Kapitel 27: Wahrheit und andere Katastrophen
Harry konnte nicht klar denken. Es erschien ihm, als wäre seine Kontrolle über die Situation von ihm gerissen worden und die ganze Sache hatte auf einmal etwas unwirkliches an sich. Er starrte nur mit hängendem Unterkiefer auf den Mann, den er hatte sterben sehen. Den Mann, dessen Leichnam er berührt hatte und den er beerdigt hatte. Den Mann der tot sein sollte, aber der nun sehr lebendig und dunkel dreinblickend im selben Raum stand, was selbst schon unmöglich war.
Harry wollte etwas sagen, aber er brachte nicht die Kraft auf zu atmen, geschweige denn seinen Kiefer zu bewegen.
"Sirius, hättest du nicht noch warten können?" fragte Dumbledore vorwurfsvoll.
Der lebendige Mann, der aussah wie Sirius schnaubte nur wütend. "Wir hätten es ihm schon lange sagen sollen, Albus, dann wäre unser Plan vielleicht nicht geplatzt und all die Arbeit für nichts gewesen."
Es war nicht nur das Aussehen, sondern auch die Stimme. Sirius' Stimme. Harry fühlte ein schwaches, warmes Gefühl der Hoffnung in seinem Inneren erblühen und egal wie sehr sich sein Verstand dagegen sträubte, hatte sein Herz andere Pläne.
"Sirius?" Der Kiefer funktionierte wieder und auch das atmen, aber seine Stimme verriet seine Angst, das dies alles ein Traum war und er gleich aufwachen würde.
Dumbledore wandte sich wieder an ihn, wie Harry aus den Augenwinkeln abwesend mitbekam, aber sein Blick blieb auf dem anderen Mann....auf Sirius.
"Harry. Es tut mir ja so leid. Ich weiss, wie sehr du in den letzten Monaten gelitten hast und ich hätte es dir schon lange sagen müssen, dass Sirius nicht wirklich tot ist, aber es stand viel zuviel auf dem Spiel. Ich konnte es nicht riskieren, bitte versteh."
"Sirius...lebt?" echote Harry stumpf. Zu mehr war er im Moment nicht fähig, bis auch der Rest von Dumbledore in seinem Gehirn registrierte. Wie in Zeitlupe hob er seinen Kopf und starrte den Mann, dem er mehr als alles andere in der Welt vertraut hatte ungläubig an. "Sie wussten es und haben mich in dem Glauben gelassen...?"
Seine Stimme versagte, als eine gigantische Welle von Enttäuschung, Verrat und Verbitterung über ihm hereinbrach. Dumbledore hatte ihn angelogen; hatte ihm im Glauben gelassen dass Sirius tot war. Der alte Mann hatte ihn willentlich verletzt, hatte all die Zuneigung und Vertrauen Harrys missbraucht und ihn durch eine persönliche Hölle geschickt.
Die nächste Handlung Harrys war nicht durchdacht und resultierte nur auf seinen Gefühlen. Wut, Hass und Enttäuschung liessen ihn den Arm heben und seine geballte Faust mit einem wütenden Aufschrei nach Dumbledores Gesicht schnellen. Der alte Zauberer wurde auf seiner rechten Wange getroffen, sein Kopf schnellte unter dem Aufprall zur Seite und er taumelte einige Schritte zurück, bevor er das Gleichgewicht verlor und unsanft auf seinem Hintern landete.
"Harry!" riefen Lupin und Sirius entsetzt wie aus einem Mund, und Harry sah durch einen Schleier, der sich plötzlich über seine Sicht legen zu schein eine dunkle Gestalt wie der Blitz auf ihn zuschnellen. Starke Arme legten sich um seinen Brustkorb, seine eigenen Arme wehrlos gegen seine Rippen pressend.
"Ich...ich..." Harrys Stimme versagte wieder. Noch immer fühlte er den Verrat tief in seinem Herzen, aber etwas anderes breitete sich nun dort aus und erstickte dieses Gefühl immer mehr. Etwas heisses, fast brennendes, was er nicht identifizieren konnte und einen Kloss in seinen Hals trieb und Tränen in seine Augen.
