Kapitel 7
Snape wachte langsam auf. Es war dunkel. Ruhig. Warm.
Er drehte sich um und fing an sich wieder in die Decke zu kuscheln, als er sich daran erinnerte, warum er aufgewacht war. Die Decke schwebte zurück und er stand auf. Er ging etwas herum und suchte das Klo. Es schien sich bewegt zu haben. Er blinzelte und sah sich um.
Sein Körper bewegte sich wieder, auf eine Türe zu die sich öffnete und ins Klo führte. Sah nicht nach seinem Klo aus. Mit einem Schulterzucken erledigte er sein Geschäft. Fliesen waren kalt. Fenster war leicht offen um die kühle Herbstluft herein zu lassen. Zitternd wusch er sich und ging wieder ins Schlafzimmer.
Es war auch komisch. Das Bett war nicht da, wo er es gelassen hatte. Er konnte im Finstern nicht gut sehen, aber er wusste, daß sein Bett an der gegenüberliegenden Wand sein sollte. Aber in seinem Zimmer lag die ‚gegenüberliegende Wand' nicht so weit weg. Verwirrt versuchte er sich daran zu erinnern, ob Dobby und Beryl einen ihrer Putzanfälle gehabt und die Wände verrutscht hatten. Wieder schob ihn jemand und er ging zum Bett und setzte sich auf den Rand. Eine Tasse war in seinen Händen, wurde an die Lippen gehoben und er trank etwas, dann mehr, die Flüssigkeit war kühl und roch nach einem Frühlingstag voller Regen und Wind.
Er blinzelte, die Tasse ging weg und er fühlte, wie er wieder ins Bett stieg. Soo warm. Die Decken schienen ihn zu umarmen, als er sich um ein großes Kissen herumeinrollte. Mit einem zufriedenen Seufzer trieb er wieder in die einfachen Träume, die er gehabt hatte zurück.
"Er ist kalt", beschwerte sich Dumbledore.
"Hat sich auf dem weg zum Klo verlaufen. War nicht ganz wach", bemerkte Barnes als er näher rückte, um den Schlaf des Meisters der Zaubertränke zu überwachen.
"Ich habe ihm noch mehr Schlaftrank gegeben", gähnte der Heiler. Stille umgab den Raum als sie wie Snape einschliefen.
Snape schlief sehr lange und wachte erst zum Mittagessen auf. Barnes war einigermaßen zufrieden, denn der Zauberer sah zumindest ausgeruht aus und die dunklen Ringe unter seinen Augen waren größtenteils verschwunden. Er stolperte ins Klo und kehrte wach zurück.
"Also, habe ich den Freitag verpasst?" fragte er als er eine Tasse Tee annahm.
"Nicht ganz", antwortete Barnes. "Es ist erst Mittag." Snape nickte und trank den heißen Tee.
"Kamille?" fragte er mit verzogenem Gesicht.
"Kamille", antwortete Barnes. "Gut für Sie."
"Brombeere?", fragte Snape hoffnungsvoll.
Der Heiler grinste. "Morgen, wenn Sie brav sind", gab er zurück.
Dafür erhielt er ein spöttisches Grinsen. "Ich bin brav. Keiner merkt es", beschwerte Snape sich. Ein Teller mit geschnittenem Obst tauchte vor ihm auf, gefolgt von einem Teller mit heißen Eintopf mit Hühnchen. Dann kamen Semmeln. Barnes beobachtete seine Reaktion auf das Essen,. Bereit dazu, es zu ändern wenn es notwendig werden sollte. Er hatte beschlossen, daß Snape heute essen würde. Der Meister der Zaubertränke nahm ein Stück Brot und zerriß es. Nachdem er einen Bissen gegessen hatte, nahm er den Schöpflöffel um sich Eintopf auf den Teller zu löffeln.
Obst wurde auf ihn zu geschoben, er nahm sich ein Stück Melone und aß es. Das ganze Essern über wurde der Zauberer von gutem Zureden begleitet. Snape ließ sich drängen und nahm sich noch mehr Eintopf. Als er fertig war, kam eine Auswahl für den Nachtisch mit einer frischen Teekanne herauf. Mit einem kleinen gGinsen schenkte ihm Barnes eine neue Tasse ein. "Brombeere, Severus?" Er gab ihm die Tasse und eine Scheibe Bananenbrot.
