Harry Potter und das Sonnenamulett

 

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Kapitel 12: Quidditch Training


"Und es war doch ein Spionagezauber", schimpfte Hermine, ihren Nudelauflauf wild mit der Gabel attackierend, "diese Frau ist doch als Lehrerin untragbar, wenn sie solche illegalen Methoden anwendet!"
"Na ja", sagte Harry nachdenklich, "Moody hat auch mit uns die unverzeihlichen Flüche durchgenommen, obwohl sie verboten sind."
"Darf ich dich daran erinnern", erwiderte Hermine mit erhobenem Zeigefinger, "dass es nicht Moody war, der uns unterrichtet hat, sondern Barty Crouch Junior, einer der treuesten Anhänger von Voldemort."
"Das ist zwar richtig, aber ich kann mir schon vorstellen, dass das der echte Moody auch gemacht hätte, und ich glaube, dass die Sache mit dem Direktor vorher abgesprochen war. Außerdem bin ich sehr froh, dass ich mich gegen den Imperius wehren konnte, als ich Voldemort auf diesem Friedhof gegenüber stand." Harry tat sich hastig eine Portion Kartoffelbrei und ein Würstchen auf, obwohl er eigentlich viel zu aufgeregt zum essen war. In einer halben Stunde begann sein erstes Quidditch-Training und der neue Mannschaftskapitän wollte schon vor der restlichen Mannschaft auf dem Spielfeld sein, um alles vorzubereiten.

"Sag mal, Harry", meldete sich nun Ron, Empörung in der Stimme, "seit wann verteidigst du die Fenwick? Das war doch echt unmöglich, was die sich geleistet hat. Die kann mir viel erzählen von wegen sie wollte niemanden ausspionieren!"
"Ich hab sie nicht verteidigt", sagte Harry zwischen zwei Schlucken Kürbissaft. In seinem Essen stocherte er ohnehin nur lustlos herum, denn er hatte einen Riesenkloß im Magen, "mir ist nur die Sache mit den Unverzeihlichen Flüchen eingefallen und ich hab meine Meinung dazu gesagt."

"Eigentlich ist doch auch nicht wirklich was schlimmes passiert", sagte Neville. Hermine presste die Lippen zusammen und warf ihm einen finsteren Blick zu, der nur zu deutlich zeigte, dass sie da ganz anderer Meinung war.

"Also Hermine meinst du nicht, du reagierst ein bisschen über, weil dein Ego etwas angekratzt ist?", sagte Ginny, der, wie Harry gehört hatte, Neville und Seamus am Nachmittag von den Ereignissen in der Verteidigung-gegen-die-dunklen-Künste-Stunde erzählt hatten.
"Halt du dich da raus, Genevra Weasley", erwiderte Hermine mit funkelnden Augen. Sie erinnerte Harry in diesem Moment wieder einmal eindeutig an Professor McGonagall, wenn diese sehr wütend war.
"Das hat mit persönlichen Dingen überhaupt nichts zu tun. Wenn eine Lehrerin zu solchen Methoden greift, finde ich das einfach sehr fragwürdig. Gar nicht auszudenken, was da hätte alles herauskommen können. Ich, jedenfalls, werde mich mal etwas intensiver um diese Fenwick kümmern."

"Da hab ich mich schon gefreut, dass ich Snape endgültig los bin", sagte Ron mit dumpfer Stimme, "und dann kriegen wir diese Fenwick, die womöglich noch schlimmer ist, als er. Würde mich nicht wundern, wenn die Fenwick eine Slytherin ist."

"Ja, ist sie", meldete sich auf einmal eine andere dunkle Mädchenstimme. Harry blickte auf und sah, dass Blaise Zabini an den Gryffindor-Tisch getreten war.

"Hey Blaise", begrüßte Hermine das dunkelhaarige Mädchen.
"Hey, Hermine. Ich wollt dich nur fragen, ob wir vielleicht morgen Nachmittag zusammen Arithmantik durchgehen können. Ich versteh die dritte Aufgabe einfach nicht und das macht mich ganz kribbelig."
"Klar können wir das machen. Treffen wir uns, sagen wir, um halb fünf in der Eingangshalle und suchen uns dann ein leeres Klassenzimmer?"
Blaise nickte zustimmend. "Gut, dann bis morgen." Sie wollte sich gerade abwenden, als Hermine sie mit einem Blick zurückhielt. "Woher weißt du, dass die Fenwick in Slytherin war?"
"Bei uns im Gemeinschaftsraum gibt es ein Buch mit Bildern der Jahrgangsbesten aus den letzten Jahrzehnten. Ich hab da mal drin rumgeblättert und da hab ich sie gefunden."

"Wusste ich's doch", sagte Ron triumphierend, "so was unfaires und hinterlistiges kann ja nur aus Slytherin kommen. Und es würde mich nicht wundern, wenn sich noch herausstellt, dass sie für du-weißt-schon-wen spioniert. Das tun doch früher oder später fast alle Slytherins."

Blaises Gesichtszüge erstarrten bei diesen Worten zu einer undurchdringlichen Maske und sie sagte mit einer Stimme, der die Kränkung deutlich anzuhören war: "Ich hätte dir eigentlich Freunde zugetraut, die diese Dinge etwas differenzierter betrachten, Hermine. Dann bis Morgen." Blaise wandte sich abrupt ab, ohne noch auf Ron zu achten, der mit purpurrotem Gesicht eine Entschuldigung stammelte.

"Das war jetzt wirklich nicht nötig, Ron", tadelte Hermine.
"Oh Mann, ich hab sie doch überhaupt nicht gemeint, ich hab von der Fenwick geredet!"

Harry, der jetzt ganz andere Sorgen hatte, als sich über einen nun mit Sicherheit folgenden Streit zwischen Ron und Hermine zu ärgern, erhob sich, um zum Quidditch-Feld hinunterzugehen. Doch anscheinend hatte jetzt auch Hermine anderes im Sinn, als sich mit Ron zu streiten, denn das letzte, was Harry noch mitbekam, bevor die Tür der Großen Halle hinter ihm ins Schloss fiel, war Hermines Ankündigung: "Und ich gehe jetzt in die Bibliothek. Ich habe noch sehr viel zu erledigen heute Abend."

Nachdem Harry sich umgezogen hatte, betrat er das Kapitänsbüro, um noch einmal die Aufzeichnungen, die er sich gemacht hatte, durchzugehen und die Kiste mit den Bällen zu holen. Harry hoffte aus ganzem Herzen, dass Malfoy und seine Kumpane nicht auf die Idee kamen, sich als Zuschauer bei seiner ersten Trainingsstunde einzustellen. Er befürchtete, dass es auch ohne dies schon chaotisch genug werden würde.

Als Harry Geräusche hörte, die darauf schließen ließen, dass sich die anderen Mannschaftsmitglieder in der Umkleidekabine befanden, nahm er seinen Besen und die Kiste mit den Bällen und ging nach draußen. Mit einem erleichterten Blick hinauf zu den Zuschauertribünen stellte Harry fest, dass dort niemand saß. Die Tür der Umkleidekabine öffnete sich und nacheinander kamen die anderen ins Freie und sahen Harry erwartungsvoll an.

