Kapitel 15: Die Verhandlung 1
Das erste Mal, dass Harry den Gerichtssaal in Askaban besucht hatte, war es in Dumbledores Erinnerungen gewesen, die der Direktor in einem Denkarium abgelegt hatte. Schon damals hatte er den großen, runden Saal, der wie eine mittelalterliche Arena ausgestattet war, als düster und nicht sehr einladend empfunden. Doch als er den Raum nun in Wirklichkeit betrat, fühlte er sich von dessen Ungastlichkeit fast erschlagen.
Als er mit den anderen Menschen durch den steinernen Eingangsbogen trat, fühlte er eine seltsame Unruhe in sich. Fast so, als ob ihm ein Lehrer bei einem besonders schwierigen Test direkt über die Schulter schauen würde.
Er hatte die Arena durch den selben Eingang betreten, durch den er im Denkarium die Angeklagten hatte hereinkommen sehen und nun stand er im Zentrum des Raumes. Knapp einen halben Meter vor ihm befand sich schon der schlichte Holzstuhl mit den Ketten, auf den Snape festgebunden werden würde. Davor erhoben sich etwas erhöht die Tische, die für die Gerichtsdiener, Juroren und den Richter bestimmt waren, und der Rest der runden Wände war von übereinanderangelegten Bänke gesäumt. Auf diese Bänken strömten nun langsam immer mehr Menschen von verschiedenen Eingängen herein. Einige von diesen Menschen waren unschwer als Ministeriumsmitglieder zu erkennen. Sie trugen uniformelle Roben, die zum Teil in Farbe und Aufmachung sehr an Onkel Vernons Anzüge erinnerten, obwohl sie deutlich keine Muggelkleider waren. Andere der hereinkommenden Zauberer und Hexen sahen aus wie Zivilisten, und Harry war sich sicher, dass es etliche Auroren unter ihnen gab, die schaufreudig die Verurteilung eines Todessers mitbekommen wollten.
In letzter Zeit war es immer schwieriger geworden, Voldemorts Lakaien zu finden und die Erfolgsmeldungen im Ministerium waren rar, wogegen das Morden an Muggeln und Zauberern immer weiterging und nach und nach schlimmer wurde.
Ein blendendes, kurzes Leuchten, das er aus den Augenwinkel wahrnahm, ließ ihn den Kopf drehen. Ein diamantener Ring hatte den Schein einer Fackel zurückgeworfen und einen Lichtblitz durch den Raum geworfen. Harry erkannte den Träger des Ringes sofort. Es war kein anderer als Lucius Malfoy, der zu Harrys Linken in der untersten Bankreihe, auf gleicher Höhe zum Stuhl saß, sein Blick anmaßend neutral. Obwohl der Mann schon saß, schaffte er es doch, die Menschen um ihn klein und unbedeutend erscheinen zu lassen. Er war selber war wie ein heller Kristall in einer Flut dunkler Kieselsteine. Doch Harry wusste, dass der Schein trügerisch war. Lucius Malfoy war so nobel und gutaussehend, wie er bösartig war. In Harrys zweitem Schuljahr hätte Dracos Vater den Todesfluch ohne mit der Wimper zu zucken gegen ihn angewendet, hätte sich Dobby nicht dazwischen gestellt.
In diesem Moment drehte der weißblonde Mann den Kopf und sah Harry direkt an. Die einzige Veränderung in seinem Gesicht war eine leicht angehobene Augenbraue und ein kaum merkliches zurücklehnen des Kopfes, sodass sein Blick noch herablassender schien.
"Komm, Harry", riss ihn Rons Stimme von Malfoys Blick los.
Harry sah seinem Freund nach, der mit Professor McGonagall, Direktor Dumbledore und Hermine soeben auf der untersten Sitzreihe hinter dem Holzstuhl platz nahmen. Dumbledore wirkte unglaublich niedergeschlagen und gleichzeitig wütend, als er sich an seinen Platz setzte.
Harry biss sich schuldbewusst auf die Unterlippe. Die Niedergeschlagenheit des Direktors war wegen dem Prozess und Snapes sich näherndem Urteil, aber sein Zorn war voll und ganz seine Schuld, und das wusste er auch. Er hatte den Direktor und McGonagall erpresst und war von ihnen nur deshalb mitgenommen worden, weil er gedroht hatte, gegen Snape auszusagen. Harry war nicht glücklich, was er dem Direktor mit dieser Drohung antat, aber er hatte die Drohung vollkommen ernst gemeint und es brauchte auch Überwindung seinerseits, nicht doch auszusagen.
