Von Mördern und Verrätern

 

 

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Kapitel 61: In der Mitte des Sturms


Harry hatte insofern mehr Glück als Snape, als dass er sich bloß sein Bein anschlug und den Rest des Sturzes relativ unbeschadet überstand. Nicht zuletzt, weil er Snape als Dämpfer unter sich gehabt hatte.

Als der Sturz zuende war und sie am Fuß einer nicht sehr langen, aber dafür um so steileren Treppe lagen, rollte sich Harry vorsichtig von dem Zaubertränkemeister herunter, sehr bedacht seine Gliedmassen so vorsichtig aus denen des Mannes zu entwirren, dass er ihn nicht mehr als nötig anfassen musste. Snape war auch im Normalfall keine Berühr-mich-Art von Person.

"Professor?" flüsterte er sacht, als er versuchte auf die Knie zu kommen, während er seine verrutschte Brille wieder richtig auf seine Nase setzte. Sein Unterschenkel schickte eine Flamme heißen Schmerzes sein Bein hinauf und er sog scharf den Atem ein und begann die Stelle zu betasten. Es schien nichts gebrochen zu sein, nur geprellt. Das hieß aber nicht, dass es im Moment nicht höllisch weh tat. Dennoch würde der Schmerz relativ schnell verebben. Das hatte er durch die häufigen Rangeleien mit seinem Cousin zur Genüge gelernt. Er richtete seine Aufmerksamkeit von seinem Bein auf Snape. Der Mann war nur noch knapp bei Bewusstsein, begann aber schon wieder sich zu regen und leise zu stöhnen.

"Professor? Sind Sie in Ordnung?" fragte Harry beunruhigt. Bitte, lass ihn nicht schon wieder verletzt sein, bat er innerlich. Der Mann war nun wahrlich schon genug bestraft worden und hatte genug gelitten. Früher hätte sich Harry wahrscheinlich totgelacht, wenn ihm jemand gesagt hätte, dass er sich jemals um Snape sorgen würde, doch heute tat er genau das und es erschien ihm überhaupt nicht mehr absurd, dass ihm das Wohlergehen des Mannes am Herzen lag. Es half ihm seine Schuldgefühle ein wenig zu besänftigen, dass er diese Erkenntnis zuließ.

Der Zaubertränkemeister stöhnte erneut, hob die Hand, an der kein Zauberstab (welcher den Sturz angebunden überstanden zu haben schien) befestigt war und rieb sich vorsichtig den Hinterkopf.

"Professor?" fragte Harry erneut, doch ein Geräusch aus dem dämmerigen Dunkel im Korridor vor ihm fing seine Aufmerksamkeit.

Etwas bewegte sich und er hörte einen zischenden Laut. Dort, weit hinten vor einer Biegung konnte er undeutlich die schwarzen Umrisse einer Gestalt ausmachen. Er verengte die Augen, aber riss sie sogleich wieder weit auf, als er eine schreckliche Stimme hörte. "Willkommen in unserem Reich, Harry Potter. Bist du gekommen um mich zu besiegen? Nun, dann folge mir, damit wir ein für allemal klären können, wer von uns der mächtigere Zauberer ist."

"Voldemort", hauchte Harry.

"Was hat er gesagt?" fragte eine heisere Stimme neben ihm. Er sah auf Snape, der sich mühsam in eine sitzende Position schob, und realisierte, dass Voldemort Parsel gesprochen haben musste.

"Er hat mich herausgefordert", flüsterte Harry. "Will, dass wir die Sache ein für allemal regeln."

Nun erschien eine zweite Gestalt bei der ersten, auch ihre Züge im Schatten, doch dann lachte die zweite Person leise und beide verschwanden um die Biegung.

"Das war Malfoy!" zischte Snape. "Hinterher, Potter, oder sie entwischen uns."

"Professor, sind Sie in Ordnung? Vielleicht sollten wir erst die anderen...."

Snape winkte ab. "Keine Zeit. Mir geht's gut. Ich werde gleich hinter dir sein. Nun beweg dich endlich."

Harry überlegte nicht lange. Snape hatte Recht. Bis er die anderen Mitglieder des Ordens oder die Auroren alarmiert hätte, wären die Beiden schon lange verschwunden. Mit einem letzten Blick auf den noch immer leeren Durchgang und auf den sich langsam in die Höhe kämpfenden Snape, rannte er hinter Malfoy und Voldemort her. Er konnte sie nicht sehen aber er hörte ihre Schritte hinter einer Biegung des langen Korridors verhallen. Er verharrte eine Sekunde in der Biegung, als er hastige Schritte hinter sich hörte. Als er zurück blickte, sah er einen wütenden Severus Snape hinter sich, der sich keuchend bemühte, mit ihm Schritt zu halten auf der Jagd nach den beiden Zauberern.

