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Kapitel 14: Ein gemütlicher Abend
Alle vier Beteiligten verbrachten den Tag recht nervös und besonders Sirius und Severus hatten regelrecht Lampenfieber und wünschten sich, dass der Tag ausnahmsweise mal 48 statt 24 Stunden hätte.
Severus sehnte sich diesmal sogar einen Longbottomschen Unfall herbei und hielt sich besonders oft und ausgiebig in der Nähe von dessen Kessel auf - aber diese kleine Landplage weigerte sich an diesem Tag rigoros einen Fehler zu machen, was Severus schon fast als persönlichen Affront ansah und um ein Haar Minuspunkte wegen ‚Gelingen des Experiments und Nichtbeförderung des Zaubertränkelehrers auf die Krankenstation' an Neville verteilte. Er konnte sich gerade noch beherrschen, sich auf diese Weise vor den Schülern endgültig zum Keks zu machen.
Sirius war ähnlich nervös und unsicher. Neben seinem Job, Harry zu schützen, arbeitete er normalerweise einige Stunden in der Woche in Hogsmeade als Barkeeper bei Rosmerta in den Drei Besen, um nicht den ganzen Tag herumzugammeln und sich überflüssig zu fühlen. Doch an diesem Tag schickte er eine Eule und meldete sich krank, weil er sich aufgrund der schmerzenden Glieder sowieso kaum bewegen konnte und weil er vor Nervosität eh nichts zustande gebracht hätte.
Severin und Remus dagegen sahen dem Abend verhältnismäßig locker entgegen, auch wenn sie ebenfalls etwas nervös waren, weil sie Angst hatten, dass dieser entscheidende Abend in einem Desaster enden würde. Eine zweite Chance würde es wohl kaum geben.
Aber irgendwann war auch dieser Tag herum. Das Abendessen verlief wie gewöhnlich: Man versuchte sich zu ignorieren - was auch nicht besonders schwer war, da ja die Snapes an einem Ende und Remus und Sirius am anderen Ende des Tisches saßen.
Nach dem Abendessen beeilte sich Severin, in seine Räume zu kommen. Remus wartete bereits vor der Tür auf ihn und so gingen sie gemeinsam hinein und schauten jeder noch mal, ob noch irgend etwas für einen gemütlichen Abend fehlte.
Nachdem sie beide festgestellt hatten, dass alles perfekt war, setzten sie sich - Severin in einen Sessel vor dem Kamin, Remus auf die daneben stehende Couch. Nach ein paar Sekunden sprangen beide synchron auf und begannen eine Diskussion darüber, ob es gut sei, dass Severus und Sirius nebeneinander sitzen sollten, oder ob nicht doch besser jemand als Pufferzone dazwischen platziert werden sollte.
Man einigte sich darauf, dass die Beiden in die Sessel, die den Kamin flankierten, dirigiert werden sollten, während sich Remus und Severin das Sofa teilten, welches dem Kamin gegenüber stand.
So waren Sirius und Severus gezwungen, sich gegenüber zu sitzen und konnten sich nicht so ohne weiteres ignorieren.
Nachdem das geklärt war, ließen sich Remus und Severin aufs Sofa sinken und starrten ins Kaminfeuer.
"Weißt du", murmelte Severin nach einer Weile, "ich komme mir irgendwie wie ein Verkuppler vor."
"Ja", grinste Remus, "der Gedanke kam mir auch schon. Ich hoffe, dass dieser Abend was bringt, aber ich halte sicherheitshalber meinen Zauberstab bereit, falls unsere beiden großen Kinder wieder aufeinander losgehen wollen."
"Gute Idee", grinste Severin und wies auf die Innentasche der Jeansjacke, die er trug. Dort konnte Remus ebenfalls einen verstecken Zauberstab sehen.