Snape musste bestraft werden.
"Bitte begeben Sie sich auf Ihre Plätze! Der Angeklagte wird in wenigen Minuten hereingeführt." Die Stimme des Gerichtsdieners, kalt und teilnahmslos, hallte von den weit geschwungenen Wänden wider und verlieh diesem Ort eine noch beklemmendere Atmosphäre.
Harry schauderte unmerklich. Obwohl im Moment keine Dementoren in dem Gerichtssaal waren, hatte dieser eine ähnliche aussaugende Ausstrahlung. Erst recht inmitten der unteren Arena, wo man den Blicken aller Anwesenden ausgesetzt war. Dieses Gefühl musste übermächtig sein, wenn man erst recht noch gefesselt in einem Stuhl saß und vollkommen wehrlos war. Harry hoffte nur, dass er sich nie in dieser Situation befinden würde.
Er stieg zwischen einer Lücke an dem untersten Geländer zu ihrer Sitzreihe und nahm zwischen Ron und Hermine Platz. Die Spannung, die von Dumbledore und McGonagall zu seiner Rechten ausging, war fast greifbar und er war sich nicht sicher, wie viel dieser Spannung von der Situation um Snape oder seiner Erpressung herrührte. Wenigstens hatte er Ron und Hermines komplette Unterstützung. Dumbledore hatte nur unter der Bedingung seinen Forderungen nachgegeben, dass die beiden auch herkommen würden, um ein Auge auf ihn zu halten. Der Direktor hatte ihm gesagt, dass er genug mit der Verhandlung zu tun haben würde, und nicht auch noch auf ihn achten konnte, und hatte es damit wieder geschafft, Harry ein schlechtes Gewissen zu verschaffen. Aber auch diesmal überwog seine Schuld Sirius gegenüber, bei der Verurteilung seines Mörders anwesend zu sein. Er würde sich danach bei dem Direktor entschuldigen, aber dies war etwas, was er einfach tun musste, auch wenn Dumbledore es nicht verstehen würde.
Mit einem innerlichen Seufzer, richtete er seinen Blick wieder auf den, nun einsam dastehenden, schlichten Holzstuhl und fühlte schon wieder die Wut in ihm aufflammen. Snape erhielt alles, was er verdiente.
Er ließ seinen Blick wieder über die Menge auf den Bänken gleiten. Malfoy saß noch immer selbstgerecht an seinem Platz, beide Hände auf den Knauf seines immer präsenten Gehstockes gelegt. Auf der gegenüberliegenden Seite, rechts neben den Pulten der Juristen, saß eine eifrig dreinschauende Rita Kimmkorn, eine Rolle Pergament in einer Hand und ihre magische Feder, die sie zurzeit spielerisch zwischen den Fingern wirbeln ließ, in der anderen. Harry dachte noch immer, dass es ein Fehler von Hermine gewesen war, dieser unmöglichen Person die Freiheit wieder zu schenken, aber die Monate, die die Reporterin in Hermines Einmachglas verbracht hatte, schienen sie doch soweit beeindruckt zu haben, dass sie seit diesem Moment nie wieder ein schlechtes Wort über ihn oder seine beiden Freunde schrieb.
Eine Bewegung in einer schattigen Ecke der obersten Ränge, gleich neben einem der oberen Eingänge zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Dort stand, von den Schatten versteckt, eine Gestalt in einem abgewetzten Umhang.
Remus hatte ihnen schon gesagt, dass er anwesend sein, aber nicht bei ihnen sitzen würde. Er hatte ihnen keinen Grund genannt, aber Harry konnte es sich auch so lebhaft vorstellen. Werwölfe waren keine gern gesehenen Kreaturen und seit Snape Lupins Geheimnis vor den Schülern verraten hatte, konnte Remus froh sein, wenn er überhaupt noch in öffentliche Gebäude durfte.
Wieder richtete Harry seinen Blick auf den Stuhl. Snape, immer wieder Snape. Dieser Mann hatte in Harrys Leben und den Menschen die er mochte fast genauso geschadet wie Voldemort selbst.
Eine weitere Seitentür öffnete sich und ein paar offiziell aussehende Männer kamen herein und setzten sich an die Plätze der Jury. Auch Cornelius Fudge trat mit strengem Gesicht herein und setzte sich an einen erhöhten Tisch, gegenüber dem schlichten Stuhl.
