Snape mal 2

 

 

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Kapitel 14: Ein gemütlicher Abend


Alle vier Beteiligten verbrachten den Tag recht nervös und besonders Sirius und Severus hatten regelrecht Lampenfieber und wünschten sich, dass der Tag ausnahmsweise mal 48 statt 24 Stunden hätte.
Severus sehnte sich diesmal sogar einen Longbottomschen Unfall herbei und hielt sich besonders oft und ausgiebig in der Nähe von dessen Kessel auf - aber diese kleine Landplage weigerte sich an diesem Tag rigoros einen Fehler zu machen, was Severus schon fast als persönlichen Affront ansah und um ein Haar Minuspunkte wegen ‚Gelingen des Experiments und Nichtbeförderung des Zaubertränkelehrers auf die Krankenstation' an Neville verteilte. Er konnte sich gerade noch beherrschen, sich auf diese Weise vor den Schülern endgültig zum Keks zu machen.
Sirius war ähnlich nervös und unsicher. Neben seinem Job, Harry zu schützen, arbeitete er normalerweise einige Stunden in der Woche in Hogsmeade als Barkeeper bei Rosmerta in den Drei Besen, um nicht den ganzen Tag herumzugammeln und sich überflüssig zu fühlen. Doch an diesem Tag schickte er eine Eule und meldete sich krank, weil er sich aufgrund der schmerzenden Glieder sowieso kaum bewegen konnte und weil er vor Nervosität eh nichts zustande gebracht hätte.
Severin und Remus dagegen sahen dem Abend verhältnismäßig locker entgegen, auch wenn sie ebenfalls etwas nervös waren, weil sie Angst hatten, dass dieser entscheidende Abend in einem Desaster enden würde. Eine zweite Chance würde es wohl kaum geben.
Aber irgendwann war auch dieser Tag herum. Das Abendessen verlief wie gewöhnlich: Man versuchte sich zu ignorieren - was auch nicht besonders schwer war, da ja die Snapes an einem Ende und Remus und Sirius am anderen Ende des Tisches saßen.
Nach dem Abendessen beeilte sich Severin, in seine Räume zu kommen. Remus wartete bereits vor der Tür auf ihn und so gingen sie gemeinsam hinein und schauten jeder noch mal, ob noch irgend etwas für einen gemütlichen Abend fehlte.
Nachdem sie beide festgestellt hatten, dass alles perfekt war, setzten sie sich - Severin in einen Sessel vor dem Kamin, Remus auf die daneben stehende Couch. Nach ein paar Sekunden sprangen beide synchron auf und begannen eine Diskussion darüber, ob es gut sei, dass Severus und Sirius nebeneinander sitzen sollten, oder ob nicht doch besser jemand als Pufferzone dazwischen platziert werden sollte.
Man einigte sich darauf, dass die Beiden in die Sessel, die den Kamin flankierten, dirigiert werden sollten, während sich Remus und Severin das Sofa teilten, welches dem Kamin gegenüber stand.
So waren Sirius und Severus gezwungen, sich gegenüber zu sitzen und konnten sich nicht so ohne weiteres ignorieren.
Nachdem das geklärt war, ließen sich Remus und Severin aufs Sofa sinken und starrten ins Kaminfeuer.
"Weißt du", murmelte Severin nach einer Weile, "ich komme mir irgendwie wie ein Verkuppler vor."
"Ja", grinste Remus, "der Gedanke kam mir auch schon. Ich hoffe, dass dieser Abend was bringt, aber ich halte sicherheitshalber meinen Zauberstab bereit, falls unsere beiden großen Kinder wieder aufeinander losgehen wollen."
"Gute Idee", grinste Severin und wies auf die Innentasche der Jeansjacke, die er trug. Dort konnte Remus ebenfalls einen verstecken Zauberstab sehen.