"Hey zusammen", begrüßte Harry seine Mannschaftskameraden, froh, dass seine Stimme völlig normal klang. "Dann wollen wir mal anfangen." Er öffnete die Ballkiste und holte den roten Quaffel heraus. "Wir müssen uns erstmal alle kennen lernen und aufeinander einstellen, deshalb fangen wir mit Pässen an, die ganze Mannschaft. Weiterhin werde ich das Training so durchführen, dass wir alle lernen, auf verschiedenen Positionen zu spielen. Ich will damit erreichen, dass wir auch noch eine Chance haben, wenn mal einer ausfällt."

"Aber Harry, meinst du nicht, dass das ein ziemliches Chaos gibt?", fragte Katie.
"Ich hab doch gesagt, dass wir erstmal mit Pässen anfangen", erwiderte Harry leicht ungeduldig. Das letzte, was er jetzt wollte, war eine Diskussion.

"Und jetzt auf die Besen", kommandierte er, und schwang sich auf seinen Feuerblitz, den Quaffel unter dem linken Arm. Ein unbeschreibliches Glücksgefühl durchflutete Harry, als er pfeilschnell in die Höhe schoss und ließ ihn seine Nervosität und Anspannung beinahe vergessen. Nachdem Harry eine Runde über das Stadion geflogen war, kam er vor seinen Mannschaftskameraden, die sich in einer Reihe formiert hatten und ihn wieder erwartungsvoll anblickten, zum Stehen. Harry registrierte, dass Linda Roderick, die zierliche Zweitklässlerin, die er als dritte Jägerin in die Mannschaft aufgenommen hatte, nervös auf ihrem Besen hin- und herhopste. Wieder kamen ihm Zweifel, ob er mit dem Mädchen die richtige Wahl getroffen hatte.

"Also, dann verteilt euch mal", sagte Harry. Ron flog hinüber in Richtung seiner Ringe und sah seinen Freund aufmunternd an, wofür dieser dankbar war. Dann warf Harry den Quaffel Katie zu, die an Ginny weitergab, diese wollte an Linda abgeben, doch deren Hände zitterten vor Aufregung, so dass sie daneben griff und der Quaffel nach unten trudelte. Linda blickte dem Ball entsetzt nach, blieb aber, wo sie war.

"Macht nichts, Linda", sagte Ginny tröstend, "kann ja mal passieren." Katie war inzwischen dem Quaffel nachgehechtet, doch er war bereits auf dem Boden aufgetitscht und hoppelte über den Rasen, so dass die Jägerin landen musste, um ihn einzufangen.

"Sehr interessant", erklang eine gedehnte, höhnische Stimme aus dem Hintergrund. Harry blickte sich erschrocken um und da sah er sie: Auf den besten Plätzen der Tribüne hatten sich Draco Malfoy mit vielleicht zehn anderen Slytherins eingefunden. ‚Verdammt', dachte Harry, ‚die haben sich reingeschlichen, ohne, dass wir's mitgekriegt haben.'

"Sehr interessant", wiederholte Malfoy mit einem hämischen Grinsen auf dem spitzen Gesicht. "Der neue Kapitän des Gryffindor-Teams trainiert eine neue Spielvariante. Wenn ihr den Quaffel auf dem Boden einfangt, fällt wenigstens nicht auf, was ihr für miserable Besen habt." Malfoys Kumpane brachen in feixendes Gelächter aus.
"Halt die Klappe, Malfoy", rief Harry, bemüht, seiner Stimme einen möglichst unbeteiligten Klang zu geben, "deine unmaßgebliche Meinung interessiert hier niemanden. Und jetzt lasst uns weitermachen."

Der Mannschaftskapitän flog zu Linda hinüber und flüsterte der Zweitklässlerin, die womöglich noch heftiger zitterte und knallrot geworden war, zu: "Hör bloß nicht auf die da unten. Behandel sie so, als wären sie überhaupt nicht da, okay?"

Harry gab Katie ein Zeichen und sie warf ihm den Quaffel zu. Er fing ihn geschickt und gab an Ron weiter. Ron warf hart zu Alan hinüber. Der neue Treiber wollte an Jack Slooper abgeben, doch er verfehlte sein Ziel. Slooper befand sich etwa zehn Meter von Morningstar entfernt, doch ungefähr drei Meter höher als dieser. Morningstars Wurf war zwar kraftvoll, doch zu steil angesetzt. Um an den Quaffel zu kommen, schoss Slooper vorwärts und zog seinen Besen steil nach oben, doch der Treiber hatte Schwung und Geschwindigkeit falsch eingeschätzt und sauste über den Quaffel hinweg. Zu allem Überfluss knallte er noch mit Katie zusammen, mit der er jetzt auf gleicher Höhe war. "Idiot", zischte diese, sich mühsam auf ihrem durch den Zusammenprall heftig schwankenden Besen haltend. Der Quaffel titschte wieder einmal auf dem Boden auf und begann über den Rasen zu hoppeln, wo ihn Slooper unter dem Hohngelächter der Slytherins einfing.

"Potters Quaffel-Bluff", feixte Draco Malfoy, "ist doch ein guter Name für dieses Manöver, nicht wahr? Oder ist dieses Auf-dem-Boden-Rumgerobbe ein Zugeständnis an das Schlammblut, das du in deine Mannschaft aufgenommen hast, Potter?"

Alan Morningstar wurde bei diesen Worten kreidebleich und seine Augen sprühten Funken. Blitzschnell riss er seinen Besen herum. "Das wirst du mir büssen, Malfoy", schrie der Treiber und raste in Richtung der Tribünen.

"Komm zurück, Morningstar", schrie Harry entsetzt. Das letzte, was er gebrauchen konnte, war ein handfester Kampf während seines ersten Quidditch-Trainings, doch Alan hörte nicht auf ihn. Harry blieb nichts anderes übrig, als ebenfalls seinen Besen herumzureißen und zu den Tribünen hinüberzurasen.

Als Harry Sekunden später dort ankam, schwebte Morningstar vielleicht einen Meter über der Sitzreihe, in der sich Malfoy befand. Er beugte sich vornüber und richtete seinen Zauberstab auf Malfoy, der aufgestanden war und den seinen ebenfalls nach oben auf Morningstar gerichtet hatte. Anscheinend hatte noch keiner einen Fluch ausgesprochen.

"Expeliarmus", schrie Harry. Draco Malfoy riss es von den Füßen und er knallte mit Crabbe zusammen, der links von ihm saß. Morningstar fegte es vom Besen und er landete unsanft eine Bankreihe tiefer, der Länge nach ausgestreckt. Harry hielt nun drei Zauberstäbe in der Hand. Weder Malfoy noch Morningstar schienen sich ernsthaft verletzt zu haben, denn nach wenigen Augenblicken richteten sich beide etwas mühsam wieder auf und starrten sich hasserfüllt an. Mittlerweile war die gesamte Gryffindor-Mannschaft zum Ort des Geschehens herübergeflogen. Ron hatte seinen Zauberstab ebenfalls drohend auf Malfoy gerichtet.

