Tage des Glücks - Kapitel 3

 

 

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Kapitel 3



Nachdem Severus appariert war, erblickte er eine dunkle Gasse mitten in einer Muggelgegend. Er würde wohl nie verstehen, wieso seine Eltern in ein kleines Muggeldorf gezogen waren. Das Dorf in dem er sich befand war im hohen Norden Englands, wenige Meilen von der Westküste entfernt. In diesem kleinen Dorf gab keine Hektik, nur einzig und allein eine wahre Idylle. Überall konnte man kleine gemütliche Häuser erkennen mit ihren üppigen und gepflegten Vorgärten.

Severus blickte sich um, ob ihn niemand sehen konnte, wie er in seiner Robe durch die Sycamore Road ging. Als niemand in Sicht war, ging er eiligen Schrittes auf das Haus seiner Eltern zu und klopfte dort an.

Die Tür öffnete sich und heraus schaute eine kleine Frau höheren Alters und freundlichen Augen. In ihren Augen war nun ein wahres Glitzern der Freude zu erkennen.

"Severus! Oh, ich freue mich so, dich wiederzusehen!" Schon umarmte sie ihren Sohn, bis dieser das Gefühl hatte, gleich keine Luft mehr bekommen zu können. "Komm doch herein! Ich muss dich unbedingt jemandem vorstellen."

Severus trat in das Haus ein und bemerkte erfreut, dass sich wirklich nichts an seinem alten Zuhause verändert hatte. Man konnte immer noch den Geruch von Rosen wahrnehmen, die antiken Möbel standen an derselben Stelle. Ihm war, als wäre es gestern, als er das letzte Mal dieses Haus betreten hatte.

Seine Mutter servierte ihm sofort eine Tasse schwarzen Tee und deutete auf einen Platz auf dem Sofa.

Schon gleich fühlte er sich um Längen entspannter. Er vergrub seinen Rücken in die wohlig weiche Lehne und blickte in den bekannten Marmorkamin.

"Warte nur, bis du unsere neue Mitbewohnerin kennengelernt hast. Sie ist ein wirklich liebes Mädchen, musst du wissen... Warte, ich hole sie."

Nun war sein Verstand wieder hellwach und er erkannte dieses Spiel. Er wusste, dass sich seine Mutter nicht mit einer Enkelin zufrieden gab. Schließlich war sein Bruder verheiratet und hatte eine wundervolle Tochter. Außerdem störte es sie, wenn sie Severus ständig alleine sah. Sie wusste, dass er einsam war, er wusste dies auch. Genauso wie sie wusste, dass er sich nicht in seinem Privatleben herumpfuschen ließ. Dennoch tat sie es jedes Mal.

Er versuchte sie gerade noch aufzuhalten und sie zu fragen, wo denn sein Vater sei, jedoch war es bereits zu spät. Mrs. Snape stand bereits auf dem Sockel der Treppe.

"Celina? Kommst du mal bitte runter?"

"Ja, ich komme, Mrs. Snape."

Die Stimme war jung und klang sehr freundlich. Man konnte sagen, dass ihre Stimme einen wirklich angenehmen Klang besaß, doch er würde sich ganz bestimmt nicht von einer Stimme beeindrucken lassen!

Wenige Momente später trat sie in das Wohnzimmer und lächelte seine Mutter an. Sie war etwa 25 Jahre alt, hatte schier endlos lange, rote Haare, eine undefinierbare Augenfarbe und war in der Körpergröße eher klein geraten.

"Celina Liebes, darf ich dir meinen ältesten Sohn Severus vorstellen? Severus, das ist nun unsere neue Mitbewohnerin. Sie studiert Verteidigung gegen die dunklen Künste in Cornwall. Sie wohnt übrigens in deinem alten Zimmer."

Severus musterte sie nun unauffällig. Sie bedachte ihn mit einem freundlichen und offenen Blick. Er würde also nun im Gästezimmer bleiben. Dieser Gedanke missfiel ihm, schließlich war dies sein Zuhause.

"Es freut mich, Sie nun persönlich kennenzulernen. Ihre Mutter hat mir bereits einiges über Sie erzählt, müssen Sie wissen. Sie studierten auch in Cornwall?" Celina reichte Severus die Hand und schenkte ihm ein Lächeln.

"Ja, das stimmt. Jedoch in der Fachrichtung Zaubertränke."

Natürlich wusste sie das bereits. Seine Mutter hatte es einige Male erwähnt.

"Nun, Sie müssen bestimmt müde sein. Ich bin mir sicher, dass wir morgen mehr Zeit haben, uns richtig kennenzulernen, jedoch muss ich zugeben, dass ich ein wenig unter Zeitdruck stehe. Ich arbeite an meiner Abschlussarbeit über die Verwendung des Letifold bei den dunklen Künsten. Gute Nacht."

Damit stieg Celina die Treppen hinauf und begab sich zurück zu ihren Bergen von Pergament, die nur darauf warteten, größer und größer zu werden.

