Kapitel 22: Azkaban
Erzählt von Severus Snape
Durch einen kräftigen Schlag wurde mein Kopf zur Seite gerissen. Weisse Blitze zuckten hinter meinen Augenlidern.
"Aufwachen, du Schlange!", zischte eine kalte Stimme.
Ein weiterer Schlag riss meinen Kopf zur anderen Seite. Langsam öffnete ich die Augen. Ich sass in der Mitte eines grell erleuchteten Raumes, die Arme hinter dem Rücken an den Stuhl gefesselt. Meine linke Schulter schmerzte wie die Hölle und mein ganzer Körper fühlte sich zerschlagen an.
"Er ist wach!", rief die selbe Stimme wieder. Jetzt erkannte ich sie wieder. Sie gehörte Vermont.
"Gut, dann können wir ja endlich beginnen", kam die prompte Antwort einer Frau. Ich hob vorsichtig den Kopf. Soviel ich erkennen konnte, standen da die drei Männer von Abteilung 7, die mich hergebracht hatten und eine Frau.
Die Frau hatte schlohweisses Haar, das sie streng zurückgebunden trug. Ihre hellen, eisblauen Augen schienen kälter als die Arktis. Sie trug eine Brille mit einem schwarzen Gestell, das einen seltsamen Kontrast zu ihrer hellen Haut bildete. Ihre schwarze Jacke liess knapp ihre schlanke Gestalt erkennen. Ich schätzte ihr Alter etwa auf 45 Jahre.
Da fiel mein Blick auf den orangen Schriftzug auf der Jacke. ‚Grosser Gott,' dachte ich. ‚Abteilung 7. Es war also kein Alptraum.'
"Darf ich mich vorstellen?", sagte nun die Frau. "Mein Name ist Helena Thornton und ich bin zuständig für die Neuzugänge hier in Askaban. Wer sind Sie?"
"Geht Sie nichts an," sagte ich leise.
"Was? Ich habe das vermutlich nicht richtig verstanden." Ihre Augen begannen seltsam zu leuchten.
"Ich sagte: Es geht Sie nichts an", wiederholte ich nun etwas lauter.
Sie lachte laut auf. "Sind wir ein bisschen stur? Och... keine Angst. Wir werden Sie schon noch zum Sprechen bewegen. Glauben Sie mir."
Auf ein Kopfnicken von ihr trat einer der Männer hinter mich und fasste mich hart an den Schultern. Der Schmerz der augenblicklich durch meine linke Schulter raste, trieb mir den Schweiss auf die Stirn. Ein Stöhnen kam über meine Lippen.
"Oh, sind wir verletzt?", fragte sie nun zuckersüss.
"Nein!", antwortete ich augenblicklich und versuchte meiner Stimme einen festen Klang zu geben, aber es war zu spät. Sie hatte es bemerkt und wusste, was los war.
Sie sah zu dem Mann hinter mir, welcher sofort ruckartig meine linke Schulter nach hinten riss. Ein erstickter Schrei entfuhr meiner Kehle und mir wurde schwarz vor Augen.
Ich sank nach vorne, soweit es mir die Fesseln erlaubten. Die Haare fielen mir ins Gesicht und mein Atem ging schwer. Da fasste der Kerl hinter mir in meine Haare und riss brutal meinen Kopf zurück.
Kalt lächelnd trat Thornton auf mich zu. "Ich will doch nur Ihren Namen wissen."
Als ich noch immer keine Anstalten machte, ihr zu verraten wie ich hiess, rammte mir Vermont zwei mal in kurzer Folge, seine Faust in die verletzte Schulter. Ich schrie vor Schmerz auf. Wieder riss der Kerl meinen Kopf nach hinten.
Ich versuchte tief durchzuatmen um den Schmerz unter Kontrolle zu bringen, was mir aber nicht gelingen wollte. Die angeknacksten Rippen drückten auf meine Lunge.
"Sagen Sie es mir", sagte Thornton wieder. Sie trat so nah an mich heran, dass ich ihren Atem auf meinem Gesicht spüren konnte. Sanft strich sie mir mit der Hand über die Wange. "Was haben Sie schon zu verlieren. Sie sind nichts weiter als ein dreckiger Todesser."
"Sie wissen nicht wovon Sie reden, Lady", antwortete ich keuchend.
"Nein?", fragte sie sanft. "Dann sagen Sie es mir. Erzählen Sie mir, was ich wissen möchte."
"Vergessen Sie's." Doch augenblicklich bereute ich meine Worte.