"Ich habe das Quidditch-Feld nicht gebucht, damit wir uns mit den Slytherins herumschlagen", sagte Harry und sah seine Mannschaftskameraden fest an, "kommt, wir wollen weitermachen."
"Aber er hat mich beleidigt", protestierte Alan, "und das kann ich nicht auf mir sitzen lassen."
"Macht das wann anders miteinander ab, aber nicht ausgerechnet während des Trainings", antwortete Harry bestimmt. Zu Malfoy gewandt fügte er hinzu: "Es ist nicht gerade mutig von dir, jemanden zu beleidigen, der durch das halbe Quidditch-Feld von dir getrennt ist und der sich gerade in der Luft befindet. Hier hast du dein Spielzeug wieder, damit du nicht vor Angst zu bibbern brauchst."

Mit einer lässigen Bewegung warf Harry Draco seinen Zauberstab zu und wandte sich ab. Ein ungutes Gefühl ließ ihn sich jedoch noch einmal umdrehen und er sah, dass Morningstar keine Anstalten machte, die Tribünen zu verlassen, während seine Mannschaftskameraden zur entgegengesetzten Seite des Spielfeldes hinüberflogen. Der Treiber starrte Draco immer noch hasserfüllt und herausfordernd an, nicht darauf achtend, dass Harry immer noch seinen Zauberstab in der Hand hielt.
"Komm endlich", sagte Harry drohend.
Morningstar drehte sich nun zögernd um und folgte dem Mannschaftskapitän widerwillig.

Draco starrte den Gryffindors hasserfüllt und mit leichtem Bedauern, wie es Harry schien, nach, als diese wieder zur gegenüberliegenden Seite des Spielfeldes hinüberflogen, unternahm aber vorerst keine weiteren Schritte. Er war offenbar zu schlau, um einen zauberstablosen Morningstar oder einen anderen Gryffindor, der ihm den Rücken zuwandte, offen anzugreifen. Harry atmete erleichtert auf. Gott sei Dank war die Sache so glimpflich abgegangen. Offensichtlich hatte Malfoy durch seine Provokationen beabsichtigt, die Gryffindor-Mannschaft während des Trainings in einen Kampf zu verwickeln, bei welchem Harry die Kontrolle verlor und vielleicht sogar ein Lehrer eingreifen musste, was Harry dann als neuen Mannschaftskapitän eindeutig in Misskredit gebracht hätte.

Als sie wieder ihre Positionen eingenommen hatten, gab Harry nun auch Morningstar seinen Zauberstab zurück und ließ die Mannschaft weiter Pässe üben. Es klappte mehr schlecht als recht, was Harry unter anderem darauf zurückführte, dass sich vor allem Linda, Alan und Ron durch die anhaltenden Sticheleien der Slytherins immer wieder aus der Ruhe bringen ließen. Harry konnte ihnen noch so oft einschärfen, diese Störungen einfach zu ignorieren, doch es half nicht wirklich etwas.

Schließlich ließ Harry die Klatscher frei und sagte: "Die Jäger auf Rons Tor und die Treiber versuchen, sie abzuhalten." Zu allem Überfluss kam jetzt ein heftiger Wind auf und es begann zu regnen. Das hatte den Vorteil, dass es den Slytherins zu ungemütlich wurde und sie unter lautem Gejohle das Stadion verließen. Der Nachteil bestand jedoch darin, dass die Sicht zusehends schlechter wurde.

"Sollen wir nicht für heute aufhören", rief Katie, "es wird ja schon fast dunkel."
"Nein", sagte Harry entschieden, "wir machen weiter."
"Ist ja genauso verrückt, wie Wood und Angelina", murmelte Katie vor sich hin, Harry hatte jedes Wort verstanden, was seine Laune nicht gerade verbesserte.

Doch schon kurze Zeit später musste er sich widerwillig eingestehen, dass Katie wahrscheinlich Recht hatte. Es hatte einfach keinen Zweck mehr an diesem Abend. Harry fand, dass sich seine Mannschaftskameraden aus irgendeinem unerfindlichen Grund so benahmen, als hätten sie noch nie in ihrem Leben Quidditch gespielt oder auf einmal alle Regeln vergessen. Es kam einfach kein Spielfluss zustande. Dauernd gab es Missverständnisse und keiner schien auf den anderen zu achten.

Beinahe hätte Jack Slooper Ginny mit seinem Schläger vom Besen gefegt, als diese mit dem Quaffel an ihm vorbei wollte. Wenn Harry nicht gerade in der Nähe gewesen wäre und geistesgegenwärtig zugegriffen hätte, wäre die Jägerin in hohem Bogen über den Schweif ihres Besens nach hinten geflogen und fünfzehn Meter in die Tiefe gestürzt.
"Pass doch auf, Slooper, was du mit deinem Schläger anstellst", brüllte der Kapitän den Treiber wütend an.
"Hab ich doch nicht extra gemacht", brüllte dieser zurück.
"Okay", schrie Harry gegen den Wind und den Regen an, nachdem Ginny wieder sicher auf ihrem Besen saß, "die Jäger auf Rons Tor, die Treiber halten sich mal zurück."

Mit einem Blick zu Ron stellte Harry fest, dass dieser auf einmal vergessen zu haben schien, dass er drei Ringe zu bewachen hatte, denn er schwebte ständig vor dem linken auf und ab, ohne die anderen beiden weiter zu beachten. Das war ja nicht zum Aushalten! Waren die auf einmal alle so dämlich oder taten sie nur so?

"Ron! Deck gefälligst deine anderen Ringe! Bist du jetzt völlig bescheuert geworden? Du benimmst dich ja grad so, als hättest du noch nie Quidditch gespielt", schrie Harry wütend.
"Jetzt mach mal halblang, Kumpel", antwortete Ron gereizt, "nur, weil du jetzt Captain bist, brauchst du mich nicht so blöd anzumachen! Ich krieg hier vor lauter Wind und Regen fast nichts mehr mit!"
"Entschuldige, war nicht so gemeint", antwortete Harry resigniert. Nachdem sich dann auch noch Lindas und Alans Besen ineinander verhedderten, als Beide versuchten, einem zu Boden trudelnden Quaffel hinterher zu hechten, so dass sich die Jägerin und der Treiber auf dem inzwischen klatschnassen Rasen wieder fanden, brach Harry völlig entnervt das Training ab. Glücklicherweise waren Alan und Linda bei ihrem Zusammenstoß nur einen halben Meter über dem Boden gewesen, so dass sie sich keine Verletzungen zugezogen hatten.

"Dann bis Freitagnachmittag um Fünf", sagte Harry abschließend, "und dann erwarte ich etwas mehr Konzentration und Disziplin von euch. Wenn wir uns weiter so ein Gestümpere leisten, brauchen wir in sechs Wochen zum Spiel gegen die Ravenclaws erst gar nicht anzutreten. Haltet euch schon mal den Samstagnachmittag frei. Ich werd versuchen, das Spielfeld ab zwei Uhr für ein Extratraining zu buchen. Das haben wir nämlich bitter nötig!"

Nach diesen Worten ging Harry direkt in die Umkleidekabine, ohne seine Mannschaftskameraden noch einmal anzusehen. Er wollte jetzt mit niemandem reden, Harry war so frustriert, dass er einfach nur allein sein wollte. Hastig entledigte er sich seiner durchnässten Quidditch-Kleidung und duschte.