Die Gespräche im Raum erstarben und alle Anwesenden sahen erwartungsvoll zu dem Minister. Dass Fudge selbst den Vorsitz über die Verhandlung führte, zeigte, wie ernst es dem Ministerium mit diesem Fall war. Vielleicht hatte Rita Kimmkorn ja diesmal wirklich Recht gehabt und der ganze Prozess war nur ein Statement um Voldemort zu zeigen, dass ihm und seinen Todessern gegenüber keine Gnade gezeigt würde.
"Bringt den Angeklagten herein!" rief Fudge mit fester Stimme.
Die selbe Tür, durch die Harry vor ein paar Minuten hereingekommen war, öffnete sich wieder und sofort schien eine unheimliche Kälte den Raum zu füllen und sich in Harrys Knochen festzusetzen. Er hatte dies schon erwartet und schob sich schnell ein Stück Schokolade in den Mund. Dennoch konnte er die Kälte und die schrecklichen Bilder, die sich in seinem Geiste abspielten, nicht ganz vertreiben. Wie in einem Film sah er, wie ihn Cedrics offene, leblose Augen anstarrten, und beobachtete, wie der grüne Strahl von Snapes Zauberstab Sirius traf, die grausamen Bilder vertont mit den Schreien seiner Eltern, als sie getötet wurden. Er versuchte sein Bestes, diese Bilder und die Schreie zu ignorieren.
"Das ist nur die Wirkung der Dementoren und wird vergehen, sobald sie wieder aus dem Raum verschwunden sind", murmelte er so leise, dass ihn niemand hören konnte.
Wie auf Kommando schwebte eine große, vermummte Gestalt in den Raum, dicht gefolgt von zwei weiteren, die einen mitgenommenen Snape zwischen sich führten. Ein vierter Dementor bildete das Ende der kleinen Prozession.
Snape sah schrecklich aus, dachte Harry. Der Zaubertränkemeister schien sich nur mühsam auf den Beinen zu halten, als wäre seine gesamte Kraft geraubt worden. Seine Haut wirkte wächsern und spannte sich scharf über seine Wangenknochen. Die sonst so hochmütigen, stechenden Augen waren stumpf und gehetzt, und eine tiefe Stressfalte hatte sich auf seiner schweißgebadeten Stirn gebildet. Nichts mehr war von seiner üblichen stolzen Haltung geblieben und er sah aus wie ein Häufchen Elend.
"Bei Merlin, Severus", stöhnte Dumbledore.
Hermine beugte sich zu Harry und flüsterte hinter vorgehaltener Hand: "Ich habe noch nie gehört, dass man vier Dementoren für die Bewachung eines Gefangenen einsetzt. Sieht wirklich so aus, als wollten sie ein Exempel an Professor Snape statuieren."
Snape leistete nicht den geringsten Widerstand, als ihn die Dementoren, die ihn mehr stützten als führten, auf den Stuhl setzten. So wie der Mann aussah, wäre er zu Protest auch kaum in der Lage gewesen. Die beiden Dementoren mussten sogar seine Arme auf die Lehnen des Stuhls platzieren, wo die Ketten sofort golden aufleuchteten und seine Arme umschlangen, während identische Ketten sich um seine Unterschenkel und die vorderen Stuhlbeine wickelten und diese zusammenbanden. Snapes Kopf hing kraftlos auf seiner Brust und erst als die Dementoren sich zurückgezogen hatten und aus dem Raum verschwunden war, hob er ihn mühsam, während er vergebens ein Zittern unterdrückte.
"Severus Snape! Sie sind heute hier angeklagt, einen der Unverzeihlichen Flüche gegen einen Mitzauberer angewandt und ihn damit umgebracht zu haben. Was haben Sie zu Ihrer Verteidigung zu sagen?"
Snape holte schaudernd Luft und richtete seinen Blick auf Fudge. Er blinzelte zweimal und schaffte es tatsächlich, im Stuhl seinen Rücken gerade zu drücken und die Schultern zu straffen.
"Ich habe mit dem Fluch keinen meiner Mitzauberer umgebracht", flüsterte er heiser, "sondern Sirius Black. Er war nur Abschaum, kaum mehr etwas, was ich als Menschen bezeichnen würde. Ich habe mit dieser Tat dem Ministerium einen Gefallen getan und sollte garantiert dafür nicht hier sitzen."
Harrys Fäuste ballten sich, als er versuchte seine erneute Wut über Snapes Worte zu unterdrücken und ein leises Keuchen entfuhr ihm.
