Leid und Leidenschaft

 

 

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Kapitel 18



Am nächsten Morgen wurde Jeniffer von einem angenehmen Geruch aufgeweckt. - Kaffee ! - Ging es ihr automatisch durch den Kopf.

Langsam öffnete sie ihre Augen und blinzelte, um die Umgebung besser zu erkennen.

"Guten Morgen..." Severus saß neben ihr auf der Bettkante, streichelte ihren Arm und lächelte sie dabei liebevoll an. Neben sich hatte er einen kleinen Tisch stehen, auf dem ein leckeres Frühstück und frisch gebrühter Kaffee stand.

"Guten Morgen... was ist das alles?" Jenny blickte ihn irritiert an und strich sich die Haare hinter die Ohren.

"Also ich nenne das...," er grinste sie an und gab ihr einen Kuss, "...Frühstück!"

Jeniffer schloss die Augen. Sie war sehr gerührt, denn so eine süße Geste hätte sie von Severus nicht erwartet. Ein Lächeln huschte ihr über das Gesicht.

"Stimmt was nicht?", fragte er nach einigen Sekunden zögernd.

"Doch...! Es könnte nicht besser sein!" Sie zog ihn zu sich. "Vielen Dank, Severus...! Ich freu mich sehr..."

"Bitte!" Liebevoll küsste Sev ihre Stirn.

"Aber wie hast du das alles hierher bekommen, ohne dass jemand etwas gemerkt hat?" Jenny blickte ihn fragend an.

"Ich habe Kikky und Dobby einfach gesagt, ich möchte heute auf meinem Zimmer frühstücken...! Und du kennst doch die Portionen, die sie einem dann machen..."

- Wo er Recht hat, hat er Recht... - ging es ihr durch den Kopf, denn auch sie wunderte sich immer wieder über die Fülle der Portionen, die von den Elfen bereitet wurden.

Beide frühstückten sehr ausgiebig und genossen die gemütliche Atmosphäre.

"Wie wird heute der Unterricht ablaufen..?", fragte Jeniffer, während sie ein Brötchen mit Marmelade bestrich.

"Heute habe ich nur Erstklässler!" Er trank einen großen Schluck Kaffee. "Es wird also nicht so spannend werden...! Guck doch heute erst mal zu. Und morgen kommt dann die fünfte Klasse der Slytherins und Gryffindors. Das wird schon interessanter..."

"Eine brisante Kombination: Gryffindor und Slytherin...! Das wird sicher spannend...", sagte sie und grinste Sev dabei verschmitzt an.

"Ja! Kann man wohl sagen. Es knallt da ziemlich oft... Und damit meine ich nicht nur den Kessel von Neville Longbottom! Ist aber auch kein Wunder, Potter und seine Gryffindor-Freunde sind ja auch in dem Jahrgang!"
Jeniffer erkannte sofort die leicht abfällige Tonlage, mit der Sev über ihr Haus sprach...

"So schlimm sind wir Gryffindors nun auch nicht, oder?" Sie beugte sich zu ihm rüber und küsste ihn zärtlich auf den Mund, während Severus die Augen schloss und die Berührung ihrer Lippen genoss.

"Ich vergesse immer, dass du ja auch eine Gryffindor bist!", sagte er lächelnd und zog sie in seine Arme. "Eigentlich bist du für das Haus viel zu smart und aufgeweckt! Bist du sicher, dass der Hut sich bei dir nicht geirrt hat?"

Eigentlich wollte Severus damit nur einen Witz machen, doch Jeniffers Reaktion nach zu urteilen, fand sie seine Worte in keiner Weise lustig.

"Der Hut irrt sich nie! Natürlich passe ich in das Haus!!!", antwortete Jenn gereizt und entzog sich seiner Umarmung.

"Das war nur ein Spaß...! Natürlich passt du nach Gryffindor!", entschuldigte er sich und blickte sie fragend an.

"Ach, es tut mir leid, Sev!" Jeniffer fuhr sich nervös durchs Haar und er konnte erkennen, dass sie sehr aufgewühlt zu sein schien. "Ich..." Sie zögerte.

"Komm her..." Ohne ihre Zustimmung abzuwarten ergriff Severus ihren Arm und zog sie an sich. "Erzähl mir, was dich bedrückt..." In seiner Stimme lag so viel ehrlich gemeintes Interesse, dass sie aufkommende Tränen in ihren Augen spürte. Schon lange hatte sich niemand mehr nach ihren Gedanken erkundigt, denn so nah ließ sie Menschen normaler Weise nicht an sich heran.

Doch bei Severus fühlte sie sich wohl... so wohl wie nie zuvor in ihrem Leben.

Sie drückte sich an ihn und ohne weiter nachzudenken, fing sie an zu erzählen:

"Damals, als ich eingeschult worden bin..." Sie schluckte und spürte eine Träne, die ihr über die Wange lief.

