Kapitel 13
Jeniffer und Severus sprachen nun gar kein Wort mehr miteinander.
Manchmal unternahm Jenn etwas mit Remus, ab und zu auch mit Sirius. Immer mehr merkte sie jedoch, dass Sirius mehr zu wollen schien, als nur Freundschaft. Er machte ihr Komplimente und brachte ihr Blumen mit. Eines Abends versuchte er sie sogar zum Abschied auf den Mund zu küssen, was Jeniffer nur durch einen plötzlichen Hustenanfall zu verhindern wusste... Am liebsten verbrachte sie daher die Abende allein in ihrem Zimmer oder besuchte Hagrid in seiner Hütte.
Snape hielt sich fast ausschließlich in seinen Kerkerräumen auf und arbeitete an neuen Zaubertränken. Er vermied es, an sie zu denken und stürzte sich daher übermäßig in seine Arbeit.
Den See mieden sie im Moment beide...!
Die Tage kamen und gingen, bis schließlich der 01. September vor der Tür stand.
Hagrid war den ganzen Tag damit beschäftigt, die Boote für die Erstklässler fertig zu machen und die Elfen bereiteten vom frühen Morgen an alles für das festliche Abendessen in der Großen Halle vor.
Am Nachmittag fing Jenny an, sich langsam für die große Aufnahme-Zeremonie fertig zu machen. Als Garderobe wählte sie ein langes, enges schwarzes Kleid, das sie in einer Hexenboutique in Paris gekauft hatte und darüber entschied sie sich für einen ihrer schwarzen Umhänge. Ihre Haare wollte sie offen unter ihrem Spitzhut tragen.
Kritisch stand sie vor dem Spiegel und bemerkte, dass sie ziemlich nervös war.
"Du bist fast so aufgeregt wie an deinem ersten Schultag! Nur das heute offiziell dein erster Tag als Lehrerin ist!", sagt sie zu ihrem eigenen Spiegelbild und lächelte sich dabei unsicher zu.
Plötzlich durchfuhr ein stechender Schmerz ihren Kopf. Erschrocken drückte sie ihre Hände gegen ihre Stirn und schmiss den Hut auf den Boden. Der Schmerz wurde immer schlimmer und plötzlich war da wieder diese grauenvolle Stimme... "Ich werde stärker Jeniffer...immer stärker....und bald... bald werde ich dich finden..." .
Sie spürte, wie ihr eine warme Flüssigkeit aus der Nase zu tropfen begann. Es war Blut...!
Panisch rannte sie zum Waschbecken in ihrem Badezimmer und wusch sich das Gesicht.
"Oh mein Gott...!! Wie schafft er es, Kontakt zu mir aufzunehmen...?!" Sie hielt sich am Waschbecken fest und fühlte, wie ihr ganzer Körper zu zittern begann. Sie hatte die Stimme seit ihrem Traum nicht mehr gehört. "Was soll ich nur tun...?" Tränen stiegen ihr in sie Augen.
Nachdem sich Jenny ein wenig beruhigt hatte entschied sie sich, erst mal zu Poppy in den Krankenflügel zu gehen, um sich untersuchen zu lassen. Mit wackligen Beinen verließ sie langsam ihr Zimmer und ging etwas benommen die langen Flure Hogwarts entlang.
"Wenn die Wege hier doch nur etwas kürzer sein würden...!", sagte sie nach fünf Minuten zu sich selbst. Ab und an hielt sie sich an einer Steinmauer fest um tief durchzuatmen.
Plötzlich kam ihr jemand entgegen und sie erkannte nach kurzem hingucken, dass es Severus Snape war. Sie versuchte alle Kräfte in sich zu mobilisieren , um möglichst normal zu wirken, denn er sollte nicht wissen, dass es ihr nicht gut ging. Doch ihr Vorhaben schien ihr nur wenig zu gelingen.
Als Severus sie erblickte, wurde er langsamer...
Jeniffer versuchte, ihn nicht direkt anzublicken, doch sie bemerkte im Augenwinkel den schockierten Ausdruck in seinem Gesicht. Sie musste grauenhaft aussehen.
- Bitte sprich mich nicht an, mir geht es gut...!!! - ging es ihr durch den Kopf doch schon vernahm sie seine Stimme.
"Geht es Ihnen nicht gut, Jeniffer? Soll ich Sie in die Krankenstation bringen...?", fragte Snape besorgt. Er verspürte plötzlich das dringende Bedürfnis, ihr zu helfen.
"NEIN! Ich kommen gut alleine klar!" Mit einem sehr abwehrenden Ton und ohne ihn anzuschauen huschte sie an ihm vorbei. So gerne sie auch seine Hilfe angenommen hätte, sie konnte es nicht.
- Du musst damit alleine fertig werden, Jeniffer! Niemand darf etwas erfahren... Erst recht nicht Severus...- sagte sie zu sich selbst, wahrend sie den irritiert aussehenden Snape immer weiter hinter sich ließ.