Severus sah ihr kurz nach und wandte sich wieder seiner Mutter zu.

"Ach, sie ein so liebes Mädchen musst du wissen. Aber manchmal vergisst sie neben ihres Lernens richtig das Leben zu genießen. Sie sitzt nächtelang vor ihren Pergamenten... Aber ich habe ihr versprochen, dass du ihr ein wenig die Umgebung zeigst und mit ihr was unternimmst."

Severus war sich sicher, dass er sich eben verhört hatte. Seine Mutter hätte ihn bestimmt nicht in eine derartige Lage gebracht!

Oh, wie er sich doch irren konnte...

"Das ist doch nicht etwa dein Ernst. Ich kann nicht glauben, dass du so etwas gesagt hast!"

Das war nun eindeutig zuviel für diesen Tag!


Severus saß noch lange zusammen mit seiner Mutter im Wohnzimmer und beide unterhielten sich über Hogwarts, das Leben in diesem Dorf, Verwandte und über alte Freunde.

Die Zeit verstrich förmlich wie im Fluge. Die antike Standuhr schlug bereits zur elften Stunde. Mutter und Sohn saßen im gemütlichen Wohnzimmer bei mehreren Tassen Tee. Mephisto, der schwarze Hauskater und Liebling der Familie, hatte es sich bereits auf dem Schoß von Severus gemütlich gemacht und ließ schnurrend verlauten, dass er weiter gekrault werden wollte.

Severus genoss diesen Moment der Harmonie sichtlich und schaute ruhend auf den leise knisternden Kamin.

Mrs. Snape erzählte viele Anekdoten über die Arbeit ihres Mannes. Mr. Snape arbeitete für das Zauberministerium in der Abteilung für magische Strafverfolgung. Mrs. Snape war es inzwischen gewöhnt, dass er unzählige Nächte im Büro verbringen musste, da er von Arbeit erschlagen wurde.

Mrs. Snape schwärmte auch, wie war es auch anders von ihr zu erwarten, von Celina. Welch eine zuvorkommende und liebenswürdige Person sie doch sei. Dies war mehr als typisch für seine Mutter. Aber konnte man es ihr verübeln?

Severus tat die Bemühungen seiner Mutter mit einem schlichten "Aha" ab und wechselte schnellstmöglich das Thema. "Kommt denn mein arbeitswütiger Vater heute noch nach Hause? Ist wieder was Großes im Ministerium passiert?"

Sein Blick wanderte nun vom Kamin weg und er sah seiner Mutter tief in die Augen. Umrahmt waren diese von vielen kleinen Fältchen. Für ihr fortgeschrittenes Alter sah sie wirklich jung aus. Des weiteren war sie auch mental jung geblieben. Severus könnte sich seine Mutter niemals als gebrechliche alte Frau im Schaukelstuhl vorstellen, die den ganzen Tag mit Strickarbeiten beschäftigt war und bestenfalls wirre Gesprächsfetzen von sich gab. Nein, seine Mutter würde wahrscheinlich die Letzte sein, deren Schicksal sich so ereignen würde!

Früher, als Kind, suchte er beinahe täglich nach Ähnlichkeiten, die er von ihr geerbt hatte. Bis auf seine schwarzen Haare fiel ihm nie etwas auf. Doch er hatte weitaus mehr von ihr: Severus trug ihren Starrsinn und ihre psychische Stärke in sich. Ohne diese Stärke wäre es ihm wahrscheinlich unmöglich gewesen, als Lehrer sowie als Spion gegen Voldemort in Erscheinung treten zu können, ohne dass sein Geheimnis gelüftet wurde.

Doch seine Faszination und sein unvergleichliches Verständnis für Zaubertränke fand er in ihr. Sie besaß eine kleine Apotheke in der Winkelgasse.

"Nun Severus, du hast doch bestimmt von der Sache mit Sirius Black gehört. Es steht in allen Zeitungen. Dein Vater arbeitet an diesem Fall und muss sich ständig mit irgendwelchen Aussagen herumschlagen, von Leuten die ihn angeblich gesehen haben. In der Hoffnung natürlich, dass sie am morgigen Tage im Tagespropheten zu sehen seien."

Damit riss seine Mutter ihn aus seinen Gedanken.

"Was also mit anderen Worten bedeutet, dass er erst morgen früh zurückkommt. Also dann werde ich mich in mein Bett begeben. Gute Nacht." Mit diesen Worten erhob sich Severus und ging die Treppen zum Gästezimmer hinauf.

An seiner Tür angekommen, blickte er zu seinem alten Zimmer und sah Licht durch den Türspalt dringen. Durch die leicht geöffnete Tür hörte er das eifrige Kratzen eines Federkiels auf Pergament, welcher sich keine Pause zu gönnen schien.

Kopfschüttelnd betrat er das Gästezimmer, entledigte sich seiner Kleidung und legte sich in das mit blutrotem Satin bezogene Bett.

Nach wenigen Minuten schlief er ein, jedoch verfiel er keineswegs in einen angenehmen Schlaf...


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