Man sieht nur mit dem Herzen gut

 

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Kapitel 13: Der Tag danach

 

Severus ließ sich auf die Steinstufen vor dem Eingang sinken. So ganz konnte er das eben Erlebte nicht glauben. Wie konnte etwas das sich so gut anfühlte so falsch sein? Denn das war es schließlich. Nicht nur dass er vierzehn Jahre älter war als sie, nein er war ihr Lehrer! In allen ihm bekannten Gesetzen war so etwas verboten, aber irgendwie war ihm das ziemlich egal gewesen und auch jetzt war ihm das zwar durchaus bewusst, er konnte und wollte sich aber überhaupt nicht gegen seine Gefühle wehren, dafür war es schon zu spät.
Seufzend stützte er den Kopf in die Hände. Was sollte er nun tun? Noch war ja nicht viel passiert und doch irgendwie schon zuviel. Seine Vernunft sagte ihm, dass er ihr sagen sollte, dass das so nicht ging, doch er wollte nicht. Es war schon ewig her, dass jemand wirklich Interesse an ihm gezeigt hatte, abgesehen vielleicht von ein-zwei Ausnahmen, und er sehnte sich so sehr nach jemandem der ihn brauchte und den er brauchte. Warum musste es gerade eine Schülerin sein?? Das war wirklich nicht fair!
Und wieder fand er sich in der Situation, die er so häufig schon erlebt hatte: Er saß alleine in der kalten Dunkelheit der Nacht und verfluchte sein Leben, in dem irgendwie nichts so lief wie es sollte oder wie bei allen anderen könnte.
Bis morgens um fünf saß er da und starrte in die Finsternis. Mit steif gefrorenen Gliedern erhob er sich und ging hinunter in seine Räume, viel wärmer war es dort auch nicht, doch als er sich an seinen Schreibtisch setzte und zu arbeiten begann schickte das Feuer im Kamin einige Wärmewellen zu ihm.

Severus hatte etwas Angst zum Frühstück zu gehen und Kolleen zu begegnen, doch es wäre albern gewesen nicht zu gehen, denn schließlich würde er sie später noch im Unterricht haben.
Als er die Große Halle betrat suchte er als erstes den Gryffindortisch ab. Sie war noch nicht da. Ein wenig erleichtert machte er sich auf den Weg zum Lehrertisch und setzte sich an seinen Platz.
Auch wenn er sich selbst immer wieder zurück rief er konnte es nicht lassen dauernd zur Tür zu sehen. Ganz plötzlich stand sie da und sein Herz machte einen unkontrollierten Hüpfer. Kolleen sah auf und ihre Blicke trafen sich, doch anstatt ernst zurück zu blicken, wie er es immer tat, senkte er verlegen den Blick und widmete sich seinem Teller.
Sie saß recht weit vom Lehrertisch und war dann so plötzlich weg, dass Severus es gar nicht gesehen hatte.

Der Unterricht der siebten Klasse kam viel zu schnell und schon strömten die ersten älteren Schüler in den Kerker. Wie versteinert stand Snape an sein Pult gelehnt und wartete. Kolleen betrat den Raum und setzte sich ruhig auf ihren Platz.
Während er die Trankzutaten noch einmal wiederholen ließ, ignorierte er jede ihrer Meldungen. Bei der einen Frage, bei der sie sich nicht meldete, rief er sie auf.
„Miss Anderson! Was sagen Sie dazu? Wie viel Molchaugen gehören hinein?“
Während sie antwortete sah sie ihm direkt in die Augen was ihn nervös machte.
„Ich weiß es nicht, Sir. Was Sie vielleicht auch daraus hätten erkennen können, dass ich mich nicht gemeldet habe.“
Severus war ziemlich vor den Kopf geschlagen. Was hatte sie gerade gesagt? Gut wenn sie mit ihm Streit suchte......
Betont langsam ging er auf ihren Tisch zu und baute sich vor ihr auf. „Ich denke Miss Anderson, dass noch immer ich entscheide wann ich jemanden frage und wann nicht und mir war durchaus bewusst, dass Sie sich nicht gemeldet haben! Sie arbeiten vorne!“
Er sah sie leicht die Augen verdrehen. „An meinem Tisch!“
Mit ihren Sachen auf dem Arm folgte sie ihm nach vorne und stellte den Kessel auf das Feuer, welches normalerweise er benutzte.
Während Kolleen arbeitete beobachtete er sie unablässig und das machte sie sichtlich nervös. Die restlichen Schüler würden denken er tue das, um Kolleen zu ärgern und das war auch gut so.
Als die Mittagsglocke läutete war Kolleen schon wieder schneller weg als Severus gucken konnte und es ärgerte ihn nicht mit ihr reden zu können. Etwas niedergeschlagen ging er zum Mittag.

