Kapitel 1
".. und wenn Sie bis zum Ende der Stunde nicht fertig sind werden Sie so lange hier bleiben bis alle Karteikarten alphabetisch geordnet und einsortiert sind. Verstanden?" Hermione nickte Obwohl sie nach außen hin versuchte ein unbeteiligtes Gesicht zu machen kochte sie innerlich. Was dachte sich diese überhebliche Karikatur von einem Lehrer eigentlich Es war absolut unmöglich Ordnung in Snapes Karteikartensystem für seine Zaubertrankzutaten zu bringen. Nicht in den für die Strafarbeit vorgesehenen 60 Minuten. Natürlich wusste er das und bestand trotzdem darauf, dass sie es ohne die Anwendung jedweder Zaubersprüche schaffte. Obwohl sie nach über vier Jahren Unterricht bei Severus Snape eigentlich daran hätte gewöhnt sein müssen überraschten sie seine offenkundig zur Schau getragene Bosheit und sein kaum unterdrückter Sadismus immer wieder.
"Na Miss Granger wollen Sie nicht langsam anfangen? Ihre Zeit läuft." Er setzte sein diabolischstes Grinsen auf, warf einen demonstrativen Blick auf seine Taschenuhr und machte Anstalten sein Büro durch eine zwischen den Bücherregalen versteckte Tür zu verlassen. "Ich werde in einer halben Stunde noch einmal nach Ihren Fortschritten sehen. Guten Abend und viel Spaß."
Hermione seufzte. Wenigstens hatte er nicht vor ihr die ganze Zeit über die Schulter beim Arbeiten zuzusehen und dabei bissige Kommentare abzugeben. Die Sache war auch so schon schlimm genug. Wie gerne hätte sie jetzt zusammen mit Ron und Harry im Gryffindorgemeinschaftsraum gesessen Natürlich war die ganze Strafarbeit, wie sollte es auch anders sein, vollkommen ungerechtfertigt ausgeteilt worden. Schließlich hatte sie ja nicht so mir nichts dir nichts zulassen können, dass Neville sich selbst und im schlimmsten Fall auch noch den Rest der Klasse in die Luft jagte weil er statt zwei Meerschweinchenhaaren das gesamte Fell des armen Tieres (wahrscheinlich hatte Snape es ihm persönlich abgezogen) in den Kessel geworfen hatte.
Leider hatte Snape das anders gesehen, wohl nicht zuletzt weil er jemanden brauchte, der ein wenig Ordnung in sein Chaos brachte. Hermione ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und musste unwillkürlich grinsen. Ihre Mutter hätte gesagt, dass nur ein Mann so ein vollständiges Durcheinander anrichten konnte und mit einem sarkastischen Unterton in der Stimme hinzugefügt, dass sich derjenige schleunigst eine Frau zulegen solle. Auf Snape bezogen war dieser Gedanke so vollkommen absurd, dass er Hermione trotz ihrer misslichen Lage kurzzeitig in Hochstimmung versetzte.
Schließlich sah sie aber mit einem Blick auf den Papierstapel vor sich ein, dass es auch keinen Sinn hatte die unangenehme Aufgabe noch länger vor sich her zu schieben und sie machte sich an die Arbeit. Schon nach wenigen Minuten kam sie zu der Einsicht, dass Snape entweder des Alphabets nicht mächtig war oder aber sämtliche Kärtchen durcheinandergeworfen haben musste. Es war einfach zum Verzweifeln Das hier würde nicht nur länger als erwartet sondern schlichtweg Stunden dauern. Trotzdem versuchte sie systematisch an die Sache heranzugehen, indem sie zunächst jedem Buchstaben einen einzelnen Stapel zudachte und darauf aufbauend die Karten der Reihe nach einsortierte.
Nach einer Weile musste sie zugeben, dass diese Arbeit durchaus auch ihre guten Seiten hatte, denn Hermione wäre nicht Hermione gewesen, wenn sie nicht ab und an einen Blick auf die Notizen geworfen hätte, die Snape in seiner gewohnt deutlichen Handschrift zu jeder einzelnen Zutat gemacht hatte.
"Hyoscyamus niger", las sie "Schwarzes Bilsenkraut, Familie Solanaceae, verbreitet in Mitteleuropa, 20 - 80 cm, Blütezeit zwischen Juni und September, Verwendung für Salben, ruft bei richtiger Zubereitung (Dämpfe) Rauschzustände hervor."