"Professor, sind Sie wirklich in Ordnung?" fragte Harry erneut

"Schau nach vorne Potter!" bellte Snape nur gereizt.

Harry warf einen letzten zweifelnden Blick auf seinen Zaubertränkelehrer, bevor er sich abwendete und weiter sprintete. Wenn es nicht so ernst und - zumindest indirekt - auch seine Schuld gewesen wäre, wäre die Tatsache, Snape so zu sehen, fast komisch gewesen. Sein entschlossener Blick, welcher durch seine Wut und seinen Hass aus einem inneren Feuer heraus zu glühen schien, passte irgendwie nicht zu dem Bild eines Snape mit etwas zerzausten, kurzen Haaren, einem an die behandschuhte Rechte gebundenen Zauberstab und einem Umhang, der durch den Fall irgendwie zerknittert und verrutscht aussah. Und doch war sein Gesichtsausdruck näher am alten Snape, als Harry ihn seit einer Ewigkeit gesehen hatte. Und andere herum kommandieren konnte er scheinbar wie eh und je ...

Harry grinste ein wenig, doch weniger aus Belustigung, sondern eher aus Erleichterung. Ihr alter Snape schien langsam zurück zu kommen. Das Lächeln verschwand jedoch sofort von seinem Gesicht, als er vor einer Mauer ankam, die sehr massiv aussah.

"Potter, renn durch. Sie ist nicht echt!" schrie Snape keuchend, während er langsam aufholte.

Normalerweise waren Snapes Ratschläge, egal in welchem Zusammenhang, kaum etwas, worauf Harry vertraut hätte, aber nach dem, was in den letzten Monaten passiert war, traute er sich nicht zu zögern. Komischerweise wollte er nicht, dass Snape noch saurer auf ihn wurde, als er es ohnehin schon war. Harry schob dies auf seine Schuldgefühle. Mögen tat er den ehemaligen Zaubertränkemeister kein bisschen mehr als in seinem vierten Schuljahr. Nur hatte er das Recht, ihm diese Abneigung offen zu zeigen, teilweise verloren, vor allem, falls - auch wenn er selbst nicht richtig daran glauben konnte - Sirius mit seiner Ansicht über Snapes Gemütszustand doch richtig lag. So nickte er bloß, rannte durch die Wand und hoffte, dass der andere Zauberer recht hatte. Kurz bevor er in die sehr solide aussehende Mauer prallte, schloss er die Augen und konnte es nicht verhindern, dass er stutzte, aber er knallte nicht gegen eine flache Steinfläche, sondern stolperte lediglich durch leere Luft.

Egal, wie oft er durch die falsche Wand an Kings Cross gelaufen war, er würde sich nie daran gewöhnen auf eine massive Wand zuzulaufen, nur um nichts von ihr zu spüren. Auch wenn es nicht ganz stimmte, dass er hier nichts fühlte. Es war nur ein Sekundenbruchteil, in dem sich ein anhaltend flaues Gefühl in seiner Magengegend ausbreitete und seine Nackenhaare sich aufstellten. Alles in allem war es ein Gefühl, wie er es schon einmal gehabt hatte, als ihn sein Cousin vor Jahren dazu zwang einen besonders abscheulichen Horrorfilm zu sehen. In der Szene mit der unheimlichen Musik, als die ahnungslose Filmfigur in ihre verdunkelte Wohnung trat, nicht wissend, dass dort der Mörder auf sie wartete, das Messer bereits im Anschlag. Ein Gefühl der absoluten Gewissheit, dass gleich etwas ganz schlimmes passieren würde.

Doch diese Empfindung verschwand genauso schnell, wie sie gekommen war, und mit einem letzten mentalen Schaudern durchbrach er die falsche Wand.

Der Raum, in dem er wieder zu stehen kam, war ein reichdekoriertes, hohes Büro mit barocken, verboten teuer aussehenden Möbeln, hohen Fenstern und einem spiegelglatt polierten Marmorboden. Dabei war er mindestens so gross, wie das Gemeinschaftszimmer im Gryffindorturm. Jedoch achtete Harry nur flüchtig darauf, und bemerkte auch kaum, wie Snape neben ihm zu stehen kam. Zu sehr war er darauf konzentriert, auf Malfoy senior und Voldemort zu starren, die mit gezückten Zauberstäben Seite an Seite vor einem großen, aus Mahagoniholz gefertigten Schreibtisch standen.

