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Kapitel 16: Die Feier
Neugierig rutschten die Schüler auf ihren Plätzen in den Großen Halle hin und her und harrten gespannt der Dinge die da kommen sollten. Sie hatten keine Ahnung, warum sie heute nach dem Abendessen nicht sofort den Speisesaal verlassen durften. In allen Gemeinschaftsräumen war eine Nachricht am jeweiligen Schwarzen Brett aufgehängt worden, die besagt hatte, dass sie nach dem Abendessen am Freitag wegen einer wichtigen Veranstaltung in der Großen Halle bleiben sollten. Außerdem sollten sie keine private Kleidung sondern ihre Uniformen tragen. Dies war ungewöhnlich, da die Schüler am Wochenende, welches am Freitagabend begann, die Schuluniformen ablegen und ihre private Kleidung tragen durften.
"Habt ihr eine Ahnung was los ist?" fragte Seamus Finnigan als er sich zu Harry und Hermine herüberbeugte. Die beiden schüttelten den Kopf. Sie wussten auch nicht was los war, denn Sirius hatte nichts verlauten lassen.
Sie brauchten jedoch nicht weiter herumzurätseln, denn nun betrat der Zaubereiminister, gefolgt von einigen seiner höchstrangigen Beamten die Große Halle und ging zielstrebig zum Lehrertisch und begrüßte Albus Dumbledore, der sich erhoben hatte und ihm entgegengekommen war. Alle Blicke waren nun auf die kleine Gruppe gerichtet, die sich in flüsternden Worten unterhielt.
Hermine ließ derweil ihren Blick durch den Raum schweifen und er blieb an Severus Snape haften. Der Zaubertränkelehrer sah auf eine sehr seltsame Art drein. Einerseits konnte man meinen, er freue sich über den Anlass der Versammlung, andererseits schien ihm die ganze Angelegenheit ebenso zu missfallen. Severin plauderte derweil fröhlich mit seinem Doppelgänger und schien dessen Geistesabwesenheit entweder nicht zu bemerken oder sich nicht darum zu kümmern. Vermutlich eher letzteres, überlegte Hermine und machte Ron und Harry heimlich auf das Verhalten des einen Snapes aufmerksam.
Harry war davon gar nicht begeistert, denn er und Ron hatten gerade angefangen eine Art Kommunikation mit Sirius zu betreiben, die nur aus Blicken und kleineren Gesten bestand, um herauszufinden, was denn nun eigentlich los war. Doch Sirius, der ganz offensichtlich Bescheid wusste, machte sich einen Spaß daraus die beiden neugierigen Jungen ein wenig zu veralbern und zum Narren zu halten. Und als er sah, dass sie über Hermines Ablenkung nun nur allzu unglücklich waren, feixte er um so mehr in ihre Richtung.
"Reiß dich gefälligst zusammen, es sehen mittlerweile auch schon andere Schüler zu", flüsterte Lupin daraufhin Sirius ins Ohr.
"Ach, lass sie doch. Es wird eh keiner glauben, warum wir alle heute Abend hier sind. Und ich bin schon mächtig auf die Gesichter gespannt, wenn es bekannt wird", antwortete Sirius lachend.
"Was nun jeden Augenblick der Fall sein dürfte", bemerkte Remus mit einem Seitenblick in Dumbledores Richtung.
Doch der Schulleiter wies nur den Ministeriumsangehörigen Plätze zu, damit sie auch sitzen konnten. Indessen, von einem Großteil der Schüler zunächst unbemerkt, dann mit einem Lauffeuer aus Geflüster zur Kenntnis genommen, waren mehrere Reporter in die Große Halle gekommen. Harry erkannte zumindest den Berichterstatter des Tagespropheten und Hermine entdeckte Reporter von der "Hexenwoche" und "Young Witch". Letzteres war das größte und bekannteste Magazin für junge Hexen in Europa. Es strömten immer mehr Reporter herein, die den Platz zwischen den Haustischen und dem Lehrertisch bevölkerten. Meist waren es Teams, die aus zwei Personen bestanden, von denen einer fotografierte und der andere mitschrieb. Die Fotografen waren sehr damit beschäftigt sich gute Plätze an vorderster Front zu sichern und schossen schon mal die ersten Probefotos Richtung Lehrertisch. Der eine oder andere drehte sich jedoch auch um, um mal ein Foto von den vollbesetzten Haustischen der Großen Halle zu machen.