Plötzlich ertönte ein leises Klopfen. "Ich glaube, der Tanz beginnt", grinste Severin und erhob sich. Mit einem letzten prüfenden Blick in die Runde öffnete er die Tür. "Hallo Severus, schön, dass du gekommen bist", begrüßte er den ziemlich nervös aussehenden Zaubertränkemeister.
Dieser kam zögernd herein und schaute sich sofort um. Dass Sirius noch nicht da war, schien ihn zu beruhigen, denn er atmete hörbar auf.
"Hallo Remus", begrüßte Severus den Verteidigungslehrer mit einem zaghaften Lächeln.
‚Kein Wunder, dass er so spät kommt', dachte Severin amüsiert und blickte seinen Bruder an. ‚Der stand bestimmt noch vor dem Spiegel und hat lächeln geübt.'
Remus hatte sich inzwischen ebenfalls erhoben und reichte Severus - ebenfalls lächelnd - die Hand. "Hallo Severus", begrüßte er ihn freundlich.
Geschickt dirigierten die beiden ‚Verschwörer' Severus unauffällig so, dass er sich in den Sessel setzte, der der Tür gegenüber stand, damit er Sirius bei dessen Eintreten direkt anschauen musste und ihm nicht den Rücken zukehren konnte. Das wäre Sirius sicher wieder sauer aufgestoßen.
Jaja, es war eine Menge Taktik und Strategie mit im Spiel und Remus und Severin waren außerordentlich stolz auf ihre Planung. Was sie tun konnten, um den Abend günstig verlaufen zu lassen, hatten sie getan. Alles Weitere lag nicht mehr direkt in ihrer Macht.
Noch bevor das allgemeine Schweigen peinlich werden konnte, klopfte es erneut an der Tür.
Diesmal erhob sich Remus, um die Tür zu öffnen.
Somit blieben Sirius nur zwei Sitzmöglichkeiten: Der freie Sessel gegenüber Severus und der Couchplatz direkt neben Severus' Sessel. Keine Frage, wohin er sich setzen würde...
Remus und Severin beglückwünschten sich in Gedanken gegenseitig für ihre Schläue.
Sirius betrat die Räume. Er trug eine Flasche Wein in der Hand und schaute unsicher in die Runde. "Hallo allerseits", murmelte er.
Remus und Severin begrüßten ihn ebenfalls, während Severus grüßend nickte - na immerhin...
Wie erwartet setzte sich Sirius in den freien Sessel und reichte Severin die Weinflasche. "Hier, falls uns die Getränke ausgehen", sagte er mit befangen klingender Stimme.
Severin stellte die Flasche zu den anderen auf den Tisch - dann starrten alle Vier schweigend vor sich hin.
‚Super,' dachte Severin, ‚um die Sitzordnung haben wir uns die Köpfe zerbrochen - aber nicht über ein Gesprächsthema.'
"Ich hab euch was gegen Muskelkater gebraut", kam es plötzlich überraschend aus Severus' Richtung. Alle schauten ihn verdutzt an. Severus hielt zwei mittelgroße Tiegel in den Händen und schaute fragend von Remus zu Sirius und zurück. "Ist es denn noch schlimm?"
Sirius dachte gewohnheitsgemäß darüber nach, ob er Severus anblaffen sollte, dass der gefälligst seine Mitleidstour lassen soll, für etwas, das er verursacht hatte, biss sich aber noch rechtzeitig auf die Zunge.
Remus ergriff zum Glück das Wort: "Danke, das können wir wirklich brauchen. Stimmts Sirius?" Auffordernd sah er den Freund an und hob eine Augenbraue.
"Mhm....ja", knurrte Sirius widerwillig zwischen den Zähnen hervor. Dann bemerkte er den warnenden Blick von Remus und bequemte sich zu einem: "Das ist wirklich nett." Nach kurzer Überlegung platzte er dann aber doch heraus: "Da habt ihr ziemlich gute Arbeit geleistet, gestern Abend!"
