A Promise To Be Better - Kapitel 4

 

 

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Kapitel 4


Das Ministerium schickte seinen Bericht in der folgenden Woche. Die Auroren hatten die Familie befragt, bevor sie ihre Erinnerungen verändert hatten um die Folter zu löschen. Der Verlust ihres Hauses durch das Feuer war schlimm genug, und sie ließen sie von Zauberern innerhalb der nächsten zwei Stunden zum noch rauchenden Schauplatz zurückbringen.

Als er die Berichte las war Dumbledore von seinem ‚Spion’ noch beeindruckter. Er hatte viel riskiert um alle sechs Familienmitglieder zu retten. Der Bericht erwähnte wie Snape vier Mal zurückgegangen war um die ganze Familie herauszuholen. Vier mal zurück in die Flammen.

Er ärgerte sich über die Beschwerde daß Snape keine Namen der Beteiligen genannt hatte, abgesehen von Pettigrew. Das Ministerium glaubte offiziell nicht daß er am Leben und in der Tat ein Verräter war. Snape konnte kaum Namen geben, wenn er keine Gesichter gesehen hatte. Der Zauberer gab nur sehr ungern Namen heraus, wenn er sich nicht sicher war. Die Masken bedeckten immer ihr ganzes Gesicht, und der Sprechzauber machte es unmöglich, eine vertraute Stimme zu erkennen. Er war erfreut, daß die Muggel bestätigten daß die Angreifer alle maskiert waren und mit seltsamem Akzent und komischer Stimmlage sprachen.

Es war spät am Mittwoch Nachmittag. Der Meister der Zaubertränke sollte gerade die Stunde mit einer vierten Klasse beenden. Er war wieder nicht beim Mittagessen gewesen. Eigentlich erinnerte er sich auch nicht daran daß er Snape beim Frühstück gesehen hatte. Dumbledore beschloß, hinunter zu gehen und ihn dazu aufzufordern, zum Abendessen zu kommen.

Als er durch die Gänge ging, lauschte er den Gesprächen der Kinder. Sie unterhielten sich fröhlich über einen Entfernungstrank den sie gebraut hatten, mit dem sie Tinte vom Pergament entfernen konnten ohne es zu beschädigen. Die Fähigkeit, Fehler zu korrigieren ohne das ganze Pergament wieder neu schreiben zu müssen gefiel ihnen, und einige trugen kleine Flaschen mit der Flüssigkeit mit sich herum.

Ein Mädchen mit leuchtend roten Haaren rannte ihn fast um, so sehr war sie mit der kleinen Flasche beschäftigt die sie in der Hand hatte.

“Direktor!” quietschte Ginny Weasley. Die dunklen Augen ihrer Freundin waren groß vor Sorge.

“Es tut mir so leid, ich habe sie nicht gesehen”, fuhr sie fort.

“Ich schätze nicht, so wie diese Flasche deine ganze Aufmerksamkeit gebraucht hat!“ sagte er in belustigtem Tonfall. „Was ist so wunderbar daß du die Augen nicht davon abwenden kannst?“ zog er sie freundlich auf.

“Es ist ein Entferntrank. Professor Snape hat uns etwas davon behalten lassen, wenn wir ihn richtig gebraut haben“, sagte sie glücklich.

„Er entfernt Tinte”, fügte ihre Freundin hinzu. “Damit wir Fehler in unserer Hausaufgabe ausbessern können!”

“Wir haben alle eine Flasche bekommen, sogar Justin hat es richtig gemacht“, fuhr Ginny fort.

“Nun, das ist ein wunderbarer Trank den ihr da habt. Geht und macht euch zum Abendessen fertig.” Der Schulleiter lächelte strahlend und ging zur Seite, so daß die Kinder ihre Klassenkameraden einholen konnten. Er ging den Gang hinunter und in das Klassenzimmer für Zaubertränke. Der Professor wischte die Tafel.

“Was, benutzt du nicht den wunderbaren Trank den du heute gebraut hast?“ neckte ihn Dumbledore. Snape drehte sich nicht einmal um.

“Nein, der funktioniert nicht bei Kreide. Für die Tafel muß ich den altmodischen Schwamm nehmen“, sagte Snape. Er klang ruhig.

