Kapitel 9
Snape war durch seine Räume gegangen und hatte sich nur die Stühle angeschaut, die getrockneten Kräuter und den Zettel. Er sortierte ein paar Flaschen im Regal um. Er zog an der Decke, die über der Couch lag. Barnes setzte sich auf einen Stuhl und las ein Buch, wobei er so tat, als würde ihn nichts anderes interessieren.
Schließlich verschwand der Meister der Zaubertränke im Schlafzimmer. Mit einem Horchzauber überwachte Barnes genau das Kratzen von Schüben und einer sich öffnenden Schranktüre. Kleiderbügel klapperten leise und die Kleidung raschelte. Dann ging Snape ins Badezimmer und holte eine Flasche Shampoo.
Er kehrte in den Hauptraum zurück, ging an seine Schränke und kippte einige Zutaten in die Flasche.
"Ich dachte, ich sollte mir die Haare in einer Farbe färben", sagte Snape als Erklärung.
"Ah ja. Peroxid? Werden sie uns blond, Severus?", fragte Barnes voller Unschuld.
Snape verzog nur spöttisch das Gesicht. Der Meister der Zaubertränke steckte die Flasche ein, hob seine Kleidung auf und deutete an daß er bereit war zu gehen.
Sie trafen niemanden auf dem Rückweg. Der müde Zauberer legte seine Sachen ins Schlafzimmer des Direktors und setzte sich dann zum Heiler ans Feuer.
"Ich muß morgen Nachmittag zwei Schülern gesonderten Unterricht geben, Jeffrey", hatte Snape gesagt. "Also wenn wir den nächsten Trank vielleicht früh ausprobieren können? Ich möchte mit Longbottom und Granger arbeiten."
Barnes versicherte ihm, daß das kein Problem sein würde und schlug vor, zu Abend zu essen. Snape schaffte es, genug zu essen, um den Heiler zufrieden zu stellen, dann duschte er. Als er zurückkehrte um Gute Nacht zu sagen, bemerkte der Heiler daß sein Haar wieder einfarbig schwarz war. Er wünschte ihm schöne Träume, und Snape ging ins Schlafzimmer.
Er lag still unter der Decke, und ging im Geist alle Probleme durch, die er verursacht hatte und konnte nicht schlagen. Er bemerkte, daß die Türe leicht offen stand; der Heiler sah mehrmals nach ihm. Snape nahm an, daß er den Zauberer nicht im geringsten ausgetrickst hatte, aber wenigstens gab ihm Barnes etwas Zeit um allein zu sein.
Als er so dalag konnte er hören wie die Türe aufging und Dumbledore zurückkehrte. Leise Stimmen, er konnte nicht erkennen was gesagt wurde. Er wollte es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Er drehte sich auf die Seite und rollte sich um ein Kissen zusammen. Der Trank des Abends fing an zu wirken; seine Gedanken hörten auf zu rasen, aber er schlief nicht ein.
Wieder bewegte sich etwas, die Türe ging auf und das Licht ging an. Er lauschte wie jemand, wahrscheinlich der Direktor, die Schübe und den Schrank öffnete, Kleidung aus und wieder an zog. Noch jemand betrat das Zimmer, und er fühlte ein Gewicht auf der Seite des Bettes, dann berührte eine neugierige Hand sein Haar.
"Spielst du Opossum, Severus?" Der schelmische Tonfall in Dumbledores Stimme ließ ihn grinsen.
"Nein", flüsterte Snape zurück, "ich ruhe mich nur aus."
Jemand zog vorsichtig an seinem Haar. Dann hob sich die Decke und ließ kalte Luft herein. Einen Augenblick später legte sich noch ein Gewicht hinter ihn, noch jemand.
Snape wunderte sich leicht über die Schlafordnung. Er hatte schon öfter bei Albus geschlafen, vor allem als er noch jünger war, wenn er von einem Auftrag zurückkehrte. Der ältere Mann hatte seine Träume überwacht, ihn vor dem Schrecken abgeschirmt. Später, als Voldemort immer wahnsinniger wurde, beruhigte Dumbledore die Nerven die von Flüchen beschädigt worden waren.
