Die Schwarze Rose 2

 

 

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Kapitel 1: Ein verhängnisvoller Zwischenfall

 



Drei Monate später...

Erzählt von Remus Lupin


"Das Essen war wunderbar", log ich und spülte den letzten Bissen mit einem grossen Schluck Rotwein hinunter.

"Was bist du doch für ein Lügner, Remus Lupin, aber ein sehr charmanter." Die blonde Frau mir gegenüber lächelte. Sie hob ihren Kelch. "Lass uns auf diesen wunderbaren Abend trinken. Auf Remus Lupin, der Traum meiner schlaflosen Nächte."

"Du meinst wohl eher Alptraum."

Muriel Stern stellte lachend ihren Kelch zurück auf den Tisch und wurde ernst: "Danke Remus."

Auch ich stellte meinen Kelch zurück und griff nach ihrer Hand. Noch immer war Muriel ziemlich blass. Sie hatte sich körperlich zwar gut von den Ereignissen vor drei Monaten erholt, doch noch immer versuchte sie das Erlebte zu verdrängen.

Ich fasste ihre Hand fester. "Du warst noch immer nicht da, nicht wahr?"

Irritiert blinzelte sie. "Was meinst du?"

Ich schüttelte den Kopf. "Du weißt ganz genau was ich eben gemeint habe. Komm mit mir, morgen früh. Komm mit nach Hogwarts."

Ihre Augen weiteten sich und ich sah, wie die Angst sich ihrer wieder bemächtigte. Sie schüttelte trotzig den Kopf. "Nein, Remus. Du verstehst das nicht. Ich kann nicht nach Hogwarts gehen. Nicht mehr."

"Du kannst es nicht länger verdrängen, Muriel. Er ist tot. Er hat in dieser Nacht sein Leben gelassen, für unsere Seite... für dich."

Sie senkte den Blick und löste ruckartig ihre Hand aus der meinen. "Ich weiss. Und doch. Er war nichts weiter, als ein dreckiger Todesser! Er-"

"Muriel!" unterbrach ich sie scharf. "Das ist eine infame Lüge und das weißt du genau!"

Ihre Augen funkelten zornig, als sie aufblickte. "Ach ja? Wer sagt dir das? Warum verteidigst du ihn immer wieder? Bei Merlin, schau dir an, was er alles getan hat!"

Ich schüttelte resigniert den Kopf. "Er war mein Freund, Muriel. Auch wenn ich es erst zu spät wirklich erkannt habe - Er war mein Freund." Ich erhob mich und ging um den Tisch herum. "Und dir, Muriel, hat er das Leben gerettet. Er hat alles für dich riskiert und verloren. Er hat sein Leben für dich gegeben."

Sie sprang auf. "Ach ja?" fuhr sie mich an. "Wer sagt, dass er es für mich getan hat? Vielleicht fühlte er sich auch nur schuldig? Oder wer weiß, es könnte auch Feigheit gewesen sein. Vielleicht dachte er, so wenigstens als Held sterben zu können, anstelle in Askaban seine gerechte Strafe zu erhalten."

Hart packte ich sie bei den Schultern und schüttelte sie. "Hör auf damit! Hör endlich auf! Du täuscht nur über dein schlechtes Gewissen hinweg und das ist nicht in Ordnung!" Schockiert sah mich Muriel an und Tränen stiegen in ihre Augen.

"Entschuldige...," sagte ich leise und ließ sie los. "Ich wollte nicht..."

Muriel schlug die Hände vor ihr Gesicht und begann hemmungslos zu schluchzen. Tröstend legte ich meine Arme um sie. Sanft strich ich über Muriels weiche Haare, sog den leichten Duft nach Sommerblumen, der sie stets umgab, ein. "Er hat dich geliebt, Muriel. Er hat dich so sehr geliebt."

