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Kapitel 7: Die Autofahrt Teil 2


Severin erhob sich, ging zu Sid und stellte den Korb in den Kofferraum. Dann ging er zu Severus zurück, der noch immer nachdenklich und verwirrt auf der Decke saß und zog ihn auf die Füße. Severin warf die Decke auf die Rückbank, öffnete die Wagentür und schob den Tränkeprofessor auf den Fahrersitz, ging um den Wagen herum und setzte sich ebenfalls. Das alles war schweigend und recht schnell vonstatten gegangen. Nun drehte sich Severin zu Severus und sagte: "Okay, du drehst den Zündschlüssel, das ist das silberne Teil dort links unten, um. Wenn der Motor läuft, kommen wir zur nächsten Lektion."
Jetzt erst realisierte Severus, dass er nicht auf dem Beifahrer-, sondern auf dem Fahrersitz saß.

Die Gedanken jagten sich in seinem Kopf. Er sollte dieses komische Muggelteil fahren, das einen Namen hatte, obwohl es nicht mal lebendig war, das komische Geräusche von sich gab und von dem er keine aber auch wirklich absolut gar keine Ahnung hatte?! Nein, das konnte nicht gut gehen.

"Äh, warte mal. Ich soll fahren?", antwortete der völlig verdatterte Zauberer. "Aber ich weiß doch gar nicht wie man das macht. Ich habe sicher die Hälfte von dem was du vorhin alles erklärt hast vergessen." Bei den letzten Worten wurde er leicht rot.

"Es würde auch an ein Wunder grenzen, wenn es anders wäre", grinste Severin. "Ich habe Wochen gebraucht, ehe ich es drauf hatte."
"Wochen??" Severus schaute seinen Bruder schockiert an. "Ich.... das... nein, das kann ich nicht. Und wenn ich ihn kaputt mache?

Auf Severins gutes Zureden hin, versuchte Severus die Sache mit dem Zündschlüssel mal. Er wollte sich keinesfalls blamieren. Severin sollte nicht denken, dass er vielleicht feige wäre. Das würde er schon irgendwie hinkriegen. SO schwer konnte das nun auch wieder nicht sein, wenn selbst blöde, unfähige Muggel so was zuwege brachten, dann konnte er das doch mit links. 'Ha, das wär doch gelacht!', dachte er noch. Noch bevor Severin ihm sagen konnte, dass er einen Fuß auf der Bremse halten und den Zündschlüssel auch nach kurzer Zeit wieder loslassen sollte, machte der Wagen einen Satz nach vorn. Severus ließ vor Schreck den Zündschlüssel los und würgte den Wagen ab. (Okay Leute, ich weiß, dass man einen Automatik nicht abwürgen kann. Aber es war lustig, also hat Severus es geschafft.) Erschrocken und hilflos sah er zu seinem Bruder: " Jetzt hab ich ihn kaputt gemacht."

Severin, der sich im ersten Moment auch erschrocken hatte, seufzte. "Nein hast du nicht. Das war eben meine Schuld. Ich hab ihn auf Handschaltung umbauen lassen. Manchmal will man halt richtig fühlen, dass man Auto fährt. Ich kann zwischen beiden hin- und herschalten. Schau mal nach unten, da wo deine Füße sind. Da siehst du zwei Dinger, die nennt man Pedale. Das linke ist zum Gasgeben, also zum Beschleunigen, das rechte zum Bremsen. Wenn du den Wagen starten willst, musst du auf die Bremse treten und dann den Zündschlüssel umdrehen. Sobald du merkst, dass der Wagen anspringt, lässt du den Zündschlüssel los, sonst würgst du ihn wieder ab."
"Ich würge ihn?", fragte Severus erschrocken. Dann klopfte er auf das Armaturenbrett. "Entschuldige Sid, das wollte ich nicht."
Der Wagen gab einen grummelnden Laut von sich und Severin biß sich krampfhaft auf die Lippen und kämpfte mit einem erneuten Kichern. "Keine Sorge, das klang eben schlimmer als es ist", beruhigte er Severus. "Okay, und jetzt versuch es nochmal. Also den Fuß auf das linke Pedal und vorsichtig den Zündschlüssel umdrehen. Und sobald er reagiert, den Zündschlüssel loslassen. Dann sehen wir weiter

Der zweite Versuch gelang mit Abstand besser als der erste. Das Auto sprang an und stand ganz ruhig am Fahrbahnrand. Sid blubberte nun zwar ruhiger, aber immer noch etwas misstrauisch vor sich hin.