Mit einem zufriedenen Seufzen nahm der Meister der Zaubertränke die Tasse und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. Er wurde wieder müde. Er fragte sich, ob er sich fertig machen sollte, um die 7. Klassen am Nachmittag zu unterrichten. Er sah zu wie der Heiler durch seinen Tränkevorrat wühlte und zwei verschiedene Phiolen aussuchte. Sie wurden geöffnet, und er roch an ihrem Inhalt, bevor er sie in einen kleinen Becher mit Saft kippte. Er rührte um, dann gab er ihn Snape.
"Der Trank des Tages ist?", fragte er als er ihn von Barnes entgegennahm. Ohne zu warten schluckte er die etwas bittere Mischung.
"Oh, ein paar Sachen, die ich in meinem Büro herum liegen hatte. Wollte sehen wie sie auf den menschlichen Körper wirken", zog dieser ihn auf.
Snape hob eine Augenbraue. "Erinnern Sie mich daran, daß ich das Ministerium über Ihre Tests informiere", sagte der Meister der Zaubertränke trocken.
Barnes lachte. "Es soll Ihnen helfen sich weniger aufzuregen. Ich habe verschiedene Tränke dafür und das ganze Wochenende um sie an Ihnen zu testen." Er lächelte.
"Wie schön", knurrte Snape. "Haben Sie nichts besseres zu tun als mich unter Drogen zu setzen?"
"Nichts was so viel Spaß macht!", versicherte ihm der Heiler. Er sah zu wie Snape mit dem süßen Brot spielte. Sein Tonfall war sarkastisch, aber seine Körpersprache nicht. Er ließ die Schultern hängen und sah nach unten, als würde er ein schweres Gewicht tragen. Barnes griff nach dem Teekessel und schenkte beiden wieder Tee ein.
"Sie zeigen die typischen Zeichen eines Nervenzusammenbruchs, Severus. Sie schlafen nicht. Sie sind sehr leicht aufzuregen, Sie stehen unter ungeheurem Druck, sowohl hier mit den Veränderungen die Albus von Ihnen will, als auch weil Sie zu Voldemort zurück gehen müssen. Dazu kommt die Gerüchteküche und McGonagall", zählte Barnes auf.
"Gerüchteküche?", sagte Snape mit tödlicher Kälte. Barnes trat sich in Gedanken selbst, und zwar hart! "Oh, nur das übliche", wich er aus.
"Das übliche?", hakte Snape nach, wobei er sich gerade hinsetzte.
"Severus, es ist nichts", wand sich der Heiler.
"Wenn es nichts ist, Barnes, warum ist es Ihnen dann so unangenehm?", fragte Snape unnachgiebig. Er redete weiter auf den Heiler ein, bis dieser zögernd ausführte, welche Gerüchte er gehört hatte. Der Meister der Zaubertränke wurde unglaublich ruhig.
"Ich habe eine Klasse zu unterrichten, Doktor", sagte er schließlich, stand auf und verschwand im Schlafzimmer.
"Das ist keine gute Idee, Severus", rief ihm Barnes nach. Die Tränke würden ihn schläfrig machen. Das war nichts für fortgeschrittene Tränke, die genaue Aufmerksamkeit brauchten. Er ging zur Schlafzimmertür und beobachtete den Zauberer, der langsam Kleidung heraus zog. Er bemerkte, daß sich ein Patient an die Kommode lehnte. Wahrscheinlich war ihm schwindlig. Nebenwirkungen waren ein Problem. Nach einem Augenblick stieß Snape sich ab und ging zum Sofa hinüber. "Verdammt", fluchte er. "So kann ich nicht unterrichten." Snape setzte sich auf den Rand. Barnes kam durch das Zimmer und setzte sich neben ihn.
"Tut mir leid, Severus. Gerüchte sind grausam, vor allem wenn man sich nicht dagegen verteidigen kann." Barnes legte dem Zauberer eine Hand auf die Schulter.
"Nein, kann ich nicht", stimmte Snape zu. "Wenn ich es versuchen würde, würde ich ihnen nur noch mehr Futter geben. Und wenn ich versuche zu unterrichten und so herumhänge, kann ich mir vorstellen, wie sie das verdrehen würden."
"Also bleiben Sie heute Nachmittag hier?", fragte der Heiler vorsichtig
"Ja, Jeffrey", seufzte der Zauberer. "Ich werde hierbleiben."
