Kapitel 7
Beim Essen saß Jeniffer zwischen Professor Dumbledore und Remus Lupin. Die Hauselfen hatten sich heute wieder besonders große Mühe gegeben, ein köstliches Abendmahl zu bereiten.
Ein unverfängliches Gespräch über die Sommerferien und das kommende Schuljahr herrschte unter den Anwesenden, zu denen sich nun auch die restlichen Lehrkräfte gesellt hatten.
Eher still verhielten sich Sirius, Remus und Jeniffer... Snape sprach während des Essens gar kein Wort und versuchte streng jeden Blickkontakt zu vermeiden.
Nachdem alle gesättigt waren, hob Professor Dumbledore die Tafel auf und wies eine kleine Hauselfe an, Mrs. Moore ihr Zimmer zu zeigen. Snape verließ sofort mit wehendem Umhang die Halle.
"Morgen Vormittag möchte ich dich gerne sprechen, Jenny!", sagt der alte Mann ihr zugewandt.
"Bis morgen, Albus...", erwiderte sie.
"Mrs. Moore muss Kikky folgen! Kikky zeigt Mrs. Moore Ihr Zimmer…" Freudig hopste die kleine Elfe davon.
"Danke Kikky, ich folge..." Sie lächelte der kleinen, grünen Gestalt zu und ging ihr langsam nach, bis sie jemand sanft von hinten an der Schulter festhielt.
"Können wir nachher vielleicht miteinander reden, Jenny?!" Es war Sirius, der ihr nachgegangen war und sie fragend ansah.
"Sirius..." Sie zögerte einen Augenblick. Ihr war bewusst, dass er einige Dinge mit ihr klären und über die Vergangenheit mit sprechen wollte. Dieses Gespräch hätte sie gerne noch ein wenig hinausgezögert, doch sie merkte, wie wichtig es Sirius war. "In Ordnung. Gib mir aber ein bisschen Zeit meine Sachen auszupacken und mich auszuruhen, ja?"
"Klar, kein Thema. Soll ich zu dir kommen? Sagen wir so gegen neun Uhr?" Erleichtert blickte er sie an.
"Gut, neun Uhr..."Sie nickte kurz. "Bis nachher dann."
Als sie der kleinen Elfe weiter durch die Große Halle folgte, dachte sie über Sirius und den bevorstehenden Abend nach. Sie hatte ihn lange nicht mehr gesehen... sehr lange nicht mehr.
Dass sie sich auf diese seltsame Weise gerade hier wiedersehen würden, hatte Jeniffer sich auch nicht träumen lassen. Als vor einigen Wochen die Eulenpost von Dumbledore kam, hatte sie lange überlegt, ob sie ihn wirklich wieder sehen wollte. Doch das spielte keine Rolle, sie musste nach Hogwarts kommen, so oder so.
-Schauen wir mal...-, dachte sie im Stillen und wischte die Gedanken über Sirius und die Vergangenheit erstmal zu Seite. Nun wollte sie erstmal ihr Zimmer sehen und sich dort einrichten...
***
Die Räume, in denen Jeniffer wohnen sollte, waren ganz in der Nähe des Kerkers. -Naja, wenigstens ist es dann im Sommer hier schön kühl-, ging es ihr durch den Kopf.
Mit einem leisen Knarren öffnete Kikky die Tür zum Zimmer und ein lautes Rumpeln drang an Jeniffers Ohren. Sie trat ein und erblickte Hagrid, der gerade ihren großen Schrankkoffer von seinen Schultern gleiten ließ.
"Hallo Hagrid!", rief sie mit erfreuter Stimme. Hagrid zuckte zusammen und wirbelte herum.
"Oh mein Gott, hast mich ganz schön erschreckt...! Ich bin nicht mehr der Jüngste, Jenny...das kannst du nicht mehr oft mit mir machen!" Er legte sich die rechte Hand vor Schreck auf die Brust und ließ sich auf den Koffer sinken. Langsam begann er zu lächeln.
"Man sollte meinen, dass ein Bär von einem Mann wie du nicht gleich vor Angst erzittert, wenn man ihn freudig begrüßt...!" Lachend ging sie auf Hagrid zu und umarmte ihn zur Begrüßung. Selbst Kikky musste schmunzeln.
"Ich hab deine Sachen schon alle reingebracht, hast ganz schön viel mit...! Scheinst also länger zu bleiben, das freut mich..."