Severus überlegte einen Augenblick, ob er ihr nachgehen sollte. Wie gern hätte er ihr geholfen. "Aber sie scheint schon auf dem Weg zu Poppy zu sein...", sagte er leise, da sich die Krankenstation auf dem Flur befand, den Jeniffer ansteuerte. Deshalb entschied er sich, ihr nicht zu folgen, doch sein Gefühl riet ihm, Dumbledore zu unterrichten...!
***
"Was ist denn mit Ihnen passiert, Mrs. Moore?" Poppy kam sofort in hastigen Schritten auf sie zugeeilt.
"Ich... ich weiß auch nicht, Madam Pomfrey! Mir ist plötzlich ganz schwindelig geworden und meine Nase fing an zu bluten..."
Poppy ergriff sie am Arm und führte sie zu einem der Betten, auf dem sie Platz nehmen sollte.
Auf dem Weg kamen sie an einem Spiegel vorbei und Jeniffer konnte einen Blick auf sich erhaschen. Sofort wurde ihr klar, warum Severus so schockiert gewesen sein musste...
Ihr sonst so strahlendes, wunderschönes Gesicht sah einfach fürchterlich aus. Sie erkannte tiefe dunkle Augenringe und ihre Haut wirkte blass und krank. Unter ihrer Nase befanden sich immer noch Reste ihres eigenen Blutes...
"Ich werde Sie erst mal untersuchen, irgendwas scheinen Sie zu haben..." Mit ihrem Zauberstab in der Hand fing Poppy an, verschiedene Untersuchungen an Jeniffer durchzuführen. Dabei murmelte sie leise einige Worte und die Spitze ihres Stabs fing hell an zu glühen.
Nach etlichen Minuten veränderte sich das Licht und wurde rot.
"Ah, das ist es also...! Das ist sehr seltsam..." Madam Pomfrey schien die Ursache gefunden zu haben, denn sie ließ den Zauberstab sinken.
"Was ist hier los, Poppy!" Die beiden Frauen blickten sich um und sahen den Schulleiter am Eingang der Krankenstation stehen.
"Oh, Professor Dumbledore…." Poppy wirkte überrascht. Mit besorgter Miene kam Dumbledore langsam näher.
"Hallo Albus. Woher weißte du..."
Der alte Mann lächelte, als er Jeniffers verwunderten Gesichtsausdruck sah. "Professor Snape hat mich unterrichtet..." Er zwinkerte ihr zu.
Sie wusste nicht, ob sie sich freuen oder sauer sein sollte. Auf der einen Seite war sie froh, dass Severus sofort Dumbledore verständigt hatte. Scheinbar sorgte er sich doch ein wenig um sie... Doch auf der anderen Seite wusste sie, dass er nun vielleicht sehr aufmerksam werden würde, was ihr Geheimnis betraf...
"Was ist nun mit mir, Madam Pomfrey?", fragte Jeniffer nach einem Moment.
"Mrs. Moore, haben Sie eigentlich Feinde?", erwiderte Poppy.
"Ähm, ...nein ich denke nicht...!", log sie und erkannte Albus stutzenden Blick sofort.
"Nun ja, Sie sind scheinbar mit einem äußerst seltenen Fluch belegt worden. Es ist ein sehr alter Fluch aus Ägypten, den heute kaum noch jemand kennt...! Man kann damit die Energie des Verfluchten schwächen und ihm große Schmerzen im Kopf- oder auch Herzbereich zufügen..."
Irritiert blickte Jennifer die ältere Frau an. Wie gut sich Poppy in dem Bereich auskannte, überraschte sie... Sie selbst hatte in ihrer Zeit in Ägypten an alten, vergessenen Flüchen gearbeitet und diese studiert. Von vielen hatte Jenn vorher noch nie etwas gehört!
"Ich denke, da die Person sich nicht im Schloss aufhalten wird, ist es auch ein sehr mächtiger Zauberer, oder eine sehr mächtige Hexe... denn es kostet sehr viel Kraft, ihn aus größeren Entfernungen auszusprechen...! Und Sie sind sicher, dass da niemand ist, der Ihnen etwas Böses antun will?"
Einen Augenblick lang blickte Jenny stumm ins Leere, bis sie schließlich leise und traurig "Nein...wirklich nicht...", sagte.
"Poppy, vielen Dank. Lassen Sie mich bitte nun eine Weile mit Mrs. Moore alleine..." Albus legte der älteren Frau eine Hand auf die Schulter und führte sie sanft zur Tür.
"Ich werde Ihnen in der Zeit etwas besorgen, meine Liebe...!", rief Poppy laut der jungen, blonden Frau zu, als sie das Zimmer verließ. Scheinbar tat Jeniffer ihr sehr leid...
Dumbledore kehrte nach einem Moment zu ihr zurück.
"Ich fasse es nicht, Albus. Voldemort kann gedanklich zu mir Kontakt aufnehmen...! Er hat mir wieder gedroht, wie in meinem Traum! Er bedient sich einfach an meinen Wissens... und verwendet es gegen mich!! Ich selbst habe diese Art von Flüchen studiert...!" Ratlos blickte sie den Schulleiter Hogwarts an.
