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Clarissa schaute einen Moment an die dunkelhölzerne Tür, durch die Raven soeben den Raum verlassen hatte.

"Es tut mir leid, Dad, ich wollte deine ähmm..Freundin nicht aufscheuchen, aber es erschien mir wichtig es dir sofort zu sagen."

Clarissa und Severus hatten sich auf das Sofa gesetzt.Am liebsten wäre sie sofort eingeschlafen, doch sie bemühte sich ihr Augen offen zu halten.

"Also ich erzähl dir jetzt die ganze Geschichte, okay.Ich war mit Harry, an dem Tag an dem ich abstürzt bin, in den 3 Besen und ich hatte schon mit ihm das 3. oder 4. Butterbier getrunken, als zwei Typen in schwarzen Umhängen mit schwarzen Kapuzen ins Lokal kamen.Weil ich direkt hinter ihnen gesessen war, konnte ich genau hören, was sie besprochen hatten.Als ich Lucius Malfoys Stimme erkannte war ich ganz erschrocken, aber ich habe mir nichts anmerken lassen.Dann erzählte Malfoy, dass er dich bei Voldemord anschwärzen wollte und du schon eigentlich tot sein solltest, weil der schwarze Lord glaubt an deinen Verrat und er will sich an dir rächen.Ich wollte nur noch so schnell wie möglich nach Hause und nahm mir irgendeinen Besen von der Stange und flog in Richtung Hogwards, als mir zwei dunkelgekleidete Männer entgegenflogen.Ich habe mich einfach in den Sturzflug gelegt, denn ich so oft bei Harry gesehen hatte, aber ich bin wohl eine Niete beim Fliegen.Ich konnte nicht mehr bremsen und krachte irgendwo auf den Boden.Tja, ob diese zwei Typen auf den Besen Todesser waren, kann ich nicht sagen.Ich hab mich ja lieber selber umgebracht"und ein kleines Lächeln kam auf ihr Gesicht.Dann richteten sich ihre Augen wieder auf ihren Vater und Clarissa fragte ihn in ernster Stimme:"Dad, wenn du tatsächlich was mit den Todessern zu tun hast, musst du es mir sagen.Ich will endlich wissen was die von dir wollen und ob ich in Gefahr bin.Ich habe ein Recht zu erfahren, was da passiert ist."

Eisern fixierte das Mädchen ihre Augen auf Severus Gesicht und blickte in fragend an.

Verflucht, warum musste genau in diesem Moment jemand in den Kerker platzen. Sonst kam doch auch keiner runter.

Raven und er drehten sich um. In der Tür stand Clarissa, sie war ausser Atem.

"Clarissa," sagte er besorgt.

Raven ging einfach aus dem Kerker. Er blickte ihr nach, er wollte sie zurückhalten, aber schon war sie draussen und weg. "Raven..." flüsterte er. Doch dann wandte er sich wieder seiner Tochter zu.

Was sagte sie da?

Sie setzten sich zusammen auf die Couch.

Lucius Malfoy hatte ihn beim dunklen Lord einen Verräter genannt? Voldemort jagte ihn jetzt?

"Na toll," murmelte er und vergrub sein Gesicht in den Händen.

Auf einmal sagte Clarissa:"Dad, wenn du tatsächlich was mit den Todessern zu tun hast, musst du es mir sagen.Ich will endlich wissen was die von dir wollen und ob ich in Gefahr bin.Ich habe ein Recht zu erfahren, was da passiert ist."

Er atmete tief durch. Wieviel sollte oder durfte er ihr erzählen?

"Clarissa, hör mir gut zu. Es gibt da einige Dinge in meiner Vergangenheit, die besser nicht geschehen wären, die ich besser nie getan hätte, aber was geschehen ist, ist geschehen. Es lässt sich nicht mehr ändern. Lass Dir nur soviel gesagt sein. Es ist besser, wenn nicht jeder weiss, dass Du meine Tochter bist." Er strich Clarissa sanft über die Wange. "Du glühst ja, Du solltes auf der Krankenstation sein. Was tust Du nur im Schlafanzug hier unten, es ist viel zu kalt hier." Er hob sie hoch und brachte sie wieder nach oben auf die Krankenstation. Er legte sie in ihr Bett und deckte sie warm zu. Madame Pomfrey war nicht zu sehen. Snape beugte sich nochmals über Clarissa. "Danke, Mädchen, dass Du mir diese Informatin gebracht hast. Und jetzt ruh Dich aus." Rasch wandte er sich ab, er musste zu Dumbledore.

Er eilte durch die Eingangshalle und hinauf zu Dumbledores Büro. Er klopfte an und die Tür ging auf. Anstelle von Dumbledore erkannte er Raven. In ihren Augen glänzten Tränen.

"hey," sagte Severus, während er näher trat und ihr eine Träne von der Wange strich. "Was ist denn los, hmmm?" Er nahm sie in die Arme und sie liess es geschehen.

Raven war durch die Kerker zurück nach oben in die Krankenstation geeilt. Sie wollte sich in diesem Moment nicht mit den Todessern beschäftigen,und verdrängte jeden Gedanken an Severus. An seine Nähe...

Sie hatte eine lange Weile an Samanthas Bett gesessen und sie ernst betrachtet. Ihre Freundin war in einen seltsamen Dämmerzustand gedriftet, ihre Augenlider flatterten unruhig und ihre Lippen waren totenblass.

"Es tut mir leid", sagte Raven leise,"daß ich dir noch nicht helfen konnte.." Sie schwieg hilflos, sich innerlich schwere Vorwürfe darüber machend, daß sie in den letzten Stunden nur an sich gedacht hatte,....nur an Severus gedacht hatte...

Trotzdem Raven Samanthas Zustand tief bedrückte, konnte sie es nicht verhindern, daß ihre Lippen sich zu einem kleinen Lächeln verzogen.

"Ich wäre so glücklich im Augenblick, wenn, ja wenn du nur gesund wärst. Und das Amulett...und Severus ist in Gefahr.." Ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht.

Sie erhob sich und drückte Samánthas schlaffe Hand. "Ich komme bald wieder.." sagte sie leise.

Anschließend war Raven zu dem Büro ihres Onkels gegangen - es mußte bereits früh am Morgen sein - und hatte beschlossen, dort auf ihn zu warten. Sie scheute davor zurück, die Einsamkeit ihres Raumes aufzusuchen, um dort für den kurzen Rest der Nacht Gedanken wälzen zu müssen.

In Dumbledores Büro war es noch immer gemütlich. Die verglimmenden Reste des Feuers strahlten eine angenehme Atmosphäre aus. Raven ließ sich in einen der weichen Sessel fallen und starrte vor sich hin. Nun waren sie wieder da, diese Gedanken...

Was wollten die Todesser von Severus? Raven erinnerte sich schmerzlich an den Tag vor Jahren, an dem sie erfahren mußte, daß Severus zu einem Todesser geworden war. Die Gründe dafür hatte sie nie erfahren. Warum auch? Doch dann- der Tag, an dem er auf die Seite ihres Onkels zurückgekommen war...Wollten sich die Todesser nachträglich für diesen Verrat rächen, oder...

Ravens Augen brannten von weiteren ungeweinten Tränen.

Ein Geräusch schreckte sie hoch. Jemand klopfte an die Tür. Raven erhob sich stirnrunzelnd und öffnte sie einen Spaltbreit.

Sie errötete, als sie Severus erkannte. Hastig rieb sie sich über ihre Augen, um zu verbergen, daß sie eben geweint hatte. Doch im nächsten Moment fand sie sich in Severus Armen wieder und spürte, wie seine Finger innig über ihre Wange streichelten.

In jenem Augenblick löste sich der Rest dieser starren Eismaske, die Raven jahrelangen Schutz geboten hatte, und sie ließ ihren Tränen freien Lauf.

Severus hielt Raven fest in seinen Armen und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. Langsam führte er sie in das Büro und schloss die Tür hinter sich. Zusammen liessen sie sich in einen der riesigen Sessel fallen. Noch immer hielt er Raven fest, die sich schluchzend an ihn klammerte. Sanft strich er ihr über die Haare und über den Rücken.