Was den Arzt betraf, der da war, so wusste Snape, daß die Heiler der Zauberer bei ihren Patienten schliefen, um sich weiter um sie zu kümmern. Ein guter Heiler konnte die Behandlung die ganze Nacht über fortsetzen. Dann war nichts seltsames dabei, mit Barnes im selben Bett zu schlafen.
Vielleicht lag es daran, daß beide Männer bei ihm schliefen. Er überlegte ob er sich schuldig oder beschämt fühlen sollte, weil er diese Lage verursacht hatte und beide Zauberer brauchte, nur um durch die Nacht (und den Tag) zu kommen. Er war froh über den Trank, den er genommen hatte. Er konnte sich nicht mehr auf seine widersprüchlichen Gefühle konzentrieren.
Wieder kuschelte sich Snape zwischen die beiden Zauberer und schlief langsam ein, wobei er sich fühlte wie ein vom Sturm sehr mitgenommenes Schiff, das endlich in einen sicheren Hafen einlief. Er schlief die Nacht durch und wachte erst auf, als Dumbledore ihn für das Frühstück rief. Der Meister der Zaubertränke war nicht besonders hungrig, zwang sich dazu eine kleine Schüssel Haferbrei zu essen und knurrte als Barnes ihm frische Milch und Zucker zum Süßen gab. Snape mochte sein warmes Müsli eigentlich so, aber er hatte nicht das Gefühl, daß er diese Vergünstigung verdiente.
Der Heiler mischte einen neuen Trank in einen Becher Aprikosensaft. Snape verdünnte die dicke Flüssigkeit mit Wasser und verzog das Gesicht als er trank.
‚Geistige Notiz #24, kein Saft mit Fruchtfleisch', dachte Barnes
Der Trank am Samstag machte Snape den größten Teil des Vormittags und frühen Nachmittag sehr durstig und lustlos. Das bißchen Appetit, das er gehabt hatte, war ausgelöscht und es war schwer, den Meister der Zaubertränke dazu zu bringen, etwas zu essen.
"Nun, haken wir den auch ab", murmelte Barnes dem Schulleiter zu, der an seinem Schreibtisch saß und zusah, wie Snape am offenen Fenster stand und mit leerem Gesicht in den glänzenden Herbsttag hinaus sah. Der kalte Wind fuhr ihm durch die Haare und er wickelte die Arme um sich.
"Was genau suchen Sie, Jeffrey?", fragte Dumbledore, während er die immer herumliegenden Pergamente zur Seite schob.
"Nun, eigentlich sollte der Trank die körperlichen Auswirkungen des Stress beheben: Magenprobleme, Nervosität, verspannte Muskeln und so weiter. Er ist nur empfindlich", sagte Barnes. "Man sollte meinen, daß jemand der den Cruciatus-Fluch so lange aushält wie er, diese Tränke besser vertragen könnte."
Dumbledore sah zu dem stillen Zauberer auf. "Er hält die Flüche aus, weil er sich so unter Kontrolle hat. Die Tränke nehmen ihm die Fähigkeit sich zu kontrollieren", erklärte der Direktor. "Wird er seine Schüler unterrichten können, oder sollte ich eine andere Zeit ausmachen?" fuhr der ältere Mann fort.
"Er wird bereit sein. Dieser Trank hat fast aufgehört zu wirken." Er sah zu wie Snape vom Fenster weg ging und sich eine Tasse heißen Tee einschenkte. Er schien den Teller mit Broten und Plätzchen zu bemerken und nahm sich eines um es in die Tasse zu tauchen.
"Sehen sie? Er bekommt schon wieder Hunger." Barnes nickte in die Richtung des Zaubertränkemeisters.
"Gut. Es ist fast zwei Uhr und ich denke nicht, daß er mehr als das Müsli gegessen hat, das sie ihm vorhin aufgezwungen haben." Dumbledore hörte auf die verschiedenen Nachrichten herum zu schieben und streckte sich. Mit einer glatten Bewegung stand er auf und ging hinüber zu seinem Freund.
"Severus? Möchtest du jetzt dein Mittagessen?" fragte Dumbledore als er sich Tee einschenkte.
Snape sah den älteren Mann an als würde er sich fragen wo er hergekommen war, dann warf er einen Blick durchs Zimmer auf Barnes, der gerade aufstand.
"Ich kann einfach das hier essen", sagte er leise. "Keine Umstände."
