Tage des Glücks - Kapitel 2

 

 

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Kapitel 2



Severus eilte schnellen Schrittes die endlos vielen Treppen zur Großen Halle hinauf. Sein schwarzes langes Haar fiel ihm immer wieder Strähne um Strähne ins Gesicht und behinderte ihn. Man konnte förmlich sehen, wie die Dunkelheit immer weiter verschwand, bis er die Türen zur Eingangshalle erreicht hatte.

Als er die Große Halle betrat, stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass Dumbledore das Bankett noch nicht eröffnet hatte und er schritt mit seiner üblichen arroganten Mine durch die Schülerschar, die gerade an ihren Haustischen Platz nehmen wollten. Gelegentlich rempelte er einige Schüler an, die ihn sofort, jedoch nicht ohne ein Zusammenzucken, durchließen.

Er begab sich an seinen Platz und ignorierte seinen Nachbarn Remus Lupin demonstrativ, der ihm ein freundliches "Hallo" zuwarf. Severus ließ seinen Blick zuerst durch die nun in grünen Fahnen dekorierte Halle schweifen und ein kaum vernehmbares Lächeln huschte über seine Lippen. Dann senkte er seinen Blick und besah sich die Schüler, die nun vollzählig an ihren Tischen platz genommen hatten. Nun, obwohl er die Gabe besaß, beinahe in die Herzen und zugleich auch in die Gefühlswelt anderer zu schauen, benötigte man diese nicht unbedingt, um zu sehen, was in vielen vorging. Die Schüler des Hauses Slytherin saßen da, mit einem hämischen Funkeln in ihren Augen, das nur allzu gut zeigte, wie selbstverliebt sie doch sein konnten, besonders heute, denn auch sie wussten, dass der Hauspokal heute an sie überreicht wurde. Im Hause Gryffindor zeigte sich eine Art von Enttäuschung, da sie bis vor einer Woche noch führend im Kampf waren. Nun, jedoch bei allen Schülern konnte man auch Erleichterung sehen, da nun bald die Ferien begannen und sie sich von dem vergangenen Schuljahr erholen konnten.

Da vernahm Severus ein leises Klirren, das von Dumbledore ausging.

"Nun, liebe Schüler und liebe Kollegen, ein weiteres Schuljahr neigt sich dem Ende und bevor wir mit dem üblichen Festschmaus beginnen, werden wir den Hauspokal dem führenden Haus verleihen. Der endgültige Punktestand für dieses Jahr lautet wie folgt: Auf dem vierten Platz Hufflepuff mit 318 Punkten."

Wohl eher ein motivierendes Applaudieren ging durch die Hallen. Er sah die trüben Gesichter der Hufflepuffs, die wohl zeigten, dass es vielleicht im nächsten Jahr anders gehen sollte.

"Auf dem dritten Platz Gryffindor mit 347 Punkten."

Nun bemerkte Snape Gelächter am Haustisch der Slytherins, die alles andere als applaudierten. Gelegentlich waren auch leise Buh-Rufe zu vernehmen. Obwohl er alles andere als ein Sympathisant der Gryffindors war, schämte er sich insgeheim für diese Taktlosigkeit seines Hauses.

"Auf dem zweiten Platz Ravenclaw mit 526 Punkten"

Jetzt folgte ein richtiger Freudentaumel im dem Hause Ravenclaw, die sich innerhalb eines Jahres um zwei Plätze "verbessert" hatten. Er sah die Schüler dieses Hauses in richtiger Euphorie.

"Und auf dem ersten Platz mit 573 Punkten Slytherin!"

Nun warfen alle Slytherins ihre Hüte in die Höhe und die Freudenausbrüche seiner Schüler schien kein Ende zu nehmen. Aus einer Mischung aus Stolz und doch zugleich Resignation applaudierte er und sah abschätzend auf Minerva McGonagal. Diese hielt seinem Blick stand und murmelte nur irgendetwas mit "Im nächsten Jahr, Severus, dann werden wir es sehen".

Professor Dumbledore beglückwünschte Slytherin und erklärte das Festmahl für eröffnet.

Nun sah Severus auf seinen randvollen Teller und begutachtete diesen. Das Schuljahr war zuende und auch er konnte sich jetzt ein wenig entspannen und ein wenig Kräfte tanken.


Nach dem reichhaltigen Essen ging er hinunter in die Kerker. Er wollte schnellstmöglich aus dieser Schule heraus. Eben hatte er sich noch von Albus verabschiedet. Den einzigen Lehrer aus Hogwarts, zu dem er einen guten Kontakt pflegte und der ihn anscheinend wirklich mochte. Und dies beruhte auf Gegenseitigkeit.

Noch bevor er an seiner Tür angekommen war, hörte er auch schon laute Musik aus dem Gemeinschaftsraum der Slytherins. Dies war die inoffizielle Abschlussfeier der Siebtklässler. Severus lehnte sich an seine Tür, schloss seine Augen und erinnerte sich an seine persönliche Abschlussfeier. Obwohl er sie nicht mit den Schülern aus seinem Haus und Jahrgang gefeiert hatte, gehörte sie zu den schönsten Momenten in seinem Leben. Wenn er sich an diesen Abend zurückerinnerte, zauberte ihm die Erinnerung daran ein Lächeln auf seine Lippen. Jedoch spürte er auch gleichzeitig immer noch die brennenden Tränen in seinen Augen, wenn er an ein weiteres Ereignis dachte, das er immer und immer wieder nochmals durchleben musste.

Er schüttelte seinen Kopf und verdrängte diesen Gedanken. Dennoch kam die Erinnerung unweigerlich und rücksichtslos zurück.



