Reinheit des Blutes

 

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Kapitel 20: Zeit des Werbens



Nach dem Zwischenfall, der mich nicht gerade im besten Licht gezeigt hatte, sah ich Snape nicht wieder. Er schickte mir zwar Blumen und Süßigkeiten, aber er ließ sich nicht mehr blicken. Es tat mir wirklich leid, aber warum sollte ich heucheln? Es war schrecklich gewesen.

Irgendwann fing Grandma an, mich wieder so nachdenklich anzusehen. Ich kannte diesen Blick bereits. Sie zweifelte an mir oder an ihm... ich weiß nicht. Zumindest schien sie ernsthaft zu überlegen, ihre Zustimmung zu verweigern. Und ich konnte Severus nicht einmal erreichen. Zwar könnte ich den Kamin benutzen, weil die Magie im Sand liegt und nicht bei dem Zauberer, aber ich fürchtete mich davor.

Eine Schande zuzugeben, dass ich schlicht zu feige war. Viele der Zauberutensilien waren von Grandma so verändert worden, dass sie ihre Aufgabe einfach erfüllten, wenn ich sie benutzen wollte. Das Licht ging immer an, wenn ich einen Raum betrat - ohne den Zauberspruch. Ebenso viele andere kleine Dinge, die mir das Leben erleichtern sollten. Aber sie zeigten mir nur eines, ich war unfähig und völlig verloren in dieser Welt.

Die Schutzzauber um unser Haus verhinderten, dass ich es unerlaubt verließ. Jeder Anfänger könnte sie ausschalten, doch ich war gefangen. Obgleich ich heimlich immer wieder meinen Zauberstab zu Hand nahm und übte - nichts geschah.

Und nun stand ich vor dem Kamin, den Sand in meiner Hand - und zögerte. Normalerweise konnte nichts schief gehen. Schließlich hatte ich ihn schon öfter benutzt, aber niemals alleine. Aufseufzend trat ich ein und meine Hand zitterte, als ich das Pulver zu Boden warf und sprach.

"Snape Manor"

Die grünen Flammen loderten hoch, das Gefühl zu schweben ergriff mich... doch nichts geschah. Ich verweilte an Ort und Stelle. Es konnte nicht am Pulver liegen, sondern wohl eher daran, dass ein Schutzzauber auf Snape Manor lag und mich ausschloss. Vielleicht hätte ich als Hexe etwas dagegen tun können, aber so stand ich nur lächerlich verärgert im Kamin und fluchte vor mich hin.

Letztlich schickte ich eine Eule mit der Bitte, dass sich mein "Verlobter" bei mir melden solle. Ob ich Antwort erhalten würde, wusste ich jedoch nicht.

***



Grandma hatte es sich in den Kopf gesetzt, dass ich mich für das Lieblingsthema Snapes erwärmen sollte. Nun lagen vor mir unzählige Bücher über Tränke und Elixiere - nur der ehemalige Kräuterunterricht meiner Mutter ließ mich wenigstens etwas verstehen.

"Grandma? Wenn ich diese Tränke brauen würde, wäre ich dann nicht auch eine Hexe?"

Sie sah mich liebevoll an und schüttelte den Kopf. "Nein Liebes. So einfach ist es nicht. Man muss mit ganzem Herzen dabei sein, muss seine eigene Magie einfließen lassen... es ist so viel schwieriger als du glaubst."

Ich verstand sie wirklich nicht. Hatte ich doch gedacht, dass die verschiedenen Zutaten gemischt werden müssten und fertig. Doch sie klärte mich über die Ausmaße der Kunst auf und ich konnte nicht verhehlen, dass ich Severus ein wenig für seine Begabung bewundere.

Gegen Abend erhielt ich eine Nachricht von Snape. Wie immer war sie sehr kurz und kühl gehalten.

Verehrte Amalys,

/Er hat wohl Angst, der Brief könnte von jemanden Anderen gelesen werden.../

ich werde dich am Wochenende abholen.

/Klasse, wirklich klasse/

Du sollst meine Mutter und dein neues Zuhause kennen lernen.

/Eine weibliche Snape! Das hat mir gerade noch gefehlt!/

Packe ein paar Kleidungsstücke ein, du wirst bis Montag bei mir bleiben.

/Keine Chance! Auf gar keinen Fall!/

S.S.

Es gefiel mir ganz und gar nicht, aber ich wusste, es würde wohl kein Weg vorbei gehen. Beim Abendessen hoffte ich, dass Mutter oder Grandma etwas dagegen sagen würden. Doch ich irrte mich gewaltig.

"Amalys hast du schon deine Tasche gepackt?"

Mutter´s Stimme klang gehässig und ich zuckte zusammen. Woher wusste sie von seinem Brief? Ich hatte doch noch gar nicht die Gelegenheit erhalten, ihnen davon zu erzählen.

"Woher...?"

Hämisch grinste sie mich an und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen.

"Natürlich hat er vorher angefragt, ob es uns Recht wäre, wenn du ein Wochenende auf Snape Manor verbringst... ich dachte mir schon, dass dich dies sehr... *freuen* würde. Nicht wahr?"

