Kapitel 8: Geständnisse
Severus Snape lief hektisch durch die Gänge Hogwarts.
"Komm wir verziehen uns, da kommt wieder dieses Ekelpaket, ich habe keinen Bock noch Punkte für meine Anwesenheit zu verlieren..."
"Sieh mich nicht, bitte sprich mich nicht an, ich war's sicher nicht..."
"Da geht er wieder dieser schleimige Snape, ich würde es ihm gern mal heimzahlen, wie er mich letzte Stunde so gedemütigt hat..."
"Whuu, disapparieren, so eine Disziplinarstrafe, wie er mir das letzte Mal reingedrückt hat, möchte ich nicht wieder bei meinem Kollegen einsacken..."
Überall, wo er ging hörte er die Gedanken der Schüler und Lehrer, die ihn betrafen. Er spürte die Angst körperlich, die sie ergriff. Er spürte Ekel, Frust und Hass. Er hörte eiskalte Worte der Anerkennung, in denen Verachtung mitschwang. Er hörte die Bilder wispern: "Er sieht heute noch ätzender als sonst aus... so richtig krank" – "Ach, der ist doch immer krank" – "war mal anders" – "lang vorbei"...
Drei ganze Nächte war er von Albträumen geplagt gewesen. Jede einzelne seiner Taten hatte er wieder und wieder erlebt. Er hatte die Angst der Delinquenten gespürt. Er sah sich im Spiegel der Eitelkeiten. Er erfuhr die kalte Fassade der Deatheater, das Grauen, das von Lord Voldemort ausging. Er erlebte immer wieder den Mord an den Potters, dem er mit kurzer Genugtuung geschildert bekam. Mord, Gemetzel, Duelle. In kurzen Momenten erinnerte er sich an die Wärme Dumbledores, der ihn in Hogwarts aufnahm. An seine Hoffnung auf einen Neuanfang. Er träumte sich in sein Labor und braute mit Hingabe Tränke des Todes und der Qual. Er sah seine große Liebe Alraunis wie sie sich die Pulsadern aufgeschnitten hatte, als er zu den Deatheatern gegangen war...
Mühsam schleppte er sich in sein Labor. Da musste er durch. Nicht aufgeben. Sie würde doch da sein und ihm wie die letzten Tage Halt geben?? Die 5. Klasse hatte Unterricht, Gryffindor. Er wollte gar nicht hören, was dieser Potter von ihm dachte...
Harry und Hermione rannten den Gang entlang, keuchend von den vielen Treppen. Sie rannten fast in Dumbledore hinein, der um die Ecke bog. "Snape" schnauften sie. "Was ist mit Professor Snape?" "Er hat wohl einen Zusammenbruch, er hat mit den Händen auf sein Pult eingetrommelt, dann hat er alle Kessel von den Feuerstellen gefegt und ist schreiend auf den Boden gesunken..."
Albus Dumbledore flog fast den Weg. Hatte Severus doch recht und diese Solaris hatte ihm etwas angetan... Er sah mit dem ersten Blick, dass die Situation ärger war, als er angenommen hatte. Snape lag unzusammenhängende Worte stammelnd auf dem Boden. "Ronald Weasley, würdest du mir bitte tragen helfen? ..." Gemeinsam schleppten die beiden Snape auf die Krankenstation.
Madame Pomfrey schüttelte nur den Kopf. "Da kann ich nichts ausrichten, das ist ein Bannzauber, normalerweise zeitlich begrenzt. Ich kann ihn höchstens ein wenig ruhig stellen und ans Bett fixieren, damit er niemandem Schaden anrichten kann."
Dumbledore wartete still in Sichtkontakt von der Krankenstation. Er hatte kaum eine Viertelstunde dort gesessen als Solaris sich näherte. Sie war ebenfalls in schlechter Verfassung. Er sah, wie Madame Pomfrey sie gegen ihre vehement vorgetragene Bitte abwies. Sie setzte sich trotzig vor die verschlossene Türe begann vor und zurück zu wiegen und zu singen. Es klang beschwörend und traurig, zärtlich und sphärisch zugleich. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt ihr Blick richtete sich apathisch auf die Wand. Als sie geendet hatte stand Dumbledore direkt vor ihr: "Können wir jetzt reden?" Sie blickte auf die Tür, nickte dann und folgte Dumbledore in sein Zimmer.