"ICH habe gute Arbeit geleistet", mischte sich Severin mit ruhiger Stimme ein. "Und... danke für das Kompliment. Ich habe mir auch große Mühe gegeben."
Remus musste grinsen, als er die Verblüffung auf Sirius' Gesicht über dieses freimütige Geständnis sah.
"Aber Severus....", stotterte Sirius.
"...war ein ahnungsloser Gast", beendete Severin den Satz und warf nun seinerseits Sirius einen auffordernden Blick zu.
Dieser verstand, was gerade von ihm verlangt wurde. Er räusperte sich umständlich und rutschte nervös in seinem Sessel herum. "Severus... was ich dir sagen wollte..." Er brach ab und schaute verzweifelt in den Kamin, wobei er fahrig seine Hände knetete. "Also... ich.... also... Das mit damals tut mir leid. Ich habe großen Mist gebaut und ich möchte mich dafür bei dir entschuldigen", ratterte er hektisch seinen Text herunter. "So, jetzt ist es raus", seufzte er anschließend erleichtert und mit unterdrückter Stimme auf. Unsicher schaute er Severus an.
Dieser hatte zwar mit einem Versöhnungsversuch gerechnet - aber nicht mit einer Entschuldigung. Entsprechend verblüfft war sein Gesichtsausdruck.
Als keine Reaktion von Severus kam, warf Sirius Remus und Severin einen hilfesuchenden Blick zu, dann schaute er wieder zu Severus zurück. "Was ist denn nun? Verzeihst du mir?"
Man konnte ihm deutlich ansehen, wie extrem unwohl er sich im Moment fühlte.
Nun schien Severus wie aus einer Trance zu erwachen. "Was? Wie? Meinst du das wirklich ernst?" Er war noch immer fassungslos.
"Ja, meine ich", erwiderte Sirius. "Ich hatte ein Gespräch mit deinem Bruder und erst dadurch ist mir wirklich klar geworden, was ich dir damals angetan habe. Ich wollte dich nicht umbringen. Echt nicht. Ich habe einfach nicht über die Konsequenzen nachgedacht, die dieser Streich gehabt hätte, wenn er gelungen wäre. Weder darüber, was dir alles hätte passieren können, noch darüber, was ich Remus angetan hätte, wenn er dich erwischt hätte. Es tut mir leid..."
Severus konnte hören, dass es Sirius wirklich ehrlich meinte. Er stand auf, ging die zwei Schritte auf Black zu und streckte diesem die Hand hin. "Vergeben und vergessen", sagte er mit ernster Miene, der man ansehen konnte, dass er es aufrichtig meinte.
Sirius erhob sich ebenfalls und ergriff Severus' Hand. "Wollen wir einen Neuanfang versuchen?"
Jetzt lächelte Severus, wenn auch noch etwas zaghaft. "Ja, gerne. Wenn ich ehrlich sein soll... Ich hatte an unseren Streitereien nie wirklich Freude."
"Ich auch nicht", gestand Sirius verlegen. "Das hat sich irgendwie und irgendwann verselbständigt." Dann drehte er sich zu Remus und Severin um. "Sagt mal, was tuschelt ihr eigentlich die ganze Zeit?"
Die beiden Angesprochenen schauten zu Severus und Sirius hoch.
"Wir diskutieren darüber, ob wir jetzt schon euer Aufgebot bestellen können", grinste Remus übermütig.
"Was meint ihr," setzte Severin noch einen drauf, "ob wir die Große Halle für die Feier buchen dürfen?"
Sirius und Severus schauten sich entgeistert an, dann brachen sie in schallendes Gelächter aus.

