Die Austauschschülerin

 

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Kapitel 23: Es ist, was es ist



Stella war nun schon eine Woche zu Hause und wurde fast wahnsinnig vor Sehnsucht. Jede Minute sehnte sie sich nach Severus und je mehr Zeit verging, umso schlimmer wurde es!

Sie schrieben sich jeden zweiten Tag und sobald sie seine Schrift auf den Briefen entdeckte, klopfte ihr Herz schneller.
Weihnachten kam, doch das war Stella ziemlich egal. Sie verkroch sich immer in ihr Zimmer und ihre Eltern warfen ihr bei jedem Essen besorgte Blicke zu. So still kannten sie ihre Tochter überhaupt nicht!

Eine Woche nach Weihnachten saß Stella, wie immer die letzten Tage, in ihrem Zimmer und starrte aus dem Fenster, in die tiefverschneite Winterlandschaft.
Sie hörte unten die Türglocke, doch es interessierte sie nicht weiter, wer da kam. Sie hatte ihr Interesse an allem verloren. Sie wollte nur endlich, dass sie wieder nach Hogwarts zurückkehren konnte.
Sie vernahm Stimmen von unten und hörte ihre Mutter, die nun nach ihr rief. Wiederwillig stand sie auf und rieb sich die Tränen aus den Augen. Hatte sie denn nicht einmal hier ihre Ruhe?

Als sie nach unten kam, erblickte sie zu ihrer Überraschung den Schuldirektor von Feenhain, Professor Leondrion. Verwundert sprach sie seinen Namen aus.

„Hallo Stella!“, sagte er lächelnd. „Schön, dass du wieder zu Hause bist!“ Stella konnte dem leider nicht zustimmen, nickte ihm aber freundlich zu.

„Bitte kommen Sie doch hier herein!“, ertönte die Stimme ihrer Mutter und sie betraten das gemütliche Wohnzimmer der Familie Maris.

Im Kamin flackerte ein warmes Feuer und der Weihnachtsbaum erstrahlte im goldenen Licht, das durch den nicht-schmelzenden Schnee blitzte.
Professor Leondrion setzte sich in den Sessel, Stella ihm gegenüber. Ihre Mutter brachte noch rasch zwei heiße Schokoladen und Gebäck und verließ den Raum wieder. Sie spürte, dass der Professor wohl alleine mit ihrer Tochter sprechen wollte.

Einen Moment sahen sie sich nur schweigend an und Stella fragte sich, was er hier tat.
„Ich habe hier einen Brief, Stella!“ Leondrion zog einen Brief aus seiner Tasche auf dem unverkennbar das Siegel von Hogwarts prangte.
Ihr Herz setzte einen Takt aus. „Und was steht darin?“, fragte sie vorsichtig.
„Er ist von meinem Kollegen, Professor Dumbledore! Nun, ja und er schreibt, dass es besser wäre, wenn du nicht mehr nach Hogwarts zurückkehren würdest!“

Stella schossen sofort die Tränen in die Augen und es schien ihr, dass irgend etwas mit eisernem Griff ihre Kehle zudrückte. Sie schluckte schwer und sah nach unten.
„Warum?“, konnte sie gerade noch flüstern.
„Dumbledore schreibt nur, dass Fräulein Granger gerne wieder nach Hogwarts zurück möchte und dass er es für besser hält, wenn jeder wieder auf seine alte Schule geht!“ Er seufzte. „Das ganze Projekt stand wohl unter keinem guten Stern! Zu erst kommt Kopernikus wieder zurück und dann hat sich dieser Herr Malfoy unmöglich benommen, Fräulein Granger wurde von Heimweh geplagt….!“

„Und ich? Werde ich gar nicht gefragt?“

„Vielleicht ist es einfach besser so, Stella!“, antwortete er, ohne genauer auf ihre Frage einzugehen.

Stella konnte nicht mehr, ihr war total übel. Schwankend erhob sie sich und ließ den verwunderten Professor Leondrion, der ja nichts von ihren Gefühlen ahnen konnte, ohne ein Wort zurück.

Sie griff im Flur nach einer Jacke, schlüpfte in ihre Reitstiefel und stürzte nach draußen. Das war einfach zuviel! Zuviel!
Ihr Kopf dröhnte. Jede Sekunde kam es ihr vor, dass ein riesiger Hammer auf ihren Kopf schlug, um sie immer wieder daran zu erinnern, dass es wirklich wahr war. Dass sie nicht mehr nach Hogwarts, nicht mehr zu Severus zurückkehren würde.