"Toll", lobte Severin, "und jetzt wollen wir fahren, deshalb..."
"...Ich will nicht fahren", unterbrach ihn Severus mit einem für ihn ungewohnt ängstlichen Blick.
"Keine Panik, dir passiert nichts. Sid achtet schon darauf, dass er sich keine Beule reinfährt", beruhigte ihn Severin und legte ihm die Hand auf den Oberarm. "Außerdem bleiben wir hier auf dem Feldweg, du kannst hier also nirgendwo gegen fahren. Also, hier auf dem Schaltknüppel siehst du die Zeichen ‚P', ‚R', ‚N' und ‚D'. Im Moment steht er auf ‚P', das heißt Parken. Du bewegst den Knüppel jetzt, bis er auf ‚D' steht, das heißt fahren. Gut, mach das mal jetzt."
Severus legte den Wahlhebel also auf "D" und wartete. Nichts geschah.
"Super", sagte Severin jedoch. "Und jetzt nimmst du langsam den Fuß von der Bremse."
Irritiert nahm Severus den Fuß von der Bremse und der Wagen rollte langsam los. "Oh je, er fährt los!", rief Severus, einer Panik nahe, riss die Hände hoch und ließ dabei das Lenkrad los.
Severin griff schnell ins Lenkrad und hielt den Wagen auf dem Weg. "Halt das Lenkrad fest, wir fahren noch gar nicht, wir rollen nur ein bisschen", versuchte er Severus zu beruhigen.
Der Wagen hielt jetzt sowieso von alleine an, weil der Weg hier wieder etwas aufwärts ging und Severus umklammerte vorsichtig das Lenkrad.
Severin griff um ihn herum, zog den Gurt hervor und gurtete seinen Bruder sicherheitshalber erst mal an. "Okay, und jetzt trittst du vorsichtig auf das rechte Pedal, das Gaspedal", sagte er anschließend.
Severus trat also auf das Gaspedal. Allerdings nicht gerade gefühlvoll, sondern genauso hart, wie er auf die Bremse getreten war.
Der Motor heulte auf, der Wagen machte einen Satz, schoß den Weg entlang und nur Severins beherzter Griff ins Lenkrad verhinderte, dass er darüber hinausschoß und in der Wiese landete, die sich auf der anderen Seite des Sandweges erstreckte.
Severus reagierte allerdings in seiner erneuten Panik völlig falsch. Anstelle den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, drückte er nun erst recht drauf, so dass der Wagen immer schneller wurde. "Er hält nicht an!", jammerte er entsetzt.
"Natürlich nicht, wenn du das Gaspedal durch das Bodenblech trittst", rief Severin, um den heulenden Motor zu übertönen. "Nimm mal den Fuß da unten wieder runter."