Inzwischen waren die anderen auch hereingekommen. Im Umkleideraum herrschte eine gedrückte Stimmung. Ginny war damit beschäftigt, die nun völlig in Tränen aufgelöste Linda zu trösten und Ron, Jack und Alan starrten düster vor sich hin. Katie sah Harry schief von der Seite an, so, als wolle sie abschätzen, ob dieser gleich einen Wutanfall bekommen würde. Harry packte hastig seine Sachen zusammen und wollte den Umkleideraum verlassen, als sich Ron ihm zuwandte und sagte: "Nimm's nicht so tragisch, Kumpel. Nächstes Mal klappt's bestimmt besser."
"Lass mich in Ruhe", knurrte Harry und ging.

"Lass ihn", hörte er Ginny noch sagen, "der will jetzt mit seinem Frust alleine fertig werden."

‚Sogar das Wetter hat sich heute gegen mich verschworen', dachte Harry, als er ins Freie hinaustrat. Nun hatte sich der Wind völlig gelegt und es hatte aufgehört, zu regnen. Harry atmete tief die kühle Abendluft ein und lenkte seine Schritte in Richtung des Verbotenen Waldes. Er wollte noch nicht ins Schloss zurück. Die Vorstellung des überfüllten, lärmigen Gryffindor-Gemeinschaftsraums ließ ihn gequält aufseufzen. Der Junge fragte sich verzweifelt, was er nur falsch gemacht hatte. Er hatte zwar mit Schwierigkeiten gerechnet, aber dass es so chaotisch laufen würde? War er vielleicht als Kapitän nicht geeignet, fragte sich Harry voller Selbstzweifel. Wäre vielleicht Katie die bessere Wahl gewesen? Harry hatte das Gefühl, dass zumindest Katie das auch zu finden schien.

Auf einmal hatte der Junge das Bedürfnis, mit jemandem zu reden, der ihn verstehen würde. Sirius würde ihn verstehen! Der Gedanke an seinen Paten traf Harry wie ein Blitz und der Schmerz des Verlustes und die damit einhergehenden Schuldgefühle überwältigten ihn beinahe. Warum war Sirius nicht mehr da? Warum hatte er Harry allein gelassen, wo dieser ihn doch so dringend brauchte?! Auf diese Fragen gab es keine Antwort. Da drängte sich eine Erinnerung in sein Bewusstsein. In den letzten Tagen des vergangenen Schuljahres hatte Professor Dumbledore Harry gesagt, dass sie auf dem Friedhof von Hogwarts einen Gedenkstein für Sirius aufstellen wollten. Ein richtiges Grab konnte es ja nicht geben, da Sirius' Körper hinter diesem Vorhang verschwunden war. Damals hatte Harry das alles nicht hören wollen, es war einfach zuviel und zu schmerzhaft für ihn gewesen, doch jetzt wünschte sich der Junge nichts sehnlicher, als diesen Gedenkstein zu finden.

Obwohl Harry das alles damals nicht hatte hören wollen, hatte sich ihm seltsamerweise jedes Wort, das Dumbledore gesagt hatte, genau eingeprägt. Der Friedhof befand sich irgendwo hinter der Peitschenden Weide auf einem Hügel, der von einer Weißdornhecke umgeben war. Als würde der Junge magisch angezogen, fand er fast sofort den richtigen Weg.

Als Harry die Reihen der Grabsteine entlangging, stellte er fest, dass er sich am falschen Ende des Friedhofs befand. Hier gab es nur Gräber von Leuten, die schon vor hunderten von Jahren gestorben waren. Er wandte sich daher nach rechts und begann, den Friedhof zu überqueren. Der Junge war noch nicht weit gegangen, als er eine Gestalt in schwarzem Umhang sah, die ihm entgegen kam. Wegen des herrschenden Dämmerlichtes konnte Harry zunächst nicht erkennen, um wen es sich handelte. ‚Ist man denn in diesem Schloss nirgends ungestört', dachte er wütend.
'Auch das noch', fügte der Junge in Gedanken hinzu, als er schließlich Professor Fenwick erkannte, ‚was macht die denn hier?' Doch auch die Lehrerin schien, ihrem etwas geistesabwesenden Gesichtsausdruck nach zu schließen, überrascht zu sein, Harry hier zu treffen.

"Guten Abend, Professor", murmelte der Junge.
"Guten Abend, Potter", antwortete sie mit etwas belegter Stimme, "bleiben Sie nicht mehr zu lange hier. Spätestens, wenn es ganz dunkel gewordenen ist, möchte ich, dass Sie wieder oben im Schloss sind. Hier ist es nicht sicher, denn wir befinden uns ganz in der Nähe der Apparationsgrenze." Bei den letzten Sätzen hatte Professor Fenwicks Stimme wieder ihren wohlbekannten geschäftsmäßigen Lehrer-Tonfall angenommen.
"Ja, Professor", murmelte Harry. Hoffentlich ging sie bald, damit er endlich allein war. Die Lehrerin warf ihm noch einen skeptischen Blick zu. So, als wolle sie prüfen, ob der Junge ihre Worte auch wirklich ernst nahm. Dann ging sie in Richtung des Schlosses davon. Harry nahm wahr, dass die Augen der Lehrerin leicht gerötet waren, so, als hätte sie erst vor kurzem geweint.

Harry wandte sich wieder den Grabsteinen zu und schließlich fand er den Gedenkstein.
"Oh, Sirius", flüsterte der Junge und strich zärtlich über die in den Marmor eingravierten Zeichen, "wenn du nur wüsstest, wie sehr ich dich vermisse!" Harry stellte sich mit aller Kraft vor, dass Sirius, wo immer er jetzt auch sein mochte, ihn hören konnte und ihm ganz nah war und er begann, seinem Paten in Gedanken alles zu erzählen, was ihn bedrückte. Der Junge hatte wirklich das Gefühl, dass Sirius ihm zuhörte und er fühlte, wie er zusehends ruhiger wurde. Und nach einer Weile kamen endlich die erlösenden Tränen.

Harry konnte später nicht mehr sagen, wie lange er so gestanden hatte, doch als er sich seiner Umgebung wieder bewusst wurde, fühlte er sich auf wunderbare Weise getröstet. Ein Blick zum Himmel zeigte ihm, dass es inzwischen stockdunkel geworden war. "Danke, Sirius", flüsterte er und wandte sich zum Gehen.

Kaum hatte Harry den Friedhof verlassen, als Professor Fenwick schon wieder vor ihm auftauchte.
"Sie sind ja immer noch hier unten, Potter", sagte die Lehrerin mit schneidender Stimme, "keine besonders gute Idee, sich alleine an der Apparationsgrenze aufzuhalten, wenn Voldemort hinter einem her ist. Kommen Sie, ich begleite Sie hinauf zum Schloss."

In Harry kochte sofort wieder die Wut hoch. Was hatte diese arrogante Ziege für ein Recht, ihn wie ein kleines Kind zu behandeln? Traute sie ihm überhaupt nichts zu? Warum war sie überhaupt noch einmal zurückgekommen, um ihm hinterher zu spionieren?
"Ich war sowieso auf dem Weg zum Schloss", antwortete Harry mit lauter Stimme und funkelte die Lehrerin zornig an, "außerdem habe ich doch schon oft genug bewiesen, dass ich auf mich alleine aufpassen kann. Ich brauche keinen Babysitter! Und Sie haben kein Recht, sich in meine Privatangelegenheiten einzumischen!"