Plötzlich ertönte ein leises Klopfen. "Ich glaube, der Tanz beginnt", grinste Severin und erhob sich. Mit einem letzten prüfenden Blick in die Runde öffnete er die Tür. "Hallo Severus, schön, dass du gekommen bist", begrüßte er den ziemlich nervös aussehenden Zaubertränkemeister.
Dieser kam zögernd herein und schaute sich sofort um. Dass Sirius noch nicht da war, schien ihn zu beruhigen, denn er atmete hörbar auf.
"Hallo Remus", begrüßte Severus den Verteidigungslehrer mit einem zaghaften Lächeln.
‚Kein Wunder, dass er so spät kommt', dachte Severin amüsiert und blickte seinen Bruder an. ‚Der stand bestimmt noch vor dem Spiegel und hat lächeln geübt.'
Remus hatte sich inzwischen ebenfalls erhoben und reichte Severus - ebenfalls lächelnd - die Hand. "Hallo Severus", begrüßte er ihn freundlich.
Geschickt dirigierten die beiden ‚Verschwörer' Severus unauffällig so, dass er sich in den Sessel setzte, der der Tür gegenüber stand, damit er Sirius bei dessen Eintreten direkt anschauen musste und ihm nicht den Rücken zukehren konnte. Das wäre Sirius sicher wieder sauer aufgestoßen.
Jaja, es war eine Menge Taktik und Strategie mit im Spiel und Remus und Severin waren außerordentlich stolz auf ihre Planung. Was sie tun konnten, um den Abend günstig verlaufen zu lassen, hatten sie getan. Alles Weitere lag nicht mehr direkt in ihrer Macht.
Noch bevor das allgemeine Schweigen peinlich werden konnte, klopfte es erneut an der Tür.
Diesmal erhob sich Remus, um die Tür zu öffnen.
Somit blieben Sirius nur zwei Sitzmöglichkeiten: Der freie Sessel gegenüber Severus und der Couchplatz direkt neben Severus' Sessel. Keine Frage, wohin er sich setzen würde...
Remus und Severin beglückwünschten sich in Gedanken gegenseitig für ihre Schläue.
Sirius betrat die Räume. Er trug eine Flasche Wein in der Hand und schaute unsicher in die Runde. "Hallo allerseits", murmelte er.
Remus und Severin begrüßten ihn ebenfalls, während Severus grüßend nickte - na immerhin...
Wie erwartet setzte sich Sirius in den freien Sessel und reichte Severin die Weinflasche. "Hier, falls uns die Getränke ausgehen", sagte er mit befangen klingender Stimme.
Severin stellte die Flasche zu den anderen auf den Tisch - dann starrten alle Vier schweigend vor sich hin.
‚Super,' dachte Severin, ‚um die Sitzordnung haben wir uns die Köpfe zerbrochen - aber nicht über ein Gesprächsthema.'
"Ich hab euch was gegen Muskelkater gebraut", kam es plötzlich überraschend aus Severus' Richtung. Alle schauten ihn verdutzt an. Severus hielt zwei mittelgroße Tiegel in den Händen und schaute fragend von Remus zu Sirius und zurück. "Ist es denn noch schlimm?"
Sirius dachte gewohnheitsgemäß darüber nach, ob er Severus anblaffen sollte, dass der gefälligst seine Mitleidstour lassen soll, für etwas, das er verursacht hatte, biss sich aber noch rechtzeitig auf die Zunge.
Remus ergriff zum Glück das Wort: "Danke, das können wir wirklich brauchen. Stimmts Sirius?" Auffordernd sah er den Freund an und hob eine Augenbraue.
"Mhm....ja", knurrte Sirius widerwillig zwischen den Zähnen hervor. Dann bemerkte er den warnenden Blick von Remus und bequemte sich zu einem: "Das ist wirklich nett." Nach kurzer Überlegung platzte er dann aber doch heraus: "Da habt ihr ziemlich gute Arbeit geleistet, gestern Abend!"