Sie nickte den anderen beiden Männer zu und trat beiseite. Drohend kamen sie näher. Ich blickte von einem zum andern. "Hey Jungs. Was soll das?", versuchte ich es. "Ihr wollt doch nicht wirklich einen wehrlosen Mann schlagen oder?"
"Wir sehen hier keinen Mann. Du bist nichts weiter als Abschaum. Merk dir das, Todesser!", zischte Vermont in mein Ohr. Blitzschnell legte er von hinten seinen Arm um meinen Hals und drückte mir die Luft ab. Die beiden Männer nickten sich kurz zu, dann rammte mir der erste auch schon seine Faust in die Magengrube und liess in kurzer Folge noch zwei Schläge folgen. Die Luft entwich augenblicklich aus meinen Lungen. Der natürliche Reflex, nach vorne zu kippen, liess der Arm, der meinen Hals in einer schraubstockartigen Umklammerung hielt, nicht zu. Krachend landete der nächste Schlag in meinem Gesicht. Der Schmerz raubte mir beinahe die Besinnung. Rote Nebelschleier tanzten vor meinen Augen und ich spürte, wie das Blut aus meiner Nase lief.
Die beiden Schläger wechselten sich scheinbar ab. Bald konnte ich nicht mehr unterscheiden, wo mich die Schläge trafen. Ich war ihnen schutzlos ausgeliefert.
Auf einmal fühlte sich mein Körper seltsam taub an. Ich hatte aufgehört etwas zu spüren. Der helle Raum verschwamm vor meinen Augen. Die Stimmen meiner Verhörer wurden leiser. Die Schläge schienen aufgehört zu haben. Ich bemerkte, wie der Arm um meinen Hals seinen Griff lockerte und wie mein Kopf nach hinten gerissen wurde. Knapp erkannte ich das Gesicht dieser Frau über mir.
"Heute kriegen wir nichts mehr aus ihm heraus. Er ist zu fertig", hörte ich leise ihre Stimme. Endlich umfing mich die gnädige Dunkelheit der Bewusstlosigkeit.
Erzählt von Lucius Malfoy
Weit nach Mitternacht apparierte ich am vereinbarten Treffpunkt. Der Lord war bereits anwesend und tigerte zwischen den anwesenden Todessern auf und ab. Ich war scheinbar der Letzte, der angekommen war. Kurz verbeugte ich mich und reihte mich ebenfalls ein.
Der Lord blieb stehen und starrte mit flammenden Augen in die Runde. "Berichtet!", zischte er.
Ein Gruppenführer nach dem anderen wurde aufgerufen.
"Norman!" Voldemorts Stimme klang kalt, doch die Erregung konnte ich trotzdem heraushören. Heute Nacht hatte die grösste Aktion gegen das Ministerium stattgefunden, die je geplant worden war.
Der betreffende Todesser trat vor und verbeugte sich vor dem Lord. "Alles reibungslos gelaufen, My Lord."
Voldemort nickte zufrieden und bedeute Norman, dass dieser in die Reihe zurück treten konnte. Nun wandte sich der Lord mir zu. "Malfoy!"
Ich trat vor und neigte ergebenst meinen Kopf. "Alles wurde zu Eurer Zufriedenheit ausgeführt."
Ein siegessicheres Grinsen huschte über Voldemorts Gesicht und liess ihn noch hässlicher aussehen, als üblich. Aber dies spielte für mich keine Rolle. Voldemort gab mir das, wonach ich immer strebte: Macht!
Voldemort entfernte sich ein paar Schritte und rief den Nächsten. "Snape!" Voldemorts Stimme hallte seltsam hohl über die Lichtung. Als keine Antwort kam, rief er wieder: "Snape!" Stirnrunzelnd blickte Voldemort in die Runde und suchte die Reihen ab. Nichts. Snape war nicht da.
Eine gespenstische Stille senkte sich über die Waldlichtung. Der flackernde Schein des Feuers warf bizarre Schatten auf die Gesichter der Todesser.
Ich fühlte ein erregtes Kribbeln in meinem Körper, als Snape sich nicht meldete. Ob die Auroren ihn erwischt und eventuell sogar getötet hatten? Ich wagte kaum zu atmen.
Ein jüngerer Todesser, der in Snapes Gruppe gewesen war, trat zögerlich vor.
War mein sehnlichster Wunsch heute Nacht in Erfüllung gegangen? Wenn Snape tot war, dann würde ich nun die Nummer Zwei sein.
"Was hast du zu sagen?", donnerte nun Voldemorts Stimme und riss mich aus meinen Gedanken.