“Du hast diesen besonderen Trank nie mit mir geteilt. Ich denke ich bin gekränkt.“ Der ältere Mann übernahm Snapes Stuhl am Tisch und sah ihm weiter dabei zu wie er durchs Zimmer ging und aufräumte.

“Albus Dumbledore macht keine Fehler”, sagte er mit einem leichten Lächeln.

“Oh, richtig!” sie lachten Beide. Snape hörte schließlich auf und lehnte sich an den großen Schreibtisch.

“In der Tat”, fuhr Dumbledore fort, “glaube ich nicht daß du diesen Trank schon einmal mit den Schülern gebraut hast. ”

Snape sah nachdenklich aus. “Ich habe sie glauben lassen ich wäre nett zu ihnen. Eigentlich hasse ich durchgestrichenes und ihre miserablen Versuche, die Tinte vom Pergament zu kratzen wenn sie einen Fehler machen. Jetzt werde ich wenigstens einen Monat lang unter Garantie schöne, saubere Arbeit gekommen.“ Er grinste boshaft.

“Ich habe ihnen sogar gesagt daß ich ihnen einmal im Monat das Labor aufsperre wenn sie weiter gut mitarbeiten, damit sie Nachschub brauen können. Ich habe ihnen auch gesagt daß es ein Privileg der vierten Klasse ist und daß nur sie es brauen dürfen. Das sollte einen wilden Schwarzmarkt eröffnen, oder?“ Snape war zufrieden mit sich.

“Du alter Gauner!” lachte Dumbledore erfreut. „Jetzt verteilen sie es an alle in ihren Häusern!“

“Und ich bekomme keine schlampigen Aufsätze mehr!” kicherte Snape. „Eckles ist fast in Ohnmacht gefallen als seiner richtig wurde. Er hat zwei Flaschen bekommen.“

“Das muß Justin sein?” fragte Dumbledore.

“Ja. Er ist nicht so nervös wie Longbottom, aber fast. Er brauchte etwas Hilfe von den anderen aus Ravenclaw. Es funktioniert vielleicht, wenn man bedenkt wie dieses Haus zu akademischer Perfektion neigt“, Snape streckte seinen Rücken und bewegte den Kopf hin und her.

“Gut gemacht, Severus. Ich wusste daß du deinen hinterhältigen Geist besser benutzen kannst.“ Die Stimme des Schulleiters war voller Lob. Snape senkte leicht den Kopf und grinste. Es war fast besser als wie wild herumzubrüllen.

“So, warum sind sie wirklich hier herunter gekommen, Direktor?” fragte Snape noch immer lächelnd.

“Nun, ich habe mich nicht daran erinnert, dich zum Frühstück oder Mittagessen gesehen zu haben. Hast du heute schon etwas gegessen?“ fragte der ältere Mann im selben zuversichtlichen Tonfall. Sein Freund seufzte.

“Nein, ich habe noch nichts gegessen. Ich konnte mich einfach nicht die Treppen hinauf schleppen. Dobby hat vorhin vorbeigesehen und gedroht mich zu füttern wenn ich nicht hinauf komme“, berichtete Snape.

„Warum nicht? Du weißt daß du so schon zu dünn bist; Barnes wird kommen und dich wieder füttern!“ besorgter Tonfall, aber nicht zu übertrieben.

„Es ist schwer“, Snape stieß sich vom Tisch ab, „und ich will nicht klingen als würde ich mich beschweren.“

Das warf Dumbledore um. Snape sich hatte immer lange und laut beschwert wenn er das Gefühl gehabt hatte, es wäre ihm ein Unrecht angetan worden. Jahrelang in der Tat. Er sah zu wie Snape zu einem Stapel Pergamente hinüber ging und damit spielte.

„Beschweren?“ erkundigte er sich.

„Es gefällt mir nicht wenn ich ausgelacht werde“, gab Snape sehr leise zu

“Das gefällt niemandem, Severus”, sagte der Schulleiter mitfühlend.