Das Blut schoss mir ins Gesicht und ich hätte ihr zu gerne meine Meinung gesagt, doch Oma saß mit uns am Tisch und ihre Augen waren wohlwollend auf mich gerichtet.

"Liebes, freust du dich schon sehr? Ihr seid endlich mal alleine und könnt euch unterhalten, oder einfach nur zusammen sein." Sie strahlte mich an und ein sanftes Aufseufzen teilte mir mit, dass sie wohl an ein sehr romantisches Wochenende glaubte.

Mir zumindest war der Appetit vergangen und ich entschuldigte mich, ging auf mein Zimmer.

***



Freitag Morgen unterschied sich auf den ersten Blick nicht von anderen Tagen. Die Sonne schien strahlend in mein Zimmer und brachte die hellgrüne Tapete zum Leuchten. Sanftes Gezwitscher vor meinem Fenster kündigte einen herrlichen Tag an.

Doch ich wollte noch nicht aufstehen, leicht kuschelte ich mich wieder an Acky und schloss noch einmal die Augen. Ich wollte zurück ins Traumland.

Ein leises Klopfen an meiner Zimmertür riss mich jedoch wieder aus dem Schlaf. Die Sonne stand schon höher und meine Kleine war verschwunden.

"Liebes? Bist du schon wach?"

Grandma.

"Jahaaa."

Sie öffnete die Tür und steckte den grauen Schopf in mein Zimmer. Ein fröhliches Lächeln im Gesicht. Ich richtete mich auf und rieb mir die letzten Krümel aus meinen Augen.

"Es gibt eine wunderbare Überraschung!"

Etwas hilflos hob ich die Brauen. Was für eine Überraschung denn?

"Komm schon, Schatz. Komm mit nach unten!"

Ich kletterte aus dem Bett und tapste barfuss meiner Oma hinterher, die recht beschwingt die Treppe hinunter eilte.

Sie öffnete die Tür zum Salon und schob mich mit Nachdruck hinein. Sofort wurde die Tür hinter mir wieder geschlossen. Blinzelnd sah ich mich um.

Das musste ein Traum sein! Ganz sicher sogar!

Unzählige Vasen und Behälter standen überall in den Schränken, auf den Tischen, dem Boden und in jedem Gefäß befanden sich blutrote Rosen. Voll erblüht und wunderschön anzusehen. Der Geruch war fast schon erdrückend, eine Blumenmeer.

Ich hatte niemals etwas Vergleichbares gesehen! Völlig überwältigt rieb ich mir nochmals die Augen und schließlich konnte ich nicht anders. Meine Finger berührten wie von selbst die hauchzarten Pflanzen.

Unzählige Blütenblätter regneten plötzlich von der Decke und strichen mir sanft über das Gesicht und die Haare. Fassungslos fing ich ein paar auf und hob meine Hände ans Gesicht. Es war so wunderschön, so unglaublich - und dennoch war ich insgeheim... traurig. Ich wusste nicht wirklich weshalb, ich spürte nur, dass es so war.

"Gefallen dir rote Rosen nicht?"

Die Stimme war kühl und leer. Erschrocken fuhr ich herum und entdeckte in Mitten der Rosen den Sprecher. Er hatte am Fenster gestanden, halb verdeckt von den leuchtenden Farben.

"Snape!"

Der Angesprochene hob nur arrogant die Brauen und trat auf mich zu. Verdammt! Ich hätte nicht einfach so in Nachthemd hier runter kommen sollen. Wenigstens einen Morgenmantel hätte ich anziehen können.

Doch er beachtete meine Blöße überhaupt nicht. Wahrscheinlich wäre es auch egal gewesen, wenn ich nackt wäre.

Spöttisch streckte er mir eine weitere rote Rose entgegen. Ich zögerte sie zu nehmen. Doch er wartete einfach nur.

"Sie wird schon nicht beißen!"

Wie ich diesen Tonfall an ihm hasste. Wie ich es hasste, dass er in meinem Leben war und noch mehr hasste ich mich. Weil ich im ersten Moment so begeistert von seinem Geschenk gewesen war. Doch es war ja nur ein Mittel zum Zweck...

Ich nahm ihm die Rose ab und stach mich prompt an einem Dorn. Vorwurfsvoll starrte ich ihn an, den Finger sogleich in den Mund steckend. Er wirkte belustigt, die Arme vor der Brust verschränkt.

"Und wie gefällt dir mein Gunstbeweis?"

Zögernd zog ich den Finger zwischen den Lippen hervor und ein kurzer, seltsamer Blick von ihm traf mich.

"Nett..."

"Nett?"

Er schien verwirrt oder war er verärgert. Seine Stimme hob sich ein wenig, als er noch einmal nachfragte.

"NETT?"

"Sehr zweckmäßig. Grandma war begeistert."

Er schenkte mir seinen kältesten Blick. Dann jedoch zuckte er nur mit der Schulter, seine Stimme gleichgültig wie immer.

"Pack deine Sachen zusammen. Ich hole dich heute schon ab."


Kapitel 19

 

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