"Ich möchte jetzt etwas Suppe. Der Wind ist kühl." Der Schulleiter schauderte leicht. Snape nicke zustimmend und drehte sich um, um das Fenster fast ganz zuzumachen. Dobby wurde gerufen und bald stand ein Topf mit Gerstensuppe auf dem Tisch, zusammen mit warmem Brot und kaltem Saft.
Snapes Hände fühlten sich kalt an, bemerkte Dumbledore als er ihm das Brot gab. Er fragte sich, ob der Zauberer auch noch Probleme hatte, warm zu bleiben, zusammen mit den anderen Nebenwirkungen. In engen Hosen und Hemd am Fenster zu stehen war nicht das beste wenn man bedachte wie fertig er schon war. Wenigstens würde ihn die Suppe aufwärmen. Er passte auf, daß er ihm viel der kräftigen, duftenden Brühe in den Teller schöpfte, bevor er ihn vor Snape stellte.
Barnes stand neben dem Tisch.
"Ich gehe für ein paar Stunden zurück in die Klinik", sagte der Heiler. "Ich will mich mit meinem Vater besprechen und ein paar Sachen holen."
"Mehr Tränke?", fragte Snape leicht, während er einen Löffel der dampfenden Flüssigkeit an die Nase hob um daran zu riechen, dann den Mund öffnete um sie zu probieren.
"Das auch, und ich muß ein paar Bücher zum Nachschlagen für die nächste Woche einpacken. Ich muß am Donnerstag auf eine Konferenz in Glasgow, ich habe ein Podium", erklärte der Heiler.
"Wenn sie den Trank für Severus dalassen", bot Dumbledore an, "können sie über Nacht in der Stadt bleiben."
Barnes sah die beiden Männer an. Es würde leichter für ihn sein wenn er in der Stadt bleiben und ein paar Dinge erledigen konnte. Snape schien sich ganz gut zu halten, und der Direktor war durchaus in der Lage ihn rufen zu lassen wenn er ihn brauchte.
"Ich denke das werde ich, da Sie es angeboten haben", antwortete der Heiler. Er wühlte in seiner Tasche und holte den Trank für den Abend heraus.
"Ich bringe Sie hinunter in die Kerker, Severus, dann kümmere ich mich um ein paar Dinge während Sie arbeiten."
Dumbledore warf einen Blick hinüber zu dem Zauberer, der seine Suppe jetzt mit mehr Interesse aß. Er nickte zustimmend. Brot wurde zu ihm hinüber geschoben, und er nahm sich ein Stück, das er zerriß und in die Brühe tauchte.
Nachdem der Trank für später auf dem Tisch stand, ging Barnes aus der Türe und nach Hogsmeade. Dumbledore sah zu, wie der Zauberer seine Suppe aß. Er wollte, dass sich Snape satt aß, um zu Kräften zu kommen. Voldemort war noch nicht damit fertig, Snape zu prüfen, nicht einmal halbwegs. Die paar Aufgaben, die er zu erledigen gerufen worden war, waren nichts gewesen, nicht einmal eine große Prüfung für seine Loyalität. Unglücklicherweise hatte Voldemort wahrscheinlich schon beschlossen, daß er ein Verräter war. Er versuchte nur noch herauszufinden, ob ihm Severus lebendig noch etwas nützte.
Solch düstere Gedanken überschatteten das sonst friedliche Gesicht des Direktors. Der Meister der Zaubertränke fing seine düsteren Überlegungen auf als er hochblickte. Er legte seinen Löffel weg und faltete die Hände im Schoss.
"Direktor?," erkundigte er sich. Keine Antwort.
"Albus?" Dieses Mal sprach er freundlicher.
Der ältere Mann zwinkerte und sah Snape an. "Ja, Severus?", gab er geschmeichelt zurück.
"Ich würde Ihnen eigentlich einen Knut für Ihre Gedanken bieten, aber ich habe das Gefühl, daß ich es dieses Mal gar nicht wissen will." Der Meister der Zaubertränke bot ein leises Lächeln an.
Dumbledore sah ihm einen Augenblick lang in die Augen, dann erlaubte er sich ein Lächeln zur Antwort.
"Ich glaube nicht", antwortete er, während er nach dem Topf griff. Frische Suppe wurde in Snapes Teller geschöpft.