Sie rannte zum Stall, wo die Pferde ihrer Familie untergebracht waren. So schnell sie konnte griff sie sich den Sattel ihres Pferdes Gwendolyn und machte sie reitfertig. Sie musste irgendwie ihre innere Wut loswerden und setzte sich Minuten später auf ihr graufarbenes Pferd und trieb sie im Galopp über die schneebedeckten Felder, in den Wald hinein.

***



Ebenso verstört, jedoch ohne Tränen saß Severus in Dumbledores Büro und hörte sich an, was er zu berichten hatte. Es war nicht die Art von Severus Snape in Tränen auszubrechen. Er hörte sich stumm an, was der Direktor sagte.

„Severus! Sobald das Schuljahr rum ist, können Sie sich ja wieder sehen! Es ist besser so, glauben Sie mir!“

Severus hob den Kopf und blickte den Schuldirektor mit versteinerter Mine an.
„Wenn Sie meinen!“, sagte er mit bitterer Stimme und erhob sich.

„Severus - es , es tut mir wirklich leid! Aber Sie wissen doch ….!“

„Ja, ja!“, fauchte Snape. „Die Schulstatuten! Ich habe es nicht vergessen, Direktor!“

Er drehte sich um und verließ ohne ein weiteres Wort Dumbledores Büro und lief in das verwaiste Musikzimmer. Das seinen Zauber, ohne Stella, völlig verloren hatte.
Severus schlug mit einer Hand hart gegen die Wand, so hart, dass es schmerzte.
„Warum nur?“, fluchte er laut. „Warum nur?“

Er setzte sich zusammengekauert auf den Boden und lehnte seinen Kopf mit geschlossenen Augen an die Wand. Severus fühlte sich völlig ausgelaugt. Er wusste nun gar nicht mehr, wie es weitergehen sollte.

***



Stella trieb ihr Pferd schneller und schneller zum Galopp an. Es hatte wieder angefangen mehr zu schneien, doch das war ihr egal. Der Wind trieb ihr noch mehr Tränen in die Augen, wie sie schon weinte und sie saß völlig blind auf ihrem Pferd. Sie stand in den Steigbügeln und beugte sich nach vorne, ihr Kopf direkt am Hals von Gwendolyn. Sie hatte keine Ahnung mehr, wohin die Stute steuerte, längst hatte sie die Kontrolle über das Pferd verloren. Panik stieg in ihr auf.
Als Stella versuchte, die Zügel fester zu greifen, rutschten ihr diese aus den Händen. Sie sah nicht das Hindernis, das vor ihnen auftauchte und als Gwendolyn zum Sprung ansetzte, verlor Stella vollends den Halt und stürzte schwer hinab, auf den unebenen Grund.

***



Die Wochen vergingen und in Hogwarts kehrte der übliche Schulalltag zurück. Harry und Ron freuten sich unbändig, dass Hermine wieder da war, vermissten aber auch Stella und fanden es unmöglich, dass sie nicht mehr hier war.

Lavender war völlig aufgelöst gewesen, als sie gehört hatte, dass Stella nicht mehr zurückkehren würde und schrieb der Freundin so oft es ging.

Der Unterricht bei Snape wurde für alle zu einer ziemlichen Tortur. Er war noch schlimmer als sonst. Wenn es davon überhaupt noch eine Steigerung gab!

„Mr. Longbottom!“, brüllte er in einer Stunde den armen Neville mal wieder an. „Ich sagte Harpien-Federn! Nicht Phönix-Federn! Wenn es nach mir ginge, müssten Sie noch einmal die erste Klasse besuchen und würden gar nicht zur Prüfung zugelassen werden! Sie sind UNFÄHIG!“
Alle starrten entsetzt Snape an, der Neville kalt fixierte.

Hermine raffte ihren ganzen Mut zusammen und sagte: „Professor Snape, wenn Neville zwei Harpien-Federn hineingibt, vielleicht ist der Trank dann ja noch zu retten!“ Sie begriff sofort, dass sie zuviel gesagt hatte, als Snape sich zu ihr herumdrehte und sich vor Wut fast auf sie stürzte. Hermine konnte gerade noch ausweichen.