"Ssschhh, Raven. Was ist denn mit Dir, hmm?" fragte er sanft, während er sachte immer ein wenig vor und zurück wippte.

Als ihre Schluchzer langsam verstummten, legte er eine Hand unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht, so dass er in ihre Augen blicken konnte. Mit dem Daumen fuhr er zärtlich über ihre Wange und wischte eine Träne weg, die gerade hinunterkullerte.

Er schloss die Augen und küsste sie sanft auf die Stirn.

Raven hielt die Augen geschlossen, während Tränen über ihre Wangen liefen. Sie gab sich ihrer Trauer hin, die seit so langer Zeit wie ein Eisklumpen in ihrer Brust gesessen und an ihr genagt hatte.

Severus war da, er hielt sie fest und Raven klammerte sich an ihn wie eine Ertrinkende.

Vergessen war die Zeit, in der sie ihm nicht ins Gesicht schauen konnte, ohne daß der alte Zorn auf ihn, ihr Haß, in ihr hochgestiegen war.

Vergessen die Nacht, in der sie ihn und Lily Potter am See beobachtet hatte, ohnmächtig vor Eifersucht und Einsamkeit.

Lily war tot, James war tot, ihre Schwester...unzählige Familien... Sirius Black hatte zwölf Jahre unschuldig in Askaban gesessen, und Samantha...Raven vergrub ihr Gesicht verzweifelt an Severus Schulter und trauerte um die vergangenen fünfzehn Jahre.

Seine Hände hielten sie,trösteten sie, wärmten sie...

Sie spürte seine warmen Lippen auf ihrer Stirn und ihre Haut schien von der Berührung zu brennen.

Endlich hob Raven ihren Kopf und sah in Severus dunklen Augen, die etwas von ihrer sonstigen Kälte verloren hatten. Severus schien in diesen Sekunden direkt in ihre Seele zu blicken. Raven hob ihre Finger und streichelte zart über seine Wange. Ihre Hand zitterte, doch ihre Tränen waren allmählich versiegt.

"Du mußt es mir sagen", murmelte sie, "Bitte sage mir, was Voldemort von dir will." In ihren Augen stand eine stumme Bitte.

Severus blickte Raven tief in die Augen, als die Frage stellte, auf die er am wenigsten vorbereitet gewesen war. Er hielt den Atem an. Was sollte er darauf Antworten. Was wollte Voldemort wirklich von ihm...

Severus wandte den Blick ab. "Raven, ich... " Dann blickte er sie wieder an und strich ihr eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre grauen Augen brannten auf seinem Gesicht. Er konnte Raven nicht belügen, auch wenn er sonst ein Meister dieses Fachs war.

"Er ist hinter mir her," flüsterte er. "Ja, Raven. Ich bin ein Todesser. Ich war es früher und ich bin es immer noch." Ravens Augen weiteten sich und sie wollte sich losreisen, doch Severus hielt sie fest. "Es ist nicht so wie Du jetzt denkst. Ich arbeite für Deinen Onkel. Er hat mich diesen Sommer darum gebeten, wieder meinen alten Platz im Kreise der Todesser einzunehmen um ihm die nötigen Informationen zu besorgen, damit das Ministerium eine Chance gegen Voldemort hat. Das wir eine Chance gegen ihn haben. Clarissa hat in den drei Besen ein Gespräch zwischen Lucius Malfoy und einem Unbekannten belauscht. Lucius hat dem dunklen Lord versichert, dass ich ein Verräter sei." Er lachte trocken. "Womit er ja auch recht hat." Raven blickte ihn seltsam an. "Nun," Severus atmete tief ein und starrte ins Feuer. "Nun ist der dunkle Lord hinter mir her."

Wie würde Raven darauf reagieren? Er wusste selbst, dass sich das ganze unglaublich anhörte. Sie würde ihm niemals glauben. Nicht nach alldem, was sie durchgemacht haben musste. Nicht nach alldem, was er ihr schon angetan hatte. Er vergrub das Gesicht in den Händen und wartete. Er wartete darauf, dass sie ihn anspuckte, ihn anschrie, auf ihn einschlug oder einfach davon rannte. Egal was sie davon auswählte, er fühlte, wie sich sein Herz zusammenzog.

Raven glaubte zu träumen.

Das war nur ein Traum...eine Illusion..Sie hatte nicht richtig gehört. Das KONNTE nicht wahr sein....

Noch lange, nachdem Severus verstummt war, saß Raven starr auf dem Sessel, unfähig, etwas zu antworten.

Ihre Hände fühlten sich eiskalt an, und ihr Brustkorb war wie zugeschnürt. Ihr Atem ging rauh und pfeifend.

Ganz langsam wandte Raven Severus ihr Gesicht zu und sah ihn an. In ihren grauen Augen stand eine tote Leere. Nein, in diesen Sekunden spürte Raven nichts mehr...nichts! Da war nur noch ein graues Etwas in ihr...

Mit einem Mal erhob sie sich, und Severus machte keine Anstalten, sie festzuhalten. Er hielt den Kopf gesenkt, seine schwarzen Haare fielen ihm in Strähnen ins Gesicht.

Einige Sekunden herrschte eine schreckliche Stille.

Raven schritt langsam durch den Raum, ihr Herz schlug langsam und schwer in ihrer Brust.

Severus war ein Todesser. Er gehörte zu jenen gottverdammten Hurensöhnen, die dieses Land in die Finsternis gestürzt hatten, die ihre Familie und unzählige andere dem Untergang geweiht hatten.

Die Sekunden verstrichen, und wurden zu Minuten.

`Was ist das Leben?´ dachte Raven, `wir rennen und jagen verzweifelt dem Glück hinterher. Versuchen es zu ergreifen, und kaum haben wir es in den Fingern, werfen wir es weg wie eine Last...Die Menschen scheinen die Dunkelheit geradezu zu lieben...`

Raven drehte sich zu Severus um, der immer noch schwieg.

`Da sitzt ein Mensch, für den ich mein Leben hingeben würde. Mit dem ich mein Leben bedinungslos teilen würde. Und doch - er wirft sein Leben bereits weg. Er wirft es weg...Wohin führt uns das Schicksal? Was hat es mit uns vor?...´

Ein seltsamer Laut entrang sich Ravens Kehle. Severus hob seinen Kopf, seine schwarzen Augen matt und glanzlos. Der Zug um seinen schmalen Mund zeigte die Spuren unendlichen Leidens, einer abgrundtiefen Müdigkeit. Der Anblick schmerzte Raven mehr als alles andere. Sie wandte sich ab und verbarg ihr Gesicht in den Händen. Es tat so weh...

`Severus , ich liebe dich mit jeder Faser meines Körpers.....`

"ICH HASSE DICH!!!" schrie Raven und wirbelte zu ihm herum. Ihre Augen schleuderten Blitze und ihr Gesicht war kreideblass. Sie bemerkte nicht, daß Severus heftig zusammenzuckte, sie nahm nichts mehr um sich herum war.

Da war nur noch dieser alles überwältigende Zorn, ihre ohnmächtige Hilflosigkeit, ihre Verzweiflung...

"Ich hasse, hasse, hasse dich, Severus!! Oh Gottverdammt!!" Sie schritt auf ihn zu, ihre Augen nun schwarz und messerscharf.

"Was hast du aus deinem Leben gemacht? Weißt du eigentlich, was du mir da gesagt hast?! Weißt du das?!" Ihr Atem kam schnell und rauh, ihr Brustkorb hob und senkte sich.

"Schau mir in die Augen,Severus, und dann sag mir, WARUM DU MUTWILLIG DEIN LEBEN KAPUTTGEMACHT HAST??? Sag mir, warum du dir das angetan hast, warum du dies den Menschen antust, denen du etwas bedeutest??"

Tränen rannen über Ravens Gesicht, als sie mit ihren Händen unkontrolliert auf Severus einschlug. Es war ihr in diesem Moment gleichgültig, ob sie ihm wehtat. Sie sah nicht einmal, wohin sie schlug. Sie war blind vor Tränen.