"ICH habe gute Arbeit geleistet", mischte sich Severin mit ruhiger Stimme ein. "Und... danke für das Kompliment. Ich habe mir auch große Mühe gegeben."
Remus musste grinsen, als er die Verblüffung auf Sirius' Gesicht über dieses freimütige Geständnis sah.
"Aber Severus....", stotterte Sirius.
"...war ein ahnungsloser Gast", beendete Severin den Satz und warf nun seinerseits Sirius einen auffordernden Blick zu.
Dieser verstand, was gerade von ihm verlangt wurde. Er räusperte sich umständlich und rutschte nervös in seinem Sessel herum. "Severus... was ich dir sagen wollte..." Er brach ab und schaute verzweifelt in den Kamin, wobei er fahrig seine Hände knetete. "Also... ich.... also... Das mit damals tut mir leid. Ich habe großen Mist gebaut und ich möchte mich dafür bei dir entschuldigen", ratterte er hektisch seinen Text herunter. "So, jetzt ist es raus", seufzte er anschließend erleichtert und mit unterdrückter Stimme auf. Unsicher schaute er Severus an.
Dieser hatte zwar mit einem Versöhnungsversuch gerechnet - aber nicht mit einer Entschuldigung. Entsprechend verblüfft war sein Gesichtsausdruck.
Als keine Reaktion von Severus kam, warf Sirius Remus und Severin einen hilfesuchenden Blick zu, dann schaute er wieder zu Severus zurück. "Was ist denn nun? Verzeihst du mir?"
Man konnte ihm deutlich ansehen, wie extrem unwohl er sich im Moment fühlte.
Nun schien Severus wie aus einer Trance zu erwachen. "Was? Wie? Meinst du das wirklich ernst?" Er war noch immer fassungslos.
"Ja, meine ich", erwiderte Sirius. "Ich hatte ein Gespräch mit deinem Bruder und erst dadurch ist mir wirklich klar geworden, was ich dir damals angetan habe. Ich wollte dich nicht umbringen. Echt nicht. Ich habe einfach nicht über die Konsequenzen nachgedacht, die dieser Streich gehabt hätte, wenn er gelungen wäre. Weder darüber, was dir alles hätte passieren können, noch darüber, was ich Remus angetan hätte, wenn er dich erwischt hätte. Es tut mir leid..."
Severus konnte hören, dass es Sirius wirklich ehrlich meinte. Er stand auf, ging die zwei Schritte auf Black zu und streckte diesem die Hand hin. "Vergeben und vergessen", sagte er mit ernster Miene, der man ansehen konnte, dass er es aufrichtig meinte.
Sirius erhob sich ebenfalls und ergriff Severus' Hand. "Wollen wir einen Neuanfang versuchen?"
Jetzt lächelte Severus, wenn auch noch etwas zaghaft. "Ja, gerne. Wenn ich ehrlich sein soll... Ich hatte an unseren Streitereien nie wirklich Freude."
"Ich auch nicht", gestand Sirius verlegen. "Das hat sich irgendwie und irgendwann verselbständigt." Dann drehte er sich zu Remus und Severin um. "Sagt mal, was tuschelt ihr eigentlich die ganze Zeit?"
Die beiden Angesprochenen schauten zu Severus und Sirius hoch.
"Wir diskutieren darüber, ob wir jetzt schon euer Aufgebot bestellen können", grinste Remus übermütig.
"Was meint ihr," setzte Severin noch einen drauf, "ob wir die Große Halle für die Feier buchen dürfen?"
Sirius und Severus schauten sich entgeistert an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.
Den Rest des Abends verbrachten sie damit, sich gegenseitig Anekdoten aus ihrem Leben zu erzählen, und zumindest die drei ehemaligen Hogwarts-Schüler stellten dabei fest, dass manche Streiche und Begebenheiten aus der Sicht des jeweils Anderen erzählt, nicht mehr nach geplanter Gemeinheit klang, sondern oftmals einfach nur aus einer Reihe von Zufällen bestand, oder einfach nur komisch war.