"Ja, ich muss eine Weile bleiben, das ist richtig", sagte sie und setzte sich neben ihn auf den Schrankkoffer.
"Geht es dir gut, Jenny?" Hagrid sah sie fragend an, denn auch ihm war nicht entgangen, dass die nötige Begeisterung in ihrer Stimme fehlte, was ihren Aufenthalt in Hogwarts anging.
"Ach, natürlich geht es mir gut...! Ich freue mich, endlich mal wieder hier zu sein...!
Und? Wie geht es dir so?", log sie ihn an und brachte es so überzeugend rüber, dass Hagrid nicht weiter drüber nachdachte.
"Danke der Nachfrage! Schlechten Menschen geht es immer gut, musst du wissen, hehehe...!" Beide lächelten sich einen Augenblick fröhlich an, bis Jeniffer merkte, dass Kikky sie zaghaft an ihr Bein tippte. "Kann Kikky Mrs. Moore noch etwas bringen?" Schüchtern sah sie zu ihr auf.
"Nein, vielen Dank Kikky. Zur Zeit brauche ich nichts...Ich werde es dich sonst wissen lassen."
Die kleine Elfe nickte fröhlich, drehte sich um und hüpfte zum Ausgang.
"Ich glaube, ich werde jetzt erst mal meine Sachen auspacken und mich frisch machen....
Wenn du Zeit hast, komme ich dich die nächsten Tage mal besuchen, Hagrid?!"
"Du bist immer herzlich zu Tee und Keksen eingeladen." Der große Mann erhob sich.
"Aber gewöhn dich erst mal schön hier ein. Du hast Glück, Du wohnst hier in bester Gesellschaft. Professor Lupin und Sirius Black haben die anderen Zimmer direkt neben dir." Glücklich strahlte er sie an.
"Ach, das ist aber wirklich eine Freude...", erwiderte sie und zwang sich zu einem Grinsen.
"Naja, ich lass dich dann mal alleine." Er winkte ihr mit seiner großen Hand zu und verließ dann das Zimmer.
Einen Augenblick blieb Jenny still sitzen und blickte ihm nach. -Nicht nur, dass ich hier im wahrsten Sinn des Wortes für die nächste Zeit "gefangen" sein werde, nein, ich wohne sogar direkt neben Sirius...-, ging es ihr durch den Kopf. -Ein bisschen mehr Freiraum wäre auch nicht schlecht gewesen, Albus-.
Mit einem kleinen Seufzer stand sie auf und schaute sich ihre Räume genauer an. Der Raum, in dem sie stand, war riesig. Er war eingerichtet wie die meisten Privaträume in Hogwarts, ein gemütlicher Kamin mit kuscheligen Sesseln und Sofa davor und ein kleiner Tisch für Gläser.
Ein großer Schrank, der wirklich jede Menge Platz für Umhänge, Mäntel und sonstige Kleidung bot und ein riesiges Himmelbett aus dunklem Holz und samtigen Vorhängen.
Sie ging zur nächsten Tür und öffnete sie. Hier war das Badezimmer. Der ganze Raum war aus Marmor und sehr prunkvoll eingerichtet. In der Mitte befand sich eine im Boden eingelassene Badewanne, die eher an einen kleine Pool erinnerte.
"Die Räume sind auf jeden Fall sehr schön...", sagte sie zu sich selbst und ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. "Aber, wo ist mein Büro?...Komisch, sonst sind Büro und Privaträume der Lehrer doch immer mit einander verbunden?" Noch mal sah sie sich um, aber sie entdeckte weder eine weitere Tür noch eine Treppe. Deshalb beschloss sie morgen Dumbledore zu fragen, wo sie ihren Unterricht vorbereiten sollte und fing langsam an, ihre Sachen auszuräumen...
***
Nach einer guten Stunde war Jeniffer mit allem fertig. Nun wollte sie sich noch schnell umziehen, um endlich mal aus den Klamotten, die sie bereits den ganzen Tag trug, heraus zu kommen. Sie entschied sich für eine schwarze, enge Hose und die schwarze, langärmelige Rüschenbluse, die sie so liebte.
Als sie gerade mit dem Anziehen fertig war, klopfte es an ihrer Tür. Überrascht schaute sie auf die Uhr. -Hmmm, halb neun...ein bisschen früh, Sirius...-, dachte sie, als sie zur Tür ging und öffnete.
"Geht deine Uhr vor, Sir..." Sie brach mitten im Satz ab, denn vor ihrer Tür stand nicht Sirius, sondern Remus Lupin. "Oh Moony, ich dachte..."