Severus streichelte beruhigend über ihren Rücken. "Erzähl es mir ganz langsam, ja?" Seine dunkle, angenehme Stimme beruhigte sie enorm.

"...der Hut wollte mich erst nicht nach Gryffindor schicken. Er sagte, ich wäre durch und durch... eine Slytherin! Ich habe so lange innerlich gefleht und gebettelt, bis er schließlich nachgegeben hat. Es hat so lange gedauert, dass die anderen Schüler... schon unruhig geworden sind...!"

Ihre Stimme zitterte und Sev hielt sie fest in seinen Armen.

Plötzlich fiel es ihm wieder ein. Er erinnerte sich an sie. Es war sein letztes Schuljahr in Hogwarts und während der Aufnahme-Zeremonie wurde er auf ein kleines blondes Mädchen aufmerksam, die ungewöhnlich lange den Sprechenden Hut auf dem Kopf behielt. Erst nach etlichen Minuten verkündete der Hut "Gryffindor"!

"Darf ich dich etwas fragen?", fragte er vorsichtig und Jeniffer nickte. "Warum wolltest du unbedingt nicht nach Slytherin?"

"Weil...," sie überlegte, "weil die meisten bösen Zauberer und Hexen nach Slytherin kommen...! Versteh mich jetzt bitte nicht falsch, ich habe absolut nichts gegen Slytherin! Aber ich wollte, wie der Rest meiner Familie, nach Gryffindor oder Ravenclaw...!" Das war zwar nur ein Teil der Wahrheit, aber mehr, als sie bisher jemandem erzählt hatte.

"Mit der Aussage, dass Slytherin viele böse Zauberer und Hexen hervorgebracht hat, hast du ja auch Recht!" Er legte seine Hand unter ihr Kinn und gab ihr einen Kuss. "Ich kann verstehen, dass man gerne in das Haus möchte, in dem auch die Familie zum größten Teil war. Ging mir nicht anders...! Aber der Hut war sich bei mir auch ziemlich schnell sicher...!"

Jeniffer musste lachen.

"Vielleicht hilft dir das: Wenn der Hut ein anderes Haus für absolut falsch gehalten hätte, dann wärst du auch nach Slytherin gekommen. Also steckt wohl doch eine Gryffindor in dir...!"

Severus warf ihr einen beruhigenden Blick zu und erkannte die Erleichterung in ihrem Gesicht.

Wieder lief eine Träne über Jeniffers Wange, doch es störte sie nicht. Sie lächelte ihn dankbar an und küsste ihn.



***



Nach einer Weile beendeten sie ihr Frühstück und Jeniffer schlich sich leise aus Severus Büro. Sie huschte die Treppe hoch vergewisserte sich, ob niemand zu sehen war und ging dann schnell in ihr Zimmer.

Sofort fing sie an, sich fertig zu machen, denn schon in einer halben Stunde sollte der Zaubertrank-Unterricht beginnen. Innerlich war sie sehr aufgeregt, denn der Gedanke, Severus beim Unterrichten zu beobachten, machte sie schon etwas nervös...!

Nachdem sie sich gewaschen und umgezogen hatte, verließ sie wieder hastig ihr Zimmer.

Draußen auf dem Flur stand Sirius plötzlich vor ihr... Ungewollt wich Jeniffer einen Schritt zurück.

"Hallo Jenn!", sagte er und kam lächelnd auf sie zu.

"Hallo Sirius...", antwortete sie und drückte sich mit dem Rücken an ihre Tür.

"Hast du gleich Unterricht? Sonst könnten wir ein bisschen spazieren gehen, wenn du Lust hast...?" Sirius setzte ein strahlendes Lächeln auf, das Jeniffer allerdings schwer an eine Werbeanzeige für Zahnpaste erinnerte...

"Ich hab leider keine Zeit, ich muss jetzt in den Kerker zum Zaubertrank-Unterricht! Vielleicht ein anderes Mal, ja!?" Sie warf einen Blick auf die Wanduhr, die auf der anderen Seite des Flurs stand. "Oh Sirius, ich bin spät dran! Ich muss mich beeilen..."

Sie drängte sich an ihm vorbei.

"Wann sehen wir uns denn mal wieder?", rief ihr Sirius nach.

"Bestimmt bald... ich muss jetzt wirklich los, ich komm schon zu spät!" Jeniffer winkte ihm noch einmal hastig zu und rannte die Kerkerstufen hinunter. Erleichterung machte sich in ihr breit, denn im Moment empfand sie Sirius schon fast als lästig.

Dann war sie vor der Tür zum Unterrichtsraum angekommen. Sie klopfte kurz und trat ein...
Der Unterricht hatte bereits begonnen. Severus hatte sich bedrohlich vor den Schülern in der ersten Reihe aufgebaut, die ihn ängstlich anblickten. Dann wandte er sich Jeniffer zu.