"Ist es dir dein Leben so egal, daß du dich so in Gefahr gebracht hast?? Sind dir die Menschen egal, die dich lieben? Was weißt du schon, wie ich mich damals gefühlt habe, als du ein Todesser geworden bist???" schrie sie. "Oh Gott, Severus!! Warum? Warum machst du den gleichen Fehler wie damals?" Ihre Stimme wurde zu einem heiseren Flüstern. "Du bist doch so viel mehr wert, als du denkst. Du bist das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist!"

Raven ließ ihre Hände sinken, ihr Körper zitterte von ihrem hilflosen Schluchzen. Hilflos glitt sie auf den Boden und krümmte sich zusammen. Sie konnte es nicht ertragen, Severus ins Gesicht zu schauen. Ihr Körper zuckte, doch Ravens Weinen war nun stumm.

Raven hatte genau das gesagt, was er befürchtet hatte. Sie hasste ihn, doch kurz darauf, hatte sie etwas beigefügt, das ihn noch stärker erschütterte: "Ist dir dein Leben so egal, daß du dich so in Gefahr gebracht hast?? Sind dir die Menschen egal, die dich lieben? Was weißt du schon, wie ich mich damals gefühlt habe, als du ein Todesser geworden bist??? Du bist doch so viel mehr wert, als du denkst. Du bist das Beste, was mir je in meinem Leben passiert ist!" Severus liess sich neben ihr auf den Boden gleiten. Mit dem Rücken lehnte er sich gegen den Sessel, auf dem sie eben noch zusammen gesessen hatten. Sein Mund war ganz trocken und seine Kehle wie zugeschnürt. "Raven," flüsterte er. "Damals bin ich jung und naiv gewesen, ich habe meine Gefühle für Dich nicht erkannt. Ich dachte, ich hätte alles, was mir etwas bedeutet hatte verloren. Lucius Malfoy hat dies erkannt und hat mich mit seinen schleimigen Reden und Lügen dazu gebracht, Voldemort die Treue zu schwören. Ich war zu schwach um den Teufelskreis zu erkennen, in den ich mich da begab. Ich war zu schwach um dagegen anzukämpfen. Es war das erste Mal in meinem Leben, das ich irgendwo wirklich dazugehörte. Das erste Mal, das ich voll akzeptiert war. Wir verübten grauenvolle Dinge, aber es machte mir nichts aus, bis an den einen Abend. Voldemort hatte mir die Leitung eines Überfalls übertragen... Es war schrecklich.... grauenvoll.... In dieser Nacht erkannte ich, was aus mir geworden war. Ein grausames, verabscheuungswürdiges Monster. Ich wollte nicht mehr so leben. Ich konnte es nicht mehr. Also beschloss ich, mir das Leben zu nehmen." Raven sah ihn mit ihren klaren grauen Augen an und runzelte leicht ihre sonst glatte Stirn. "Aber auch dazu war ich zu feige... ich konnte es nicht, also beschloss ich, mich zu stellen. In dieser Nacht kehrte ich hierher zurück, nach Hogwarts. Etwas in mir sagte mir, dass ich mit Dumbledore sprechen müsse und er hat mich tatsächlich empfangen. Ich habe ihm alles erzählt. All die Greultaten geschildert, die ich begangen hatte. Als ich meinen Bericht beendet hatte, wartete ich darauf, dass er die Auroren, oder gleich die Dementoren rufen würde. Ich wollte nach Askaban, um für meine Schuld zu bezahlen. Ich wollte bestraft werden, für all die Verbrechen, die ich begangen hatte... Doch nichts geschah. Auf einmal sagte Albus: "Severus, sieh mich an.." Widerwillig tat ich es und er lächelte. Albus lächelte mich an... mich, einen dreckigen Todesser, der nichts anderes als Verachtung verdient hatte. Er bot mir damals diesen Job als Zaubertränkelehrer hier in Hogwarts an und ich nahm an. Es war wie ein Traum, der wahr wurde. Jedoch war an den Job die Verpflichtung gebunden, weiterhin als Todesser tätig zu sein. Also ging ich zurück zu Voldemort, diesmal aber als Spion. Ich besorgte wichtige Informationen für das Ministerium. Schon bald stieg ich auf und wurde zweiter im Kommando des Lords. Als dann der Lord seine Niederlage erlitten hatte und urplötzlich von der Bildfläche verschwunden war, konnte ich endlich aufatmen. Nun konnte ich beginnen ein 'normales' Leben zu führen, was mir auch fast gelang, bis der Lord diesen Sommer wieder an Macht gewann und zurückkam." Severus lehnte sich zurück und schloss kurz die Augen, als wolle er die Erinnerungen vetreiben. "Dein Onkel bat mich, wieder meinen alten Platz an Voldemorts Seite einzunehmen. Wie hätte ich ihm diese Bitte abschlagen können. Er war es gewesen, der mich damals gerettet und mir eine zweite Chance im Leben gegeben hatte. Hinzu kam, dass ich niemanden hatte. Niemand, dem es etwas ausmachte, was ich tat. Niemand, der mich vermissen würde, wenn ich eines Nachts nicht mehr zurückkommen würde. Deshalb habe ich mich zurück in diese Hölle begeben." Severus starrte wieder ins Feuer. "Doch nun ist etwas passiert, was nie hätte passieren dürfen. Ich habe mich in Dich verliebt, Raven." Seine Stimme war fast tonlos. "Ich... ich hätte Dir nie diesen Brief schreiben dürfen... ich ... ich hätte nicht... Ich habe Dich vermutlich in etwas hineingezogen, was nicht...." Er zog die Beine an die Brust, schlang seine Arme darum und legte seinen Kopf darauf. Er würde Raven nie wieder in die Augen sehen können. Er liebte sich von ganzem Herzen und genau das brachte sie in Gefahr... Ausser dem knistern des Feuers war nichts zu hören.

Raven hatte Severus stumm gelauscht, die Augen die ganze Zeit über auf sein Gesicht gerichtet. Sie spürte, während er erzählte, daß sie sich innerlich beruhigte. Es war eine Sache, jahrelang über etwas im Ungewissen zu sein und sich verzweifelte Fragen zu stellen, doch eine andere, die Wahrheit aus dem Mund eines anderen Menschen zu hören. Gewiß war auch dies schwer, oh ja, aber dennoch fühlte sich Raven, als ob etwas sehr altes, was zwischen ihnen gestanden hatte, für immer verschwunden war. An seine Stelle waren neue Ängste, neue Zweifel getreten -doch Raven hatte das Gefühl, daß sie mit Severus jeder Herausforderung begegnen können würde. Sie WOLLTE es! In den letzten Tagen hier in Hogwarts hatte Raven sich innerlich verändert, sie hatte sich ihrer Vergangenheit stellen müssen, so wie es Severus nun hatte tun müssen. Sie hatte ihm ihre Gefühle offenbart, und sie bereute nichts. Für sie war es keine Frage des Zurücks mehr,denn sie konnte sich die Zukunft ohne Severus nicht mehr vorstellen. Und gerade deswegen hatte sie diese entsetzliche, beklemmende Angst um ihn...Angst, ihn erneut zu verlieren..

Raven rückte dicht an Severus heran, der noch immer den Kopf zwischen seinen Armen verbarg. Ihre Hände zwangen ihn mit sanfter Gewalt, ihr ins Gesicht zu schauen. Ihr Herz klopfte ihr bis in den Hals, doch Raven verspürte eine seltsamen Ruhe in sich. Es war das Wissen um Severus Gefühle für sie, das sie in diesen Sekunden stark machte, ebenso wie das Bewußtsein darum, welche tiefen Gefühle sie für ihn hegte. Seit so langer Zeit...

Es war ganz still im Büro, als Ravens Finger über seine Wangen streichelte, ihren Blick in seinen versenkte und leise flüsterte: "Nein, Severus. Das ist nicht wahr. Du bist nicht alleine! Du bedeutest jemandem sehr viel...." Ihr Hände umfassten zärtlich sein Gesicht, in ihren Augen tanzten die Lichtfunken des Feuers, als sie noch leiser und ein wenig zitternd sagte:

"Ich liebe dich,Severus. Ich liebe dich von ganzem Herzen, und das seit langer Zeit."