Der Todesser neigte seinen Kopf. "Verzeiht mir, My Lord, dass ich einfach so vortrete, aber unser Gruppenführer ist von Auroren überwältigt worden."
Mein Herz begann zu rasen. Wenn das Ministerium Snape kassiert hatte, dann war ich wirklich auf dem besten Weg dazu, die Nummer Zwei zu werden. Gespannt beobachtete ich weiter die Szene.
Voldemort schien alles andere als erfreut, ob dieser Nachricht. Mit vor Zorn funkelnden Augen, trat der Lord nun auf den jungen Todesser zu und umkreiste ihn, wie ein Raubtier seine Beute. "Wie, frage ich dich," flüsterte der Lord gefährlich, "konnte es geschehen, dass sie ausgerechnet meinen besten Mann erwischt haben? Hmmm? Wie konnten sie ihn erwischen, während ihr alle entkommen seid?"
Dem jungen Todesser trat der Angstschweiss auf die Stirn und er fuhr stotternd fort. "Er... er hat die Auroren auf sich aufmerksam gemacht... damit sie abgelenkt waren und wir alle fliehen konnten. Sie hätten uns sonst alle erwischt. Snape hat uns das Leben gerettet."
Voldemort schnaubte wild. "Was seid ihr doch für feige Hunde! Ihr seid einfach abgehauen, nur um eure eigene Haut zu retten? Euren Gruppenführer habt ihr einfach seinem Schicksal überlassen?"
Ich sah wie der junge Todesser zu zittern begann. Die Angst stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Und das zu Recht. Ich kannte Voldemort sehr gut und wusste, dass dieser junge Mann mit seiner Schilderung der Ereignisse eben sein eigenes Todesurteil unterzeichnet hatte.
Betont langsam zog Voldemort seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Todesser. Das schlangenartige Gesicht des Lords hatte sich zu einer teuflisch grinsenden Fratze verzogen. Er genoss es, zu töten. Genauso wie ich.
"Nein... My Lord.. bitte ich... wir..", stotterte der junge Mann, während er langsam rückwärts stolperte.
"Bleib stehen du Feigling!", zischte nun Voldemort und noch im selben Atemzug murmelte er den Todesfluch.
Der junge Todesser riss entsetzt die Augen auf und fiel dann leblos zwischen seinen ‚Freunden' zu Boden. Die Restlichen, die in Snapes Gruppe gewesen waren, warfen sich nervöse Blicke zu.
"Nun zu euch", erklang wieder die Achtung heischende Stimme Voldemorts. "Was soll ich mit solch unfähigem Pack wie ihr es seid anfangen? Hmm? Irgendwelche Vorschläge?"
Die vier angesprochenen Todesser rückten etwas zusammen, aber keiner getraute sich zu sprechen.
Erzählt von Severus Snape
Ein Schwall eiskalten Wassers, brachte mich brutal in die Wirklichkeit zurück. Prustend hob ich den Kopf gerade in dem Moment, als ich den zweiten Eimer voll abbekam. Nass und kalt klebte mein Hemd nun an meinem geschundenen Körper. Der Schmerz pochte heftig in meinen Schläfen, als ich hustend versuchte, Luft zu bekommen.
Plötzlich stand wieder Thornton vor mir, ein grausames Lächeln auf ihrem Gesicht. "Wieder ein Todesser, der gemeint hat, dass wir ihn mit Samthandschuhen anfassen, weil wir die Guten sind. Du willst also nicht reden? Na gut. Du musst nicht. Zumindest jetzt noch nicht. Aber ich versichere dir, spätestens morgen wirst du uns anflehen, reden zur dürfen." Thornton nickte Vermont, der noch immer hinter mir stand, zu. Dieser zertrennte meine Fesseln und riss mich brutal vom Stuhl hoch.
Mir wurde schwarz vor Augen und ich wäre in die Knie gebrochen, wenn mich die beiden Schläger nicht links und rechts mit klauenartigem Griff festgehalten hätten. Die Tür wurde aufgeschlossen und gab den Blick auf einen dunklen Korridor frei.
Die beiden Auroren zerrten mich grob aus dem Raum und durch die kahlen, verwinkelten Gänge. Immer wieder bogen wir in einen neuen Korridor ab, der noch düsterer, kälter und bedrohlicher wirkte, als der zuvor. Die Fackel, die Thornton trug, malte groteske Schattenbilder auf die kahlen Wände. Zu Beginn versuchte ich mir zu merken, in welche Richtung wir gingen, doch je weiter sie mich schleppten um so schwieriger wurde es für mich, die Übersicht zu behalten. Bald schon musste ich aufgeben. Ich war zu erschöpft, zu zerschlagen, um mir den Weg aus diesem verdammten Labyrinth heraus einzuprägen. Zwischendurch stolperte ich, doch die Männer von Abteilung 7 schleiften mich unbarmherzig weiter.