Die Schüler tuschelten nun immer aufgeregter miteinander, was dies alles wohl zu bedeuten hatte. Harry versuchte sich eher klein zu machen, um nicht irgendwie aus Versehen das Objekt der Begierde bei den Fotografen zu werden. Andere Schüler hingegen genossen es sichtlich auch mal ein wenig Aufmerksamkeit zu kriegen und reckten sich in die Richtung der knipsenden Meute. Andere Schüler wiederum grinsten vielmehr über manche Anstalten der Fotografen, die sich nicht nur hinhockten, sondern zum Teil sogar kurz hinlegten, um Aufnahmen von schräg unten nach schräg oben in Richtung des Lehrertisches zu machen.
Endlich kamen keine neuen Reporter mehr herein. Der Schulleiter, der sich zwischenzeitlich gesetzt hatte, erhob sich nun wieder, hob eine Hand, um dem geschäftigen Lärmen Einhalt zu gebieten und räusperte sich. Augenblicklich wurde es still in der Großen Halle. Jegliches Geflüster war verstummt und es herrschte erwartungsvolle Stille.
"Guten Abend Minister Fudge, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Schüler", begann Dumbledore. "Verehrte Anwesende, wie alle wissen, gab es bisher kein Heilmittel, wenn jemand von einem Werwolf gebissen wurde. Wenn das unglückliche Opfer nicht starb, wurde es selber zu einem Werwolf und war ab dann leider nur noch ein geduldetes Mitglied der Gesellschaft – wenn überhaupt. Unser sehr geschätzter Professor Snape hatte es sich zur Aufgabe gemacht, ein Heilmittel gegen den Werwolfvirus zu finden. Und nach langem und intensivem Forschen waren seine Bemühungen von Erfolg gekrönt. Prof. Snape hat sämtlichen Widrigkeiten zum Trotz unter weit schlechteren Bedingungen als im Ministeriumslabor geforscht und einen Durchbruch sowohl in der Geschichte des Zaubertrankbrauens als auch in der Geschichte der magischen Medizin geschafft. Bisher war eine Heilung nach einem Werwolfsbiss ausgeschlossen, doch Dank Ihnen, verehrter Prof. Snape wird in Zukunft niemand mehr nach einem solchen Unfall zu leiden haben."
Nach dieser Rede herrschte einen Moment lang erstauntes Schweigen in der Halle. Die Schüler hatten zum Großteil mit offenen Münder gelauscht, und den Reportern, ganz besonders denjenigen, die damals so heftig gegen Prof. Snape geschrieben hatten, als er Lehrer werden sollte, war mit jedem weiteren Satz die Kinnlade ein Stück weiter nach unten gesackt.
Gerade noch rechtzeitig besannen sie sich darauf die Münder zu schließen und ihre Kameras schussbereit zu machen, um im Bild festzuhalten, wie der Zaubereiminister nun eine wertvolle Schatulle hervorholte und behutsam den Deckel lüftete.
"Es ist mir schon des öfteren die Ehre zuteil geworden einen Orden des Merlins erster Klasse zu überreichen. Aber noch niemals habe ich mich mehr gefreut, wie an diesem Abend. Ich habe nun die Ehre, Ihnen den Orden des Merlin erster Klasse zu überreichen", sprach Fudge. Man merkte während dieser kleinen Ansprache schon sehr, dass er sich selber gerne reden hörte.
Einige Schüler verdrehten schon gelangweilt die Augen, da sie endlich Taten sehen und nicht Geschwafel hören wollten. Sirius schien es ganz ähnlich zu empfinden und auch Remus warf recht misstrauische Blicke zum Minister, da er sich auch noch recht gut an andere Töne erinnerte, die gegenüber Severus laut geworden waren. Severin dagegen saß stolz aufgerichtet auf seinem Stuhl und strahlte seinen Doppelgänger voller Freude an.