Sie schmiegte sich an seinen Körper, ihr geschmeidiges Haar floss über ihren Rücken und vereinigte sich mit seinem, als Raven Severus fest in ihrem Arm nahm . Ihre Finger streichelten ihm durch die Haare, über seinen Rücken....Im Schein des Feuers schimmerten ihre Lippen rosig, und ihre Augen glänzten geheimnisvoll. " Bitte küss mich..." flüsterte sie und sah in diese nachtscharzen Augen, in denen sich das gleiche Feuer widerspiegelte wie in ihren. ihre Finger berührten zart seinen Mund...

Raven hatte ihn umarmt, ihn sanft dazu gezwungen sie anzusehen und zärtlich seinen Mund berührt. Sie liebte ihn. Sein Herz schien zu zerspringen.

Er öffnete seine Lippen und küsste zart ihre Fingerspitzen, folgte der Linie ihrer Hände, küsste ihre Handflächen. Dann hob er den Kopf und blickte sie ernst an. Sanft nahm er ihr Gesicht in seine Hände und flüsterte: "Raven, ich liebe Dich. Ich liebe Dich von ganzem Herzen." Dann legten sich seine Lippen auf die Ihren. Zuerst noch scheu und dann immer fordernder. Er legte seine ganze Leidenschaft in diesen einen Kuss. Sein Leben schien von diesem Kuss abzuhängen. Sein heisser Atem strich über ihre weiche Haut. Der Kuss wurde immer fordernder, bis Severus diese innige Zweisamkeit plötzlich unterbrach und Raven fest an sich zog. Er vergrub das Gesicht in ihren seidenen Haaren und sagte mit leicht zitternder Stimme. "Ich habe Angst, Raven. Angst davor aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum war. Angst davor, Dich zu verlieren, dich in Gefahr zu bringen durch meine Schuld. Wenn jemand erfährt, das wir... Ich..." Seine Stimme versagte und er hielt Raven einfach nur fest.

Ravens Körper schien sich in Zeit und Ewigkeit aufzulösen, als sie Severus Lippen auf ihrem Mund spürte. Es war...es übertraf alles, was Raven jemals erlebt hatte. Sie fühlte sich eins mit ihm, eins mit sich selbst....Sie sehnte sich nach ihm mit jeder Faser ihres Körpers. Sein Kuß weckte Gefühle in ihr, von denen sie geglaubt hatte, sie niemals besessen zu haben... Es war, als ob sie am verdursten war, doch jeder Tropfen Wasser, den sie trank, jede Berührung von Severus brannte in ihr wie ein unauslöschliches Feuer ,löste in ihr das Verlangen nach mehr aus, immer mehr...

Sie öffnte leicht ihren Mund und erwiderte den Druck seiner Lippen mit einer tiefen Leidenschaft, die sie betäubte,sie schwindelig machte... Die ganze Welt, alle Menschen, alle Dinge versanken in die tiefsten Tiefen ihre Selbst, und übrig blieben nur noch sie und Severus, dessen Herzschlag so nah bei ihr war...

Nach einer Weile, die sich in eine zeitlose Ewigkeit verwandelt hatte, lösten sich Severus Lippen von ihren und er zog sie noch dichter an sich. Sie spürte seinen warmen Atem ihre Haut streifen, als er sein Gesicht in ihren Haaren verbarg.

"Ich habe Angst, Raven.."

Und sie spürte sie.

Sie schmiegte ihr Gesicht an seine Brust und lauschte dem Schlag seines Herzens.

" Ich auch, Severus." flüsterte sie. "Aber nicht jetzt, nicht, wenn ich bei dir bin."

Sie schluckte ein wenig, und fuhr leise fort:

"Severus, ich weiß, daß wir BEIDE in Gefahr sind. Der dunkle Lord ist nicht nur hinter dir her, nein, auch hinter mir. Und ich muß mich ihm stellen... Er besitzt etwas, was eine große Gefahr für uns alle darstellen kann. Und wenn er nicht herausfinden kann, wie er es benutzen kann, dann wird er mich jagen. So wie damals meine Schwester, meine Familie gejagt worden sind. Es ist ein Amulett, von dem ich spreche..."

Raven schloß die Augen.

`Und es ist nicht nur das Amulett...da ist noch Samantha..da ist noch Harry Potter...die jungen Malfoys..Wir alle sind in Gefahr!´dachte sie, ohne die Worte auszusprechen.

Er blickte tief in ihre wunderschönen Augen und strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht. "Wir werden irgendwie eine Lösung finden. Was ist das für ein Amulett, von dem Du da sprichst und was hat das alles mit Sam zutun?"

Fragend sah er sie an.

Raven seufzte tief.

Ihre Finger umschlangen Severus kühle Hand und sie legte sie sanft auf ihre Brust. Sie schloss die Augen und begann zu erzählen:

"Nachdem wir unseren Abschluß in Hogwarts gemacht haben, beschloß ich, eine Ausbildung beim Ministerium zu machen. Die Todesser waren damals schon sehr mächtig geworden...wie du ja selbst weißt" fügte sie leise hinzu und drückte seine Hand. Sie fuhr fort:

" Die Bedrohung durch Voldemort war allgegenwärtig, und ich gehörte zu jenen, die sich ihm in den Weg stellen wollten. Also begann ich meine Ausbildung zur Aurorin. Tatsächlich bin ich damals schnell in direkt Kämpfe mit Todessern verwickelt worden." Sie blickte auf ihr Bein, und ein Schatten flog über ihr Gesicht. "Einer dieser Kämpfe verlief sehr knapp. Ich hatte Glück, daß ich mit meinem Leben davongekommen bin, aber ich trug Verletzungen davon. Einem von voldemorts Gefolgsleuten verdanke ich, daß ich nie wieder richtig werde laufen können..." Ihr Stimme klang verbittert, doch Raven tat es gut, ihre Geschichte erzählen zu können.

"Nun, zu jener Zeit machte meine Familie in Irland die Entdeckung, daß wir seit vielen, vielen Jahren ein uraltes Amulett besitzen, dessen Kräfte seit Jahrhunderten unentdeckt geblieben worden sind. Bis eines Tages die ersten Aufzeichnungen meines Vorfahren gefunden worden sind. Ich erinnere mich an jenen Tag, als meine Schwester Lillian aufgeregt zu mir nach London kam, um zu erzählen, was es mit dem Amulett auf sich hatte. Es ist der Schlüssel, zu einem Zeitportal, Severus! Lange Zeit waren es nur Legenden gewesen, die sich um seine Herstellung rankten. Doch nun... Es gobt einen bestimmten Ort in Britanien, wo sich dieses Zeitportal befindet. Und ich und mein Onkel sind die einzigen, die wissen, wo dieser Platz ist. Die Ortsangabe steht auf der einen Seite des Amuletts, zusammen mit einer alten Prophezeiung, die sich nun scheinbar erfüllt hat.... Doch ist diese Schrift alten, keltischen Ursprungs. Sollten die Todesser dieses Amulett bereits besitzen, bezweifle ich, daß sie die Inschrift schnell entschlüsseln werden. Ich verlor die Kette mit dem Amulett in jener Nacht, als du mich am See gefunden hast."

Sie lächelte unwillkürlich.

" Dafür habe ich mich noch nicht bedankt. Aber ich schweife ab: Jedenfalls, als Lillian mir damals von seiner Bedeutung erzählt hat, begriff ich sofort, wie gefährlich das Amulett ist. Aber noch wußte keiner davon. Keiner bis zu jenem Tag, als Lillian die Geliebte eines Todesser wurde. Unsere Mutter hatte ihr das Amulett anvertraut, sie war seine Hüterin. Doch der Todesser mußte davon erfahren haben. Ich weiß nicht, ob er Lillian einen Imperius-Fluch auf den Hals gehetzt hat, oder ob ihre große Naivität sie dazu verleitet hat, ihm von dem Amulett zu erzählen. Lillian war immer ganz anders als ich, so...so vertrauensvoll wie ein kind. Ich kam hinter ihre Liebesgeschichte...Ich erinner mich noch, wie wütend ich geworden bin. Wir hatten einen heftigen Streit, doch Lillian blieb bei dieser verhängnisvollen Leidenschaft." Gedankenverloren sah Raven ins Feuer. "Ich wollte das Amulett zerstören, doch bisher hat dies noch kein Mensch geschafft, wie aus den alten Aufzeichnungen hervorgeht. Es lag wie ein Zauber, ein Fluch über unserer Familie. Und es wurde TATSÄCHLICH zu einem Fluch..." Raven mußte wieder gegen die Tränen ankampfen, doch mit zitternder Stimme sprach sie weiter.