"Zehn Punkte Abzug für Gryffindor", sagte Professor Fenwick leise, "eigentlich müsste ich das Ihrer Hauslehrerin melden. Und jetzt kommen Sie endlich, es fängt wieder an, zu regnen."

Harry hatte keine andere Wahl, als der Lehrerin zu folgen. Sie gingen schweigend nebeneinander her, bis sie das Schloss erreicht hatten.

Vor dem Eingangsportal blieb Professor Fenwick stehen und sah den Jungen direkt an. Zu seiner Verblüffung hatte sich der Gesichtsausdruck der Lehrerin völlig verändert. Ihre Züge spiegelten jetzt tiefe Trauer und Besorgnis wieder. Der für sie üblicherweise typische maskenhafte überhebliche Lehrergesichtsausdruck war ganz verschwunden.

"Ich kann sehr gut verstehen, dass du das Bedürfnis hast, allein zu sein, Harry", sagte Professor Fenwick leise. Auch ihre Stimme klang irgendwie weicher, als sonst, "aber ich bitte dich, um deiner Mutter willen, vorsichtiger zu sein. Du weißt genau, dass es Voldemorts oberstes Ziel ist, dich in seine Gewalt zu bekommen. Es ist nicht auszuschließen, dass sich jemand von seinen Leuten am Rande der Apparationsgrenze herumtreibt. Du hast es nicht nötig, dir und anderen mit Worten oder Taten immer wieder zu beweisen, wie mutig du bist. Und jetzt lass uns hineingehen." Professor Fenwick machte Anstalten, die Eingangstür zu öffnen, doch dann wandte sie sich noch einmal zu Harry um und sagte: "Ich werde mit dem Schulleiter sprechen und ihn bitten, darüber nachzudenken, ob wir die Apparationsgrenze so erweitern können, dass auch der Friedhof vollkommen geschützt ist. Und jetzt gute Nacht, Harry."

Nachdem sie das Schloss betreten hatten, ging jeder in Richtung seiner Unterkunft. An die Stelle von Harrys Wut war tiefe Verwirrung getreten. Aus dieser Fenwick wurde er einfach nicht klug. Doch als er sie vorhin angesehen hatte, hatte er zumindest eines erkannt: Gleichgültig, was genau die Lehrerin jetzt im Schilde führte, seine Mutter musste sie aufrichtig geliebt haben und auf irgendeine seltsame Art schien sie sich auch um Harry ernsthafte Sorgen zu machen, auch wenn er andererseits immer wieder das Gefühl hatte, als gehe er ihr irgendwie auf die Nerven oder als hätte sie etwas gegen ihn. ‚Versteh einer die Absichten eines Slytherin', dachte Harry und kletterte durch das Porträtloch in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Zu Harrys Erleichterung waren nur noch wenige Leute anwesend. Er entdeckte Ginny und Ron an einem kleinen Tisch am Feuer und ging zögernd zu ihnen hinüber. Hermine war nirgends zu sehen.

"Tut mir leid, Ron." Harry blickte seinen Freund etwas unsicher an, "ich hab vorhin total überreagiert, weil ich so vollkommen frustriert war."
"Schwamm drüber." Ron machte eine abwehrende Handbewegung. "War doch klar, dass es beim ersten Mal etwas chaotisch wird, wo wir überhaupt nicht aufeinander eingespielt sind. Und außerdem haben die Pässe später schon viel besser geklappt, als am Anfang. Nächstes Mal wird's besser, da bin ich ganz sicher."

Harry war zwar überhaupt nicht der Meinung, dass irgendetwas bei diesem Training geklappt hatte, doch akzeptierte er Rons Versuch, ihn zu trösten.
"Trotzdem würd mich mal interessieren, was ich falsch gemacht habe. Ich meine, dass das ganze nicht grade toll wird, war ja klar, aber es ist ja einfach alles schief gegangen."

"Also ich finde, es war schon okay, wie du's gemacht hast", sagte Ginny, "nur hättest du nicht so verbissen sein dürfen. Wenn du abgebrochen hättest, nachdem es angefangen hat, zu schütten und zu stürmen, dann wäre alles halb so schlimm gewesen. Ron hat Recht. Zuletzt klappten die Pässe wirklich schon viel besser. Dir ist das vielleicht gar nicht aufgefallen, weil du gleich am Anfang schon zu viel erwartet hast. Immerhin haben wir zwei Neulinge in der Mannschaft und man muss auch erstmal lernen, diese blöden Slytherins zu ignorieren."
"Die Slytherins hätten sich doch totgelacht, wenn ich wegen dem Wetter abgebrochen hätte", protestierte Harry heftig.
"Dann wären wir sie wenigstens für immer los", sagte Ron grinsend.

"Du hättest das Training direkt, nachdem die abgehauen sind, beenden können", sagte Ginny, "wenn du nicht so stur gewesen wärst, hättest du da schon eingesehen, dass es einfach keinen Sinn mehr hat."

Harry wollte ihr schon heftig widersprechen, doch besann er sich anders. Vielleicht war ja etwas Wahres an dem, was Ginny gesagt hatte.
"Dann sehen wir mal wie es am Freitag klappt", sagte Harry abschließend.

Ginny fuhr fort, in ihrem Buch zu lesen und Ron zog seufzend ein Pergament zu sich heran.
"Was machst du da?", fragte Harry.
"Ich versuch, diesen blöden Aufsatz für McGonagall über diesen Tier-Pflanze-Verwandlungszauber hinzubekommen."
"Oh nein, den hatte ich ja völlig vergessen!" Harry rannte nach oben in den Schlafsaal und holte seine Schultasche. Den Aufsatz mussten sie am Mittwochmorgen abgeben und er hatte noch nicht einmal damit angefangen.

Nachdem Harry und Ron noch etwa eine Stunde gearbeitet hatten, gingen sie schließlich ins Bett.

***



"Wow, das sind ja interessante Neuigkeiten." Ron faltete den Brief zusammen, den ihm gerade Errol, die schon etwas altersschwache Familieneule der Weasleys, gebracht hatte. "Mum schreibt, dass Percy wieder aufgetaucht ist. Er hat ihr einen Brief geschrieben, in dem er gesagt hat, dass es ihm Leid tut und so und dann war Percy anscheinend gestern bei meinen Eltern im Fuchsbau zu Besuch."
"Freut mich, dass er endlich zur Vernunft gekommen ist", sagte Harry, "war ja auch wirklich unmöglich, wie er sich deinen Eltern gegenüber benommen hat."
"Ja, Mum ist vollkommen aus dem Häuschen vor Freude. Ich glaube, sie hat sogar noch geweint, als sie mir den Brief geschrieben hat, denn da ist einiges etwas verschmiert." Ron häufte sich noch eine Portion Rührei mit Schinken auf seinen Teller.

"Lest mal", sagte Hermine, und ließ die neuste Ausgabe des Tagespropheten sinken, "das hier ist ein bemerkenswerter Artikel." Sie hielt das Blatt so, dass Harry und Ron mitlesen konnten.

"BEWUSSTE IRREFÜHRUNG ODER INKOMPETENZ? FRAGWÜRDIGE INFORMATIONSPOLITIK DES ZAUBEREIMINISTERIUMS: TODESSER, DIE WIR BEREITS SICHER IN GEWAHRSAM DES MINISTERIUMS GLAUBTEN, WIEDER AUF FREIEM FUß?!

