Tortur

 

 

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Kapitel 28: Safran und Alraunenwein



Mittag war lange vorbei, als Catriona die Augen aufschlug. Neben ihr war der Platz leer.
Seufzend erhob sie sich, setzte die Brille auf und glitt in Snapes Wohnzimmer.
Der Tränkemeister saß am Schreibtisch über ein Pergament gebeugt, makellos gewandet und ganz offenbar frisch gekämmt. Er kritzelte emsig, sah aber jäh auf, als spürte er ihre Gegenwart.

"Kaffee?" Ein Wink seines Zauberstabes füllte eine Tasse, die höflich zu ihr schwebte und artig verharrte, bis sie sie aufnahm.

"Danke", sagte sie verblüfft. "Du kannst ja richtig charmant sein."

Snapes Brauen kletterten in astronomische Höhen. "Und du weißt das zu schätzen", parierte er süffisant und legte die Feder beiseite.
"Jetzt mußt du sagen, du seiest hungrig", spottete er gutmütig.

"Bin ich auch", bestätigte MacGillivray fidel. "Der große Meister steht natürlich über solch banalen Dingen", fügte sie bissig hinzu. "Wie man sieht."

Snape bedachte sie mit einem durchdringenden Blick.
"Der große Meister ist bereit für den Versuch, die unablässig nahrungssuchende Assistentin zu begleiten", gab er todernst zurück, und die Schottin belohnte ihn mit einem glockenhellen Lachen.
Nie im Leben hätte sie erwartet, derart leichtherzige Scherze von Severus Snape zu hören. Ihr Herz flog ihm ungebändigt wieder und wieder zu.

"So folge mir", neckte sie und genoß das rare Lächeln, das sich auf seinem viel zu ernsten Gesicht allmählich wohlzufühlen schien.

xoxoxox

Aber schon beim Essen, mit dem er heldenhaft kämpfte und doch verlor, kehrte der strenge, unnahbare Zug in sein hohlwangiges Gesicht zurück.
MacGillivray tat, als bemerke sie nichts von seinen Launen; es zerriß sie zu sehen, wie er lustlos in der Mahlzeit stocherte, aus Vernunft einige Bröckchen Braten und Kartoffeln zu sich nahm und sich dabei sichtlich ekelte.

"Ich war nie ein großer Esser", sagte er achselzuckend, als er ihren schmerzlichen Blick auf sich ruhen spürte.

Catriona legte zärtlich ihre Hand auf seinen Arm.
"Madam Pomfrey wird dir auf der Krankenstation bald ein Dauerbett einrichten", seufzte sie dramatisch, woraufhin sich Snapes Pupillen gefährlich verengten.

Er schob den Teller ungeduldig beiseite und erhob sich wie gehetzt.
"Der Direktor erwartet meinen Bericht", sagte er steif und schickte sich an zu gehen.

"Nicht nur der", betonte MacGillivray spitz, sagte dann aber ernst: "Laß dir doch Zeit, Severus. Ob Dumbledore die Details jetzt oder später erfährt, ist nicht von Belang."

Der Tränkemeister drehte sich zu ihr um, ein beinahe amüsiertes Glitzern in den dunklen Augen.
"Du hast dich in Geduld bereits selbst übertroffen", bemerkte er anerkennend, ohne ihrem Einwand Beachtung zu schenken. "Ich bin bereit, dir alles zu zeigen", fuhr er zögernd fort, "wenn ich von Dumbledore zurück bin."
Er rauschte davon, und Catriona sah ihm mit gemischten Gefühlen ein Weilchen nach, bevor sie in ihr Quartier zurückkehrte und die Übersetzung wieder vornahm, die sie so lange schon sträflich vernachlässigt hatte.

xoxoxox

Die Uhr zeigte weit nach sieben, als es endlich in gewohnt ungeduldiger Manier an ihrer Tür klopfte.
Snape trat ein, lächelte spröde und bemerkte trocken und nicht ohne Spott: "Rapport erfolgt."

MacGillivray legte die Feder zur Seite. Schweigend erhob sie sich, trat zu ihm und zog ihn in die Arme.
Er schien ihr plötzliches Bedürfnis nach Nähe nicht abzulehnen; eher das Gegenteil war der Fall. Ihr betörender Duft nach Diptam und Heliotrop schuf eine innige Geborgenheit, wie er sie nie zuvor erlebt hatte, und ehe er es sich bewußt geworden war, waren seinen Lippen die Worte "Ich meine mich zu erinnern, daß du Alraunenwein schätzt" entschlüpft.