Severus selber hatte es derweil geschafft so nachhaltig zu erröten, dass in seinem ganzen Gesicht kein einziges Fleckchen mehr seine ursprüngliche Farbe hatte. Er sah aber zugleich auch sehr gerührt drein, und wie immer die Schüler in der Halle bisher zu ihm gestanden hatten, als sie diesen Blick ihres Lehrers bemerkten, gab es keinen, der ihm den Verdienstorden nicht gönnte.
Ein wenig wacklig erhob sich der Meister der Zaubertränke von seinem Platz und der Zaubereiminister streckte ihm die Hand entgegen. Mit der anderen präsentierte er den Inhalt der Schatulle zunächst den Fotografen, die begeistert drauf losknipsten was das Zeug hielt. Diese Geräuschkulisse einer japanischen Touristenschar vor einer Sehenswürdigkeit verstärkte sich noch mehr, als der Minister Snape den Orden endlich um den Hals legte und ihm dann erneut die Hand schüttelte.
Die Lehrer klatschten Beifall und nun brach auch unter den Schülern ein Beifallssturm aus. "Also, ihr könnt sagen was ihr wollt, aber das gönne ich ihm echt! Er hat sich ja so positiv verändert seit sein Doppelgänger hier aufgetaucht ist", rief Hermine begeistert ihren Freunden zu. Diese stimmen ihr, wenn auch nicht ganz so enthusiastisch zu, aber immerhin sahen sie es auch so. Es war gewiss für Snape nicht leicht gewesen, diese Leistung zu vollbringen. Außerdem war endlich ihr Freund Remus geheilt.
Der größte Applaus brandete natürlich vom Slytherintisch herüber. Dort gab es auch augenblicklich Standingovations und Draco machte sich eine Gedankennotiz, dass er sofort seinen Vater fragen musste, wieso der ihm nichts erzählt hatte, denn schließlich war er der bestinformierteste Schüler der ganzen Schule. Lucius verriet seinem Sohn ja stets alles, was im Ministerium so vor sich ging, um im Gegenzug von ihm Informationen zu bekommen, was sich an der Schule so tat.
Es war Snape anzusehen, dass er sich nicht recht getraute seiner gewiss vorhandenen Freude Ausdruck zu verleihen. Er sprach nur ein paar kurze Dankesworte und wollte sich dann schon wieder hinsetzen, als nun auch einige der Lehrer anfingen kleinere Reden zu halten. Dumbledore hatte einige von ihnen eingeweiht und sie hatten schnell etwas vorbereitet. Nach den Ansprachen von Severin und Remus wurde es aber doch bald zumindest den Schülern langweilig, denn alle Texte erschienen ihnen nun gleich.
Und Severus fragte sich im Stillen, ob die anderen sich wohl schon fragten, ob mit seinem Stuhl was nicht in Ordnung sei, da er ja nach jeder Rede kurz aufstehen, Händeschütteln und ein paar Dankesworte sagen musste. Langsam aber sicher wünschte er sich nur noch, dies alles möge recht schnell vorüber gehen und ein Ende finden.
Endlich schien dieses Ende dann auch erreicht. Dumbledore bedankte sich nochmals bei allen Anwesenden, dem Minister und den Schülern und hob diese feierliche Runde auf. Wenn Severus nun aber gedacht hatte, er könnte nun endlich unbehelligt in seine Kerker entfliehen, so war er einem Irrtum erlegen. Denn nun stürzten sich zig Reporter wie ein Bienenschwarm auf ihn, um ein Interview oder eine Stellungnahme zu bekommen. Severin grinste in sich hinein, als er sah, wie sein Kumpan von einer Traube Reporter umlagert wurde, wie ein berühmter Quidditchspieler. Er fand, dass Severus so etwas schon lange verdient hatte und hoffte, dass ihm die Anerkennung gut tun würde.