"Harry", drohte daraufhin Hermine, "ich habe Dumbledore versprochen, dass du dich nicht daneben benehmen wirst und wenn es sein muss, werde ich dich auch magisch am Stuhl fesseln."
"Ist schon gut", zischte ihr Harry wütend zu. "Ich halte mich ja zurück." Stattdessen starrte er hasserfüllt auf Snapes Rücken, willens, ihn mit seinen bloßen Blicken umzubringen. Und die Vorstellung, wie er Snape in seiner Fantasie langsam mit einem Messer die Finger - und Zehennägel ausriss tat Wunder, seinen Hass zu besänftigen.
"Das ist korrekt", kommentierte nun Fudge Snapes Aussage. "Das Ministerium sucht Black schon seit langem, aber das rechtfertigt nicht den Gebrauch eines Unverzeihlichen Fluches. Wenn wir diese Flüche freigeben und bei jeder Gelegenheit damit um uns werfen, dann sind wir nicht besser als der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf. Was uns zu dem nächsten Punkt dieser speziellen Situation bringt. Es ist uns bekannt, dass Sie einst ein aktiver Todesser waren und nur Albus Dumbledores Verbürgung für Sie hat Sie damals vor Askaban verschont. Dennoch wurden Ihnen einige Auflagen auferlegt, so wie die, sich dort aufzuhalten, wo Sie unter konstanter Beobachtung stehen konnten und vor allem nie mehr einen der Unverzeihlichen Flüche anzuwenden. Sie sind damals gewarnt worden, dass jeglicher Verstoß gegen die beiden Auflagen die sofortige Verhaftung, und im Fall der Unverzeihlichen Flüche, den Kuss der Dementoren nach sich ziehen wird."
Ein überraschtes Murmeln ging durch die Menge. Beipflichtende Stimmen waren zu hören, wie auch entrüstete. Nach wie vor war die Strafe des Kusses umstritten, wenn auch die befürwortenden Stimmen viel zahlreicher waren. Harry lächelte hart. Egal ob Snape diesen Tag hier überlebte oder seine Seele verlor, seit Rita Kimkorns Artikel war sein Name für immer verpönt. Er sah zu der Reporterin, deren magische Feder unaufhaltsam über das Pergament huschte, während sie ihre Augen abwechselnd auf Fudge und Snapes Gesicht heftete.
Snape verlagerte sein Gewicht etwas im Stuhl und Harry bemerkte mit Missbehagen, wie gut er noch fähig schien, sich in den Ketten zu bewegen. Egal wie hilflos der Lehrer im Moment auch wirkte und zu welchem Punkt Harry ihn verabscheute, Snape schaffte es immer noch ihm zu einem gewissen Punkt Angst zu machen, vor allem, seit er einen kaltblütigen Mord begangen hatte, um danach einfach darüber zu lachen.
Hermine schien seine Gedanken zu erraten und schon wieder beugte sie sich zu ihm hinüber. "Die Ketten sind magisch verstärkt worden. Er kommt da nicht von selber raus."
"Na hoffentlich", sagte Ron von der anderen Seite her. "So gefällt er mir noch immer am Besten. Zusammengeschnürt wie ein Sonntagsbraten."
Dumbledore hatte ihren Austausch entweder nicht bemerkt oder er ignorierte ihn einfach, denn er erhob sich nun gewichtig, seinen Blick von Snape zu Fudge schweifend. "Ich würde gerne etwas zu dem Fall vortragen, wenn Sie erlauben."
Fudge sah den Schuldirektor für eine Minute misstrauisch an. Er schien nicht erfreut darüber, dass Dumbledore sich einmischte. So wie es aussah, befürchtete er, dass Snape durch Dumbledores Fürsprache wieder der Gerechtigkeit durch die Lappen ging. Ein weiteres Zeichen dafür, dass Snapes Schicksal schon vor dem Beginn der Verhandlung beschlossene Sache gewesen war.
"Sie haben eine Minute, Dumbledore", gab er schließlich nach.
Der Direktor nickte kurz zum Dank und ließ seinen Blick forschend über die Gesichter der Juroren gleiten, bevor er ihn wieder auf Fudge fixierte.
"Ich habe mich vor all den Jahren für Severus Snape verbürgt und er hat damals mir und dem Ministerium wertvolle Informationen über die Aktionen von du-weißt-schon-wem verschafft und damit vielen Menschen das Leben gerettet. Ich unterstütze ihn in der Sache, die wir hier verhandeln in keiner Weise, aber wir dürfen doch die besonderen Umstände nicht aus den Augen lassen und das Strafmass gemäss dieser Faktoren fällen. Ich bitte die Jurymitglieder das ganze Bild zu betrachten, und nicht einfach nur den Gebrauch des Unverzeihlichen Fluchs."