Ein mokantes Glitzern trat in ihre jetzt goldgrünen Augen. Snape probierte ein parierendes Lächeln, hörte sich stattdessen jedoch noch auftrumpfen: "Safran verleiht ihm eine ganz besondere Note."

MacGillivray tanzte mit Zeige- und Mittelfinger über seinen Handrücken.
"Ich benutze leider Vanille", sagte sie im Singsang gespielten Bedauerns, und das Glitzern vervielfachte sich auf magische Weise.

"Zufällig befindet sich eine kleine Menge in meinem Besitz", sagte Snape steif, aber auch in seinen unergründlichen Augen blitzte es. "Erweist du mir die Ehre…?"

Catriona unterdrückte nur mit Mühe den Impuls, ihm mit einem überschwenglichen "Nichts lieber als das" um den Hals zu fallen.
Severus Snape lud sie zu selbstgemachtem Alraunenwein ein - ob und wenn ja, wann er jemals zuvor einem anderen Menschen soviel Vertrauen entgegengebracht hatte, blieb ein Rätsel, aber daß ihr mit dieser Geste tatsächlich eine übergroße Ehre zuteil wurde, verstand sie nur zu gut.

"Es ist mir eine Freude", erwiderte sie emotionsschwer und sah ihm direkt in die Augen.

Snape nickte etwas zu huldvoll, so daß sie ihm einen warnenden Wink mit dem Zauberstab gab, bevor sie seinen dargebotenen Arm lächelnd akzeptierte.
Er schien sich plötzlich keine Sorgen mehr zu machen, jemand könnte sie zusammen sehen, aber als Catriona diese Tatsache ihm gegenüber vorschnell erwähnte, zwinkerte der Tränkemeister vielsagend und versicherte kühl: "Dieser Weg ist verhext, so daß ihn außer uns niemand einschlagen wird."

"Als hätte ich es nicht geahnt!" rief sie halb erheitert, halb frustriert. "Du bist wirklich unverbesserlich."

Snape nickte bestätigend, als nähme er höchstes Lob entgegen und öffnete die Tür zu seinem Quartier mit einer winzigen Bewegung seines Zauberstabes.
Allmählich schien er die Souveränität zurückzugewinnen, wenngleich er bestimmte Zauber konsequent mied und bei anspruchsvollen sichtlich unsicher wirkte.

Catriona trat ein und nahm einstweilen in einem verschlissenen Sessel Platz, während er sorgsam Gläser aus einer Truhe holte und auf dem Tisch placierte.
Zu guter Letzt beförderte er eine bauchige Flasche zutage - MacGillivray meinte sich zu erinnern, diese in seinem Labor gesehen zu haben; entweder gab es mehrere der gleichen Art, oder er hatte bereits geplant, sie in naher Zukunft einzuladen, die Spezialität zu kosten.

Der Tränkemeister zelebrierte das Entkorken und Einschenken wie ein kostbares, meditatives Ritual. Catriona verfolgte fasziniert, wie er die erdig-gelbe Flüssigkeit sanft schwenkte, ihre Farbe im Licht prüfte und ihr schließlich eines der Gläser reichte.

"Worauf trinken wir?" entfuhr es MacGillivray, bevor sie sich darauf besinnen konnte, daß Snape solche Floskeln gewiß verachtete.
Tatsächlich sagte er wegwerfend: "Genügt es nicht, daß du und ich hier sind?"
Sie lächelte milde. "Schon gut", sagte sie beschwichtigend. "Zum Wohl."

Der Wein hinterließ einen brennenden Geschmack auf der Zunge, aber das erdige Alraunenaroma, das sich auf exzellente Weise mit der exotischen Würze des Safrans verband, überzeugte sie, abermals zu nippen.

Snape beobachtete sie aufmerksam; fast schien er einen abfälligen Kommentar zu erwarten.
Als dieser ausblieb und sie stattdessen aufstand, um sich neben ihn auf einen schmucklosen Diwan zu setzen, nahm er einen tiefen Schluck, stellte das Glas beiseite und wandte sich ihr voll zu.

"Du wolltest wissen, wie es mir ergangen ist", sagte er gepreßt. "Du weißt, daß ich dir nicht schaden werde, wenn ich es dir zeige."