Während die Schüler nun nach draußen strömten und sich angeregt über den Verlauf des Abends unterhielten, war Severus noch immer umschwärmter Mittelpunkt der Zeitungsleute. Erst nach einer Weile befreite Severin ihn, indem er einfach verkündete, dass der Meister der Zaubertränke nun ein gefragter Mann sei und heute Abend noch andere Verpflichtungen habe.
Die Reporter nahmen das seufzend zur Kenntnis.
"Puh, du hast mich gerettet", seufzte Severus, nachdem sie die Große Halle verlassen hatten. "Ich bin dir echt zu Dank verpflichtet.
"Ach, keine Ursache", entgegnete Severin fröhlich.
"Halt, warte mal, ich weiß nicht wo du hin willst, aber ich will in meine Räume", protestierte Snape als Antwort, denn Severin schob ihn an der Treppe zu den Kerkern vorbei.
"Ach, komm mal rasch mit. Ich wollte dir doch noch was zeigen, ,strahlte ihn Severin mit seinem unwiderstehlichen Charme an. Severus betrachtete seinen Doppelgänger recht misstrauisch, entschied sich dann aber ihm zu folgen, schließlich hatte er ihm eben die Reporter vom Hals geschafft, also würde er wohl kaum etwas übles im Sinn haben. So dachte der Meister der Zaubertränke jedenfalls.
Diese Einstellung änderte sich ungefähr anderthalb Minuten später, als sie an der Tür zu Severins Räumen angekommen waren. Die Tür hatte sich nämlich geöffnet und den Blick auf das gesamte Lehrerkollegium, einige Ministeriumsbeamten und das Wohnzimmer von Severin, das in den schrillsten Partyfarben dekoriert war, freigegeben. Severus wähnte sich im falschen Film. Und genau wie in jenen schlechten Filmen hielten alle ein Glas Sekt in der Hand, brüllten 'Überraschung!', schmissen Konfetti oder pusteten Luftschlangen quer durch den Raum. Severus stand stocksteif wie eine Statue im Türrahmen und wollte gerade seitwärts auskneifen, was Severin zu verhindern wusste, indem er sich schon vorher so hinter ihm platziert hatte, dass er nicht mehr weg konnte.
Und im nächsten Moment hatte Dumbledore Severus' Arm ergriffen, zog ihn in das Zimmer und drückte ihm ein Glas Sekt in die Hand, während Severin von hinten schob, um damit jedem weiteren Fluchtversuch vorzubeugen. Severus sah keine Chance, als sich in sein Schicksal zu ergeben. Kaum hatte er ein Glas in der Hand, erhoben alle ihre Gläser mit einem dreifachen 'Hoch auf Severus Snape, den besten Tränkemeister der Welt'. Severus lächelte ein wenig hilflos und nahm die Glückwünsche entgegen, die nun auf ihn einprasselten, denn offenbar wollte jeder zugleich mit ihm reden. Es dauerte eine Weile, bis er die Gelegenheit zu einer Verschnaufpause bekam.
Die ergab sich dadurch, dass er die Ehre hatte, das Büffet zu eröffnen, das von den Hauselfen auf einem langen Tisch vorbereitet worden war. Dafür, dass das Abendessen schon vorüber war gab es jedoch eine sehr reichhaltige und vielfältige Auswahl an verschiedensten Speisen und weiteren Getränken. Severin hatte sich gerade einen Teller geschnappt und kaute zufrieden an einem Fleischklößchen als Severus sich zu ihm durcharbeitete.
"Warum hast du mir das angetan?" fragte er mit leicht verzweifeltem Unterton.
"Was denn?" stellte Severin sich absichtlich dumm.
"Na das hier!!" antwortete Severus recht nachdrücklich und wies mit einer Kopfbewegung auf die fröhlich feiernde Partygesellschaft, wobei ihm nun auch noch auffiel, dass die Wände mit verzauberten Transparenten und Bannern geschmückt waren, die Aufschriften trugen wie 'Severus Snape – Der beste Tränkemeister der Welt' oder 'Keine Macht dem Werwolfvirus'.