***



Es war der letzte Tag auf Hogwarts und er war sich zu dieser Zeit noch sicher, dass er dieses Gebäude nie wieder sehen würde. Teils war er froh, denn er würde nie wieder seine Feinde wiedertreffen, die nichts anderes zu tun hatten, als ihm nachzustellen und sein jungen Leben noch mehr zunichte machen wollten.

Er schritt noch ein letztes Mal bewusst durch die Hallen hinunter zum Gemeinschaftsraum. Genau- genommen wollte er gar nicht mehr feiern. Nein, er hatte sich etwas ganz anderes für diesen Abend vorgenommen... Etwas, das tausendmal schöner war, als irgend so eine Feier mit Leuten, die er überhaupt nicht mochte.

Sich seine Nervosität nicht anmerken lassend, schritt er in den Gemeinschaftsraum und sah sich um. Nun, die Schüler, die er dort sah, würde er ganz bestimmt nicht vermissen. Besonders nicht Lucius Malfoy. Fast wünschte er sich, Voldemort hätte diesen als Opfer und nicht als einen seiner Anhänger auserwählt.

Doch da saß sie: Anabelle, seine wirkliche erste große Liebe. Allein nur ihr Anblick ließ ihn in Träume versinken. Sie war wunderschön, schlau und liebevoll. In Gedanken bezeichnete er sie gerne als den Sinn seines Lebens. Wieder überkam ihn das Gefühl, dass sie füreinander bestimmt seien.

Anabelle unterhielt sich gerade etwas gelangweilt mit ihrer Freundin, die wiederum nur ein Gesprächsthema besaß:" Also, ich kann es schon kaum abwarten, endlich bei meinem Vater arbeiten zu können. Hab ich dir eigentlich schon erzählt, was er arbeitet?..." Anabelle drehte sich um und erblickte Severus. Dankbar sah sie ihn an und kam zu ihn herüber.

Mit leichtem Schritt näherte sie sich ihm und umarmte ihn ganz sanft. Severus nahm diese Geste dankend an und strich ihr kurz, jedoch sehr vorsichtig über ihre langen hellblonden Haare. Er küsste sie sanft auf den Hals und flüsterte in ihr Ohr. "Komm mit. Ich möchte dir was zeigen."

Etwas irritiert sah sie ihn an, jedoch war sie auch neugierig, was es sein könnte, was er ihr unbedingt zeigen wolle. So nahm Severus sie an die Hand und führte sie durch das ganze Schloss, bis sie die Treppen zum Astronomieturm erreichten.

Es war bereits dunkel, als sie oben auf dem höchsten Platz Hogwarts angekommen waren. Die Sterne am Firmament leuchteten hell und überall im gesamten Turm waren Kerzen aufgestellt worden, die sich wie durch Zauberei entzündeten, als sie eintraten.

"Oh Severus, das ist so wunderschön!" Glücklich schaute sie in seine tiefschwarzen Augen. Sie überkam ein solches Gefühl des Glückes und der Geborgenheit, dass sie fürchtete, in seinen Augen untergehen zu müssen.

Sanft nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie mit all seiner Liebe, die er für sie empfand, auf ihren zarten Mund. Selbst für ihn war es nicht ein einfacher Kuss, es war für ihn eine wahre Liebkosung seiner Seele. Denn er wusste, dass seine Anabelle ihn wie nichts mehr auf der Welt liebte.

Sie sanken beide auf den Boden, wobei er sie immer noch sanft umarmte. Sie lehnte sich an seine Brust und schloss die Augen um diesen Moment für immer in ihr Herz einzuschließen. Sie atmete tief seinen Geruch ein und ließ ruhig ihre Hände über seinen Rücken kreisen.

"Ich liebe dich, Anabelle. Ich weiß, dass wir für einander bestimmt sind."

Severus genoss diesen Abend sichtlich. Mit der einzigen Person, die ihm hier auf Hogwarts etwas bedeutete. Er wusste, dass sie sich nun einige Zeit nicht mehr sehen würden. Er würde Zaubertränke studieren, auf einem erlesenen College in Nordengland, während Anabelle in einer Woche mit ihrer Arbeit im Ministerium beginnen sollte. Allein der Gedanke, dass er sie auch nur einen Tag nicht sehen könne, bereitete ihm Schmerzen. Denn Anabelle war es, das er zum wirklichen Leben brauchte.

"Ich möchte dir etwas schenken, damit du mich nicht vergisst."

Damit holte er Anabelle zurück in die Realität. Sie würde ihn vielleicht nie mehr wiedersehen. Nun machte sich auch in ihr ein unerträglicher Schmerz breit. Sie würde vielleicht nie mehr seinen Geruch einatmen, in seine wundervollen Augen sehen, ihn schützend an ihren Körper spüren. Nie mehr.

Severus griff in seine Tasche und nahm etwas hervor, das er nun in seiner Hand versteckt hielt.

"Schließe deine Augen." Seine Stimme war nun voller Liebe. Voller endloser Liebe zu ihr. Dann nahm er ihre Hand und steckte ihr einen kleinen, wundervollen, goldenen Ring an ihren Finger.

Anabelle öffnete die Augen und besah sich den Ring, der nun an ihrem Finger war.

"Oh Severus, ich könnte dich niemals vergessen! Wir sind für einander bestimmt und wir werden uns wiedersehen. Dessen bin ich mir sicher! Ich liebe dich"

Severus hielt sie noch lange in den Armen, bis die Sonne aufging und der Tag anbrach...



***



Eine leise Träne rann Severus über seine Wangen, die in wieder in die Wirklichkeit zurückbrachte. Er blickte sich um und hoffte, dass ihn niemand so gesehen hatte.

Schweigend und mit einem Gefühl der Einsamkeit schritt er in sein Schlafzimmer, holte seinen Koffer hervor und ging in Richtung des Verbotenen Waldes, wo er apparierte.


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