Harry zögerte nur eine Sekunde, bevor er seinen eigenen Zauberstab hob: "Expelliarmus!" schrie er, während er sich fragte, warum keiner der Beiden auch nur Anstalten machten sich zu verteidigen oder ihn anzugreifen, sondern ihm stattdessen höhnisch entgegensahen.

Er bekam seine Antwort jedoch umgehend, als sein Zauberspruch keinerlei Wirkung zeigte, ausser einem kurzen, blauen Aufflackern einer Lichtblase, die sich um die beiden dunklen Zauberer gelegt hatten. Dabei entstand ein Geräusch, als würde jemand auf viele kleine Scherben treten.

"Stupor!" startete Harry einen erneuten Versuch, doch wieder flackerte das Licht mit dem selben kranken, knirschenden Geräusch.

Voldemort und Lucius hielten noch immer ihre Zauberstäbe bereit, zielten jedoch nicht auf sie, und Malfoys Lächeln wurde noch breiter.

"Was zur Hölle ist das?" Instinktiv drehte sich Harry zu der anderen Person um, die mit ihm gekommen war, um die beiden schwarzen Zauberer zu verfolgen. Snape könnte ihm sicher sagen, was diese Art Schild war. Doch stockte ihm der Atem, als er seinen ehemaligen Zaubertränkemeister hinter sich stehen sah. Snape stand steif da, seine beiden Arme an seiner Seite, die Augen weit aufgerissen, sein Kiefer schlaff. Seine behandschuhten Hände waren geöffnet und sein Zauberstab wäre sicherlich zu Boden gefallen, wäre er nicht angebunden gewesen. Was Harry aber wirklich schockte, war der unverhüllte Horror in den Augen des Zaubertränkemeisters, als er die beiden Schwarzmagier unentwegt anstarrte. Der Mann bewegte sich keinen Millimeter und Harry war sich noch nicht einmal sicher, ob er überhaupt atmete.

"Schöne Hilfe hast du mitgebracht, Harry!" zischte Voldemort auf Parsel und Harry wandte sich wieder von Snape weg den anderen beiden Männern zu. Durch den Schild klang Voldemorts Stimme seltsam gedämpft, so als würde er durch eine Glaswand sprechen.

"Zu feige, um mir ohne Schild gegenüberzutreten, Voldemort?" antwortete Harry in seiner normalen Sprache. Er hatte nicht vor, sich auf Voldemorts Spielchen einzulassen.

"Oh, sei nicht ungeduldig, mein lieber Junge. Meine Todesser werden den Rest von euch aufhalten und so haben wir alle Zeit der Welt. Solange ich den magischen Schild errichtet habe, kannst du mich nicht erreichen, sei es physisch oder magisch, aber genauso wenig kann ich dir etwas anhaben."

"Und was soll das dann? Wenn wir uns beide nicht angreifen können? Irgendwann werden die Auroren diesen Raum hier finden!" rief Harry wütend.

Voldemort lachte. "Hallo Severus", sagte er stattdessen an den Mann hinter Harry gerichtet. "Du hast dich gut erholt, wie ich sehe."

Harry drehte sich wieder zu Snape um, der sich noch immer keinen Millimeter geregt hatte. Was war bloss los mit dem Mann? Und dann sah er es. Snape bebte am ganzen Körper. Die Finger seiner Hand zitterten so stark, dass es sogar durch die schwarzen Lederhandschuhe klar zu sehen war, und seine Augen waren noch immer weit offen, aber schienen nichts wirklich wahrzunehmen, außer irgend einen versteckten Terror.

"Professor Snape?" fragte Harry sachte. Nie hätte er gedacht, den gefürchteten Zaubertränkemeister je einmal so zu sehen, wie ein Vogel in der Falle, der wußte, dass er gleich eines brutalen Todes sterben würde.

"Bemüh dich nicht, Harry", sagte Voldemort. "Er ist jenseits des Ortes, wo er dich hören könnte."

Harry schüttelte den Kopf, konnte aber seine Augen nicht von dem miserablen Bild seines früheren Lehrers losreißen. Das war nicht richtig. Snape war doch so wütend gewesen. Er hatte Malfoy umbringen wollen. Warum bewegte er sich nun nicht? War er nicht aus diesem Grund überhaupt mitgekommen?

"Was habt ihr mit ihm gemacht?" flüsterte er mehr als er sprach, seine Augen immer noch auf dem Mann hinter ihm.

Voldemort lachte kalt. "Nicht viel. Du hast vielleicht den Hauch schwarzer Magie bemerkt, als du durch die falsche Wand kamst, nicht? Severus ist in letzter Zeit leider mit etwas dunkler Magie durchtränkt worden, und ich fürchte, dass es wieder einige alte... Erlebnisse... in Erinnerung gerufen hat."