Remus lächelte sie an. "Ich weiß, du erwartest Sirius um neun Uhr. Er hat es mir vorhin erzählt, denn eigentlich wollte ich ihn heute nach Hogsmeade auf ein Honigbier einladen...", gab er ihr als Erklärung.
"Komm doch einen Augenblick rein, Remus..." Sie ging einen Schritt beiseite.
"Nein nein, ich will auch nicht lange stören. Eigentlich wollte ich dich nur kurz als meine neue Nachbarin willkommen heißen und dich fragen, ob du vielleicht morgen oder übermorgen Lust auf einen kleinen Spaziergang hast?", fragte er sie lächelnd.
"Das Angebot schlage ich nicht aus...! Vielen Dank für die liebe Einladung, Moony! Ich denke aber, dass es eher übermorgen werden wird, denn morgen muss ich erst mal einige Dinge mit Albus klären und einige Dinge erledigen..."
"Das ist absolut okay. Dann halten wir übermorgen Nachmittag fest, ja?!"
"Ja, klasse. Ich versuche es bis dahin zu organisieren, dass wir aus der Küche einen Picknick-Korb bekommen", sagte sie und freute sich innerlich schon riesig auf den kleinen Ausflug.
"Prima! Dann wünsche ich dir erstmal noch einen schönen Abend, Mäuschen..." Remus trat einen Schritt auf sie zu und gab ihr einen freundschaftlichen Kuss auf die Wange.
"Danke, Moony! Wünsche ich dir auch...und ich freu mich. Ist wirklich ne tolle Idee...!"
Mit einem Zwinkern drehte Lupin sich um und ging zu seinem Zimmer rüber.
Sie schloss langsam die Tür. Ein Spaziergang mit Remus war wirklich eine willkommene Ablenkung und Jeniffer hoffte, dass er sie ein bisschen von ihrer schlechten Laune ablenken würde.
Keine zehn Sekunden später klopfte es wieder...!
"Na Moony, noch was vergessen…?"
Doch vor der Tür stand nicht Remus, denn sie blickte direkt in zwei schwarze, kühle Augen...
Vor ihr stand Severus Snape... mit verschränkten Armen und dem gleichen musternden Blick wie heute Nachmittag bei ihrer Ankunft. Das Lächeln wich ihr aus dem Gesicht...
"Nein Mrs. Moore, ich heule nicht den Mond an...", bekam sie es sofort spöttisch zu hören.
Unbewusst nahm Jeniffer genau die gleiche, distanzierte Haltung ein wie Severus. "Nun, das wäre noch zu beweisen, Professor Snape!" Angriffslustig blitzte sie ihn an und setzte sofort nach... "Aber um über den Mond mit mir zu sprechen sind Sie sicher nicht hergekommen, oder?"
-Was bildet diese Frau sich eigentlich ein...?-, ging es Snape durch den Kopf, doch da ihm kein wirklich passender Spruch in diesem Augenblick einfiel, ignorierte er ihre Retourkutsche.
Langsam trat er einen Schritt auf sie zu und verengte seine Augen zu Schlitzen...
"Wie Sie sicherlich bereits wissen, habe ich das ...große Vergnügen... Sie in meinem Unterricht fortan zu ertragen um Sie im Lehren MEINES Fachs ...auszubilden...! Damit Sie am ersten Schultag nicht eine gänzliche Belastung für mich sind, möchte ich vorher einige ...Dinge... mit Ihnen klären...! Sonst blamieren Sie sich noch..." Kalt blickte Severus sie an.
Während er sprach bemerkte er, dass sie keinen Schritt zurückgewichen war. Auch keinerlei Einschüchterung war bei ihr zu erkennen. Das was er feststellte war, dass sie ihn die ganze Zeit ebenso mit ihren grünen Katzenaugen fixierte und kein einziges Mal blinzelte.
Einen Augenblick herrschte absolute Stille.
"Nun... Professor Snape ... ich bin ganz Ihrer Meinung, dass wir noch einige ...Dinge...,wie Sie es nennen, klären sollten. Wenn ich mich vor der Klasse blamiere, was ich zwar nicht glaube, wirft das ja auch ein schlechtes Licht auf ... Sie...!", brachte sie ihm entgegen, ohne die Miene zu verziehen.