Harry fiel beinahe vom Stuhl, als er Dumbledores Worte begriff.
"Vergiss es", zügelte ihn Ron, als er und Hermine ihn vorsorgehalber an den Armen festhielten, dass er nicht auch aufsprang und den Direktor anherrschte. "Du kannst nach der Verhandlung mit Dumbledore reden."
"Sicher hatte auch Dumbledore schon gesehen, dass diese Verhandlung nur Schau ist. Du kannst es ihm nicht verübeln, dass er Snape vor dem Kuss bewahren will", argumentierte auch Hermine. Doch Harry brauchte sich keine Sorgen zu machen, denn es war Snape selbst, der Dumbledores Bemühungen wieder zunichte machte, indem er heiser aber laut auflachte. Der Mann im Stuhl vor ihnen drehte andeutungsweise den Kopf, obwohl er sie von seiner Position nicht direkt ansehen konnte.
"Versuchen Sie jetzt meinen Kopf zu retten Albus? Wie überaus Gryffindor von Ihnen. Leider wäre ich ohne Ihre Hilfe gar nicht hier, nicht wahr? Black war wie ein Geschwür in meinem Leben und dem Leben jedes anständigen Zauberers und ich habe bloß dieses Geschwür ausgemerzt. Egal, was ich für eine Strafe dafür erhalten werde, es war es wert und ich würde jederzeit wieder einen Unverzeihlichen Fluch anwenden, um solchen Abschaum, der mir nur auf die Nerven geht und mir im Weg herumsteht zur Seite zu räumen!"
Harry war absolut versteinert, und auch dem Rest des Raumes schien es so zu ergehen. Im Raum war es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören. Die Menschen im Saal schienen selbst das Atmen vergessen zu haben, so geschockt waren sie von Snapes versteckter Drohung.
"Severus!" rief Dumbledore schließlich und eine scharfe Warnung lag in seiner Stimme.
"Mister Snape", donnerte nun auch Fudge. "Sind Sie sich bewusst, was Sie soeben gesagt haben? Sie würden weiterhin einen Unverzeihlichen Fluch anwenden um jemanden, der Ihnen im Weg steht, zu beseitigen?"
Snape sah wieder nach vorne und schien für einen Sekundenbruchteil nachzudenken und als er wieder sprach, war seine Stimme wieder zum heiseren Flüstern geworden. Seine Erheiterung und Aufgebrachtheit von vorhin schien wie weggewischt. "Nein, Sir. Ich habe bloß die Schüler vor Sirius Black beschützt. War es nicht das, was Sie wollten? Den entflohenen Sträfling, lebend oder tot? "
Fudge starrte Snape daraufhin nur mit offenem Mund an. Vor noch einer Minute hatte Snape wahrlich Gift verspritzt und nun, wie wenn jemand einen Schalter umgelegt hatte, wirkte er wieder gehetzt und schuldbewusst. Als der Mann sich der langgezogenen Stille jedoch bewusst wurde, räusperte er sich laut. Er beugte sich leicht vor und blickte Snape direkt an, als würde er etwas in dessen Augen suchen. Schließlich, als hätte er seine Bestätigung in Snapes Gesicht erhalten, lehnte er sich mit wütendem Gesicht zurück "Mister Snape. Ich glaube es bringt nichts, wenn wir die Befragung weiter fortsetzen. Wir haben alles gehört und gesehen, was wir für die Urteilsfindung brauchen werden." Er wandte sich an die Zuschauer. "Die Juroren und ich werden uns zur Besprechung zurückziehen. Wir schlagen vor, dass Sie in der Empfangshalle warten, da die Dementoren in der Zwischenzeit den Angeklagten bewachen werden und es dadurch in diesem Raum hier recht unbehaglich sein wird. Der Gerichtsdiener wird Sie aufrufen, wenn wir das Urteil bestimmt haben.
Harry hatte Fudge zwar zugehört, aber sein Blick war immer noch auf Snapes Rücken gerichtet gewesen. Dieser hatte seinen Kopf wieder kraftlos sinken lassen und nur als Fudge die Dementoren erwähnt hatte, hatte sich sein Körper versteift und ein Zittern war durch seinen Körper gefahren.
Review
Zurück