Auf diese allgemeinen Informationen folgten häufig Verweise zu bestimmten Rezepten oder verwandten Wirkungsmitteln, eine Sammlung, die ständig erweitert zu werden schien. Während einige Kärtchen eindeutig neueren Datums waren, schienen andere wiederum, zumindest was das schon leicht vergilbte Papier anbetraf, schon älter zu sein. Vielleicht überlegte Hermione, stammten sie ja aus Snapes eigener Schulzeit. Zumindest war das Anlegen einer solchen Kartei eine ziemlich gute Idee und sie beschloss, bei Gelegenheit selbst etwas Ähnliches zu erstellen. Falls sie bei all der Arbeit, die ihr dieser ekelhafte Schleimball aufgebrummt hatte, jemals Zeit dazu finden würde.
Gerade wollte sie "Euphorbia cyparissias" auf den E-Stapel legen, als sie auf etwas aufmerksam wurde, das an der Rückseite des Kärtchens festzukleben schien. Vorsichtig löste sie den Pappstreifen ab und erkannte, dass es sich um eine Fotografie handelte. Sie zeigte ein vielleicht sechszehnjähriges Mädchen, das etwas abwesend in die Kamera blickte und von Zeit zu Zeit ihre dunklen Locken aus dem Gesicht strich. Offensichtlich war die Aufnahme bei einem Quidditchspiel gemacht worden, denn im Hintergrund sausten Besen hin und her und am linken Bildrand war eine Tribüne zu erkennen, augenscheinlich vollbesetzt mit einer tobenden Menge. Hermione hatte den Eindruck, dass es sich um das Spielfeld von Hogwarts handelte, war sich aber nicht völlig sicher, da es sich um ein schwarz-weiß Bild handelte, dessen Qualität im Laufe der Jahre ein wenig gelitten hatte.
Das Mädchen sah eigentlich ganz hübsch aus, befand Hermione, ein wenig traurig vielleicht, aber nichtsdestoweniger gutaussehend. Sie trug einen schwarzen Mantel und einen zweifarbigen Schal, wohl die Farben ihres Hauses, außerdem hatte sie sich eine Blume ins Haar gesteckt, was schon von daher auffällig war, dass die Aufnahme augenscheinlich im Herbst oder Winter gemacht worden war. Wer sie wohl war.. und was machte ihr Foto in Snapes Büro? Auf der Suche nach einer Widmung drehte sie das Bild um, konnte aber nichts entdecken, außer einem Satzfragment, das ihr mehr als rätselhaft erschien: .. in einem anderen Leben.. Die Worte waren in einer schönen geschwungenen Handschrift geschrieben Doch was hatten sie zu bedeuten Was Hermione von vorneherein ausschloss war, dass dieses Mädchen in irgendeiner Weise mit Snape verbunden war.
Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass in seinem Leben jemals Platz für jemanden wie sie gewesen sein könnte. Hatte Sirius nicht gesagt, dass er schon als Schüler ein Ekel gewesen war, interessiert an den dunklen Künsten und mit nichts anderem beschäftigt als James Potter und seine Freunde von der Schule zu jagen? Sirius.. sie hielt die Fotografie ins Licht um besser sehen zu können. Tatsächlich. Man brauchte nicht einmal besonders viel Fantasie um Sirius Blacks Augen im Gesicht dieses Mädchens erkennen zu können. Sogar ihre Züge, ihre Nase.. alles an ihr erinnerte an Harrys Paten, man hätte beinahe sagen können, sie sei eine jüngere natürlich weibliche Version seiner selbst.
Hermione war eben noch damit beschäftigt einen logischen Zusammenhang in all das zu bringen, als ihr plötzlich die Aufnahme aus der Hand gerissen wurde. Wie vom Blitz getroffen drehte sie sich um und erkannte mit Schrecken Professor Snape, der mit wutverzerrtem Gesicht hinter ihr stand.
"Was soll das!?", schrie er "Wer hat dir die Erlaubnis gegeben in meinen persönlichen Sachen herumzuspionieren?"
"Professor.. ich.. das Bild klebte an einem der Kärtchen und.."
Snape schien sie überhaupt nicht gehört zu haben, denn er starrte sie einfach nur mit glühenden Augen an und für einen Moment glaubte sie beinahe, er würde auf sie losgehen.
"Raus." Sie bemerkte, dass er eigentlich hatte schreien wollen, doch seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. "Sofort."
Hermione wusste selbst nicht woher sie den Mut nahm, doch sie ergriff keineswegs die Gelegenheit und verließ das Büro, sondern sah Snape direkt in die Augen und fragte:
"Professor ich habe mich gefragt ob.. Sie mir vielleicht sagen könnten wer.."
"Wie kannst du es wagen.."
"Sie ist Sirius? Schwester nicht wahr?" Ihre Stimme war deutlich und fest, während sie es aussprach.