"Ist schon gut, Harry. Beruhige dich," hörte er Sirius' leise Worte hinter seinem Ohr, als sein Pate den Griff um seinen Brustkorb leicht lockerte.
Sirius hielt ihn. Er war am Leben. Sirius war nicht tot. Und plötzlich machte dieses neue Gefühl Sinn und Harry fuhr herum und fiel seinem Paten um den Hals, als die Tränen losbrachen und er von verzweifelten Schluchzern geschüttelt wurde, das heisse Gefühl in seinem Inneren gleichzeitig drückend und befreiend.
Sirius lebte.
Sirius legte seine Arme ebenfalls um Harry und rieb ihm tröstend den Rücken. "Ist schon gut Harry." Seine Stimme war sanft, wenn auch etwas hilflos.
"Du lebst. Du lebst. Oh Gott, du bist nicht tot," murmelte Harry in Sirius' Schulter. Es war ihm im Moment egal, dass er ein sechzehnjähriger Teenager war, der wie ein kleines Kind weinte. Er bemerkte kaum, wie seine Brille verrutschte, als er sein Gesicht in die Roben seines Paten vergrub. Alles was ihn interessierte und was ihm bewusst war, war dass er die Person die er fast als Elternteil ansah, wieder zurückbekommen hatte.
Es dauerte ein paar Minuten, bis er sich soweit beruhigt hatte, dass die Tränen aufhörten und nur noch vereinzelte Schluckaufartige Schluchzer seinen Körper erschütterten.
Er löste sich ein wenig von Sirius, rückte die Brille wieder gerade und sah seinen Paten lange an. "Wie ist das möglich? Ich sah wie du starbst."
Jemand räusperte sich und Harry drehte sich um, um Dumbledore zu sehen, der mit Hilfe Lupins wieder auf die Beine gekommen war und sich nun mit der rechten Hand seine rote Wange rieb, während er vorsichtig seinen Kiefer rotierte um zu testen, dass nichts gebrochen war. Harry fühlte eine seltsame Mischung von Wut und Reue.
"Ich denke ich habe das verdient," kommentierte Dumbledore schliesslich und sogar ein leichtes Glitzern war in seine Augen zurückgekehrt, wenn es auch gedämpft schien. "Setz dich, Harry, und ich werde dir alles erklären."
Sirius lenkte ihn zu einem hochlehnigen Holzstuhl Dumbledores Schreibtisch gegenüber. Harry setzte sich, war aber dankbar um die Hand, die Sirius auf seiner Schulter liegen liess. Dumbledore setzte sich ihm gegenüber hinter seinen Schreibtisch, Lupin an seiner Seite, und legte die Finger beider Hände aneinander, während er die Ellbogen abstützte und Harry eindringlich musterte.
"Es begann alles kurz nachdem du am Ende deines vierten Jahres in die Ferien gefahren warst, Harry," begann er schliesslich.
"Du weißt, dass die Situation nicht gut war. Das Ministerium verleugnete Voldemorts Rückkehr und die, die bereit waren gegen ihn zu kämpfen, waren zahlenmässig den Todessern unterlegen. Dennoch machten wir gewisse Pläne. Hagrid sollte zu den Riesen gehen und wir wollten den alten Orden, von dem ich dir nach den Ferien erzählt hatte wieder ins Leben rufen. Wir hatten viele Pläne, obwohl wir wussten, dass deren Durchführung sehr risikoreich war. Doch dann, zwei Tage nach eurer Abreise bekamen wir Besuch."
Er zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr. "Ich werde dir nicht genau sagen, was passiert war, aber jemand kam zu uns, aus der Zukunft. Ein Jahr aus der Zukunft um genau zu sein. Dieser jemand warnte uns vor gewissen...Dingen, die passieren würden. Wir sollten dies verhindern. Unser Besuch gab uns eine Alternative. Ein Rezept für ein Gift, das jemanden die Magie entziehen würde und so stark ist, das es selbst auf Voldemort wirken würde. Der Nachteil ist aber, das die Zubereitung einige Monate in Anspruch nehmen würde und das die Substanz über einen längeren Zeitraum regelmässig mit dem Opfer in Kontakt kommen musste.