Sie rückte dichter zu ihm. "Ich weiß", versicherte sie in tiefster Überzeugung und versank furchtlos in seinen schwarzen, unendlichen Augen, erlebte das Treffen durch seine Erinnerung, spürte seine gräßliche Furcht, die lähmende Hilflosigkeit, die permanente, lauernde Gefahr, die nicht geringer wurde, als er die Okklumentik meisterte und zumindest wieder klare Gedanken fassen konnte.
Als Voldemort offiziell seine Position bestätigte, gab es keinerlei Erleichterung; vielmehr verstärkte sich seine angestrengte Wachsamkeit; er traute nichts und niemandem, jetzt würde er erst Recht auf der Hut sein müssen… einmal im Verdacht gewesen, das Risiko nur noch höher.
Voldemort zu unterschätzen endete für gewöhnlich tödlich.
Catriona sah sich selbst in seinem Büro… er ließ sich erschöpft auf den Stuhl sinken… der Raum verschwamm in charakteristischer Weise vor ihren Augen, und sie fand sich in Snapes Wohnzimmer wieder, an den Tränkemeister geschmiegt, der so sehr zitterte, daß ihr ganzer Körper erschüttert wurde.

"Du weißt jetzt, daß ich dir mein Leben verdanke", flüsterte er heiser. "Der Gedanke an dich… ich hätte andernfalls jämmerlich versagt."

So viele dramatische Geständnisse an einem Tag machten MacGillivray hoffnungslos verlegen; gleichzeitig drohte eine unbändige Freude, ihre Brust zu sprengen.
Sollte ihm tatsächlich die Erinnerung an sie soviel bedeutet haben, daß sie genügte, das Meer aus uferloser Panik zu durchschiffen und ihn auf den rechten Kurs zurückzugeleiten?

"Kaum jemand hätte dies alles so gemeistert wie du", sagte sie ehrlich und vergrub ihre Finger in seinem langen Haar.
"Wenn du mir nur sagen könntest, was dich so unendlich quält", fügte sie sehr leise hinzu und flehte inständig, er möge sich jetzt nicht zurückziehen.

Snape schauderte in ihrer Umarmung, löste sich ruckartig von ihr und leerte das Glas Alraunenwein in einem Zug.
"Später vielleicht", murmelte er abwesend, und MacGillivray sah mit einem Mal das Feuer erwachten Begehrens in seinen Obsidianaugen auflodern.

Es ging nicht anders - sie mußte sticheln. "Du trinkst dir doch wohl keinen Mut an?" spottete sie bissig und nippte provokativ an ihrem eigenen Glas, als läge ihr so etwas völlig fern.

Er neigte den Kopf und sah sie herausfordernd an. "Ich dachte, wir wären übereingekommen, daß wir das beide nicht nötig hätten", bemerkte er von oben herab, woraufhin Catriona prustend das Glas in Sicherheit brachte, bevor sie Gefahr lief, den kostbaren Inhalt zu verschütten.

"Touché", lachte sie freimütig.
Das Gefühl, ihn so nahe bei sich zu spüren, zu fühlen, wie ihre Gedanken durch ein festes Band verflochten waren, sandte wohlige Schauer durch ihren Körper.
Sein Kuß nahm ihr den Atem, prickelte entlang jeder einzelnen Nervenbahn und bestätigte unmißverständlich, daß der Zeitpunkt für etwas Inkonsequenz gekommen war.

Seinen Händen gelang es, sie komplett zu verwirren; bald tanzten sie durch ihr Haar, bald über ihre Arme, ihren Rücken entlang; keine Empfindung glich der anderen; im Gegenteil, jedes Zusammensein mit ihm überraschte sie aufs Neue und vertiefte nur das Gefühl unbedingter Verbundenheit.
Auch wenn augenblicklich ein wundervoll drängendes Verlangen die Oberhand gewann, gab es soviel mehr, das sie mit ihm verband.
Wenn man das Liebe nannte, so liebte sie ihn, erkannte sie ganz ohne Schrecken, und auch er schien sich der Anziehung, die sie auf ihn ausübte, nicht mehr zu schämen.