Zu sehr weit fortgeschrittener Stunde torkelten Severus und Sirius in friedlicher Eintracht Arm in Arm von dannen, da sie beide ihre Räume in den Kerkern hatten, während Remus mit stillem Lächeln in seine Räume ging, die schräg gegenüber denen von Severin lagen.
Am nächsten Morgen stand Remus relativ früh vor Severins Tür und klopfte diesen aus dem Schlaf.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ihm der verkaterte Muggelkundelehrer öffnete. "Remus...", stöhnte er, "was machst du schon um die Zeit hier? Und warum siehst du so widerlich ausgeruht aus? Du warst gestern auf derselben Fete wie wir."
Remus schlüpfte an dem verschlafen im Türrahmen hängenden Severin vorbei. "Also erstens habe ich bei weitem nicht so viel getrunken wir ihr und zweitens habe ich mir vor unserem Abend einen Anti-Alkoholtrank von Madam Pomfrey geholt, den ich nach der Feier zu mir genommen habe. Solltest du auch mal probieren. Dann fühlst du dich am nächsten Morgen wieder total fit. Ich komme auch nur um sicherzustellen, dass ihr Drei nicht verschlaft. Wir wollen ja schließlich kein unnötiges Gerede unter den Schülern."
"Anti-Alkoholtrank?", murmelte Severin und schlurfte ins Zimmer zurück. Er ließ sich auf die Couch fallen und stützte den schmerzenden Kopf in die Hände. "Hast du noch was davon?"
"Nein, und außerdem würde er euch jetzt sowieso nichts mehr nutzen. Man muß ihn relativ zeitnahe nach dem Besäufnis nehmen. Jetzt sind schon einige Stunden vergangen. Dagegen gibt es - glaub ich - aber auch Tränke. Nur eben dieser bringt jetzt nichts mehr. Wir können ja zu Severus gehen und ihn fragen. Vielleicht hat er, was du brauchst."
"Der wohnt mindestens 5 Kilometer weit weg. Die schaff ich heut nicht", stöhnte Severin.
"Es sind nur ein paar Treppen", grinste Remus. In einem derart desolaten Zustand hatte er den smarten Snape-Zwilling noch nie gesehen.
"Zu weit, viel zu weit", seufzte Severin und erhob sich langsam. "Ich brauch jetzt einen Eimer Kaffee, sonst schlaf ich nachher den Schülern was vor."
"Wir wäre es mit einer kalten Dusche für den Anfang?", schlug Remus noch immer grinsend vor.
"Dusche.... ja. Kalt?" Severin schüttelte sich. "Mal sehen, was sich tun lässt." Damit schlurfte er in Richtung Badezimmer, während es sich Remus auf der Couch bequem machte und in einem Buch schmökerte, das er aus dem Regal gezogen hatte.
Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis Severin sich wieder blicken ließ. Remus taxierte ihn mit einem prüfenden Blick. "Naja, nicht berauschend, aber wesentlich besser", kommentierte er anschließend den Anblick.
"Danke", knurrte Severin und spülte zwei Tabletten mit einem Glas Wasser herunter.
"Was ist das?", fragte Remus neugierig.
"Aspirin, ein Muggel-Kopfschmerzmittel."
"Und das wirkt?" Remus hob eine Augenbraue.
"Warum denn nicht? Wieso halten die meisten Zauberer Muggel eigentlich für total lebensunfähig?", brummelte Severin und stellte das Glas auf dem Tisch ab.
"Naja....." Darauf fiel Remus nichts ein, also überging er die Frage kurzerhand und stand auf. "Fertig?"
"Ja, auf in die Große Halle." Severin schob den Freund aus dem Raum und schloß die Tür ab. Gemeinsam begaben sie sich zum Frühstück.
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