Auf einmal hielten wir an. Ich hob mühsam den Kopf und sah, dass der Korridor hier zuende war. Wir standen vor einer dunklen Metalltür, deren Riegel nun, als Thornton einen Schlüssel ins Schloss steckte, quietschend zurückglitt. Vermont trat vor und zog die schwere Tür auf. Thornton nickte den beiden Männern, die noch immer meine Arme umklammert hielten, zu.
Mit einem harten, unerwarteten Stoss in den Rücken, beförderten sie mich in die gähnende Dunkelheit der Zelle. Ich geriet ins Stolpern und fiel. Verzweifelt versuchte ich mich aufzurappeln, doch bevor ich es auch nur andeutungsweise schaffte, rammte mir einer der Auroren sein Knie ins Kreuz und zwang mich wieder zu Boden. Keuchend schloss ich die Augen und versuchte, die in mir aufsteigende Panik zu vertreiben.
"Ja, jammere nur, Mistkerl. Gleich wirst du erst recht Grund dazu haben!", zischte eine kalte Stimme scharf an meinem Ohr.
Ich schrie, als meine Arme ruckartig nach hinten, auf meinen Rücken gedreht wurde. Der Schmerz in meiner linken Schulter brachte mich beinahe um den Verstand. Bunte Sterne tanzten hinter meinen Augenlidern und kalter Schweiß trat mir auf die Stirn.
Metallbänder wurden eng um meine Handgelenke geschlungen und magisch miteinander verschweißt.
Jemand riss meinen Kopf brutal nach hinten. Es war Thornton. Im Schein der Fackel leuchtete ihr weißes Haar seltsam und die harten Linien um ihren Mund hoben sich noch schärfer hervor.
"Nun?," fragte sie höhnisch. "Noch könntest du reden....."
Ich schüttelte nur knapp den Kopf.
"Nein? Du willst nicht? Wie du möchtest... wir haben Zeit!" Sie ließ mich los und erhob sich.
Eine Kette wurde durch die Metallbänder an meinen Handgelenken gezogen. Brutal rissen mich die Auroren mit Hilfe der Kette hoch und befestigten diese in einem hochgelegenen Ring in der Wand. Der Schmerz ließ mich aufschreien, als sie die Kette so fest anzogen, dass mir die Arme hinten hochgerissen wurden. Der plötzliche, unnachgiebige Zug auf meine verletzte Schulter, trieb mir die Tränen in die Augen.
Kalt lächelnd trat Helena Thornton wieder vor mich hin und strich mir die Haare aus der Stirn. "Nun dann, ich wünsche dir eine gute Nacht.... Todesser." Mit diesen Worten drehte sie sich lachend um und verließ mit ihren Männern meine Zelle. Schwer fiel die Metalltür ins Schloss und quietschend glitt der Riegel vor.
Nun war ich allein. Aufrecht stehend an die Wand gekettet, lauschte ich in die Dunkelheit. Nichts... kein Geräusch war zu vernehmen. Der feuchte, modrige Geruch, ließ Übelkeit in mir aufsteigen. Es roch nach Exkrementen und schlimmer noch...... nach Tod.
Hart spürte ich die feuchte rohe Steinwand hinter mir. Irgendwoher kam ein kalter stetiger Luftstrom und ließ mich frösteln. Kalt und nass klebte meine Kleidung an meinem Körper.
Von einer Ecke her hörte ich auf einmal das Quicken einiger Ratten, die in der Dunkelheit der Zelle umherhuschten.
Langsam spürte ich, wie meine Knie nachgaben, doch der Schmerz, der durch den damit verbundenen Druck meiner Fesseln, durch meine Schulter fuhr, brachte mich dazu, mich wieder aufzurichten.
Keuchend vor Schmerz und Übelkeit stand ich da und wartete. Wartete darauf, dass es Morgen wurde... hoffte darauf, dass mich jemand befreite... irgendwer... Egal...