"Ich weiss....," brachte sie heiser hervor. Dann löste sie sich von mir und sah mich mit geröteten Augen an, die Tränen liefen noch immer über ihre Wangen. "Bitte verzeih die hässlichen Dinge, die ich vorhin über ihn gesagt habe... Ich meinte es nicht wirklich so, bitte glaube mir. Er war der Mann, mit dem ich hoffte alt werden zu können." Sie lachte heiser auf. "Und ich war es, die alles zerstört hat. Ich habe ihn schändlich verraten, ihm alles genommen, was er je besessen hat." Sie presste die Hand auf ihre Stirn. "Zuletzt sogar sein Leben."

"Er hat sein Leben freiwillig geopfert, Muriel. Er hat alles auf eine Karte gesetzt und... das Glück war einfach nicht auf seiner Seite." Mit dem Daumen wischte ich ihre Tränen weg. "Bitte, komm morgen früh mit mir. Komm mit nach Hogwarts und besuche ihn an seinem Grab. Erweise ihm die letzte Ehre."

Muriel löste sich von mir und senkte den Kopf. "Ich weiss nicht... ob ich das wirklich kann. Jetzt ist es für mich so, als ob es nie wirklich passiert wäre, aber... wenn ich an seinem Grab stehe, es mit eigenen Augen sehe...."

Sanft hob ich ihr Kinn, so dass sie mich ansehen musste. "...dann wird es endgültig. Ich weiss. Aber es muss sein, Muriel. Du bist es ihm schuldig. Du kannst dies nicht einfach ignorieren. Tu es und du kannst wieder leben, denn das hier kannst du nicht Leben nennen. Komm endlich mit dir ins Reine."

Zögernd nickte sie und wischte sich über das tränennasse Gesicht.

"Hier!" Ich reichte ihr ein Taschentuch. "Ich kann es nicht sehen, wenn eine Frau weint."

Muriel lächelte gequält und griff nach dem Taschentuch.





Erzählt von Severus Snape

Keuchend presste ich mich gegen eine der Säulen. Mein Herz raste und in meinen Schläfen hämmerte der Schmerz. Geschrei! Blitze! Flüche! Auroren überall! Ich drehte meinen Kopf nach links. Doch auch da schien der Ausweg aus dieser Hölle versperrt. Da geschah es. Ein junger Todesser kam um die Säule herum und stiess mit mir zusammen. Er sprang zurück, wirbelte herum und - brach von einem grünen Lichtstrahl getroffen zu Boden. "Verdammt!" fluchte ich. Ich musste hier raus und das schnell.

"Es müssen noch einige Todesser hier sein! Los, sucht sie!"

Die Auroren stiessen weiter vor. Sie fackelten nicht lange. Ein Fluch riss keine fünf Zentimeter neben meinem Kopf ein paar Steinbrocken aus der Säule. Rasch ging ich in Deckung. Der Schweiss lief mir in die Augen. Würde ich es irgendwie hier raus schaffen? Eigentlich spielte es keine Rolle, ob ich es schaffen würde. Denn so oder so - mein Leben war verwirkt. Ich Idiot hatte selbst dafür gesorgt. Oder - ein verrückter Gedanke schoss mir durch den Kopf. Und je mehr Flüche um mich herum ihr Ziel erwischten, desto sicherer war ich der Durchführung meines Plans. Ich fasste meinen Zauberstab fester und warf mich aus meiner Deckung...


Keuchend schreckte ich aus dem Schlaf hoch. Erst war ich desorientiert. Ich blinzelte ein paar Mal. Da erkannte ich das kleine Zimmer in dieser dreckigen Absteige, das ich mir für diese Nacht gemietet hatte. Ich fuhr mir mit den Händen übers Gesicht. "Beruhige dich, verdammt! Es ist vorbei!" Mit weichen Knien stieg aus dem Bett und trat ans Fenster. Monoton klatschte der Regen gegen die fast blinde Scheibe. Kaum zu glauben, dass es jetzt schon drei Monate her war, seit ich mich aus meinem alten Leben gestohlen hatte. Unglaublich, wie tief ich in der kurzen Zeit bereits gesunken war. Kreuz und quer zog ich durch Frankreich - von einem Dreckloch ins nächste. Mein Geld- oder wohl eher das, was ich für eine eventuelle rasche anonyme Abreise aus London in einem sicheren Versteck hinterlegt hatte- neigte sich langsam aber sicher dem Ende zu. Meine Zukunftsaussichten waren wieder einmal grandios. Ein spöttischer Zug legte sich um meinen Mund. Wie brachte ich es nur immer wieder fertig, mich in solch miese Lagen hinein zu manöverieren?