Das war unser Problem. Severus war zwar zuversichtlich, dass er das Gift herstellen konnte, aber wie verabreichen? Severus wieder bei Voldemort einzuschleusen wäre schwierig und risikoreich, und Voldemort würde ihn kaum nah an sich heranlassen. So dumm ist er nicht.
Also begannen wir einen Plan zu entwickeln, dass es so aussah, als würde er wieder komplett auf Voldemorts Seite wechseln. Wir täuschten den Mord vor und liessen Snape so aussehen, als würde er sich gegen mich stellen."
"Aber warum haben sie mich nicht eingeweiht? Warum diese Farce?" fuhr Harry dazwischen.
Dumbledore wartete geduldig und die Hand auf seiner Schulter drückte kurz beruhigend zu.
"Siehst du, Harry. Wir mussten sicher gehen, dass alles klappte und die richtigen Gerüchte kursieren. Dass du und Ron Sirius und Severus überhört haben, als sie gestritten haben, war der erste Schritt von dem Schauspiel. Wir mussten jemanden von den Schülern haben, der die Gerüchte gegen Severus schürte und da niemand so sehr wie du mit Sirius verwickelt ist, warst du unsere einzige Chance. Alles musste echt aussehen und das ging nur, wenn wir dich nicht informierten. Du musstest deine schon vorhandene Wut auf Severus steigern und im Haus gegen ihn reden, so das Gerücht weitergetragen und schliesslich bis zu den Slytherins vordrang, wo sicher einer der Schüler, die Eltern bei den Todessern hatten, die Geschehnisse weitermeldete. Und nach dem vorgetäuschten Mord musste noch Oel in das Feuer gekippt werden. Um zu überzeugen, musste die allgemeine Stimmung so liegen, das es keine Zweifel an Severus' Standpunkt gab. Er tat selber alles, um dies zu untermauern indem er sich so benahm, als würde er der Schule und dem lehren gegenüber müde werden und benahm sich unmöglich den Schülern und den Mitlehrern gegenüber." Ein leises, wehmütiges glucksen entfuhr dem Direktor. "Ich habe das Gefühl gehabt, das er dies sogar ein wenig zu sehr genossen hat."
Harry war für einen Moment sprachlos. Alles war geplant gewesen? "Aber wie?" fragte er. "Wie konnten sie wissen, das ich und Ron an diesem Abend in die Küche wollten?"
Dumbledore lächelte müde und sein Blick schweifte kurz zu Sirius hinauf um dann wieder auf ihm zu haften. "Denkst du wirklich, dass die Herumtreiber die ersten waren, die die Idee einer Karte hatten?"
Dumbledore rückte etwas zurück und öffnete eine Schublade seines Schreibtisches, von wo er einen alten, silbernen Handspiegel und einen schwarzen Zauberstab hervorholte. Den Zauberstab legte er auf den Tisch und den Spiegel nahm er in die Hand.
"Ich muss anerkennend zugeben, dass die Karte noch um einiges besser ist, als was ich vor Jahren entwickelt habe. Dieser Spiegel zeigt mir genau, wo sich eine gewünschte Person in der Schule befindet, aber sie reagiert nur auf Fragen der Aufenthaltsorte einzelner Personen und auch nur ich kann ihn aktivieren." Er legte den Spiegel wieder hin. "Severus hat euch extra viel Aufgaben gegeben; er vermutete, dass ihr sie, wenn sie schwierig genug wären sicher bis zum letzten Moment aufschieben würdet um sie dann noch spätmöglichst zu erledigen. Als ihr dann nicht zum Essen erschienen seit, schien sich diese Theorie zu bewahrheiten. Nun hat mir Dobby einmal gesagt, das ihr des öfteren in der Küche auftaucht um etwas zu Essen zu holen, wenn ihr die Mahlzeiten verpasst."
Harry senkte schuldbewusst den Kopf.