Den Rest des Abends verbrachten sie damit, sich gegenseitig Anekdoten aus ihrem Leben zu erzählen, und zumindest die drei ehemaligen Hogwarts-Schüler stellten dabei fest, dass manche Streiche und Begebenheiten aus der Sicht des jeweils Anderen erzählt, nicht mehr nach geplanter Gemeinheit klang, sondern oftmals einfach nur aus einer Reihe von Zufällen bestand, oder einfach nur komisch war.

Zu sehr weit fortgeschrittener Stunde torkelten Severus und Sirius in friedlicher Eintracht Arm in Arm von dannen, da sie beide ihre Räume in den Kerkern hatten, während Remus mit stillem Lächeln in seine Räume ging, die schräg gegenüber denen von Severin lagen.

Am nächsten Morgen stand Remus relativ früh vor Severins Tür und klopfte diesen aus dem Schlaf.
Es dauerte eine ganze Weile, bis ihm der verkaterte Muggelkundelehrer öffnete. "Remus...", stöhnte er, "was machst du schon um die Zeit hier? Und warum siehst du so widerlich ausgeruht aus? Du warst gestern auf derselben Fete wie wir."
Remus schlüpfte an dem verschlafen im Türrahmen hängenden Severin vorbei. "Also erstens habe ich bei weitem nicht so viel getrunken wir ihr und zweitens habe ich mir vor unserem Abend einen Anti-Alkoholtrank von Madam Pomfrey geholt, den ich nach der Feier zu mir genommen habe. Solltest du auch mal probieren. Dann fühlst du dich am nächsten Morgen wieder total fit. Ich komme auch nur um sicherzustellen, dass ihr Drei nicht verschlaft. Wir wollen ja schließlich kein unnötiges Gerede unter den Schülern."
"Anti-Alkoholtrank?", murmelte Severin und schlurfte ins Zimmer zurück. Er ließ sich auf die Couch fallen und stützte den schmerzenden Kopf in die Hände. "Hast du noch was davon?"
"Nein, und außerdem würde er euch jetzt sowieso nichts mehr nutzen. Man muß ihn relativ zeitnahe nach dem Besäufnis nehmen. Jetzt sind schon einige Stunden vergangen. Dagegen gibt es - glaub ich - aber auch Tränke. Nur eben dieser bringt jetzt nichts mehr. Wir können ja zu Severus gehen und ihn fragen. Vielleicht hat er, was du brauchst."
"Der wohnt mindestens 5 Kilometer weit weg. Die schaff ich heut nicht", stöhnte Severin.
"Es sind nur ein paar Treppen", grinste Remus. In einem derart desolaten Zustand hatte er den smarten Snape-Zwilling noch nie gesehen.
"Zu weit, viel zu weit", seufzte Severin und erhob sich langsam. "Ich brauch jetzt einen Eimer Kaffee, sonst schlaf ich nachher den Schülern was vor."
"Wir wäre es mit einer kalten Dusche für den Anfang?", schlug Remus noch immer grinsend vor.
"Dusche.... ja. Kalt?" Severin schüttelte sich. "Mal sehen, was sich tun lässt." Damit schlurfte er in Richtung Badezimmer, während es sich Remus auf der Couch bequem machte und in einem Buch schmökerte, das er aus dem Regal gezogen hatte.

Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, bis Severin sich wieder blicken ließ. Remus taxierte ihn mit einem prüfenden Blick. "Naja, nicht berauschend, aber wesentlich besser", kommentierte er anschließend den Anblick.
"Danke", knurrte Severin und spülte zwei Tabletten mit einem Glas Wasser herunter.
"Was ist das?", fragte Remus neugierig.
"Aspirin, ein Muggel-Kopfschmerzmittel."
"Und das wirkt?" Remus hob eine Augenbraue.
"Warum denn nicht? Wieso halten die meisten Zauberer Muggel eigentlich für total lebensunfähig?", brummelte Severin und stellte das Glas auf dem Tisch ab.
"Naja....." Darauf fiel Remus nichts ein, also überging er die Frage kurzerhand und stand auf. "Fertig?"
"Ja, auf in die Große Halle." Severin schob den Freund aus dem Raum und schloß die Tür ab. Gemeinsam begaben sie sich zum Frühstück.

***



Derweil kreuzten in der Großen Halle zumindest schon mal Severus und Sirius auf. Severus setzte sich auf seinen üblichen Platz - zur allgemeinen Verblüffung aber setzte sich Sirius auf den Stuhl, der eigentlich Severin vorbehalten war.
Sofort gab es wieder ein allgemeines Getuschel in der Großen Halle und Mutmaßungen darüber, ob Black Snape mal wieder irgendwie provozieren wollte. Andererseits sah Black an diesem Morgen nicht danach aus, als ob er in der Lage wäre, irgend etwas anderes zu provozieren, als ein mitleidiges Lächeln.
"Was ist denn mit deinem Patenonkel los?", fragte Hermine leise.
Harry zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung. Vielleicht ist er krank. Ich frag ihn nachher mal."
"Der hat einen riesigen Kater", stellte Ron fachmännisch fest. "Das kenne ich von Charles und Billy. Mom flippt jedes Mal aus, wenn die morgens so über dem Frühstück hängen."
"Sirius hat sich betrunken?", fragte Hermine entsetzt.
Ron zuckte daraufhin nur mit den Schultern und widmete sich wieder seinem Frühstück.
Harry dagegen, der Sirius die ganze Zeit beobachtet hatte, murmelte: "Ich frage mich, warum er sich neben Snape gesetzt hat."
"Wahrscheinlich ist er noch zu betrunken, um es zu bemerken", stellte Hermine mit hochmütiger Stimme fest. Ihr Bild von Sirius Black hatte gerade einen empfindlichen Knacks bekommen.