“Ich weiß daß es mit der Zeit weniger werden wird, aber ich kenne einige dieser Leute seit über 20 Jahren, und sie vergessen nichts. Ich habe viele wütende Gefühle verursacht so wie ich mich benommen habe. Ich schätze so zahlen sie es mir heim”, er legte beide Hände auf die Pergamente und lehnte sich an den Tisch. “Manchmal denke ich, ich kann so nicht weitermachen, ich habe solche Magenschmerzen. Aber dann wurde mir gestern Nacht klar daß ich wirklich nicht wieder so werden kann wie ich war. Ich werde vielleicht die Anspannung los wenn ich schreie und brülle und einen Wutanfall bekomme, aber es schafft auch eine ganze Reihe neuer Probleme. Wütend zu sein würde diesen Muggel nicht geholfen haben; ich musste einen klaren Kopf behalten. Wütend zu sein läßt Schüler nicht besser arbeiten, es macht den Unterricht die längste Zeit über gefährlich. Ich kann meine Wut auch nicht mehr gegen meine Kollegen richten. Der Haß läuft überall hinein”, er schloss die Augen gegen all die Gedanken über ihn selbst. Dumbledore stand auf und ging zu ihm um ihm verständnisvoll eine Hand auf die Schulter zu legen.

“Du hast Recht, Severus. Sie werden Zeit brauchen, und auch dann werden einige ihre eigene Wut nicht aufgeben. Du wirst nur hart arbeiten müssen um zu tun was du kannst und versuchen den Rest zu ignorieren. Hattest du eine Gelegenheit. Mit Jeffrey zu reden?“ fragte er vorsichtig.

“Ja, er ist gestern vorbeigekommen um nach meiner Schulter zu sehen und seine Fluchsuche zu machen. Er scheint aus irgendeinem komischen Grund zu glauben daß man mich zweimal pro Woche enthexen muß“, berichtete Snape.

“Hat er was gefunden?” fragte der Schulleiter.

“Nicht wirklich. Er will daß ich mehr esse“, sagte der jüngere Zauberer schulterzuckend. „Wir haben uns ein bißchen unterhalten. Er sagte ich könnte am Samstag in die Stadt in sein Büro kommen. Er war sehr erfreut und sagte daß er gerne mit mir arbeiten würde“, schloss Snape.

“Wunderbar, Severus. Ich weiß daß dir Barnes helfen wird!” er legte dem Zauberer die andere Hand auf den Rücken und massierte ihn leicht. Angespannt, aber nicht so steif wie in der letzten Woche.

“Warum kommst du nicht zum Abendessen hinauf und setzt dich neben mich? Du kannst mir von deinem Unterricht erzählen, und ich werde dich mit Verwaltungsangelegenheiten langweilen“, bot Dumbledore an. Snape zuckte die Schultern.

“Und wenn du dein Gemüse ganz aufisst darfst du heute Abend ein bißchen zum Lesen in mein Büro kommen”, bot er Snape an. Der Meister der Zaubertränke bewegte den Kopf von einer Seite zur anderen um mehr Nutzen aus der Massage zu ziehen.

„Okay, das mache ich gerne, Albus“, antwortete er leise. „außer es gibt Limabohnen. Die lasse ich aus.”

Dumbledore wurde von dem Witz überrascht, schnaubte und lehnte sich gegen Snape.

“Kind, du überrascht mich”, sagte er. „Machen wir uns zum Essen fertig.“

“Ich komme gleich hinauf, Direktor. Ich muß meine Papiere zusammensammeln“, antwortete Snape.

“Ich reserviere dir einen Stuhl.” Dumbledore wich zurück und ging aus der Türe.

20 Minuten später betrat Professor Snape mit gekämmten Haaren und in einem saubereren Umhang als dem in dem er gearbeitet hatte die große Halle, die sich gerade füllte. Heute begrüßten ihn einige Schüler schüchtern; er gab ihr „Hallo“ mit einem Nicken zurück und sagte „guten Abend“. Der Lehrertisch war schon voll. Er warf einen Blick zum Schulleiter und sah ein Lächeln und eine schnelle Handbewegung. Es wartete wirklich ein Stuhl neben Dumbledore auf ihn. Er ging schneller und tauschte die gleichen Höflichkeiten mit einigen Kollegen aus bevor er sich auf seinen Stuhl setzte. Flitwick war links von ihm, aber der Professor unterhielt sich angeregt mit Professor Vektor, so daß sich Snape dem Schulleiter zuwenden konnte.

Das Abendessen roch wunderbar. Die Hauselfen hatten einige seiner Lieblingssachen gekocht, Hühnchen, Püree aus Rüben und Kartoffeln, lange grüne Bohnen, Brötchen und Butter. Er legte sich nur wenig Essen auf den Teller und schenkte sich eisgekühlten Preiselbeersaft ein bevor er den Krug an Flitwick weitergab. Ein kleines Gefäß mit Soße tauchte neben ihm auf, und er goß sie über sein Hühnchen.

