Jenseits von Haß - Kapitel 13

 

 

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Kapitel 13



~*~*~ 

Harry schob sich durch die Falltüre und fing an, so schnell er konnte auf das andere Ende des Tunnels zu zu rennen. Er konnte nicht sehen wohin er lief, und es war ihm auch egal. Er musste nur von diesem Ort weg, weg von den Leuten dort, weg von dem Anblick, der nun in seinen Geist gebrannt war... Ginny in Snapes Armen. Er riß sich die Brille herunter, denn die Gläser waren sowieso beschlagen und er fand sie ziemlich störend. Außerdem war es zu dunkel um wirklich etwas zu erkennen, und der Tunnel war recht gerade. Er würde wohl kaum in eine Wand rennen, und selbst wenn würde es der Situation vielleicht hilfreich sein. Ihm etwas andres geben auf das er sich, abgesehen von dem Gefühl das an seinem Herzen zerrte, konzentrieren konnte. 

Was hatte er gerade gesehen? Es musste eine Erklärung geben. Ja. Das war es. Eine Erklärung. Es gab keine Möglichkeit, daß das was er gerade gesehen hatte wahr sein KONNTE! Es war schließlich *Ginny*, SEINE Ginny in den Armen eines anderen Mannes. Und der Mann, igitt, der Mann! Severus Snape. Warum ausgerechnet Snape? Was hatte er ihr zu bieten? Es musste ein Fehler sein, da war sich Harry sicher. Ginny konnte doch keine Gefühle für ihn haben! 

Sie liebt mich, sie hat mich immer geliebt! Wir passen perfekt zusammen; das sieht sie sicher! Sie muß es einfach sehen! Erinnert sie sich nicht an den Weihnachtsball? Wir waren die ganze Nacht zusammen. Wir waren keine Minute getrennt, abgesehen von der Zeit in der ich sie gebeten habe mit Snape zu tanzen. Oh Gott, ich habe sie gebeten mit Snape zu tanzen. Es ist meine Schuld. 

Warte, habe ich das getan? Sie hat auch zu Halloween mit ihm getanzt! Es ist ein Spruch! Das ist das alles, ein Spruch! Er hat sie unter dem Einfluß eines Zaubertranks. Deswegen ist sie nicht mehr bei uns! Vielleicht ist es Vielsafttrank. Das ist es! Er entführt Ginny! 

Harrys Gedanken drehten völlig durch und gaben keinen logischen Sinn mehr. Er hörte auf zu laufen und ließ sich im Tunnel auf die Knie fallen, und die feuchte Erde unter ihm sickerte langsam durch seinen Umhang als sich eine sture Träne ihren Weg über sein Gesicht suchte. Wütend wischte er sie weg, ohne die Stimme überhaupt zu bemerken die ein paar hundert Meter weiter hinten nach ihm rief. 

"Harry, bitte!" rief Ginny wieder, als sie keine Bewegung mehr vor ihr sah. Sie hob den Saum ihrer Robe als sie rannte und senkte den Kopf um den Fledermäusen zu entgehen die gelegentlich vorbei flogen. „Harry! Warte auf mich!“ Ihr Fuß verfing sich an etwas, und sie fiel mit einem lauten „Umpf“ zu Boden. Sie kniff die Augen zusammen um zu sehen über was sie gestolpert war, und sah den völlig aufgelösten Harry Potter, der die Knie an sein Kinn gezogen hatte. Wenn Ginny es nicht besser gewusst hätte, hätte sie geglaubt er wäre ein einsamer kleiner Junge, nicht das siebzehnjährige Beispiel für Perfektion, das sie so viele Jahre über geliebt hatte. Er machte kein Geräusch und weigerte sich sogar ihr in die Augen zu sehen, und mit einem schweren Seufzer ließ sich Ginny neben ihn sinken. 

Was soll ich sagen? Was kann ich denn zu ihm sagen? Fragte sie sich, Kann er auch nur ansatzweise verstehen wie sehr ich Severus liebe? Er wird es als krank und verdreht ansehen. Sie alle werden das. Oh Gott, sie werden es alle herausfinden. Alle werden es herausfinden. Es ist vorbei, oder? Es ist vorbei. Er wird gefeuert; ich werde hinausgeworfen. Was wenn Dad seine Anstellung verliert? Und Percy. Was wird er sagen? Und Mum! 