Snape sah aus als hätte ihn ein Faustschlag mitten ins Gesicht getroffen. Er riss seinen Kopf zur Seite um Hermiones Blick auszuweichen und starrte dann zu Boden. Für einen Augenblick war es völlig still im Raum dann presste er zwischen den Zähnen hervor:
"Seine Zwillingsschwester."
Hermione überlegte ob es klug war weiterzufragen, entschied sich dann aber das Risiko einzugehen. Sie war ohnehin schon gefährlich weit gegangen. Vielleicht zu weit.. und mehr als erneut hinauswerfen konnte er sie ja nicht
"Und - was macht eine Fotografie von Sirius' Zwillingsschwester in Ihrer Karteikartensammlung Sir?"
Snape schnaubte augenscheinlich vor Wut, riss sich dann aber zusammen und warf ihr ein spöttisches Lächeln zu. "So so Miss Granger.. neugierig wie immer Nun gut Sie werden Ihre Antworten bekommen. Ich kann Ihnen allerdings nicht versprechen, dass sie Ihnen gefallen werden. Das Mädchen auf dem Bild ist Florence, Black die Zwillingsschwester Ihres ach so geschätzten Freundes Sirius. Im Grunde gibt es nicht viel über sie zu sagen, außer, dass sie es vorzog, ihre Zeit mit mir zu verbringen anstatt Saint Potter anzubeten. Wahrscheinlich brauche ich Ihnen nicht zu erklären, dass wir unsere.. nun ja Freundschaft", er spuckte das Wort aus als hinterließe es einen bitteren Geschmack in seinem Mund, "geheim halten mussten. Aber wir waren jung und naiv.. dumm waren wir.. und am Ende flog natürlich alles auf, weil Bertha Jorkins es wieder einmal nicht lassen konnte, ihre Nase in Dinge zu stecken, die sie nichts angingen. Typisch Hufflepuff." Seine Lippen kräuselten sich verächtlich "Euer über alles geliebter Hund konnte es, wie auch nicht anders zu erwarten, nicht ertragen, dass seine Gryffindor-Schwester mit einem Slytherin zusammen war."
'Also doch zusammen', dachte Hermione, sprach es aber nicht laut aus. Sie war tatsächlich seine Freundin gewesen. Severus Snape hatte eine Freundin gehabt
"Den Rest kennen Sie sicherlich bereits aus den Erzählungen Ihrer Freunde. Florence wurde von ihren schockierten Eltern nach Beauxbatons geschickt und ihr Bruder machte den ehrenwerten Versuch mich umzubringen. Leider ist es ihm nicht gelungen. Zu Ihrer aller Bedauern, wie ich annehme Miss Granger."
Hermione wurde weiß. Konnte es sein..? Snape war ein Lügner, ein Verbrecher und ein Lügner, das wussten sie schließlich alle. Natürlich hatte Sirius nicht.. Und wenn doch?
"Glauben Sie mir nicht? Fragen Sie doch Potters Patenonkel Der wird es Ihnen schon sagen, wenn Sie ihn ganz nett darum bitten."
Seine Stimme klang nicht mehr boshaft sondern lediglich bitter. Bitter und unsagbar traurig. Doch Hermione hörte nichts außer dem Rauschen des Blutes in ihren Ohren 'Bloß raus hier', war ihr letzter Gedanke bevor sie wie von der Tarantel gestochen aufsprang und aus dem Büro stürmte.
Wie von Sinnen rannte sie den Gang entlang und die enge Wendeltreppe nach oben. Snape hatte recht gehabt. Sie hatte all das nicht wirklich hören wollen. Oh, warum hatte er sie nicht einfach hinausgeworfen. Hermione wusste nicht wohin sie gehen sollte, mit wem sie reden sollte. Harry und Ron kamen nicht in Frage.. was wäre, wenn Snape tatsächlich Recht hatte? Nein, Harry durfte es nicht erfahren. Sirius war der einzige Verwandte, die einzige wirkliche Bezugsperson, die er je in seinem Leben gehabt hatte. Sie durfte ihm die Illusion nicht nehmen. Denn genau das, das ging ihr nun auf, hätte Snape gewollt. Es mochte sein, dass sein Leben einst zerstört worden war, durch welche Umstände auch immer, aber das gab ihm nicht das Recht, andere genauso leiden zu lassen.
"Na na, wohin denn so eilig zu so später Stunde?" Erschrocken wandte Hermione sich um und blickte in das freundliche Gesicht von Rubeus Hagrid, dessen füllige Gestalt beinahe die gesamte Breite des Ganges einnahm. Als sie nicht antwortete nahmen seine Züge sofort einen besorgten Ausdruck an. "Is irgendwas nich in Ordnung mit dir Kind?"