"Noch Suppe, Severus? Nachhilfe wird sicher harte Arbeit." Ein scheues Lächeln als Snape wieder die warme Brühe aß. Dumbledore stand auf und drehte sich etwas, wobei er eine Decke von der Couch winkte. Sie wurde vorsichtig um Schultern und Rücken des jüngeren Mannes gewickelt und von einem kleinen Zauberspruch angewärmt. Ein Schaudern lief durch seinen Körper als er die Wärme annahm.
"Danke", sagte Snape.
"Bitte. Jetzt ist mir viel wärmer", zog ihn Dumbledore auf als er sich in seinem Stuhl zurücklehnte. Er nahm etwas Suppe und Brot und leistete seinem Freund Gesellschaft.
Zusammen gingen sie durch die größtenteils leeren Gänge. Die Lehrer hatten das Wochenende frei und die Schüler waren noch nicht aus der Stadt zurück, oder genossen noch den Rest des kalten Herbsttags. Snape öffnete die Tür zum Labor und winkte die Lichter an.
"Ich denke, helle Farbe wäre gut, vielleicht gelb? Um diesen Raum aufzuhellen", fing Dumbledore mit einem alten Witz an.
"Albus", knurrte der Meister der Zaubertränke.
"Vielleicht ein Fenster, ungefähr hier." Dumbledore winkte mit der Hand und erschuf ein fröhliches Fenster voller Sonnenlicht.
"Das ist ein Kerker", knurrte der jüngere Mann und wedelte mit der Hand. Der graue Stein kehrte zurück, nun mit Handschellen und Ketten.
"Neue Straftechnik, Professor?", gab der Direktor zurück und winkte frische Blumen in die Kettenglieder. Das Grünzeug wucherte die scheußliche Mauer hinauf.
Snape schnaubte nur und ließ die neueste Errungenschaft für den Augenblick da wo sie war. Er fing an in seinem Schreibtisch nach dem Rezept zu suchen, das er für Longbottom kopiert hatte. Es wurde gefunden.
"Sie müssen nicht hier bleiben, Direktor", sagte Snape so höflich er konnte.
"Das habe ich nicht vor, Severus, ich muß heute Nachmittag ein paar Räume überprüfen. Ich komme vor 6 zurück." Dumbledore lächelte und fing an den Raum zu verlassen. Er bemerkte, daß die Wand langsam wieder zu ihrem ursprünglichen steinernen Aussehen zerfloss. Er schnippte mit den Fingern und sprach einen Zeitzünder-Zauberspruch. Er hatte gerne das letzte Wort.
Snape bemerkte den kleinen Hinterhalt, den der Direktor legte, aber er beschloß, es für den Augenblick dabei bewenden zu lassen. Es war ein altes Spiel, das sie schon vor vielen Jahren gespielt hatten, als sie alle angespannt waren. Danach ging es ihm besser. Albus erinnerte sich daran.
Einige Minuten später kündigte ein Rascheln an der Tür zusammen mit einem scharfen Flüstern die Ankunft seiner zu unterrichtenden Schüler an. Hermione Granger kam zuerst herein und zog einen zögernden Neville Longbottom hinter sich her. Snape sah mit kühlen Gesicht von seinem Schreibtisch auf und sah zu, wie sie in das Zimmer und zu seinem Schreibtisch kamen.
"Nun, ein paar Minuten zu spät", bemerkte er.
"S-sorry", fing Longbottom an.
"Professor McGonagall hat und aufgehalten", fügte Granger hinzu.
Snape hielt das wütende Aufblitzen in seinem Gesicht nicht ganz zurück. Aber wenigstens handelte er nicht danach. Er winkte ihre Bemerkungen ab und stand auf, wobei er den Zettel für den Jungen mitnahm.
"Hier, Longbottom. Wir ziehen zwei Kessel zusammen. Sie können auf diesem Tisch arbeiten. Miss Granger wird auf dem anderen arbeiten. Ich", sagte er mit einem spöttischen Lächeln, "werde hier sitzen, wo ich Sie beobachten kann, während ich Grangers Aufzeichnungen durchlese." Snape zog sich einen Stuhl herüber, den er nahe zu Neville, aber näher zu Hermine stellte. Er gab ihr das Rezept und sie gab es dem Jungen.
"Stell zuerst die Zutaten in einer Reihe auf, Neville," sagte Hermione leise "dann überprüfen wir sie bevor du anfängst."