Der Redaktion unserer Zeitung wurden durch einen anonymen Absender Kopien ministeriumsinterner Dokumente zugespielt, die, sollten sie sich als authentisch erweisen, unseren verehrten Zaubereiminister oder zumindest seine engsten Mitarbeiter im Zwielicht des Misstrauens erscheinen ließen, ergäbe sich doch aus besagten Dokumenten, ihren Inhalt einmal als wahr unterstellt, dass das Ministerium die Zauberergesellschaft in den letzten Wochen bewusst über den wahren Stand des Kampfes gegen den, dessen Name nicht genannt werden darf, getäuscht hat.

Laut den hier vorliegenden Dokumenten sollen wesentlich mehr Morde auf das Konto von Sie-wissen-schon-wem und seinen Todessern gehen, als der Zaubereröffentlichkeit bislang mitgeteilt wurde. Außerdem scheint das Ministerium in beängstigendem Ausmaß unfähig zu sein, in Gewahrsam genommene Todesser auch wirklich festzuhalten. Aus einem Memorandum, das unserer Redaktion zugespielt wurde, ergibt sich beispielsweise, dass bei dem Entführungsversuch auf dem Bahnhof in Hogsmeade am Sonntag vor einer Woche drei der Angreifer den Auroren entkommen sein sollen. Auch schon Mitte August sollen mehrere Todesser aus den Ministeriumskerkern ausgebrochen sein.

Leider war bislang noch keine offizielle Stellungnahme des Ministers zu dieser äußerst undurchsichtigen Angelegenheit zu erhalten.

Theo Phobes, der Pressesprecher des Zaubereiministeriums, versicherte jedoch unserem Reporter, der Minister persönlich werde ausführlich zu den unerhörten Vorwürfen Stellung nehmen, sobald er am Dienstag von seinem Staatsbesuch aus Frankreich zurückgekehrt sei. Zurzeit könne nur so viel gesagt werden: Der Minister und seine Mitarbeiter hätten zu jedem Zeitpunkt nur das Wohl und die Sicherheit der Bevölkerung im Sinn gehabt. Zu keiner Zeit seien bewusst falsche Informationen an die Presse weitergegeben worden. Das Ministerium werde alles menschenmögliche tun, um herauszufinden, ob es sich vorliegend um bedauerliche Missverständnisse handele, oder ob hinter der ganzen Angelegenheit vielleicht sogar Personen stünden, die im Auftrag von dem, dessen Namen nicht genannt werden dürfe, bewusst die Bevölkerung verunsicherten, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Wir dürfen alle gespannt sein, wie sich diese verwirrende und undurchsichtige Angelegenheit weiter entwickeln wird.

Anthony Berrenger, für den Tagespropheten."

"Endlich schreibt mal einer die Wahrheit", sagte Harry begeistert.
"Find ich ganz schön mutig von dem Reporter", pflichtete Ron Harry bei, "ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der mit so einem Artikel seinen Job riskiert."
"Merkwürdig finde ich das ganze schon." Hermine rieb sich nachdenklich die Stirn. "Ich finde es natürlich auch richtig, dass die Wahrheit veröffentlicht werden soll, aber dieser Artikel ist irgendwie seltsam, ich meine, wenn man bedenkt, wie ministeriumskonform der Tagesprophet normalerweise ist, wundere ich mich einfach, dass so ein Artikel überhaupt veröffentlicht worden ist."
"Vielleicht ist ja der Chefredakteur krank", mutmaßte Harry, "und sie mussten mal einen anderen, Vernünftigeren ranlassen. Ich bin jedenfalls froh, dass die jetzt damit anfangen, die Wahrheit zu schreiben."
"Ich weiß nicht", erwiderte Hermine zweifelnd, "ich werde das Gefühl nicht los, dass da noch mehr dahinter steckt, als die plötzliche Wahrheitsliebe des Tagespropheten. Ich bin jedenfalls sehr gespannt, was bei der Sache noch herauskommt. Und jetzt müssen wir zu Pflege magischer Geschöpfe."

Harry sah interessiert zum Lehrertisch hinüber. Die Lehrer schienen ausnahmslos in angeregte Gespräche vertieft zu sein. Wahrscheinlich diskutierten sie auch über den Artikel im Tagespropheten.

***



Am Dienstag nach der letzten Stunde des Nachmittagsunterrichts verließ Violet Fenwick ihr Klassenzimmer, um in ihre Privaträume hinüberzugehen. ‚Heute Abend, wenn James im Bett ist, könnte ich damit anfangen, diesen Trank zu brauen', dachte sie gleichermaßen aufgeregt und schuldbewusst. Violet hatte am Montagmorgen vom Direktor die Erlaubnis erhalten, den freien Raum, der sich neben ihrem Schlafzimmer befand, als Labor zu nutzen. Gestern Abend hatte sie den Raum eingerichtet und ihre Zaubertrankutensilien in die Schränke und Regale geräumt. Alle Zutaten, die sie brauchen würde, um diesen Trank, mit dem sie beabsichtigte, endgültig herauszufinden, was Snape im Schilde führte, zu brauen, standen Violet zur Verfügung. Nur eine Zutat fehlte ihr noch: ein Teil von Snape. Doch darüber machte sich die Lehrerin keine Sorgen. Wie Violet dem Rezept entnahm, das sie von diesem südafrikanischen Magier erhalten hatte, würde es nur drei Tage dauern, um den Trank fertig zu stellen. Der Teil der Person, zu welcher man eine Verbindung herstellen wollte, war das Letzte, was dem Trank beigegeben werden musste. Dann folgten noch die erforderlichen Beschwörungsformeln. Violet war sich sicher, dass sie es schaffen würde, unbemerkt in den Besitz eines von Snapes langen schwarzen Haaren zu kommen, wenn es so weit sein würde.

Die Lehrerin beschloss, heute noch nicht mit dem Brauen des Trankes zu beginnen. Alleine schon die Gewissheit, dass sie es nun jederzeit tun könnte, beruhigte sie. Doch, unabhängig davon, ob sie diesen unsäglichen Trank jemals brauen würde, war Violet glücklich darüber, dass ihr jetzt wieder ein richtiges Labor für ihre Forschungen zur Verfügung stand. Schon seit ihrem ersten Jahr in Hogwarts war Violet eine begeisterte Zaubertrankbrauerin. ‚Seltsam', musste die junge Frau unwillkürlich denken, ‚dass ich diese Begeisterung ausgerechnet mit Snape gemeinsam habe.'

Als die Lehrerin an Snape dachte, kam ihr unwillkürlich die Szene während der gestrigen Stunde mit den Sechstklässlern von Gryffindor wieder in den Sinn. Wütend über sich selbst stellte Violet fest, dass ihr immer noch heiß wurde, wenn sie daran dachte, dass ausgerechnet Snape während dieses Durcheinanders in ihr Klassenzimmer gekommen war. Warum machte ihr das eigentlich so viel aus? Es konnte Violet doch völlig gleichgültig sein, was dieser arrogante Kerl von ihr hielt.