"Nein, ich bin schon okay", brachte sie schließlich hervor, schaffte es jedoch nicht, das Zittern in ihrer Stimme zu verbergen.
Hagrid legte den Kopf schief und sah sie mit einem Ausdruck an, der enthüllte, dass er ihren Worten keinen Glauben schenkte. "Na komm ich seh doch, dass was nich stimmt mit uns'rer Hermione. Du hast doch was auf'm Herz'n."
"Ach Hagrid", seufzte sie dann warf sie sich in seine ausgebreiteten Arme und verbarg ihr Gesicht in seinem Umhang.
"So schlimm wird's doch nich sein..", sagte er beschwichtigend, während er ihr über den Rücken strich "S'is wohl besser wir gehen erst mal wohin, wo wir ungestört sin'." Vorsichtig löste er sich aus ihrer Umklammerung und nahm sie bei der Hand.
"Gehen wir zu deiner Hütte Hagrid?"
"Aber nich doch. Um diese Zeit verlässt kein Schüler mehr das Schloss. Aber mach dir mal keine Sorgen. Ich weiß schon wo wir hingeh'n."
Sie gingen über unzählige Flure und Treppen bis sie letztendlich an einem wohlbekannten Ort ankamen: Sie befanden sich auf der Plattform des Astronomieturms. Hagrid setzte sich auf die steinerne Bank, die in die Schlosswand eingelassen war, und klopfte leicht auf den Platz neben sich. Hermione nahm die Einladung an und ließ sich ebenfalls nieder. Für einige Minuten saßen sie schweigend nebeneinander und betrachteten den Sternenhimmel, der sich in dieser Augustnacht in seiner ganzen Pracht zeigte.
"Hagrid..", begann Hermione schließlich, "du hast doch Harrys Vater gekannt, als er hier in Hogwarts war."
"Klar hab ich James gekannt."
"Auch Sirius?"
"Sirius, Remus, Peter, James.. die ganze Truppe. Hingen genauso oft in meiner Hütte rum wie du, Ron und Harry."
"Da gab es noch jemanden, oder?"
"Was meinst du?" Der Wildhüter sah sie erstaunt an.
"Ein Mädchen oder? Sirius hatte doch eine Schwester.."
"Woher weißt du.." Er wäre beinahe aufgesprungen, so sehr überraschten ihn ihre Worte.
"Snape", sagte sie mit ausdrucksloser Stimme und mit abgewandtem Gesicht.
"Oh Merlin..", flüsterte Hagrid. "Er hat dir doch nich.."
"Doch.." Und dann sprudelte es nur so aus ihr heraus. Sie erzählte von der Strafarbeit, davon wie sie die Fotografie gefunden hatte und schließlich von der seltsamen Geschichte, die sie von Snape gehört hatte. Und am Ende stellte sie die Frage, die ihr schon seit ihrer Flucht aus dem Büro auf der Zunge brannte: "Ist es wahr?"
Hagrid antwortete nicht sofort, sondern starrte eine Weile gedankenverloren zu Boden, dann hob er langsam den Kopf und streckte eine Hand aus, um Hermione eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
"Weißt du Kleine", begann er schließlich, "manche Sachen sin nich so wie sie auf den erst'n Blick ausschaun. Unser Severus is auch so einer, den man zweimal anschaun muss bis man weiß, wo man eigentlich dran is. Er kann wirklich ekelhaftes Zeugs sagen, aber im Grunde seines Herzens, dass sag ich dir, is er ein feiner Kerl. Hat es nich immer leicht gehabt. James und seine Freunde hab'n ihm das Leben hier ganz schön schwer gemacht - aber ich sag nich, dass das nich andersrum genauso war. War beinahe ein Krieg damals. Ich weiß noch, dass der Direktor sich vor Sorgen hat einen ganzen Haufen graue Haare wachsen lassen. Keine Ahnung wie sie das geschafft haben, dass nie was Ernstes passiert is.. bis das mit Flo rauskam."
"Sie hieß Florence nicht wahr."
"Ja unsere Flo, das war schon eine. Genau wir ihr Bruder, dass kann ich dir sagen. Eine Gryffindor mit Haut und Haaren, genau wie du. Und schlau war sie, der hat so leicht keiner was vorgemacht. Ich glaub, Remus war ein bisschen verliebt in sie, aber sie hat immer so getan, als ob sie sich nich für Jungs interessiert. Aber da hat sie uns ganz schön an der Nase rumgeführt. Nich einmal Dumbledore hat das damals mitgekriegt und das will schon was heißen."