"Wenn Sie etwas brauchen, Longbottom, der Schülerschrank ist aufgesperrt", fügte Snape völlig ruhig hinzu. Er wandte seine ganze Aufmerksamkeit der jungen Hexe zu, die Bücher und Pergament aus ihrem Schulbeutel zog.
"Haben Sie die halbe Bibliothek mitgebracht, Miss Granger?", fragte der Meister der Zaubertränke mit einer Andeutung von Sarkasmus. Sie sah ihn an und schätzte ihn ein, dann grinste sie.
"Oh nein, Sir. Nur die Nachschlagewerke", antwortete sie in gleichem Tonfall und wurde mit einem sehr leichten Lächeln belohnt. Sie holte ihre Schreibfeder und das Tintenfass heraus. Snape amüsierte sich über ihren vorsichtigen Aufbau.
"Und was brauchen wir heute?", fragte er.
"Ich wollte einen Trank zum Entfernen von Warzen brauen", sagte sie.
Der Meister der Zaubertränke sah sie neugierig an, aber er fragte nicht.
Hermine wand sich nur ein bisschen.
"Mein Vater. Er ist ein Zahnarzt. Das ist ein Muggel der sich um die Zähne anderer Leute kümmert. Er hatte immer Probleme mit Warzen an den Händen", erklärte sie.
"Aber Warzen sind nicht ansteckend", fing Snape an.
"Ich weiß das, Sie wissen das, aber seine Patienten glauben nicht wirklich daran. Dad ist es etwas peinlich, wenn ihn einige seiner Klienten damit aufziehen." Sie errötete leicht als sie fortfuhr.
Snape hob eine Hand um abzuwinken. "Ich verstehe", beendete er das Geständnis. "Zeigen Sie mit welche Tränke Sie gefunden haben."
Während Neville also stumm schnitt und hackte und unter dem stummen, aufmerksamen Blick des Professors seine Sachen vorbereitete, besprach Hermine drei verschiedene Tränke, die sie entdeckt hatte und die relativen Vorteile jedes einzelnen. Zwei der drei konnten leicht aus den Dingen hergestellt werden, die im Vorrat für die Schüler waren und leicht in Hogsmeade gekauft werden konnten. Ein Blick auf die verschiedenen Zutaten, die die Hexe herauszog, sagte ihm, daß sie bereit war, jeden der beiden zu brauen.
Der dritte Trank, bei weitem der komplizierteste der drei, erforderte Zutaten, die schwer zu besorgen waren. Es sei denn, man war ein Meister der Zaubertränke mit einem entsprechenden Vorrat an Zutaten. Indem er Fragen stellte, konnte Snape Hermine durch die drei Tränke und ihre jeweiligen Vorteile führen,
"Wie lange hat er dieses Problem mit den Warzen schon?", fragte er nach.
"Solange ich denken kann", sagte sie.
"Hat er andere Tränke ausprobiert?" fragte er.
Sie lächelte und unterdrückte ein Lachen. "Nur Muggelzeug, einiges vom Arzt, anderes aus dem Laden", brachte sie heraus.
Snape überdachte es. "Nun, dann schlage ich vor daß Sie den dritten Trank machen. Wenn er die grundsätzlichen Muggelsachen ausprobiert hat, werden die schwächeren Tränke auch nicht viel anders sein", beschloß er.
Die Hexe seufzte und sah etwas niedergeschlagen aus. "Ich muß eine Quelle für einige dieser Zutaten finden", beklagte sie sich.
"Oh, wirklich", murmelte Snape, stand auf und ging in sein Büro. Er war einige Minuten lang weg, in denen Hermine Nevilles Zutaten überprüfte. Sie zeigte ihm wie er seine Süßholzwurzeln dünner schaben konnte. Als der Professor zurückkehrte stellte er einige Glasbehälter auf dem Tisch ab, bevor er kam, um sich den Trank anzusehen, der gerade gebraut werden sollte. "Viel besser, Longbottom. Es wird Ihnen helfen wenn Sie Ihre Zutaten so aufgereiht lassen. Wie wollen Sie fortfahren?", fragte Snape so ruhig er konnte. Ihm war heute Nachmittag nicht nach einer kalten Dusche.
