Reinheit des Blutes

 

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Kapitel 19: Allergische Reaktion



Einige Tage später:

Er tauchte einfach wieder in meinem Leben auf und man schickte uns zum "Lustwandeln" in den Rosengarten. Die Stille zwischen uns war erdrückend. Und insgeheim hielt ich unsere Idee für falsch. Die Zeit verging, ohne dass er etwas sagte.

Jetzt stiefelte ich schon eine Weile neben ihm her, und er ignorierte mich einfach! Ob er es merken würde, wenn ich mich einfach absetzte?

Was soll´s? Ich weiß genau, dass sie uns vom Fenster aus beobachten. Mit Argusaugen wollen sie diese "wunderbare, frisch erblühte" Liebe beurteilen. Im Augenblick wirkten wir allerdings weder verliebt noch besonders angetan von einander.

Sicher erwarteten sie ein wenig mehr... Zärtlichkeit? Oder würde vielleicht ein einfaches Gespräch reichen?

Klasse! Immer blieb alles an mir hängen!

"Wie geht es Ihnen?"

Smalltalk. Ich hasse es, nicht nur, weil ich absolut schlecht darin bin - nein, auch die Lächerlichkeit von dümmlichen Fragen, deren Antwort mich in keinster Weise interessieren.
Doch er blieb tatsächlich stehen und sah mich an. Oder besser gesagt, er sah an mir vorbei zum Haus.

"Verstehe."

Mich fröstelte angesichts seiner leblosen Stimme, aber wenigstens hatte er das Problem erkannt. Gleichgültig ergriff er meine Hand und hob sie an seine blassen Lippen. Einen unbehaglichen Laut konnte ich gerade noch unterdrücken, doch er schien es auch so gemerkt zu haben. Nur ganz kurz streifte er mich und ließ dann los. Hastig trat ich einige Schritte zurück und sah hochrot zu ihm auf. Doch wie so oft, sah er einfach an mir vorbei.

"Glauben Sie, das hat gereicht?" Er legte seine pechschwarzen Augen auf mich und ich schrumpfte darunter zusammen.

/ Das wird sie uns nie glauben! Das wird sie uns nie glauben!.../

Hilfesuchend sah ich ihn an und er seufzte entnervt auf. Ja, so kannte ich ihn. Egal was auch immer ich tat oder nicht tat - er war genervt. Ich frage mich ernsthaft, wie jemand so missmutig sein konnte?

Severus legte mir eine Hand auf die Schulter, die andere um die Taille, dann zog er mich zu sich hin. Ich versuchte die Sache möglichst locker zu sehen, aber es klappte nicht. Er sah mir wohl meinen Widerwillen an, und ehrlich... ich wäre gerne davon gerannt.

"Augen zu!"

Konnte er nicht mal normal mit mir reden? Ich verstand ihn auch, wenn er mir nicht dauernd irgendwelche Befehle gab! Snape knurrte leise und ich gehorchte ihm hastig. Natürlich war ich hochrot und das alles war so unglaublich peinlich. Ich wartete... Es waren sicher nur ein paar Sekunden, aber sie zogen sich endlos dahin.

"Geraten Sie jetzt bloß nicht in Panik!"

Sofort riß ich die Augen auf und starrte in seine eisigen Seen. Dann pressten sich auch schon harte Lippen auf meine und ein fester Griff in meinen Nacken. Jetzt geriet ich in Panik!

Das Gefühl zu ersticken, zu nah, zu eng! Der intensive Mandelduft hüllte mich ein und Übelkeit stieg hoch. Ich wollte, dass er sofort aufhörte, er soll mich loslassen! Doch sein Griff wurde noch fester, als ich begann ihn von mir zu drücken. Meine Lippen begannen zu zittern und das Blut rauschte in den Ohren. Ich wollte das nicht! Nicht mit ihm! Verdammt, das war mein erster Kuss und ich bekam ihn vom Ex-lover meiner Mutter. Es war einfach nur widerlich! Und das Schlimmste... ich wurde dabei von meiner Familie beobachtet.

Ohne es zu wollen, musste ich würgen. Und endlich, als ich schon glaubte, unter seinem Druck ohnmächtig zu werden, ließ er mich plötzlich los. Ich schwankte, taumelte endlich befreit von ihm. Doch es war schon zu spät. Mein Frühstück wollte mich erneut erfreuen. Ich versuchte mich zu beherrschen, schluckte krampfhaft und atmete flach durch die Nase.

Er sah mich gleichgültig an, als wäre ich ein besonders interessantes Exemplar einer seltenen Gattung. Dann grinste er diabolisch und leckte sich mit der Zungenspitze über die Lippen. Aus und vorbei! Mit der Hand vor dem Mund stürzte ich an ihm vorbei ins Gebüsch.

Krampfhaft entledigte sich mein Magen des Frühstücks und Tränen liefen über mein Gesicht. Ich fühlte mich so elend. Noch immer würgte ich und zitterte am ganzen Körper.

Ein weißes Taschentuch wurde mir gereicht und ich wischte mir dankbar über den Mund. Etwas erstaunt richtete ich mich auf und sah in sein Gesicht. Seine Miene war unleserlich, der Blick verschlossen. Nur die hochgezogenen Augenbrauen zeugten von seinem Unmut.

"Danke."

Klang ich wirklich so weinerlich und krank? Wohl schon, den seine Antwort fiel bekannt spöttisch aus.

"Eine wirklich übertriebene Reaktion."

Wieso hackte er jetzt darauf herum? Fühlte ich mich nicht schon mies genug? Warum konnte er nicht einfach mal die Klappe halten? Und wie sollte ich ihn nur erklären, weshalb er diese abstoßende Wirkung auf mich hatte...

"Mandeln..."

Ich sprach sehr leise, den Kopf peinlich berührt gesenkt. Warum konnte ich nicht wenigstens einmal die Oberhand gewinnen? Warum benahm ich mich immer in seiner Gegenwart so lächerlich?

"Wie bitte?"

Er sprach ebenso leise, dennoch konnte ich ihn gut verstehen. Würde er mir die Wahrheit überhaupt glauben? Oder würde er wütend werden?

"Ich habe eine Mandelnallergie. Mir wird sofort schlecht, wenn ich sie rieche oder gar esse."

"Ah. Dann lag es nur am Geruch?"

Kurz schloss ich die Augen und hoffte, ich würde den Mut finden, die Wahrheit zu sagen. "Nein..."

Er seufzte wieder entnervt auf und verschränkte seine Arme vor der Brust. Ich wusste, jetzt gab es kein zurück mehr.

"Ich... es ist... mir zuwider, zu wissen, dass Sie der Liebhaber meiner Mutter waren... und jetzt mich küssen..."

Er sagte kein einziges Wort. Drehte sich schweigend um und ging einfach. Ich stand zwischen den Rosenbüschen und hob erst wieder den Kopf, als ich sicher sein konnte, dass er gegangen war. Ich war wirklich jämmerlich.


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