"Snape, komm her!" befahl nun Malfoy in einer klaren, lauten Stimme.

Harry dachte gerade, dass Malfoy nicht ernsthaft annehmen konnte, dass Snape seinem Befehl folgen würde. Um so geschockter war er, als ein heftiger Schauer durch Snapes ganzen Körper fuhr und er einen zögernden Schritt auf die beiden dunklen Zauberer zu machte.

"Professor Snape? Was ist los mit Ihnen?" rief Harry nun, als Snape neben ihn trat und Anstalten machte, an ihm vorbei auf Malfoy und Voldemort zuzugehen, als wäre er unter Imperius. "SNAPE!" schrie Harry, halb verzweifelt, halb wütend, über die Ausdruckslosigkeit, die sich neben dem blanken Horror in Snapes Augen spiegelte. Harrys Schrei schien etwas in Snape kurz zum Flackern zu bringen und er zögerte, als würde er gegen eine unsichtbare Macht ankämpfen.

"Severus Snape. Du bist unser. Komm her und knie vor deinem Meister nieder, oder du wirst es bereuen, das schwöre ich!" rief Malfoy.

Ein erneuter Schauder durchfuhr Snape. Er senkte den Blick, presste die Augen fest zusammen und biss sich so fest auf die Unterlippe, dass Harry einen Blutstropfen sah, der seine Zähne verfärbte. Snape schien noch für eine weitere Sekunde zu kämpfen. Langsam machte er einige weitere Schritte, bis er nur noch wenige Meter von den Beiden entfernt war. Voldemort trat ebenfalls näher an den nun wieder unsichtbaren Schutzschirm heran. Diese Bewegung war alles, was es brauchte, um Snape heftig zusammenzuzucken zu lassen, bevor er sich auf den Boden fallen ließ und seine Stirne Voldemort zugewandt auf den Boden presste. Er zitterte am ganzen Körper in purem Terror.

Harry traute seinen Augen nicht. Was zur Hölle machten die Beiden mit Snape? Als er das heftig schlotternde Häufchen Elend am Boden vor sich sah, das sich angstvoll vor den beiden dunklen Zauberern zusammenkauerte, zogen sich Harrys Innereien zusammen. Das war einfach nur krank!

"Na also. Ein perfekter kleiner Sklave, wie ich es dir gesagt habe, Lucius", sagte Voldemort zu dem zufrieden lächelnden Lucius. "Er schafft es nicht, uns nicht zu gehorchen, egal wie sehr er das will."

Malfoy wandte sich wieder Harry zu. "Du musst entschuldigen, Potter, aber als wir merkten, dass Severus bei dir ist, konnten wir nicht anders als nachzuprüfen, ob wir es tatsächlich geschafft haben, ihn vollkommen zu brechen. Erstaunlich, wie man mit gezielter Folter und Manipulation, kombiniert mit der richtigen Menge dunkler Magie, jemandes Unterbewusstsein neu formen kann."

"Das ist abscheulich", flüsterte Harry, während sein Blick angewidert von dem Mann am Boden zu Voldemort schweifte.

"Nein, mein lieber Harry. Das ist genial. Manchmal muss man brutal sein, um gütig zu sein. Severus hat mich verraten und ich hätte ihn eigentlich töten müssen. Aber ich wollte ihm eine Chance geben. Sein Unterbewusstsein ist bereits auf Lucius' und meine Stimme programmiert, und nach einer weiteren zweiwöchigen Session mit Lucius hier, wird er komplett und für immer gebrochen sein, ohne einen eigenen Willen, der weiter reicht, als uns zufrieden machen zu wollen." Als Voldemort von einer erneuten Session mit Lucius redete, stieß Snape einige kaum hörbare, wimmernde Laute aus, die Harry mitten ins Herz trafen. Das war absolut bestialisch, was sie hier mit Snape machten, und in diesem Moment wurde es Harry schlagartig klar, dass Sirius die ganze Zeit Recht gehabt hatte.

"Ich will sein Talent für Zaubertränke nicht verlieren. Ich habe Großes vor mit ihm. Immerhin kann man mit Gift viel effizienter größere Mengen Muggel vernichten, als bei persönlichen Übergriffen. Und Severus wird schlussendlich zufriedener sein, ganz ohne persönliche Sorgen und unter meiner väterlichen Führung."

Harry fand keine Worte mehr für diese Travestie hier. Es machte ihn krank. "Das werden wir noch sehen. Ich lasse nicht zu, dass du noch weiter tötest."