Unter dem Einfluß des Alraunenweins vermochte er, sich ihr gelöst hinzugeben, wich seine zurückhaltende Verschlossenheit einem natürlichen, beinahe genußvollen Erleben, schwand die Verzweiflung, die sie immer wieder in ihm spürte.
Ihre Vereinigung, bewußt und berauscht, verlangend und genießerisch zur selben Zeit, entführte sie auf eine beglückende Reise in eine Welt, in der nichts von Bedeutung war, als ihrer beider Seelen verbundene Zweisamkeit, die sich an den Flammen ihrer Leidenschaft wieder und wieder entzündete, bis sie erschöpft und selig in einen tiefen Schlaf sanken.

xoxoxox

Catriona MacGillivray erwachte groggy aus einem wirren Traum, in dem sie eine Klasse in Hogwartsuniformen schwitzend im brasilianischen Regenwald unterrichtet hatte.
Der Tränkemeister lag weiß wie das Laken mit schmerzlich verzogenem Gesicht auf der Seite und zischte, als sie ihn ansprach: "Nicht so laut!"

"Kopfweh?" erkundigte sie sich gedämpft und konnte, obgleich auch ihre Schläfen klopften, den belustigten Ton aus der Stimme nicht gänzlich verbannen.
"Accio, 'Cura'" -

"Aufgebraucht", unterbrach Snape sie scharf. Knochige Finger gegen die Stirn gepreßt, quälte er sich in eine aufrechte Position und unterdrückte jähen Würgereiz nur mit Mühe.
Welch Ironie des Schicksals, daß es ihm jetzt ähnlich ging, wie Remus Lupin nach seinem Exzeß mit Catrionas Alraunenwein.

"Bleib liegen, Severus", beschwor ihn ihr melodischer schottischer Akzent, "ich braue den 'Curatio' neu."

Der Vorschlag klang so verlockend in Snapes überempfindlichen Ohren, daß er für einen Moment versucht war, sich willenlos zurücksinken zu lassen, dann überwog jedoch der jahrelang kultivierte Trotz, und er schwang die Beine über den Bettrand, so daß ihm von der Anstrengung Schweißperlen auf die Stirn traten.

"Kommt gar nicht in Frage", keuchte er atemlos, lenkte jedoch ein, als sie ihm eine kalte Kompresse gegen die Schläfen preßte: "Du darfst mich höchstens begleiten."

MacGillivray nahm die Kompresse unbarmherzig fort. Er stöhnte leidend und vergrub die Finger noch tiefer in seinem Haar.

"Du hältst auch nichts aus", ahmte sie ihn spöttelnd nach. "So ein bißchen Alraunenwein und"-

"Du trittst auf am Boden Liegende", informierte er sie in gespielter moralischer Entrüstung, und sie nahm erleichtert zur Kenntnis, daß es ihm etwas bessergehen mußte, wenn er auf solch eloquente Weise parieren konnte.

Anstatt ihn jedoch mit einem zweifellos angebrachten "Das sagt der Richtige" zu verletzen, entschied sie sich für ein listiges: "Auf dem Bett läge es sich deutlich bequemer."
Snape brummte nur unwillig und fuhr mit einem flinken Zauberspruch in seine Kleidung.

"Komm", befahl er herrisch, "mir zerspringt wirklich der Kopf."

xoxoxox

"Was wird das denn?" zischte Snape, halb blind vor Schmerz, als er aus den Augenwinkeln sah, wie MacGillivray Wermutkraut kleinhackte. Diese Zutat gehörte definitiv nicht zum 'Curatio Micraniae', der auf kleiner Flamme vor ihm köchelte.

"Madam Pomfreys Antibiotischer Infektionsvermeider ist aufgebraucht", ließ sie ihn ungerührt wissen. "Ich muß Artemisinin gewinnen, um" -

"Woher weißt du das?" erkundigte er sich mißtrauisch und vergaß für einen Moment sein Kopfweh.

"Der nächste Trank auf deiner Liste", sagte MacGillivray schlicht.

Snapes bleiche Wangen färbte plötzliche Schamesröte. Das Pergament der dringend herzustellenden Tränke lag breit wie eine Anklage mitten auf seinem Schreibtisch.

"Weißt du überhaupt, wie man eine Umkristallisation durchführt?" hakte er verdrossen, doch deshalb nicht weniger provokativ nach und brachte sich mental in Sicherheit vor ihrer gewiß ausufernden Reaktion.

Die Schottin lächelte jedoch nur herablassend, klopfte ihm betont gönnerhaft auf die Schulter und empfahl: "Setz dich einfach und warte, bis der Trank fertig ist, einverstanden?"

Snape preßte die Lippen trotzig aufeinander, so daß sein Mund einem schmalen Strich ähnelte und bedachte sie mit einem Blick, der sowohl Empörung, als auch eine stumme Anklage und sogar eine Prise geringschätziger Verachtung in sich vereinte.