"Er scheint immer stärker zu werden. Wir werden das Gelände mit einem weiteren Schutzzauber versehen müssen, damit so etwas nicht noch ein weiteres mal passiert." Sanft nahm er ihre Hand drückte sie leicht und spürte ihre Nervosität.
"Bleib jetzt bitte ruhig, Jeniffer! Es wird auch Voldemort große Anstrengungen gekostet haben... Ein erneuter Angriff ist vorerst ausgeschlossen. Und ich werde sofort die Schutzzauber aussprechen, noch bevor die Aufnahme-Zeremonie beginnt." Er lächelte sie beruhigend an, doch in seinen Augen erkannte Jeniffer Angst und Besorgnis.
"Gut, ich danke dir...!" Sie lächelte verkrampft zurück und atmete tief ein.
"Du wirst in Hogwarts sicher sein, das verspreche ich dir... Aber ich muss dich auch darum bitten, dass du das Gelände nicht verlässt, ja?"
"Tja, ...was soll ich da sagen!" Sie lächelte und versuchte es mit Humor zu nehmen, denn das würde auch bedeuten, dass sie nicht mehr nach Hogsmeade könnte.
"Kann ich stören?" Madam Pomfrey stand in der Tür und hielt ein Fläschchen in ihrer Hand.
"Ja, bitte Poppy! Komm nur herein..." Die alte Dame kam näher "Ich habe jetzt noch einiges zu erledigen", sagte Albus und wandte sich zum Gehen.
"Ich habe hier etwas für Sie, Mrs. Moore" Poppy hielt ihr das kleine Fläschchen hin und Jeniffer erkannte eine violettfarbene Flüssigkeit. "Trinken Sie das, es wird Ihnen helfen..."
Jenny wusste zwar nicht, was sie meinte, doch sie vertraute der freundlichen Frau. Sie nahm die Flasche, öffnete sie und trank. Ein warmes Gefühl durchströmte ihren Hals und breitete sich über ihren Magen hin zum Rest ihres Körpers aus. Alles begann zu kribbeln...
Poppy zog sie hoch und brachte sie zu dem Spiegel, der ihr vorhin wenig Freude bereitet hatte. Erneut erschrak sie über ihr Antlitz. Doch dann passierte es... Ihre Haut bekam wieder eine wunderschöne, frische Farbe und auf ihre Wangen legte sich ein rosa Hauch. Die Ringe unter ihren Augen verschwanden gänzlich und das Grün ihrer Iris leuchte noch schöner als sonst.
"OH DANKE, MADAM POMFREY!!!" Jubelnd drehte sich Jeniffer um und fiel der kleinen Frau um den Hals. Sie war überglücklich...
"Ach, nicht dafür, meine Liebe! Danken Sie Professor Snape! Er war so freundlich, den Trank noch schnell zu brauen... Ich hatte nämlich keinen mehr in meinem Vorrat!" Einen Moment dachte Jenn, sie würde halluzinieren....
"Wie bitte...!? Wieso ER?!?", brachte sie überrascht hervor.
"Na, meine Liebe... Wer ist denn hier der Professor für Zaubertränke? Er fertigt natürlich alle Tränke hier in Hogwarts an... Und Sie hatten eben einen Zaubertrank, ...das war Ihnen doch bewusst, oder?" Irritiert sah Madam Pomfrey sie an.
"Ähm, ja natürlich...! Ich... werde dann mal wieder in mein Zimmer gehen, die Schüler kommen in einer halben Stunde... Auf Widersehen...!" Mit einem nicht ganz so glücklichen Lächeln verabschiedete sich Jeniffer von der älteren Frau und verließ das Krankenzimmer. Poppy blickte ihr irritiert hinterher.
"Na klasse, jetzt muss ich mich auch noch bei ihm bedanken...!", sagte sie zu sich selbst. Eigentlich freute sie sich bei dem Gedanken, mit Severus zu reden... Doch da war auch noch ihr eigener Stolz und die Art und Weise, wie Snape sie verletzt hatte...! Wenn sie nur an den gemeinen Kommentar bei Tisch dachte, fühlte sie die Wut wieder in sich hochsteigen. Noch NIE hatte ihr jemand unterstellt, sie hätte gleich mehrere Verhältnisse.
In ihrem Zimmer angekommen bürstete Jenn sich noch kurz die Haare, setzte den Spitzhut wieder auf und warf einen letzten Blick in den Spiegel.
"Eins muss man Ihnen ja lassen, Severus! Sie verstehen Ihr Fach...", sagte sie zu ihrem Spiegelbild, denn sie sah wirklich fantastisch aus. Sogar ihr Haar schien noch mehr zu glänzen...!
Nach paar Minuten machte sie sich dann auf den Weg in die Große Halle, wo in wenigen Augenblicken die Auswahl-Zeremonie anfangen sollte...
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