"Gut. Sie können sich heute Nachmittag einfach entspannen. Wir können uns morgen unterhalten, wenn Sie es wollen. Auf lange Sicht ist der einzige Weg, gegen Gerede anzugehen der, sich zu bessern", erklärte Barnes.
"Wenigstens haben die Schüler keine Ahnung. Sie sind neugierig, aber sie akzeptieren es eher", bemerkte Snape. Barnes massierte ihm sanft die Schultern. Selbst mit dem Trank war er angespannt.
"Sehen Sie es so: Albus bekommt gute praktische Erfahrung im Klassenzimmer", sagte Barnes.
Der Meister der Zaubertränke dachte einen Augenblick lang darüber nach. "Ja, auch wenn ich ihn zu gerne mit den Weasley-Zwillingen sehen würde. Ich hoffe wirklich, dass er weiß wie man die Sicherheitsdusche benutzt." Ein Lächeln breitete sich langsam auf Snapes Gesicht aus als er daran dachte. Er hatte die Dusche in den letzten drei Wochen fast jeden Freitag (und Dienstag und Donnerstag) gebraucht. Er ließ sich vom Heiler zurück zur Sitzgruppe bringen und in einen bequemen Sessel stecken. Dann holte Barnes Tee und die Zeitung.
"Wir entspannten uns einfach ein bisschen; Severus", sagte Barnes, wobei er einen Notizblock heraus zog. Snape warf ihm mit einer erhobenen Augenbraue einen Blick zu.
"Aha. Ich mache mir immer genaue Aufzeichnungen wenn ich mich entspanne", murmelte Barnes und schüttelte das Papier aus.
Einige Stunden später kehrte der Schulleiter etwas feucht zurück. Snape döste friedlich im Sessel, während Barnes ein Kreuzworträtsel löste. Da es ein Zaubererrätsel war gab es ihm ‚hilfreiche' Ratschläge.
"Nein, nein, das ist falsch geschrieben, und eine Zither ist ein Muggelmusikinstrument, kein Möbelstück", schimpfte das Rätsel.
"Sessel?" fragte Dumbledore während er seinen Mantel ausschüttelte.
"Wenigstens genug Buchstaben", bemerkte das Puzzle. Barnes warf es gespielt sauer zur Seite. "Ich hasse es, wenn belebte Gegenstände gescheiter sind als ich", knurrte er.
Der Direktor schnaubte und ging zum Meister der Zaubertränke, um ihm mit einer Hand über das Gesicht zu fahren und die Haare zurück zu streichen. Der Zauberer erschrak kurz, blinzelte ihn an, dann lächelte er unschuldig, als ihm klar wurde, wo er war und wer bei ihm war. "Hi Albus," murmelte Snape als er sich wieder zurücklehnte.
"Wäre es auf dem Sofa nicht bequemer?", fragte der ältere Mann, wobei er ihm weiter über das Gesicht strich. Verschlafen lehnte sich Snape in die Berührung.
"Wollte ihn vorhin schon rübersetzen, aber er war ziemlich entschlossen da zu bleiben wo er ist", unterbrach Barnes.
"Wollte nicht einschlafen", protestierte Snape.
"Wie ich sehe bist du hellwach, Kind", sagte Dumbledore beruhigend, als er sein Gesicht in die Hände nahm.
"Gehen wir aufs Sofa." Er zog den Meister der Zaubertränke hoch und schaffte es, ihn zur Couch zu bringen, wo er wieder zum Kissen wurde. Snape kuschelte sich eng an ihn und hielt sich am Umhang des Schulleiters fest.
"Hmmm, ich habe das Gefühl, daß sie ihre Pläne, diese Beruhigungstränke auszuprobieren, angefangen haben", überlegte Dumbledore als er mit seinen Fingern Snapes Haar kämmte. Der Zauberer seufzte zufrieden und fing wieder an einzuschlafen.
"Ja, wir haben zu Mittag einen ausprobiert. Die Wirkung sollte in einer Stunde aufhören", Barnes lächelte, "Er war gar nicht unter Stress."
"Sieht aus als wäre er todmüde", bemerkte Dumbledore, der gerade eine Hand auf Snapes Schulter legte.