"Also, eben machtest du noch den Eindruck, dass du unbedingt die Reporter loswerden wolltest und warst sehr dankbar, dass ich dich vor ihnen gerettet habe, indem ich ihnen erzählte, dass du noch was wichtiges vor hast. Und ich konnte sie doch nicht anlügen, oder? Daher hatte ich schnell das hier organisiert", gab Severin freimütig zu und strahlte dabei vergnügt wie eh und je.
"Ja sicher", grummelte Severus. "Du hast das mal eben kurz zwischen den Reportern und unserem Eintreffen hier organisiert. Schon klar..." Dann warf er einen Blick über die Partygesellschaft. "Du weißt ganz genau, wie wenig ich so was hier mag", jammerte er dann leise.
"Ach was! Gib doch lieber zu, dass es dir gefällt! Ich war jedenfalls absolut überzeugt, dass es dir gefallen würde!" antwortete Severin fröhlich und trank einen Schluck Sekt.
"Und was auf Gottes grüner Erde hat dich glauben lassen, dass mir das hier gefallen würde?" schnappte Severus, nun schon leicht hilflos zurück.
"Oh, du vollbringst immer so große und tolle Leistungen und niemals wird dir der nötige Respekt entgegengebracht, von einer angemessenen Ehrung deiner Werke mal ganz zu schweigen. Ich dachte, das hier muntert dich ein wenig auf und du bekommst endlich mal die nötige Anerkennung, die schon lange überfällig war," erklärte Severus zwischen zwei Käsehäppchen schlicht. "Iss mal was, diese Käsespießchen sind köstlich."
"Aha", murmelte Severus ein wenig nachdenklich. Es stimmte schon, er hatte niemals viel Anerkennung für seine Leistungen bekommen und das hier war schon mehr als er je erwartet hatte.
Er griff sich nun auch einen Teller und legte vorsichtig ein paar kleine Frikadellen, Käsestückchen und Lachshäppchen darauf, während er weiterhin über die Worte Severins nachdachte und zu ihm durchsickerte, dass sein Doppelgänger irgendwie recht hatte und er sich auch nicht dagegen wehren konnte, dass ihm das hier irgendwie gefiel.
"Außerdem", fuhr derweil Severin fröhlich fort, "habe ich es ja in meinen Räumen organisiert. Eigentlich sollte es ja bei dir stattfinden, aber wir haben uns dann doch lieber auf meine Räume geeinigt, denn so kannst du dich wenigstens zurückziehen, wenn es dir irgendwann doch zuviel Trubel werden sollte."
Daraufhin wäre Severus beinahe sein Teller heruntergefallen, denn er sah vor seinem geistigen Auge, diese ganze Versammlung in seinen Räumen feiern, aus Versehen seine Glupschikreaturensammlung in Gläsern von Regalen schmeißen und jeden Winkel seines Kerkers belagernd.
"Weißt du was? Für den Einfall bin ich dir wirklich dankbar", sagte er dann und Severin hatte ihm schon an der Stirn abgelesen, welche Gedanken durch das Hirn des Tränkemeisters gegeistert waren.
"Na, wenigstens etwas", grinste Severin, der ganz genau sah, wie sehr Severus sich hinter seiner Fassade nun tatsächlich über alles freute. Schließlich kannte er seine eigene Gesichtsmimik nur allzu gut und so war der Tränkemeister ein offenes Buch für ihn. Er stellte seinen Teller kurz ab und griff sich ein Cocktailglas, einige verschiedene Alkoholika und sagte: "Nun pass mal auf, nicht nur du verstehst was vom Tränkebrauen!" Damit begann er fröhlich die verschiedenen Flüssigkeiten in das Glas gießen, tippte das Glas kurz mit seinem Zauberstab an und flüsterte ein par wohlgewählte Worte. Schon begannen die Alkoholsorten sich im Glas zu mischen, tanzten ein bunten Reigen und kurz darauf beruhigten sie sich, um sich in Regenbogenfarben sortiert abzusetzen, wobei alle Farben prächtig ineinander übergingen. Severin steckte noch ein Schirmchen und eine Limettenscheibe an den Glasrand und reichte es seinem Doppelgänger. "Und nun koste mal." Mit blitzenden Augen sah er sein Gegenüber gespannt an.