Ginnys Lungen schienen nicht richtig zu funktionieren, denn sie bekam keinen einzigen Atemzug hinein. Sie starrte ihre Fingerspitzen an, die sehr schwer zu sehen waren weil es um sie herum so dunkel war. Sie holte tief Luft und fing an zu sprechen; sie wusste, daß sie wenn sie länger wartete, dem Jungen neben ihr nur mehr Schmerz und Verwirrung bereiten würde. 

"Harry," fing sie an, ohne wirklich zu bemerken ob er auch nur das kleinste bißchen zuhörte. „Was du gerade da drin gesehen hast... äh... nun, Harry...“ Was sollte sie sagen? Die Wahrheit? Harry war alt genug um damit klar zu kommen, beschloß sie. Und eine Lüge würde ihr nicht helfen, denn Lügen würden ihr nur Severus wegnehmen, und es sah aus als wäre er in kurzer Zeit das einzige das ihr noch blieb. "Harry, es war genau so wie es ausgesehen hat.” Sie konnte aus dem Augenwinkel sehen, daß sein Kopf in die Höhe schoss. „Ich meine, ich habe nicht mit ihm geschlafen, wenn du das denkst...“ Er nickte, eine sehr unsichere Bewegung. „Harry, sprich mit mir, bitte. Warum ist du so aufgeregt?” Er antwortete nicht, sondern starrte nur gerade aus und drehte die Brille in seinem Händen. Ginny war nicht ganz sicher wie sie darauf reagieren sollte, also beschloß sie am Anfang anzufangen. 

"Es ist nicht als würde ich denken du verdienst eine Erklärung,” sagte sie, aber nicht in herablassendem Tonfall. “Aber da du uns zusammen gesehen hast schätze ich, ich sollte dir eine geben.” Sie fuhr sich über die Stirn. “Ich weiß nicht warum dich das so aufregt, Harry, ich meine, es ist nicht als hätte ich dir etwas vorgemacht. Severus—“ Sie sah, daß er sich bei dem Namen sträubte. “Severus”, wiederholte sie, dieses mal etwas leiser, “und ich treffen uns seit dem Halloweenball, Harry. Zuerst war es völlig unschuldig. Wir haben uns nur unterhalten und uns gehalten. Er hat nie etwas respektloses mir gegenüber gemacht.” 

„Er könnte dein verdammter Vater sein”, murmelte Harry. “Das ist verdammt noch mal falsch!” 

“Ist es? Wie kann es schlimmer sein, als wenn ich mich jemandem hingeben würde den ich nicht liebe?” fragte Ginny mit einer Spur von Trauer in der Stimme. 

"Was?” wollte Harry mit blitzenden Augen wissen. 

„Du hast mich verstanden." 

"Du liebst mich nicht?” fragte er mit leicht erstickter Stimme. 

„Natürlich liebe ich dich, Harry! Ich liebe dich wie einen Bruder. Aber ich bin nicht in dich verliebt. Nicht mehr.” Sie sagte den letzten Teil fest, um ihre Aussage zu unterstreichen, und sah zu wie er seine Wut neiderkämpfte und dabei fast seine Brille zerdrückte. Ginny streckte vorsichtig die Hand aus und nahm sie ihm weg, dann nahm sie seine Hand. Er wollte sie ihr wegziehen, aber sie hielt seine Hand fest. 

„Laß mich los!” befahl er. 

“Nein, das werde ich nicht. Hör mir bitte einfach zu!” Harry holte scharf Luft als er versuchte, die Wellen aus Wut zu beruhigen, die durch seinen verkrampften Körper strömten. In Ginnys Nähe zu sein half in dieser Situation gar nicht, nicht wenn er sie nur küssen wollte, so wie er es bei Snape gesehen hatte... 

"Schön”, antwortete er kalt. „Er ist auch ein Todesser, weißt du das?“ Ihre Augen verengten sich. 