"Severus und Sirius haben in dem Raum gewartet in der Hoffnung, dass es auch an diesem Abend so war, und als ich ihnen das Zeichen gegeben habe, haben sie den Streit angefangen.
Alles lief perfekt bis zum verabredeten ‚Mord'. Die Gerüchte waren schon am laufen und alle Schüler Severus gegenüber misstrauisch.
"Aber wie konnte Snape den Mord begehen ohne Sirius zu gefährden?"
Der Direktor legte den Spiegel nieder und hob den Zauberstab. "Dieser Stab sieht genauso aus, wie Severus' Zauberstab, ist aber nur ein harmloses Stück Holz, das keinerlei Magie bündeln kann. Alles was er, nachdem ich ihn verhext habe, imstande war zu vollbringen, war einen einzigen grünen, harmlosen Strahl abzufeuern mit ein wenig Magie meinerseits. Der Todesfluch bedarf starker Magie und wenn er nicht wirklich gemeint ist und das Leitelement fehlt, klappt es auch nicht. Sirius hat kurz vor dem Schauspiel einen starken Betäubungstrank zu sich genommen, der ihn für einige Stunden wie tot erscheinen liess. Poppy wusste vor dem Plan und Sirius ist am nächsten Tag ohne irgendwelche Schäden wieder erwacht.
Alles lief nach Plan, ausser das ich nicht damit gerechnet habe, wie sehr dich die Sache treffen würde." Dumbledores Gesicht nahm wieder einen schmerzlichen, bedauernden Ausdruck an. "Als du in meinem Büro zusammengebrochen bist, hat es meine ganze Selbstbeherrschung gebraucht, dir nicht sofort alles zu erzählen, aber ich hatte nicht das Recht die Mission zu gefährden. Nicht nachdem wir eine so gute Chance erhalten haben und nachdem sich andere bereiterklärt hatten alles zu opfern, damit es klappte."
Bei diesen Worten meinte Harry ein paar Tränen in Dumbledores Augen glitzern zu sehen, aber der alte Zauberer atmete nur tief durch und erklärte weiter. "Wie gesagt, hat niemand mit deiner heftigen Reaktion gerechnet und auch nicht, dass du zu Professor Snape gehen würdest um ihn zu bedrohen. Severus hat mir später erzählt, dass er improvisieren musste, da du einen Zauberstab auf ihn gerichtet hattest und auch vorhattest diesen zu gebrauchen. Er musste dich ablenken und hat sich deshalb so verhalten, wie du es nicht von ihm erwarten würdest."
"Er hat so getan als sei er verrückt," murmelte Harry, als er sich erinnerte.
"Genau," bestätigte Sirius hinter ihm mit einer knurrenden Stimme. "Und dann hat diese slytherinische Schlange dich soweit gereizt, dass du ihn mit den blossen Fäusten angreifst."
"Aber er konnte nicht wissen, ob dies funktionierte. Ich hätte ihn genauso gut töten oder ernsthaft verletzten können."
Sirius machte ein abfälliges Geräusch. "Unterschätze die Schlüpfrigkeit der Slytherins nicht. Die haben ein Talent dafür, sich meistens aus brenzligen Situationen zu retten. Das sind Meister der Hinterhältigkeit und der Manipulation, wenn sie wollen. Vor allem Snape hat ein Talent dafür, wenn er wirklich will, sonst hätte er nie solange überlebt."
"Severus hat genau gewusst," fuhr Dumbledore fort, "dass du aus einem Gefühl heraus gehandelt hast und kein kaltblütiger Killer war. Es gehörte zwar nicht zum Plan, aber so wie es aussieht hat Severus danach den Akt seiner Verrücktheit aufrecht erhalten, vor allem bei und nach seiner Verhaftung. Ich habe das zuerst nicht begriffen, bis Minerva erzählt hat, das man einem Geisteskranken nicht den Kuss auferlegen würde. Erst dann ist mir bewusst geworden, dass Snape dies als Waffe brauchen würde um die Verurteilung sicherlich in die richtige Bahn zu lenken und auch um seinen erneuten Wechsel der Seiten vor Voldemort zu rechtfertigen."