Severus hatte ihm fasziniert dabei zugesehen und war zumindest über das Aussehen des Ergebnisses positiv überrascht. Vorsichtig nippte er daran. Zu seiner Verwunderung schmeckte dieser Drink nicht nur außergewöhnlich gut, sondern auch unerwarteter Weise gar nicht nach Alkohol. Severus überlegte fasziniert, woran das liegen mochte und war im Kopf schon beim analysieren, als ihn jemand ansprach woher er denn diesen tollen Cocktail hätte oder ob er so was gar selber machen würde. Verlegen schüttelte er den Kopf und gab das Lob an Severin weiter, der sich natürlich sofort bereit erklärte weitere dieser und ähnlicher Köstlichkeiten hervorzuzaubern.
Dies wiederum bekam Sirius nun auch mit und er fühlte sich in seiner Ehre als Rosmertas Barkeeper gekränkt. Und in kürzester Zeit war ein kleiner Wettkampf zwischen den beiden Zauberern entbrannt, wer die besten Drinks mixen konnte.
Irgendwann begannen die ersten Zauberer nach und nach sich zu verabschieden, da ja am nächsten Tag ein ganz normaler Werktag war. So war der Kreis bald auf eine recht gemütliche, überschaubare Runde geschrumpft und sowohl Severin als auch Sirius taten ihr Bestes, die Zuschauer zu beeindrucken. Problematisch war bei der ganzen Angelegenheit nur, dass alle stets jeden Drink auf kosten mussten. Severus hatte das zunächst mit Begeisterung getan, da er ja keinen Alkohol geschmeckt hatte und daher angenommen hatte, dass der irgendwie durch Zauber verflüchtigt worden war.
Mittlerweile musste er sich allerdings eingestehen, dass dies ein Irrglaube gewesen war, denn in den Drinks war sehr wohl Alkohol. Jede Menge sogar. Aber inzwischen störte ihn das nicht mehr so sehr. Auch Dumbledore und sogar Minerva McGonagall schienen sich nicht mehr darum zu kümmern. Fröhlich prosteten sie sich mit Remus und Prof. Flitwick zu. Severus lehnte längst an Remus' Schulter, da er sich momentan nicht ganz entscheiden konnte welche Richtung ihn einer aufrechten Sitzstellung am nächsten brachte.
Doch niemandem fiel das noch auf. Im Gegenteil, alle anderen waren ebenfalls froh wenn sie die Horizontale noch eben von der Vertikalen unterscheiden konnten. Irgendwie schaffte es der Schulleiter schließlich, als es auf 3 Uhr morgens zuging, sich von seinem gemütlichen Couchplatz zu trennen, trank den Rest seines seltsam getüpfelten Cocktails in Neonfarben aus und nahm eine dauerkichernde Minerva am Arm, die ihm abwechselnd erzählte, wie gut er aussehe, dass sie alleine klarkäme und dass sie aber dennoch nichts dagegen hätte, wenn er sie zu ihrem Zimmer begleiten würde.
Irgendwann waren nur noch Severus, Severin, Remus und Sirius in dem Partychaos übrig. Severus hatte sich immer wieder etwas zurückgehalten was die Drinks anging, dennoch war er jetzt sehr müde und kuschelte sich, ohne es zu merken, an Sirius', der mittlerweile halb auf der Couch lag und sich beschwerte, dass Severin gewiss gemogelt habe und dessen letzter Cocktail bestimmt schlecht gewesen sei, zumindest fühle er sich jetzt etwas elend. Severin bekam das aber nicht mehr mit, da er, auf welche Weise auch immer, aber vermutlich mit dem Glück der Betrunkenen, sein Bett gefunden hatte. Er war bäuchlings daraufgeplumpst und lag jetzt mit ausgebreiteten Armen und Beinen, das ganze Bett einnehmend darauf und schnarchte derartig, das man meinen konnte, er holze gerade den Verbotenen Wald im Alleingang ab. Remus suchte sich ebenfalls eine Schlafgelegenheit und war kurz darauf ebenfalls eingedöst.