Kapitel 4
Als die Fab 5 und ihr Team Hogwarts zum ersten Mal sahen, waren sie sprachlos über all die Pracht. Diese Sprachlosigkeit jedoch währte für ganze drei Sekunden. Obwohl Thom lediglich einsilbige Ausrufe seines Entzückens hervorzubringen in der Lage war, waren die Kommentare der anderen doch um einiges einfallsreicher.
"Das soll eine SCHULE sein?" staunte Kyan.
"Schule, Schmus", schwärmte Carson. "Das Schloß hier sieht aus wie aus dem Disneyland!"
Ted´s Beobachtungen waren da schon etwas bodenständiger: "Könnt ihr euch vorstellen, was es hier für eine Küche geben muß? Und der Weinkeller ist bestimmt nicht von dieser Welt!"
Jai fuchtelte mit einer Hand vor Thom´s Augen herum, um ihn wieder in die Realität zu holen.
Für einen Moment sah Snape ihnen amüsiert zu, dann erst unterbrach er die Stimmung: "Wenn Sie alle mit dem Staunen fertig sind, sollten wir zum Mittagessen gehen. Hier entlang."
Snape schritt bewußt durch das Tor und steuerte das Hauptportal des Gebäudes an. Hagrid bildete die Nachhut, die staunenden Fremden immer wieder zum Weitergehen animierend, sie daran erinnernd: "Da´s genuch Zeit um sich das späder noch anzuguggen" - fast auf genau die gleiche Art und Weise, wie er die Erstklässler zusammentrieb, sobald sie aus dem Hogwartsexpress gestiegen waren. Snape führte sie an, die erstaunten und befremdeten Gesichter der Schüler ignorierend, die sie dabei beobachteten, wie sie die Treppe zur Großen Halle hinaufstiegen.
"Nun, meine Herren, darf ich Sie daran erinnern, dass dies hier eine Schule ist und von Ihnen erwartet wird, sich anständig zu benehmen, wann immer ein Schüler sich in der Nähe befindet. Wir haben einen Tisch für Ihre... Gruppe... vorbereitet und möchten Sie bitten, sollten Sie den Tisch verlassen müssen, daß Sie mir oder Hagrid Bescheid sagen, damit wir Sie begleiten können. Hogwarts ist eine sehr... große Schule und wir möchten nicht, daß einer von Ihnen verloren geht. Oder schlimmeres." Nachdem Snape seinen Vortrag beendet hatte, bemerkte er, daß die Amerikaner ihn irgendwie merkwürdig ansahen, als wären sie von seinem Benehmen überrascht, aber sie nickten um zu zeigen, daß sie einverstanden waren.
"Was immer Sie sagen, Mr. Snape, oh, verzeihen Sie, Professor Snape", erwiderte Jai taktvoll, aber nachdem Snape sich umgedreht hatte um in die Große Halle zu gehen, schenkte er seinen Freunden einen rebellischen Blick. Sie folgten Snape in den Saal, ungeduldig darauf wartend, mehr von dieser fabelhaften Schule zu sehen.
Es war ein völliges Geheimnis gewesen, daß Snape und Hagrid losgezogen waren, um ein paar amerikanische Muggel abzuholen, folglich wußte die ganze Schule davon. Unser berühmtes Trio hatte extra sichergestellt, daß sie auch ja frühzeitig zum Mittagessen unten sein würden, um den ersten Blick auf die leibhaftigen Fab 5 werfen zu können, so wie viele der anderen Schüler auch.
Der erste Blick der Fab 5 in die Große Halle war von etlichen Begeisterungsrufen begleitet. (Obwohl Professor Dumbledore die Voraussicht hatte, die Hausgeister während des Mahls aus der Hall zu verbannen, bot sie doch immer noch einen beeindruckendes Bild.) An vier langen Tischreihen saßen die Schüler, alle in Schwarz gekleidet, doch getrennt durch die Farbe ihrer Schlipse. An der Frontseite, durch eine Stufe etwas erhöht, stand der Tisch der Lehrer, und eine ungewöhnlichere Ansammlung von Lehrern hatten die Fab 5 noch nie gesehen. Professor Snape und Professor Hagrid waren nicht die einzigen komischen Käuze in diesem Kollegium; eine klapperdürre Frau mit riesigen Brillengläsern und einem Gaze-Schal zog ihre Aufmerksamkeit auf sich, ebenso wie ein fröhlich dreinblickender, älterer Zwerg.