Voldemort lenkte nun wieder seinen fast berauschten Blick von dem am Boden kauernden Snape weg und seine Augen wurden hart. "Harry Potter", zischelte er gefährlich, "du hast bereits einige Male meine Pläne durchkreuzt. Das erste Mal als du ein Jahr alt warst und dann in deinem ersten, zweiten, und vierten Schuljahr. Doch damit ist heute Schluss, denn heute wirst du sterben!" Ein Wink mit seiner Hand, und der Schild um Voldemort und Malfoy erstrahlte noch einmal in einem tiefen Azurblau, bevor sich auf seiner Oberfläche Risse bildeten, die sich weiter fraßen und in einem spinnennetzartigen Gebilde die ganze Oberfläche überzogen, bevor sie mit einem lauten Klirren zerbarsten, nur um in blauen, kleinen Wölkchen zu verdampfen.

"Crucio!"

Harry war auf diesen Fluch gefasst und duckte sich. Noch halb auf dem Boden liegend schrie er: "Expelliarmus!"

Voldemorts Zauberstab flog quer durch die Halle in eine dunkle Ecke. Voldemort riss seine Augen auf. Er hatte diese Reaktion offenbar nicht erwartet. Vor allem nicht so schnell. Harry lächelte grimmig. Unglaublich, welche Wunder Jahre als Sucher, ein reges Interesse und extra Stunden in Verteidigung gegen die Dunklen Künste mit den Reflexen eines Menschen tun konnten.

"Petrificus totalus!"

Sofort schnappten Harrys Glieder kraftvoll zusammen und er konnte sich nicht mehr von der Stelle rühren. Er fühlte, wie er anfing, langsam auf die Seite zu kippen, konnte aber seine Füße nicht bewegen, um sein Gleichgewicht wieder zu erlangen. Wie in Zeitlupe fühlt er, wie er zu fallen begann, und dann raste ihm auch schon der Boden entgegen. Ein scharfer Schmerz fuhr durch seine Schulter, als er damit auf dem Boden auftraf. Er hatte Malfoy für einen Moment vergessen. Verdammt! Wie konnte er nur so dumm sein. Er begann sich zu sträuben, doch die Ganzkörperklammer ließ ihn keinen Muskel bewegen. Noch nicht einmal seine Augenlider konnte er zwingen, sich zu schließen, und seine Augen fingen bei dem Versuch an zu tränen. Einige Meter vor ihm auf dem Boden kauerte noch immer Snape. Harry wollte ihm zurufen, er solle sich hoch kämpfen und ihm helfen, doch auch seine Stimme gehorchte ihm nicht. Er bemerkte wie Panik in ihm hoch stieg. Er war komplett hilflos Voldemort ausgeliefert. Allein gegen zwei mächtige Schwarzmagier. Warum war er ihnen auch allein gefolgt? Nein, er war nicht allein gewesen. Aber wer konnte schon ahnen, dass Snape so überhaupt keine Hilfe sein würde. Er schürte die kleine Flamme Wut, damit sie seine Angst überdecken konnte. Komm schon, Snape, rief er in Gedanken. Hoch mit dir. Hol dir deine verdammte Rache. Und wenn du dabei bist, befrei mich gleich von dieser Starre.
Doch nichts geschah. Ausser dem Zittern seines Körpers und eines gelegentlichen, fast unhörbaren Wimmerns oder Geflüsters bewegte sich Snape nach wie vor nicht. Nein, Hilfe von ihm konnte Harry vergessen.

"Nicht schlecht Potter, nicht schlecht", erklang nun Voldemorts Stimme irgendwo aus der Richtung seiner Füße und dann hörte er das leise Quietschen von weichen Ledersohlen, als der dunkle Zauberer näher zu ihm kam, bis er zwischen ihn und Snape trat, und Harry ihn in seinem Blickfeld hatte.

"Leider hat dich deine Gryffindorische Dummheit vergessen lassen auf alle Feinde zu achten. Wie ungemein einfältig von dir. Accio Zauberstab." Voldemorts Zauberstab kam angeflogen und landete elegant in der klauenartigen Hand des Monsters.

Voldemort lächelte böse auf Harry hinunter. "Es wäre mir ein großes Vergnügen, dich schreien zu hören, mein lieber Harry, nachdem du mich schon so oft geärgert hast. Aber diesmal bin ich nicht so dumm, dich noch länger am Leben zu lassen und dir dadurch, wenn auch nur eine noch so kleine, Gelegenheit zur Flucht zu geben. Also dann adieu, Harry Potter." Er hob seinen Zauberstab, richtete ihn auf Harry und schrie: "Avada Kedavra!"



 

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