“Oh, verflixt, keine Limabohnen”, bemerkte Dumbledore leise. Snape grinste.

“Oh, verflixt”, wiederholte er. Sie kicherten zusammen und fingen an zu essen. Snape musste gegen ein erfreutes Seufzen ankämpfen. Das Essen schmeckte so gut. Sein Magen freute sich über die Wärme und Menge als er langsam einen Bissen nach dem anderen aß. Dumbledore drängte ihn nicht zu einem Gespräch, aber sie tauschten Höflichkeiten aus.

Snape fing an die Reaktionen verschiedener Schüler auf den Entfernungstrank zu beschreiben als McGonagalls Stimme herüber wehte.

“Oh Severus, du hast ihnen doch nicht diesen blöden Trank beigebracht, oder?“ schimpfte sie.

“Ich denke sie fanden ihn hilfreich”, sagte er so freundlich er konnte.

“Es ist so viel leichter ihnen den Zauber beizubringen”, fügte Flitwick schnell hinzu. “Und macht auch weniger Probleme.”

“Da bin ich sicher”, brachte Snape freundlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor während er noch eine Gabel voll Kartoffeln und Rüben nahm. Er fing an, leise bis zehn zu zählen. Bildete es sich Dumbledore nur ein, oder schien Flitwick enttäuscht weil Snape nicht widersprach? McGonagall fing wieder auf der rechten Seite an.

“Du hättest mich nach dem Spruch fragen sollen, Severus.“

“Du hättest dir die Mühe nicht machen sollen, Severus, die Schüler sollten ihre Arbeit neu schreiben bis sie richtig ist”, fuhr Flitwick fort.

“Ja, Severus, es ist eigentlich Betrug, diesen Trank zu benutzen”, machte McGonagall weiter. Snape legte die Gabel weg und wischte sich den Mund. Wenigstens verschwendete er nicht viel Essen. Was in seinem Magen war, der jetzt zufrieden war, wog wie Blei.

“Es ist kein Betrug, Flitwick. Es ist ein nützliches Werkzeug. Sie werden auch davon profitieren. Sie denken vielleicht länger darüber nach was sie schreiben wenn sie sich nicht beeilen müssen weil sie es ein paar mal abschreiben müssen“, erklärte Snape, wobei er versuchte so normal und ruhig wie möglich zu klingen.

“Blödsinn“, kam die schnelle Antwort. „Abschreiben treibt das Gelernte ins Gehirn“, und McGonagall stimmte Flitwick zu.

“Ich schätze wir haben unterschiedliche Ansichten über diese Angelegenheit“, brachte Snape heraus.

Dumbledore watete in die Mitte der Diskussion. „Ich denke nicht daß es Betrug ist, den Schülern ein nützliches Werkzeug zu geben. Es gefällt mir nicht wenn Kinder mit sinnlosen Aufgaben frustriert werden“, fügte er kühl hinzu.

Das Gespräch nahm ganz bestimmt ab, aber der Schaden war angerichtet worden. Fast die Hälfte seiner schon armseligen Portion blieb auf Snapes Teller. Der Zauberer ließ Tee oder Nachtisch einfach stehen.

“Ich denke ich gehe schon ins Bett, Direktor“, Snape drückte sich hoch, und bevor man ihn aufhalten konnte ging er.

Dumbledore war sauer. Was war das heute, die macht-Snape-fertig-Nacht? Er wandte sich an McGonagall.

“Was haben sie mir letzten Samstag erzählt? Daß sie versuchen würden verständnisvoller zu sein? Was genau sollte diese Unterhaltung? ‘Blöder Trank’?” fragte er aufgeregt. Die Hexe hatte den Anstand, rot zu werden.

„Ich habe nur erklärt wie viel leichter es wäre einen Spruch zu benutzen als einen Trank“, versuchte sie sich zu verteidigen.

Der Direktor konnte nicht antworten ohne zu schreien, stand auf und verließ den Tisch.