Doch ich wusste, dass meine Hoffnungen vergebens sein würden. Die einzige Person die wusste, wo ich war, war Muriel und die hatte eigenhändig dafür gesorgt, dass ich hier landen würde. Ein bitteres Lachen entfuhr meinen rauen Lippen. Muriel... die Liebe meines Lebens.... Wie hatte ich nur so blauäugig sein können? Wie hatte ich mir einbilden können, dass Muriel mich genauso liebte, wie ich sie... Eine Aurorin, einen Todesser lieben.... Wie unsinnig und dumm.
Auf einmal hörte ich ein rasselndes Geräusch. Eine fast übermächtige Kältewelle erfasste mich. Dementoren... Ja, eindeutig Dementoren. Sie schwebten vor meiner Zelle. Drohend und alles verschlingend spürte ich ihre graue Präsenz.
Ich schloss die Augen und versuchte mich gegen den Einfluss der Dementoren zu schützen, doch ich war zu ausgelaugt. Nach einigen Minuten fiel meine Verteidigung. In meinem Kopf begann ich plötzlich Stimmen zu hören. Schreie... Es waren Schreie sterbender Menschen. Schreckliche Bilder erschienen vor meinem geistigen Auge. Szenen aus meiner Todesserzeit. Der erste Mord, den ich begangen hatte... Meine Eltern... Nein! Ich wollte das nicht, doch ich konnte mich nicht mehr dagegen wehren. Die Erinnerungen holten mich in rasender Geschwindigkeit ein. Irgendwann verließen mich die letzten Kräfte und ich sank in meinen Fesseln zusammen.
Erzählt von Helena Thronton
Widerwillig betrat ich mein Quartier in Askaban. Obschon ich ab und zu mal hier übernachtete und meine eigenen Räume hatte, hasste ich es. Die furchtbaren Dinge die über die Jahrhunderte hier geschehen waren, hatten ihre Spuren unverkennbar hinterlassen. Eine dunkle Aura umgab drohend das Gefängnis.
Schwer ließ ich mich auf die Bettkante sinken. Heute plagten mich noch schlimmere Kopfschmerzen als üblich, wenn ich in Askaban war. Langsam aber sicher wurde ich zu alt für diese Arbeit, auch wenn meine Vorgesetzten es nicht so sahen. Ich hatte nicht mehr die Energie und Spannkraft, wie ich sie noch vor zehn Jahren besessen hatte. Das Klima von Askaban war nicht gerade das, was man gesund nennen konnte.
Aus meiner Jackentasche nahm ich ein kleines Röhrchen Tabletten. Es waren Kopfschmerztabletten, die ich mal in Muggellondon gekauft hatte und das Einzige, was meine Kopfschmerzen vertreiben konnte. Ich goss aus einer Karaffe etwas frisches Wasser in ein Glas und schluckte die Tablette.
Seufzend streckte ich mich auf meinem Bett aus. Unwillkürlich musste ich an unseren Gefangenen denken. Endlich hatten es die Auroren geschafft, einen hochrangigen Todesser zu erwischen. Normalerweise wurden die Todesser, die ihnen in die Falle gingen, einfach in eine Zelle gesperrt und blieben dort bis zur Gerichtsverhandlung. Aber hier lag der Fall anders. Zu selten hatten sie die Gelegenheit, jemanden aus Lord Voldemorts Reihen lebend zu fassen, der einen etwas höheren Rang bekleidete. Das Ministerium erwartete Ergebnisse und die würde ich ihnen liefern müssen, so schwer es mir auch fiel, einen Menschen zu foltern.
Ich hob meinen Zauberstab und murmelte einen leisen Spruch. Auf der leeren Wand gegenüber erschien nun ein Bild der Zelle, in der dieser mysteriöse Todesser angekettet war. Ich konnte sehen wie er zitterte. Die Kälte schien ihm zuzusetzen, ebenso die Dementoren, die ich vor seine Zelle gestellt hatte. Das Gesicht dieses Todessers war schmerzverzerrt. Seine Schreie ließen mich schaudern, doch gebannt starrte ich auf seine Gestalt. Er war ein Kämpfer. Unbestreitbar. Ein leichtes Bedauern erfasste mich. Etwas an ihm gefiel mir, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Warum musste er bloß auf der falschen Seite stehen? Doch dann erinnerte ich mich an die Menschen, die auf brutalste Weise von Todessern gequält und getötet worden waren. Auch einige meiner Freunde hatte ich auf diese Weise verloren. Ein unbeschreiblicher Zorn erfasste mich. Mit einem Wink meines Zauberstabs, verschwand das Bild der Zelle und nichts, als die rohe Steinwand blieb übrig. Morgen würde dieser Mistkerl für das, was er und seine ‚Freunde' getan hatten, bezahlen.
Zurück