Muggel

 

Zurück

 

Zurück zur
Startseite


 

Kapitel 11

 



"Komm schon, Junge. Ich bring dich ins Bett", meinte Dumbledore und zog Severus von der Liege runter. Er schwankte einen Augenblick blieb aber dann stehen. "Jetzt schon?"

Dumbledore nickte. Er nahm seinen Freund am Arm und führte ihn aus dem Flügel heraus.

"Aber ich fühle mich gerade so gut! Wollen wir nicht ein paar Schüler ärgern? Oder Minerva? Wir könnten ihr einen nassen Lappen auf den Stuhl legen oder sie verzaubern, dass sie nur noch rückwärts spricht. Ach, ich kann ja gar nicht zaubern. Na dann musst du das eben machen. Hast du denn noch einen von deinen Bonbons?"

Der Direktor kicherte belustigt, zog ein Brausebonbon aus seiner Umhangtasche hervor und gab es dem bettelnden Zaubertränkemeister. Dieser freute sich und ließ das Bonbon genüsslich auf der Zunge zergehen.

Wie lange hatte er von so einem Snape geträumt? Und bei Merlin, er hatte ihn doch tatsächlich geduzt. Severus hatte immer darauf bestanden, die Form vor dem Direktor zu wahren, so wie auch vor allen anderen Lehrern. Nur bei Madam Pomfrey hatte er sich irgendwann das Du erlaubt. Dumbledore indessen, kannte Severus schon als er 11 Jahre alt war und er sah nicht ein, warum er den für ihn immer noch sehr jungen Mann plötzlich siezen sollte. Zumal er ihn als Freund ansah.


Dumbledore beobachtete Snape, der schon fast hüpfend neben ihm lief und weiter vor sich hinplapperte und mögliche Streiche ausheckte, die wahrscheinlich schon sehr lange in seinem Kopf herumspukten, er sich aber immer zu alt oder zu erwachsen dafür gewesen war, sie auszuführen. Albus wäre froh gewesen, wenn der wahre Severus ein wenig Schabernack im Kopf hätte und dieses Lächeln, dass er ihm gerade entgegenstreckte, erwärmte sein Herz, bevor er sich betrübt wieder in den Sinn rief, dass dieser Zustand nur durch Medikamente hervorgerufen wurde.

Auf dem Gang begegneten sie keinen Schülern, da es mittlerweile schon so spät geworden war, dass diese längst in ihrem Bett liegen sollten. Oder zumindest in ihrem Gemeinschaftsraum verblieben. Jedoch trafen sie im Erdgeschoss auf Professor McGonagall und Remus Lupin, die sich gerade unterhielten.

Severus winkte ihnen grinsend zu und wollte schon auf Lupin zustürmen, aber Dumbledore hielt ihn fest.
"Jetzt kannst du Minerva verzaubern!" flüsterte der Zaubertranklehrer dem Direktor zu.

Remus Lupin sah als erster die erhobene Hand seines alten Schulfeindes und dazu ein schrecklich freundlich grinsendes Gesicht, das er noch nie an ihm gesehen hatte. Er hielt mitten in seinem Satz inne und Professor McGonagall runzelte die Stirn, bevor sie sich zu den beiden Ankömmlingen umdrehte und ebenso erstarrte.

"Huhu Remy!" rief Severus erfreut.

"Ähm...!" antwortete Lupin immer noch irritiert. "Huhu ... Severus?"

"Ich habe dich so lange nicht mehr gesehen. Freut mich, dass du mal wieder auf dem Schloss bist!" Er umarmte den Werwolf herzlich.

"Ähh... ja... Ich bin auch sehr froh... denke ich...!" Lupin schob Snape ein Stückchen von sich weg. Er drehte sich zu Dumbledore um und brachte nur ein fragendes Gesicht zustande.

"Severus. Ungewöhnlich Sie mit einer solch guten Laune zu sehen", versuchte es Minerva nun vorsichtig. Doch auch sie war sehr verwirrt.

"Oh, es ist etwas Wundervolles geschehen!" sprudelte Severus heraus. "Ich muss nicht mehr zu Voldemort. Jippie!" Damit gab er der verblüfften Professorin für Verwandlungen einen Kuss, umfasste ihre Taille und führte ein paar Tanzschritte aus, gegen die sie sich nicht wehren konnte.