Harry war verwirrt. "Aber wie konnten sie sicher sein, dass er nicht den Kuss bekam? Sie haben selber gesagt, das dies ein grosses Risiko war und sie konnten sich auf keinen Fall sicher sein, dass ihr Einfluss reichte. Und überhaupt, was sollte das bezwecken, wenn er nach Askaban war. Dort würde er Voldemort sicher nicht nah sein. Das ganze war ein mies durchdachter Plan wenn ihr mich fragt."
"Das mit dem Kuss war ein Risiko, das ist wahr und als ich bemerkte dass die ganze Gerichtsverhandlung nur der Show wegen geführt wurde und das Urteil schon lange festzustehen schien, sah ich alles schon verloren. Es war Severus' schnelles Denken und sein verrücktes Benehmen, was dies wohl verhindert hatte."
Dumbledore hob ein winziges Stück Metall auf, dass er in die Höhe hielt, sodass sich die Sonne, die durch das Fenster schien kurz darauf brach und einen Blitz durch das Zimmer warf.
"Erinnerst du dich noch an Severus' Verletzung an seiner Hand?"
Harry nickte.
"Die Verletzung stammte nicht von deinem Angriff auf ihn, sondern wurde von Severus selber verursacht. Kleider werden einem in Askaban entnommen und so hat er sich die Haut unter dem Handballen aufgeschnitten und dies hier dort versteckt." Erneut hob er das winzige Stück Metall.
"Ich habe dies so verhext, dass es ein Portschlüssel ist. Lupin stand oben bei einem der Ausgänge. Wäre das Urteil trotz allem auf Kuss gefallen, hätte ich, unter dem Vorwand, mich verabschieden zu wollen Zeit zu schinden versucht, in der Remus nach draussen gerannt wäre und Sirius, der sich dort versteckt hielt ein Zeichen zu geben. Sirius hätte dann den Portschlüssel aktiviert und Severus wäre von den Dementoren gerettet. Es war noch immer ein Risiko, falls ich die Vollstreckung nicht herauszögern könnte, aber wir konnten die Gefahr mit dieser Vorkehrung mindestens schmälern."
"Aber selbst wenn das geklappt hatte, dann wäre er zusammen mit Sirius auf der Flucht gewesen," unterbrach Harry. Er hatte sehr Mühe sich vorzustellen, das Snape dieses Risiko eingehen würde.
"Erinnere mich nicht an diese wunderbare Vorstellung," knurrte Sirius hinter ihm.
Dumbledore reagierte nicht auf die Bemerkungen. "Severus hat den Portschlüssel, während der Besprechung der Juroren, mit den Fingern aus der Wunde gedrückt, und als das Urteil auf lebenslang lief, hat er ihn fallengelassen, so dass er nicht später unfallmässig entdeckt würde.
Dann kam einer der heikleren Abschnitte unseres Plans. Ich wusste, dass Voldemort Snape wollte. Um sich zu rächen und um an Informationen zu kommen. Immerhin hatte Severus für Jahre immer eng mit mir zusammengearbeitet und ich vermute auch, das er von damals erfahren hat, als ich mich für ihn verbürgt hatte und gesagt habe er hätte für mich spioniert.
Dennoch war ich mir nicht sicher. Wenn er ihn rausholte, dann würde sich alles entscheiden. Schaffte es Snape, Voldemorts Vertrauen wiederzugewinnen, dann würde unser Plan wahrscheinlich aufgehen. Wenn nicht, dann wäre dies das Ende des Planes und Severus Snapes."
Wieder dieser traurige Blick und ein tiefer Seufzer, "Es war alles oder nichts und wie du in deiner Vision gesehen hast, hat er es geschafft. Und dort habe ich den Fehler begangen. Ich hätte dich zu diesem Zeitpunkt einweihen sollen, aber ich wollte es so weit von dir fern halten, wie möglich."
Harry wusste nicht mehr was er denken sollte. So wie es Dumbledore erzählte, machte alles auf einmal einen schrecklichen Sinn. Nun, fast alles. "Aber was war mit der Beerdigung, Direktor? Und den Ministeriumsmännern, die die Untersuchung an Sirius vornahmen. Die Autopsie und die Flüche?"