"Es war eine schlimme Zeit, die Todesser brachten soviele Menschen um. Es war ein Wahnsinn... Und dann- dann kam jene Nacht, in der James und Lily Potter starben. Oh Gott, Severus..." Sie verbarg kurz ihr Gesicht in den Händen, bevor sie erneut redete.

"Voldemort war vernichtet, und übrig blieben ein Haufen heimatloser Todesser, die keinen Anführer mehr hatten. Sie würden sich in alle Winde zerstreuen...Doch jener Mann, der Geliebte meiner Schwester. muß sich wohl an das Amulett und die Möglichkeiten, die Zeit zu verändern, erinnert haben." Ravens Gesicht verzerrte sich in schmerzlicher Erinnerung. "Kurz nach der Nacht, als die Potters starben, bekam ich eine Eule von meiner Familie. Sie machten sich Sorgen... Und es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Was, wenn Lillian und das Amulett...Was, wenn der Todesser es zu seinen Zwecken nutzen wollte? Ich packte sofort meine Sachen, um London zu verlassen und nach Irland zurückzukehren. Ich hatte Angst, große Angst..." Erinnerungen strömten auf Raven ein, und ihr Gesicht war blass geworden.

"Nun, ich kam zu spät", sagte sie leise, "Unser Haus, meine Heimat wurde zerstört. Als ich endlich ankam, stand ich vor einer brennenden Ruine. Und darüber stand -das allerletzte Mal für dreizehn Jahre- der Totenschädel, das Zeichen der Todesser. Sie mußten meine Familie in der Nacht überrascht haben... Ich vermute, daß sie hinter dem Amulett her waren, um...nun, um den Verlauf der jüngeren Geschicht abzuändern, um Voldemort zurückzuholen. Doch sie hatten kein Glück. Nur Lillian und ich kannten das Versteck, und meine Schwester muß sich geweigert haben , das Amulett den Todesssern zu übergeben. Ihre Leiche,und die von meinen Eltern und meiner Großmutter lagen auf dem Boden des Wohnzimmers..Der Ausdruck in ihren Gesichtern..

Ich war zu spät gekommen. Doch es war noch nicht zu Ende. Nun waren sie auf der Suche nach mir. Am nächsten Tag apparierte jener Todesser vor den Überresten unseres Hauses. Es war Lillians Geliebter, der mich aufsuchte, in der Hoffnung, doch noch, an das Amulett zu kommen. Und nun rate, wer dieser Todesser gewesen ist. Du kennst ihn. " Erschöpft schloß Raven ihre Augen.

"Lucius," flüsterte Severus kalt und wieder flammte der alte Hass auf Malfoy in seinen Augen auf. "Er hat Dir so viele grausame Dinge angetan," und Severus strich vorsichtig über die Narbe in Ravens Gesicht. "Schon zu lange, blieb dieser Bastard ungestraft. Zuviele Menschen hat er gequält und schliesslich getötet." Severus küsste sie ihre rechte Hand. "Ich schwöre Dir, Raven. Das nächste Mal, wenn ich diesen Mistkerl treffe, bringe ich ihn um." Seine Stimme war tief und gefährlich. Die Augen hatten einen seltsamen Schimmer bekommen, während er sich an all die Dinge erinnerte, die er wegen Lucius Malfoy durchleben musste. "Nie wieder, wird er die Gelegenheit bekommen, Dir wehzutun. Nicht wenn ich es verhindern kann."

Raven hielt noch immer ihre Augen geschlossen, als sie flüsterte: " Er wird wiederkommen, Severus. Ich weiß es. Ich träume von ihm." Sie richtete sich ein wenig auf und sah ihm in die Augen. "Ich kann..kann manche Dinge sehen. Es ist eine Gabe, die in unserer Familie ist, seit vilen Generationen. Nur, daß ich und Albus die letzten von uns sind. Es wird nach uns keinen mehr geben..." Ihre Augen waren voller Trauer, doch Raven zwang sich dazu, den Rest ihrer Geschichte zu erzählen.

"Ja, du hattest recht. Es war Lucius, der an jenem Tag aufgetaucht ist. Er war Lillians Liebhaber, und er war am Mord meiner Familie beteiligt. Ich war am Tag nach dem Angriff der Todesser gerade dabei gewesen, die Gräber für meine Eltern auszuheben, als er plötzlich vor mir stand. Es hatte geregnet..."

Und Raven überließ sich ihrer Erinnerung, während sie immer weiter erzählte...

Die alten Kastanien ragten steil und schwarz in den düsteren Nachmittagshimmel. Seit Stunden prasselte der Regen auf die Erde, doch Raven spürte ihn nicht. Sie hielt den Griff ihrer Schaufel krampfhaft fest, während sie immer wieder Erde auf einen Haufen warf. Vor ihr tat sich dunkles Loch auf, welches durch das Regenwasser bereits durchweicht war. Raven arbeitete, ohne einmal abzusetzen. Ihr Atem ging keuchend, doch sie ignorierte das Stechen in ihrer Brust. Der Regen hatte ihre Kleider bis zur Haut durchnässt, ihre Haare klebten in ihrem Gesicht und die Wassertropfen vermischten sich mit ihren stummen Tränen.

Sie waren tot.

Noch begriff Raven nicht, was geschehn war, doch sie wußte, daß sie arbeiten mußte, irgendetwas tun mußte, bevor sie den Verstand verlor...

Eine Stimme unterbrach sie aus ihren Gedanken.

SEINE Stimme.

"Sie hätten besser tun sollen,was von ihnen verlangt worden ist, Raven."

Raven hob den Kopf und erstarrte.

Vor ihr stand Lucius Malfoy und musterte sie mit einem geringschätzigen Gesichtsausdruck.

Raven ließ langsam ihren Spaten sinken und sah ihn an.

"Du hast sie getötet." sagte sie ruhig, doch ihre Augen waren kalt vor Haß. "Ich hätte es wissen müssen."

Lucius Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln.

"Du hast keine Beweise, Raven." erwiderte er sanft.

Ravens Hände klammerten sich um den Griff der Schaufel, so daß ihre Fingerknöchel weiß hervortraten.

"Du wolltest das Amulett an dich nehmen, und es für eure Zwecke gebrauchen." sagte sie und es klang wie eine Feststellung.

Malfoy lachte hohl.

"Ich bewundere deinen Scharfsinn, Raven. aber er wird dir nichts nützen. Nicht mehr, wenn ich mit dir fertig bin."

Raven erblasste und wich unwillkürlich einen Schritt zurück.

"Aus mir wirst du kein Wort herausbekommen, Lucius. Das Amulett ist für euch genauso verloren, wie euer Meister." zischte sie und lächelte, doch es war ein freudloses, grausames Lächeln.

"Ich glaube, du irrst dich Raven.." flüsterte Malfoy. Sein Blick glitt über ihren Körper, und Raven fröstelte ein wenig. Verzweifelt fiel ihr ein, daß ihr Zauberstab noch immer im Wohnzimmer lag, besser gesagt: dort, wo einmal das Wohnzimmer gestanden hatte.

"Wag es nicht, Lucius!" sagte sie mit zitternder Stimme. "Oder du wirst es bereuen."

Die nächsten Minuten hatten sich wie in Zeitlupe abgespielt. Raven erinnerte sich daran, wie sie an einen Baumstamm gepresst worden war , als Malfoy seine Hand um ihren Hals gelegt hatte, und mit der anderen ihr Kleid auseinandergerissen hatte. Der Regen war auf sie herabgeprasselt, als sie seinen heißen Atem auf ihrer Haut gespürt hatte. Sie hatte geschrien, doch er war stärker gewesen..