„Ja, ich weiß es.“ Worauf wollte er hinaus? 

"Er wird dich nie beschützen können; Ginny. Er kann nicht einmal sich selbst beschützen. Voldemort ist hinter ihm her, das weißt du sicher. Er will Snape umbringen.“ 

"Ich weiß das alles, Harry. Und es ist mir egal.” 

“Es ist dir egal?” 

"Nein. Ich will bei ihm sein.“ Sie konnte immer stur sein wenn sie musste. 

„Was hat er mit dir *gemacht*, Ginny? Du warst nie so!” Harry fuhr sich frustriert mit einer Hand durch sein zerzaustes schwarzes Haar. 

"Mit mir gemacht? Er hat nie etwas mit mir gemacht, Harry. Er war nie respektlos mir gegenüber. Ich bin diejenige die alles angefangen hat. Es war meine Idee. Ich habe ihn gebeten sich mit mir zu treffen; ich wollte ihn kennenlernen. Ich habe ihn zuerst geküsst.“ Sie sah zu wie er bei der Erwähnung des Kusses eine Grimasse schnitt. Es war schön, Harry. Ich kann nicht erwarten daß du das verstehst. " 

"Ich dachte was wir hatten wäre schön”, sagte er etwas wehmütig. 

"Unsere Freundschaft ist schön, Harry.“ 

"Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du.“ Seine Stimme war wieder kalt. Er war so gut darin seine Gefühle zu verbergen wenn er es musste. Malfoy hatte ihm nichts voraus. 

“Wir hatten nie mehr. Du behauptest ich hätte mich verändert, aber das zeigt nur wie wenig du über mich weißt.“ Sie drückte seine Hand. „Tut mir leid, Harry, ich wollte dir nicht weh tun. Es ist nur so, daß ich nie so starke Gefühle für jemanden hatte.“ Er schnaubte. „Was, denkst du es ist nicht echt? Ich habe es nicht geplant, falls du das denkst. Ich habe mir nicht gesagt, ‘ vielleicht werden deine Noten besser wenn du mit dem alten Professor tanzt, Ginn!’“ Harry sagte nichts. „Harry, du denkst nicht wirklich ich habe das absichtlich gemacht, oder? Meine Zukunft in Gefahr gebracht, und Severus’ Anstellung, nur um gute Noten im Tränkeunterricht zu bekommen?“ Harry sah sie von der Seite an. Sie ließ seine Hand fallen. “Du arroganter Kerl! Ist es das was du von mir denkst?” 

"Ginn, ich habe nicht—“ 

„Ich schätze als nächstes erzählst du mir, daß ich in Verteidigung gegen die Dunklen Künste nur bestanden habe, weil ich Professor Lupin schön anlache!“ Ginny war wütend. 

“Hey, jetzt aber—“ 

"Und was dann? Daß ich was mit LOCKHART hatte? Oder vielleicht Dumbledore? Ja, das ist verdammt rücksichtsvoll von dir, Harry.“ 

"Warte mal! Ich habe nie so was gesagt.” 

"Nein?" 

"Nein! Verdammt noch mal, Ginny, ich weiß wie schlau du bist! Und wie hübsch du bist! Und wie wunderbar du bist! Und ich bin so sauer, daß ich so lange gebraucht habe um das alles zu sehen.“ 

„Was?” 

“Ich liebe dich, Ginny.“ Ihr Kinn klappte herunter. „Ich dachte wir würden immer zusammen sein.“ 

„Harry, ich—“ sie wurde zum schweigen gebracht als sich seine Lippen in einem wilden Kuß auf die ihren legten. Zuerst war sie zu erschrocken um zurückzuweichen, und als sie es versuchte wurde sie gegen die Wand gedrückt und von Harrys starken Armen festgehalten. Es war keine Abscheu die durch ihren Körper schoß, sondern die Angst vor dem zu dem er fähig sein könnte. Der Kuß war nicht liebevoll sondern voller Angst und rohem Verlangen. Seine Zunge leckte über ihre Unterlippe und drängte ihren Mund auf, seine Hände fuhren über ihren Rücken während er sie fest an der Wand hielt. 