Severus folgte der Anweisung und der Wagen verlor langsam an Geschwindigkeit, bis er irgendwann nur noch ausrollte. Severus saß völlig verkrampft hinter dem Lenkrad, hielt es so fest umklammert, dass seine Knöchel weiß unter der Haut hervortraten und starrte mit schreckgeweiteten Augen irgendwohin nach vorne. "Das Muggelzeugs ist nichts für mich", murmelte er. "Ich hätte nie auf dich hören sollen. Lass mich hier sofort wieder raus." Severus versuchte aus dem Auto zu kommen. Da er aber schon wieder den Türgriff nicht fand, wollte er in seiner Panik versuchen über die Tür zu klettern. Auf halbem Weg hielten ihn jedoch zwei Dinge zurück. Das erste war der Gurt, der ihm einen ziemlich schmerzhaften Stoß in der Leistengegend verpasste und das zweite war Severins Hand an seiner Schulter. Letztere kam aber leider zu spät um zu verhindern, dass er durch den Gurt an seiner empfindlichsten Stelle getroffen wurde. Severus stöhnte kurz auf und fluchte dann: "Was ist das nur für ein Mist! Wie können Muggel denn nur mit so etwas leben?!"
"Sie lernen es und dann können sie es und du kannst es auch", meinte Severin mit sanfter Stimme. Severus sah ihn verwirrt an. Eben hatte sein Bruder wie Dumbledore geklungen... Schnell schaute er wieder nach vorne durch die Windschutzscheibe und umklammerte das Lenkrad.
"Gut, und jetzt machst du alles noch mal genau wie vorhin, nur dass du, wenn du den Fuß von der Bremse genommen hast, ganz behutsam auf das Gaspedal trittst. Du wirst sehen, dann klappt das wunderbar." Während Severin auf seinen Bruder einredete, stellte er den Hebel auf P zurück, damit es nicht gleich wieder eine Katastrophe gab.
Severus schloß kurz die Augen und konzentrierte sich. Was, wenn sein Bruder es den Schülern erzählen würde, dass er versagt hatte, bei so etwas einfachem, wie einer Muggelmaschine? Und wenn es ausgerechnet die Gryffindor erfuhren..... Und dort Longbottom?
Also noch mal.
Fuß auf die Bremse. Gut.
Zündschlüssel umdrehen. Gut.
Hebel auf D. Gut.
Fuß von der Bremse nehmen. Gut.
Fuß gaaanz langsam auf Gaspedal...
Der Wagen fuhr sanft an und rollte mit gemütlichen 5 km/h den Sandweg entlang.
Severin lächelte, erleichtert darüber, dass Severus nicht schon wieder ein Desaster erlebte, während sich Severus' Gesichtszüge nach einer Weile etwas entspannten.
Nach weiteren 100 Metern lächelte Severus - wenn auch noch etwas verkrampft. "Ich fahre", teilte er mit einem Hauch von Stolz in der Stimme mit.
"Ja, das tust du", lächelte Severin. "Wenn du willst und denkst dass du soweit bist, kannst du auch schneller fahren. Du mußt dazu nur kräftiger auf das Gaspedal treten."
"Mhm", nickte Severus und starrte weiterhin krampfhaft nach vorne.
Etwa einen Kilometer weiter traute er es sich dann auch zu, etwas stärker auf das Gaspedal zu treten. Der Wagen beschleunigte sanft.

