Sonne, Mond und Blitz

 

 

Zurück

 

Zurück zur 
Startseite


 

Kapitel 20: Visionen


Sie waren weit in den Wald vorgedrungen, langsam lichteten sich die Bäume, der Hain würde nicht mehr weit sein. Der ältere Mann mit den wehenden langen graumelierten Haaren und schwarzen Augen redete begeistert auf den jüngeren mit schwarzem schulterlangem Haar und grünen Augen ein, während er eilig voranschritt. 

"Luna hat vorgestern den Einberufungsbrief für Hogwarts bekommen..."
"Mensch ist die auch schon wieder elf, die Zeit rast vorbei, ich erinnere mich an meinen ersten Schultag als wäre es erst gestern gewesen. Gratuliere! Habt ihr schon in London eingekauft?" 
"Nein, sie wollte gemeinsam mit einer Freundin einkaufen gehen und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kann man machen, was man will... Jetzt rennt sie auch schon wieder irgendwo voraus."

"Mensch, rast doch nicht so!", rief von hinten atemlos eine junge rothaarige Frau, die ein kleines Kind mit leuchtend roten Haaren auf dem Rücken und ein anderes an der Hand mit dabei hatte. An ihrer Seite eine ältere Frau mit goldigem Haar, das mit feinen weißen Strähnen durchsetzt war. Auch sie war in Begleitung von zwei Kindern.

"Ich will nur nicht, dass uns Luna verloren geht, wenn sie so weit vorausläuft, geht nur langsam...", rief der Grauhaarige und schritt weiter aus.

Als sie die Lichtung erreichten blieben sie vor Schreck für Sekunden wie versteinert stehen. Eine schwarze Gestalt mit leuchtenden roten Augen hielt in seinen Armen ein Mädchen mit pechschwarzen Locken, die mit Blumen geschmückt waren. Sie schlug mit aller Kraft um sich und versuchte sich zu befreien, aus ihrem Mund waren einige unflätige Worte zu hören.

Der Schwarze lachte dämonisch. 
"Hahahahaha, das ist nun euer Schulkind, auf das ihr so stolz seid, nur schade, dass sie niemals nach Hogwarts kommen wird. Wer hätte auch gedacht, dass die Snapes mit den Weasleys einem gemeinsamen Hobby nachgehen würden..." Er packte das Mädchen fester.

"Ginny, kannst du noch auf Elio und Schämäsch aufpassen?", fragte die ältere Frau und schob ihr die neun und sieben Jahre alten Buben zu. "Am besten ihr zieht euch ein bisschen zurück."

"Ach, die Potters ziehen sich strategisch zurück, hahahahaha... dann wollen wir doch diese leidige Sache hinter uns bringen. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich gehen lasse, Severus, auch wenn du das Zeichen an deinem Arm irgendwie entfernt hast... das Gerede von ‚selbständiger schwarzer Magier' habe ich dir nie abgenommen... komm her, wenn du dich traust!" 
Der Rotäugige bannte das Mädchen mit einem Fluch an einen Baum und wandte sich dem Grauhaarigen zu. 
"Wenn jemand dir vor 15 Jahren gesagt hätte, dass du mit diesem Potter gemeinsame Sache machen würdest, hahahahaha, hättest du das doch nicht geglaubt... Naja, jetzt kann ich ja gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen..."

Die beiden Männer und die ältere Frau reichten einander die Hände und konzentrierten sich. Sie wirkten wie festgefroren bis sich von ihnen ein breites rotes Band aus Licht ausbreitete und das Mädchen erfasste. Es rührte sich. Der ältere Mann stürzte sich nach vorne um sie zu ergreifen. Der Rotäugige richtete seinen Zauberstab gegen ihn und murmelte einen Fluch. Etwa gleichzeitig streckten der Jüngere und die Frau ihre freien Hände gen Himmel, die anderen noch immer fest verbunden. Ein eigenartiges Zischen ertönte, dann löste sich der Rotäugige in einem leuchtend blauem explosiven Lichtblitz auf. Ein Strahl ging von ihm aus und traf noch den älteren Mann. Dieser brach neben dem Mädchen zusammen.
"Papaaaaaa!" Ein gellender Schrei drang in die Stille.