Erneut seufzte Dumbledore. "Die habe ich nicht erwartet und als sie da waren, musste ich sie irgendwie loswerden. Ich habe etwas gemacht, was ich unter normalen Umständen nie tun würde, ich habe ihr Gedächtnis verändert, dass sie voller Überzeugung waren, die Untersuchung durchgeführt zu haben, obwohl sie Sirius noch nicht einmal zu Gesicht bekommen hatten. Später hat uns aber ihr Erscheinen Merlin sei Dank sogar geholfen, als du einen Blick in den leeren Sarg werfen wolltest."
Harry fühlte sich inzwischen schon sehr schlecht aber er wollte noch nicht so einfach klein bei geben und er wurde auch wieder wütend. Wie konnten sie es wagen so mit ihm zu spielen? Wenn das alles stimmte, was sie sagten, dann... "Und was ist mit den McGregors? Snape hat sie kaltblütig getötet. Er hätte sie retten können!"
Dumbledore sah ihn nur mit schmerzlichem Blick an, aber es war Sirius, der sich vor ihn hinkauerte und ihn ernst ansah. "Du musst eines verstehen, Harry. Das Rezept für das Gift war eine einmalige Chance Voldemort ein für allemal zu brechen. Viele Menschen würden auf die Länge dadurch gerettet. Snapes Tarnung musste Wasserdicht sein. Alle, die darin verwickelt waren, also Dumbledore, Poppy, Remus, Snape und ich haben geschworen alles zu tun, was nötig ist, um es funktionieren zu lassen. Der Besuch aus der Zukunft hat uns gesagt das..." Sirius blickte kurz fragend über die Schulter zu dem Direktor, der andeutungsweise mit dem Kopf schüttelte. Sirius seufzte ergeben und drehte sich wieder zu Harry zurück. "Der Besucher hat uns gesagt, das jemand sterben wird und das wir da,s wenn irgend möglich verhindern müssen. Wir mussten alles in unserer Macht tun, um Voldemort magisch so zu schwächen, das er entgültig besiegt werden kann."
"Wir haben uns keine Illusionen gemacht," fuhr Dumbledore fort. "Wir wussten, dass Voldemort solche Zeichen der Treue von Severus verlangen würde, und Severus hat es auch gewusst. Er war dennoch bereit, es zu tun und dies ist etwas was mehr Mut fordert, als das eigenen Leben zu opfern, Harry. Severus war bereit andere zu opfern für das Wohl der Mission und somit allen Muggels und Zauberer, auch wenn er sich vor dem Moment gefürchtet hatte."
Sirius ergriff wieder das Wort, und für einmal lag weder Verachtung noch Spott in seiner Stimme und in seinen Augen als er von Snape sprach. "Snape war der einzige unter uns, der zu so etwas in der Lage wäre, Menschen zu töten, obwohl er es nicht wollte. Der einzige, der seine persönlichen Gefühle in solch einer Sache hinten anstellen und das nötige tat, ohne darüber nachzudenken. Voldemort bringt das seinen Todessern sehr schnell bei."
Jetzt fühlte sich Harry wirklich schlecht. Es war alles geplant gewesen in einem verzwickten Plan Voldemort zu besiegen und er hatte diesen unwissentlich zerstört.
"Warum habt ihr mir nichts gesagt? Warum?"
Harry wusste nicht was er noch fühlen sollte. Erleichterung, das Sirius lebte, Enttäuschung über Dumbledore und Lupin, die ihm nichts gesagt hatten. Wut über Snape, dass er sich seinetwegen zum Mörder gemacht hatte?
Vor allem auf diese Wut konzentrierte er sich nun. Denn wenn er nicht über Snape wütend war, dann blieb nur die Schuld an dessen Tod verantwortlich zu sein. Snape war bereit gewesen alles zu riskieren. Seine Freiheit, seine Seele und sogar sein Leben. Vor allem sein Leben, das er nun auch verloren hatte, durch Harrys Schuld.