„Miss Granger! Wer hat Sie denn gefragt? Ihre Meinung interessiert hier wirklich niemanden! Was machen Sie überhaupt wieder hier? Sie wollten doch unbedingt nach Deutschland! Sie haben hier doch nichts mehr zu suchen! Warum Sind sie nicht dort geblieben? Zwanzig Punkte Abzug für Sie und Mr. Longbottom!“ Seine brüllende Stimme erfüllte den gesamten Kerker.

Lavender hatte gebannt Snape angestarrt, während er die arme Hermine so niedermachte und musste zu ihrer Überraschung feststellen, dass seine Stimme einen irgendwie verzweifelten Klang hatte. Er schien Stella wirklich zu vermissen und machte nun Hermine dafür verantwortlich, dass Stella nicht mehr hier war!

Severus versuchte sich wieder zu fangen und biss die Zähne zusammen. Ihm war klar, dass er ungerecht gegenüber Miss Granger war. Aber er war so verzweifelt, dass Stella nicht mehr hier war.
Seit Wochen hatte er auch nichts mehr von ihr gehört und hatte beschlossen, sie zu vergessen. Doch sie spukte ständig in seinem Kopf umher und er wusste kaum, wie er seine Sehnsucht bekämpfen sollte.

Er lief zu seinem Pult zurück und schickte die Schüler vorzeitig weg. Er ertrug sie einfach nicht. Nicht die Klasse, in der Stella normalerweise sitzen würde!

Kurz bevor Lavender den Raum verließ blickte sie noch einmal zu Snape hin und ihr war klar, dass sie irgend etwas tun musste! Wenn Snape schon so litt, wie würde dann erst Stella leiden?

'Mir wird schon irgend etwas einfallen!', dachte sie und verließ endgültig den Kerker und ließ den verzweifelten, einsamen Snape zurück.

***



Stella wurde erst nach Stunden gefunden. Gwendolyn war zurück nach Hause galoppiert und bis Stellas Eltern sie dann entdeckt hatten, war eine Menge Zeit vergangen.

Sie fanden sie unterkühlt und ohnmächtig im Wald. Sie hatte sich fast alle Knochen gebrochen, die man sich nur brechen konnte.
Da Professor Leondrion wieder verschwunden war und sich das nächste Zauber-Krankenhaus in München befand, brachten sie ihre Tochter ins nächste Muggel-Krankenhaus, wo leider alles viel länger dauerte, als in der magischen Welt.

Fast zwei Monate war es Stella nicht möglich sich irgendwie zu rühren. Ihre Eltern brachten ihr die ganzen Briefe, die sie bekommen hatte, als es ihr endlich wieder besser ging.
Severus hatte es anscheinend irgendwann aufgegeben ihr zu schreiben. Jedoch kamen von Lavender immer noch verzweifelte Briefe in denen sie fragte, was denn mit ihr sei!

Als es ihr endlich besser ging, schrieb Stella zuerst an Lavender, weil sie wissen wollte, wie es Severus ging. Sie berichtete ihr alles. Sie wusste nicht, was sie mit Severus tun sollte. Sollte sie ihm gleich schreiben? 'Vielleicht kommt er ja her, wenn ich ihm schreibe, das ich krank bin!', dachte sie sehnsuchtsvoll.

Stella war sich sicher, wäre Severus in ihrer Nähe gewesen, als sie vom Pferd stürzte, hätte er sie wieder gerettet, so wie er es immer getan hatte. Und wieder stieg dieser unbändige Schmerz und die Sehnsucht nach ihm in ihr auf.

***



Lavender las entsetzt Stellas Brief. „Kein Wunder, dass sie sich nicht gerührt hat!“, murmelte sie und faltete den Brief zusammen.

„Was soll ich denn jetzt machen?“, fragte sie später jammernd Harry, Ron und Hermine. Diese hatte inzwischen die gesamte Geschichte mitbekommen und schaute bestürzt. „Snape muss auf jeden Fall davon erfahren! Er denkt doch, dass Stella ihn vergessen hat!“
„Toll!“, antwortete Lavender. „Soll ich in Snapes Büro wandern und sagten: „Oh, Professor Snape ich weiß alles was zwischen Ihnen und Miss Maris passiert ist?“

„Nein, das geht nicht!“, erwiderte Hermine matt. "Man müsste ihm irgendwie einen Hinweis geben, dass sie noch an ihn denkt!“

Plötzlich sprang Lavender auf. „Ich habe eine Idee! Stella hat vor Ewigkeiten mal ein Gedicht geschrieben, wohl für ihn, aber aus irgend einem Grund, wahrscheinlich weil sie sich nicht getraut hat, hat sie es Snape nicht gegeben!“

„Hast du es da?“

„Ja! Komischerweise hat sie es mir geschenkt, weil es mir so gut gefallen hat!“ Lavender griff nach Hermines Hand und zog sie nach oben in ihr Zimmer, fand es und reichte es ihr.