MacGillivray fügte einige Tropfen Coffeatinktur hinzu, sprach einen Kältezauber und füllte einen Becher zu gut einem Drittel.
"Zum Wohl", sagte sie trocken und reichte ihn dem Tränkemeister, der den Sud, obwohl er selbst an der Herstellung beteiligt gewesen war, zunächst kritisch beäugte, um ihn dann übertrieben hastig hinunterzustürzen.
Fast sofort entspannten sich seine verkniffenen Züge. Er strich sich wirre Strähnen aus den Augen, füllte den Trank in Flaschen und verschloß sie mit kupfernem Siegellack.

"Ich muß wohl oder übel mit Sprout und Sinistra sprechen", bemerkte er sichtlich unzufrieden, während er sein Labor mit nachdenklichem Gang abschritt. "Das Lotterleben der Schüler hat ein Ende."

Amüsiertes Lachen war MacGillivrays Antwort. Sie trat dicht zu ihm, verwand ihre Finger mit seinen und sagte: "Wenn du so vor deine Klassen trittst, brauchst du bald wieder eine Vertretung. Gib dir doch Zeit."

Noch bevor der Zaubertrankmeister in der für ihn typischen Art auffahren konnte, klopfte es aufgeregt, und Minerva McGonagall trat unaufgefordert ein.
Snape ließ Catrionas wundervoll warme Hand so abrupt los, als habe er sich verbrannt, und sein Gesicht gefror.

McGonagall ignorierte sein seltsames Verhalten und auch MacGillivrays überraschten, verletzten Blick, wedelte geschäftig mit einer Hand und sagte atemlos: "Ich fürchte, Sie müssen den Unterricht früher wieder aufnehmen, als geplant - und als Ihnen gut tut", fügte sie mit einem scharfen Blick durch ihre funkelnden Brillengläser verdrießlich hinzu und seufzte ob seiner abgezehrten Gestalt.

Snapes starre Miene verriet nichts, aber MacGillivray gab sich keine Mühe, ihre Verwunderung zu verbergen.

"Pomona Sprout wurde im Gewächshaus von einem Musizierenden Schellenbaum so laut begrüßt, daß sie einen glücklicherweise nur vorübergehenden Hörschaden davongetragen hat", informierte die Lehrerin für Verwandlungen sichtlich gereizt und fächelte sich Luft zu.
"Bevor Sie nun vollkommen korrekt einwenden, daß die Lautstärke dieser Bäume nur dann unerträglich wird, wenn sie Bleiwasser bekommen - ich bin derzeit noch dabei, die Urheber dieses verantwortungslosen, gefährlichen Streiches ausfindig zu machen."

Um Snapes bleiche Lippen spielte etwas, das Catriona als gut getarntes, schadenfrohes Amüsement erkannte, McGonagall jedoch überhaupt nicht wahrnahm.

"Hier ist der Stundenplan", sagte sie ungeduldig. "Ich kann unmöglich Kräuterkunde und Zaubertränke ausfallen lassen."

Snape neigte den Kopf wenige Millimeter - seine Art, sich in das Unvermeidliche zu fügen.

"Wenn Sie in Pomonas Unterlagen" -

"Wenn sich Professor Sprout an den Lehrplan gehalten hat", unterbrach sie der Tränkemeister schneidend, "dürfte dies wohl kaum nötig sein."

Soweit kam es noch; in Sprouts Unterlagen kramte er ganz gewiß nicht.

McGonagall seufzte. "Wie Sie meinen", seufzte sie, schien sich dann jedoch des zweiten Anliegens zu entsinnen, das sie in die Kerker geführt hatte.
"Dumbledore möchte Sie beide sprechen", teilte sie sachlich mit. "Am besten folgen Sie mir gleich."
Ohne eine Antwort abgewartet zu haben, machte sie kehrt und schritt resolut davon.

Snape tauschte hinter ihrem Rücken einen sengenden Blick mit MacGillivray, die aber nur achselzuckend gestikulierte, sie weise jegliche Schuld kategorisch von sich.


Übrigens: Wermut (Artemisia absinthium) dient nicht nur der Absinthgewinnung, sondern das in der Pflanze enthaltene Artemisinin zeigt auch eine starke antibiotische Aktivität. Die Muggel nutzen derzeit eine Abwandlung zur Malariatherapie.


 

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