"Stressfrei, todmüde, dasselbe", seufzte Barnes. "Keine Sorge. Ich habe andere Tränke. Wenigstens wird er bis Montag schön ausgeruht sein."
"Das ist sehr wahr", stimmte der Schulleiter zu. "Hatten Sie Zeit mit Severus zu sprechen?"
"Nicht wirklich; ich habe es geschafft ihn zum Essen zu bringen und wollte gerade anfangen seinen Stress zu behandeln, als ich den Fehler machte, die Gerüchte zu erwähnen", gab Barnes reumütig zu.
"Ich nehme an, diese Neuigkeit hat er nicht gut aufgenommen?" Dumbledore sah auf den schlafenden Zauberer hinunter, fuhr ihm durchs Haar und glättete die Sorgenfalten.
"Nein, hat er nicht. Ich hätte mich dafür treten können, es zu erwähnen", gab Barnes zu.
"Er musste es herausfinden. Besser wenn er es jetzt weiß und einen Weg finden kann, damit klar zu kommen, als daß er davon überrascht wird wie ich gestern Abend. Ich glaube, mein Kinn ist bis auf den Tisch gefallen", sagte Dumbledore müde.
"Das würde den blauen Fleck erklären", sagte Snape leise.
"Dachte du würdest schlagen, Severus." Der Schulleiter lächelte seinem Freund zu.
"Kissen redet", beschwerte sich der Zauberer. Er drehte sich auf den Rücken und sah auf. "Und es juckt", fuhr er fort, wobei er auf den überall verteilten Bart klopfte.
"Ganz schön wählerisch, wie?" gab der andere Mann zurück. Snape wurde still.
"Ich mache nur Spaß, Severus." Eine Hand legte sich leicht auf die Brust des jüngeren Mannes und fühlt sein Herz etwas zu schnell schlagen.
"Sie lernen mein Grinsen noch", kam die etwas bedrückte Antwort.
Dumbledore streichelte ihm wieder lächelnd über die Haare. "Willst du noch etwas schlafen?" fragte er vorsichtig
Ein leises ‚nein'.
"Wollen Sie Tee?" fragte Barnes, der sich nach vorne beugte.
"Ich weiß, daß ich ihn brauchen kann", fügte Dumbledore hinzu. "Wie du mit der kalten Dusche auskommst ist mir ein Rätsel!"
Da musste Snape lächeln. "Oh, sagen Sie mir, daß die Weasleys Sie nicht vollgetropft haben", bat er.
Dumbledore spielte den Beleidigten. "Weniger getropft als gespritzt. Ich wusste nicht, daß die beiden Jungen so nervös sind. Sie müssen ihren Löffel verzaubert haben, damit er gleichmäßig rührt, und ihn dann vergessen haben. Ich kann nur sagen, daß es gut ist, daß wir in den Kerkern nie Teppichböden gelegt haben." Der Schulleiter hielt seine Hand an Snapes Kopf. Solange der Zauberer sich beruhigen ließ, war Dumbledore bereit, damit weiterzumachen.
"Das haben sie letztes Jahr einmal versucht. Ich bin ziemlich überrascht, daß sie es wieder versucht haben. Ich weiß, daß sie es hassten, bei Filch Strafarbeit machen zu müssen." Er streckte sich etwas, dann versuchte er sich hinzusetzen. Die Veränderung ließ ihn bleich werden und das Gesicht verziehen.
"Schwindlig?" fragte Barnes, der schnell neben ihn auf die Couch kam und ihm eine Hand auf die Schulter legte.
"Ja, nur ein kleines bißchen," gab Snape zu, der sich von Barnes und Dumbledore aufrecht halten ließ.
"Das sind noch die Nebenwirkungen", erklärte der Heiler. "Etwas Tee wird helfen. Earl Gray?" Snape nickte sehr schwach, bevor er den Kopf wieder hob und versuchte die Welt mit geöffneten Augen zu betrachten.
"Belegte Brote? Käsehäppchen?", fragte Barnes hoffnungsvoll
"Okay", kam die Antwort.
"Ja, ich könnte jetzt auch was vertragen", stimmte Dumbledore zu.
Barnes stand auf und klingelte nach dem Hauselfen. Beryl tauchte fast sofort auf.
"Ja, Sirs?" der Elf hüpfte herum. Snape versuchte dem Wesen zu folgen, dann schloss er mit einem Stöhnen die Augen. Dumbledore zog ihn vorsichtig an seine Schulter.