Etwa eine Stunde später preschte Severus schon mit stolzen 20 km/h über die Sandwege, durch Wiesen und auch einige Wälder. Severin hatte sich entspannt zurückgelehnt und genoß einfach die Fahrt. Sein Bruder schien die Sache inzwischen im Griff zu haben. Zum Glück mußte er nicht schalten, da Severin inzwischen wieder umgeschaltet hatte.
Severus war total erleichtert, dass es mit dem Fahren jetzt doch einigermaßen klappte. Also hatte er doch nicht versagt. Gott sei Dank. Er fühlte sich nun sogar soweit sicher, dass er gerne noch schneller fahren wollte. "Severin, ich will jetzt aber auch mal auf der Straße fahren. Am besten so schnell wie du vorhin!", bat er. "Wie kommen wir denn jetzt da hin?"
Severin wurde von dieser Bitte unvermittelt aus seinen Tagträumereien gerissen. "Äh... was? Also wir wollen mal nicht gleich übertreiben. Im Moment fahren wir gemütlich 20 Kilometer pro Stunde, vorhin waren das ca. 180. Wir können uns gerne die nächste einsame Landstraße suchen, aber ich schlage vor, du gehst es langsam an." Er aktivierte das Navigationssystem, um sich zu orientieren. "Also", meinte er nach einer Weile, "du fährst da vorne links ab - nimm dazu die Geschwindigkeit runter, bisher bist du nur geradeaus gefahren - und an der nächsten Kreuzung rechts, dann immer gerade aus und dort kommt die Landstraße." Er lehnte sich wieder zurück und tat so, als ob er seine Aufmerksamkeit wieder der Landschaft widmen würde, aber insgeheim war er jetzt alarmiert und aufmerksam. So gut kannte er Severus nun noch nicht, um einschätzen zu können, wie dieser sich auf der Landstraße verhalten würde. Man würde sehen....
Severus gab sich größte Mühe, es so zu machen, wie Severin gesagt hatte. Sie fuhren weiter und erreichten ohne Zwischenfälle die Landstraße. Severus' Augen begannen zu leuchten. "Auf geht's Sid! Jetzt lass uns mal loslegen! Mal schauen was du so drauf hast!" Begeistert trat er auf's Gas und der Wagen sauste los. Sie fuhren zwar gerade mal 50 km/h, was aber reichte, als die erste leichte Kurve kam und Severus vergaß Gas wegzunehmen.
"O-oh", meinte Severin bloß und hielt sich spontan an Türgriff und Armaturenbrett fest.
Der Wagen schoss über den Fahrbahnrand hinaus und schlitterte erst über den Kies und dann in eine Wiese. Schockiert und panisch trat Severus auf die Bremse. Der Wagen kam inmitten einer Schafherde zum Stehen, die empört blökend Reißaus nahm. Severus war kurz davor zu hyperventilieren.
Severin zog die Finger aus dem Armaturenbrett und klopfte Severus beruhigend auf die Schulter. "Das wird noch. Brauchst nur ein bisschen Übung. Wir lassen den Wagen wieder zurück auf die Straße fahren, und dann kann es weitergehen."
Severus musste sich erst mal erholen. Der Schreck war ihm ganz schön in die Glieder gefahren. Er fühlte sich irgendwie noch hilfloser als vor dem ersten Start. Sids Laune schien sich auch nicht gerade gebessert zu haben. Er blubberte zunächst ziemlich aufgeregt vor sich hin und es war Severins Engelsgeduld zu verdanken, dass er überhaupt von alleine zurücksetzte, weil Rückwärtsfahren Severus bei weitem überfordert hätte. Das erschreckte Severus allerdings auch wieder, da er sich zwar daran gewöhnt hatte, dass der Wagen einen Namen hatte und manchmal komisch blubberte, aber dass er auch von alleine fahren konnte, hatte er bis dahin nicht gewußt. Severus glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. "Der Wagen kann alleine fahren? Ganz und gar allein?", fragte er.
"Ja, kann er", meinte Severin lächelnd. "Manchmal ist er auch recht eigensinnig. Willst du es für heute sein lassen?"
Doch Severus nahm allen Mut und alle Entschlossenheit zusammen und als Sid sich wieder zurück auf die Straße bugsiert hatte, fuhr er erneut an. Diesmal aber vorsichtiger. Das hatte aber zur Folge, dass sie nun mit 40 km/h dahinschneckten.