Noch paralysiert von der Überraschung wie schnell und wie machtvoll Lord Voldemort sein Ende gefunden hatte, begannen die anderen erst langsam zu verstehen, was geschehen war. Die ältere Frau rannte so schnell sie konnte zu ihrem Mann. Sie stand da wie angegossen und betrachtete ihn, regungslos vor Schrecken. Der jüngere Mann kümmerte sich um das Mädchen. Er nahm es in den Arm und blieb mit ihr stehen. Jetzt beugte sich die Frau über den Grauhaarigen. Sie strich sanft über sein Haar, das sich weich um seinen Kopf breitete. Sie zog mit ihren Fingern die Falten in seinem Gesicht nach, die Zornesfalte auf der Stirn, die strengen Falten am Mund und etliche Lachfältchen an den Augen. Sie blickte in den erfreut-erstaunten Gesichtsausdruck. Er hatte ihn noch sterben gesehen... 
Dann sank sie mit einem Aufschrei auf seinen leblosen Körper. "Severus, neiiiin!"

***

"Severus, neiiiin!" Solaris sprang mit einem Satz auf, sie war völlig verstört. 
Snape war durch ihren Schrei ebenfalls aus dem Schlaf gerissen worden und sah besorgt die erstarrte Frau an seiner Seite, die am ganzen Leib zitterte. Er war noch etwas benommen, er hatte sicher kaum eine Stunde geschlafen in dieser Nacht...

Mit ruhigen Handbewegungen machte er aus dem Teppich eine dicke Matte, entfachte neu das Feuer im Kamin und zauberte einen riesigen Quilt herbei mit dem er Solaris zudeckte. Er drückte sie sanft auf die Matte zurück. "Du hast geträumt, Liebes, alles in Ordnung!" Als sie nicht aufhörte, kroch er zu ihr unter die Decke und drückte sie eng an sich. Er streichelte sie beruhigend über den Bauch bis sie in stille Tränen ausbrach. 

"Was ist los? Willst du mir nicht erzählen, was du geträumt hast?"
Solaris taute langsam auf, wie abwesend fuhr sie durch seine Haare und zog die Linien in seinem Gesicht nach. Sie legte ihren Kopf auf seine Brust und schluchzte.
"Hey, alles ist gut, du bist bei mir, es ist so wunderbar mit dir!"
Solaris drehte ihm den Rücken zu und begann langsam und stockend zu erzählen, was sie gesehen hatte.

Als sie geendet hatte, war es totenstill im Raum. Severus Snape hatte die Augen geschlossen und schluckte bitter. Er war so sicher wie sie, dass es sich hier nicht einfach um einen Traum, sondern um eine Vision handelte. Seit er Troida war, hatte er schon das eine oder andere vorrausgesehen. Warum musste immer so etwas kommen, wenn es gerade anfing aufwärts zu gehen. Warum musste jetzt der Tod seine Geschichte erzählen, wo er doch gerade in die Tiefen des Lebens vorgedrungen war... Er bewegte den Traum immer und immer wieder in seinen Gedanken und schaukelte dabei sanft Solaris um sie zu trösten.

Nach einer Weile drehte er sie herum und schaute sie direkt an.
"Weine nicht um mich, Solaris. Sieh es einmal anders, der Traum erzählt von mindestens elf Jahren, die wir gemeinsam verbringen dürfen, Jahre, die es schaffen noch Lachfalten in mein Gesicht zu zaubern, glückliche Jahre. Glückliche Nächte, die wir zusammen verbringen dürfen, drei Kinder, die ich noch heranwachsen sehen kann bis die älteste nach Hogwarts darf. Glückliche Jahre wohl mit Freunden, die uns begleiten, auch wenn ich mir das heute von Potter nicht vorstellen kann und der Weasley... Ich habe so viele Jahre an die Dunkelheit verloren. Ich kann dankbar sein, wenn ich das Ende dieses Monsters miterleben darf, wenn es auch nur in der letzten Sekunde meines Lebens ist... Elf geschenkte Jahre... lass uns keine Zeit vergeuden, diese Jahre auch zu genießen, was immer auch kommen mag..."

Er zog eine Spur von leichte Küssen über ihren Körper bis sie nachgab und in seinen Zärtlichkeiten versank... Sie würden zusammenbleiben, - wie sagte Voldemort - "wer hätte auch gedacht, dass die Snapes mit den Weasleys einem gemeinsamen Hobby nachgehen würden..." Die Snapes... Severus und Solaris Snape,... das sollten sie bald in die Wege leiten... und was für ein schönes Hobby... Snape lächelte und Solaris wusste, dass das der Anfang von vielen Lachfältchen sein würde.


Kapitel 19

 Kapitel 21

 

Zurück