Währenddessen gähnte Sirius herzhaft und ärgerte sich, dass er unnötigerweise überhaupt so früh aufgestanden war.
Snape machte zwar auch einen etwas desolaten Eindruck - aber bei weitem nicht so sehr wie Sirius. Allerdings genug, um Schüler und Lehrer zu getuschelten Mutmaßungen über die Ursache seiner geröteten Augen, der missglückten Rasur und der zerzausten Haare anzuregen.
Und überhaupt... Wieso ertrug Snape Blacks Nähe?
Und wieso machte es sich Black an Snapes Schulter bequem?
Die Augen derer, die das Schauspiel beobachteten, wurden groß wie Untertassen, als Sirius sich mit einem Seufzer an Snapes Schulter kuschelte und anscheinend einschlief.
Snape selbst reagierte jedoch nicht mit dem allseits erwarteten Wutanfall oder lautstarken Ekeläußerungen, sondern zog lediglich irritiert eine Augenbraue hoch und schob dann sachte Hagrids überdimensionale Kaffeetasse vor Sirius.
Der sanfte Halbriese beschwerte sich aber nicht, sondern grinste nur in seinen Bart - und klaute sich die Kaffeetasse von McGonagall, die das sowieso nicht bemerkte, da sie mit offenem Mund zu den beiden Schlafmützen starrte.
Der Anblick von Hagrid, der die viel zu kleine Tasse mit zwei Fingern am Henkel hielt, dabei den kleinen Finger abspreizte, und versuchte, mit gespitzten Lippen den Inhalt zu schlürfen, reizte etliche Schüler zum Kichern.

In dem Moment betraten Remus und Severin die Große Halle.
Automatisch schwenkten nun sämtliche Blicke auf dieses ebenfalls etwas seltsam anmutende Gespann um. Severin hatte eindeutig auch schon mal frischer ausgesehen und schien die Tatsache zu nutzen, dass Remus ausgeschlafener und weniger verkatert war als er. Denn ganz offensichtlich suchte er sich seinen Weg nicht selber, sondern tapste einfach nur Remus hinterher, bereit sich überall da hinzusetzen, wo Platz war und Remus es für gut befinden würde. Als sie schließlich an dem Platz ankamen, an dem Remus für gewöhnlich mit Sirius saß, der sich ja aber nun zu Severus gesetzt hatte, nahm Remus Platz und auch Severin plumpste ziemlich unelegant auf den benachbarten Stuhl.

Remus schenkte beiden Kaffee ein und blinzelte zu Sirius hinüber, der krampfhaft aber vergebens versuchte seine Augen offen zu halten und noch immer an Severus lehnte. Der Verteidigungslehrer schmunzelte in sich hinein.
Nachdem Remus bereits die erste Brötchenhälfte verspeist hatte, hatte Severin gerade zwei Tassen Kaffee geleert, die ihn nun ein wenig munterer werden ließen. Er nahm zumindest wahr, dass er nicht auf seinem angestammten Platz saß und teilte Remus dies flüsternd mit. Auf seine Frage hin, wo denn die anderen beiden abgeblieben seien, nickte Remus kauend in deren Richtung.

Derweil fragte sich der Großteil der Schülerschar und besonders die Lehrer, ob ihnen in der vergangenen Nacht irgendwas wichtiges entgangen war. Gerade die älteren Schüler erkannten natürlich sofort die eindeutigen Anzeichen einer durchzechten Nacht. Und einmal mehr war die Große Halle von vielstimmigem Getuschel angefüllt.

Dumbledore warf belustigte Blicke zwischen den beiden 'neugebildeten' Pärchen hin und her. Er freute sich sehr, dass die einstigen Kampfhähne nun ganz offensichtlich ihren Streit begraben hatten und in Zukunft vielleicht sogar so etwas wie eine Freundschaft aufbauen würden.