Harry vergrub den Kopf in den Händen. "Oh Gott. Ich habe alles zerstört. Ich habe einen Menschen getötet.
Er spürte Sirius Hände an beiden Seiten seines Kopfes und sein Pate zwang ihn, ihn anzusehen. "Höre mir jetzt gut zu Harold James Potter. Du trägst überhaupt keine Schuld."
Er liess Harry wieder los. Harry fühlte wieder den altbekannten Kloss im Hals, der in letzter Zeit dort auf Untermiete zu sein schien. Dachte Sirius wirklich, das er ihm das glaubte? Er war es gewesen, der die Idee mit dem Brief gehabt hatte und die Eule losgeschickt hatte. Seinetwegen war Voldemort noch immer so mächtig wie zuvor, die einmalige Chance zerstört und seinetwegen war ein Mann gestorben, der alles für diesen Plan riskiert hatte.
Dumbledore schien seine Gedanken zu verraten, denn er sprach nun mit tiefer, eindrücklicher Stimme. "Wenn jemand für Severus' Tod verantwortlich ist, dann bin ich das, weil ich nichts gesagt habe. Ausserdem wusste Severus, was er riskierte. Weißt du, was er als Gegenleistung verlangt hatte um das Risiko einzugehen?"
Harry schüttelte schwach den Kopf.
"Er bat uns, ihn umzubringen, bevor die Dementoren ihm die Seele rauben konnten. Für ihn war der Tod nicht das Schlimmste was ihm im Leben hätte passieren können und er fürchtete ihn nicht. Im Gegenteil. Manchmal wünschte er ihn herbei, aber er hatte noch immer die Schuld der Verbrechen die er unter Voldemort begangen hatte im Nacken.. Es war von Anfang an klar, das es wahrscheinlich so kommen würde. Er ist weiter gekommen, als wir alle gedacht haben. Weiter als vor allem er selber gedacht hätte. Severus hat sich zuguterletzt von seinen Sünden freigekauft und das was alles, was er in diesem Leben noch wollte. Er hat nun wahrscheinlich zum erstenmal in seinem Leben wirklich Frieden gefunden."
***
Anmerkung von Lilith: (Bitte unbedingt lesen)
So, ich hab das fünfte Buch gelesen und obwohl ich eine Idee hatte, wie ich diese fic doch adäquat rüberbringen kann, gibt es einige kleine Details, die nicht stimmen werden, aber die nicht unmöglich sind mit meiner Erklärung. Ich werde sie deshalb geflissentlich ignorieren. Dass es diese bestimmte Person war, die gestorben ist (ich werde ungefragt niemandem etwas verraten, auch wenn es die meisten schon wissen werden wer es ist), kommt uns in dieser fic und meiner Idee das Ganze stimmig zu machen, irgendwie entgegen, aber dennoch hat mich diese Tatsache im Buch gestört und tief getroffen, aber nicht nur wegen dem Tod der Person, sondern wegen der Umstände.
Aber es war etwas anderes, was mich beim Lesen von OotP mehr verstört hat, nämlich dass es am Schluss gewisse Parallelen zu meiner Idee gibt. Auf jeden Fall in einer Hinsicht. Zufälle...*seufz*. Dieses Kapitel war auch schon halb geschrieben, als ich anfing das Buch zu lesen. Nun fühle ich mich aber sehr unwohl, das Ganze zu bringen, da viele Leser sagen werden dass ich nicht sehr originell bin; aber ich kann es nicht mehr ändern. Vom ersten Kapitel an war die Geschichte genau durchgeplant und wie ihr in diesem Kapitel gelesen habt, hat alles, auch viele Kleinigkeiten einen Sinn. Deshalb habe ich auch noch dieses Kapitel fertiggeschrieben, wie geplant, auch wenn man mich dafür lyncht, aber ich schwöre, dass die Idee da war, bevor ich das Buch gelesen habe.
Ich war in dem Kapitel auch vage über die Nachricht aus der Zukunft, aus dem selben Grund, dass ich nichts vom Buch verraten will und auch aus einem anderen Motiv heraus, dass ich noch am Ende der fic beschreiben werde.
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