Raus! Ich musste raus! Frische Luft half mir immer nachzudenken und mich ein wenig zu entspannen. Rasch zog ich mich an, warf mir den warmen Wintermantel über die Schultern und schlich leise über den Korridor der kleinen Pension. Der Boden knarrte, als ich die Treppe hinunter huschte. Kurz blieb ich stehen und horchte. Nichts. So drückte ich die Klinke hinunter. Doch die Tür bewegte sich nicht. Ich versuchte es noch einmal, da ich gelernt hatte, dass sich einige Muggeltüren manchmal ein wenig stur verhielten. Doch die Tür blieb zu. Hastig blickte ich mich um. Niemand war zu sehen. So zog ich meinen Zauberstab und murmelte "Alohomora". Die Tür schnappte auf.

Draussen wehte ein scharfer Wind. Ich schlug den Kragen meines Mantels hoch und trat aus dem Schutz des Eingangs. Langsam ging ich die Strasse hinunter. Bei Nacht schien diese Gegend noch trostloser, als sie es schon bei Tag gewesen war.

Hier lebten Muggel, die gerade mal soviel verdienten, dass sie nicht zu verhungern brauchten. Einen grösseren Unterschied zum verwöhnten Hogwarts gab es wohl kaum.

Eine struppige Katze kreuzte meinen Weg. Sie strich der nächsten Hauswand entlang und miaute klagend.

Der Regen wurde heftiger und ich zog den Mantel enger um mich.

Beim kleinen Lebensmittelladen an der Ecke blieb ich stehen und atmete tief durch. Die kalte frische Luft füllte meine Lungen. Ich schloss die Augen und genoss die Regentropfen, die mein Gesicht benetzten. In diesem Moment fühlte ich mich frei. Freier denn je zuvor.

Schräg hinter mir raschelte etwas. Ich öffnete die Augen und wollte mich danach umdrehen, doch es war bereits zu spät. Etwas hartes traf mich am Hinterkopf. Ich spürte wie meine Knie unter mir nachgaben. Ein zweiter Schlag folgte und raubte mir vollends das Bewusstsein.


Erzählt von Duncan O'Connor

"Was dauert da so lange? Los, schafft ihn hier in die Gasse, oder sollen euch alle Leute beobachten können?"

Meine beiden Gehilfen Marcus und Simon Johnson schleiften den leblosen Körper des Fremden in die dunkle Gasse, in der ich auf sie wartete. Die beiden waren Zwillinge. Ich hatte sie vor Jahren hier in dieser Gegend aufgelesen und sie für meine Zwecke gewinnen können. Sie waren beide klein und untersetzt, ihr dunkles Haar war kraus. Das einzige Merkmal, was die beiden unterschied, waren ihre Augen. Während Simons' grau waren wie kalte Asche, war Marcus' linkes Auge braun und das rechte grau. In Sachen Dummheit unterschieden sie sich jedoch nicht sonderlich, aber sie waren dadurch geradezu prädestiniert für meine Zwecke. Sie taten, was ich von ihnen verlangte ohne meine Motive zu hinterfragen. Was ich sagte, war Gesetz. Und was war praktischer für einen Gauner wie mich? Tja, und ansonsten half ein kleiner Imperius-Fluch hier und da Wunder. Ich lächelte vor mich hin. Muggel waren ja so ahnungslos.

Zufrieden lehnte ich mich gegen die Wand und zog eine Zigarre aus einer Innentasche meines Mantels. Diese Nacht war sehr ergiebig gewesen. Ich hatte den seltenen Blauburgunder für Miller und den gewünschten Spiegel für Portmanns Frau aufgetrieben. Okay, am Spiegel musste noch magisch ein wenig rumgebastelt werden, damit er wirklich nach einem Original aussah, aber sie würde dies nicht bemerken. Hauptsache, meine Kundin war glücklich und vor allem meine Kasse voll. Ich zündete den wohlriechenden Tabak an und sog genüsslich an der Zigarre.

