Jenseits von Haß - Kapitel 3

 

 

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Kapitel 3


~*~*~ 

Es war vermutlich das erste Mal in der Geschichte von Hogwarts, dass jeder, und ich meine jeder, aufgeregt auf den Zaubertrankunterricht wartete. Seit Snape heute Morgen die Grosse Halle wie eine Art Gott aussehend betreten hatte, wurde über nichts anderes mehr gesprochen. Niemand dachte etwas anderes, ganz besonders nicht ein spezieller rothaariger Gryffindor. 

„Warum hat er das getan, was denkst du?“ fragte Hermine Ron. „Ich meine, sich plötzlich so zu zeigen..... wie er es tat“, sie stoppte, ein roter Hauch auf ihren Wangen.
Ron erwiderte ihren Blick mit einem verwirrten Ausdruck, über das nachdenkend, was genau Hermine mit ihrer Aussage gemeint hatte.

Sie bemerkte, wie er sie anblickte und begann sich zu verteidigen. „Ron! Ich meinte nicht, es ist, du denkst nicht dass ich dachte, Snape ist.... warte! Ich bin nicht blind! Erinnerst du dich, wie du Fleur angehimmelt hast? Du kannst nicht erwarten, dass ich das, was ich sehe, ignoriere! Er sah gut aus, bist du zufrieden?“ Rons Mund blieb offen stehen. „Sexy eben.“ Seine Augen wurden noch grösser. Hatte er richtig gehört? Hatte Hermine tatsächlich zugegeben, dass sie Snape...... sexy fand? 

„Wa-„ Ron war immer noch verletzt, wegen dem Kommentar über Fleur. „Mione! Das ist schon lange her!“
Sie blickte ihn aus dem Augenwinkel an.
„Und sagtest du, Snape ist sexy? Tssss, was bin ich dann, eine Mistbombe?“ Sie grinste und küsste ihn. 

„Ron, ich sagte nie, dass er sexier ist als du.“
„Oh“, sagte er und sein Gesicht wurde rot.
„Schhhh, ihr zwei, wollt ihr endlich zum Klassenzimmer gehen?“ neckte sie Harry.
Ron stiess ihm seinen Ellbogen in die Seite.
„Ihr Zwei könnt wirklich unerträglich sein!“ Hermine rollte mit den Augen und lachte. 
Ginny trottete an diesem betreffenden Morgen hinterher. Üblicherweise war sie sonst immer so nah bei Harry wie möglich, sorgfältig beobachtend, wie seine Haare beim Gehen über seine Stirn fielen, wie seine Brille langsam über seine Nase rutschte. Sie hatte immer diese kleinen Dinge beobachtet, die Art wie sich seine Robe bewegte und wie sein linker Schuhsenkel manchmal aufging und über den Boden glitt. Wenn er ging, hielt er die Hände, wie wenn er seinen Zauberstab halten würde. Sie könnte sein Lächeln blind zeichnen, die exakte Form seiner Narbe mit ihren Fingern wiedergeben. Sie kannte jede Kontur seines Gesichts, jeden Farbklecks seiner Augen. 

Aber heute war es anders. 

Heute verfolgte sie ein anderes Gesicht in ihren Gedanken: ein Gesicht das so anders als Harry’s war, wie man es sich nur vorstellen konnte. Severus’s Gesicht (ihn länger Snape zu nennen, schien ihr nicht mehr passend) war viel eckiger, viel klarer. Fein gemeisselt. Seine Augen waren dunkel, nicht grün glitzernd. Wenn Severus sie ansah, war es so, als wenn er in ihre Seele blicken könnte. Er sah sie an, als wäre sie eine Art seltene Blume (nicht wie Harry sie immer ansah). Seine Haare waren lang und von tiefstem Schwarz, das sich Ginny nur vorstellen konnte. Harry’s Haare waren im Vergleich fast blond. Es erinnerte sie an ein Bild von einem Vulkan, das sie einmal gesehen hatte.... die Lava, wenn sie aus der Erde kam, war ein brilliantes Orange-Rot. Es war flüssiges Feuer. Plötzlich kühlte sie aber extrem schnell ab, sie verwandelte sich in die dunklen, glitzernden Steine, die genau die Farbe von Severus’s Haaren hatten. Es war süss ironisch. Die feurige Lava und die schwarzen Steine, rot und schwarz. Genau wie sie Beide. 

