Kapitel 2
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„Ginny, ich kann es absolut nicht glauben, dass du mit Professor Snape getanzt hast“, sagte Hermine zwischen zwei Bissen Haferschrot. „Und was ich noch weniger glauben kann ist, dass er angenommen hat!“ Sie lachte darüber und ass weiter.
Ginny wusste, dass es Hermine gut gemeint hatte, aber sie dachte trotzdem: „Was genau meinte sie damit?“ Was war falsch daran, wenn Professor Snape mit ihr tanzen wollte? Nur weil Harry die meiste Zeit nicht bemerkte, dass sie atmete, hiess das nicht, dass andere Leute es auch übersahen...
„Ich hätte zuviel Angst gehabt, dass Gryffindor Punkte verlieren könnte, wenn ich Snape zum tanzen aufgefordert hätte“, sagte Ron. Er bekam komische Blicke vom Rest des Tisches. Sein Gesicht wurde rot. „Ich wollte nicht sagen, dass ich mit Snape tanzen würde. Ich meinte nur, dass wenn ich ein Mädchen wäre und ihn fragen würde –„ Alle um ihn herum begannen zu lachen. „Oh, vergesst es!“ sagte er und versteckte sein Gesicht dramatisch in den Händen.
„Ginny“, sagte Harry. “Wie kam es wirklich dazu, dass du mit ihm getanzt hast?“
Warum konnten sie es nicht einfach sein lassen, dachte Ginny. Es ging sie sowieso nichts an.
„Sie will extra Punkte in Zaubertränke, Harry, ist das nicht offensichtlich?“ sagte Ron amüsiert.
„Ron!“ schimpfte Hermine. Er blickte sie verlegen an und küsste sie. Sie vergass ihren Ärger über den Kommentar und blickte ihn mit einem liebeskranken Ausdruck an.
„Ernsthaft Ginny, warum –„ Harry stoppte mitten im Satz. Sein Mund blieb offen stehen.
„Harry, was ist?“ fragte Ron, verwirrt über die plötzliche Änderung im Benehmen seines besten Freundes. Hermine bemerkte nichts, sie blickte immer noch in Rons Gesicht. „Du bist wieder wegen Cho niedergeschmetter, oder?“ scherzte er. „Entschuldige Ginn“, fügte er schnell hinzu. Harry antwortete nicht. Er starrte nur zum Eingang der Grossen Halle mit einem verblüfften Ausdruck in seinen smaragdgrünen Augen. Der Lärmpegel in der Grossen Halle schien aus irgend einem Grund unablässig zu sinken. Hermine drehte schlussendlich ihren Kopf, um zu sehen, wohin Harry blickte. Ron folgte ihr. Die Drei waren absolut schockiert. Sie waren sprachlos. im Moment war die ganze Grosse Halle sprachlos, starrten mit aufgesperrten Mündern zum Eingang.
Komischer Weise drehte sich Ginny als Letzte um.
Sie fühlte wie ihr Herz einen Sprung machte.
Dort, umrahmt von der Türe zur Grossen Halle stand der schönste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Er war gross und schlank, fast majestätisch aussehend, gekleidet in eine prächtige schwarze Robe, die seinen Körper zur Geltung brachte. Er hatte lange gewellte, samtene, schwarze Haare, ein ebenmässiges Gesicht, eindringende dunkle Augen und einen leicht leuchtenden Teint. Er stand dort für einige Minuten, lächelte breit, als er den ganzen Raum überblickte. Dann betrat er den Raum, verursachte einen Aufruhr am Slytherintisch...
Und am Hufflepufftisch...
Und am Ravenclawtisch...
Und am Gryffindortisch....
Und am Lehrertisch...
Tatsache ist, dass sich der ganze Raum nach ihm umdrehte und ihn anstarrte, als er eintrat. Viele der weiblichen Jungendlichen im Raum (ebenso die weiblichen Professoren) drehten sich erregt zueinander und flüsterten über den neuen Professor. Professor Trewlaney sah besonders erregt aus.
Ginny beobachtete ihn durchdringend, als er nach vorne zum Lehrertisch ging und am weitest entfernten Ende Platz nahm, genau dort wo normalerweise Professor Snape sass. Sie war mehr als überrascht, als niemand am Lehrertisch ihm bedeutete sich woanders hinzusetzen, wo es doch Snapes Platz war. Wie auch immer, wo war eigentlich Snape heute Morgen? Es war nicht seine Art, das Frühstück zu verpassen, dachte Ginny. Sie sah ihn nahezu jeden Morgen, alle anstarrend mit zusammen gepressten Lippen und verengten Augen, einen melancholischen Ausdruck in ihnen. Aber er war nicht hier. Sie fühlte sich ein bisschen enttäuscht.
Der neue Professor drehte seinen Kopf um Professor McGonagall und Dumbledore guten Morgen zu wünschen, das Gesicht war dann genau im richtigen Winkel für Ginny, um die leicht hackenförmige Erscheinung seiner Nase zu bemerken. Snapes Nase sieht genauso aus.... dachte sie bei sich.
Grosser Gott. Es war Professor Snape. Und er sah fabelhaft aus....