„Ich liebe dich“, murmelte er als er weiter machte. 

"Harry, nein, bitte!” protestierte Ginny, die endlich ihre Lippen von den seinen trennen konnte. Er küsste sie wieder, aber sie drehte den Kopf rechtzeitig, und seine Lippen trafen ihr Ohr. Er zog sich von ihrem Ohr zurück, offensichtlich furchtbar verlegen über das was er gerade getan hatte. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben 

"Ginny, Ich—" 

"Nein, sag es nicht, Harry. Ich weiß es. Du bist nur durcheinander.” Aber sie wischte sich die Lippen mit dem Ärmel ab. Sie stand auf. “Ich muß gehen.” 

"Nein, Ginny, bitte, es tut mir leid!” Er kämpfte sich auf die Füße- 

"Es ist nicht wegen dir, Harry. Ich denke Sirius könnte Sev umbringen, wenn ich nicht zu ihm zurück gehe.“ 

"Also gehst du zurück”, sagte er, wobei er auf seine Füße blickte. 

"Ja." 

"Warum?" Er bat sie darum zu bleiben. Es war so traurig ihm jetzt in die Augen zu sehen. Es stand ihm ins Gesicht geschrieben, die furchtbare Angst, jetzt verlassne zu werden so wie jeder andere in seinem Leben es getan hatte. 

"Warum? Mußt du das überhaupt fragen?“ er sah zu ihr auf und forderte sie fast heraus, es zu sagen. „Ich liebe ihn, Harry! Ich liebe ihn! Er ist für mich alles in der Welt. Er glaubt an mich und meine Zukunft, und ich mag ihn sehr.“ 

"Aber was ist mit mir?” Ginny blieb stehen. Sie hatte Harry in ihrem ganzen Leben noch nicht so emotional gesehen, so verletzlich. Ohne wirklich zu denken zog sie ihn in eine beruhigende Umarmung. 

"Du lebst dein Leben weiter, Harry, genau wie immer. Ich habe nie zuvor jemanden wie dich getroffen. Deswegen habe ich dich so lange geliebt. Und wenn Severus und ich nicht zusammengekommen wären, dann verspreche ich dir, wären es wir beide geworden.“ Sie küsste ihn sanft auf die Wange. Sie war feucht von seinen Tränen. 

"Ginn?" fragte Harry leise. Seine Stimme wurde von ihrem Haar gedämpft. 

"Hmm?" 

"Ich werde nichts sagen, ja? Falls du dich fragst.” Seine Arme hielten sie so fest, daß sie kaum atmen konnte. 

"Ich habe keinen Augenblick lang gedacht, daß du das machen würdest. Du bist nicht grausam, Harry. Du bist ein guter Mensch.” Sie hielt ihn fester. „Und ich liebe dich.” 

"Ich liebe dich auch.” Seine Brust hob sich, und er wich zurück. „Ginn, ich muß etwas allein sein.“ Sie nickte. 

"Okay. Das ist okay.” Sie sah auf den Boden hinunter. 

"Viel Glück.“ Er klang ehrlich 

"Danke”, flüsterte sie. 

"Ich bin froh, daß du glücklich bist, Ginn“, murmelte er bevor er in die Dunkelheit floh, und Ginny mit ihren Gedanken alleine ließ. 

Warum jetzt? Warum musste er bis *jetzt* warten um mir zu sagen welche Gefühle er hat? Warum hätte er nicht letztes Jahr etwas sagen können? Letztes Jahr war ich nicht in jemand anders verliebt. Da war ich in ihn verliebt. Und jetzt habe ich ihm das Herz gebrochen. Gott, das ist ihm gegenüber nicht fair. Warum muß Harry immer der sein der leiden und weitermachen muss? Er hat seine Eltern verloren, er wurde mehrmals fast umgebracht. Er musste zusehen wie Cedric gestorben ist. Er—armer Harry. 

Ihre Gedanken änderten plötzlich die Richtung. Severus. Alleine mit Sirius, der ihn wahrscheinlich gerade zusammenschlug. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte so schnell sie konnte zurück zu dem Mann den sie liebte. 

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