"Großer Gott, das ist ja Merlin in Person!" flüsterte Carson ziemlich laut einem seiner Kumpel zu. Professor Dumbledore stand an seinem Platz, in der Mitte des Lehrertisches und bereitete sich darauf vor, die Gäste willkommen zu heißen. Bedauerlicherweise für Carson, hatte sein Alter seinem Gehör keineswegs zugesetzt.
"Genaugenommen bin ich Merlins Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-", Dumbledore machte eine Pause um nach Luft zu schnappen, "Ur-Ur-Großneffe. Aber trotzdem, vielen Dank.!"
"Die Schüler und Lehrer von Hogwarts möchten unsere ganz besonderen Gäste aus Amerika heute nun ganz herzlich willkommen heißen," fuhr der Schulleiter unbeirrt fort. "Professor Snape wird Ihnen bei einem besonderen Projekt assistieren und Sie werden für die kommenden zwei Tage hier bei uns bleiben. Bitte seid höflich zu unseren Gästen und versucht es zu vermeiden, sie mit unnötigen Fragen zu löchern. Ansonsten seid versichert, dass, sollte ein Schüler benötigt werden, um dieses Projekt abzuschließen, wir den Betreffenden umgehend darüber informieren werden. Gentlemen, herzlich willkommen in Hogwarts!"
Applaus erfüllte den Raum, ebenso wie aufgeregtes Flüstern unter den muggelgeborenen Schülern, die die Besucher erkannt hatten. Lediglich die Slytherins klatschten nicht, statt dessen kamen die Besucher in das Vergnügen Empfänger ihrer verachtenden Blicke zu werden.
"Was ist mit den Kindern an dem Tisch los?" Carson nickte in Richtung des Slytherintisches. "Die sehen uns an, als hätten wir denen die Freundinnen ausgespannt oder so was."
Ted kicherte: "Oder die Freunde, meinst du nicht? Also wenn der Typ mit den silberblonden Haaren nicht links gestrickt ist, dann trinke ich auf dem Rückflug einen ganzen Sechserpack Coors."
"Scheußliches Zeug!" erwiderte Carson mit einem universellen Würgelaut, sich dabei den Finger in den Hals stecken.
"Sie sind einfach entzücken", schnurrte Jai. "Schaut euch nur diese süßen, kleinen Gesichter an, wie sie so aus ihren schwarzen Roben lugen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass die Kids so schnuffig ausgesehen haben, als ich noch zur Schule gegangen bin."
"Trotzdem, wer hat bloß diese Farben ausgesucht? Die da drüben an dem Tisch sehen aus wie Hummeln und wer immer angenommen hat Rot und Gold würde gut zusammenpassen, muß wohl farbenblind gewesen sein." Obwohl eigentlich Carson für die Bekleidung zuständig war, nahm Thom´s Auge noch immer Anstoß an den Hausfarben der Gryffindors und Huffelpuffs.
"Die Blauen sind gar nicht mal so übel, Thom", faßte Kyan zusammen. "Und die Grünen auch nicht, abgesehen von ihren verschlagenen Gesichtsausdrücken natürlich."
Dann kam das Essen an. Diverse jüngere Schüler traten durch die Hintertür ein, jeder mit einem Tablett in den Händen, die mit Leckereien schier überladen waren und sehr ansprechend aussahen.
"Streiken die Hauselfen?" erkundigte sich einer der Drittklässler am Tisch der Slytherins eine der mit Essen auftragen Beschäftigten.
"Nein, du Dussel, wir können doch wohl kaum das Essen wie gewöhnlich servieren, wenn Muggel unter uns sind, oder? Keine Bange, heute Abend seid ihr an der Reihe", erwiderte sie schadenfroh.