Sie konnte ihre Augen nicht von ihm abwenden. Ginny hatte ihn erst ein paar Mal in ihrem Leben lachen gesehen. Aber jetzt liess er für jeden, der es sehen wollte lächelnd seine Zähne blitzen. Sie fühlte Schauer über ihren Rücken laufen. Er hob seinen Kopf, strich sich die dunklen Locken aus seinem Gesicht und blickte über die Schülermenge. Für einen kurzen Moment trafen seine Augen die ihren. Ginny lächelte, blickte ihn mit Bewunderung in ihren Augen an. Er blickte weg, aber kehrte wieder zurück um ihren Blick einige Male zu treffen, jedes mal ein bisschen länger als zuvor.
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Snape pfiff vor sich hin, während er vom Kerker in die Grosse Halle ging, nahm jede Sehenswürdigkeit in sich auf. Normalerweise war er zu ärgerlich oder zu miserabel gelaunt, um sie zu bemerken, wie zum Beispiel die Rüstungen, die bestimmte Türen bewachen und die verschiedenen Statuen, die in den dunklen Ecken stehen. Er ging sogar soweit, einigen Bildern „Guten Morgen“ zu wünschen. Die meisten waren zu schockiert um den Gruss zu erwiedern.
Er begegnete einigen seiner Schülern auf dem Weg zur Grossen Halle und keiner erkannte ihn zuerst. Er sah komplett anders aus, als am Tag zuvor. Er war versucht „Zwanzig Punkte Abzug von Ravenclaw“ zu schreien, nur um zu sehen, ob sie ihn dann erkannten, aber er fand es im Moment amüsanter, dass niemand wusste, wer er war. Er verstand, warum sie es nicht wussten.... er hatte seine Erscheinung in fast 20 Jahren nicht geändert und plötzlich waren seine Haare frisch gewaschen, seine Haut war nicht so blass wie üblich und er lächelte jeden an. Er war selbst über sein neues Benehmen schockiert. Es war total gegen seinen Charakter.
Er konnte die normalen Geräusche des Frühstücks, die von der Grossen Halle durch die Gänge drangen, hören. Er war fast ein bisschen nervös wegen dem Eintreten in die Grosse Halle nach seiner „Veränderung“. Er fragte sich, was die Anderen wohl denken werden: was Dumbledore denken wird.... was die Slytherins denken werden..... was Ginny denken wird....
„Woher kommt das?“ fragte er sich selbst. Nein, nein, sagte er zu sich. Ich tat dies für mich, nicht für irgend einen Gryffindor. Trotzdem hoffte er, dass sie sein neues Erscheinen bemerken würde und dass sie mögen würde, was sie sah.
Die Tür war in Sicht, als er um die letzte Ecke kam. Er atmete tief durch und ging durch die Tür, schaute sich in dem mit Menschen gefüllten Raum um. Einer nach dem Anderen drehte sich um, um ihn anzublicken. Der Geräuschpegel fiel augenblicklich und bald war nur noch ein Flüstern anstelle des üblichen Redens und Schreiens zu hören. Er blickte in die schockierten Gesichter der Slytherins und begann zu lachen. Er war sich ganz sicher, dass sie wussten, dass er es war, aber der Rest im Raum...
Langsam bahnte er sich seinen Weg zum Lehrertisch, trug seinen Kopf hoch als er ging und sein schwarzes Haar glänzte. Er setzte sich an seinen üblichen Platz und wandte sich der Aufmerksamkeit derer zu, die um ihn herum sassen.
„Guten Morgen“, sagte er mit einem Lächeln, seine weissen Zähne zeigend. Professor McGonagall nickte, ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht. Ihre Augen waren aber immer noch riesig. Professor Trewlaney ging fast über den Tisch. Professor Dumbledore lächelte glücklich und sagte: „Guten Morgen, Severus.“ Er hatte wie immer dieses bekannte Glitzern in seinen Augen, als wenn er nicht erstaunt wäre, Snape so zurecht gemacht zu sehen.
Snape begann die Grosse Halle zu beobachten, die vollen Tische absuchend um jemanden spezielles zu finden. „Hör auf damit!“ schalt er sich selbst. „Du bist ein Erwachsener, sie ist deine Schülerin!“ Aber irgendwie erreichte dieser Befehl nicht seine Augen. Er fand sie am Gryffindortisch sitzend. Sie sass neben Harry, gegenüber von Granger und dem Weasley-Jungen. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet und als sich ihre Blicke trafen, hellte ein Lächeln ihr Gesicht auf. Sie strahlte.
Unverzüglich blickte er weg, fühlte das Blut in sein Gesicht schiessen. Er konnte niemanden wissen lassen, was er dachte. Aber das Lächeln, das sie ihm geschenkt hatte, war so unschuldig, so liebenswert.... niemand hatte ihn jemals zuvor so angesehen. Niemand hatte ihn je zuvor gewollt. Er blickte wieder zu ihr ihn, dieses Mal ein bisschen länger. Er fühlte sein Herz ein wenig schneller schlagen. Nahm seinen Kelch, hob ihn an seine Lippen und gab ihr ein leichtes Nicken, bevor er daraus trank. Seine Augen blickten weiterhin über den Rand des Kelches hinaus.
„Das ist verrückt“ dachte er bei sich selbst. Er könnte gefeuert und sie von der Schule verwiesen werden. Das Risiko schien es nicht wert zu sein. Aber er fühlte sich heute Morgen wie ein anderer Mensch; er fühlte sich für einmal glücklich und er hatte sich schon sehr lange Zeit nicht mehr glücklich gefühlt. Er machte sich selbst ein Versprechen: er würde eine solche Chance nicht wie das letzte Mal verstreichen lassen..... nein, dieses Mal würde er sie nicht verlieren.
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