Violet schüttelte energisch den Kopf. Nein, jetzt wollte sie nicht weiter über diese Blamage nachdenken.
als die Lehrerin ihre Wohnzimmertür öffnete, hörte sie ein seltsames Platschen sowie Winkys und James' Stimmen. Die Geräusche kamen eindeutig aus dem Badezimmer. ‚Komisch, warum badet sie denn James um diese Zeit?' Violet öffnete die Tür zu dem kleinen Flur, der zum Badezimmer führte. Auf dem Boden vor ihr breitete sich eine immer größer werdende Wasserlache aus. Mitten im Badezimmer, dessen Tür offen war, stand ein riesiger bis zum Rand mit Wasser gefüllter Eimer. Winky war anscheinend damit beschäftigt, den sich mit aller Kraft wehrenden und heftig schreienden James davon abzuhalten, sich kopfüber in den Eimer zu stürzen. Violet stellte fest, dass die Hauselfe völlig durchnässt war, so, als hätte sie selbst gerade erst ein Bad genommen.

"James auch", schrie das Kind wütend und versuchte, sich Winkys Griff zu entwinden, "Wasser", fügte er nachdrücklich hinzu und brach in ein wildes Wutgeschrei aus, weil er offensichtlich seinen Willen nicht bekam.
"Sie sind sehr ungezogen, kleiner Sir", piepste Winky, nach Atem ringend. Offenbar hatte sie gar nicht bemerkt, dass Violet da war. "Winky hat gesagt, Sie sollen im Wohnzimmer bleiben, Master James, aber Sie haben nicht auf Winky gehört und sind ihr einfach nachgelaufen. Winky ist eine schlechte Hauselfe, deshalb muss sie..."
"Was soll denn dieses Theater hier bedeuten?", fragte Violet mit scharfer Stimme dazwischen und ging patschend ins Badezimmer hinüber.
"Gut, dass Sie da sind, Professor-Madam", sagte Winky erleichtert, "der kleine Sir is heute sehr ungezogen."

Erst jetzt bemerkte Violet, dass die Stimme der Hauselfe irgendwie verschwommen klang und dass sie beim Sprechen lallte.

James hatte den Augenblick, in dem Winky abgelenkt war, sofort ausgenutzt und sich mit einem Freudenschrei kopfüber in den Eimer gestürzt. Merkwürdigerweise fiel der Eimer bei dieser Aktion des Kindes nicht um, er schlingerte nicht einmal, sondern blieb, wie festgeklebt, an derselben Stelle stehen. Als James keine Luft mehr bekam, schlug seine Freude jäh in Panik um und das Kind begann, wie wild zu strampeln. Violet sprang vor und befreite ihren Sohn. Kaum hatte sich die Lehrerin wieder aufgerichtet, den tropfnassen, prustenden James auf dem Arm, da steckte Winky ihren Kopf so tief, wie es ihr nur irgend möglich war, in den Eimer und machte keinerlei Anstalten, ihn wieder herauszuziehen.

"Bist du verrückt geworden?", schrie Violet entsetzt. "Hör sofort auf mit diesem Unsinn. Du erstickst ja noch."

Winky tauchte aus dem Eimer auf, wobei sich immer mehr Wasser auf dem Boden verteilte und rang keuchend nach Atem.
"Winky muss das tun", sagte sie dann. "Winky ist eine schlechte Hauselfe, sie muss sich schwer bestrafen."
Schon wieder war ihr Kopf im Eimer verschwunden.
"Jetzt hör endlich auf damit", schrie Violet mit sich vor Wut überschlagender Stimme. "trockne dich ab, so gut es geht und dann komm ins Wohnzimmer. Ich muss James frische Sachen anziehen, damit er sich nicht erkältet." Violet zog dem nun leise weinenden James die nassen Kleider aus, trocknete ihn ab und ging dann mit dem Kind ins Wohnzimmer hinüber.

Nach etwa fünf Minuten wankte die Hauselfe zitternd herein. Sie konnte sich kaum auf den Beinen halten.
"Ich erwarte eine Erklärung für diesen Unsinn", sagte Violet knapp, "und sieh mich bitte an, wenn du mit mir sprichst."
Winky hob zögernd ihren Blick, den sie zuvor auf ihre Füße gerichtet hatte. "Winky ist eine schlechte Hauselfe", begann sie mit unsicherer, schwankender Stimme und dicke Tränen kullerten ihr über die Wangen, "Winky musste sich bestrafen für das, was sie getan hat. Winky hat sogar ihre Magie benutzt, damit der Eimer nicht umfällt und Winky sich richtig bestrafen kann. Professor-Madam hätten Winky nicht davon abhalten sollen, dass sie sich bestraft. Winky ist eine sehr, sehr schlechte Hauselfe."
"Nun komm endlich zur Sache! Ich will endlich wissen, warum du dieses Theater hier veranstaltet hast."
"Winky hat etwas schlimmes getan", schluchzte die Hauselfe, "sie hat sich nicht an das Versprechen gehalten, das sie Professor-Madam gegeben hat. Winky hat drei Flaschen Butterbier getrunken, als der kleine Sir heute Nachmittag geschlafen hat."
"Das ist noch lange kein Grund, meine Wohnung zu überschwemmen", sagte Violet und funkelte die Hauselfe wütend an, "ich verbiete dir ein- für allemal, dich selbst zu bestrafen. Dieser Blödsinn führt zu überhaupt nichts. Und vor allem dulde ich nicht, dass du James mit derartigen Handlungen verängstigst. Wenn du noch einmal so einen Unsinn veranstaltest, muss ich dich wegschicken und eine andere Hauselfe bitten, deine Aufgabe zu übernehmen."
Violet bereute ihre letzten Worte sofort, denn bei diesen war Winky in ein lautstarkes Schluchzen ausgebrochen. Die Hauselfe zitterte nun so heftig, dass sie sich nicht länger auf den Beinen halten konnte und schließlich vor Violet am Boden kauerte.
"Bitte, schicken Sie Winky nicht fort, Professor-Madam! Winky weiß, dass sie eine schlechte Hauselfe ist, aber sie würde die Schande nicht ertragen, noch einmal fortgeschickt zu werden." Die Hauselfe begann erneut, mit ihrer durchdringenden Piepsstimme anhaltend zu schluchzen.

James, dem das seltsame Verhalten seines Babysitters offenbar Angst machte, klammerte sich hilfesuchend an seine Mutter. Violet strich dem Jungen beruhigend über den Kopf und sagte: "Du musst keine Angst haben, James. Winky ist krank und wir müssen uns jetzt um sie kümmern."

Der sanfte Ton in Violets Stimme musste auch Winky etwas beruhigt haben, denn ihr Schluchzen wurde schwächer.
"Komm her zu mir, Winky." Die Elfe erhob sich mühsam und wankte zu Violet, die auf dem Sofa saß, hinüber und blieb vor ihr stehen. Winky schwankte jedoch so heftig, dass Violet befürchtete, sie würde wieder das Gleichgewicht verlieren. Die Lehrerin ergriff Winkys Arm und zog sie neben sich auf das Sofa.
"Winky ist eine schlechte Hauselfe", flüsterte diese nun resigniert, "sie hat nicht einmal mehr ihre Hauselfenehre, sitzt neben einer Hexe. Oh, welch eine Schande. Aber wenn Winky fortgeschickt wird, ist sowieso alles egal."