Severin schaute verstohlen auf die Uhr. Wenn das so weiter ginge, würden sie sicher erst mitten in der Nacht ankommen und eine Nachtfahrt würde Severus sowieso noch überfordern. "Was hältst du davon, wenn Sid dir zeigt, wie es geht. Du mußt nur das Lenkrad festhalten und die Füße auf den beiden Pedalen lassen. Normalerweise nimmt man ja nur den rechten Fuß für beide Pedale. Aber nimm du diesmal bitte beide, damit du das Spiel der Pedale besser fühlen kannst. Sid macht den Rest und du kannst fühlen, wie er in welcher Situation reagiert. Du darfst nur nicht eingreifen, Sid weiß was er tut. Er wird uns nicht in Gefahr bringen. Was hältst du davon?" Gespannt schaute er seinen Bruder an.
"Hmmm, das wäre gar nicht schlecht", gab Severus zu. "Und wie macht man das, dass er allein fährt?"
Severin lächelte und klopfte auf das Armaturenbrett. "Sid, fahr nach Hause, aber bitte zivilisiert."
Der Wagen gab plötzlich ein Seufzen von sich. "Wird ja auch mal Zeit, dass der Experte wieder zum Zug kommt", meinte er mit einer tiefen, wohlklingenden Stimme.
Severus machte tellergroße Augen und stotterte: "Der....der....der redet ja.....!" "Sicher redet er", antwortete Severin nach außen hin gleichmütig, während es ihn innerlich schon wieder fast zerriss, so musste er gegen ein Lachen ankämpfen. "Wie hätte er sich denn sonst den Namen Sid aussuchen können? Ich hatte es ihm nur verboten, damit du dich erst mal in Ruhe an ihn gewöhnen kannst."
Severus warf nun ebenfalls verstohlen einen Blick auf seine Uhr. "Können wir jetzt nach Hause?", bat er. "Ich bin für heute wirklich etwas mit Eindrücken überflutet worden...." Hilflos und bittend sah er seinen Bruder an.
"Klar, gerne." Severin nickte und meinte dann wieder zu Sid. "Sid, du weißt was du tun sollst."
"Geht klar Chef", meinte Sid und fuhr an.
Severus, der die Füße auf den Pedalen gelassen hatte, konnte fühlen, wie sich das Gaspedal nach unten durchdrückte. Der Wagen beschleunigte erst mal auf 80 km/h und hielt diese Geschwindigkeit eine Weile. Da Severus auch die Hände am Lenkrad behalten hatte, konnte er jede Bewegung fühlen und spüren, wie weit der Wagen das Lenkrad drehte, wenn es in Kurven ging. Severus musste zugeben, dass das Spaß machte. Es war fast wie selber fahren, nur dass er sich jetzt entspannt zurücklehnen konnte und keine Angst haben musste, den einzigen Baum im Umkreis von 50 Kilometern zu erwischen. Es war ein seltsames Gefühl, das Spiel der Pedale unter den Füßen zu fühlen, wenn Sid in den Kurven abbremste und danach wieder beschleunigte. Nach einer Weile beschleunigte der Wagen weiter und bald zeigte der Tacho eine Geschwindigkeit von 150 km/h an.
Auf diese entspannte Art machte es Severus irrsinnigen Spaß zu fahren. Doch plötzlich hatte er das Gefühl, dass er sich bei Sid entschuldigen müsse. "Du...ähm...Sid. Ich ....äh....es tut mir echt leid, dass ich mich so ungeschickt angestellt habe. Und das mit den Schafen vorhin war auch keine Absicht." Er kam sich allerdings dennoch etwas blöd vor, mit einem Muggelgegenstand zu reden.
"Ist schon in Ordnung", erklang wieder die Stimme von Sid. "Sie hätten die ersten Fahrkünste von Severu... ich meine Severin sehen sollen. Mir taten noch tagelang die Schaltkreise weh. Im Vergleich dazu haben Sie sich wirklich gut gemacht, glauben Sie mir. Wenn nicht, hätte ich irgendwann schon von selbst eingegriffen."
Severin errötete leichte und räusperte sich. "Mußte das grad sein?", beschwerte er sich beleidigt.
Severus lachte über den Beinahe-Versprecher. "Du kannst tatsächlich deinen Eigentümer nicht von mir unterscheiden!" Doch irgendwas war da seltsam, überlegte er dann. "Woran liegt denn das?" erkundigte er sich daher bei Sid.
"Ist das ein Wunder, bei der Namensähnlichkeit", brummte Sid. "Wir sind übrigens in einer knappen halben Stunde am Ziel. Nur so als Info."