"Also war sie wirklich mit Snape zusammen?"
Seine Miene verdüsterte sich, aber er nickte langsam. "Die beid'n hatt'n natürlich Angst, dass das rauskommt und hab'n sich deswegen vor der ganzen Schule versteckt. Severus hätte sich nie wieder bei seinen Freunden blick'n lassen können, ganz zu schweigen von Sirius.. Du musst wissen, seine Flo war sein ein un' alles. Hat sich immer Sorgen gemacht um seine kleine Schwester. Wollte nich, dass ihr was passiert.."
"Und dann kam Bertha?"
"Weiß nich warum sie das gemacht hat." Er schüttelte traurig den Kopf. "Ist den beiden hinterher und ich glaub, Severus hat Flo einen Kuss hinter dem Gewächshaus gegeben, als sie dazukam. Wahrscheinlich wär nichts gewesen, wenn Severus nich mal wieder seinen Kopf verlor'n un' ihr nen Fluch auf'n Hals gehetzt hätte. Am Ende kam dann alles raus. Sirius is natürlich total ausgerastet und dann hab'n ihre Eltern Flo nach Beauxbatons geschickt. Der arme Severus. S' hat ihn wirklich ganz furch'bar getroffen. Hat wochenlang kaum ein Wort gesagt. Muss zugeben, er war noch nie besonders beliebt gewesen, aber nach der Sache mit Flo hab'n auch die anderen Slytherins angefangen ihn dumm anzugucken. Wir hab'n uns natürlich alle Sorgen gemacht aber dann hab'n wir auch gedacht, der Junge wird sich schon wieder fangen. S' konnte ja keiner wissen was Sirius vorhatte.."
"Also war die Sache mit der peitschenden Weide damals wirklich ein Mordversuch? Wollte er ihn damals umbringen?" Hermione bebte innerlich.
"So würd ich das nich seh'n. Schau, sie war'n damals junge Leute, so wie du und deine Freunde. Da is man manchmal dumm. Aber ich glaub nich, dass er ihn umbringen wollte. So einer is der Sirius nich.." Hagrid lächelte ein ehrliches und offenes Lächeln. "Aber weißt du, du musst auch verstehen, wenn unser Severus das anders sieht. Hat ihn alles schwerer getroffen als wir gedacht hab'n."
"Ist er deshalb zu den Todessern gegangen?"
Hagrid starrte sie ungläubig an.
"Harry hat es mir erzählt", fügte Hermione erklärend hinzu.
"Denk bloß nich, er wär einer von denen. Das is nich wahr Du darfst nich.."
"Hagrid." Sie legte ihm beschwichtigend eine Hand auf den Arm. "Ich weiß, dass er heute auf Dumbledores Seite steht. Aber das war doch nicht immer so, oder?"
"Das is unsere Hermione. Muss immer alles wissen. Aber wo ich einmal angefangen hab.. ich weiß es nich sicher, aber ich glaub, er hat in den Sommerferien nach der ganzen Geschichte einen jungen Mann namens Lucius Malfoy kennen gelernt. Den Rest kannst du dir ja selber denken."
Hermione nickte. "Aber er ist zurückgekommen.."
"Ja weil unsere Severus das Herz auf'n rechten Flecken hat. Und weißt du was?" Er zwinkerte ihr mit einem schelmischen Lächeln auf dem Gesicht zu. "Ich glaub, er hofft immer noch so'n bisschen, dass seine Flo wiederkommt."
"Wo ist sie jetzt?"
Der Wildhüter zuckte mit den mächtigen Schultern. "Du, da hab ich keine Ahnung. Aber wer weiß.."
Jetzt lächelte auch Hermione. Hagrid legte einen Arm um sie und zog sie an sich. "Besser jetzt?"
"Irgendwie schon.. nur, vielleicht ein bisschen viel Neues auf einmal. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Snape.." Sie ließ den Satz unvollendet, denn ihr Blick wurde von einer vermummten Gestalt angezogen, die augenscheinlich rennend das Gelände von Hogwarts verließ und auf den Verbotenen Wald zuhielt. Auch der Riese neben ihr schien sie gesehen zu haben, denn auch er blickte in eben diese Richtung.
"Voldemort hat gerufen", flüsterte er. Hermione erwiderte nichts. Sie verstand auch so. In diesem Moment beschloss sie, ihr Geheimnis für sich zu behalten. Nicht nur für Harry sondern vor allem für Severus Snape.
Und vielleicht auch für Florence, wo immer sie auch sein mochte.
;
Zurück