"Lehn deinen Kopf an, Severus", murmelte er. Barnes erklärte dem Elfen was sie wollten als es an der Türe des Direktors klopfte und McGonagall die Türe öffnete.
"Direktor?" rief die Hexe. Snape stieß sich von der tröstenden Schulter ab. Was seinem Gleichgewicht nicht half. Er kämpfte darum, sitzen zu bleiben, dann gab er es auf und sank nach hinten gegen die Lehne der Couch.
Dumbledore stand auf und fing an auf die Hexe zuzugehen. Sie hatte einen sehr seltsamen Blick auf dem Gesicht.
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"Ja, Minerva. Kommen Sie rein. Wir wollten gerade Tee trinken", erklärte er. Der seltsame Blick wurde zu Wut als sie sich auf Snapes Kopf konzentrierte.
"Ich möchte Sie alleine sprechen, Direktor", sagte sie so kalt sie konnte. Der Blick war nicht zu missverstehen. Dumbledore winkte sie an seinen Schreibtisch hinüber.
"Alleine", wiederholte sie, etwas lauter und schärfer. Snape drückte sich mit einer flüssigen Bewegung hoch und kam auf die Füße. Er drehte sich um und stolperte auf die Türe des Schlafzimmers zu, da er wusste, daß er es nie durch die Türe und hinunter in die Kerker schaffen würde. Irgendwie kam er durch den Türrahmen, an dem er sich kurz anlehnte bevor er sich wieder abstieß und in dem Zimmer verschwand. Barnes war mit Beryl fertig und folgte Snape schnell, in der Hoffnung, daß er es sicher zum Bett oder zu einem Stuhl schaffen würde. Die Türe schloss sich hinter dem Heiler.
Dumbledore setzte sich hinter seinen Schreibtisch und betrachtete die aufgeregte Frau kühl. Sie ging steif zu einem Stuhl neben dem Schreibtisch und setzte sich.
"Direktor, ich muß mit Ihnen über Professor Snapes erbärmliches Verhalten sprechen", sagte sie.
Er hob eine Augenbraue. "Professor Snapes Verhalten?", fragte er ruhig.
"Ja, Direktor. Ich dachte, Sie hätten mit ihm darüber gesprochen wie er seine Schüler im und außerhalb des Unterrichts behandelt." Sie sah ihn scharf an.
"Severus und ich haben sein professionelles Benehmen im Unterricht besprochen. Er hat die Veränderungen vorgenommen die ich vorgeschlagne habe, und einige eigene", erläuterte er vorsichtig."
"Ich bin sicher, daß Sie das getan haben", stimmte McGonagall zu, "aber ich bin mit diesen 'Veränderungen' nicht zufrieden. Ich glaube, daß er vielen der empfindlicheren Schülern viel Schaden zugefügt hat." Sie lehnte sich zurück als würde sie ihn davor warnen, ihr zu widersprechen.
"Ich weiß, daß er in der ersten Schulwoche Probleme hatte, Minerva. Wir haben uns dann unterhalten und ich habe die Schritte eingeleitet, die notwendig waren, um ihm zu helfen. Er hat sich sehr gebessert, ich habe seitdem keinen Hinweis mehr auf dieses Verhalten gesehen", gab er zurück.
"Ich bin nicht so sicher, Direktor. Ich musste in die Kerker hinuntergehen um Neville Longbottom heraufzuholen. Das Kind stand unter Schock. Ich habe keine Ahnung was der Mann ihm angetan hat", sagte sie.
Dumbledore war überrascht. Der Kind konnte keinesfalls von seinem Gespräch mit dem Meister der Zaubertränke unter Schock gestanden oder anderweitigen Schaden genommen haben.
"Das ist eine ernste Anklage, Professor. Sind Sie bereit, Mr. Longbottom hier heraufzubringen, damit er mit mir sprechen kann?" Er begegnete ihrem Starren mit kühlem Blick.
Sie verlagerte ihr Gewicht und sah weg. "Ich klage niemanden an", murmelte sie. "Ich sage nur, was ich beobachtet habe."
"Minerva, ich denke Sie müssen einen Schritt zurück machen und sich Severus noch einmal ansehen. Er arbeitet daran sich zu ändern. Er gibt Longbottom und Granger am Samstag Nachmittag sogar gesonderten Unterricht", versuchte Dumbledore sie zu beruhigen.