"Du warst also als Anfänger schlechter als ich?", fragte Severus seinen Bruder, wobei es ihm nicht ganz gelang einen Hauch von Stolz und Triumph aus seiner Stimme zu verbannen. Sollte es tatsächlich so sein, dass er mit dieser Muggeltechnik besser klar kam als sein muggelkramliebender Bruder?
"Ich habe ja auch nicht mit einem Automatik gelernt, sondern mit Gangschaltung", brummte Severin beleidigt. "Da hättest du ganz gewiß keine Freude dran mein Lieber. Sid wurde dann später umgerüstet."
Severus grinste nun über das ganze Gesicht. Zum ersten Mal seit er Severin kannte war es ihm gelungen, diesen ein wenig in die Enge zu treiben und seine ständige Fröhlichkeit zum Bröckeln zu bringen. Er hatte schon nicht mehr geglaubt, dass das überhaupt möglich war. Und er stellte bei der Gelegenheit fest, dass Severin, wenn er so finster schaute wie gerade jetzt, nun wirklich das totale Spiegelbild von Severus war.
Aber eine Sekunde später wurde dieser kurze Eindruck von Severin drastisch zerstört, in dem dieser wieder anfing fröhlich zu grinsen.
‚Wie macht der das nur', fragte sich Severus verzweifelt. ‚Keiner kann so dauerhaft und penetrant fröhlich sein, erst recht keiner, der so aussieht wie ich und von den selben Eltern abstammt.'
Nach einer Weile kam das Eingangstor des Hogwarts-Geländes in Sicht. "Stop! Anhalten!", rief Severus plötzlich hektisch.
Der Wagen bremste abrupt und kam schlingernd zum Stehen.
"Was ist los?!", fragten Sid und Severin gleichzeitig erschrocken.
"Ich will hier aussteigen und den Rest zu Fuß gehen", sagte Severus mit bestimmendem Tonfall.
"Wieso?", fragte Sid verwirrt. "Gefiel es Ihnen denn nicht?"
Aber Severin verstand durchaus weshalb sein Bruder das wollte. "Laß mal Sid. Ich bin sicher, dass Severus dein Fahrstil gefallen hat. Aber ich denke auch, dass es für's erste besser ist, wenn er nicht gesehen wird, während er sich mit dir amüsiert. Das ist wegen dem Image, weißt du..." Ein Lächeln kräuselte seine Lippen und der leichte Spott in seiner Stimme war kaum zu überhören.
"Danke", zischte Severus und funkelte seinen Bruder an, während er aus dem Auto kraxelte, diesmal die Tür völlig ignorierend. "Wie gut du mich doch inzwischen kennst", setzte er sarkastisch hinzu. Nachdem er es endlich über die Tür nach draußen geschafft hatte drehte er sich um und strich über den Lack des schwarzen Wagens. "Vielen Dank euch beiden. Es hat wirklich Spaß gemacht. Aber Severin hat recht... Wir wollen es nicht gleich übertreiben." Er ging ein paar Schritte in Richtung Hogwarts, dann drehte er sich noch mal um. "Wir sehen uns zum Abendessen." Dann ging er mit schnellen Schritten und wehender Robe zum Schloß.
Severin rutschte lächelnd auf die Fahrerseite. "Na Sid, haben wir ihn doch schon etwas aufweichen können, was alter Junge?"
"Ja", sagte der Wagen und seufzte, "aber auf meine Kosten."
"Ach gib nicht so an", grinste Severin und fuhr an.
Als sie an Severus vorbeibrausten, winkte er seinem Bruder zu. Am Schloß angekommen parkte er den Wagen wieder neben dem Portal, stieg aus und ließ das Verdeck zuklappen, da es nach Regen aussah. "Bis morgen dann", verabschiedete er sich von Sid und ging beschwingten Schrittes ins Schloß und in seine Räume.

Severus' Schritte wurden wieder langsamer, als der Wagen weg war. Er dachte über den Tag nach. Es hatte ihm wirklich großen Spaß gemacht und er konnte sich nicht erinnern, in den letzten Jahren jemals so entspannt und locker gewesen zu sein. Er hatte sich nicht viel von diesem Ausflug versprochen und mußte sich eingestehen, dass er sehr angenehm überrascht war, wie viel Spaß er gehabt hatte und wie ungezwungen er sich gegenüber Severin gegeben hatte. Sollte er Severin fragen, ob sie das noch einmal wiederholen könnten? Jeder andere hätte damit kein Problem gehabt, aber Severus fiel es schwer, aus seinem Schneckenhaus herauszukommen. Auch der heutige Tage änderte daran nicht viel - noch nicht. Er würde mehr Zeit brauchen...


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