Snape rannte in seine Räume und ließ die schwere Türe in den Stein schlagen. Er war so wütend daß er keine Worte dafür hatte. Es war eine rote Wut die sich mit jedem Schritt die Treppen herunter in seine Kerker in ihm aufgebaut hatte. Er durfte niemanden anbrüllen. Er durfte keinen dämlichen Idioten an eine passende Wand klatschen. Er durfte nicht kritisieren, sarkastisch sein, er durfte nicht unhöflich sein. Musste VERDAMMT NOCH MAL HINNEHMEN was sie ihm vorwarfen. Er nahm einen Stuhl vom Tisch, rannte durch das Zimmer und schlug ihn mit einem befriedigenden, hallenden Krachen gegen die Wand.

Einige Flaschen fielen von seinen Regalen und zu den Scherben die sich in dieser Woche schon angesammelt hatte.

Mit vor unkontrollierbarer Wut bebender Brust lehnte sich Snape an die stark mitgenommene Wand. Jetzt hatte er nur noch einen gepolsterten Stuhl. Himmel, sein Magen brannte. Er wollte sich übergeben und all den scheußlichen Dreck aus sich heraus bekommen. Aber er durfte nicht einmal das tun, oder? Dann würde er mehr Gewicht verlieren und Barnes würde ihm nachstellen. Snape sank auf den Boden, mitten in die Überreste seiner Stühle, zog die Knie an die Brust und versuchte sich zu kontrollieren.

Er war durchgedreht. Wieder. Wenigstens waren es nur seine Sachen die er kaputt machte. Seine Stühle. Seine Flaschen. Seinen Magen. Sein Leben. Sein dummes, wertloses Leben. Oh toll. Jetzt würde er gleich anfangen zu weinen. Sein Magen drehte sich unzufrieden um, und er fragte sich ob es überhaupt einen Wert hatte, ins Badezimmer zu gehen um sich zu übergeben. Wen kümmerte es? Niemand kam je hier herunter außer um ihn zu quälen. Er legte den Kopf auf die Knie und schaukelte langsam.

Dumbledore stürmte in sein Büro hinauf. Den ganzen Weg über versuchte er sich zu beruhigen. Er musste ruhig sein. Es würde Snape nicht helfen wenn er wütend war. Er stand schnell atmend in der Türe. Nach einem Dutzend tiefer Atemzüge war er bereit dazu, hinein zu gehen.

In ein leeres Zimmer. Er sah sich im Büro um, dann im Arbeitszimmer.

“Severus?” rief er als er den Kopf ins Schlafzimmer steckte.

Nichts.

“Severus?” er ging ins Badezimmer. Leer.

Es kam ihm auf einmal daß Snape sich in seine eigenen Räume zurückgezogen hatte. Er war völlig überfordert gewesen, war davongelaufen und hatte sich versteckt. Dumbledore machte sich sofort Sorgen. Wie aufgeregt war der Meister der Zaubertränke genau gewesen? Er hatte sicher nicht viel gegessen. Er hatte nicht gut geschlafen. Drei Tage lang war er abgesehen von den Schülern die längste Zeit allein gewesen. Das bißchen Kontakt zu ihm und Barnes würde nicht reichen um ihm zu helfen, mit seiner Wut und Melancholie fertig zu werden. Dann war er wohl sehr aufgeregt.

Dumbledore verließ seine Räume sofort und rannte fast McGonagall über den Haufen, so beeilte er sich. Er starrte sie einfach finster an.

“Direktor, wenn ich kurz mit ihnen reden könnte?“ fing sie an.

“Nein,” fauchte er, ging an ihr vorbei und stieg schnell die Treppen hinunter.

“Kommen sie morgen, Professor“, warf er über die Schulter zurück. Der Schulleiter war bald auf der Treppe die in die Kerker hinunter führte. Es war so dunkel! Er hatte gedacht es wären mehr Fackeln im Gang. Er hatte keine Ahnung daß Peeves die meisten von ihnen immer wieder löschte, in einem Versuch, den Meister der Zaubertränke stolpern zu lassen. Vor sich sah er Licht das aus Snapes Türe kam. Seltsam. Warum sollte die Türe offen stehen? Er erreichte die Öffnung und ging hinein.

Dumbledores Augen wurden ein gutes Stück größer. Das Zimmer lag in Trümmern, wenn man es mit seiner normalen Ordnung verglich. Glas lag auf dem Boden und an der ihm gegenüberliegenden Wand saß auf den Überresten von mindestens einem Stuhl der Meister der Zaubertränke. Er hatte den Kopf auf die Arme gelegt. Seine Schultern bebten. Er hatte nicht einmal bemerkt daß jemand in seine Räume gekommen war.

