und lachte. Das Plopp deutete auf einen Ankömmling.
"Ahh, Junge ich habe ein Geschenk für dich."
Der ältere Herr verhöhnte den jungen Mann, der so um die siebzehn war. Dieser sagte nichts, er blickte nur stur auf die Leiche und ballte seine Hände zu Fäusten.
"Sie war eine Slytherin, Vater, das hättest du nicht tun sollen", war alles was er sagte, dann drehte er sich weg und verschwand im Dunkeln.
"Mörder, ruchlose Mörder! Bezahlen sollt ihr. Für immer bezahlen, ewig. Ihr Bastarde!!"
Drackam schrie tobte und schlug um sich. Draco suchte in seinem Umhang nach seinem Zauberstab, er hatte sogar einen bei sich. Nun, es war eine merkwürdige Welt. Er zückte ihn und belegte Drackam mit einer Ganzkörperklammer. Es erschien ihm sinnvoll.
"Also, langsam, für alle zum Mitschreiben und kein Herumtoben. Da wird man ja irre. Dein Vater hat deine Freundin meucheln lassen. Richtig. Dafür hasst du ihn, auch richtig, aber was zur Hölle hat das alles mit meinem Vater zu tun und wieso wirst du zu einem Drachen und ich auch?"
Er löste den Fluch wieder und sein Gegenüber schluckte schwer.
"Also gut. Du kannst ein Drache werden, weil du der letzte Malfoy bist."
"WAS??!"
"Versteh mich nicht falsch, heißt nicht, dass du stirbst ohne Nachkommen oder, sondern, dass die Linie der Malfoys ein Ende findet. Ist ohnehin Zeit."
"Aber?"
"Ja genau, deswegen ist dein Vater auch so ein guter Zauberer, wie du ebenfalls. Wenn Linien enden haben sie die Neigung, dass Beste noch einmal aus sich raus zu holen."
"Aha, und deswegen kann ich ein Drache werden?"
"Ja, nein und nicht ganz. Also zum einen bist du ein Malfoy und weil ich einer bin und obendrein ein Drache geworden bin, hast du im übertragenen Sinne etwas von einem Drachen in dir. Zum anderen war Hogwarts in Gefahr und die Schule kommt immer auf irrwitzige Ideen, wenn sie sich verteidigen muss. Einmal, so erzählt man sich, hätte sogar ein Basilisk auf die Schule Acht gegeben. Was ja auch stimmt, irgendwie. Ach ich hasse Historiker..."
"Also so besonders bin ich gar nicht."
"Hmm, du bist ein Malfoy und das reicht dir nicht?"
Drackam wirkte ehrlich verblüfft.
(Cut)
***
Er wirkte so friedlich, als würde er schlafen. Doch der Direktor wusste es besser, er war an einem anderen Ort. Nur, ob er von dort alleine wieder zurück fand? Was wenn nicht? Er würde sterben, einfach so. Ohne Grund.
***
"Raus!"
Sirius wandte sich zu seinem Freund und sah ihn vernichtend an. "Das ist nicht dein Ernst, das kann nicht dein Ernst sein. Remus."
"Raus!"
"Remus bitte, es tut mir leid. Echt ich..."
"RAUS!!"
Sirius verwandelte sich in einen Hund und trottete nach draußen. Sein bester Freund hatte ihn gerade eben hinaus geworfen. Ihn vor die Tür gesetzt. Was sollte er denn jetzt machen? Zu Harry konnte er nicht. Sein Pate musste sich auf die Schule konzentrieren, und die Order des Direktors war sehr eindeutig gewesen.
Was jetzt?
Er trabte den Gang entlang ohne ein wirkliches Ziel.
Ein wuscheliger Slytherin entdeckte den merkwürdigen Hund und grinste. "Du bist Lupins Köter, nicht wahr? Was tust du hier, für wohl erzogene Hunde gehört es sich nicht zu streunen, und hier solltest du schon gar nicht sein. Hunde stehen nicht auf der Besitzerliste für Haustiere." Zabini lächelte schief.
Ein paar Siebentklässlern kamen auf ihn zu. "Was hast du denn da aufgegabelt?"
"Nur Lupins Hund, der Bursche ist ein kleiner Ausreißer, ich werde ihn dem Professor zurückbringen. Der sollte sich vielleicht eine Leine anschaffen."