Nachdem er etwas gestottert hatte sah Neville in seinem Rezept nach und erklärte, wie er zuerst Wasser aufsetzen wollte und was er zuerst hinein geben musste.
Der Meister der Zaubertränke nickte zustimmen und setzte sich wieder zu Hermine.
"Das sind die Dinge, die Sie brauchen. Dieser Trank wird mindestens zwei Stunden für die Vorbereitung und zum Brauen benötigen. Drei Stunden, um sicher zu gehen. Sie können heute alles klein schneiden", sagte er.
Hermine lächelte breit. "Vielleicht bringe ich es bis zu seinem Geburtstag zustande", sagte sie.
Snape grinste sie an. "Unter Garantie, mit Longbottom hier", und Neville errötete. Er rührte die Mischung vorsichtig um, nachdem er gerade Zitronengras hinein gegeben hatte.
"Ich schätze, ich werde eine ganze Weile Samstags Nachhilfe geben", sagte er schwach. Sowohl Hermine als auch Snape grinsten.
Neville schüttelte sich und grinste zurück. "Schnellchecker," kicherte der Junge.
Die Hexe lachte, aber Snape sah ihn verwirrt an.
"Schnellchecker?" wiederholte er, offensichtlich ganz durcheinander.
Hermine warf sich in einen kurzen, informativen Vortrag über Muggelbegriffe. "Intelligenzbestie" war etwas verständlicher.
Der Professor hob nur eine Augenbraue. "Was bedeutet, Mr. Longbottom, daß Sie, ich und Miss Granger zwischen jetzt und den Weihnachtsferien enge Bekanntschaft schließen werden." Aber das spöttische Grinsen war weg und sein Gesicht fast freundlich. "Machen Sie sich aber nicht zu viele Sorgen. Ich habe einige andere Schüler, die auch noch mitmachen werden. Du kommst dir in Bezug auf Tränke vielleicht hilflos vor, Neville, aber sei versichert daß du nicht der einzige bist." Snape griff nach einem Becher und öffnete ihn, dann wandte er sich dem Trank zu, den sie brauten.
"Teufelszunge. Sie brauchen Mörser und Stößel, um ein feines Pulver herzustellen." Und er fing an das eifrige Mädchen in der feinen Kunst des Zaubertrankbrauens zu unterrichten.
Dumbledore lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Er war ein paar Minuten vorher herein gekrochen um nach den dreien zu sehen. Er freute sich, daß Snape so locker mit den Kindern umging. Es würde dem Meister der Zaubertränke viel helfen, wenn er hier Erfolg hatte. Nevilles Trank würde mit Sicherheit richtig werden, so wie er hier arbeitete.
Snape stand wieder auf und ging in sein Büro zurück. Dieses mal kam er mit einer kleinen Kiste mit neuen Bechern heraus. Er stellte sich neben Hermine und gab ihr einen schwarzen Kugelschreiber. Sie sah mit fragendem Gesicht zu ihm auf.
"Oh, das ist eine Muggelfeder. Die Tinte ist wasserfest. Es ist viel einfacher auf den Plastikdeckel zu schreiben als Etiketten, Federn und Tinte herauszuziehen. Die Apothekerin in der Winkelgasse hatte ihre Behälter so beschriftet, und die Idee gefiel mir", gab Snape zu.
"Sie meinen, ein Muggel hatte tatsächlich einen guten Einfall?", klang eine sarkastische Stimme von der Türe her. Minerva McGonagall trat ein. "Wirklich, Severus, Sie schockieren mich." Ihre harten Augen glitten über das Zimmer. Alles schien in Ordnung. Keines der Kinder schien allzu aufgeregt.
Snapes Magen drehte sich um. Er hatte keine Besucher erwartet (abgesehen vom Direktor, der ihm schon mitgeteilt hatte, daß er hereinschauen würde). Die Becher in der Schachtel stießen aneinander, und Hermine hob eine Hand um sie ihm wegzunehmen. Snape trat von ihr zurück und zog sich auf die andere Seite des Tisches zurück.
"Ich versuche nicht jemanden zu schockieren, McGonagall. Ich versuche nur, Miss Granger beizubringen wie man anständig einen Trank braut." Sein Gesicht verlor alles Leben und wurde ausdruckslos. Es machte vor allem Neville zu schaffen, aber er kämpfte damit, den Fiebertrank nicht zu ruinieren.