Er hatte nicht geglaubt daß jemand kommen würde.

Der ältre Mann ging vorsichtig durch das Zimmer und stellte sich vor Snape.

“Warum der Aufwand?“ sagte der Meister der Zaubertränke niedergeschlagen. „Nichts ist wichtig. Ich bin nicht wichtig.“

“Severus,” Dumbledore hauchte seinen Namen so warm er konnte. Er bekam keine Antwort. Langsam setzte er sich, schob das Holz zur Seite und zog den Mann vorsichtig an sich.

“Severus, komm her.” Wieder Wärme und Liebe. Snape rutschte herüber und hielt sich am Schulleiter fest. Alles das Dumbledore machen konnte war, mit dem aufgelösten Mann hin und her zu schaukeln und ihm gut zuzureden.

Wie lange sie zusammen da saßen wusste Dumbledore nicht. Er bemerkte einmal daß jemand herein kam, aber der jemand ging schnell wieder. Snape hatte aufgehört zu weinen, aber er ließ nicht los.

Jemand anders kam ins Zimmer. Dieser jemand ging nicht, sondern er kam zu ihnen, räumte die Trümmer weg und setzte sich. Ein weiteres Paar Arme, und warme Energie füllte sie. Dankbar sah Dumbledore auf und in Barnes’ Augen.

“Hallo Severus,” flüsterte er leise.

“Hi,” kam die dumpfe Antwort.

“Vielleicht sollten wir sauber und es uns bequemer machen, Severus. Sie sehen aus als wäre ihnen etwas kalt“, fuhr der Heiler freundlich fort. Dumbledore fing an, über Gesicht und Haare seines Freundes zu streicheln.

“Okay,” kam die tonlose Antwort.

Barnes sah wieder Dumbledore an und wünschte er könnte Gedanken lesen.

“Gehen wir hinauf in meine Räume, Severus“, sagte der Direktor leise. Es brauchte beide Männer um den Meister der Zaubertränke auf die Füße zu bringen. Die Gänge waren gnädigerweise leer als sie zusammen hinauf gingen. Snape sagte nichts und achtete nicht auf den Weg, sondern folgte nur der Führung von Barnes’ Hand an seinem Ellenbogen. Sie kamen leicht die beweglichen Treppen hinauf und ins Badezimmer. Barnes zog ihm vorsichtig den zerrissenen Umhang aus und suchte nach Schnitten oder Verletzungen die er sich selbst zugefügt hatte. Er hatte keine. Snapes Leben war schmerzhaft genug, so daß er keinen Drang verspürte, es noch schlimmer zu machen.

Völlig automatisch ließ sich der Meister der Zaubertränke herrichten und umziehen. Er war still und gab nicht einmal Antworten aus einzelnen Worten. Er bewegte sich wenn jemand an ihm zog oder schob, aber nicht von selbst. Schließlich setzte sich Barnes auf das Sofa und zog den Mann zu sich herunter. Eine Decke kam herüber und legte sich über beide.

“Etwas Tee?“ Dumbledore zog sich einen Stuhl neben sie und legte Snape eine Hand auf den Rücken.

“Magen tut weh“, antwortete der Zauberer fast zu leise um gehört zu werden.

“Milch, vielleicht ein bißchen ganz leichte Suppe, Reis?“ sagte Barnes, der sich darauf vorbereitete, seinen Patienten zu untersuchen. Der Schulleiter klingelte nach Dobby und schickte den Elfen hinunter um Essen zu holen. Dann setzte er sich hin und wartete falls er gebraucht wurde.

Barnes fand keine Flüche oder Zauber. Er fand Erschöpfung, einen fast leeren Magen der versuchte sich selbst aufzufressen, völlig verspannte Muskeln. Er ließ warme Energie durch Snape fließen als er darüber nachdachte was er tun sollte.

“Sorry, das hab ich nicht gut gemacht, Albus“, sagte Snape plötzlich.

“Ich habe es wirklich versucht. Ich weiß einfach nicht wie ich mit Leuten reden soll.“

“Severus, du hast beim Abendessen sehr gut mit allen geredet. Sie haben wieder Witze gemacht“, beruhigte ihn Dumbledore.