Remus starrte ihn an. "Das ist nicht Severus", entschied er.

"Nenn mich doch Sevvie, Remy!" forderte der schwarzhaarige Mann, als er mit der Frau herumtanzte.

"Sicher... äh... Sevvie!"

Professor McGonagall gelang es sich zu befreien und kehrte zu den anderen zurück. Albus Dumbledore hatte bisher noch kein Wort dazu sagen können.

"Oh doch, das ist unser Severus." Mehr konnte er auch nicht sagen. Der Direktor schwankte zwischen einem Lachanfall oder einen Ausbruch extremster Besorgnis.

"Ist Voldemort gefallen?" Hoffnungsvoll schaute ihn seine Stellvertreterin an.

"Nein, Minerva. Bedauerlicherweise nicht. Und ich fürchte, die Freude, die Severus hier verbreitet, ist leider nicht begründet."

"Dann hat Snape den Verstand verloren!" war die nächste Vermutung von Remus, der Severus davon abhielt ihn auch noch zum Tanz zu fordern.

"Wir haben ein großes Problem, welches ich nachher gerne erörtern möchte, wenn ich Severus in seine Räume gebracht habe. Ich werde die Lehrkörper in ein paar Minuten zu einer dringenden Konferenz berufen. Ebenso muss ich mich mit den Mitgliedern des Ordens in Verbindung setzen. Würdest du Schnuffel bitte holen, Remus?"

"Der kläfft schon eine geraume Weile Ihren Wasserspeier an, Albus."

"Gut, dann muss ich noch einige Eileulen schicken."

"Soll ich ihn in seine Räume bringen?" bot sich nun Lupin an, der den Zustand von Snape mittlerweile irgendwie lustig fand. Das musste man genießen. Und er konnte Sirius nachher etwas Lustiges erzählen.

"Das wäre sehr nett von dir. Minerva, könnten Sie die Lehrer zusammenrufen?"

"Natürlich, Direktor." Sie warf Snape noch einen ungläubigen Blick zu, bevor sie verschwand.

Dumbledore drückte Lupin die Phiole in die Hand. "Bring ihn dazu, das zu trinken. Er wird danach die ganze Nacht durchschlafen."

"Was ist mit ihm? Er sieht aus, als wäre er unter Drogen."

"Ist er auch. Madam Pomfrey hat ihm eine hohe Dosis Psychopharmaka verabreicht, damit er nicht durchdreht."

"Ob ihr das gelungen ist, stelle ich hier in Frage, Albus", entgegnete Remus gelassen, während er Snapes grinsendes Gesicht betrachtete.

"Er hat seine komplette Zauberkraft verloren, Remus. Deswegen kann er nicht mehr zu Voldemort."

Der Werwolf hielt erschrocken die Luft an. "Aber wie...?"

"Nachher! Wir müssen die Situation besprechen. Wenn er dem Ruf nicht folgt, ist sein Leben in großer Gefahr."

Lupin nickte. "Dann gehen wir jetzt mal. Komm Severus."

"Och, ich will lieber bei Albus bleiben. Der hat Bonbons für mich!"

"Aber ich hab einen Schokofrosch in meiner Tasche", lockte ihn der ehemalige Lehrer.

"Ohhhh... wo????"

"Den hab ich eigentlich für Schnuffel mitgebracht, aber du könntest ihm diesen wegnehmen."

"Hihihihi.... au jaaaa!"

"Aber nur wenn du jetzt mitkommst."

Gierig stolperte Snape hinter Lupin her.

"Sirius wird mich umbringen, wenn ich seinen Schokofrosch an Snape verfüttere!" murmelte Remus nachdenklich. Der bittende Blick des Slytherin erweichte jedoch sein Gryffindorherz und er gab ihm die Schachtel, die der "erwachsene" Mann sofort aufriss und die Schokolade in den Mund stopfte.

"Und dir geht's jetzt gut?" fragte Lupin mehr pro forma als wirklich interessiert.