Das verwunderte nun Sirius doch. Kein einziges abfälliges Wort fiel über seinen Freund. Nur das mit der Leine gefiel ihm nicht. So trottete er eher widerwillig dem Slytherin hinterher.
Dieser klopfte höflich an Remus Tür.
"Verschwinde!" kam es von drinnen.
"Ähh, Sir, Ihr Hund, ich wollte ihn nur zurückbringen. Hogwarts ist kein Ort für herumstreunende Hunde und da Sie ihn sicher vermissen…"
"Nein tu ich nicht, er soll bleiben, wo der Pfeffer wächst!"
Sirius legte sein liebstes Hundelächeln auf, so als könnte er kein Wässerchen trüben.
Zabini seufzte leise. "Na Jungchen, hast wohl dein Herrchen ordentlich erzürnt. Na mal sehen, ob wir in der Küche was für dich finden."
"Wollen Sie ihn sicher nicht wieder haben Sir, er ist ein hübscher Hund", begann Blaise erneut.
"Nein!"
Der Slytherin, der an Lehrer mit schlechter Laune gewöhnt war, wunderte sich nicht weiter und stapfte mit dem Köter davon.
Remus öffnete die Tür und blickte den beiden nach. Er hätte Sirius reinlassen müssen. Er wusste es, aber er brachte ihn um den Verstand.
***
Zu gleichen Zeit saß Severus bei einem trockenen Glas Sherry und blickte in das ernste Gesicht des Direktors, das sorgenvoll in das lodernde Feuer des Kamins starrte.
"Wer kann es nur gewesen sein? Severus, wer würde etwas Derartiges tun?"
"Der schwarze Lord. Albus, wenn er aus irgendwelchen Gründen erfahren hat, was Draco getan hat, wäre dies die logische Konsequenz." Severus war sich sicher, dass Voldemort dahinter steckte. Der Direktor auch.
"Bleibt nur die Frage offen, wie er es getan hat. Er ist schließlich nicht auf das Quidditchfeld spaziert und hat ihn verflucht. Das wäre doch zu auffällig." Snape lachte trocken und humorlos.
"Das ist die Frage, ich kann den Jungen nur stabilisieren, aber helfen,kann ich ihm nicht. Er wird sterben, wie es scheint eine unabänderliche Tatsache."
"NEIN! Es gibt einen Weg, es muss einen Weg geben!"
Severus funkelte den Direktor mit wilden Augen an, dass es diesen gehörig schreckte. So wenig unter Kontrolle hatte sich Severus schon lange nicht mehr gehabt. Was zum Teufel ging hier vor? Albus kannte seinen Zaubertränkemeister schon lange, er kannte jede Nuance des Mannes. Doch die Aura, die ihn nun zu umgeben schien, war ihm völlig unbekannt. "Severus beruhige dich!"
Der Mann schien von seinem eigenem Ausbruch erstaunt zu sein. Gar erschrocken.
"Alles in Ordnung?", fragte der Direktor seinen Freund besorgt.
"Nein, soll ich so tun als ob?"
Nun tigerte der Lehrer auf und ab und versuchte Emotionen unter Kontrolle zu kriegen. Hass, Furcht, Angst und Wissen? Wissen war keine Emotion, aber er hatte das Gefühl, dass er die Lösung kannte, dass er nur seine Hand auszustrecken bräuchte und er würde sie finden, aber der Gedanke entglitt ihm. Für einen kurzen Moment hatte er gewusst, warum das alles passierte und wie es zu lösen wäre. Dann war es verschwunden. Nur die Frustration, die sein Leben beherrschte, blieb zurück. Wie ein schaler Nachgeschmack eines schlechten Weines.
"Severus."
"Hör zu, ich weiß es klingt verrückt, aber ich weiß, dass Draco nicht sterben wird. Ich weiß es einfach. Es ist falsch, es ist einfach falsch." Er schüttelte seinen Kopf, die Haare flogen wild durch die Gegend. Er hasste es wenn er etwas nicht in Worte fassen konnte.
"Versuch es", ermunterte ihn Albus, der das gequälte Gesicht des Zaubertränkemeisters zu deuten versuchte.
Doch diesem war es endgültig entglitten, er wusste es nicht mehr. Er schüttelte nur seinen Kopf und nahm wieder Platz. Was sollte er auch anderes tun.