“Fühlte sich nicht an wie Witze. Fühlte sich falsch an, wie ein verbaler Cruciatus-Fluch. Kann sie nicht glücklich machen, kann Voldemort nicht glücklich machen, kann nicht mal Sie glücklich machen“, sagte er niedergeschlagen.

“Severus, sie waren gemein als sie Witze über dich gemacht haben. Flitwick wollte mit dir streiten. Sie sind daran gewöhnt mit dir zu streiten. Es wird noch etwas dauern bevor sie nicht einfach so reagieren, Severus“, er strich dem Mann die Haare aus dem Gesicht.

“Du hast mich sehr glücklich gemacht, Severus. Nur zu hören daß die Schüler sich darüber unterhalten daß der Zaubertrankunterricht Spaß macht, macht mich froh. Du hast so hart gearbeitet um alles zu tun das ich von dir verlangt habe, das kann ich sehen.“ Dumbledore lächelte als er versuchte seine Aufmerksamkeit zu bekommen. Snape sah seinem Mentor in die Augen, sah das Lächeln, die Anerkennung und seufzte tief.

“Ich bin sehr müde”, flüsterte er.

„Ich weiß das, aber sie müssen ein bißchen essen damit ihr Magen was zu tun hat“, unterbrach ihn Barnes.

“Ich kann nichts essen”, protestierte Snape schwach. Dobby wählte diesen Augenblick um mit warmer Suppe und Brot aufzutauchen. Eine Schüssel mit Eis stand neben dem Teller.

“Versuch es für mich”, bat ihn Dumbledore, wobei er ihm einen Löffel Suppe anbot. Barnes rückte seinen Patienten zurecht und forderte ihn auf, die warme Flüssigkeit zu essen. Zusammen brachten sie Snape dazu den größten Teil seines Tellers und etwas Brot zu essen. Das kühle, cremige Vanilleeis bekam er leichter hinunter.

“Ich bin müde”, versuchte es Snape wieder. Dieses mal durch Barnes ihm nur mit den Händen über den Rücken und beruhigte seine angespannten Muskeln.

“Dann schlaf, Severus, wir werden bei dir bleiben.” Er murmelte einen Schlafzauber um den erschöpften Meister der Zaubertränke über den Abgrund zu schieben. Er stand nicht auf, sondern sah zum Schulleiter hinüber.

“Ich dachte wir haben darüber geredet, seinen Stress zu reduzieren?“ fragte Barnes recht kritisch.

“Ich kann anscheinend die Lehrer nicht kontrollieren. Die Schüler scheinen die Veränderungen größtenteils anzunehmen, etwas kopfscheu aber allgemein akzeptieren sie es. Aber die Lehrer!” Dumbledore wischte sich die Augen.

“Jeffrey, sie geben einfach nicht nach! Er läßt die meisten Mahlzeiten aus damit er sie nicht lachen hören muß. Er hat Hunger aber er kann nicht essen, er ist müde aber er kann nicht schlafen, er macht sich völlig fertig indem er versucht sich vernünftiger zu benehmen, und ich weiß nicht wie ich ihm helfen soll!“ Dumbledore selbst war etwas gereizt, und der Heiler streckte die Hand aus.

“Albus, ruhig. Es ist gut. Severus war schon immer ein schwieriger Mann. Ihn zu einer weniger wütenden, weniger scheußlichen Person zu machen ist eine große Herausforderung. Wir wissen daß er es muß, vor allem nach dem Aufstieg Voldemorts und nachdem so viele Lügen aufgedeckt wurden. Wir können nicht zulassen daß er sich selbst vernichtet. Sie machen genau das richtige, indem sie ihm eine zuverlässige Freundschaft bieten. Er weiß nur noch nicht wie er um Hilfe bitten kann. Er bewegt sich in der richtigen Richtung, es gibt nur viele Hindernisse, an denen er mit ihnen und mir arbeiten muß.“ Barnes hielt weiter die Hand des Schulleiters bis er eine Antwort bekam.

“Danke, Jeffrey, ohne sie würde ich es nicht schaffen”, sagte er leise.

“Keine Ursache. Mit ihnen beiden zu arbeiten ist eine Ehre und ein Vergnügen. Ich weiß daß wir Severus auf Vordermann bringen und alle Probleme bewältigen werden die uns in den Weg geworfen werden!“ Die Begeisterung des jungen Arztes war ansteckend, und Dumbledore ging es gleich besser.

 

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