Dann war da nur noch dieser Schmerz gewesen, als er in sie gekommen war. Schmerz und Demütigung. Sie hatte ihm in sein Gesicht gespuckt, hatte seine Haut aufgekratzt und sich mit aller Verzweiflung gewehrt...

"Hat dir das gefallen, mein kleines Mädchen?" fragte Lucius und grinste. Raven hatte die Augen geschlossen, ihr Körper fühlte sich taub von Schmerzen an. Sie brachte kein Wort über die Lippen, nur ihre Lippen zitterten.

Malfoy zog ein kleines Messer aus seinem Umhang,während er Raven noch immer festhielt.

"Und damit du dies niemals vergessen wirst, mache ich dir ein kleines Geschenk." flüsterte er und klappte sein Messer auf. Die scharfe Klinge blitzte auf.

"Nein..." stöhnte Raven. Ihr Herz klopfte rasen vor Angst. Wie wild versuchte sie sich, aus seiner Umarmung zu lösen, doch er hielt sie mit stählernem Griff fest.

"Ich sorge dafür, daß dich nie wieder ein Mann anschauen wird, Raven. Niemals mehr." sagte Lucius und setzte die Masser an ihre Wange.

"Neeeeiiiiiin!" schrie Raven, bevor alles schwarz vor ihren Augen wurde.....

Raven wimmerte. Ihre Hand hielt die von Severus umklammert, und ihr Gesicht war mittlerweile aschfahl.

Ihre Stimme klang tonlos, als sie ihre Geschichte zum abschluß brachte.

"Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einer Zelle in Askaban. Es war das allerletze Mittel der todesser, etwas aus mir herauszubekommen. Doch die Zeit wurde zu knapp, das Ministerum hatte die Untersuchungen aufgenommen ,und die Auroren befragten die ehemaligen i#anhänger voldemorts nach ihrer neuen Loyalität. So kam ich bald wieder frei. Mit diesem Gesicht..." Sie strich verbittert über ihre Wange. "Ich versteckte mich die folgenden Jahre mit dem Amulett, suchte die Einsamkeit. Ich hatte Angst vor der Welt, Angst davor, daß sich die alte Prophezeiung doch noch erfüllen, und das Amulett eines Tages in die falschen Hände geraten würde. Ich vesuchte, Wege zu finden, um es zu zerstören. Vergeblich. Und nachdem Voldemort seine Macht zurückgewonnen hat, beschlossen albus und ich, daß das Amulett am ehesten in Hogwarts sicher sein würde. Ein Irrtum, wie sich nun herausgestellt hat." Raven schlang ihre Arme erneut um Severus. "Es ist verschwunden seit der Nacht am See.."

Severus hatte die ganze Zeit über still zugehört, als Raven ihm ihr wohl schrecklichstes Erlebnis erzählte. Da es sich um Lucius Malfoy handelte, hätte er es auch so erraten können, wenn sie nichts gesagt hätte. Oft genug war er dabei gewesen, wenn sich Lucius nicht mehr hatte kontrollieren können. Dieser Kerl war eindeutig Geisteskrank...

Die ganze Zeit über hatte Severus Raven sanft über den Rücken gestreichelt. Schlussendlich hatte sie ihre Arme um ihn geschlungen und er hielt sie fest. "Ganz ruhig," hatte er geflüstert. "Eines Tages, wird diese schreckliche Zeit vorüber sein. Und die Menschen werden wieder ohne Sorgen glücklich leben können. Voldemort, die Todesser, Lucius... sie wird es alle nicht mehr geben. Diese Zeit wird kommen, Raven. Das ist das Ziel für das wir kämpfen. Irgendwie werden wir es schaffen aus dieser Finsternis, die uns zwischendurch zu ersticken droht, zu entkommen. Sie für immer zu verjagen." Noch einige Zeit sassen sie engumschlungen am Kamin und lauschten dem knistern des Feuers... Als Severus einen Blick auf ihr Gesicht warf, stellte er fest, das Raven eingeschlafen war. Auch er fühlte sich müde und erschöpft. Sachte hob er sie hoch und trug sie die paar Stufen, die zu ihrem Zimmer führten hinauf. Er öffnete die Tür, trat ein und legte Raven sanft auf ihr Bett. Er setzte sich neben sie und beobachtete ihre Züge. "Du bist immer noch eine wunderschöne Frau, Raven," flüsterte er. "Wunderschön, Begehrenswert, Klug und Tapfer." Er erhob sich leise und breitete die warme Decke, über sie, damit sie nicht fror. Dann beugte sich Severus nochmals über sie, hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und verliess ihr Zimmer. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb er noch kurz stehen, doch dann wandte er sich ab und stieg hinunter in die Kerker. Er war glücklich. Endlich einmal in seinem Leben, sah er einen Sinn für seine Existenz. Als er in sein Schlafzimmer trat, fühlte er sich zu müde um noch Licht zu machen. Doch dies war ein Fehler gewesen. So entging ihm der Schatten, der sich blitzschnell von hinten näherte...

Snape trat in sein Schlafzimmer und wollte nichts weiter als sich hinlegen, als plötzlich etwas schweres gegen seinen Rücken stiess. Blitzschnell wirbelte er herum, fasste den vermeindlichen Angreiffer, drehte ihm einen Arm auf den Rücken und zwang ihn zu Boden. Mit der anderen freien Hand zog er seinen Zauberstab und liess die Fackeln angehen. Jetzt erst erkannte er, wen er da auf den Boden gepresst hielt.

"Lupin?" fragte er ungläubig. "Geh von mir runter, Severus!" ächzte dieser.

Sofort liess er Lupin los und half ihm auf die Beine. Lupin's Stirn war Schweissbedeckt und er zitterte etwas. "Oh shit, Deinen Trank! Es ist zu spät!" Snape überlegte kurz, dann nahm er einen grossen eisernen Schlüssel vom Schlüsselbrett hinter der Tür. "Schnell, komm. Wir müssen Dich..." doch schon kam ein erstes Knurren zur Antwort.

Snape trat in sein Büro und setzte sich an seinen Schreibtisch. Sachte befühlte er die Beule an seinem Kopf. Lupin hatte den Trank nicht rechtzeitig bekommen. Er wusste nicht, wie lange es üblicherweise dauerte, bis sich Lupin verwandelte, aber das seltsame Leuchten in seinen Augen hatte bereits eingesetzt. Er wollte Lupin an einen sicheren Ort bringen, aber dies war fehlgeschlagen. Er hatte den Schüssel zu einem alten Verliess hier unten in den Kerkern vom Hacken genommen und als er sich zu Lupin umgedreht hatte, hatte ihn dieser angefallen. Severus war an die Wand geschleudert worden und hatte sich den Kopf an der Steinwand gestossen. Daraufhin war in die Knie gebrochen und um ihn herum wurde es dunkel. Erst vor ein paar Minuten war er wieder zu sich gekommen und hatte sich aufgerappelt. Lupin war weg. Snape warf einen kurzen Blick aus einem der kleinen Fenster. Es war draussen bereits dunkel geworden. Bald würde der Mond aufgehen. Er hoffte, dass Lupin es in die heulende Hütte geschafft hatte. Nicht auszudenken, wenn ein Werwolf durch die Schule streifen würde.

Seufzend legte er die Arme auf den Schreibtisch und liess seinen schmerzenden Kopf darauf sinken.

Ein klopfen an der Tür liess Snape den Kopf heben. "Ja! Wer ist da!" rief er ein wenig genervt. Seufzend erhob er sich und ging hinüber zur Tür. 'Wehe dem der draussen steht, wenn es nichts wichtiges ist..' dachte er, als er die Tür aufriss. Er hatte schon die passenden Worte auf der Zunge, als er erkannte wer draussen stand.

"Raven? Ähm, hi. Komm rein." sagte er leicht verlegen und trat beiseite, das sie eintreten konnte.

Raven verspürte ein Gefühl der Erleichterung, als Severus die Tür öffnete. Seinem finsteren Gesichtsausdruck nach zu urteilen,befand er sich nicht in bester Stimmung. Raven verdrängte jegliches Gefühl der Freude, ihn zu sehen, schob ihr Verlangen in den hintersten Winkel ihres Kopfes und setzte einen geschäftsmäßigen Tonfall auf.