Nachdem Hermine es gelesen hatte seufzte sie laut auf. „Mein Gott, ist das schön! Und wie lassen wir das jetzt Snape zukommen?“

„Wir müssen es ihm auf den Pult legen oder so!“ Lavender faltete das Pergament zusammen und verstaute es in ihrer Tasche. „In der nächsten Stunde!“ Hermine nickte.

Als Snape in der nächsten Stunde sich gerade mit einem bissigen Spruch über Harrys Kessel beugte, war Lavenders Stunde gekommen. Snapes Umhangtasche war direkt neben ihr und rasch griff sie nach dem Pergament und ließ es unbemerkt in die Tasche gleiten. Sie hoffte sehr, dass es funktionieren würde!

***



Severus wollte gerade in seine Gemächer gehen, als er zu Dumbledore gerufen wurde. Verwundert begab er sich zu ihm hin und sah ihn fragend an.

„Haben Sie in letzter Zeit irgend etwas von Miss Maris gehört?“, fragte dieser ihn nun.
Verwundert blickte Severus ihn an. 'Warum um alles in der Welt fragt er mich nach Stella? Er hat doch alles getan, dass sie weg ist!'

„Severus, ich habe Ihnen und Miss Maris gegenüber wirklich ein schlechtes Gewissen, ich hätte niemals so handeln dürfen und sollen!“, in Dumbledores Stimme klang starkes Bedauern.

„Ich habe schon lange nichts mehr von ihr gehört!“, antwortete Severus bitter und wollte sich schon wieder erheben.

„Wollen Sie nicht wissen, warum sie sich nicht gemeldet hat?“

„Nun, wahrscheinlich wird sie ihr Interesse an mir verloren haben!“

„Glauben Sie so etwas wirklich, Severus?“

Dieser zuckte nur mit den Schultern.

„Miss Maris konnte ihnen nicht antworten, weil sie einen schweren Unfall hatte und wochenlang im Muggel-Hospital lag.

Entsetzt riss Severus seinen Kopf hoch und starrte den Direktor an. „Was?“
„Ja, ich habe es leider jetzt erst von Professor Leondrion erfahren, nachdem ich ihn gefragt habe, was denn Miss Maris macht! Sie ist aber wohl schon auf dem Wege der Besserung!“

„Und ich dachte die ganze Zeit, sie hat mich vergessen!“ Verwirrt stand Severus auf und verließ das Büro. Er lief zum Astronomie-Turm und atmete erst einmal durch. Sorge breitete sich in ihm aus. „Wenn ich da gewesen wäre, wäre ihr nichts geschehen!“

Er griff in seine Umhangtasche um ein Taschentuch herauszuholen, fand aber nur ein Stück Pergament. Er zog es hervor und musterte es verwundert.

Severus begann zu lesen:

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft

Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung

Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst

Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht

Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz

Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht

Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung

Es ist was es ist
sagt die Liebe


Und darunter stand: In Liebe, Stella

Immer wieder und wieder las Severus die Zeilen und fragte sich, wie der Brief in seine Tasche gekommen war. Ihm war klar, dass er jetzt handeln musste und es auch tun würde.

Er wollte wieder mit Stella zusammen sein! Koste es, was es wolle. Denn das was die beiden verband, war was es war - die Liebe!


Anmerkung:

Seufz! Wieder mal halb sechs Uhr Morgens! Was man nicht alles für Sev tut! Na, habt ihr kräftig in die Taschentücher geschnäuzt?
Das Gedicht ist leider nicht von mir, ich weiß leider nicht mehr, von wem, aber ich finde es wunderschön.
Muss nach nochmaligen Lesen feststellen, das diese Kapitel ne Menge Autobiographische Züge von mir hat. Mei, wie Deprimierend! Hoffe, es hat euch trotzdem gefallen!?

Bitte Reviewt!

Kapitel 22

Kapitel 24

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