Wieder ließ ich meinen Blick zu Marcus und Simon hinüberschweifen, die sich um den Fremden kümmerten. Warum hatte dieser verdammte Nachtvogel auch ausgerechnet an dieser Ecke stehen bleiben müssen? Mitten in unserem Fluchtweg? Im Haus hinter uns war zum Glück kein Geräusch zu hören. Unser Einbruch war also unbemerkt geblieben.

Marcus riss dem Fremden nicht gerade sanft den Wintermantel vom Leib und machte sich daran, die Taschen auszuleeren, während Simon nachsah, ob der Fremde noch sonst was bei sich hatte.

"Eine Brieftasche!" rief Marcus. Er öffnete sie und lachte auf. "Hey, da sind rund 500 Francs drin! Chef, also wenn das kein guter Fang ist?"

"Und für mich hast du nichts?" keifte Simon den reglosen Fremden an und trat ihm ein paar Mal frustriert in die Rippen.

Ich verdrehte genervt die Augen. "Macht endlich vorwärts! Ich will hier nicht ewig rumstehen. Falls Ihr es noch nicht bemerkt haben solltet: Es regnet!"

"Hey, was ist das?" fuhr Marcus unbeeindruckt fort. "Ein Holzstock. Dieser Kerl trägt einen Holzstock mit sich herum!" Simon stimmte mit in das Gelächter seines Bruders ein. "Welch ein Id-"

"Gib her!" zischte ich und riss Marcus den Holzstock aus den Händen. Es fiel nur spärliches Licht von der Strassenlaterne in die Gasse hinein, doch ich wusste sofort, was ich da in den Händen hielt. Einen Zauberstab und nicht gerade einen von der billigen Sorte. Prüfend hielt ich ihn in den Lichtkegel. "Sehr fein gearbeitet, gut ausgewogen, ein Meisterwerk....," murmelte ich. Der schwache Lichtschein spiegelte sich im polierten Ebenholz. Im Griff war etwas eingraviert.... Initialen. "SS". Stirnrunzelnd dachte ich nach. Ein Zauberer, hier in dieser Gegend? Und das um diese Zeit? "Geht weg von ihm!"

Die beiden Brüder verstummten und machten mir Platz. Ich trat über den noch immer bewusstlosen Mann und drehte ihn auf den Rücken. "Allmächtiger!" entfuhr es mir. Ich beugte mich nieder und sah ihn mir ganz genau an. Ja, es bestanden keine Zweifel. Zwar hatte er helle Haare und andere Kleidung, aber... dieses Gesicht...

"Was ist denn Chef?" fragte Simon nun ungeduldig. "Kennst du den?"

Ich erhob mich und ein kleines Lächeln umspielte meine Mundwinkel. "Nein, ich dachte, er sei ein Anderer."

"Ohne Zauberstab und ohne Geld kommst du auf jeden Fall nicht sehr weit, Freundchen", dachte ich für mich. "Und ich kenne jemanden, den wird dies hier sicher brennend interessieren."

"Kann ich den Mantel behalten, Chef?" Marcus sah mich bittend an. Und wieder einmal kam mir die Galle hoch. So praktisch es auch war, Leute unter sich zu haben, die nicht zuviel wissen wollten, so war es doch mühsam, wenn sie einfach so dämlich waren wie diese Beiden.

"Von mir aus behalte diesen verdammten Mantel!" Ich steckte den Zauberstab ein.

"Kehle durchschneiden und das ganze drum und dran wie immer?" fragte nun Simon.

Ich überlegte kurz, dann schüttelte ich den Kopf. "Nein, lasst ihn einfach liegen."


~*~*~*~

A/N: Sollte sich jemand nicht mehr an Duncan O'Connor erinnern, er ist der Schwarzmarkthändler aus Hogsmeade, welcher Severus in Malfoys Auftrag vergifteten Absinth gegeben hat.


 

 

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Review

 

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