Severin betrachtete eine Weile seinen Doppelgänger und Sirius, bis ihm bewusst wurde, dass die beiden in friedlicher Eintracht beisammen saßen. Er stupste Remus an, um ihn ebenfalls darauf aufmerksam zu machen. Der grinste zufrieden und meinte: "Ja, wir beide haben gestern ganze Arbeit geleistet!"
"Scheint so", murmelte Severin zurück. "Dafür wissen das hier viel zu wenige zu schätzen!"
"Wieso? Was meinst du?" erkundigte sich Remus.
"Hörst du das nicht? Es ist zu laut .... die Schüler reden alle, gleichzeitig, laut, rücksichtslos", brummelte Severin mit finsterer Miene in seinen nicht vorhandenen Bart.
Der Verteidigungslehrer sah ihn etwas scheel von der Seite an. "Weißt du was? Du kannst einem richtig Angst machen! Wenn man dich mit diesem Gesichtsausdruck sieht und dich so reden hört, dann bist du das ganze Ebenbild von unserem Severus!"
Severin grunzte nur irgendeine Erwiderung, die das Snapsche Gesamtbild aber auch nicht verbesserte.

Währenddessen registrierte Sirius am anderen Ende des Tisches endlich, wer da so ein kuscheliges Kissen abgab. Er schielte zu Severus hoch, dann grinste er und nuschelte: "Du siehst im Gesicht aus wie deine Lieblingsfarbe."
Severus zog nur eine Augenbraue hoch und schaute Black fragend an.
"Grün", erklärte dieser und stemmte die riesige Kaffeetasse hoch, um dran zu nippen.
"Ich hasse grün", antwortete Severus mit dumpf klingender Stimme und konsumierte möglichst unauffällig den Inhalt einer Phiole.
"Ach echt?", entfuhr es dem verblüfften Sirius. "Aber ich dachte immer..."
"Nur weil es die Farbe meines Hauses ist, muss es noch lange nicht meine Lieblingsfarbe sein", erklärte Severus, steckte die leere Phiole weg und schmierte sich - nun mit (für seine Verhältnisse) deutlich gesünderer Gesichtsfarbe - ein Brötchen. "Oder sind deine Lieblingsfarben etwa rot bzw. golden?"
Daraufhin schüttelte Sirius den Kopf. "Nein ... - ... Hast du so einen Trank auch für mich? Der scheint gut gegen Kater zu sein."
Severus grinste und zog unter seiner Robe eine weitere Phiole hervor, die er dem Gryffindor reichte.
Nachdem Sirius die Phiole geleert hatte, nicht ohne wegen des Geschmacks das Gesicht zu verziehen, steckte Severus die leere Phiole wieder ein. "Blau", sagte er und biss in sein Brötchen.
"Du doch auch", grummelte Sirius. "Du hast gestern nicht weniger getrunken als ich."
"Meine Lieblingsfarbe", erklärte Severus trocken. "Blau, nicht grün oder silbern oder sonst was."
"Oh..." Sirius schaute provokativ an Severus hoch und runter. "Das überrascht mich jetzt aber. Ich hätte eher auf schwarz getippt."
"Schwarz ist praktisch", erklärte der Tränkemeister. "Zum einen für mein Unterrichtsfach, aber vor allem auch für die Pflege meines Images. Und ich mag schwarz. Aber meine Lieblingsfarbe ist blau."
"Aber wieso trägst du dann nie blau?", ließ Sirius nicht locker.
"Tu ich doch", schmunzelte Severus und nahm einen großen Schluck Kaffee.
"Wann?"
"Manchmal, aber das blau ist so dunkel, dass es alle für schwarz halten, zumal die Leute an mir sowieso keine andere Farbe vermuten. Außerdem glaube ich, dass man es sowieso nur richtig sieht, wenn die Sonne drauf scheint, und dafür komme ich viel zu selten raus." Dann fiel ihm noch etwas ein. "Oh, und manchmal, also bei sehr wichtigen Spielen der Slytherins, trag ich die Hausfarben - so wie die anderen Hauslehrer auch.1"
Sirius grinste bei der Vorstellung eines Severus in grün-silber, zumal er jetzt wusste, dass Snape diese Farben gar nicht mochte.
In dem Moment trat Draco Malfoy, mit einem scheuen Seitenblick auf Sirius, vor den Lehrertisch. "Darf ich Sie nach dem Essen kurz sprechen, Professor Snape?", fragte er höflich seinen Hauslehrer. "Es geht um die Vorbereitung der ZAG-Prüfungen."
Dieser gönnte dem Slytherin ein schmales, aber wohlwollendes Lächeln und nickte. "Kommen Sie anschließend in mein Büro, Mr Malfoy."
Der Junge nickte und setzte sich wieder zu seinen Freunden an den Tisch.
Sirius schaute ihm stirnrunzelnd nach. "Sag bloß, du magst den kleinen Schleimer."
"Sein Vater ist nützlich", antwortete Severus trocken. "Und außerdem, so schlecht ist Draco gar nicht. Man muss ihn nur näher kennen lernen, ohne die Fassade, die er zur Schau trägt. Und abgesehen davon, möchte ich nicht, dass er denselben Weg einschlägt wie ich einst."
Sirius wusste sehr wohl, was Severus meinte, und auch die Anspielung auf ihre eigene Schulzeit und die Vorverurteilung von Severus durch Sirius und seine Freunde, hatte er verstanden. Leicht pikiert schob er seinen inzwischen kalten Kaffee ein Stück von sich. "Ich hab mich doch gestern entschuldigt", murmelte er. "Was soll ich denn noch machen?"
Severus drehte leicht den Kopf und schaute ihn mit hochgezogener Augenbraue an. "So war das gar nicht gemeint", erklärte er. "Ich dachte dabei eher an den Einfluss seines Vaters .... und vielleicht auch ein bisschen an die ständigen Querelen zwischen Malfoy und Potter."
"Oh.... na dann." Sirius atmete erleichtert auf und angelte sich nun ebenfalls ein Brötchen. "Aber Schlangen, die magst du doch, oder?"
"Wieso sollte ich?"
"Na wegen den Slyth.... Oh, verstehe. Schlangen kannst du also auch nicht ausstehen?", zog Sirius seine Schlussfolgerungen und grinste breit.
"Korrekt."
Sirius dachte einen Moment nach. "Wärest du nicht vielleicht besser als Hauslehrer für Ravenclaw geeignet gewesen - bei deinen Vorlieben bzw. Abneigungen?"
Jetzt grinste Severus. "Möglich, aber das hätte niemand ernsthaft gewollt."