Ted hatte diese Interaktion belauscht, bekam es aber nicht auf die Reihe, den Kern davon zu erfassen. Er notierte sich in Gedanken, nachher Jai danach zu fragen, ob er mit dem Wort "Muggel" etwas anfangen konnte und vergaß es glatt, als er den ersten Bissen der Hogwarts Cuisine zu sich genommen hatte. "Das ist ganz erstaunlich", rief er aus. "Ich muß unbedingt mit ihrem Koch sprechen!"
Ausnahmsweise waren die Fab 5 still, wie sie so ihr Mahl genossen. Von seinem Platz am Ende des Lehrertisches beobachtete Severus Snape sie dabei, wie sie das Essen übermäßig in den Himmel lobten, darüber nachgrübelnd, welche Schrecken sie wohl für ihn im Petto hatten sobald das Mittagessen vorüber war.
***
"Ich bin absolut GENUDELT!" stöhnte Kyan. "Ich konnte einfach nicht genug von diesem Plum Pudding bekommen."
"Müssen wir denn heute Nachmittag wirklich arbeiten? Gerade jetzt könnte ich dringend ein Nickerchen gebrauchen!" gähnte Thom.
"Oder Hosen mit Gummibund! Ich wünschte, sie hätten uns vorgewarnt, ich hätte mich der Gelegenheit entsprechend angezogen", winselte Carson, als er den obersten Knopf seiner Jeans öffnete. "Erzählt es keinem weiter, was ich hier gerade gemacht habe."
Ted sah kopfschüttelnd auf seine Mitstreiter: "Vorzüglich wie das Essen war, gibt es trotzdem keinen Grund sich selbst zum Vielfraß zu machen. Zeit sich in Severus´ Quartier zu wagen, also kein Schläfchen für dich!" Er stand auf und winkte Severus anzüglich zu, der die Frau neben sich am Tisch zornig anblickte. Er fragte sich, ob ihr Gastgeber ihn bemerkt hatte oder ob er ihn laut rufen sollte, doch dann erhob Severus sich und kam herüber zu ihrem Tisch.
"Was für ein fabelhaftes Essen, Severus, bitte stell doch sicher, daß unser Lob an den Koch weitergereicht wird. Aber nun sind wir wirklich begierig darauf anzufangen!" Die anderen nickten. "Zeit für dich, uns deine Räumlichkeiten zu zeigen!"
Warum verzieht Severus bloß sein Gesicht so, wunderte sich Ted. Man könnte glatt annehmen, dass ihm das hier alles gar nicht behagte.
***
Snape seufzte auf, es war wohl am besten, wenn er das hier hinter sich brachte. "Also gut, folgen Sie mir. Und trödeln Sie nicht hinterher."
Rasch führte er sie durch die Hallen, darauf hoffend, dass die Geschwindigkeit die Muggel davon abhalten würde sich zu viele Gedanken über all die Seltsamkeiten an den Wänden zu machen (Oder dass sie mitbekamen, daß die Bilder sie nicht aus den Augen ließen, während sie vorbeigingen!). Glücklicherweise waren die Amerikaner alle guter körperlicher Verfassung und schienen seinen schnellen Schritt locker mithalten zu können. Der kleinste versuchte beständig, ihn in eine Unterhaltung zu verwickeln.
"Wie lange unterrichten Sie hier schon, Severus?"
Snape rechnete schnell im Kopf nach. "Seit siebzehn Jahren."
"Wow, das ist eine lange Zeit!" Ein Moment der Stille folgte, der jedoch schnell unterbrochen wurde: "Was hat Sie dazu gebracht, sich dafür zu entscheiden, Lehrer zu werden.?"
"Ich habe das Unterrichten dem Gefängnis vorgezogen. Zumindest damals." Snape hoffte, dass seine Antwort weitere Fragen verbitten würde. Aber nein.
Jai lachte herzlich auf. "Das ist ja zum Brüllen!"