***



Sie saß da und stocherte in ihrem Gemüsereis ohne etwas zu essen. Der Unterricht gerade war seltsam gewesen, sowieso war die ganze Zeit seit dem vergangenen Abend seltsam gewesen. Vielleicht hatte sie alles nur geträumt oder sich eingebildet, zumindest klang das sehr viel plausibler als die reale Erklärung. Sie hatte Snape geküsst. Ihr Kopf verbesserte sie, nein, sie hatte Severus geküsst, nicht Snape.
Es hatte ihre kompletten Gedanken umgedreht und durcheinander gewirbelt, sie hatte mal wieder fast nicht geschlafen, aber diesmal aus lauter Verwirrung und Ratlosigkeit darüber was das jetzt werden sollte.
Plötzlich konnte sie einfach nicht mehr still sitzen, was vielleicht auch daran lag, dass Severus nun an seinem Platz saß und sie sich furchtbar beobachtet fühlte. Schnell stand sie auf und ging in den fünften Stock um auf den Geschichtsunterricht zu warten.
Da die Pause gerade erst angefangen hatte waren noch alle Gänge leer und Kolleen lehnte sich einen Gang vor dem des Klassenzimmers an eine Säule am Fenster und sah hinaus. Der See sah im Tageslicht sehr anders aus und als ihr die Geschehnisse des letzten Abends wieder mal durch den Kopf schossen kam es ihr noch unwahrscheinlicher vor.
Ohne Schritte gehört zu haben spürte sie plötzlich einen Schatten im Rücken und wusste, dass jemand sehr dicht hinter ihr stand.
„Warum findest du mich immer?“, fragte sie ohne sich umzudrehen. Die Person lehnte sich nun an die andere Säule.
„Berufstalent?“
Kolleen schmunzelte. „Na ja, vielleicht.“ Sie hatte keine Ahnung was sie sagen sollte und auch Severus schien unsicher zu sein.
„Ich.., ich hab mich gefragt, ob du heute Abend schon etwas vor hast.“
Mit einem Lächeln verneinte sie die Frage, was ihn allerdings nicht viel ruhiger machte. „Also, wenn du nichts zu tun hast dann würde ich mich freuen dich zu sehen.“
Nur mit Mühe konnte sie das breite Strahlen unterdrücken. „Ja gerne. Ehm, wann und wo denn?“
„Nun, komm doch einfach um halb neun zu mir.“
„Gut mach ich.“
„Schön“, er lächelte nervös. „Gut, ich muss dann auch mal wieder gehen.....“
Bevor Kolleen noch etwas sagen konnte hatte er sich umgedreht und war um die nächste Ecke verschwunden.

Für Kolleen wurde es einmal eine wirklich interessante Geschichtsstunde da sie sich die ganze Zeit ausmalte, was sie nur anziehen könnte und was sie sagen sollte und wenn sie das nicht auch die Stunde danach tat, dann versuchte sie ihre Nervosität loszuwerden, die auch beim Zaubern recht hinderlich war. Bei Professor Flitwick sollte sie eine Schranktür verfluchen, so das sie unsichtbar wurde und das einzige was sie erreichte war, dass die Tür zu sprechen begann.
Das bisschen Abendessen, was sie essen konnte, schlang sie mit unglaublicher Geschwindigkeit hinunter und machte sich dann schnell auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Die Hausaufgaben zuvor hatte sie komplett ausfallen lassen, auch wenn sie zwei Stunden in der Bibliothek saß, es war kein klarer Gedanke aus ihrem Kopf zu kriegen gewesen.
Nun stand sie erst ewig im Bad und dann ewig vor dem Kleiderschrank und konnte sich nicht entscheiden. Als sie auf die Uhr sah, stellte sie erschrocken fest, dass sie nur noch zehn Minuten hatte und so entschloss sie sich für die einfachen schwarzen Schulroben, wenigstens fiel es so nicht auf, dass sie sich eigentlich Gedanken über die Kleidung gemacht hatte.
Es fiel keinem auf, als sie den Gemeinschaftsraum verließ und auch auf dem Weg in die Kerker traf sie niemanden.
Als sie vor Severus' Bürotür stand zitterte sie, ohne zu wissen ob es an der Kälte oder an der Aufregung lag.

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