"Wenn es Ihnen passt, können Sie mir ja meine erste ...Lektion...morgen Nachmittag erteilen. Sagen wir so gegen drei Uhr?" Jeniffer zog ihre linke Augenbraue hoch und blickte Severus fragend an. War da ein leichter Ausdruck von Irritation bei ihm zu erkennen?
"Vier Uhr reicht völlig! Zu viel meiner kostbaren Zeit werde ich Ihnen gewiss nicht opfern, Mrs. Moore..." Irgendwie lief das Gespräch nicht nach Severus Vorstellungen...! Schließlich wollte er bestimmen, wo es lang geht und nun übernahm sie förmlich die Planung.
"Und ziehen Sie sich etwas an, wo Sie nicht überall mit dran hängen bleiben..." Er deutete auf die Ärmel ihrer Bluse.
Immer noch blickten sich beide ohne große Regungen in die Augen.
"Was willst du denn hier, Snape. Ich dachte, du kommst um diese Uhrzeit nicht mehr aus deinem Kerker...?" Sirius Stimme erklang hinter Severus und er drehte sich reflexartig zu ihm um. Langsam beäugt er Black, der immer noch genauso gestriegelt wie am Nachmittag aussah. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass er eine Weinflasche mit zwei Gläsern in der Hand hielt.
"Black...jetzt erklärt sich einiges! Du bist auf Freiersfüßen unterwegs...sehr interessant!"
Severus wandte sich wieder der blonden Frau zu. "Passen Sie auf sich auf, Mrs. Moore!
Scheinbar hat unser ...Freund...hier heute noch was vor, wenn er schon Wein mitbringt..."
Ein hässliches Grinsen machte sich auf Snapes Gesicht breit. Die Stimmung war höchst explosiv...
"ICH WARNE DICH, SNAPE..." Doch weiter kam Sirius nicht.
"Vielen Dank also, Professor Snape. Ich werde dann morgen zu Ihnen kommen, damit wir alles weitere besprechen können. Nett von Ihnen, dass Sie noch kurz hier waren..." Jeniffer trat zwischen die beiden Männer, wandte sich Severus zu und lächelte ihn an.
Einen Moment blickte Severus ihr direkt in die Augen. Irgend etwas konnte er darin erkennen. Er konnte nur nicht klar sagen, was es war...
Warum verhielt diese Frau sich nur so?
"Gute Nacht..., Mrs. Moore" Ohne auch nur noch einen weiteren Blick oder Kommentar zu Sirius zu werfen, wandte er sich um, und ging hinüber zu den Kerkerstufen.
"Was wollte er denn hier?", fragte Sirius immer noch leicht aggressiv.
"Wir hatten nur einiges wegen dem Unterricht zu besprechen Sirius, sonst nichts..."
Jeniffer versuchte so belanglos wie möglich zu klingen, obwohl auch sie innerlich wegen der ganzen Situation sehr aufgewühlt war.
"Komm bitte rein, hier wird es langsam ungemütlich..." Sie lächelte ihm zu.
"Sehr gerne. Ich ... hab mich auf dich gefreut!" Langsam trat er in den Raum ein und sie schloss die Tür.
"Ja...ich mich auch...", gab sie so überzeugend wie möglich zur Antwort.
Innerlich musste sie allerdings an Severus Snape denken. -Warum ist er so seltsam...-, fragte sie sich. -Irgendwie...aber nein, dass ist verrückt Jenn-, schoss es ihr durch den Kopf.
Doch der Gedanke wollte sich nicht einfach abschütteln lassen. - Irgendwie hat er sehr interessante Augen...-
"Darf ich mich setzen?" Mit diesem Satz holte Sirius sie zurück in die Wirklichkeit....
***
Als Severus in seinem Büro angekommen war, blieb er stehen und stützte sich auf seinem Schreibtisch ab. Er fragte sich, was da eben geschehen war. Ohne weiteres hätte sie doch mit Sirius zusammen gegen ihn Partei ergreifen können?!
- Warum hat sie das getan? Und dieser Blick...- Auch Severus versuchte, diesen Gedanken nicht zu Ende zu denken und auch ihm gelang es nicht. - ...Sie hat wirklich interessante Augen... -
In seinen Gedanken verloren stieß er aus Versehen an eine kleine Flasche, die auf seinem Schreibtisch stand. Erst durch das Geräusch des zersplitternden Glases wurde er abgelenkt...
Laut fluchend wandte er sich somit den Säuberungsarbeiten zu und vergaß vorerst alles weitere...
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