"Sie machen das gut", Longbottom," sagte Snape leise. "Geben Sie einfach die geschnittenen Schwarzwurz-Wurzeln hinein. So ist es richtig, ohne zu spritzen."
Neville schaffte es, den Anweisungen zu folgen und rührte weiter. Hermine fing still an Zutatennamen auf die Behälter zu schreiben während die Verwandlungslehrerin zu ihnen herrüber kam.
Die nächsten 30 Minuten waren nicht so angenehm wie die erste Stunde. McGonagall sagte nichts, sah aber allem zu. Snape fühlte sich, als würde sie jedes Wort abwägen, das er sagte. Neville näherte sich dem Punkt, an dem er durchdrehen musste. Schließlich stieß der Junge an den Tisch, und der Kessel wackelte gefährlich.
Snape stand blitzschnell auf, fing den heißen Kessel und richtete ihn auf. Flüssigkeit spritzte hoch und verbrannte seine Hand, aber er schaffte es, einen Schmerzensschrei zu unterdrücken.
"Es ist in Ordnung, Longbottom", brachte er heraus. "Ihr Trank ist noch in Ordnung!" Er ging hinüber zum großen Waschbecken und ließ sich kaltes Wasser über die Verbrennung laufen. Als er sich umdrehte sah er McGonagalls tiefe Mißbilligung. Seine Wut flammte auf.
"Wollen Sie was sagen, Professor?", sagte er spöttisch zu der älteren Hexe.
Sie starrte ihn an und wollte offensichtlich ziemlich viel sagen, wurde aber von den Schülern davon abgehalten.
"Nur daß der Junge es versucht. Es gibt keinen Grund ihn anzufahren", knirschte sie.
Hermine sah Neville verwirrt an. Anfahren? Neville zuckte nur die Schultern. Wenn Snape ihn angefahren hatte, hatte er es überhört.
"Minerva," versuchte Snape wieder seine Wut zu unterdrücken. "Neville macht sich gut. Er ist an den Tisch gestoßen. Es ist kein großes Problem."
"Aber Sie sagen, es ist doch ein Problem", versuchte McGonagall Snape die Worte im Mund umzudrehen.
Er sank in seinen Stuhl.
"Professor," warf Hermine schnell ein, "er hat nichts davon gesagt, daß Neville ein Problem ist. Er sagte er macht sich gut."
Schlechter Zug. Jetzt funkelte die Frau Hermine an.
"Miss Granger, kümmern Sie sich um Ihre Arbeit", schnappte sie.
"Minerva, ich wollte nicht andeuten, daß Neville ein Problem wäre", versuchte Snape es wieder. Sein Magen tat weh. Es war lächerlich!
"Was genau haben Sie gesagt, Snape? Ich scheine es nicht richtig gehört zu haben." McGonagalls Stimme tropfte vor Abscheu.
"Ich glaube er sagte, Neville macht sich gut", brach Dumbledores volle Stimme in die schnell schlimmer werdende Konversation. Er saß am hinteren Ende des Zimmers und beobachtete die Konfrontation. Er wollte die Hexe durch das Zimmer schleudern, aber das wäre eine schlechte Entscheidung. Sein Auftauchen überraschte sie sehr und sie wich von den Kindern und dem Meister der Zaubertränke zurück.
"Direktor, ich habe Sie nicht herein kommen hören", sagte McGonagall schwach.
"Ich bin mehrmals gekommen und gegangen", sagte Dumbledore mit einem entwaffnenden Lächeln. "Größtenteils gekommen." Und das Lächeln wurde wesentlich strahlender.
Snape wollte seine Verbrennung verstecken und wandte seine Aufmerksamkeit Longbottom zu. "Sie sind fast fertig, Longbottom. Was ist der nächste Schritt?", fragte der Meister der Zaubertränke ruhig weiter.
"Nur noch das Süßholz. Dann 10 Minuten lang rühren und sieden lassen." Neville warf ein letztes Mal einen Blick auf die Liste.
Snape nickte und lehnte sich müde zurück. Dumbledore hatte recht gehabt, Nachhilfeunterricht war schwere Arbeit. Er warf einen Blick hinüber auf die jüngere Hexe und sah, wie sie ihn nachdenklich anstarrte.