And diesem speziellen Morgen stand Severus erstmals seit langer Zeit in seiner vollen Grösse da. Er trug seinen Kopf hoch, wenn er ging, dies tat er mit einer bemerkbaren Selbstsicherheit. Er besass eine Anmut, die über Jahre hinter Selbstmitleid und Hass, in den er sich gestürzt hatte, versteckt geblieben war. Er schien gottesgleich, majestätisch. Harry war das sicherlich nicht. 

Und jetzt zur gleichen Zeit fühlte sich Ginny furchtbar, wenn sie Harry und Severus verglich. Harry war nur siebzehn, Severus irgendwo in seinen späten Dreissigern. Und während sich Ginny keine Gedanken über den Altersunterschied zwischen ihnen machte, schien es ihr nicht fair, Harry mit einem Mann, der fast doppelt so alt war wie er, zu vergleichen. Harry war ein wundervoller Junge, jemand zu dem sie immer aufgeschaut und ihn angehimmelt hatte. Aber jetzt.... 

„Ginny, kommst du?“ rief ihr Harry zu. Sie blickte hoch und bemerkte, dass sie über zwanzig Fuss hinter die anderen zurückgefallen war. Schnell holte sie den Rückstand auf und trottete neben den anderen her. Harry grinste sie an, als sie auf gleicher Höhe waren. Warum kam das jetzt, wo sie doch endlich jemand anderen gefunden hatte, dass Harry Zeit mit ihr verbringen wollte? 

„Ich kann Zaubertränke heute kaum erwarten“, Harry fuhr mit dem Gespräch weiter, das sie während Ginny’s Abwesenheit begonnen hatten. „Ich frage mich, was die Slytherins von Snape’s Veränderung halten!“ 

"Vermutlich denken sie, dass der alte Snape verrückt geworden ist“, sagte Ron. „Oh mein Gott“, fügte er rasch hinzu, „Ich frage mich, wie das Malfoy aufgenommen hat! Sein bevorzugter Lehrer plötzlich..... gut, was auch immer Snape jetzt ist!“ 

„Ron“, platzte Hermine heraus. „Nur weil sich sein Aussehen verändert hat, heisst das nicht gleich, dass sich auch seine Persönlichkeit verändert hat. Vielleicht ist er heute Morgen auch nur aufgewacht und hat bemerkt, wie absolut abstossend er gewesen war. Für jemanden, der anscheinend sehr intelligent ist, hat es extrem lange gedauert, dies festzustellen.“ 

Ginny hörte den Dreien zu, wie sie Snape kritisierten, versuchte die Beleidigungen gegen ihn einfach zu ignorieren. Es war nicht ihre Sache, ihn zu verteidigen. Sie hatte in der Vergangenheit selbst viele Male in dieser Art und Weise gegen Snape geschlagen. 

Sie kamen um die letzte Ecke zu den Treppen die hinunter in den Kerker führten. Harry, Ron und Hermine hatten jetzt gleich Zaubertränke, während Ginny nun Geschichte der Zauberei erdulden musste. Sie fühlte einen Stich von Eifersucht, als sie die Drei die Treppe zu Severus’s Klassenzimmer hinunter gehen sah. Harry drehte sich um, um noch etwas zu ihr zu sagen, aber sie war bereits um die nächste Ecke verschwunden. 