Die Hauselfe holte tief Luft, was Violet befürchten ließ, dass sie gleich wieder in ihr durchdringendes Schluchzen ausbrechen würde. "Nicht, Winky", sagte sie nachdrücklich und sah ihr Gegenüber streng an, "James hat sich gerade etwas beruhigt und es gibt keinen Grund für dich, wieder mit dem Geschrei anzufangen. Ich werde dich nicht wegschicken."

Winkys Gesichtszüge entspannten sich bei diesen Worten etwas.
"Und jetzt sag mir, warum du das Butterbier getrunken hast." Violet blickte die Hauselfe aufmunternd an.
"Winky hat den Schmerz nicht mehr ertragen. Heute ist der Geburtstag vom jungen Mr. Barty. Winky weiß, dass Master Barty schreckliche Sachen gemacht hat, aber Winky hatte ihn sehr lieb. Sie hat ihn ja schon gekannt, als er noch kleiner war, wie der kleine Sir jetzt ist. Master Barty ist nicht immer böse gewesen. Winky wollte, er wäre tot, anstatt das, was sie mit ihm gemacht haben. Winky musste mit ansehen, wie dieser schreckliche Dementor kam und - Mr. Barty - die Seele ausgesaugt hat." Die Hauselfe begann, nun wieder heftiger zu zittern und zu schluchzen und Violet legte impulsiv einen Arm um sie.
"Winky hat immer wieder dieses schreckliche Bild vor sich, wenn sie die Augen schließt, um zu schlafen. Winky weiß, dass sie eine schlechte Hauselfe ist, wenn sie das sagt, aber niemand kann so schreckliche Sachen gemacht haben, dass er so was Entsetzliches verdient hat."
"Nein", sagte Violet mit kalter, ausdrucksloser Stimme, "niemand hat so ein Schicksal verdient." Das Gesicht der Ex-Aurorin war zur Maske erstarrt, doch in ihren Augen spiegelten sich Hass und Verzweiflung wieder.
Winky versuchte entsetzt, vor ihr zurückzuweichen. "Bitte, seien Sie nicht böse auf Winky", flehte die Hauselfe, "Winky hat Angst, wenn Professor-Madam Winky so ansieht."

Violet atmete tief durch, um sich wieder unter Kontrolle zu bringen und sagte, bemüht darum, ihrer Stimme wieder einen freundlichen Klang zu geben: "Beruhige dich, ich bin nicht böse auf dich. Ich kann sehr gut verstehen, wie dir zumute ist, nachdem, was du erlebt hast. Doch wir können nicht mehr ändern, was geschehen ist und müssen lernen, damit zu leben. Versuch jetzt, zu schlafen. Morgen wird es dir wieder besser gehen."
Violet bemerkte, dass Winkys Kleidung immer noch feucht war. Sie zog ihren Zauberstab und beschwor einen heißen Luftstrom herauf, der alles trocknete. Dann breitete sie eine Decke über die Hauselfe, die sich ohne weiteren Protest auf dem Sofa zusammengerollt hatte. James war inzwischen ebenfalls eingeschlafen. Violet trug ihn hinüber zu seinem Kinderbettchen und legte ihn hinein. Dann erhob sie sich, um die Überschwemmung in Flur und Badezimmer zu beseitigen.

Nachdem das erledigt war, ging die Lehrerin hinüber zum Kamin, nahm eine Prise Flohpulver aus einer kleinen Dose, die auf dem Kaminsims stand und rief Dobby. Nach wenigen Minuten klopfte es an der Wohnzimmertür und der Hauself trat ein. Violet hatte Dobby schon kennen gelernt, so dass sie sich nicht weiter über seine seltsame Aufmachung wunderte. Auch heute hatte er wieder unzählige Kleidungsstücke übereinander angezogen.

"Hallo, Dobby", sagte Violet freundlich, "schön, dass du so schnell gekommen bist."
"Guten Tag, Professor Fenwick, Madam", sagte der Hauself und verbeugte sich tief, "was kann Dobby für Professor Fenwick, Madam tun? Dobby fragt sich, ob Sie ihn wegen Winky gerufen haben?"
"Ja, es geht um Winky."

Dobbys Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. Er ließ suchend seinen Blick im Zimmer umherschweifen, bis er die zusammengerollte Hauselfe auf dem Sofa entdeckte.
"Natürlich wird Dobby Winky helfen. Darf Dobby Professor-Madam fragen, ob Winky - nun ja, es ist Dobby sehr peinlich, aber er hat schlimmste Befürchtungen - Madam. Schläft Winky, weil sie wieder Butterbier getrunken hat?"
"Ja, sie liegt hier auf dem Sofa und schläft ihren Rausch aus."
"Es ist Dobby sehr unangenehm, dass Winky Ihnen solche Umstände macht, Professor. Dobby fühlt sich irgendwie für Winky verantwortlich, Madam. Dobby wird Winky sofort aufwecken und mit nach unten nehmen, damit sie Sie nicht länger stört."
"Nein, Dobby, das ist nicht der Grund, warum ich dich gerufen habe. Ich denke, Winky ist auf meinem Sofa im Moment am besten aufgehoben, aber ich möchte dich um einen anderen Gefallen bitten, wenn das deine Pflichten zulassen. Könntest du dich morgen, wenn ich im Unterricht bin, ein bisschen um Winky und James kümmern. Ich glaube nicht, dass es ihr morgen schon wieder so gut geht, dass sie es alleine schafft, den ganzen Tag für James zu sorgen."
"Natürlich tut Dobby das gerne, Madam", piepste der Hauself und strahlte Violet aus seinen grünen tennisballgroßen Augen an, "er hat ja jetzt wieder viel mehr Zeit, wo Miss Granger aufgehört hat, diese Hüte und Socken überall im Gryffindorturm zu verstecken. Jetzt machen die anderen Hauselfen auch wieder dort sauber und Dobby muss nicht mehr alles alleine machen."

Violet wusste zwar nicht, wovon Dobby da redete, aber sie war erleichtert, dass Winky morgen Unterstützung hatte.
"Danke, Dobby", sagte die Lehrerin abschließend, "du kannst jetzt gehen."
"Es ist für Dobby eine große Ehre, Professor Fenwick Madam zu helfen. Besonders, wo er sieht, dass Sie so gut zu Winky sind und sie sogar auf Ihrem Sofa schlafen lassen", sagte Dobby und wandte sich zum Gehen.
"Unsinn", erwiderte Violet scharf, "ich bin nicht gut zu Winky, ich will einfach nur, dass sie sich bald wieder um James kümmern kann."

Nachdem Dobby gegangen war, erhob sich Violet mit zitternden Knien. Winkys Erzählung hatte Erinnerungen in ihr geweckt, über die sie sich energisch verbot, jetzt nachzugrübeln. Mit festen Schritten ging die Ex-Aurorin zum Wohnzimmerschrank und goss sich einen doppelten Feuerwhiskey ein, den sie in einem Zug austrank. Nachdem Violet noch eine Karaffe mit Wasser und ein Glas für Winky auf den Tisch neben dem Sofa gestellt hatte, ging sie hinüber in ihr Büro, um noch einige Arbeiten zu korrigieren, bis James wieder aufwachen würde.



 Kapitel 11

 

 

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