Warum bestanden diese Leute bloß darauf, daß er Scherze mit ihnen trieb? Oh nein, nun schlossen sich die anderen auch noch diesem Kreuzverhör an. Waren eigentlich alle Amerikaner so unfähig die Klappe zu halten?
"Also Severus, warum haben Sie sich gerade für Chemie entschieden? Es ist schließlich ein verdammt heftiges Fach." Das kam von Carson dem Großen.
Snape ließ Verärgerung durchblicken. "Das Fach nennt sich Zaubertränke. Und ich mag es, weil es eine anspruchsvolle, genaue Kunst ist, und ganz besonders eine einsiedlerische."
"Kontrollfreak... bringt Wissenschaft und Kunst durcheinander... liebt die Einsamkeit..." Beim Barte Merlins, machte sich Thom etwa Notizen? ER haßte es, wenn seine Schüler das taten, aber das hier, mochte er noch weniger. Severus machte sich gar nicht erst die Mühe, harsch mit den Füßen zu stampfen, als er die Stufen zu dem Kerker hinunterstieg, die zu seinen Wohnräumen führten.
"Wir gehen doch zu Ihrer Wohnung, oder?" erkundigte sich Ted zögernd, als sie durch einen schlecht beleuchteten Kerkerkorridor marschierten. "Und nicht in die mittelalterliche Folterkammer?"
"Natürlich", antwortete Snape selbstgefällig. "Ich ziehe es vor, in der Stille des Kerkers zu wohnen. Und hier wären wir dann." Er hielt vor einer großen Holztür inne und verfluchte sich innerlich. Er hatte vergessen, die Tür nach seinem Verlassen am Morgen eben mal nicht mit Schutzzaubern zu belegen. Er brauchte seinen Zauberstab, um die Tür öffnen zu können, konnte ihn aber unmöglich hier so einfach vor dieser Horde von Muggeln zücken. Für einen Augenblick stand er unbewegt, versuchend, einen Weg aus dem Schlamassel zu finden, als er eine jugendliche Stimme vernahm, die durch den Gang schallte.
"Professor Snape!" Er drehte sich um, um Miß Hermine "Ich-habe-hier-das-Sagen" Granger auf sich zugehen zu sehen. "Entschuldigen Sie die Störung, Professor. Professor Dumbledore schickt mich, um unseren Gästen ihre Zimmer zu zeigen, er dachte, es wäre vielleicht am besten, sie erst einmal unterzubringen, ehe Sie hier mit Ihrem Projekt anfangen."
Sie sah unschuldig zu ihm auf. Zu unschuldig. "Warum gerade Sie, Miß Granger?" Snape übersah die untereinander getauschten Blicke der Amerikaner, als sie ihren Namen hörten, wie er sie so verdächtigend ansah.
"Ich bin die Schulsprecherin, Professor. Und ich weiß vielleicht um einiges mehr... woher unsere Gäste kommen, als manche der anderen Schüler." Ach ja, Miß Granger war ja eine Muggel-Geborene. Und egal ob nun beabsichtigt oder nicht, sie half ihn aus seinem Dilemma.
"Also gut, Miß Granger. Bitte begleiten Sie unsere Gäste zu ihren Räumen und wieder hierher zurück. Ich erwarte Sie in einer halben Stunde. Gentlemen, bitte folgen Sie Miß Granger." Fünf leuchtende Gesichter lächelten nett zu ihm zurück. Diese Männer waren echt komisch.
"Okay! Wir sind bald wieder da, Severus. Komm knuddeln!"
Bäh! Dieser schreckliche Mann umarmte ihn! Snape war geschockt, dann wurde die Umarmung beendet und die Fünfe folgten Miß Granger zurück durch die Halle.
Als er sich sicher war, daß sie weg waren, zog Snape seinen Zauberstab aus der Robe, löste die Zauber und betrat sein Quartier. Er ging schnurstracks auf die Flasche Scotch Whisky zu, die unschuldig neben ein paar Gläsern stand. Er ignorierte die Gläser, entfernte den Korken und trank direkt aus der Flasche. Eine halbe Stunde hatte er für sich, dann würden die Muggel sein Heim besetzen.
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