~*~*~ 

Severus sass hinter seinem Pult, tappte mit seinem Fuss ungeduldig auf den Boden, als er auf die ersten Schüler wartete, die langsam herunter in den Kerker kamen. Alles schien ihm heiterer, lebendiger heute Morgen. Besonders Miss Weasley...... hör auf damit! schalt er sich selbst schon das tausendste Mal heute Morgen. Aber je mehr er versuchte, sie zu vergessen, diese unschuldige Bewunderung in ihren Augen, die sein Herz einen Schlag aussetzen liess, desto weniger Erfolg hatte er dabei. 

Jemand wollte ihn. Oder zumindest empfand er es so. 

Er musste immer und immer wieder an die vorhergehende Nacht denken. Glücklicherweise hatten nicht so viele Leute, wie er zuerst befürchtet hatte, bemerkt, dass er getanzt hatte. Die meisten der Schüler waren zu sehr mit ihren rasenden Hormonen beschäftigt gewesen, als ihm einen zweiten Blick zu schenken. Die Slytherins waren auf der anderen Seite des Raumes gewesen; die Gryffindors hatten mit Hagrid Limbo getanzt. Er war fast sicher, dass Colin Creevy ein Foto von ihnen Beiden gemacht hatte, aber er war sich auch sicher, dass er zu viel Angst hatte, Kopien zu erstellen. Er seufzte..... es war unglücklich. Severus hätte gerne eine Kopie gehabt. 

Zuerst hatten die Siebtklässler Unterricht. Er würde noch ein paar Stunden warten müssen, bevor er sie sehen würde. Was würde er sagen? Er konnte sich jedenfalls nicht mitten im Klassenzimmer mit ihr unterhalten. Er konnte auch nicht gut sagen, dass der einzige Grund für seine Veränderung der war, dass er ihr imponieren wollte. Und das war sowieso nicht der einzige Grund, warum er es getan hatte. Er hatte andere Gründe, auf jeden Fall. Er konnte sich nur im Moment nicht mehr daran erinnern. Er konnte an nichts anderes mehr denken, als an sie. 

Das Geräusch von Schritten drang über den kalten Steinboden in seine Ohren und veranlasste ihn zur Tür zu blicken. Die *drei Musketiere*, wie er sie gerne nannte, gingen leise von der Tür zur Gryffindor-Seite des Klassenzimmers. 

Severus bemerkte, dass Hermine Granger ihn anblickte, mit grossen Augen, ihr Gesicht lief scharlachrot an. Er fand das extrem amüsant, aber unterdrückte das Lächeln, das sich an den Mundwinkeln bilden wollte. Die Drei setzten sich und unterhielten sich flüsternd. 

Jetzt kamen die Slytherins herein. Millicent Bullstrode zwinkerte ihm zu, bevor sie sich setzte. Pansy Parkinson trug ihre Haare in Ringellocken und hatte vorsichtig Make-up aufgetragen. Sie lächelte ihn breit an, als sie den Raum betrat. Gefälscht, dachte Severus. Miss Weasley braucht sich nicht anzumalen um hübsch auszusehen.... Draco traf mit Crabbe und Goyle je auf einer Seite ein. Er hatte einen sehr gemischten Ausdruck auf seinem Gesicht. Es war fast schon.... Ärger? Aber nicht ganz. Amüsiertheit? Vielleicht. Verwirrt, das war er definitiv. Er blickte Severus mit verengten grauen Augen an, seine blonden Locken fielen ihm in die blasse Stirn. 

Severus beobachtete die Szene vor seinen Augen. Kein Geräusch hallte von den Wänden wieder, ausgenommen das Flüstern des rotgesichtigen Gryffindormädchens, oder vom verwirrten Draco Malfoy. Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Und für einmal sah ihn niemand angeekelt an. Es war ein Gefühl, das er noch nie zuvor gekannt hatte. Er war normalerweise so widerwärtig, dass die Blicke voller Ekel für ihn fast zu Freunden geworden waren. 

Niemand wusste, was sie von ihm halten sollten. Alle sassen auf dem Rand ihrer Stühle, auf eine Erklärung hoffend. Severus lächelte vor sich hin, zufrieden die Finger gegeneinander trommelnd. 



Dies würde ein witziger Tag werden... 

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