Kapitel 2
Als Severus die Tür der großen Halle erreichte, blickte er kurz in den riesigen Raum und bewunderte die verzauberte Decke, die heute Abend eine wunderschöne Rotfärbung durch die untergehende Sonne angenommen hatte. Durch die schwebenden Kerzen sah der Anblick im wahrsten Sinn des Wortes "magisch" aus. Die langen Schülertische der einzelnen Häuser standen unbenutzt in der Großen Halle und ließen sie dadurch einsam und verlassen wirken. Am anderen Ende stand der Lehrertisch.
Severus ging durch die Große Halle direkt am Slytherin-Tisch vorbei. Er konnte Professor McGonagall, Professor Flitwick und Albus Dumbledore erkennen, die bereits an ihren Plätzen saßen und in ein Gespräch vertieft zu sein schienen.
"Wahrscheinlich wissen alle anderen schon wieder bescheid über Albus´ tolle Idee, nur ich werde wieder als Letzter eingeweiht....geht ja auch nur um meinen Unterricht, warum sollte ich da auch zuerst informiert werden...", sagte Snape leise zu sich selbst, als er sah, dass Professor McGonagall und Professor Flitwick sich einen amüsierten Blick zuwarfen, als sie Severus kommen sahen.
"Guten Abend, Severus!", begrüßte ihn Dumbledore fröhlich.
"Es wird sich noch zeigen, ob der Abend gut ist, Albus...!", entgegnete Severus und blickte den alten Mann mit zusammengezogenen Augenbrauen an, bevor er sich auf seinem Stuhl niederließ.
"Wie immer ein Optimist, unser Severus!! Durch und durch...!", sagte Minerva McGonagall und blickte Snape spöttisch an, bevor sie einen Schluck Wein aus ihrem Glas trank.
Ohne ein weiteres Wort zu sagen, begann Snape sich seinen Teller zu füllen und mürrisch in seinem Essen zu stochern. Definitiv hatte er jetzt nicht auch noch Lust auf eine Auseinandersetzung mit Minerva. Also verhielt er eich lieber still.
"Wo bleibt eigentlich Sirius? Wollte er nicht heute Abend mit uns zusammen essen?" Dumbledore blickte seine Kollegen fragend an und erkannte die sofort auftauchende Abscheu in den Augen von Severus Snape, als er den Namen von Black erwähnte?
"Ich weiß auch nicht Albus, aber vorhin sagte er irgendetwas davon, dass er heute noch einiges zu erledigen hätte...", bemerkte Professor Flitwick.
"Na, dann wird er wohl seine Gründe haben, warum er heute nicht zum Abendessen erscheint...", sagte der Schulleiter und widmete sich seinem Nachtisch.
"Naja, somit scheint der Abend sich ja doch noch zu meinen Gunsten zu gestalten. Obwohl ich auch nichts gegen einen Hund unter der Tafel hätte, bei all den Resten die übrig bleiben...!", sagte Snape mit einer gewissen Begeisterung in der Stimme.
"Severus...!!!", schrie Minerva entrüstet und schlug zur Unterstreichung ihrer Worte mit der Hand auf den Tisch.
"Was ist denn nun schon wieder, du hast doch mehr Optimismus von mir verlangt! Fange ich dann mal an nach den positiven Dingen zu suchen, ist es auch wieder falsch...!", entgegnete Snape und guckte Minerva Mcgonagall verständnislos an.
"Der arme Sirius hat die letzten Jahre seines Lebens sehr viel durchgemacht und schlimme Dinge erlebt! Kannst du nicht auch mal ein bisschen freundlicher zu ihm sein? Was soll denn immer euer Kampf gegeneinander?!" Minerva blickte ihn ernst an.
"Nicht nur der arme Sirius hat schlimme Dinge in seinem Leben erlebt, Minerva! Und unsere Antipathie beruht absolut auf Gegenseitigkeit, schieb das also nicht mir in die Schuhe, ja?!"
Snape blaffte sie mit einer Bestimmtheit in der Stimme zurück an, die ihr zeigte, dass es ihm ernst war und er keine Lust auf eine Grundsatzdiskussion mit ihr hatte. Natürlich wusste sie, das auch Severus Snape alles andere als ein normales Leben bisher geführt hatte. Auch er hatte schlimme Dinge erlebt, die sie sich gar nicht bis ins Detail vorstellen konnte.
Doch das wollte sie eigentlich auch gar nicht damit ausdrücken. In erster Linie wünschte sie sich, dass die beiden endlich ihr Kriegsbeil begraben würden. Doch leider sah das nicht so aus...!
"Das wollte ich doch damit gar nicht sagen, Severus", begann sie sich zu verteidigen. "Könntet ihr vielleicht einfach mal anfangen, euch nicht immer wie die Kampfhähne zu benehmen, wenn ihr euch begegnet?", fragte sie ihn.
"Minerva, ich möchte jetzt in Ruhe essen und wirklich nicht über meine zwischenmenschliche Beziehung zu Sirius Black mit euch sprechen, wenn das in Ordnung ist!" Damit war das Gespräch für Snape beendet und er widmete sich wieder ganz seinem vor Wut zerstochertem Essen und schaufelte sich sogleich zwei große Bissen in den Mund.
Fragend blickte Minerva McGonagall Dumbledore und Flitwick an, die ihr jedoch beide durch ihren Blick klar machten, sie solle das Gespräch von eben erst mal auf sich beruhen lassen.
"Ich werde euch jetzt schon mal verlassen, liebe Kollegen." Mit diesen Worten erhob sich kurze Zeit später Albus Dumbledore. "Severus, passt es dir so in einer halben Stunde?"
Ohne von seinem Teller aufzublicken nickte Snape.
"Sehr schön! Den anderen wünsche ich noch einen schönen Abend, wir sehen uns hoffentlich morgen in alter Frische beim Frühstück..." Mit diesen Worten winkte Dumbledore noch einmal kurz Professor McGonagall und Professor Flitwick zu und ging mit einem beschwingten Gang zum anderen Ende der Großen Halle. Doch auch er war gespannt auf das ihm bevorstehende Gespräch mit Severus Snape, denn er wusste, dass die Idee, die er ihm präsentieren wollte, bei Snape nicht auf offene Ohren stoßen würde. Ja, er erwartete sogar das genaue Gegenteil...!!
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