Sie saßen sich einige Zeit schweigend gegenüber.
Dumbledore wandte sich ihr zu: "Was ist los?
"Ich..." fing sie an und schaute hilflos vor sich hin.
"Einfachere Frage: was wolltest du in der Krankenstation?"
Sie richtete sich in ihrem Stuhl auf. "Snape, Professor Snape... , ich wollte sehen, wie es ihm geht".
"Es geht ihm schlecht, kann einige Zeit dauern, bis er wieder zu sich kommt".
Sie wollte aufstehen: "ich kann ihn jetzt nicht allein lassen...
"Er hielt sie zurück: "sag mir warum?" Dumbledore richtete einen zornigen Blick auf sie "was hat du ihm gegeben?".
Sie zögerte kurz, dann sprudelte sie mit Erzählung was geschehen war nur so heraus – die Passagen, die über ihre persönlichen Gefühle gingen ließ sie wohlweislich heraus.
Dumbledore schüttelte den Kopf. Severus musste sicher tausend Qualen leiden, all dies noch einmal... doch es musste wohl richtig sein, wenn Severus den Trank wohlwissend genommen hatte. Er sah, dass sie die Wahrheit gesprochen hatte, stellte ihr, da sie völlig erschöpft wirkte einen großen Becher Kakao hin. Sie war wieder ganz in sich versunken und summte vor sich hin. Als er ihr den Becher in die Hand drückte, schreckte sie auf. "Er muss durchkommen, es wäre so sinnlos, das alles, ich muss da sein ihm Kräfte geben..." Sie kippte den Becher Kakao herunter. "Bitte, Professor, lassen Sie mich zu Severus...".
"Severus... höre ich da noch mehr als das, was Sie mir erzählt haben..."
Ihr Gesicht färbte sich puterrot, plötzlich war auch die Sonne auf ihrer Stirn zu sehen, die sie bis jetzt mit einem Spruch verbergen konnte.
"Memorandum mit Liebeswurz..."
Sie schaute ihn giftig an.
"Dieser Liebeswurz ist doch nichts echtes... man weiß nie..."
"ob der andere auch etwas für einen empfindet...?"
Dumbledore schaute sie durchdringend an.
"Ja..."
"Und jetzt..."
Sie zupfte nervös an ihrem Umhang... "er ist meine Bestimmung..." murmelte sie.
"Du weißt, was ich meine..."
"Ja, verdammt ich liebe ihn! Er hat mich mit dem ersten Blick gefangen, ich könnte ihm stundenlang zuschauen, wenn er seine Tränke bereitet, ich wollte ihn berühren, mehr..."
"obwohl er ...."
"ein Mörder ist...? Ja. Er wird den Weg der Vergebung finden. Dass er durch die Hölle führt, gehört dazu."
"Kannst du dir vorstellen, was das für eine Hölle ist Solaris?
Sie nickte leise. "darf ich jetzt zu ihm, bitte!"
Dumbledore nickte und begleitete sie zur Krankenstation zurück. Er flüsterte mit Madame Pomfrey und bat diese sich auch gleich um Solaris zu kümmern.
Solaris hatte einige Aufbauspritzen bekommen und saß jetzt an Snapes Bett. In aller Ruhe widmete sie sich seinem Gesicht, prägte sich jeden seiner Züge ein. Sie fuhr mit den Fingern in sein Haar und verharrte in dieser Geste. Dann legte sie sanft ihren Kopf auf seine Brust und schlief ein.
Madame Pomfrey sah die Beiden auf ihrem Weg durch die Station, er hatte wohl im Schlaf seinen Arm um sie gelegt. Sie lächelte und ging leise raus.
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