"Severus, ich brauche deine Hilfe. Ich habe dir bereits von Sirius Schwester Samantha erzählt. Sie ist hier in Hogwarts,und ich befürchte, daß etwas Schlimmes mit ihr geschehen ist. Ich habe dem St. Mungo Hospital geschrieben und heute eine Antwort bekommen. Sie bestätigen meine Annahme, daß es so etwas wie gespaltene Persönlichkeiten gibt. Ich...ich denke, daß Samantha eine besitzt. Aber ich komme nicht weiter, ihre zweite Hälfte verweigert jegliche Antworten..." Raven schluckte. "Ich mache mir solche Sorgen um sie. Sie ist die erste Freundin seit Jahren, die ich habe, und ich will sie nicht verlieren. Deswegen.." Sie schaute Severus ein wenig schüchtern an," Deswegen möchte ich dich um etwas Veritaserum bitten" Sie sah in flehentlich an.

Raven stand vor ihm und bat ihn um einen sehr seltenen aber wirkungsvollen Trank.

"Veritaserum? Bist Du sicher Raven, dass Du dies tun willst? Es ist nicht ganz ungefährlich, ganz speziell bei Menschen mit zwei Persönlichkeiten." Er sah Ravens ernsten Blick und fügte dann hinzu. "Es ist besser, wenn ich mitkomme. Der Trank ist sehr heikel zu dosieren. Warte.." Er wandte sich ab und ging in sein Labor. Irgendwo hatte er noch eine Dosis. Geräuschvoll suchte er sich durch seine Vorräte und plötzlich hielt er eine kleine Phiole durchsichtiger Flüssigkeit in den Händen. Das Veritaserum. Rasch wandte er sich um und ging zurück in sein Büro, wo Raven auf ihn wartete. "Hier," sagte er und hielt das Fläschchen in die Luft.

"Ähm, Raven? Hast Du heute irgendwo Lilliana gesehen?" er spürte wie sich Raven versteifte. "Die junge Malfoy?" "Ja, genau. Draco's Schwester. Ich wollte sie sprechen, doch seit dem Ausflug nach Hogsmeade scheint sie keiner gesehen zu haben..."

Raven schüttelte den Kopf. "Nein", murmelte sie. "Ich...ich weiß nicht, wo sie steckt." Sie schluckte schwer. Es fiel ihr trotz der Unterhaltung in der vergangenen Nacht immer noch schwer, zu akzeptieren, daß Malfoys Kinder Hogwarts besuchten, obwohl sie wußte, wie ungerecht diese Gedanke war.

Sie wandte sich um.

"Ich muß in die Krankenstation und Samantha sehen, Severus. Vielleicht haben wir nicht mehr viel Zeit." Sie schaute ihn an.

"Wenn sie wirklich eine gespaltene Persönlichkeit hat, dann könnte sie uns recht gefährlich werden. Komm, gehen wir." Zusammen verliessen sie sein Büro. Severus wandte sich nochmals zur Tür und sprach einen Schutzzauber. Dann eilten sie gemeinsam die Treppe hoch. Auf halbem Weg kam ihnen Sombra entgegen.

Snape blickte Raven nach, die weiter die Treppen hinauf eilte. Dann wandte er sich an Sombra.

"Hören Sie gut zu, Miss Sombra. Das Passwort lautet: Zitronenlutscher. Auch mir ist aufgefallen, dass sie nicht da ist, aber ich habe gerade noch was dringendes auf der Krankenstation zu erledigen. Gehen Sie zu Dumbledore und falls irgendwas nicht in Ordnung ist, wissen sie jetzt wo sie mich finden können. Okay?" Sombra nickte und Snape beeilte sich, Raven einzuholen.

Kurze Zeit später erreichte er die Krankenstation und trat an Sams Bett. Er atmete tief durch und warf Raven einen fragenden Blick zu. Sie nickte und er zog die Phiole mit dem Veritaserum aus dem Umhang. Raven reichte ihm ein Glas Wasser und er achtete drauf, nicht mehr als drei Tropfen ins Wasser zu geben. Raven nahm das Glas wieder an sich und setze es Sam an die Lippen.

Samantha bermekte, wie eine weitere Perosn ins Zimmer huschte- es war Snape.

Ihr Geischt wollte sich gerade verziehen, als ihr wieder einfiel, das er ja kein wirklicher Todesser war, und ihr nun helfen wollet. Er gab Raven ein Glas Wasser und sie setzte es nun an Samantha s Lippen. Vorsichtig trank sie und bald war das ganze Glas alle. Sie wartete,w as nun passieren würde, doch plötzlich wurde ich merkwürdig zu mute und schaute nun recht seltsam in die Runde, doch auf einmal lag sie wieder mit dem Kopf im Kissen- bewusstlos. Es wra merkwürdig, sie wusste nicht, was mit ihr los war. Dann tat sich etwas. Wie in Trance setzte sie sich wieder auf, doch konnte sie nichts mehr sehen, alles um sieh herum, war wie verschwommen und sie konnte nur noch zaghaft die Gestalt von Raven ausmachen, die sich mit der von Snapes verschmolzen schien... (*fg*)

Samantha hatte sich erschöpft in die Kissen zurücksinken lassen. Raven strich ihr zart über die Stirn und wandte sich an Severus.

"Ich werde heute Nacht bei ihr bleiben, zur Sicherheit!Wer weiß, was das Veritaserum bewirkt..." In ihren Augen stand tiefe Sorge, doch sie lächelte Severus zu,und ihre Augen waren voller Zärtlichkeit.

"Danke für deine Hilfe.." sagte sie leise.

"Gern geschehen," flüsterte er. "Ich bleibe ebenfalls. Sicher ist sicher." Er beugte sich zu Raven hinüber und küsste sie sanft. Seine Augen leuchteten als er in die ihren blickte. Ihre Liebe und ihre Leidenschaft war deutlich in ihren grauen Augen sichtbar. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Sam zu. Langsam sollte sich eine Reaktion auf das Veritaserum zeigen.

Raven sah auf Samantha herab und seufzte. Es würde eine lange Nacht werden, das spürte sie. Sie war Severus dankbar dafür, daß er bei ihnen bleiben würde. Raven schritt zum Fenster und öffnete es eine Spalt breit, so daß die kühle Nachtluft in den schwach erleuchteten Raum strömte. Der Wind spielte in den Gardinen und Raven stand für einige Momente da und starrte in die friedliche Dunkelheit. Dann wandte sie sich um und ging zu Samanthas Bett zurück. Severus hatte währenddessen zwei Stühle geholt und sie daneben gestellt. Er nahm auf einen davon Platz und beobachtete Samantha mit verschränkten Armen. Als Raven sich neben ihn setzte,beugte er sich zu ihr hin und sagte leise: "Das wird eine schwierige Nacht für sie werden." Raven nickt stumm, ihren Blick unverwandt auf Samantha gerichtet. Ihre Finger umschlangen Severus Hand und drückten sie sanft. "Sie hat schon viele schlimme Dinge erlebt, Severus."murmelte sie. " Als Sirius Schwester ist sie jahrelang als Todesserin verdächtigt worden, obwohl sie die ganze Zeit in Gefangenschaft gehalten worden ist. Wie Sirius hatte sie es einzig ihrer Fähigkeit als Animagus zu verdanken, daß sie schließlich fliehen und nach Hogwarts gelangen konnte." Raven zögerte kurz, bevor sie hinzufügte: "Aber nun...nun könnte es sich tatsächlich erweisen, das sie einige Verbrechen begangen hat...wenn es vielleicht auch nicht die Samantha gewesen ist, die ich kenne.." Ihre Stimme zitterte.

Ihre Freundin warf sich im Bett hin und her und stöhnte leise. Raven erhob sich rasch und setzte sich dicht neben sie. "Wir sind da, Samantha," sagte sie ruhig und nahm ihre Hand fest in die eigene.

"Kannst du mich hören?" Samanthas Augenlider flatterten. "Ja...ich kann dich hören.." flüsterte sie. Raven zwang sich dazu, ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen.