"Ist alles in Ordnung, Ms. Granger?", fragte er, während er ihren Blick zurückgab. Zutaten lagen unbeachtet herum.
Sie nickte mit den Kopf und fing an einen Behälter zu füllen. "Ja, Professor. Eigentlich habe ich mich gefragt, wie schlimm diese Verbrennung ist."
Ihre Bemerkung lenkte Dumbledores Aufmerksamkeit von McGonagall ab. Er warf einen Blick auf den Meister der Zaubertränke, der versuchte, seinen fragenden Blick zu ignorieren.
"Ich werde mich später darum kümmern", versuchte Snape beide abzuwehren.
Neville rührte fertig um und ging dann zu dem Zauberer herum. "Lassen sie mich mal sehen; Professor Sprout hat mir letzte Woche einen Heilspruch beigebracht als eine ihrer Frauenzungen mich erwischt hat." Dieses Wissen machte ihn mutig. Kräuterkunde war das einzige bei dem er sehr gut war. Wenn Professor Sprout ihm etwas beibrachte, erinnerte er sich daran.
Unwillig hielt Snape ihm die verletzte Hand hin. Der Spritzer hatte den Handrücken und einen Teil des Handgelenks verbrannt. Es hatten sich an einigen Stellen Brandblasen gebildet.
Neville wich fast zurück weil er wusste, daß er diese Verletzung verursacht hatte. Aber Snape sah nicht wütend oder verdammend aus. Außerdem war der Schulleiter in der Nähe, falls etwas schief ging. Er legte vorsichtig eine Hand unter Snapes um sie abzustützen, so wie Sprout es ihm gezeigt hatte, dann hielt er vorsichtig die andere Hand über die Verletzung. Er murmelte den Spruch, und konzentrierte sich angestrengt. Kälte umgab die Verbrennung und linderte den Schmerz. Snape beobachtete wie der Junge den Spruch sagte und sich dabei anstrengte. Er kannte den Zauber. Es war kein besonders schwerer, aber auch nicht leicht für einen Anfänger. Longbottom beeindruckte ihn. Er war ein talentierter Zauberer der sein Gebiet gefunden hatte. Die Blasen gingen zurück und nur gerötete Haut zeigte die Verbrennung. "Danke, Neville." Snape lächelte dem jungen Zauberer zu.
Der Junge lächelte breit über das was er erreicht hatte, bevor er leicht errötete. Er hatte es geschafft!
"Ich werde Louise dafür danken müssen, daß Sie ihnen den Spruch beigebracht hat", fuhr der Professor fort.
Die Augen des Jungen wurden groß. "Jetzt zurück an den Trank, Kind. Es ist etwa an der Zeit, ihn abzufüllen, denke ich", scheuchte er ihn weg.
Neville eilte um den Tisch um sein Gebräu zu überprüfen und dann zum Vorratsregal um Flaschen zu holen. Hermine verstreute weiter ihre vorbereiteten Zutaten in Behälter, dann stellte sie sie zurück in die kleine Kiste. Alle drei ignorierten McGonagall und Dumbledore und konzentrierten sich auf ihre Projekte.
Die Professorin für Verwandlungen wich von den Tischen zurück und ging nach hinten, dorthin wo der Schulleiter saß. Sie war nicht froh darüber, daß sie in so unvorteilhaftem Licht erwischt worden war. Sie war sicher, daß Snape irgendetwas vor hatte, aber sie hatte keine Ahnung, was. Für den Augenblick stand er in der Gunst des Schulleiters, und er benahm sich viel zivilisierter. Es war besser das zuzugeben und aufzuhören, bevor sie ihre Lage verschlimmerte. Sie würde einfach ein Auge auf den Meister der Zaubertränke halten.
"Er macht gute Fortschritte", sagte die ältere Hexe leise zu Dumbledore.
"Neville ist ein talentierter junger Mann", kam die Antwort.
"Ich habe an Severus gedacht", murmelte sie widerwillig.
Der Direktor lächelte süß und hielt sich mit einem Kommentar zurück. Er bot ihr keinen Stuhl an. Er schien auch kein Interesse daran zu haben, ein Gespräch fortzusetzen.
"Ich muß vor dem Abendessen in meine Räume hinauf gehen", fuhr McGonagall leise fort.
"Wir sehen Sie im Speisesaal", sagte der ältere Zauberer ruhig
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