Vom anderen Ende des Tisches hatten Severin und Remus die Beiden die ganze Zeit im Auge behalten, wobei sie die ganze Zeit das Gesehene kommentierten:
"Sie unterhalten sich."
"Guck mal, Severus hat gelächelt."
"Ja, und Sirius ergreift nicht die Flucht."
Auch die anderen Lehrer und ein Großteil der Schüler war mehr mit dem Beobachten von Snape und Black beschäftigt als mit ihrem Essen.

Als Sirius mit Frühstücken fertig war, ging er zwischen den Schülerreihen hindurch. Hinter Harry, der sich gerade mit Ron und Hermine unterhielt und dabei ein Marmeladenbrötchen in der Hand hielt, blieb er stehen. Er räusperte sich kurz und tippte dann Harry auf die Schulter. Als dieser hochblickte, mit einem "Hallo Sirius" auf den Lippen, winkte dieser nur ungeduldig ab: "Sieh zu, dass du dich endlich mit Malfoy verträgst. Ihr seid schließlich alt genug." Damit rauschte Harrys Pate davon, während Harry und seine Freunde ihm sprachlos nachstarrten. Als erstes fand Ron die Sprache wieder. "Wer war der Typ grad, und was hat Snape mit Sirius gemacht", konnte er trotz seiner Verblüffung witzeln.

So nach und nach beendeten alle ihr Frühstück und der Saal leerte sich. Irgendwann saß nur noch ein glücklich lächelnder Dumbledore am Tisch, der versonnen auf irgend einen imaginären Punkt starrte und erst nach einer ganzen Weile merkte, dass er inzwischen alleine im Großen Saal saß.



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