"Ist es jetzt Samantha, die zu mir spricht?"

"Ja..." flüsterte die Stimme. Raven nickte.

"Gut."

Die junge Frau hielt immer noch ihre Augen geschlossen und wimmerte.

Raven stellte ihre nächste Frage:

"Samantha, ist da noch jemand bei dir? Ich meine, in deinem Kopf, in deiner Seele?"

Samantha blieb zunächst stumm, sie schien gegen etwas in sich anzukämpfen. doch dann sprach sie wieder, und Ravens Augen weiteten sich vor Entsetzen.

"Es ..ist..jemand...da... Eine Frau, eine schreckliche Frau. Ihr Name ist Lady Black..."

Severus hatte sich ebenfalls erhoben und hatte sich auf die andere Seite von Samantha gesetzt. Er und Raven wechselten einen Blick.

"Samantha", sagte Raven," Hat diese...Lady Black Macht über dich? Nicht jetzt, aber manchmal?"

Samantha keuchte und ihre Hand verkrampfte sich unter Ravens Haut.

"Ja, sie hat große Macht..." Sie stöhnte gequält auf. "Manchmal..oft ist nur sie da, und ich bin verschwunden...Ich bin eine Beobachterin meines eigenen Tuns.. Ich habe gesehen, wie ich Menschen getötet habe..."

Raven wurde blass, doch sie ließ sich nichts anmerken. Es war wichtig, daß Samantha ihr vertraute.... Deren Lippen hatten sich bereits erneut zum Sprechen geöffnet.

" Seit jener Nacht, in der meine Eltern getötet worden sind, seit ICH sie getötet habe... Seitdem werde ich von Lady Black beherrscht...Sie ist auch jetzt da..sie ist da.."

Samanthas Mund entrang sich plötzlich ein lauter Schrei. Ihr Körper wand sich in Krämpfen, spannte sich zu stahlharten Sehnen an.

"Hilf mir, Severus!"keuchte Raven, die verzweifelt versuchte, die junge Frau festzuhalten. Severus griff nach Samanhas Armen und hielt sie in einem stählernen Griff fest. Sie kämpfte dagegen an, ihr Haare fiele in ihr Gesicht, und ihre Schreie klangen in Ravens Ohren. Doch sie wich nicht von ihrer Seite. Samanthas Stimme hatte sich verändert, war schrill und hoch geworden.

"Samantha!!! Höre nicht auf diese schwachen Kreaturen!! Sie sind schwach, sie können mir nichts anhaben, genauso wie du kleines Mädchen mir nichts anhaben kannst!....nein...Verschwinde!..." Samanthas Stimme war ein einziger Panikschrei.

Raven zitterte vor Schrecken. sie war wie gelähmt vor Entsetzen, doch sie durften jetzt nicht aufgeben. Nicht jetzt.

Samantha schien sich wieder ein wenig beruhigt zu haben. Ihr Atem ging schnell und flach.

"Samantha, du wolltest uns sagen, daß Lady Black seit vielen Jahren schon bei dir ist?"

Raven blickze sie eindringlich an.

Samantha nickte mit geschlossenen Augen.

"Sehr lange...lange...Ich kann mir ein Leben ohne sie kaum mehr...vorstellen..." wisperte sie. "Sie ergreift Besitz von mir, so wie sie es damals getan hat. Plötzlich war ich in ihrem Körper, oder sie war es in meinem..ich weiß nicht...Sie hat so viele Menschen getötet...Samantha wollte das nicht..Ich meine..ich meine, ICH wollte nicht..." Stumme Tränen rannen über ihr Gesicht.

Raven schlang ihre Arme um Samanthas Körper und hielt sie fest, ganz fest. Sie spürte, daß Samantha schweißbedeckt war. es war kalter Angstschweiß, der sich auf ihrem Gesicht mit ihren Tränen vermischt hatte.

"Es ist gut, Samantha!" flüsterte Raven leise und wiegte sie hin und her. "Ich werde bei dir sein. Du bist nicht alleine, nicht alleine mit dieser Lady Black."

Samantha mußte immer und immer wieder schlucken, ihr Gesicht war verzerrt vom Weinen.

"Lady Black hat das Amulett gestohlen.." sagte sie plötzlich ganz ruhig und schlug ihre Augen auf. Sie sah direkt in Ravens Gesicht und ihre Lippen zitterten. "Sie hat es genommen und Lord Voldemort übergeben.Sie hat es mir gesagt. Sie benutzt meinen körper für solche Dinge..." Ihre Augen wurden glasig und leer. Im nächsten Augenblick weiteten sie sich entsetzt, und die Stimme, die nun aus ihrem Mund drang, war erneut jene hohe, grausame, die Raven wenige Minuten zuvor bereits vernommen hatte.

"NEEEINN!" kreischte jene Stimme," DAS KLEINE MÄDCHEN LÜGT!! ES IST MEIN KÖRPER; UND NUR MEINER!!!" Raven warf Severus einen gehetzten Blick zu, im nächsen Augenblick spürte sie seine Hand beruhigend auf ihrem Rücken.

"Ich will mit Samantha sprechen, nicht mit dir, Lady Black!" sagte sie ruhig. Die Stimme stieß ein hohes, zischendes Lachen aus. Samantha wandte sich in Agonie.

Raven hatte den Eindruck, als ob eine halbe Ewigkeit verstrichen war, bis Samantha sich wieder beruhigt hatte. Sie war in einen unruhigen Dämmerzustand geglitten.

Stunde um Stunde verstrich, doch Raven hielt ihre Freundin in ihrem Arm und streichelte sie sanft. Severus saß dicht bei ihr und hielt sie fest. Raven spürte, daß ihr die Augen zufielen vor Erschöpfung. Ihr Körper zitterte und Schweißperlen standen auf ihrer Stirn.

Plötzlich zuckte Samantha in ihren Armen und schlug erneut die Augen auf. Raven sah ihr in die schwarzen Augen,in denen große müdigkeit stand.

"Sie ist weg..." flüsterte Samantha,"Sie ist...verschwunden...jetzt..aber sie wird wiederkommen...bald..."

"Nicht in diese Nacht." sagte Raven sanft. "Nicht, wenn wir bei dir sind...Versuch, ein wenig zu schlafen, Samantha." Sie ließ sie vorsichtig auf die Matratze zurückgleiten und legte die Decke über sie.

"Ich hole dir einen Schlaftrank." sagte Raven. Samantha nickte nur schwach.

Severus war bereits aufgestanden und zum Büro von Madam Pompfrey gegangen. Nach einigen Minuten stand er wieder neben dem Bett und öffnete ein kleines Fläschchen mit einer dunklen Flüssigkeit, welche er in ein Glas goss.

Raven führte es an Samanthas Lippen und diese nahm einige kleine Schlucke, bevor ihr Kopf wieder zurücksank.

Raven stellte die Flasche auf den Nachttisch und stand zusammen mit Severus einige Minuten neben dem Bett. Samanthas Züge wurden zunehmend friedlicher, und ihr Atem ging in langsamen Zügen.

Raven wandte sich zu Severus um.

"Unsere Arbeit für heute Nacht ist getan.."sagte sie leise. "Jetzt müssen wir abwarten..." Sie holte zitternd Atem.

"Ich...ich habe nicht im Entferntsten geahnt, wie..wie schlimm es wirklich um sie steht...Gott, sie muß Höllenqualen leiden...Severus..."

Ihre Kniee zitterten so stark, daß sie den Eindruck hatte, jeden Moment hinfallen zu müssen.

Im nächsten Augenblick drehte sie sich um, beugte sich über das nächste Bett und begann zu würgen. Alles um sie herum drehte sich, ihr Kopf schmerzte und ihr war so übel, wie in ihrem ganzen Leben noch nicht.

Raven stolperte zum Fenster und stieß es weit auf.

Am Osthorizont kündigte sich der neue Tag an, und ein zartes Orange blitzte zwischen den Bäumen des Verbotenen Waldes auf.

Ravens Augen brannten, sie fühlte sich schwach und schwindelig, doch ein kaum merkliches Lächeln glitt über ihre Lippen.

Die Nacht war überstanden.



Severus Snape in Kapitel 10