"Ja, ich bin so glücklich", antwortete dieser und nahm den Werwolf bei der Hand. Severus sah dem anderen Mann tief in die bernsteinfarbenen Augen. Das Lächeln war geradezu verführerisch.

Remus zog die Augenbrauen hoch. Wenn er nur wüsste was das für ein Medikament war. Setzte dieses Mittel außer der Euphorie auch noch die Hemmungen herab oder drehte er einfach völlig durch, ohne dass vorher, er starrte auf seine Hand in der des anderen Mannes, eine unterbewusste Anziehung bestanden hatte? Merlin, bitte lass es das Zweite sein.
Es wäre jedoch schon ungewöhnlich wenn Snape unterbewusst Minerva küssen und mit ihm Händchenhalten wollte. Allerdings konnte sich Lupin damit beruhigen, dass es bestimmt kein unterbewusstes Verlangen gab, nicht mehr zaubern zu können und sich darüber zu freuen. Dann gab es wohl auch kein anderes Verlangen.

"Und was machen wir jetzt?" fragte Snape nach und klang wie ein kleines hyperaktives Kind.

"Ich würde sagen, du gehst schlafen!"

"Aber ich will noch nicht schlafen gehen!"

"Oh doch. Es ist Zeit für kleine... Sevvies!"

"Aber wir könnten doch Sirius einladen und dann was spielen!!!"

"Psst. Sei leise." Alarmiert hielt er dem schwarzhaarigen Mann, die Hand vor den Mund.

"Wieso?" flüsterte dieser zurück.

"Es ist doch ein Geheimnis. Ein Spiel! Wir dürfen Sirius' Namen niemals laut aussprechen!"

"Achsooooo!" Snape hatte wohl verstanden. Vielleicht aber auch nicht, denn er flüsterte jetzt nur noch.

"Also können wir Sirius einladen?"

"Wuff!" machte es hinter ihnen. Remus drehte sich um und sah Schnuffel auf sie zulaufen.

"Ooooooohhh!" Snape kniete sich zu dem Hund runter, der knurrend vor ihm stand.

Severus streckte ihm die Hand entgegen.

Schnuffel legte seinen Kopf schief. Remus musste ein wenig grinsen. Der Hund knurrte erneut.

"Du brauchst keine Angst vor mir haben!" sprach Severus den Hund liebevoll an.

Der schien gar nicht mehr zu wissen, was er tun sollte. Ein wenig "erstarrt" blickte er den großen Mann an, der immer näher kam. Hin und wieder brachte er ein drohendes Knurren hervor und fletschte die Zähne, aber Snape sprach mit einer unglaublich beruhigenden Stimme auf ihn ein. Remus hätte nie für möglich gehalten, dass diese eiskalte Stimme so sanft klingen könnte.

Schnuffel wagte keinen Schritt vorwärts, aber er lief der Hand auch nicht mehr davon. Schließlich fasste sie sein Fell und streichelte ihn sanft. Severus nahm den Kopf des Tieres in seine Hände und kraulte ihn. Remus bemerkte, dass das Knurren von Sirius nicht mehr böse klang. Eigentlich sehr wohlig. Bis er erschrocken zurückwich, als ihm wieder einfiel wer ihn da gekrault hatte.

"Kommt ihr jetzt?" rief Remus leise und nahm Snape am Arm um ihn wieder hochzuziehen.

"Ich geh nur mit, wenn er auch mitkommt", beharrte Severus kindisch.

"Ja, Schnuffel bringt dich auch ins Bett... Sevvie." Er würde sich nie an diesen Ausdruck gewöhnen. Glücklicherweise war dies kein Dauerzustand des Zaubertränkemeisters.

Der Hund legte erstaunt den Kopf schief, folgte aber dann den beiden. Doch lief er lieber an Remus' anderer Seite und beobachtete seinen verhassten Feind argwöhnisch.

Snapes Quartier musste Remus öffnen und er brauchte eine ganze Weile, da ihm Severus nicht im Mindesten helfen wollte. Dumbledore kannte Severus' Türschutz und hatte dementsprechend die Räume wieder verschlossen.

Der Hund legte dabei erneut seinen Kopf nachdenklich schief.
Endlich waren sie drinnen.


 Kapitel 10

 Kapitel 12

 

Zurück