"Damit sie den Ausflug nach Hogsmeade verpassen, ich verstehe", schnappte sie zurück.
"Nein, Minerva. Nein. Sie treffen sich um 4 Uhr Nachmittags, nachdem sie aus dem Dorf zurück sind. Ich glaube er will Longbottom die Gelegenheit geben den Trank zu brauen, den er am Donnerstag im Unterricht nicht geschafft hat, und er hat Granger angeboten, fortgeschrittene Arbeit zu machen."
McGonagall überdachte diese Information langsam. "Fortgeschrittene Arbeit?", erkundigte sie sich.
"Ich glaube Miss Granger hat angedeutet, daß sie eine Herausforderung möchte. Professor Snape kann sie ihr mit Sicherheit geben", erklärte Dumbledore.
Die Lehrerin für Verwandlungen entspannte sich leicht. "Nun, es scheint sie arbeiten mit Professor Snape", gab sie zu.
"Ja, das tue ich," betätigte er.
"Es scheint als wäre eine akademische Überprüfung etwas Gutes", fuhr McGonagall fort.
"Akademische Überprüfung? Severus wird nicht überprüft. Wer hat Ihnen das gesagt?", fragte Dumbledore scharf.
Die Hexe versteifte sich sofort. "Ich habe es im Lehrerzimmer gehört, ich bin nicht sicher wer es erwähnt hat", tanzte sie am Rand der Wahrheit entlang.
"Es wäre mir lieb, wenn Sie allen Gerüchten, die sie Professor Snape betreffend hören, ein Ende setzen würden. Er wird nicht überprüft. Er benimmt sich im Unterricht viel besser", sagte der Direktor hitzig.
"Er ist auch in Ihrem Schlafzimmer. Das wurde ebenfalls im Lehrerzimmer erwähnt", erklärte McGonagall.
"Was genau wollen Sie andeuten, Minerva?" Dumbledore sah die Hexe mit seinem eisigsten Blick an.
"Ich deute gar nichts an. Die meisten Leute gehen in den Krankenflügel oder die Klinik in Hogsmeade wenn sie krank sind. Die Lehrer müssen sich ja wundern, warum er eine Sonderbehandlung bekommt", sagte McGonagall schulterzuckend.
Der Schulleiter wog ihre Worte ab und wollte sie im ersten Augenblick aus dem Zimmer jagen. "Die meisten Lehrer, die meisten Zauberer überhaupt, wissen nicht was Professor Snape für unsere Sicherheit und unser Wohlergehen durchgemacht hat. Ich will es auch nicht in dieser Stimmung besprechen. Es muß reichen wenn ich sage, daß Severus das Recht, sich hier auszuruhen wann immer er es will, verdient hat", sagte Dumbledore sehr endgültig.
McGonagall wand sich einen Augenblick lang. "Ich entschuldige mich dafür, Sie in Frage gestellt zu haben, Direktor", sagte sie leise.
Das Gesicht des Zauberers wurde weich. "Danke, Minerva. Ich war sehr wütend, als ich von den Gerüchten gehört habe. Es ist nicht fair Severus gegenüber, wenn er von seinen Kollegen angegriffen wird. Vor allem nicht, weil er es versucht", sagte er leise.
"Gibt es etwas, das ich wissen sollte? Um Severus zu helfen?", fragte sie vorsichtig.
Wieder wog Dumbledore seine Worte vorsichtig ab. "Nur, daß er im Moment sehr unter Druck steht. Ich glaube, daß sie einige Veränderungen in ihrem Haus bemerken sollten, während Sie sich an Severus' neue Unterrichtsmethoden gewöhnen. Es würde helfen, wenn Sie die Gerüchteküche abstellen könnten. Niemand verdient es, daß man über ihn klatscht", sagte er.
McGonagall stimmte zu und stand auf um zu gehen. Dumbledore brachte sie zur Türe, die er hart hinter der Hexe schloß. Er lehnte sich dagegen und versuchte sich zu beruhigen. Er wusste, daß Veränderungen schwer waren, aber dies war fast unmöglich. Er fragte sich ob McGonagall wirklich helfen würde, oder ob er ihr nur mehr Munition gegeben hatte. Der Direktor wandte sich ab und ging um nach seinem Zaubertränkemeister zu sehen
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