"Mrs. Moore! Schön, dass Sie es auch endlich schaffen…!" Da war er wieder, der gute alte Snape. Ironisch, abweisend und kühl...

"Entschuldigung, ich wurde aufgehalten...!", brachte Jeniffer hervor. Im Moment kam sie sich eher wie eine Schülerin vor und nicht wie eine Lehrerin, die hier hospitieren sollte.
Severus hatte eine wirklich einschüchternde Ausstrahlung, wie sie sofort feststellen musste...

"Nun ja, ich erwarte von meinen Schülern und mir selber Pünktlichkeit, Mrs. Moore! In Zukunft erwarte ich es auch von Ihnen..." Severus blickte sie herablassend an.

Es dauerte einen Augenblick, bis Jeniffer sich wieder gefangen hatte. War das derselbe Mann, mit dem sie noch vor einer guten Stunde im Bett gelegen und gekuschelt hatte?

- Auf jeden Fall kann er gut eine Fassade aufrecht erhalten... - ging es ihr durch den Kopf.

"Es passiert nicht wieder, Professor Snape! Wo darf ich mich setzten?", brachte sie schließlich hervor und blickte sich suchend nach einem Platz um.

"Da drüben..." Severus deutete auf den Lehrertisch, an dem er normalerweise zu sitzen schien.

Schnell ging Jenn nach vorn, setzte sich und holte Pergament und eine Feder hervor, um sich Notizen zu machen.

Severus beachtete sie fortan nicht mehr und erklärte den Kindern, was im ersten Schuljahr auf sie zukommen würde.

- Der Teufel kann manchmal sympathischer wirken... - waren so manches mal Jeniffers Gedanken, wenn Severus wieder einem Erstklässler durch bloßes Anschauen Angst zu machen schien. Doch irgendwie mochte sie seine Art...!

Am Ende der Stunde schienen alle Schüler froh zu sein, den Kerker endlich wieder verlassen zu dürfen...!



***



Nachdem sie alleine waren, kam Severus unsicher auf sie zu.

"Bitte sei nicht sauer, aber hätte ich vorhin anders reagiert, wäre das zu untypisch für mich gewesen!", sagte er, während er sich neben Jeniffer kniete, die immer noch wie angewurzelt auf ihrem Stuhl saß und den Blick gesenkt hatte.

Severus fühlte bei ihrem Anblick ein beklemmendes Gefühl in der Brust. "Ich wollte dich nicht verletzen..." Zögernd ergriff er ihre Hand.

Plötzlich sah er ein Funkeln in Jennys Augen und ein Grinsen trat auf ihr Gesicht.

"Reingelegt!", rief sie lachend und gab ihm einen Kuss.

"Du hast mir einen schönen Schreck eingejagt...", sagte er und musste ebenfalls lachen. Dann führte er ihre Hand zu seinem Mund und küsste zärtlich ihren Handrücken.

"Ich weiß doch, dass es nicht anders geht...", sagte sie verständnisvoll und streichelte seine Wange.

"Hat dir der Unterricht ...gefallen?" Severus wusste, was für eine absurde Frage er da stellte. Schon zu oft wurde er wegen seinem Unterricht-Stil kritisiert...vund das zu Recht!

"Na, sagen wir mal so: Du verstehst dein Fach wie kein anderer, das fasziniert mich wirklich sehr...! Aber du hast eine sehr... außergewöhnliche Art, mit jungen Menschen umzugehen...!" Jenny und Sev mussten grinsen...

"Okay..., gleich kommt die nächste Gruppe. Ich werde mich da mal etwas bemühen, nett zu sein!", antwortete er schließlich und Jeniffer wusste im erstem Moment nicht, ob er sie jetzt veräppeln wollte, oder es ernst meinte. Sie entschied sich daher, es einfach abzuwarten...!

"Darf ich dich heute Abend auf einen Wein zu mir einladen? Es wird allerdings ein bisschen später werden, ich muss nachher noch zu Albus...! Bericht über den Unterricht abgeben...!", erklärte Severus und küsste erneut ihre Hand.

"Komisch, muss ich das etwa auch noch...?", fragte Jeniffer verwundert.

"Nein, musst du nicht! Nur ich muss das. Kannst dir ja denken, warum!" Er blickte sie etwas verlegen an.

Und sie konnte sich wirklich denken, warum er das musste. Seinen Unterricht-Stil kannte sie jetzt schließlich...

"Ich nehme die Einladung gerne an, Professor Snape!", sagte sie und zwinkerte ihm schelmisch zu.

Einen Augenblick später hörten sie die Schritte der Schüler, die auf dem Weg zum Unterricht waren. Schnell stand Severus auf, lächelte ihr ein letztes Mal zu und mutierte dann wieder zu dem grimmigen Professor Snape für Zaubertränke... .


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